THEMA: Kenya: Von Löwen, Lämmern, Savanne & Süßigkeiten
09 Apr 2015 21:21 #381012
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4. Tag, 27.09.2014: Beim Müslifrühstück genießen wir einen herrlichen Blick auf den See, Vögel und Äffchen.



Wir machen uns auf den Weg zum nächsten Dorf. Wir brauchen eine Safaricom-Simkarte. In der nächsten Ansammlung von Hütten halten wir also. Wir werden misstrauisch beäugt und es dauert ein wenig bis das erste kleine Mädchen uns mit einem schüchternen „How are you“ begrüßt. Ich lerne schnell, dass dies keine Frage ist, sondern eine Art „Hallo“ zu sagen. Tatsächlich gibt es einen Shop für Safaricom-Karten :) . Auf der anderen Straßenseite leihen wir uns dann in einem anderen Shop die nötigen Gerätschaften um die Simkarte so zu kürzen, dass sie auch ins I-Phone passt. Guthaben haben wir auch - wunderbar. :laugh: Wir kaufen im Dorf noch Eier und eine Petroleumlampe und sind happy. Wir entdecken eine kleine Bar (Acacia Café), wo wir eine Sprite und ein Tusker trinken und auf das Dorf schauen können.





Wir fragen uns durch ob es irgendwo einen freien Zugang (ohne Zaun) zum See gibt und fahren dann begleitet von einer Schar Kinder einen Schotterweg runter zum See. Dort gibt es eine Art Picknick-Campingplatz, der von Einheimischen geführt wird. Wir lernen Joseph kennen, der mit uns zum See geht und das Glück hat von uns ausgequetscht zu werden. Wir schlendern mit ihm zusammen am See entlang und treffen Äffchen und Pelikane. Ich bewundere die Papyruspflanzen – ich muss unwillkürlich ans alte Ägypten denken...







Auf dem Weg zurück halten wir an und kaufen an einem kleinen Stand Bananen. Wir werden umringt von Kindern, die sich nur langsam trauen näher zu kommen und verarmt aussehen. Am liebsten würde ich jedem den Rotz unter der Nase wegputzen und ihnen was Gutes tun. Auf dem Weg zum Fisherman´s Camp schauen wir uns an und beschließen irgendwoher einen Fußball oder etwas Ähnliches für die Kinder zu organisieren.
Nach einem leckeren Mittagessen in der Fisherman´s Bar fahren wir nach Naivasha zum ATM. Es ist grau und regnet, wir werden komisch beäugt und ich fühle mich nicht besonders wohl. Der ATM ist aber bewacht, da fühle ich mich etwas besser. Es klart dann tatsächlich wieder auf und als wir zurück zum See fahren, erspähen wir etwas im Buschland. Wir fahren an die Seite und steigen aus –Tatsächlich! Vor uns zeigt sich eine Giraffe! Unsere erste wilde Giraffe! Einfach so am Straßenrand… Als wir näher rangehen, sehen wir, dass es mehrere Tiere sind. Sie sind scheu und beobachten uns. Ich sehe auch einen Wasserbock, weiß aber zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es ein Wasserbock ist. Nun sind wir endgültig verzaubert.







Wir verabreden uns per SMS mit Joseph, um am nächsten Morgen eine Bootstour zu machen. Morgens um 6 bei Sonnenaufgang. Leider ist inzwischen halb Nairobi im Fisherman´s angekommen und feiert eine Party (es ist Samstagabend). Es ist schwer ein Auge zuzukriegen, denn die Gesänge halten bis in den Morgengrauen an. Aber auch das ist irgendwie faszinierend.

