THEMA: Geschenke..., macht es Sinn und wenn ja, was...
02 Mai 2018 08:32 #520358
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  • Tidou am 02 Mai 2018 08:32
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Hallo,

Wir haben in Namibia auch Familien getroffen die mehrere Kilometer bis zur nächsten Wasserstelle gehen müssen. Zwischen Etosha und Rundu sagte uns ein Familienvater, dass er dreimal pro Woche das Wasser für seine Familie bei der 13 Kilometer entfernten Wasserstelle holen muss.

Die leeren 5Liter Wasserflaschen werden von solchen Leuten auch sehr gerne angenommen.


Bei Kleidern, kommt es auch immer auf die Situation an. Wir hatten dieses Jahr etliche Kleinkinderkleidung dabei und die wurde von den Müttern die bei der Namtib Lodge arbeiten sehr sehr gerne angenommen. Die einte Mutter sagte uns "today is Christmas for us ". Es kommt aber ja auch immer darauf an wie man mit diesen Leuten ins Gespräch kommt. Ich hätte die Kleidung nicht irgendjemanden gegeben.

Beim Tsauchab River im Oerwald Camp, haben wir den "Campwächter" zu einem Kaffee und Kuchen eingeladen. Der war so glücklich Kaffe zu trinken. Als er dann noch auf meinem Campingstuhl sitzen durfte, wir hatten ja nur zwei Stühle dabei, war er sehr geehrt. Er konnte es fast nicht glauben, dass er den Stuhl benutzen durfte und ich auf der Geschirrkiste platz nahm.

Jede Situation ist anders und man kann, meiner Meinung nach, nicht sagen wo, wie, was man den anderen schenken oder nicht schenken soll. Klar sollte man den Kindern kein Geld oder Süßigkeit schenken, oder einfach so Geschenke verteilen. Aber es gibt auch Situationen bei denen Wasser oder sonstiges sehr gerne angenommen wird. Man muss halt immer die Situation abschätzen und auch mit den Leuten ins Gespräch kommen. Wir haben einem Jungen, der mit seinen Ziegen unterwegs war, Wasser gegeben. Der war wirklich froh darüber. Was ist daran falsch?

Liebe Grüße
Carmen
2016, Namibia, Botswana, Victoria Falls
2017, Uganda und Ruanda
2017, Kapstadt und Namibia
2018, Namibia und etwas Südafrika (Richtersveld, Augrabies, KTP)
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02 Mai 2018 08:51 #520360
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  • Sasa am 02 Mai 2018 08:51
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Danke Carmen.

Viele Grüße
Sasa
Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo seine Faust die Nase eines anderen trifft.
3 Generationen zum ersten Mal auf Pad, Namibia 2016:
www.namibia-forum.ch...a-erstlingstour.html
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02 Mai 2018 14:50 #520399
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  • wve_de am 02 Mai 2018 14:50
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Auch wenn es vielleicht nicht den allgemeinen Tenor trifft, so haben wir doch bei Reisen in Ländern wie Südafrika oder Namibia immer 1-2kg der in kleine Päckchen verpackten Goldbären dabei. Allerdings schmeissen wir diese nicht aus dem fahrenden Auto und geben sie auch nicht einer Gruppe bettelnder Kinder, wobei es durchaus situationsbedingt schon mal dazu kommt, dass am Weg einige dieser Päckchen den Besitzer wechseln. In aller Regel geben wir dies aber an Orten wo üblicherweise kein Trinkgeld gegeben wird, so z.B. beim Checkin in der Unterkunft oder beim Bezahlen der Nationalparkgebühren. Ganz häufig ist dann auch mal ein (Kugel)Schreiber dabei, weil ich zwar weiß, dass der Betreffende von seinem Arbeitgeber vernünftig ausgestattet sein soll aber es häufig nicht ist. Die Schreiber sind auch nicht in der Firma mitgenommen, sondern sammeln sich im Laufe des Jahres an.

Wir suchen unsere Kleidung - insbesonder T- und Poloshirts auch bei solchen Urlauben immer so aus, dass die Mehrzahl davon das Urlaubsland nicht mehr verlässt und hatten dabei noch nie Probleme dankbare Abnehmer zu finden. Als Camper verschenken wir auch die restlichen Lebensmttel und selbst erworbene Gebrauchsgegenstände nicht erst bei der Fahrzeugrücknahme - die Leute haben meist schon mehr als genug - sondern 1-2 Tage vorher. Das mit der Kleidung und den Lebensmitteln mache ich aber auch, wenn ich nach Ost- oder Südosteuropa fahre, denn auch dort gibt es mehr als genug Armut.

Mit diesen Verhaltensweisen hänge ich nicht den reichen Mitteleuropäer heraus und ein freundlcihes Lächeln habe ich dabei nahezu immer geerntet.

Willi
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02 Mai 2018 15:16 #520401
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nachdem ich hier voller Interesse mitlese , möchte ich mich nun auch zu dem Thema äußern.
Verstehen kann ich fast alle Meinungen und es ist natürlich ein " Reizthema " . ich möchte hier mal einen anderen Gesichtspunkt reinbringen - den des Beschenkten. Zu DDR - Zeiten bekamen wir die ausrangierte Bekleidung unserer Verwandten aus dem goldenen Westen , manchmal war auch ein preisgünstiges neues Teil dabei ( Ladenhüter ) - bitte nicht in den falschen Hals bekommen . Wir haben uns nämlich immer ganz mächtig gefreut , waren immer der DDR - Mode voraus und oft habe ich meinen Freundinnen etwas geborgt . Dazu noch die tollen Lebensmittel , geschmuggeltes " Monopoly " und manch anderes ermöglichte unserer 7 köpfigen Familie ein doch ganz gutes Leben, welches wir ohne diese Geschenke nie hätten führen können. Nie in dieser Zeit fühlten wir uns als Bettler oder waren über die " Gaben " beschämt . Auch haben wir uns nie auf diesen Spenden ausgeruht , sondern mit Hausschlachte oder anderen Dingen versucht , ebenfalls Freude zu bereiten. Nach der " Wende " hatten wir dann die Möglichkeit wiederum Freude durch Geschenke z. B. nach Minsk zu bringen . Es ist doch eine Schande , was in unserer Welt so alles weggeworfen wird , und andere haben noch nicht einmal das Nötigste . Das Problem ist die Verteilung dieser Dinge .

