Liebe Forumsgemeinde
Als Tropenarzt möchte ich hier doch ein paar Sachen klarstellen:
Doxycylin ist eine bewährte und gut dokumentierte Malariaprophylaxe. Die Dosierung ist 100mg täglich. Einnahme täglich, Beginn ein bis zwei Tage vor Abreise, Ende 28 Tage nach Rückkehr. Die lange Periode der Einnahme nach Rückkehr ist der Hauptgrund, warum diese Malariaprophylaxe bei den meisten Reisenden nicht in Frage kommt. Ich setze es sehr häufig bei Langzeitreisenden ein. Viele Armeen, wie die deutsche Bundeswehr, setzen es sehr häufig ein. Im Vietnamkrieg wurde es auch von der US Armee verwendet. Angenehmer beobachteter Nebeneffekt war das deutlich geringere Auftreten von Tsutsugamushi Fieber bei den Soldaten (eine Rickettsiose) und von Durchfallerkrankungen.
Die Einnahme sollte immer mit dem Essen mit genug Flüssigkeit erfolgen. Auch sollte man nach Einnahme nicht sich sofort hinlegen. Gefahr einer Oesophagitis (Speiseröhrenentzündung). Zwei Haupt-Nebenwirkungen können mit 100mg Doxycyclin auftreten: Hautausschlag bzw. Photosensibilität und Scheidenpilzinfektionen bei Frauen. Die Gefahr einer Photosensibilität kann man vermindern, indem Doxycyclin immer abends eingenommen wird. Ich gebe Frauen immer eine Behandlung gegen Scheidenpilzinfektionen mit, wenn sie sich für diese Malariaprophylaxe entscheiden.
Bei korrekter Einnahme besteht keine Gefahr, dass Resistenzen 'gezüchtet' werden, weder vor Ort noch bei einem selber.
Doxycyclin wird ansonsten noch bei folgenden Infektionskrankheiten verwendet: Hautinfekte, Leptospiren, ergänzend bei Gonorrhö, Cholera, Borreliose, Rickettsiosen (wie das African Tick Bite Fever etc), Infektionen im Hals Nasen Ohren Bereich.
Grundsätzlich zum Thema Antibiotika bei Reisen:
Ich gebe nie allen Reisenden ein Antibiotikum mit. Aber bei gewissen Destinationen (sei es wegen schlechter medizinischer Versorgung vor Ort oder Art der Reise) und erst nach ausführlicher Erklärung, wann und wie es eingesetzt werden soll, gebe ich es ab. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass primär immer wenn irgendwie möglich ein Arzt vor Ort aufgesucht werden soll. Und nur wenn dies nicht innert nützlicher Frist möglich ist, das Antibiotikum eingesetzt wird. Wenn einmal begonnen, muss das Antibiotikum korrekt und genug lange eingenommen werden.
Für mich gehört eine gute Beratung unbedingt dazu. Ein Antibiotikum für alle Gegenden und für alle Infektionen gibt es nicht. Auch müssen sonstige Medikamente, welche eingenommen werden, bezüglich Wechselwirkungen berücksichtig werden.
Vielfach wurde Ciprofloxacin als Antibiotikum erwähnt. Resistenzen gegen dieses Antibiotikum nehmen rasant zu. In Asien und in gewissen Gegenden Afrikas kann dieses nicht mehr angewendet werden. Azithromycin wirkt bei bakteriellen Darmerregern besser.
Robert