THEMA: Vom Rand des Höllenlochs ins Inselparadies
18 Sep 2016 10:04 #445219
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20.08.16 – Zürich – Brüssel – Kigali
Es ist ruhig am Flughafen Zürich. Die Geschäfte haben geschlossen oder schlaftrunkene Mitarbeiter öffnen die Trennwände, viele Schalter sind noch offline und es ist kein Menschengedränge vorhanden. Kein Wunder, die Ferienzeit ist ja auch vorbei. Und es ist 6.15 Uhr. Ein letztes "Tschüss" zu meinen Eltern, die mich an den Flughafen gefahren haben und ich bin allein auf mich gestellt (jedenfalls die nächsten paar Minuten). Da das Vorabend- Check-In wunderbar geklappt hat, brauche ich nur noch den Koffer abzugeben. Jetzt wird sich zeigen, ob meine Waage zu Hause richtig geeicht ist oder ob ich geschummelt habe, damit mich mein Kampfgewicht besser aussehen lässt. Schaffe ich es unter die 20 kg? Die Waage im Flughafen zeigt 19.8 kg. Punktlandung! Sorgenfrei kann der Flug nun beginnen.

Picco treffe ich mit seiner Freundin kurz darauf bei „Coffee & Friends“. Den Freund hab ich nun gefunden, aber Kaffee gibt’s bei mir nicht. Eine kalte Ovo reicht und und schon bald geht’s ab durch die üblichen Kontrollen. Während bei mir die Handgepäck-Kontrolle zügig vonstatten geht, sehe ich Picco seinen Rucksack leerräumen. Von aussen betrachtet ein mittelgrosser 08/15-Rucksack. Aber ich staune, was darin alles Platz findet! :woohoo: Während ich auf ihn warte, erinnert mich das an die Serie "Parker Lewis - der Coole von der Schule", da gab's den Jungen Jerry Steiner, der immer einen Mantel trug und die unmöglichsten Dinge aus diesem hervorholte, wenn man es brauchte. Wenn ich jetzt Picco sagen würde: "hol mir mal einen Amboss", der würde in den Rucksack greifen und mir einen überreichen...

Das Gate ist erreicht. Der Flug von Zürich nach Brüssel beginnt mit Stop and Go, Stop and Go, usw. auf der Rollbahn. Wenn ich nicht wüsste, dass ich in einem Flieger sitze, so kommt es mir vor wie auf Schweizer Autobahnen (mit oder ohne Stau, spielt keine Rolle). Nach einiger Zeit drückt der Pilot den Stempel durch, die Turbinen geben den gewünschten Schub und bald sind wir in der Luft. Und 55 Minuten später in Brüssel. Sehr viel Zeit zum Umsteigen haben wir nicht, kurz darauf befinden wir uns zum Einchecken Richtung Kigali, mit Zwischenstopp Entebbe. Kurzfristig wurde das Gate geändert, mit dem Gate auf meinem E-Ticket würde ich in Kinshasa landen (naja, auch nicht schlecht, wär ich dann schon im richtigen Land).

Wir diskutieren noch, ob unser Gepäck wohl die nötige Zeit hat, um in den richtigen Flieger verfrachtet zu werden, da einer von uns (nicht ich…) schlechte Erfahrungen mit dem Durchchecken der Koffern gemacht hat. Aber ich beruhige Picco, mir ist das noch nie passiert und wer mit mir reist, hat auch keine Probleme ;). Picco hat einen Fensterplatz erwischt (der Glückliche), während es mich in die Abteilung Kindertagestätte auf LSD verschlagen hat. So kommt es mir jedenfalls vor… Aber da der Flug nicht ausverkauft ist, nehme ich im Mittelgang sitzend den freien Sitzplatz neben mir ein und erhalte so ein wenig Abstand vom Knirps neben mir. Das ist auch gut so, denn während des Essens fällt ihm das Getränk zu Boden, genau dahin wo ich gesessen wäre. So komme ich trocken durch. Das Unterhaltungsangebot an Bord (nebst schreienden Kleinkindern) ist nicht sonderlich gross und schnell durchgearbeitet. Ein kotzender Tiger (Life of Pi) rundet den 9-stündigen Flug ab. Die restliche Zeit verbringe ich mit Dösen oder Lernen für meine Weiterbildung.

Kigali, wir landen. Der nette Zöllner, der seinem Gesichtsausdruck offenbar vorher noch in eine Zitrone gebissen hat, knallt den Stempel in den Pass und drin bin ich. Freude herrscht am Gepäckband. Unsere Koffern haben die Reise auch mitgemacht und können in Empfang genommen werden. Auf dem Weg zum Ausgang sehen wir schon von weitem viele Fahrer mit Namenszettelchen in der Hand. Wir haben die Wahl und können uns einen aussuchen, witzle ich. Der Spass ist schnell vorbei, als wir merken, dass keine Zettel auf unsere Namen passen. Das Teilnehmerfeld lichtet sich und als wir nur noch alleine wie bestellt und nicht abgeholt dastehen, nehmen wir ein Taxi für 15$. Die Fahrt dauert ca. eine halbe Stunde, mal geht’s den Hügel hoch, mal wieder runter. Wir fragen uns, ob der Fahrer unser Hotel kennt oder ziellos in der Stadt rumfährt, da taucht es auch schon auf. Nach dem Zimmerbezug geht’s in die Hotelbar für ein Tusker und einen Snack. Danach ist Nachtruhe angesagt. Von unserem Tour-Veranstalter haben wir bis jetzt nichts gehört. Hoffe, das ändert sich morgen.

