THEMA: Uganda - von Affen und Vögeln
13 Apr 2020 20:11 #586211
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Tag 05 26.02. Murchison Falls NP Heritage Safari Lodge
Gefahrene KM: 85





Diese Nacht war erholsamer als die letzte. Wir durften unsere Hütte umziehen und in die deutlich größere und angenehmer gestaltete Hütte neben meinen Eltern ziehen. Auch der Wecker tat an diesem Morgen seinen Dienst und so standen wir nach einem weiteren leckeren Frühstück (das Frühstück ist generell eines der Highlights in Uganda) diesmal mehr oder weniger pünktlich mit Sonnenaufgang am Gate (so wie es nach Plan sein sollte).



Im Tümpel auf der Zufahrt sahen wir bereits wieder im ersten Morgenlicht einen Graureiher sowie einen Schreiseeadler.



Auch innerhalb des Parks zeigten sich rasch verschiedenste Tiere. Eine Warzenschweinmutterr hatte nichts dagegen einzuwenden, dass wir sie bei der Nachwuchsversorgung beobachteten.



Kurz konnten wir einen Blick auf unseren – neben Mangusten – erstes Landraubtier in Uganda werfen, einen für uns neuen (und bisher einmaligen) Goldschakal.



Die Landschaft des Parks ist wirklich einmalig.



Wie man sieht, war die Gegend relativ trocken, einige Stellen wirkten auch als hätte es nicht vor einiger Zeit Buschfeuer gegeben, es spross jedoch bereits frisches Gras. Hatten wir wie bereits geschildert anfangs noch etwas Probleme, Kobs und Oribis auseinanderzuhalten, machten manche Sichtungen es uns da einfacher..



Wir sahen ein junges Hartebeest..



..sowie erneut eine größere Büffelherde, die offenbar gerade frisch von der Beauty-Farm kam.



Auf einem der Palmsträucher saß ein Steinschmätzer und wärmte sich auf.



Wir sahen Elefanten..



.. und noch mehr Büffel.



Wir sahen unseren ersten Kappengeier und kurz darauf den Grund seiner Anwesenheit, ein totes Büffelkalb. Grund des Versterbens oder Besitzer des Kills waren jedoch leider nicht auszumachen.





Mit der heutigen Erfahrung würden wir evtl. noch länger dort stehen bleiben und warten (bzw. fragte ich mich gerade, weshalb wir das nicht taten), aber gerade mit Safari-Ersttätern hat man irgendwie häufiger das Gefühl, immer weitefahren zu müssen um neue Sachen zu finden.. Und natürlich kann man sich in so einer Situation, gerade früh am Morgen, immer nur falsch entscheiden.
Immer wieder sahen wir einzelne Elefantenbullen und auch größere Herden verschiedenster Tiere in der Ferne. Erwähnte ich schon, dass die Landschaft super interessant ist? :)





Wir fuhren erneut auf einen der Loops Richtung Westen, wo es landschaftlich etwas anders aussah. Es war grüner, buschiger und gab zum Teil schöne Akazienwälder. Hier stießen wir auf eine große Herde Giraffen.





In einem Baum turnte ein roter Stummelaffe herum.





Wir freuen uns über eine Erst-Sichtung eines Cinnamon-Chested Bee-Eaters. Ich saß grad ewig und habe Bilder verglichen, ob es sich nicht doch nur im einen Little Bee-Eater handelt.. dagegen spricht jedoch ein eindeutig zu erkennender weißer Fleck an der Wange bzw. am Nacken, was gegen Little und für Cinnamon-Chested (oder Blue-breasted) spricht. Auch gibt es kein blauen Streifen über dem Auge. Dafür soll der Cinnamon-Chested eigentlich vor allen in höheren Lagen vorkommen, wir befinden uns hier aber "nur" auf ca. 1000m.. Größe ist irgendwie schwer zu beurteilen, tendiert aber eher Richtung Little..



Irgendwann machen wir uns langsam wieder auf den Weg zurück Richtung Norden. Löwen o.ä. fanden wir leider keine, hörten aber, dass es morgens irgendwo eine Sichtung gegeben haben soll.

Auf dem Rückweg stoßen wir auf einen verdammt großen Waran, sicher fast 2 Meter lang.



Schließlich können wir nochmals einige Rote Stummelaffen mit Nachwuchs beobachten.






Am Tümpel vor dem Gate angekommen, erwartet uns ein unerwarteter Anblick.



Hunderte von Abdim-Störchen sitzen und stehen in der Gegend sowie auf allen verfübaren Bäumen. Im Hintergrund des letzten Bildes sieht man den Ort Pakwach.



Noch mehr freuen wir uns über einige Kronenkraniche. Diese Wappentiere Ugandas standen auf der Wunschliste ziemlich weit oben.




Zurück in der Lodge genehmigen wir uns einen kleinen Snack und ruhen uns aus.



Irgendwann wird es mir doch zu langweilig und ich begebe mich auf Vogelsuche. Es flattern sehr viele Vögel umher, leider verstecken sie sich recht gut in dichten Büschen..



Der Red-Chested-Cordon Bleu zählt zu den Vögeln, bei denen beim Blättern im Guidebook stoppt und sich wünscht, ihn mal live zu sehen und bei dem man sich frägt, wie die Natur auf manche Eigenarten kam..



Grey-backed Fiscals sind allgegenwärtig, ferner gelingen von Brown Babbler / Sudandrossling, Fawn-Breasted Waxbill / Ockerastrild, Common Bulbul / Kapbulbul, Abysinian Roller / Senegalracke, Crimson-breasted Shrike / Scharlachwürger, Blue-headed Coucal / Mönchskuckuck, Northern Brown-thorated Weaver / Riedweber und Rüppell's Longtailed Starling / Schweifglanzsstar wenigstens Nachweisbilder..