Fortsetzung folgt...
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10 Apr 2015 10:01 #381065
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5. Tag, 28.092014 :
Der Wecker klingelt um 5:15 Uhr. :S Die Leute um uns herum sind gerade erst schlafen gegangen. Nun soll es im Morgengrauen mit einem kleinen Motorboot, Joseph und einem weiteren Begleiter auf den Lake Naivasha hinasgehen. Ich bin aufgeregt. Wir treffen uns am Camp der Locals, wo wir Joseph kennen gelernt hatten. Im Lonely Planet-Reiseführer steht das Camp nicht drin, deshalb kann ich dazu keinen Namen nennen. Da Joseph wohl ein bisschen unorganisiert ist und noch kein Boot da ist, trinken wir in der einfach Bar einen Kaffee. Es gibt einen Fernseher, wo ein Sender Musik lokaler Künstler rauf und runter spielt. Mich wundert, dass keine US-amerikanische Musik läuft. Die gibt’s doch überall…
Das Boot ist da, wie steigen ein. Ich bekomme sogar eine Rettungsweste.
Alles, was dann kommt, ist schwer zu beschreiben. Die Sonne geht gerade erst über dem See auf, die Luft ist noch kühl und es bildet sich Nebel. Das Licht ist einzigartig, sanft aber dennoch klar. Das Wasser wirkt dadurch mehr silbern als blau. Im Gegensatz zu mir, sind die Vögel schon putzmunter, dennoch ist die Atmosphäre sehr ruhig...







Direkt vor den Gewächshäusern für Blumen, die u. a. hier zu uns nach Deutschland geliefert werden, sehen wir die ersten Büffel im morgendlichen Nebel. Die Vielfalt der Vogelwelt beeindruckt mich sehr. Unsere beiden Reiseführer geben sich große Mühe, mir zu erklären, um welche Arten es sich handelt. Die beiden sind echt nett und Joseph grinst die ganze Zeit in seinem gelben Ölzeug vor sich hin.





Schließlich treffen wir zwischen den Akazien auf Wasserböcke (nun weiß ich endlich, welches Tier ich gestern von Weitem gesehen hatte) und auf ein beeindruckend großes Flusspferd. Da Joseph so nah ranfährt, wird mir schon etwas mulmig. Erstens schaut es mich so argwöhnisch an und zweitens fühle ich mich schlecht dabei die Ruhe dieses beeindruckenden Tieres zu stören. Schließlich fand meine vorletzte Begegnung mit einem Nilpferd in einem deutschen Zoo statt, wo es traurig seine immer gleich Runden schwamm. Hier will nun wirklich nicht ich diejenige sein, die dieses Tier stört. Besonders da es sich hier in seinem Territorium befindet, wo doch eigentlich ICH nichts zu suchen habe.







1.5 Stunden fahren wir über den See und werden so manches Mal überrascht, wenn plötzlich ein Hippo dort auftaucht, wo man vorher nur einen kleinen schwimmenden Ast vermutetet hatte. Ich stelle unter anderem fest, dass Nilpferde – zumindest in den Morgenstunden – viel aktiver sind, als man meinen würde, wenn man sie im Zoo sieht. Wir kommen an überschwemmten Bäumen und Häusern vorbei. Warum der See über die Ufer getreten ist, kann mir niemand sagen – nur, dass dies schon einmal passiert ist.
Anhang:
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11 Apr 2015 13:40 #381207
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Wieder auf festem Boden holen wir unsere Stühle und den Gaskocher raus, um erstmal zu Frühstücken. Joseph und sein Begleiter bekommen natürlich den vereinbarten Betrag für die Bootstour und ein kleines Trinkgeld. Um uns rum sammeln sich immer mehr Locals. Kaum einer spricht uns tatsächlich an, die meisten schauen nur. Einer hat allerdings nicht so viel Scheu (eigentlich gar keine), er trägt einen kurzen Stab und scheint der Leiter oder Besitzer dieses Camps zu sein. Er fragt, wohin wir als nächstes wollen – er kenne sich gut aus und könne uns vielleicht helfen. Also wird die Landkarte auf der Motorhaube ausgebreitet. Es stellt sich allerdings schnell heraus, dass der Herr nicht sonderich daran interessiert ist, wo Lars und ich hinfahren wollen :blink: – er beschließt einfach, dass wir doch eine andere Route nehmen, streicht den Viktoria See und plant dafür mehr National Parks ein :laugh: . Gut, das ist vielleicht noch witzig. Aber als er dann verkündet, er werde nun unser Guide sein und mit uns fahren, platzt mir dann doch der Kragen :pinch: . Joseph hingegen hat in der Zeit – auf meinen Wunsch - einen zugelassenen Guide organisiert, der uns in den Hell´s Gate National Park (NP) begleitet. Außerdem schafft einer von den Locals es tatsächlich Fußbälle für die Kids zu organisieren :) . Daraufhin wird schon heiß diskutiert, wie man mit den Kids zwei Teams bilden könne und wie nun Training und Turniere aussehen könnten… Scheinbare haben nicht nur die Kinder Freude an den Bällen - diese laufen übrigens kreischend hinter den Bällen her :). So verbringen wir unseren Morgen in einem Gewusel Einheimischer, während wir versuchen dem übereifrigen, aufdringlichen Mann zu erklären, dass wir keinen Guide wollen.