Ach ja, und ab dem nächsten Kapitel folgen Bilder, versprochen...
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20 Sep 2016 20:36 #445599
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21.08.16 – Kigali – Goma
Guten Morgen Kigali, ich sehe dich zum ersten Mal im Tageslicht. Ach so, also deswegen war das mit dem Taxi gestern eine Achterbahn-Berg-und-Tal-Fahrt. Die Gegend ist ja wirklich ziemlich hügelig. Und ruhig. Und sauber. Der erste Eindruck ist durchwegs positiv.

Positive Neuigkeiten hat auch Picco beim Frühstück. Jean Bosco, von Virunga Amani Tours, hat sich via Facebook gemeldet. Ein grosses Sorry seinerseits, dass gestern die Abholung nicht geklappt hat. Und, dass es heute um 10.00 Uhr losgehen wird. Start der offiziellen Tour: rein in den Kongo, High-Fives mit den Gorillas und High to the mountain! Vorher geniessen wir aber noch ein herrliches Frühstück, mit allem was das Herz und der Gaumen begehrt. Kräfte sammeln für den heutigen und die nächsten Tage. So ein grosses Frühstück-Buffet habe ich in Afrika noch nie erlebt. Alles frisch zubereitet und schön präsentiert, vor allem die Früchte.

Nach der morgendlichen Stärkung räumen wir unsere Zimmer und stellen das Gepäck runter. Die Reception teilt mir mit, dass ich das Zimmer noch zu bezahlen hätte. Wie jetzt? Ich dachte, das Zimmer wäre im Kongo-Paket inbegriffen und von Jean bezahlt worden? Da Picco noch nicht an der Reception ist und hinter mir der Wachmann böse drein guckt, zahle ich mal die 70$. Zum Glück stellt dann Picco mein Finanz-Gleichgewicht wieder her und wir vereinbaren, auf Jean zu warten und ihn dann zu fragen. Die 70 Piepen erhalte ich anstandslos zurück. Anschliessend warten wir beide oben beim Restaurant.

10.15 Uhr, Jean ist da. Als erstes entschuldigt er sich nochmals für das Malheur von gestern und gibt uns die 15$ ohne das wir was gesagt haben zurück. Guter Mann! Unten an der Reception erklärt er dem Herrn und der Dame, dass die Zimmer bereits bezahlt sind. Sehr guter Mann! Da fragt man sich, wissen die es nicht besser oder probieren sie nur mal so auf gut Glück…
Wir fahren los und Jean entpuppt sich als netter und zuvorkommenden Typ. Kurz bevor wir den Stadtrand von Kigali erreicht haben, biegt Jean in den Busbahnhof ein und wechselt noch ein wenig Geld. Hier zeigt sich die Stadt irgendwie typisch afrikanisch: es wird gehupt, Fahrzeuge/Busse schneiden sich gegenseitig den Weg ab, irgendein Uniformierter versucht, in diesem Gewirr sowas wie eine saubere Verkehrsordnung herbeizuführen. Scheint ihm aber nicht zu gelingen. Ohne Blech- und Personenschaden biegen wir wieder in die Hauptstrasse ein und verlassen die ruandische Hauptstadt.

Strassenbild in Kigali: im Allgemeinen sehr gesitteter Strassenverkehr in Ruandas Hauptstadt

Während der rund 4-stündigen Fahrt (wiederum Hügel auf, Hügel ab, Hügel auf, Hügel ab) zeigt sich Ruanda von seiner wirklich beeindruckenden sauberen und fruchtbaren Seite. Die Felder werden für verschiedene Gemüse- und Teesorten genutzt. Passend zu unserer Fahrt und der Umgebung hat Jean afrikanische Musik auf seinem USB gespeichert und spielt diese nun über sein Autoradio ab. Gelegentlich werden die einheimischen Klänge unterbrochen von bekannten Schnulzen Europas und Celine Dion(!). Ja, der Mann hat auch eine sentimentale Seite.

Teefeld neben der Strasse. Im Hintergrund die hügelige Landschaft. Das ist Ruanda. Immer. Überall.


Moderne Bauten verlangen moderne Gerüste...

Bald erreichen wir die Grenze Ruanda/Kongo. Die Zollaktivitäten erweisen sich zu meinem Erstaunen sehr unkompliziert. Picco, der vor mir ist, wird gefragt, was er arbeitet und wo er hin will. Offenbar gilt dasselbe für mich, denn mich fragen sie nicht. Beim kongolesischen Zoll wird’s kurios bis amüsant. Mein Pass verschwindet zu der Türe links, der Gelbfieber-Impfungausweis zu der Türe rechts. Danach wird mein Pass vom Beamten links der Tür zu der Beamtin rechts der Tür weitergereicht. Kann man alles von aussen mitverfolgen. Kriege ich meine Unterlagen zurück? Nöö, es wird nach mir gerufen. Ich erhalte eine persönliche Audienz bei der Beamtin (die rechts der Tür). Sie zeigt auf den Stuhl, ich setze mich hin. Stille. Dann, eine Pistole wird mir an die Stirn gehalten. Naja, auf den ersten Blick gleicht das Ding einer Knarre. Nebst der Prüfung der Dokumente wird noch mit einem Laser-Messgerät meine Körpertemperatur gemessen. Offenbar alles Ordnung, die Audienz ist beendet, ich erhebe und verabschiede mich (ohne Hofknicks) von der Beamtin. Immer wieder interessant, afrikanische Grenzen zu passieren. Insgesamt dauert aber die ganze Prozedur nicht länger als 45 Minuten.