Leider türmen sich recht plötzlich große Gewitterwolken auf und es wird duster. Nun folgt ein heftiger Wolkenbruch. Wir beschließen, den Nachmittags-Gamedrive sausen zu lassen und zu versuchen, für den nächsten Morgen eine Bootstour den Nil abwärts Richtung Delta zu organisieren. Unser Problem ist, dass sämtliche Standardtouren Richtung Delta meist um 07:00 Uhr starten, wir jedoch aufgrund Gateöffnung um 07:00 Uhr nicht um 07:00 Uhr am Anleger sein können. Mit Hilfe von Führer (Bradt's) und dem Lodge-Manager gelingt es uns, Preis und Optionen bei der Paraa Lodge zu erfragen und einen Treffpunkt für morgen früh, 08:00 Uhr für eine Privattour zu vereinbaren. Geplant waren meine ich 3-4 Stunden für 200 oder 250$.

Anschließend unterhalten wir uns etwas mit dem Manager. Er erzählt, dass er aus der Gegend sei und während des Bürgerkriegs der LRA in den 90er Jahren seine gesamte Familie verlor, als er noch ein Kind war. Er sei dann nach Kampala gegangen und habe sich dort durchgeschlagen und schließlich weiter zur Schule gehen können und sogar an der Uni Tourismus studieren können. Seine Geschichte zeigt uns eindrucksvoll, wie nah die zum Teil weiterhin ungelösten Konflikte hier in der Gegend bei allen Menschen sind.. Unglaublich, wie fröhlich und hoffnungsvoll die Menschen hier trotz all der schwierigen Vergangenheit und Gegenwart immer sind..
Letzte Änderung: 13 Apr 2020 20:27 von fidel.
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15 Apr 2020 10:17 #586353
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Tag 06 27.02. Murchison Falls NP Budongo Eco Lodge Teil 1
Gefahren KM: 84





Heute wurde wieder früh aufgestanden, um mit Öffnung am Gate zu sein und bis zum Beginn unserer Bootstour gemütlich zum Anleger fahren zu können. Erneut lohnte sich das frühe Aufstehen. Wir wurden mit einem hammermäßigen Sonnenaufgang verwöhnt.





Das sind auch so die Momente, wo man als früher einmal primärer Landschaftsfotograf ein wenig traurig ist, dass innerhalb der Nationalparks (jedenfalls in unübersichtlichen Ecken) einfach so Aussteigen und die perfekte Komposition suchen nicht ohne weiteres empfehlenswert ist. Aussteigen ist meines Wissens zwar nicht verboten, würde ich in buschigem, schlecht einsehbaren Gelände jedoch nicht unbedingt nur für ein Landschaftsfoto machen.. vor allem würde dann jegliche Muße und Ruhe fehlen..

Die Sonne war dann aber auch neben einer kleineren Gruppe Elefanten das spektakulärste, was wir bis zum Nil zu sehen bekamen.



Nun waren wir doch etwas zu früh angekommen, was uns Zeit gab, ein weiteres Fahrzeugproblem zu lösen. Wie bereits geschildert, sah insbesondere der Ersatzreifen bei Übergabe nicht wirklich überzeugend aus. Der Klopftest zeigte jedoch, dass er relativ hart war. Da wir damals davon überrascht worden waren, dass der Wagen schon da war, hatte ich den Reifendruckmesser nicht dabei und noch nicht ausgepackt, so dass ein genauerer Test des Reifens unterblieb (obwohl gerade die Prüfung des Reservereifens gerade bei fragwürdigeren Reifen eher zum Standardrepertoire zähl). Es wurde also Prüfung durch Vertrauen ersetzt. Irgendwann zwischen Spaziergängen auf dem Gelände der Lodge beschloss ich Gestern, sämtliche Reifen mal zu prüfen – mit der wunderbaren Erkenntnis, dass unser Ersatzreifen über exakt Null Bar Druck verfügte..

Ich lud die anderen am Fähranleger aus, um unser Boot in Empfang zu nehmen und begab mich zur Paraa Lodge, da diese über eine gut ausgestattete Werkstatt verfügen soll. Dort nahm man sich auch gleich des Problems an und versprach, ihn bis zu unsrer Rückkehr zu reparieren.

Wieder unten angekommen, wartete bereits unser Guide mit einem schön kleinen Boot auf uns.


(Hier mal ausnahmsweise ein Bild von meinem Vater, da die Größe später noch eine gewisse Rolle spielen wird..)

Wir machen es uns an Bord gemütlich und tuckern langsam entlang des Ufers los. Unser Guide, dessen Namen ich leider inzwischen vergessen habe (vielleicht war es Ben?), macht einen gut gelaunten, sehr engagierten und professionellen Eindruck. Er rangiert das Boot wirklich optimal entsprechend der jeweiligen Lichtverhältnisse, sieht jede Menge Tiere die wir nie entdeckt hätten und bringt uns super nah zu zahlreichen Vögeln. Die Größe des Bootes ist für eine Flusssafari wirklich optimal. Zudem haben wir immerhin ein leichtes Sonnensegel, auch wenn dieses naturgemäß nicht überall Schatten spendet.

Hier stimmte der Abstand noch nicht ganz – die Wasserböcke ergriffen die Flucht.



Gleich zu Beginn sehen wir einige Hippos. Es ist toll, sie sozusagen auf Augenhöhe fotografieren zu können.







So optimal konnten wir Hippos bisher noch nie fotografieren. Ich hatte bei unserer Hochzeitsreise im Caprivi seinerzeit lange mit Dan von Mashi Rive Safaris/Mavunje darüber diskutiert, dass es jenseits von Maulaufreissen sehr wenig interessante Hippobilder gäbe, da 95% aller Bilder immer von oben herab aufgenommen würden. Bei der Suche nach Alternativen wurde ich damals schließlich neben einer Gruppe Hippos am Strand abgesetzt, um mich vielleicht 5 Meter entfernt auf den Boden legen zu können..


Kwando im Jahr 2016

Ihr seht, ich gebe immer mein Bestes für Hippobilder :-)

Obwohl es noch relativ früh am Morgen ist, lässt sich leider keines der Hippos zum Gähnen bewegen.



Wir sehen im weiteren Verlauf Krokodile..



.. einen Nachwuchs-Kiebitz..



Graukopfliste, Mohrensumpfhühner, Goliathreiher und Sattelstorch.



