THEMA: Corona und Solidarität
01 Mai 2020 08:54 #587797
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  • EundM am 01 Mai 2020 08:54
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Lieber Randfontein,
du hast vollkommen recht- wir wissen einfach noch viel zu wenig über diese Krankheit.

Weil mir im privaten Umfeld aber schon öfter der schwedische Weg als der viiiiel bessere angepriesen wurde, hab ich mir die Zahlen mal angeschaut.
Meistens lief die Unterhaltung so ab:
„Guck dir Schweden an, die haben keine Einschränkungen und viel weniger Infektionen“
Ich: „ und was ist mit Großbritannien, die haben’s am Anfang auch laufen lassen?“
„ Jaaa, die haben aber ein viel schlechteres Gesundheitssystem“
Ich „und Italien?“
„Jaaa, aber die haben auch eine viel ältere Bevölkerung“
Irgendwo dazwischen kam meistens noch der Hinweis, dass ja alles so wieso nur Panikmache ist und eine Grippe gefährlicher.

Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich glaube nicht, dass es hilft, nur nach Schweden zu schielen und alle anderen Länder abzutun. Dieses Schüren von Unzufriedenheit finde ich kontraproduktiv.
Um aber nicht nur aus dem Bauch raus zu argumentieren, hatte ich mir die Zahlen zusammengesucht. Dass die ungenau, unsicher und nur eine Momentaufnahme sind, habe ich ja angemerkt.

Ich bin auch nicht glücklich mit der Situation, meine Einnahmen sind auf 0 gefallen und fast alles von dem, was ich in meiner Freizeit gerne mache, ist nicht möglich.
Ich will mich aber nicht in das Heer der Unzufriedenen einreihen, für die alles, was hier in D läuft, falsch ist.

Diese Situation wollte keiner- aber wir müssen jetzt damit leben.
Das Leben wird nicht mehr so sein wie vor Corona, und damit müssen wir uns arrangieren.

LG
Elisabeth
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01 Mai 2020 09:24 #587799
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  • Lotusblume am 01 Mai 2020 09:24
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Sasa schrieb:
Hallo an Alle,
....
In den Niederlanden dürfen Menschen, die älter als 80 sind und Covid 19 erkranken nicht mehr ins Krankenhaus. Wollen wir sowas auch? Ich nicht.
....

Guten Morgen Sasa,
ich hätte dazu gerne eine verlässliche Quelleangabe!

Ärzte und Altenheime haben in den Niederlanden schon immer abwägt, ob sie jemanden, der schwer krank ist und auf eine Intensivstation müsste, auch dahin schicken. In vorheriger Absprache mit den Patienten bei der Aufnahme ins Altenheim, in Rücksprache im akuten Fall mit den Familien und gemäß den Überlebensaussichten wird dies sorgfältig abgewägt.
(Nebenbei bemerkt: manche Heime in NL können z.B. Beatmung mit Sauerstoff durchführen.)
In den Niederlanden wird schon immer in Abstimmung mit Ärzten / Pflegern / Angehörigen / Patienten darüber nachgedacht, ob ein Patient von einer so langen Beatmungsmaßnahme profitieren wird, ob Corona oder nicht.

Ich möchte hier nicht meine Meinung vertreten, sondern nur die Gesetzgebung des Landes Niederlande.

Ich habe noch nie gelesen bzw. gehört (wie leben im grenznahem Gebiet), dass Alte nicht auf Intensiv dürfen!
Nachsatz: mir fiel erst jetzt auf, dass du nicht mal Intensiv Station schreibst, sondern Krankenhaus und das ist nun wirklich absurd.
Letzte Änderung: 01 Mai 2020 10:26 von Lotusblume. Begründung: Nachsatz eingefügt.
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01 Mai 2020 09:40 #587802
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  • A7456 am 01 Mai 2020 09:40
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Man kann Schweden schwerlich mit Deutschland vergleichen. Wenn man Schweden vergleichen will, dann mit seinen hinsichtlich Bevölkerungsdichte und -verteilung ähnlich strukturierten Nachbarländern Norwegen und Finnland. Dann sehen wir nicht 10, 20 oder 30 Prozent mehr Tote in Schweden. Die Rate an COVID-19-Toten pro 100.000 Einwohner ist in Schweden mehr als 6 mal so hoch wie in den beiden Nachbarländern. Das scheint ein eindeutiges Urteil über den "schwedischen Weg" zu sein: Nicht zur Nachahmnung empfohlen.