Kurze Zeit und ein paar Strassenkurven später treffen wir im Hotel Caritas ein. Die äusserlich schöne Anlage befindet sich direkt am Lake Kivu. Die Zimmer zeigen in den grossen Garten, der zum Verweilen einlädt. Vorher aber zeigt mir der Zimmerpage noch die WC-Spülung. Nichts aussergewöhnliches, er drückt drauf, es flutscht und gurgelt und mit einem zufriedenen Lächeln meint er: "it works!" Na, wenn's weiter keine Probleme mehr gibt, sind wir zufrieden.... Nach dem Zimmerbezug haben wir uns ein Bierchen verdient (wieso auch immer, aber braucht man einen Grund dazu?). Picco’s Primus und mein Simba schmecken dem Gaumen. Und während ich diesen Reisebericht schreibe, jagt Picco mit seiner Kamera hinter den Vögeln nach…

Das Caritas-Hotel in Goma. Im Vordergrund der Gartenbereich, im Haus dahinter sind die Zimmer untergebracht.


Empfangsgebäude und im EG Bereich, wo das Frühstück eingenommen wird.


Picco am Lake Kivu. Mit Ausschau nach Fotomotiven... oder Sehnsucht nach einer Schwimmrunde im See?

So, fertig Vögel gejagt. Denn wer jagt, muss auch was essen. Das machen wir jetzt. Im hoteleigenen Restaurant. Nebst einem Tembo (kongolesisches Dunkelbier) gibt’s zur Vorspeise Toast mit Champion ääähh Champignons. Als Hauptgang einen ganzen Tilapia (fein) mit Frites (naja…).

Anschliessend geht’s in die Heia. Nach der zweitägigen Anreise geht’s morgen los, allerdings mit einer Programmänderung: zuerst Gorillas, dann Vulkan. Weil, so Jean, einige Leute nach der Nyiragongo-Tour zu müde sind für den Gorilla-Trekking. Die Vorfreude steigt trotzdem. Im Garten wird noch ein wenig gefeiert, aber die lange Anreise sorgt dafür, dass ich davon nicht allzu viel mitbekomme.
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22 Sep 2016 20:48 #445853
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22.08.16 – Goma
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*schlaftrunken-im-Zimmer-herumlatschen*
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*immer-noch-gedankenlos-im-Zimmer-umher-schlurfend*
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Nach dem 3. Schalter begreife ich, dass diese nicht defekt sind -
*zur-Stirnlampe-greifend*
- um 5.30 Uhr ist der Strom im Hotel einfach noch nicht eingeschaltet, da muss mein mitgebrachtes Licht herhalten. Ich ziehe mich für den heutigen Tag an und nehme auch gleich das restliche Equipment mit zum Frühstück. Es gibt einige Sorten Früchte, Toast, Kaffee und Tee. In ruhiger Atmosphäre und mit Blick zum Lake Kivu geniessen wir den morgendlichen Happen.

Jean holt uns um 6.30 Uhr ab. Wir fahren durch den morgendlichen Goma-Verkehr auswärts Richtung Virunga-Nationalpark. Noch in der Stadt wechselt die bequeme Asphalt- in eine Afrikamassage-Strasse. Einige Einheimische sind schon um die frühe Uhrzeit unterwegs. Händler zu Fuss oder auf speziellen Trag-Velos, Taxifahrer auf Motobikes warten auf Kundschaft oder befördern sie schon, Kinder, welche mit Kanister Wasser holen oder Frauen, die ihre Waren gekonnt auf dem Kopf tragen. Es ist was los in und um Goma. Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto «waldiger» wird das Gebiet und die Strasse holpriger. Viele Menschen leben in verschiedenen Dörfern inmitten des Virunga und leben von ihm. Meist durch Landwirtschaft, aber auch Holzfäller sehen wir, seltener Viehherden.


Ein Relikt aus alten Zeiten, Thematik manchmal leider aber immer noch aktuell.

Wir verlassen die Hauptstrasse und fahren den Hügel hoch. Das Land wird, je höher wir kommen, immer fruchtbarer. Bauern bestellen die Felder und die Kinder winken uns zu (oder seltener, betteln uns an).

Fruchtbares Ackerland, grüne Umgebung. Sieht aus wie zu Hause.