An seinen Schnabelfarben entspinnt sich schließlich eine Diskussion über Wappentiere. Unser Guide ist mit dem Kronenkranich als Wappentier offenbar unzufrieden und würde einen Tausch mit dem deutschen Adler vorziehen, alternativ könnten wir den Sattelstorch übernehmen.
Im weiteren Verlauf sehen wir Seidenreiher..



.. Red-Throated Bee-Eater / Rotkehlspinte..



..einen bisher unidentifizierten Vogel (jemand ne Idee?)..



..Graureiher..



..einen Spornkiebitz..



..verschiedene Nimmersattse..



..und einen wunderschönen Graukopflist / Giant Kingfisher – leider etwas weit oben in einem Leberwurstbaum. Es folgen Purple und Squacco Heron.



Dann beginnt die Highlightphase.

Ein Malachit-Eisvogel, noch tropfend nass vom letzten Tauchgang, hält endlich still. Auch er zählt zu den Arten, auf die wir in Uganda gehofft hatten, aber von denen wir nie erwartet hätten, sie so toll zu sehen zu bekommen.





Kurz darauf schreiten ein paar Kronenkraniche genau am Ufer entlang.





Zwei so schöne Vogelarten in so kurzer Zeit in (gerade noch) optimalem Licht fotografieren zu können, allein dafür hat sich die ganze Tour mehr als gelohnt..

Wir befinden uns nun langsam im Delta. Anstatt fester Ufer gibt es nunmehr auf einer Seite Papyrussümpfe. Auch hier sehen wir jede Menge Vögel.


Sattlestorch


Graukopflist


Purpurreiher

Der Vogelreichtum hier ist einfach atemberaubend. Umso sorgenvoller sind die Gedanken um die Zukunft dieses Gebiets, soll doch genau hier im Delta nach Öl gebohrt werden..
Letzte Änderung: 15 Apr 2020 12:05 von fidel.
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16 Apr 2020 14:53 #586460
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Tag 6 27.02. Murchison Falls NP Budongo Eco Lodge Teil 2

Leider kam langsam ein immer stärker werdender Wind auf. Je mehr wir uns dem Lake Albert nähern, desto stärker wird er. Wir verbringen einige Zeit damit, am Sumpf des Deltas nach einem Schuhschnabel zu suchen, den es hier auch gibt. Tatsächlich gelingt es unserem Guide, einen solchen zu finden, jedoch sehr weit weg. Man erkennt ihn durchs Fernglas grad so, das wars aber auch schon.
Am Nordufer posiert ein Uganda-Kob.



Schließlich erreichen wir den Lake Albert.



Hier drehen wir nach bereits mehr als drei Stunden Fahrt um. Wir hatten uns zwar eingecremt, aber die drei Stunden in der prallen Sonne auf dem Wasser zollen so langsam auf unserer noch relativ winterlich blassen Haut trotz Sonnensegel ihren Tribut.
Zunächst geht es weiterhin entlang des Deltas und nochmals um ein paar Inselchen herum. Wir sehen nochmals Hippos und ein Paar Schreiseeadler.





Wie man auf den letzten Bildern sehen kann, ist der Nil nunmehr nicht mehr spiegelglatt, sondern sogar in den geschützten Channels relativ unruhig. Das war schließlich jedoch rein gar nichts gegen das, was uns im Main Channel erwartete. Der Wind hatte sich zu einem Sturm gewandelt und türmte Wellen von ungeahnter Höhe auf. Es ist immer schwer, Wellen zu schätzen, aber sie maßen sicher an einen Meter. Was nun folgte, war ein fast dreistündiger Kampf.

Das Boot mühte sich sichtlich mit dem Wellengang und dem Gegenwind. Der Schraube des Motors war auf den Wellenkämmen oftmals aus dem Wasser, vorne spritzen die Wellen gegen den Bug. Wir schaukelten wie ein Korken auf den Wellen und kamen unendlich langsam voran. Unser Guide versuchte mal die linke, mal die rechte Seite, mal die Mitte des Flusses. Das Wasser am Rand des Bootes kam immer wieder gefährlich nahe ans Überschwappen. Irgendwann begann unser Guide, seine Schwimmweste anzuziehen.. :ohmy:

Auf die Frage, ob es hier häufiger solche Wellen gäbe, lautete die Antwort: Nein, sowas habe er noch nie erlebt. :dry:

Genau das, was man hören möchte, während man sich überlegt, zu welchem Ufer innerhalb des Parks man wohl am besten schwimmt und wo es weniger Hippos und Krokodile gibt..

Die Zeit zog sich und zog sich. Keiner sprach mehr ein Wort, alle starten nur angespannt nach vorne und hofften, hier heil rauszukommen. Auch unser sonst sehr gespächiger Guide blickte verdammt angespannt und sorgenvoll.. Nach meinem Empfinden war es näher am Rand noch besser auszuhalten (außerdem war von da der Weg zum rettenden Ufer nicht so weit..).

Nichtsdestotrotz beschloss unser Guide irgendwann, doch mal lieber die Flussmitte zu testen oder vielleicht auch das gegenüberliegende Ufer. Ziemlich genau in der Mitte des Flusses stotterte der Motor schließlich und ging aus.

Dies war vorher bereits ein paar Mal passiert, wenn sich zu viele Schlingpflanzen in der Schraube verhedert hatten. Hatte uns die Vortriebskraft des Motors noch halbwegs stabilisiert, waren wir nun tatsächlich der sprichwörtliche Korken auf den Wellen, drehten und schaukelten munter und antriebslos. Unser Guide beugte sich wieder nach unten, um etwaige Pflanzen oder Treibgut aus der Schraube zu entfernen. Das brachte jedoch nicht das erhoffte Ergebnis. Nach einigen Minuten des Bangens stellte sich dann heraus, dass der Motor sich wohl wegen fehlendem Benzin weigerte, noch weiter zu arbeiten. Wir waren heilfroh, als er aus einem Fach im Boden doch tatsächlich noch einen halben Kanister Benzin hervorzog. Das Einfüllen gestaltete sich wegen des Wellengangs alles andere als trivial, irgendwann war jedoch eine ausreichende Menge eingefüllt und der Motor startete nach einigen Versuchen – die muntere Fahrt konnte also weitergehen.