Irgendwann verabschieden wir uns einfach und fahren zum Hell´s Gate. Willy, unser Guide für den Park, sitzt auf der vollgepackten Rückbank. Die Landschaft hier ist sehr trocken, mir fallen die Felswände direkt ins Auge. Als ich dann die ersten Zebras und Gazellen sehe, bin ich ganz aus dem Häuschen. Leider kommen wir nicht näher an die Tiere heran, da sie sich relativ weit entfernt von der Straße aufhaletn. Witziger Weise wird uns später ein Freund von Lars sagen, der Hell´s Gate erinnere ihn an die Filme "Jurassic Park". Ich finde die Beschreibung sehr treffend, denn der Park hat etwas sehr Urtümliches. Wir fahren am Fischer´s Tower entlang, einer Vulkansäule, die aus der Landschaft heraussticht.


Unser erste Begegnung mit Zebras :)


Der Fischer´s Tower, eine Vulkansäule, fast 25 Meter hoch


Unsere erste Gazelle! Zwar von hinten, aber immerhin eine Gazelle! Später werde ich mein Buch rausholen müssen, um zu identifizieren, ob es eine Thomson oder eine Grant-Gazelle ist

Die Tiere hier kommen mir sehr scheu vor. An die ersten Warzenschweine, die wir erblicken, kommen wir kaum ran – sie nehmen sofort Reißaus. Ein Bild, das uns später in der Massai Mara noch oft zum Lachen bringen wird :lol:


Die ersten Warzenschweine - oder Pumbas, wie Williy sie nennt.

Völlig begeistert von unserer ersten Pirschfahrt fahren wir die Strecken ganz langsam an jedem Busch vorbei – es könnte sich schließlich etwas Interessantes finden lassen… Also Aufmerksamkeit bitte! Und da tatsächlich! Auf einmal beobachtet uns eine Giraffe! Ein tolles Tier und sehr interessiert an uns. Ich steige ganz langsam und leise aus, versuche zu ignorieren, dass unser Motor viel zu viel Krach macht und beginne mich in die Nähe der Giraffe zu schleichen. Noch ein bisschen weiter... Jetzt! Foto gemacht! :laugh: Faszinierend dieses schöne Geschöpf so aus der Nähe betrachten zu können. Dann läuft sie weg und verschwindet im Buschwerk.


Das Anpirschen hat sich gelohnt - eine Giraffe in voller Pracht!

Wir fahren zur Hell´s Gate Gorge. Es geht nun in die kleine Schlucht hinunter, die nicht sehr tief aber sehr schön ruhig ist. In der Mitte plätschert ein Bach, der bei Regen wohl auch größere Ausmaße annehmen kann. Die Schlucht wurde von eben diesem ausgewaschen und geformt. Leider stelle ich relativ schnell fest, dass ich Willy solche Informationen aus der Nase ziehen muss und er von selbst kaum was erzählt :( Sehr doof, gerade für mich, die doch begierig nach jeder Information in Größe eines Strohhalms ist... Schwierig ist der Weg allerdings nicht. Mich begeistert besonders der Blick am Sandstein entlang zum blauen Himmel hoch. Genauso wie die waagerecht verlaufenden Auswaschungen an den Schluchtwänden. Es wird allerdings auch immer wärmer. Ab und zu gibt Willy uns (naja eher mir :whistle: ) mal einen Tipp, wo wir am besten langlaufen und dirigiert den Weg. An einer Stelle muss ich mich zusätzlich an einem Seil hochziehen, um auf den nächsten Vorsprung zu kommen. Aber auch das bewältige ich mit links :side: . Wir kommen ans Ende der Schlucht in eine runde Aushöhlung. Hier erzählt Willy, die Einhemischen würden sagen "Shitani", der Teufel habe hier geschlafen. Daher dann auch der Name des Parks? Ich finde es sehr passend - Gesteine vulkanischen Ursprungs, trockene Gegend, der Teufel der in einer Höhle schläft - klingt doch sehr nach einem Tor zur Hölle. Uns ist im Übrigen mittlerweile auch höllisch heiß...