Nach gut zweieinhalb Stunden Fahrt kommen wir in der Gorilla-Basecamp Bukima an. Neben Picco und mir sind heute noch sechs weitere Gäste anwesend. Wir acht Besucher werden in zwei 4er-Gruppen eingeteilt. Es erfolgt ein ausführliches Briefing in Französisch und Englisch: die Gorillafamilie, die unsere Gruppe besucht, besteht aus insgesamt neun Einzeltieren, u.a. aus drei Silberrücken, zwei Weibchen, zwei Teenies und zwei Babys. Im Weiteren sollen wir sieben Meter Abstand von den Tieren halten, aus Respekt. Schon ein bisschen wenig, denke ich. Da wusste ich noch nicht, wie hier sieben Meter gemessen oder definiert werden. :ohmy:

Unten Ackerbau, oben Wald. Unser Marsch über die Felder Richtung Regenwald

Wir wandern los über die Felder und halten Richtung Regenwald zu. Die Trennung zwischen Landwirtschaft und Wald ist klar getrennt: einerseits mit Drahtseil und andererseits mit aufgeschichteten Steinen. Einen Eingang gibt’s nicht, wir quetschen uns zwischen den Drahtseilen durch und laufen hinein in den Regenwald. Ich kann mich noch nicht an die neue Umgebung gewöhnen, da heisst es Mundschutz anziehen, denn wir haben die Gorillas gefunden. Unglaublich! Da stelle ich mich auf eine zweistündige Wanderung ein und nicht einmal 10 Minuten später und 20 Meter tief im Wald sind wir bei den Tieren. Vom Feld her sind noch die Stimmen der Menschen zu hören. Bei den Gorillas sehen wir zuerst ein Männchen, ein Silberrücken.

Guten Morgen, Herr Gorilla, dürfen wir eintreten in die gute Stube?

Aber ich weiss nicht, ob das jetzt der dominante Herrscher in der Familie ist. Sehr gross kommt er mir jedenfalls nicht vor. Nichtsdestotrotz, dennoch beeindruckend, wenn er sich erhebt. Wenn die Tiere sitzen, kommen sie mir irgendwie schwerfällig und plump vor. Aber beim Gehen wirken sie absolut kräftig und dynamisch. Links vom Silberrücken raschelt es. Ein Ranger schneidet mit der Machete einen Weg durch das Dickicht und einige Zeit später sitzen vor uns zwei Weibchen (so schätze ich als Nichtexperte die Tiere ein). Nun sind wir nicht mehr bei den Gorillas, sondern stehen mitten drin, wobei wir von den erwähnten Mitgliedern nur ein Silberrücken, zwei Weibchen, ein (oder beide?) Teenie und ein Baby sehen. Die anderen sind zwar durch das Blätterrascheln zu hören, bleiben aber im Dickicht verborgen. Wie war das jetzt nochmals mit dem Respektabstand von sieben Meter? Der Silberrücken sitzt ca. drei Meter links von uns, die Weibchen und das Junge sind auch nicht weiter entfernt.

1, 2, 3, 7 Meter. Passt! Nicht nur die Ranger waren so nahe dran an den Tieren, auch wir :woohoo:


Wie die alten... äähh antiken Römer: liegend wird gespiesen...

So nahe habe ich die Tiere nicht erwartet. Die Ranger schlagen mit ihren Macheten Pfade in den Regenwald, so dass wir besser Sichtkontakt zu der Gruppe haben und wir sie begleiten können. Die Gorillas verhalten sich äusserst ruhig, fressen, liegen herum, schauen mal zu uns, um dann gleich wieder zu fressen. Nur einmal wird’s spannend, als der Silberrücken wortwörtlich an uns vorbeirauscht (ich spürte noch sein Fell an meiner Hose) und gleich vor dem Ranger niedersitzt. Die Ranger ihrerseits geben öfters mal Gorilla-Laute von sich. So sind wir in ihrer Nähe akzeptiert.


Mampfpause, das heisst: zurücklehnen und entspannen


Ist keine schwarz angemalte Budda-Statue, sondern tatsächlich ein Silberrücken...


Ein Teenie sucht sein Essen in luftiger Höhe

Der Jüngste von allen ist aber der Grösste. Er fauxt und klettert auf allem herum, wo man sich irgendwie halten kann, Bäume, Sträucher, Äste, sogar die Mama muss herhalten, obwohl sie schlafen will. Zum Zeigen, wer hier im Wald der Chef ist, schaut er uns an und trommelt demonstrativ mit seinen Händen an seine Brust. Herrlich! Ja, Kleiner, du musst noch ein bisschen warten bis du hier einen auf dicke Hose machen kannst! Unter dem Mundschutz leise zu lachen ist nicht so einfach.

Ich versteck mich mal hinter dem Blatt, dann sieht mich keiner.


Wo hab ich nur mein Fahrrad stehen lassen? Und...
@Bele: der/die/das schielt ja auch... :P :woohoo:


...was soll ich mir zu Weihnachten wünschen?


Erst mal raufklettern und Überblick verschaffen, ....


... vielleicht sehe ich ja mein Fahrrad von hier oben.

Leider ist die Stunde zu schnell um und wir verabschieden uns von den Gorillas und laufen zur Base zurück. Ein tolles Erlebnis, diese Tiere in freier Wildbahn zu beobachten.
Die Rückfahrt ist die gleiche wie die Hinfahrt, ausser das am Stadtrand in Goma ein geordnetes Chaos auf den Strassen herrscht. Der Stärkere hat Vorfahrt. Fussgänger suchen einen Weg über die Strassen und Trottoirs, Händler mit ihren Karren oder Velos werden an den Strassenrand gedrückt, Motobikes drängeln und schlängeln sich durch jeder sich bietende Spalt und gehupt wird sowieso bei jeder Gelegenheit. Es ist laut und stinkig.

Im Kreisverkehr gerade aus, schnurstracks ins Gewimmel...

Öfters sehen wir UN-(Panzer)Wagen oder Blauhelmtruppen (teils mit Sturmgewehr am Anschlag), aber das ist das einzige, was uns erinnert, hier in der Stadt in einem „Krisengebiet“ zu sein. Zum Glück fährt Jean bald mal raus in eine Nebenstrasse und von dieser in die Hauptstrasse, und siehe da: plötzlich kein Puff, kein Lärm, nichts.