Irgendwann kamen wir dann doch an – wir hatten im Ergebnis allein für die ca. 15Km zurück ohne jeden Fotostop drei Stunden benötigt. Nun war es bereits 15:00 Uhr – aus unserer 2-3 Stundentour war also ein 7-Stunden-Abenteuer geworden.. Glücklich über das Er- und Überlebte wurden wir abgesetzt und unser sichtlich ebenfalls sehr erleichterter Guide mit einem ordentlichen Trinkgeld verabschiedet.

Glücklich darüber, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, ging es rauf zur Paraa Lodge, um unseren reparierten Reifen abzuholen. Auf meine Frage, ob sie den vermuteten Slow Puncture finden konnten, lautete die Antwort: "Ja, aber schau lieber selbst". Der Reifen wurde geholt, das Loch vorgeführt. Es wurde mitgeteilt, dass verschiedene Stopfversuche unternommen worden seien, der Reifen aber so kaputt sei, dass bei jedem neuen Aufpumpen neue Risse und Löcher entstünden.. ein paar hatten sie gestopft und dann aufgegeben. Ha, na toll.. Das hat man davon, sowas nicht sofort bei Übergabe zu prüfen..

Es ging somit ohne reparierten Reifen wieder zum Nil runter, wo wir auf die Fähre warteten und Douglas anriefen, um ihm unser Leid zu klagen und nach Möglichkeiten zum Erwerb eines neuen Ersatzreifens zu fragen. Wir erhielten die Auskunft, dass wir in Hoima, der nächsten größeren Stadt einen Reifen kaufen sollten, das sei der nächste Ort, an dem es Reifen zu kaufen gäbe. Da wir dort am nächsten Tag hinkommen würden, erschien uns dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt vertretbar – schließlich hatten die Reifen ja auch bisher alles gut mitgemacht..

Wir überqueren den Nil auf der Fähre und machen uns auf den Weg durch den südlichen Teil des Parks Richtung Budongo Ecolodge. Die Straße führt zunächst durch kahlen Wald, hier hatte es offenbar gebrannt. Die Bäume sind laublos, es spriest jedoch wieder neues Gras im Boden. Insgesamt wirkt es sehr trostlos. Anschließend führt die Straße durch dichten Wald, der jedoch noch weitaus trockener wirkt als im Nordteil des Parks. Den Abstecher zum Aussichtspunkt oben an den Fällen lassen wir ausfallen, wir haben irgendwie erstmal genug Action gehabt für heute.

Die Straße ist zwar attraktiv, jedoch auch relativ eintönig. Inzwischen soll es auch hier eine wesentlich bereitere Schneise geben..



Außer einer Gruppe Paviane sehen wir keinerlei Tiere. Irgendwann kommen wir schließlich in der Budongo Eco Lodge an. Über diese Unterkunft liest man hier und auch anderswo immer wieder unterschiedliche Meinungen. Für uns war es die teuerste Unterkunft der Reise. Die Lodge befindet sich mitten im Urwald und besteht aus einzelnen Blockhütten mit Wellblechdach, die jede für sich gut versteckt im Wald liegen. Die Ausstattung ist mit der anderer vergleichbar. Nachts gibt es keinen Strom, man muss also mit Taschenlampe auf Toilette.



Uns gefallen Lage und Anlage sehr gut, wir sehen auch einige Paviane in den Bäumen turnen. Über unsere Hütte reichen die Äste eines Baums, der gerade Früchte trägt und von Pavianen geernet wird. Jedes Mal, wenn eine Frucht runterfällt, gibt es einen lauten Schlag auf unserem Blechdach.

Nach einem kurzen Ausruhen geht es zum Abendessen. Wir sind die einzigen Gäste. Das Essen ist zwar das teuerste des Urlaubs (ich glaube um die 25$ pP), aber auch das Beste. Wir sitzen noch ein wenig beim Bierchen zusammen und genießen die Laute des Urwalds, ehe wir ins Bett fallen..
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19 Apr 2020 16:08 #586763
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Tag 07 28.02. Hoima Kontiki
Gefahrene KM: 94





Der heutige Tag hält wenige Bilder, aber gleichwohl die ein oder andere Geschichte bereit – es kommen wieder Tage mit mehr Bildern :)

Wir hatten uns (gegen meinen Wunsch) dafür entschieden, im Budongo Forest einen Bush Walk zu machen. Hintergrund des Ganzen war, dass unser Permit für den Park gegen 07:30 Uhr auslaufen würde, aber niemand Lust hatte, so früh und ohne gemütliches Frühstück in Eile den Park zu verlassen. Da wir heute nur bis Hoima mussten, gab es auch Zeit dafür. Wenn wir aber schon mehr für Eintritt zahlen, müssen wir auch noch irgendeine Aktivität vor Ort machen. Meine Versuche, die anderen von einem Schimpansentracking zu überzeugen, fruchteten nicht. Ich hielt die Gelegenheit für optimal, die anderen verwiesen auf die im Vergleich zu einem Bushwalk höreren Kosten und darauf, dass wir ja im Kibale Forest einen ganzen Tag lang Schimpansen verfolgen würden.. Na wenn die wüssten..

So gab es für uns also nach einem guten Frühstück einen Bushwalk. Wir gingen gemeinsam mit einem Ranger durch den Wald hinter der Lodge. Es war für uns alle das erste Mal in einem "Regenwald". Der erste Eindruck war: es ist zwar grün, aber ziemlich trocken. Wir erhielten eine Einführung in die Ökologie des Waldes und bekamen verschiedene Pflanzenarten gezeigt. Das war alles nicht uninteressant, aber so wirklich spannend auch nicht. Man hörte und sah nahezu keine Vögel. Einzig verschiedene Hornrabenarten zogen, wie berits am Abend zuvor, lärmend über uns vorbei.