Sandstein, kleiner Fluss und eine grüne Vegetation - ein lohnender Abstieg!


Die höhlenartige Auswaschung in der Schlucht - der Teufel lässt sich allerdings nicht dazu herab sich uns zu zeigen - hoffentlich ein gutes Zeichen


Witzigerweise ritzen die Menschen genau dort ihre Namen hin, wo sie es nicht wollen. Eine seichte Form der Reaktanz?

Auf dem Rückweg kommen uns tatsächlich andere Besucher entgegen und warnen uns aufgeregt vor einer Babykobra, die sich in der Schlucht aufhält. Naja, das Foto ist etwas unscharf, ich hab mich nicht getraut nahe ranzugehen, geschweige denn lange stehenzubleiben.... :silly:


Kleine Kobra in der Schlucht - ich hätte sie nie ohne Warnung entdeckt

Leider müssen wir Eigeninitiative zeigen, um von Willy zu erfahren, was die Kobra so gefährlich macht bzw. wie sie ihr Gift einsetzt (sie spuckt das Gift und zielt dabei genau auf ein sehr empfindliches Organ – die Augen). Als Lars ihn dann fragt, wie nah er denn ran darf und Willy sagt "Du bist schon zu nahe". Denke ich mir - "Okay, ER ist der Guide, WIR die Touris - KANN ER NICHT BESCHEID GEBEN, SOBALD LARS SICH DEM TIER ZU SEHR NÄHERT?" . Ist ja gut, dass wir eigenverantwortlich sind, aber wenn ein Touri etwas offensichtlich Gefährliches macht, dann sollte unser Guide doch mal Bescheid sagen :angry: Als wir es dann auch noch selbst in die Hand nehmen müssen, die nächsten Besucher, die wir treffen, vor dem Tier zu warnen, schauen Lars und ich uns an und fragen uns wozu wir einen Guide engagiert haben...Schade, denn wir hätten gern mehr über Willy, den Hell´s Gate, die Schlucht und die Tiere erfahren, aber das war wohl nicht drin. Da wir auch alleine in der Lage gewesen wären, die Schlucht zu bewältigen, ärgern wir uns ein wenig.
Wir fahren Willy zum Tor, da wir den Rest des Parks alleine erkunden wollen. Willy bedankt sich noch einmal bei uns dafür, den Kids die Bälle geschenkt zu haben. Ich weiß nicht wirklich, ob es sinnvoll war, aber irgendwas wollte ich einfach tun.
Wir bleiben selbst noch eine Weile im Park. Einen kleinen Hügel hoch stellen wir unsere Old Lady ab und setzen uns aufs Dach – und genießen die Eindrücke. Ich entdecke sogar einen Sekretär - leider ist er aber zu weit weg für ein schönes Foto... Im Tal unter uns grasen Impalas :woohoo:


Die ersten scheuen Impalas


Ein Zebra treffen wir auch - ein sehr fotogenes :)

Später auf dem Buffalo Circuit sehen wir eine große Herde Büffel mit bestimmt 40 Tieren (ja für uns ist das eine große Herde). Leider machen die kein besonders freundliches Gesicht in die Kamera... Im Nachhinein wäre ich gern noch ein bisschen hier geblieben, um noch etwas zu Fuß weiterzulaufen...


Ob´s daran liegt, dass Büffel so kurzsichtig sind oder sie einfach keinen Bock auf uns haben... Man weiß es nicht.