Und plötzlich wird's ruhig auf den Strassen

Wir fahren zurück ins Hotel und erhalten von Jean ein Briefing über den morgigen Tag. Unter anderem ordern wir einen Koch, der für uns die Mahlzeiten auf dem Berg zubereitet. Wir beenden die Besprechung mit der restlichen Schlusszahlung und genehmigen uns einen kleinen Snack.

Zum Glück hatte ich nach meinem "kleinen Snack" kein Blinddate...

Anschliessend geht’s ans grosse Umpacken, was kommt mit auf den Berg, was bleibt unten zurück.
Zum Nachtessen treffen wir uns wieder im Hotelrestaurant. Die Bedienung ist heute aber nicht gerade aufmerksam oder freundlich. Später eintreffende Gäste werden zuerst bedient und wir werden über 45 Minuten nicht beachtet. :evil: Da versteckt man sich doch lieber hinter dem Tresen. Was haben wir nur falsch gemacht? Gestern war noch alles paletti, die Mitarbeiter super freundlich und heute ist es wie umgekehrt. Irgendwann nach Zurufen kriegen wir dann doch noch was, aber Getränk und Essen wird irgendwie lieblos hingeknallt. Ist aber das einzige unangenehme oder negative Erlebnis hier im Kongo. :( Auf ein Trinkgeld verzichte ich trotzdem und gehe zurück auf’s Zimmer. Bonne nuit!
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25 Sep 2016 14:17 #446137
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23.08.16 – Goma
Nach dem Morgenessen (Toast, Ananas und Banane) checken wir aus und lassen unser Gepäck, welches nicht mitkommt, im Hotel zurück. Jean holt uns mit einem Fahrer ab und wir besorgen uns noch Wasser und Snacks für den heutigen Auf- und morgigen Abstieg. Bei der Volcano-Base angekommen, müssen wir uns registrieren und bestellen einen Träger. Jean meint, ich solle mein Fotorucksack auch dem Träger überlassen, denn nur meine Kleider und Schlafsack wiegen ja nichts. Also gut, mir soll’s recht sein, so muss ich gar nichts tragen, ausser meiner Kamera. Die Gesichter einiger Teilnehmer kommen mir bekannt vor; von den insgesamt 14 Personen sind sicherlich 6-7 dabei, die im Hotel Caritas übernachtet haben. Nach dem Briefing über den Aufstieg geht’s los, öfters mal den Berg und die Distanz vor Augen. Mmhh…, das könnte noch anstrengend werden, auch ohne Gepäck auf dem Rücken. Unsere Gruppe kommt gut voran. Wir laufen zuerst im flachen Startteil durch dichten Regenwald.


Der Weg durch den Regenwald, noch sieht's gemächlich aus

Tiere sehen oder hören wir mit Ausnahme von wenigen Vögel nicht. Die Gruppe, die gestern gestartet war und oben übernachtet hat, kommt uns entgegen. Das gibt uns Gelegenheit, kurz durchzuschnaufen, denn die beiden Guides tauschen sich mit Neuigkeiten (oder was auch immer) aus. Der flache Teil ist aber bald mal vorüber und der Regenwald liegt hinter uns, es erfolgt die erste (von vier) Pausen. In der nächsten Etappe wechselt das Gelände, es wird offener, ein wenig steiler und der Weg führt uns über lose Lavasteine. Der Weg ist gut begehbar, nur bei den losen Steinen muss man aufpassen, dass man nicht wegrutscht.


Ein wenig steiler, ein wenig offener. Und das Ziel immer vor Augen (Hintergrund)

Nach der 2. Pause wird’s steil. Teils wieder im Regenwald, auf nassen Boden, wandern wir empor. Das Marschtempo ist merklich reduziert, diejenigen, die den Rucksack auf dem Rücken tragen, merken die Belastung. Und der Weg bleibt steil bis zuoberst. Bei der letzten Pause sind wir bei den alten Hütten, das Ziel ist sichtbar, der Weg jedoch nicht.


Letzte Pause vor dem Endspurt, Picco (Vordergrund) unterhält sich mit den anderen Bergsteigern. Wie steil der Aufstieg (und Abstieg) ist, zeigt die Bergkante im Hintergrund


Das Ziel liegt nahe. Die Bandas sind schon sichtbar

Jetzt nur noch vor Sonnenuntergang ankommen, so die Devise. Es bläst ein kalter Wind. Wir schleppen uns die restlichen 300 Höhenmeter hinauf. Den Weg muss man sich jetzt selber suchen. Einen Pfad gibt es nicht und so klettern wir über die teils grossen Stufen oder scharfen Kanten der Felsen empor. Ca. 5-5 1/2 Stunden dauert der Aufstieg. Unsere Träger sind vorausgeeilt, haben die Gepäcke in unserer Hütte deponiert und wir ziehen die warmen Kleider an. Unser Koch, Amtie, empfängt uns mit einer warmen, deftigen und leckeren Gemüsesuppe. Danach hält uns aber nichts mehr auf, wir wollen zum Kraterrand. Wir kraxeln die letzten Meter hoch, stehen am Rand und schauen in die Tiefe. Alle Strapazen und Mühen sind vergessen, der Anblick macht uns mal sprachlos oder nur ein „Wow“, „Fantastisch“ oder sonstige Wortfragmente kommen über die Lippen. Unten zischt und brodelt es, der Lavasee wird durch eine Quelle auf der rechten Seite zusätzlich gespiesen. Rauch steigt unentwegt empor, hier lebt die Erde! Ein Eingang ins Innere, es sieht aus wie ein Loch in die Hölle, quasi die Eingangspforte!