Sehr informativ und interessant waren hingegen die Ausführungen über die Safari-Ameisen, während wir einer Straße dieser Ameisen zusahen und die unterschiedlichen Größen sowie die Koordination und Effizienz bewunderten. Wir bekamen anschaulich gezeigt, wie fest der Biss einer Soldatin ist. Wir erfuhren, dass die Ameisen aus diesem Grund sogar als Wundklammern eingesetzt worden sein sollen – die praktische Ausführung davon blieb uns zum Glück erspart.



Leider war unser Guide nur mäßig engangiert. Als wir im Gebüsch einen Duiker sahen, mussten wir ihn erst darauf aufmerksam machen und fragen, um was für ein Tier es sich handelt. Wir sahen auch das Schlafnest einen Schimpansen. So wirklich der Knaller war der Bushwalk (wie von mir befürchtet..) nicht, zumindest nicht für den Preis. Vielleicht war ich auch zu negativ voreingenommen, aber irgendwie zündete bei mir die Tour am Wenigsten. Deshalb gibt es leider auch nahezu keine Bilder vom durchaus faszinierend schönen Wald.

Nach ca. 2 Stunden waren wir wieder zurück an der Lodge und versuchten, die Tour und unser Abendessen mit Kreditkarte zu bezahlen – was grundsätzlich gehen sollte. Es ging auch. Dafür musste ich jedoch den Manager zunächst nach draußen begleiten, um dann in einem unglaublich alten und unglaublich schrottreifen Auto platz zu nehmen. Es sah in etwa so aus, wie die Autos, die in Südnamibia gerne zur Zierde rumstehen. Um hineinzugelangen, musste man von außen durch die nicht existente Scheiben greifen, um die Tür von Innen zu öffnen.

Nachdem wir beide hineingelangt waren und das Fahrzeug mittels Kurzschließen gestartet werden konnte, fuhren wir ca 2-3 Kilometer die Straße Richtung Gate. Dort hielten wir an, stiegen aus und das Lesegerät wurde sehnsüchtig gen Himmel gehalten. Nach einigen Versuchen klappte es, und wir fuhren zurück. Hätte ich von den Umständen gewusst, hätte ich natürlich nie nach Kreditkartenzahlung gefragt..

Schließlich verlassen wir die Lodge, die uns sehr gut gefallen hat und die wir guten Gewissens weiterempfehlen können und fahren Richtung Gate. Dort löhnen wir einen weiteren Tag Permit und verlassen schließlich den Park. In der Summe war das heute wohl der teuerste Waldspaziergang aller Zeiten..

Kurz nach dem Gate sahen wir am Straßenrand eine große Schlange.



Unsere Versuche, die Gattung zu bestimmen, waren nicht einfach und endeten mit dem Gemeinschaftsbeschluss, dass es sich um eine Black Mamba handeln dürfte. Kann das jemand verifizieren?

Wir hatten bewusst großzügig geplant und die Etappe von Murchison Falls National Park zum Kibale Forest auf zwei Tage aufgeteilt. Es gab im Netz verschiedenste Berichte zu dieser Straße und auch die ein oder andere Abenteuergeschichte. Konsens war jedoch, dass man, wenn alles gut geht, sicher an die 10 Stunden brauchen würde. Da wir zu Beginn der großen Regenzeit fuhren, keine Erfahrungen mit Lehmpisten und Schlamm hatten und auch so keine große Lust auf 10 Stunden Fahrt hatten, war die Entscheidung, die Fahrt zu splitten, recht schnell gefallen.

Dass wir mit der Entscheidung nicht so ganz falsch lagen, zeigten bereits die ersten Kilometer. Die Straße Richtung Masindi war in einem katastrophalen Zustand. Sie bestand nahezu nur aus Gräben, Auswaschungen und Löchern. Je häher wir Masindi kamen, desto stärker befahren wurde sie zudem. Schließlich hatten wir dieses Stückchen hinter uns gebracht und fuhren für kurze Zeit auf Teer nach Masindi. Anschließend ging es ein kurzes Stück auf offenbar frisch geteertem Belag weiter, dann wurde es wieder Lehmpiste. Wir kam jedoch relativ gut voran, der Zustand war bei weitem nicht so schlecht wie das Anfangsstück. Sobald es jedoch irgendwo feuchter wurde, musste man gehörig aufpassen, nicht ins Rutschen zu kommen und weiterhin Vortrieb zu erhalten.

Irgendwann fuhren wir an einem Kleinbus mit Touristen vorbei, der offensichtlich ein Problem mit dem Motor hatte. Als wir kurz darauf an einer Engstelle warten mussten, setzte sich ein Fahrzeug mt leicht Proletenhaft anmutenden Ugandern neben uns und fragte uns, weshalb wir den anderen Touristen nicht geholfen hätten. Sie waren sichtlich erbost und beschimpften uns. Wir hatten naturgemäß durchaus erwogen, anzuhalten und zu fragen, ob sie Hilfe benötigen. Da es sich jedoch erkennbar um ein Motorproblem handelte (es waren mehrere Leute über den Motor gebeugt), wir keinerlei Ahnung von Motoren haben, es Empfang gab und die Strecke relativ gut befahren war, hatten wir nicht angehalten – m.E. auch rückblickend vollkommend zu Recht. Offenbar hatten manche Ugander (die natürlich selbst nicht angehalten hatten) da ein anderes Verständnis von Hilfeleisten.

Es war erkennbar, dass "die Chinesen" dabei waren, die gesamte Strecke zu asphaltieren. Immer wieder gab es Baustellen, ein System war jedoch nicht erkennbar. Ca. 20-30 Kilometer vor Hoima gab es nun durchgehend Asphalt, jedoch noch ohne jegliche Begrenzung, Beschriftung o.ä. und mit einer mehreren Zentimeter dicken Splittschicht obenauf.

Als wir schon kurz davor waren, uns darüber zu freuen, dass diese Etappe so reibungslos und einfach geklappt hatte, bemerkte ich plötzlich ein seltsames Fahrgefühl, sah in den Spiegel und fluchte.. Ein Hinterreifen war platt. Und wir hatten keinen Ersatzreifen. 15 Kilometer vor dem Ziel und noch dazu auf Teer..