Liebe Grüße Conny
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02 Mai 2018 16:42 #520406
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Das mit dem 'Wegwerfen' war letztes Jahr bei unserem Besuch in Namibia auch ein Thema.
Nachdem wir am letzten Tag unseren Camper wieder abgegeben hatten, blieb eine nicht
unerhebliche Menge Lebensmittel (wir waren Selbstversorger) übrig. Das meiste davon in
angebrochenen Packungen etc. Einfach wegwerfen wollten wir das wirklich nicht und es einfach
so zu verschenken war uns dann doch etwas peinlich. Also haben wir David, einen Angestellten des
Hotels und der Fahrer, welcher uns vom Flugplatz abholte, gefragt. Der hat uns nur mit großen
Augen angesehen und meinte, dies hier sei Afrika und hier würde grundsätzlich nichts weggeworfen.
Er würde sich über die Sache freuen und sie mit seinen Kollegen, mit denen er eine Unterkunft teilte,
gerne teilen. Gesagt getan und schließlich waren wir es, die für diese Lösung sehr dankbar waren.

Wie weit die unterschiedliche Einschätzung über die Verwendungsfähigkeit von Dingen geht, zeigte uns
auch das Schicksal der Crocs meiner Frau, die sie als Hausschuhersatz und Fußbekleidung im Camp
dabei hatte. Diese hatten mittlerweile in unseren Augen völlig ausgedient und so haben wir sie am
letzten Tag in der Unterkunft in die Mülltonne geworfen. Das Zimmermädchen, welches dann beim
Verlassen unseres Zimmers noch in unserem Beisein mit der Reinigung begann, nahm die Crocs aus dem
Abfallbehälter und stellte sie zu ihren Sachen, um sie für sich mitzunehmen.
2017 - Namibia (10.09. - 04.10.2017)
2019 - Neuseeland (19.01. - 12.02.2019)
2020 - Mecklenburg-Vorpommern (Ersatz Kanada - 06.09. - 19.09.2020)
Letzte Änderung: 02 Mai 2018 16:46 von Bornheimer.
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03 Mai 2018 12:05 #520478
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....Kleinkinderkleidung dabei und die wurde von den Müttern die bei der Namtib Lodge arbeiten sehr sehr gerne angenommen.
....und hatten dabei noch nie Probleme dankbare Abnehmer zu finden

Es gibt hier noch paarmal die Formulierung , dass es "immer dankbar angenommen wurde".
Ich reibe mich jetzt hier nicht so sehr an dem, was oder wie es verschenkt wurde, sondern eben an dieser Formulierung. Denn man wird in Afrika IMMER DANKBARE ABNEHMER finden - DAS ist ja nicht die Frage, die wir hier diskutieren, oder?
Die Frage ist, wie sinnvoll oder hilfreich es auf lange Sicht ist - egal ob die Menschen das "Wollen", oder gar "Fordern" und ob sie es "dankbar annehmen".

Afrika ist überschwemmt mit Second Hand Kleidung. da braucht man bloß mal in Dar es Salaam über den Markt laufen - oder fast in jedem Dorf mal an einem Markttag herum spazieren (auch in abgelegenen Dörfern, bei Matema, TZ, z.B. verschlug das Angebot uns die Sprache). oder hier in Malawi in den "DAPP" gehen.
Als Tourist kann und werde ich mit Geschenken niemanden mittel- und langfristig retten können. Aus dem gleichen Grund stellen wir unsere mitteleuropäischen Moral- und Wertevorstellungen im südlichen Afrika ein wenig hinten an, weil Afrika einfach ganz anders ‚tickt‘.
Danke, Henning!

DAS ist halt das Problem - dass die Menschen ganz anders ticken.
Aus der Hand eines Weißen nehmen sie alles, was sie kriegen können - während sie untereinander sich verrecken lassen.... Sorry, das klingt hart, aber es ist die Realität. Das in Europa "hochgepriesene "Sozialsystem der Afrikaner reicht eben nur bis zu einem bestimmten Verwandtschaftsgrad - und für alle anderen würde man keinen Finmger krumm machen. Tägliche Realität meines Mannes in Krankenhäusern, da sterben die Menschen reihenweise, nicht weil es an Mitteln mangelt (wie so gerne in den Medien plakativ hingestellt), sondern weil man sich zu fein ist für "den anderen"...
Wir bewegen uns hier in einem völlig anderen Wertesystem!

Ich sage hiermit nicht, dass man nie etwas geben soll - sonst wären wir ja schon längst nicht mehr auf diesem Kontinent. Ich denke schon, dass wir etwas bieten können. Aber das ist vielleicht viel eher "Love, dignity and respect", wie es einmal ein Tanzanier formulierte, als all diese Sachmittel.
Ich bleibe dabei: ein sehr schwieriges Thema.
Aber ich meine, dass "es wird dankbar angeommen" nicht der Maßstab sein klann, ob das jetzt sinnvoll war oder nicht...
Antje
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