Der Krater, unten mit dem Lavasee. Rechts (nicht so gut sichtbar) die Quelle


Nur keinen falschen Schritt! Die Kante oben auf dem Krater. Und ein Selfiestick darf auch auf dieser Höhe nicht fehlen...


See mit Quelle

Wir können uns nicht sattsehen, aber der bissige und stark ziehende Wind zwingt mich und manchmal die anderen Teilnehmer wieder zurück zur Hütte. Aufwärmen und Nachtessen ist angesagt. Amtie zaubert in der kleinen Küche auf dem Feuer Spaghetti zu, dazu gibt’s gut gewürzte Erbsen und (vom Geschmack her) Kaninchen. Das Feuer wird von uns zusätzlich zum Aufwärmen genutzt, Picco und ich tauschen jeweils die Plätze, denn das Feuer brennt ganz schön. Als Dessert habe ich Toblerone mitgenommen, Schokolade soll ja auch gut für’s Gemüt sein. Inzwischen ist es dunkel geworden. Diese Zeit habe ich am meisten erwartet, denn nun sieht es im Krater noch spektakulärer aus.


Bei Dunkelheit wird das Innere spektakulär


Lavasee


Die Quelle. Flüssiges Lava spritzt auf und fliesst dann in zwei Richtungen ab


Nicht ein Wasserfall - ein Lavafall. Der Bach dahinter kommt von der Quelle


Der See bildet immer wieder neue Muster

Es bilden immer wieder neue Muster und Strukturen, je nachdem, welchen Weg die Lava findet. Die vom Krater aufkommende Wärme spürt man und auch ab und zu ein leichter Schwefelgeruch. Aber auch die aufsteigende Wärme mag den starken Wind nicht zu bändigen und so geht’s nach ca 1 Stunde in die (winddichte) Hütte, hinein in den Schlafsack.
Letzte Änderung: 25 Sep 2016 14:19 von Seven. Begründung: Bilder einfügen
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27 Sep 2016 20:33 #446385
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24.08.16 – Goma - Gyseni
Es schläft sich gar nicht so schlecht auf 3500m.ü.M. Obwohl der Wind hörbar die ganze Nacht an den Hütten gezerrt und gepfiffen hat, war es bequem und warm im Schlafsack. Das ändert sich aber schlagartig um 5.30 Uhr, als Picco’s Wecker bimmelt und ich die Toilette aufsuche. Diese ist ein paar Meter weiter unten platziert und auf abenteuerlichem Weg zu erreichen. Ein Seil hilft beim Rauf- und Runterklettern. Das Klo selber ist ein zur einen Seite hin ein offener Holzverschlag mit zwei separaten „Donnerbalken“ und mit einem Loch in der Mitte. Die offene Seite zeigt talwärts Richtung Goma; wenn es nicht dunkel und dunstig wäre, hätte man beim Geschäfte machen eine wunderschöne Aussicht. Die Toilette ist ziemlich einfach gemacht, aber zu meiner Überraschung völlig geruchfrei.

Bergsteigererfahrung erwünscht. Der Weg runter zum stillen Örtchen...


This is Africa!? Picco (und der Rest der Bande) eingehüllt in warme Kleider.

Amtie hat das Frühstück vorbereitet, es gibt Spanish Omlett und Toast. Der Wind pfeift uns immer noch um die Ohren, aber durch die aufgehende Sonne wirkt er nicht mehr so kalt. Ich blicke nochmals und ein letztes Mal hinunter in den Krater. Am Morgen ist die Sicht trübe und neblig, der See und die Quelle sind kaum zu sehen. Lange bleiben wir eh nicht mehr oben, um 6.30 Uhr beginnt der Abstieg. Dick eingepackt und schrittweise tasten wir unseren Weg hinab.

Ein letzter Blick zurück...

Wir halten nur noch zweimal an bei den gestrigen Rastplätzen, der Abstieg geht schneller und ist weniger mühsam, aber rutschiger. So fällt der eine oder andere hin, mehr oder weniger schmerzhaft. Auch mich erwischt es einmal und ich lande auf dem Hintern, dazu wird meine linke Hand leicht von einem spitzen Stein touchiert. Eine kleine, aber zum Glück harmlose Schürfung. Je weiter wir an Höhenmeter verlieren, umso weniger pfeift der Wind, dafür spürt man die Wärme der Sonne. Das Zwiebelprinzip mit der Kleidung hat ausgedient. Mit Kurzarm, Shorts und vier Stunden später erreichen wir die Base, geben den Trägern, Rangern, Koch und weiteren Helferpersonen ihr Trinkgeld und verabschieden uns vom Nyiragongo. Schön war’s, anstrengend war’s, spektakulär war’s, ein absolutes Highlight! Nach der Ankunft unten denke ich mir: «jetzt habe ich es gesehen, einmal reicht.» Heute denke ich, da muss ich unbedingt nochmals hin. Ich vermisse diesen Berg!

Tschüüs, bis zum nächsten Mal...?