Nun war guter Rat teuer. Schließlich war klar, irgendwie muss ein neuer oder ein geflickter Reifen zu unserem Fahrzeug, sonst kommen wir hier nicht weiter. Wenn wir nicht wissen, wie ein Reifen von alleine aus Hoima zu uns kommen soll, muss der Reifen eben nach Hoima.

Wir machten uns daran, den platten Reifen zu demontieren. Dies erwies sich jedoch als schwieriger, als erwartet. Der Wagenheber hatte offenbar nahezu kein Öl mehr in sich und ließ sich kaum bewegen. Die Stange dafür passte nicht korrekt. Mein Vater und ich lagen sicher 20 Minuten unter dem Auto und versuchten, den Wagenheber irgendwie zum Funktionieren zu bringen. Während der gesamten Zeit hielt übrigens keinerlei Fahrzeug, obwohl sicher 20-30 vorbeifuhren.

Erst als wir den Wagenheber fast oben hatten, hielt ein Roller mit zwei Ugandern. Sie schoben uns beiseite und ließen uns nicht mehr machen. Sie sprachen kein Englisch, aber irgendwann war zu verstehen, dass sie nun gerne den Ersatzreifen demontieren würden, um weiter zu machen. Nachdem sie das volle Ausmaß unseres Problems erkannt hatten, fingen sie an zu telefonieren. Wie das das Problem lösen sollte, war mir unklar – vor allem da wir uns noch nicht einmal mit unseren Helfern über ihre Strategie unterhalten konnten. Mir war klar – am einfachsten kommen wir hier wieder weiter, wenn einer von uns den Reifen in die Stadt bringt und wieder herfährt.

Zufällig kam gerade der Bus mit den Touristen, der zuvor defekt war, um die Kurve. Auf mein Winken hin, hielten sie an und erklärten sich bereit, mich samt Reifen nach Hoima mitzunehmen. Im Bus war eine Grupper junger Holländer, die mir ihr Leid über ihren Bus klagten. Offenbar überhitzte alle paar Kilometer der Motor, so dass sie warten mussten, bis er wieder abgekühlt war. Ich erzählte ihnen, dass wir sie zuvor gesehen hatten und sie fanden es vollkommen normal, dass wir nicht angehalten hatten..

Schließlich wurde ich an einer Werkstatt abgesetzt und machte mich auf die Suche nach jemanden, der ihn uns flicken könnte. Da man als Weißer, der alleine einen Reifen spazieren trägt, genug Aufmerksamkeit erregt, war dieses Problem schnell gelöst. Das Locht war rasch gefunden, der Reifen mit einem weiteren Propfen geflickt. Ich konnte mir währenddessen kurz in einem kleinen Shop nebenan wenigstens etwas zu trinken holen, denn leider hatte es mal wieder deutlich über 30° C.

Als der Reifen fertig war, bot einer der an der Werkstatt / Tankstelle herumlungernden Männer mir an, mich mit seinem Auto zurück zu fahren. Mangels passender Alternativen, willigte ich ein. Das Fahrzeug war ein ebenfalls nahezu schrottreifes Auto, dass in einem früheren Leben aber offenbar einmal ein japanischer Sportwagen gewesen sein muss. Die Türen ließen sich bei diesem Fahrzeug zwar normal öffnen, das Starten geschah jedoch auf diessele Art und Weise und die Fenster ließen sich nur bedienen, indem man die Armlehne abnahm und die passenden Kabel zusammenhielt. Scheint hier also Standard zu sein :)

Dem Wagen angemessen ging es nun mit Vollgas – d.h. deutlich jenseits der 100 km/h – wieder zurück, wo der Fahrer uns sogar noch davon abhielt, selbst den Reifen zu montieren. Nach einem Dank für die Hilfe und seiner Entlohnung, machten wir uns schließlich auch endlich auf die letzten Kilometer nach Hoima.

Hoima ist eine quirlige, aber sehr angenehme Stadt. Der KfZ-Verkehr ist überschaubar, es gibt viele Läden und es ist überall was los. Unsere Unterkunft, das Hoima Kontiki, befindet sich am Stadtrand. Zuvor müssen wir jedoch endlich einen neuen Ersatzreifen auftreiben..

Dies ist dann wieder etwas schwieriger als gedacht. Wir steuern einen Laden an, der aussieht, als würde er Reifen verkaufen. Leider verfügt er nicht über unsere Reifengröße. Auch der zweite Laden verfügt nicht über die richtige Größe. Der Inhaber beschreibt uns jedoch den Weg zu einem weiteren Laden, bei dem wir unser Glück versuchen können.

Nach einigem hin und her konnten wir den Laden finden. Nach einigem Warten auch den dazugehörigen Inhaber. In seinem "Lager" – letzlich nicht mehr als ein Raum, der bis zur Decke voll mit Reifen in verschiedensten Größen und Zuständen gestapelt war – turnte er ein wenig herum und kam schließlich mit zwei Reifen wieder zum Vorschein.

Nun musste der Reifen nur noch auf die Felge. Hierfür rief der Inhaber einen weiteren Helfer herbei, der alten und neuen Reifen mit sich nahm. Während wir warteten, unterhielten wir uns sehr gut mit dem Inhaber und einigen weiteren Interessenten. Das Gespräch war sehr interessant. Der Ladeninhaber erzählte, er sei eigentlich Lehrer gewesen. Weil die Bezahlung so schlecht sei, habe er jedoch irgendwann aufgehört und verdient nun als Reifenhändler mehr. Irgendwann kam das Gespräch auf Unterschiede zwischen Deutschland und Uganda. Alle Zuhörer wollten nicht glauben, dass man in Deutschland nicht einfach so sein Haus bauen kann, wenn irgendwo Platz ist und viele Deutsche einen Großteil ihres Verdienstes für Miete oder Hausdarlehen ausgeben. Sehr happy waren alle, als sie erfuhren, dass wir in Deutschland auch Kartoffeln essen – und zwar "the good ones, not the brown ones". Dass Süßkartoffeln ("the good ones") bei uns im Vergleich zu normalen Kartoffeln eher eine Randerscheinung sind, verschwiegen wir da lieber, um die Stimmung nicht zu gefährden :)

Nach diversen Heiratsangeboten kam unser schicker neuer Reifen schließlich wieder und wurde unter Einsatz unzähliger Hände am Auto befestigt, wo er von da an stolz trohnte.

