Tag 18
Ausgeschlafen, dann im Hotelrestaurant gefrühstückt. Abgeholt werden sollten wir erst um 18 Uhr. Bis dahin hatten wir genug Zeit um etwas zu unternehmen. Die klassischen Sehenswürdigkeiten haben vor 6 Jahren schon gemacht, also entschieden wir uns für den Botanischen Garten. Wir nahmen ein Taxi und fuhren dahin. Tja, wenn man im Winter eines Dürrejahres in den botanischen Garten geht, kann man sich ausrechnen, dass die Anzahl der blühenden Pflanzen sehr dürftig ausfällt. Aber immerhin die Köcherbäume haben geblüht. Nicht desto trotz haben wir ein paar schöne Stunden verbracht.
Den Rückweg zum Hotel wollten wir zu Fuß in Angriff nehmen. Waren ja auch nur 1,5km. Gefährlich war der Weg definitiv nicht. Was mir nur echt auf die Nerven gegangen ist, war dieses betteln und nervig „wolle Nuss/Shirt/was weiß ich kaufe“ – Getue. Die Hugel Street ist abseits der üblichen Touripfade und sieht aus wie bei uns eine Industriestraße. Dennoch wurden wir auf dem Stück von zwei Jungen angebettelt. Wo verstecken die sich eigentlich? Dann die Robert Mugabe Ave in Richtung Christuskirche. Gut man weiß ja, dass an der Christuskirche so viele Verkäufer rumhängen, dass man mehr Zeit mit dem Abwehren Derer beschäftigt ist, als mit dem Anschauen der Kirche. Daher noch vor der Kirche die Straße überquert, aber so dass Mesdames noch ein Bild machen können. Und prompt läuft ein Nussverkäufer über die Straßen auf uns zu.
Die Fidel Castro Straße runter und den Zoo Park angeschaut. Wir waren gerade 5 Schritte drin, da stehen bereits 5 Namibier auf und laufen auf dich zu. Dann in gutem Deutsch: „Seid ihr aus Deutschland, wo kommt Ihr her bla bla bla.“
Ich weiß, dass in Windhoek mein Anblick mehr als nur etwas nach Tourist schreit. Ein gelbes Blinklicht auf meinem Kopf würde mich wahrscheinlich unscheinbarer machen. Aber kann man nicht einfach in Ruhe die Stadt anschauen, ohne unterbrochen auf dein Bestes, nämlich dein Geld, angesprochen zu werden?
Ich war froh, als ich wieder im Hotel war.
Nach unserem Mittagessen wollte meine Frau auf den Craftmarkt direkt vor dem Hotel gehen. Sie wollte eine Tischdecke und ich fand die Idee eigentlich ganz gut. Ja ich bin mir vollauf bewusst, was dort auf uns zu kommt. Auf dem Craftmark gehe ich um etwas zu kaufen. Das der eine oder andere etwas aktiver wirbt, muss man in dem Fall akzeptieren. Wenn ich aber zur Christuskirche gehe, dann will ich Diese anschauen und nicht meinen Namen in Nüsse meißeln lassen. Kleiner aber für mich feiner Unterschied.
Jedenfalls, kaum auf dem Craftmarket wurde ich mit der namibischen Methode „Sex sells“ konfrontiert. Die ersten beiden Stände waren mit weiblichen Himbas besetzt. Mein Stöhnen hat meine Frau richtig verstanden. Es war nicht Erregung, sondern eher „mir bleibt aber auch nichts erspart“, und übersprang die Stände. Nein, ich bin nicht prüde, aber ich finde im Kakaoveld hat die Lebensart der Himba ihre absolute Berechtigung. In Windhoek zwischen Avani und Hilton ist es einfach nur eine primitive Verkaufsmasche. Tradition hin oder her.
Wir fanden eine sehr schöne Tischdecke und handelten von 1200 N$ auf 500N$ runter. Gekauft haben wir übrigens bei dem Händler, der am unaufdringlichsten war.
Um 18 Uhr wurden wir mit allen weiteren Air Namibia Kunden von den Bus(s)en eingeladen und zum Flughafen transportiert. Ich habe die Anzahl unserer Leidensgenossen auf ca. 50 geschätzt, und ich bekam Zweifel ob es wirklich technische Probleme waren, die unseren Flug ausfallen ließen.
Irgendwie war heute mein Tag. In unserem Bus saß vor mir Unikum. Ihr kennt Crocodile Dundee? Lange Hose, Weste über den nackten Oberkörper, braun gebrannte und sehnige Arme? Auf den ersten Blick hatte er mit Dundee Ähnlichkeit. Wäre vielleicht sogar ein richtig cooler Typ gewesen. Wenn er nicht zuletzt vor einem halben Jahr mal geduscht und auch Haare gewaschen hätte. Hinzu kam eine Alkoholfahne, die besagte, dass er nicht nur gerne über den Durst trinkt, sondern sich darin mariniert.
In der Scheibenwelt gibt es die Figur des stinkenden alten Rons. Dessen Geruch hat sich zu einer eigenen Persönlichkeit entwickelt, das ein Eigenleben führt. Zitat: “Ist man dem Geruch längere Zeit ausgesetzt, so stellen die olfaktorischen Sinneszellen ihren Dienst ein, das Ohrenschmalz verflüssigt sich und die Haare bleichen aus.“
Bei mir entwickelte sich die Horrorvorstellung, dass ich auf dem Rückflug 10h neben dem Mann sitzen musste. Also meine olfaktorischen Sinneszellen hätten Selbstmord begangen. Ich bin verschont worden, aber die diejenigen, die den Typen wirklich den Flug über in Ihrer Nähe hatten, haben meine absolute Hochachtung und Mitgefühl.
Diesmal flog die Maschine, wir bekamen unsere Bordkarten. Im Abflugbereich wechselte ich das Restgeld in Euro um und aß ein Sandwich in dem kleinen Restaurant.
Mittlerweile war ich mir sicher, dass die technischen Probleme ein Vorwand waren. Der A330 hat eine 2 – 4 – 2 Bestuhlung. Die Fensterplätze waren alle belegt. Wir drei bekamen eine 4 Bestuhlung mit einem freien Platz. Es gab in unserem Block noch min. 6 weitere Reihen, in denen ein Platz frei war. Allerdings mussten in der Maschine die Passagiere von 2 Maschinen untergebracht werden. Ich vermute daher, dass die Flüge nicht ausgelastet waren und daher zusammengelegt wurden. Ist vermutlich billiger die Passagiere in einem Hotel unterzubringen, als leer zu fliegen. Ist aber nur eine Vermutung von mir.
Fazit
Unsere Reise war einfach genial und hat unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern auch übertroffen. Aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunkte in den einzelnen Gebieten ergab sich eine wirklich abwechslungsreiche Reise.
Die Big 5 im Delta, Vögel und Giraffen im Deception Valley, Flamingos in Nata, Elefanten und Vögel im Chobe, die Wasserfälle in Simbabwe, Nilpferde, Elefanten, Vögel und Krokodile im Caprivi, Rhinos am Waterberg.
Von allen Gebieten hat mich das Delta trotz Trockenheit am meisten gefangen genommen. Aufgrund der Exklusivität, die wir dort erfahren durfte, hatten wir diese Naturparadies gefühlt für uns allein und einfach unglaubliche Tierbegegnungen.