Ansonsten noch mal aus meiner Sicht: Ich halte die bisherigen Maßnahmen für - dem aktuellen Wissensstand entsprechend - angemessen und richtig. Nicht auszuschließen ist, dass man in 2-3 Jahren mit dem dann vorhandenen Wissensstand zu dem Urteil kommt, dass die Maßnahme unnötig stark einschränkend waren oder wir mit kurzfristig noch schärferen Maßnahmen besser gefahren wären.

Womit ich mich überhaupt nicht anfreunden kann, sind viele geäußerte Perspektiven für die Zukunft. In vielen Perspektiven wird der Ist-Zustand in die Zukunft fortgeschrieben (was übrigens ein grundsätzliches Problem bei der Mehrheit der Zukunftsprognosen auch unabhängig von COVID-19 ist). Aber es ist ganz sicher, dass es so nicht bleiben wird, wie es jetzt ist. Wir werden Fortschritte haben. Die Wissenschaft wird mehr Daten und Erkenntnisse liefern können, auf deren Basis sich zielgenauere Maßnahmen definieren lassen. Wir werden Medikamente haben. Wir werden Schnelltests haben.

Wir sehen doch, wie Österreich mit den Füßen scharrt und sein Sommergeschäft mit deutschen Touristen retten will. Das wird in Griechenland, Portugal, Norwegen usw. auch der Fall sein. Später auch in Spanien, Italien und Frankreich. Um so mehr die COVID-19-Fallzahlen zurück gehen, um so lauter werden Forderungen nach der Zulassung von Tourismus werden. Und bis zu den Sommerferien sind es noch 2 Monate. Das ist noch eine sehr lange Zeit und es wird entsprechend diesbezüglich noch sehr laut werden. Wie immer wird die Politik auf Druck reagieren. Man muss doch nun wirklich kein Experte sein, um so eine Entwicklung vorher zu sehen?

Dann veröffentlicht das "Kompetenzzentrum Tourismus der Bundesregierung" (an deren Einschätzungen sich die Tourismuswirtschaft orientieren soll!), dass grenzüberschreitender Tourismus erst wieder ab April 2021 realistisch ist? Bitte? Einige Politiker sagen den Sommerurlaub schon mal ab. Natürlich geht es nicht nur um Reisen, sondern auch um Kitas, Schulen, Fitnesscenter, um Fussball im Amateurbereich und tausend Themen mehr, wo immer wieder Prognosen geäußert werden, dass es erst 2021 oder 2022 wieder halbwegs "normal" wird. Aber hier im Forum geht es eben um Reisen. Wann genau wir welchen Fortschritt haben werden, kann natürlich niemand sagen, aber dann muss man eben sagen: Zum Tourismus im Sommer können wir jetzt noch nichts Definitives sagen. Alles schon mal 1 Jahr im Voraus abzusagen, ist Ausdruck von Inkompetenz.

In den Themenbereich spielt auch hinein, dass einige der schwergewichtigsten Warner wie das RKI ihre Autorität (leider) sukzessive selbst demontieren. RKI-Chef Wieler hat noch vor etwa 3 Wochen die Einschätzung geäußert, dass die Intensivbetten in Deutschland nicht reichen werden und lag damit meilenweit daneben. Diese Woche hat er die Alarmglocke geschlagen, dass die Reproduktionszahl schon wieder auf 1 gestiegen wäre. Nach dem kritisch angemerkt wurde, das es angesichts beständig sinkender Fallzahlen R=1 mathematisch unmöglich ist, hat das RKI einen Tag später die Berechnungsformel geändert und kam nun auf R= 0,75. Mit anderern Prognosen lag er auch weit daneben. Wer immer wieder unfundierten Alarmismus verbreitet, liefert seinen Gegnern Steilvorlagen, um ihn argumentativ zu zerlegen. Man muss auch da wieder kein Experte sein, um zu wissen, welche Wirkungen das hat. Es spielt in die Hände derer, die Öffnungen fordern - vielleicht auch zu forsch Öffnungen fordern.
Letzte Änderung: 01 Mai 2020 09:44 von A7456.
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01 Mai 2020 10:55 #587809
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@7456
Deinen Ausführungen gibt es nicht viel hinzuzufügen.
Anmerken möchte ich hierzu noch den Einfluß der Medien. Die Effekthascherei mit irgendwelchen Schlagzeilen über andere Länder, mögliche Verbeitungswege, mögliche Medikamente usw. bringt für viele weitere "Verwirrung" wenn man die Aussagen nicht nüchtern betrachtet.
Oder kurz gesagt: Jeden Tag treibt jemand eine neue Coronasau durchs Dorf. :evil:
Gruß Joachim