Irgendwann hatten wir dann auch das Kontiki gefunden. Dabei handelt es sich um eine relativ große Anlage verschiedenster Bungalows, die offenbar auch viel für Konferenzen, Feiern u.ä. genutzt wird. Alles war gepflegt, Preisleistungsverhältnis top. Als wir kamen, war offenbar gerade irgendeine kirchliche Feier lokaler Prominenter im Gange. Verschiedene Würdenträger stolzierten umher, es gab Büffet im Garten und unglücklich laute, unpassende Musik. Glücklicherweise war das Gelände groß genug und die Feier abends beendet, so dass wir nach einen ordentlichen Abendessen im Restaurant (Essen mit Auswahl!) in Ruhe schlafen gehen konnten.
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Tag 08 01.03. Kibale NP Kibale Forest Camp
Gefahrene KM: 239





Heute stand der größere Abschnitt unserer "Überführungsetappe" vom Murchison Falls NP zum Kibale NP an. Es hatte nachts ein wenig geregnet und über uns sahen die Wolken nach verdammt viel neuem Regen aus. Wir hofften das beste.

Letzlich war die Fahrt so unspektakulär wie unterhaltsam. Immer wieder waren längere Abschnitte bereits geteert, dann gab es wieder lehmige Abschnitte, zum Teil etwas rutschiger. Alles in allem aber gut machbar. Die dunklen Regenwolken blieben stets brav in unserem Rücken. Wir fuhren durch Dörfer und durch schöne Landschaften, Fotos entstanden leider keine.

Plötzlich sahen wir ein paar Blue Crested Turacos über die Straße fliegen – diese Vögel wollte ich ebenfalls unbedingt sehen.. Sie setzten sich in einem hohen Baum, leider etwas sehr weit entfernt für Fotos..

Je näher wir Fort Portal kamen, desto mehr Teefelder tauchten rechts und links der Straße auf. Ab Fort Portal war die Straße durchgehend perfekt geteert, jedoch gab es unendlich viele Speedbumps..

Schließlich kamen wir irgendwann Nachmittags wohlbehalten (nach einem weiteren Tankstop) im Kibale Forest an. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zur Rezeption des Parks, um zu checken, ob unsere Permits tatsächlich in Ordnung sind und ob um die Uhrzeit des morgendlichen Beginns unserer Chimp Habituation Experience in Erfahrung zu bringen. Anschließend geht es ins Kibale Forest Camp. Das Camp ist ein absoluter Traum. Fest installierte Zelte mit gemauertem Bad stehen mitten im Regenwald. Überall turnen Affen und Vögel herum.



Hier war es wesentlich grüner als im Budongo Forest. Wir aßen ein verspätetes Mittagessen aus wunderbar riesigen und frischen Avocados, Mangos und Passionsfrucht, die wir an der Straße erstanden hatten. Am frühen Abend gingen wir noch ein wenig auf einem kleinen Beobachtungspfad auf dem Gelände der Lodge spazieren.


Ernneut konnten wir die faszinierenden Safari-Ameisen beobachten, die einen lebendigen Tunnel über den Weg gebaut hatten.



Wir machten auch Bekanntschaft mit der unangenehmen Eigenschaft dieser Ameisen – sie krabbelten sofort Schuhe und Beine hoch, sobald man irgendwo länger als 10 Sekunden stehen blieb – gut dass wir Gamaschen für unser Tracking mitgenommen hatten.
Wir sahen jede Menge Schmetterlinge







Wir sehen – und hören – einige Blue Crested Turacos. Leider verhalten sie sich nicht sehr kooperativ, was Fotos anbelangt und hüpfen rasch von Ast zu Ast.





Das Abendessen ist gut. Anschließend packen wir unsere Rucksäcke für den morgigen Tag, holen Regenjacke, Wandersocken und Gamaschen aus den Taschen und legen uns früh zu Bett – am morgigen Tag soll es früh losgehen :)
Letzte Änderung: 20 Apr 2020 21:41 von fidel.
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23 Apr 2020 15:14 #587133
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Tag 09 02.03. Kibale NP Kibale Forest Camp – Chimp Habituation Experience Teil 1

Nachts sind Affen und Vögel still. Irgendwann am frühen Morgen beginnt es zu Regnen.. und es hört einfach nicht mehr auf. Es ist zwar kein starker Regen, aber sehr beständig. Irgendwann klingelt der Wecker und wir stapfen mit Wanderstiefeln im Dunkeln zum Frühstück. Anschließend geht es, immer noch im Dunkeln und bei weiterhin anhaltendem Regen zum Startpunk unseres Schimpansen-Trackings.

Wir hatten uns aufgrund der Beschreibung des UWA und verschiedener Berichte im Netz gegen einen normalen, einstündigen Besuch bei den Schimpansen und für die ganztätige Habituation Experience entschieden. Auf der Homepage des UWA las und liest es sich auch weiterhin so:

"Chimpanzee Habituation Experience (CHEX) is available on a full or half day basis starting and  advance booking for this activity is required.   Early visitors can watch chimps leaving their overnight nests between 6:00 - 6:30am before feeding, copulating, hunting, breastfeeding, resting, patrolling and displaying until it is time to build new nests around 7pm."

Nach sämtlichen Berichten, die man im Vorfeld lesen konnte, wurde dabei letztlich dieselbe große (ca. 60 Tiere) Schimpansengruppe besucht, die auch im Zuge der normalen Tour besucht wird. Einige Wochen vorher las ich auf Tripadvisor, dass nun offenbar eine neue Gruppe habituiert werden soll, um die Besuchermassen etwas zu entzerren. Da dort jedoch gerade erst mit der Habituierung begonnen wurde, seien die Chancen, überhaupt Schimpansen zu sehen, eher gering. Ich bat daraufhin Douglas, beim UWA nachzufragen, welche Gruppe bei der Habituation Experience von nun an getrackt werden würde um ggf. auf ein normales Tracking umbuchen zu können. Habituation und die spannende Erfahrung, nicht an Menschen gewöhnte Schimpansen zu erleben in allen Ehren – aber wenn ich 220 USD dafür zahle, möchte ich auch gern ein paar Bilder mit nach Hause nehmen.. Der UWA teilte mit, dass wie immer die bekannte, große Gruppe besucht würde.

