Hallo Bernd,
bevor ich mir einen Schlafsack für 200 Euro kaufen würde, würde ich den probeliegen wollen und mir außerdem überlegen, in welchen Regionen der später noch zum Einsatz kommen könnte.
Gründe dafür:
A - die Form
Es gibt grundsätzlich drei wichtige Schlafsackformen - den Deckenschlafsack, die Mumienform und die Eiform. Deckenschlafsäcke scheiden beim Einsatz unter Minusgraden aus. Mumienschlafsäcke liegen enger an und bieten in Bezug auf Gewicht und Wärmeleistung die beste Relation. Dreht man sich öfter im Schlaf oder liegt gerne auf der Seite mit angewinkelten Beinen, könnte ein eiförmiger Schlafsack bequemer sein. Dieser ist im Hüftbereich etwas breiter geschnitten, ist also bei gleicher Wärmeleistung ein wenig schwerer und im Packmaß etwas größer.
B - das Material
Daune bietet im Regelfall bei gleichem Gewicht die beste Wärmeleistung, das geringste Gewicht und das kleinste Packmaß. Dafür sind Daunenschlafsäcke anfälliger für Feuchtigkeit und in Regionen mit viel Niederschlag oder hoher Luftfeuchtigkeit oft nicht die beste Wahl. Also auch mal über spätere Verwendungen nachdenken.
Wenn man einen Daunenschlafsack wäscht, benötigt man eigentlich einen Industriewäschetrockner, weil die Haushaltsgeräte in der Regel zu klein sind und die Daunen verklumpen und die Wärmeleistung sinkt.
Kunstfaser ist heutzutage fast schon genauso leistungsfähig wie Daune. Sie haben in feuchtem Zustand eine bessere Wärmewirkung und sind problemlos waschbar. Einfach anschließend zum Trocknen auslegen und das reicht.
Noch etwas zu den Temperaturangaben
Bei Discountern findet man häufig Schlafsäcke zu kleinem Preis mit erstaunenswerten Temperaturangaben. Dies sind natürlich völlig unsinnige Angaben, die man in der Pfeife rauchen kann.
Seriöse Hersteller messen die Wärmeleistung/Isolation seit ca. 10 Jahren nach der EU-Norm 13537. Hierbei werden die Angaben nach einem genormten Verfahren unter Verwendung von Gliederpuppen gemessen und auf einen "Durchschnittsmenschen" umgerechnet. Natürlich weicht das persönliche Wärmeempfinden immer von den Angaben ab, aber die Schlafsäcke sind dadurch einigermaßen vergleichbar in den Werten.
Es gibt dabei die sog. Komforttemperatur (T comf)
Diese bezeichnet die Temperatur, bei der eine durchschnittliche Frau von 25 Jahren mit 1,60 m Größe und 60 kg Gewicht normalerweise gut durchschläft bzw. gerade noch nicht friert.
Die Grenztemperatur (T lim) wird für einen durchschnittlichen Mann von 25 Jahren mit 1,73 m Größe und 70 kg Gewicht angenommen, der gerade noch nicht friert.
Die Extremtemperatur (T ext) wird für oben beschriebene Frau angenommen, die damit die Nacht irgendwie übersteht, wobei Kälteschäden zu befürchten sind und an Schlaf natürlich nicht mehr zu denken ist.
Bei der Wahl des Schlafsacks sind also die beiden geringeren Werte maßgebend und diese je nach persönlichem Kälteempfingen noch etwas "korrigiert". Wichtig ist natürlich auch die Unterlage, denn durch das Körpergewicht wird die Füllung komprimiert und verliert einen erheblichen Teil der Isolationswirkung in Richtung Boden.
Ich hoffe, das hilft ein wenig bei der Einschätzung der Angaben ...
Gruß
Wolfgang