Wir fahren mit Jean zurück nach Goma und holen unser zurückgelassenes Gepäck im Hotel ab. Direkt geht’s zur Grenze. Als ich vor der Passkontrolle aus dem Auto aussteige, steht vor mir direkt ein uniformierter Polizist. Im breitesten Lächeln grüsst er mich und wir unterhalten uns kurz. Irgendwie wäre diese Szene nicht mal eine Randnotiz wert, aber so freundlich ist mir bis jetzt in Afrika noch kein Uniformierter begegnet. So fällt einem der Abschied doch schwer. Dann heisst es Goodbye von ihm und vom Kongo. Mit einer Ausnahme (Restaurantbedienung am letzten Tag) haben wir hier überall freundliche und liebevolle Menschen getroffen. Trotz den schwierigen Verhältnissen und (Rebellen)Gefahr vor Ort ist Goma eine quierlige Stadt, mit Menschen, die ihren Weg gehen werden. Es ist zu hoffen, dass die vielen UN- oder Blauhelme-Fahrzeuge im Kongo bald einmal der Vergangenheit angehören. Dieses Land hat noch weitere Schätze zum Entdecken bereit. Wie Jean es richtig gesagt hat: «in Europa hört ihr nur die negativen Nachrichten über den Kongo. Dabei ist das Land so gross und bei Problemen ist nur ein kleiner Teil betroffen.» Recht hat er…, aber leider auch aktuell: klick mich

Nach dem Einreisestempel nach Ruanda werden unsere Gepäcke kontrolliert. Zwei Plastiksäcke muss ich wegwerfen, da es in Ruanda offenbar verboten ist, solche zu verwenden. Bei meinem Geräteflossen macht die Zolldame grosse Augen: „what is that?“ Naja, halt zum schwimmen, versuche ich zu erklären, mit den Schuhen rein und hüüü, paddeln. Sie nickt und die Kontrolle ist beendet. Wir fahren nach Gyseni zur Lodge Paradis Mahalide.

Nur schon beim Hinschauen auf die Tafel freut man sich auf's Paradies


Die Schlafgemächer. Picco und ich teilen uns die Bel-Etage.

Nach dem Zimmerbezug verabschieden wir uns von Jean, der wieder zurück in den Kongo fährt. Nun haben wir sturmfrei, auch den nächsten Tag, das wird nach den Anstrengungen sicher guttun. Zuvor werden aber wieder die Kleider sortiert und zusammengetan, was zusammengehört. Eine entspannte Zeit, zumindest für einen Tag, erwartet uns. Kaum zu glauben: heute morgen waren wir dick eingepackt, es war kalt, bissiger Wind pfiff uns um die Ohren und einige Stunden später sitzen wir bei angenehmen Temperaturen in den bequemen Sesseln der Lodge und blicken zurück auf die spannenden Tage im Kongo. Den Abend geniessen wir in wunderschönen Ambiente und feinem Nachtessen am Lake Kivu.

Der Gartenbereich der Lodge. Traumhaft!
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04 Okt 2016 20:36 #447037
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25.08.16 – Gyseni


Bevor der Text beginnt, mal ein Foto zum Anfang: die Aussicht von meiner Bel-Etage am Morgen auf den Lake Kivu


Der Kormoran ist auch erwacht und streckt seine Flügel

Nach dem Ausschlafen und vor dem Morgenessen mache ich noch eine kleine Fotorunde in der Lodgeanlage. Nicht nur der Bereich am Seeufer lädt zum Verweilen ein, auch die grünen Gärten mit den farbigen Blumen sind einen Blick wert. Pünktlich um 8.00 Uhr gesellt sich Picco dazu und wir erhalten ein feines Frühstück mit gefüllter Omelette, Toast, Butter, Konfi, Fruchtsalat und Pancakes.


Mahlzeit! Unser Frühstück mit einem kleinen Gast...


... der sich hinter dem Krug versteckt.

Ein kleiner Gecko leistet uns Gesellschaft. Oder will er von meinem Frühstück naschen? Er läuft über den Tisch und zeigt dabei ziemlich feine Manieren, indem er nicht (oder fast nicht) in mein Essen tapst. Trotzdem versuche ich, ihm klar zu machen, dass das mein Revier ist, bzw. mein Essen und er sich gefälligst was anderes suchen soll. Als er vor mir vor der Tischkante steht, nimmt er einen grossen Hops, springt mich an und landet schliesslich auf dem Boden. Ziemlich erschrocken von seinem Angriff weiss ich nun, dass Geckos recht gut springen können. Nun versucht der kleine Kerl, den nebenstehenden Stamm emporzuklettern. Gelingt ihm nicht, denn er rutscht immer wieder runter. Aber aufgeben gehört sich nicht und er kämpft munter weiter, klettert, rutscht, klettert, klettert, rutscht, klettert, rutscht, rutscht. Der arme Teufel kommt einfach nicht vom Fleck.


Lauf Forrest lauf... äähh kletter Gecko kletter

Wir geniessen unser Frühstück und beobachten dabei das Treiben auf dem See. Die Fischer kehren von ihrer nächtlichen Fahrt zurück. Manche singen dabei beim Rudern, die haben wohl noch zuviel überschüssige Kraft. Die letzten Zurückkehrenden werden mit einem Motorboot unterstützt. Jetzt weiss ich auch, woher das Logo von dieser Lodge stammt (s. Bild im vorheriger Bericht).