Wir kamen in nunmehr leichtem Nieselregen am Headquater an und wurden gemeinsam mit einigen anderen Gästen gebrieft. Neben uns hatte nur eine Amerikanerin noch die Habituation Experience gebucht, wir waren also ingesamt zu fünft plus Guide. Mit diesem ging es nun in den Wald auf die Suche nach Schimpansen (es war nun bereits gegen 08:00 Uhr). Wir laufen in leichtem Nieselregen durch wunderschönen Wald. Nach ca. einer Stunde zeigte unser Guide auf einige weit entfernte Bäume und meinte, da seien gerade zwei Schimpansen von Baum zu Baum geklettert. Gesehen hatte niemand von uns irgendwas. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass wir nicht die bereits habituierte Gruppe, sondern eine neue Gruppe von Schimpansen suchen würden (entgegen der zuvor extra erfragten Auskunft). Er teilte auch mit, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie wesentlich besser sehen würden, gegen Null gehe.

Wir liefen weiter durch den Wald, die Hoffnung stirbt ja zuletzt und zudem sollen die Tiere ja an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt werden. Irgendwann stießen wir auf zwei Ranger, die unter einem Baum saßen und die durchgehende Aufgabe der Habituierung wahnahmen. Dafür setzten sie sich einfach den ganzen Tag in den Wald, wo sie die Schimpansen vermuteten. Gesehen hatten sie sie heute noch nicht, nur kurz gehört..

Irgendwann wird es uns (und auch der Amerikanerin) zu blöd. Wir konfrontieren den Guide damit, dass sowohl UWA als auch sämtliche bewerbenden Safari-Unternehmen diese Aktivität vollkommen anders darstellen und es offensichtlich keinen Sinn macht, den ganzen Tag im Wald herumzulaufen (inzwischen war es früher Mittag), ohne die realistische Chance einen Schimpansen für mehr als eine halbe Sekunde in 100 Meter Entfernung zu sehen. Ihm ist das Problem wohl durchaus bewusst und er rückt damit raus, dass es als "Notlösung" für Touristen, die bei der Habituation keine Schimpansen sehen, die Möglichkeit gäbe, kurz zu den anderen Schimpansen zu gehen, wenn dort keine andere Besuchergruppe ist. Da wir aber schon eine Sichtung hatten, gälte das für uns eigentlich nicht mehr.

Er erkennt aber offenbar unser Enttäuschung bzw. unseren langsam deutlicher vorgetragenen Unmut und sichert zu, sich trotzdem um einen Slot für uns zu bemühen. Die folgenden Stunden verbringen wir damit, planlos für 20-30 Minuten in irgendeine Richtung zu gehen, dort dann 20 Minuten auf neue Infos zu warten und dann wieder irgendwo hin zu gehen. Wieder und wieder werden wir vertröstet. Irgendwann langt es uns erneut. Wir wollen eine klare Ansage, wann wir die Schimpansen besuchen können und nicht Stunde um Stunde sinnlos im Kreis laufen bzw. rumhocken. Mittlerweile ist es früher Nachmittag und wir haben den Tag damit verbracht, abwechselnd ein paar Kilometer zu gehen und dann wieder eine halbe Stunde zu warten..

Entweder hat er irgendwann auch keine Lust mehr oder irgendjemand ist uns irgendwann doch gnädig. Er meint, wir können nun kurz hin, weil weniger los sei. Wir überqueren die Straße und nach nicht einmal fünf Minuten sehen wir einige Gruppen Touristen im Wald stehen und nach oben starren.

Tatsächlich. Da sind Schimpansen. Wow. Einfach nur Wow. Was für ein Geschenk, so etwas in der Wildnis sehen zu können. Die Schimpansen befinden sich in einem kleinen Tal, in dessen Mitte ein riesiger Feigenbaum mit reifen Früchten steht. In lichter Höhe, ca. 20-30 Meter über uns hocken sie auf den Ästen, essen Feigen, schlafen oder pflegen sich das Fell. Auch wenn man ein Fernglas braucht, um Details zu erkennen und Bilder wegen der Entfernung und dem Gegenlicht des bewölkten Himmels schwierig sind, sind wir unglaublich dankbar, sie hier beobachten zu können.
















Unser Guide erklärt, dass Schimpansen keinen Regen mögen (welch Überraschung), und deshalb bei Regen häufig auf den Bäumen sitzen bleiben. Es hat zwar bereits seit einiger Zeit aufgehört, scheinbar ist es aber entweder zu nass oder zu gemütlich auf den Bäumen.












Nach und nach entdecken wir einige Schimpansen, die etwas niedriger sind und/oder eine etwas bessere Fotoperspektive erlauben.









Man muss unglaublich vorsichtig sein, wenn man Schimpansen über sich hat. Ständig fällt etwas aus sämtlichen Körperöffnungen herunter. Das Angenehme sind noch die Feigenreste, leckerer wird es, wenn – wie alle paar Minuten – ein kleiner goldener Schauer von oben runterkommt :) Es trifft fast jeden von uns mehrfach und unsere Kameras, Ferngläser, Rucksäcke und Regenjacken sind nun offiziell schimpansen-getauft.

Manch ein kleiner Schimpanse scheint dabei einen teuflischen Spass zu haben.



Neben Schimpansen sind auch weitere Affen in den Bäumen um uns zugegen, vor allem Grey-Cheeked Mangabeys / Grauwangenmangaben, die leider keinen Schönheitspreis gewinnen können..





(Bald gehts weiter mit Teil 2 – es bleibt spannend!)
Letzte Änderung: 23 Apr 2020 15:21 von fidel.
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