P.S. Die ganzen Fragen nach "wann kann ich/wir was und wie" kann ich erst beantworten wenn ich meine Glaskugel vom Kretschmann zurück bekomme und der beim Download nicht alles gelöscht hat. B)
Touristen bringen Souveniers mit nach Hause.
Reisende Geschichten.
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03 Mai 2020 13:52 #588004
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  • aos am 03 Mai 2020 13:52
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hansilein schrieb:
@ aos,deine Frage zu meinem Post lässt mich schon wieder frösteln,wenn der junge Altenpfleger mit 26 Jahren VorerkrankUngen gehabt hätte,wäre es dann egal wenn er stirbt?Glaubst Du in diesem Knochenjob kann ein schwerkranker Mensch arbeiten der nur noch eine befristete Lebenserwartung hat?
Mir ging es eher darum, ob deine Aussage wahr ist oder eher tendenziös zu betrachten ist.
Die Antwort wäre Ja oder Nein gewesen - mehr nicht.
Mit deiner Wortwahl und der rhetorische Gegenfragen, welche ich äußerst schäbig finde, versuchst du nur abzulenken. Wenn du solche Aussagen machst, sollten sie stimmen, da sie sonst nur zur Verunsicherung beitragen.
Ich werde auch das Gefühl nicht los, dass du ich auf einem hohen, moralischen Ross befindest.

Was der ausgeübte ("falsche") Beruf mit der Erkrankung gemein haben soll, erschließt sich mir nicht. Da gibt es keinen kausalen Zusammenhang. Du weißt nicht, wo der junge Mann sich ansteckt (privat oder beruflich) usw.
Letzte Änderung: 03 Mai 2020 13:54 von aos.
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03 Mai 2020 14:49 #588012
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  • Maputo am 03 Mai 2020 14:49
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Hallo aos... Danke für deinen Kommentar. Sachliche Diskussionen sind zu dieser leider Thematik praktisch unmöglich.

Sobald man mit Zahlen, Relationen, Kosten / Nutzen von Massnahmen argumentiert,  wechseln einige reflexartig auf die emotionale, moralische Ebene. Jeder hat dann ein Beispiel parat, dass jegliches Handeln uneingeschränkt rechtfertigt.

Gestern hatte ich Besuch, ein guter Freund von mir arbeitet als Arzt in einen grossen Spital auf der Intensivstation. Er hat ganz nüchtern berichtet.  Intensivstation ist immer Leben und Tod, mit Corona momentan etwas mehr, ich rede von der Schweiz.

97% der Corona Toten haben eine oder mehrere Vorerkrankungen, 50% waren über 84 und wäre in den nächsten 1-2 Jahren altershalber sowieso gestorben. Einige waren starke Raucher mit stark eingeschränktem Lungenvolumen. Viele übergewichtig und litten dadurch unter Bluthochdruck und Diabetes. Alles was einem zu einem Risikopatienten macht.

Sicher gib es auch Ausnahmen von dieser Regel, aber dies ist wirklich nur ein ganz minimaler Prozentsatz. Null Risiko gibt es im Leben nicht.

Der Amin soll doch dieses Thema schliessen. Es ist alles gesagt und es dreht sich im Kreis und beginnt zu langweilen.

lg Maputo
Letzte Änderung: 03 Mai 2020 15:00 von Maputo.
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