Rückkehr der Fischer am Morgen

Picco ist mit seiner Kamera wieder hinter den Vögeln her. Wir zählen vier Graufischer, ein Hammerkopf, ein Ibis, sowie einige Greifvögel. Und unser kleiner Freund, der Gecko, probiert weiterhin, den Stamm zu erklimmen. Keine Ahnung, was da oben so Tolles sein muss, dass der unbedingt da hoch will.
Um 9.30 Uhr verlassen wir die Lodge für einen Spaziergang und schlendern dem Ufer entlang. Am Markt, wo u.a. auch die zurückgekehrten Fischerboote verankert sind, erklärt uns ein junger Mann, der sich als Fischer ausgibt, die Technik des Fischens. Mit Kunstlicht, welches über einem unter Wasser liegenden Netz schwebt, locken sie die Fische an. Wenn sie dann um das Licht schwimmen – schwupps – wird das Netz eingezogen. Nach der Erzählung folgt das Geschäftliche: für 40$ würde er mit uns in einem der Boote für eine Stunde die Bucht und die heisse Quelle zeigen. Wir lehnen dankend ab, da zu teuer, geben ihm aber für seine Erklärungen rund ums Fischen ein kleines Trinkgeld. Wir folgen der Küstenstrasse entlang, lassen die grösste Brauerei Ruandas links liegen und kurz vor der Abbiegung zur heissen Quelle sehen wir den selbsternannten Fischer wieder. Picco macht nochmals deutlich den Ausdruck, dass wir keinen Guide brauchen und laufen weiter der Strasse nach.


Gyseni (oder ein Teil davon, der Rest liegt hinter den Hügeln)


Der Frachthafen von Gyseni, im Hintergrund die Silos der grössten Brauerei Ruandas

Offenbar verirrt sich nicht so oft ein Tourist hierher, die Menschen schauen uns erstaunt und neugierig an, kleine Kinder winken uns Muzungus zu. Nach jeder Kehre denken wir, jetzt kommt dann sicher ein Restaurant, wo wir was trinken können. Es sind viele Kehren, die wir hinter uns lassen… wieder bei einer Kurve angelangt, sehen wir auf der anderen Seite neben einer Fischzucht ein grosses Gebäude. Yes, ein Hotel mit einem Restaurant, da sind wir uns schnell einig. Also legen wir nochmals ein paar hundert Meter zurück um vor dem Eingangstor des Gebäudes zu stehen: anhand eines Kreuzes und der Frauen in weissen Kostümen ahnen wir, dass es halt doch nicht unser ersehntes Restaurant ist, sondern eher sowas wie ein Kloster.


Fischzucht am Lake Kivu.


Immer wieder schön anzuschauen: der afrikanische Gerüstbau. Hat fast sowas wie Kunst am Bau...

Wir kehren um und nehmen den gleichen Weg zurück. Ein Abstecher zur heissen Quelle liegt noch drin, doch die ist eingezäunt. So erleben wir die „Attraktion“ nur von aussen und laufen zurück in die Lodge. Es ist um die Mittagszeit, der Verkehr auf und neben den Strassen hat zugenommen. Die kleinen Schüler haben aus, einige begleiten uns auf dem Weg und fragen immer wieder nach Money. Doch Picco und ich bleiben stur und bald gehen die kleinen Jungs ihren eigenen Weg.
Zurück im Hotel legen wir uns auf die faule Haut. Die bereitgestellten Liegestühle laden förmlich dazu ein. Nachdem die Batterien wieder aufgeladen sind, schnappe ich mir nochmals Kamera und Stativ und begebe mich auf Vogeljagd. Lange muss ich nicht suchen, denn ein Graufischer sowie ein Kormoran stehen fast Seite an Seite am Ufer.


Der Graufischer meckert, der Kormoran schaut betreten auf seine Füsse...


Ein schöner Platz hat er sich ausgesucht...

Weiter geht es zum Aussenbereich des Restaurants am See und… schon wieder ein Graufischer. Dankend nehme ich sein Angebot an ihn zu fotografieren. Offenbar geniesst er es im Rampenlicht zu stehen, seine Bewegungen und Allüren können fast von einem Model stammen.


Noch einer. Kontrollblick zum langen Lulatsch mit dem komischen runden Ding auf dem Ständer...

Gegen den späteren Nachmittag taucht dann Jean auf und zusammen besprechen wir noch den letzten Reisetag mit ihm. Er wird heute auch in Gyseni schlafen, jedoch nicht in der Lodge, sondern unweit davon und wie er sagt: «für mich ok, aber euch würde es nicht passen.» Naja, wer weiss… Vor dem Nachtessen verabschiedet er sich von uns und wir geniessen die letzten Stunden am Ufer des Lake Kivu; wiederum mit einem feinem Nachtessen. Währenddessen setzen die Fischer ihre Boote wieder ins Wasser und rudern auf den See hinaus, in der Hoffnung, ein paar Stunden später mit fetter Beute zurückzukehren. Ich beende den Tag wie ich begonnen habe - mit Fotos.


Ein Gewirr von Holzstangen auf dem See


Im Namengeben für Biere sind die Afrikaner sehr erfinderisch... den Turbo hab ich aber nicht gespürt. Und zur grossen bösen Mietzekatze bin ich auch nicht geworden...
Letzte Änderung: 04 Okt 2016 20:37 von Seven.
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