Unser Weg führt uns nun zum Ol Karia Gate, von wo wir uns nach Nakuru aufmachen wollen. Wir fahren einen Hügel rauf und den nächsten runter, einen Hügel raus und den nächsten runter - das Problem: Damit wir nicht zu schnell werden, gehts den Weg runter nur mit Fuß auf der Bremse. Nächstes Problem - die Bremse quietscht. Und sie quietscht nicht nur ein bisschen. Nein, sie quietscht ganz gewaltig. Irgendwann wird es schwer zu ertragen - noch ein Grund warum der Hell´s Gate seinen Namen verdient, schließlich quietschen unsere Bremsen hier wie die Hölle....
Letzte Änderung: 11 Apr 2015 13:46 von Mwotaji.
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11 Apr 2015 13:53 #381210
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In Nakuru wollen wir zum Kembu Camp etwas außerhalb. Der Plan ist uns in Nakuru mit Landrover-Safaris zu treffen, um noch ein paar klitzekleine Änderungen am Auto vornehmen lassen (Lars Anschnallgurt FUNKTIONIERT NICHT!!!!!!!) und die Bezahlung abzugeben. Der Highway ist horrormäßig :sick: . Das Schlimmste sind gar nicht die schlechten Straßen, fehlende bis gar nicht vorhandene Markierungen, Schafe und Kühe am Rand, oder die verrückten Matatus – sondern der Gegenverkehr :huh: .Der rast uns nämlich auf unserer Spur in einem Höllentempo entgegen und schert gefühlte 20 Meter vor unserem Auto wieder ein.

Wenn wir durch einen Ort fahren, warten schon jede Menge Verkäufer am Straßenrand und versuchen einfach alles zu verkaufen. Meistens sind es LKW-Fahrer, die einfach eine Flasche Wasser kaufen. Wir müssen anhalten, um den Weg zu finden, so ganz genau wissen wir nämlich doch nicht, ob wir es bis Nakuru schaffen. Am Straßenrand versuchen zwei Männer uns zu helfen und fragen, ob wir ihnen genug vertrauen, um sie mitzunehmen. In dem Fall würden sie uns den Weg zeigen. Die heraneilenden Frauen werden weggedrängt und jeder drängelt, um mal einen Blick auf unsere Karte zu werfen. Blöde Situation, aber wir danken ab. Kurz bevor wir – genauso unschlau wie vorher – weiterfahren, kommt dann doch noch eine der Frauen zum Zug und wirft an meinem Fenster einen Blick auf die Karte. Ich glaube nicht, dass sie überhaupt Englisch sprach. Wahrscheinlich ging es einfach nur darum, auch mal geguckt zu haben.

Nach einer holprigen Fahrt über eine kleine Straße kurz nach Nakuru, fahren wir nach Njoro und werden vom Guard am Tor auf die Kembu Ranch gelassen. Nach einem zweiten Tor landen wir schließlich in einem sattgrünen Garten, wo wir unser Dachzelt aufschlagen :cheer: Ich schreibe noch Tagebuch und wir besorgen uns an der Bar was zu trinken. Unser zusammenfassender Rückblick der Begegnung mit Einheimischen: Männer, die gern helfen; Frauen, die gern helfen würden; startet bei hilfsbereit, geht bis übermotiviert und manchmal hat man das Gefühl das leitende Prinzip ist „Der weiße Mann hat Geld“ :( . Dann ist der Tag vorbei – heute haben wir eine Menge gesehen und eine Menge gefühlt.
Gute Nacht!
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11 Apr 2015 14:41 #381222
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6. Tag, 29.09.2015:
Am nächsten Tag wachen wir im grünen Garten des Kembu Camps auf und ich schieße ein paar Fotos von den hübschen Vögelchen:


Ja auf diesem Foto ist tatsächlich ein kleiner Piepmatz zu sehen - findet ihn einer?


Ein Ibis stolziert gelassen durchs Camp...


... in unserer Nähe will er aber doch lieber auf den Baum

Dann fahren wir zurück nach Nakuru zum Nakumatt. Wir wollen Boxen haben, um sie ans Smartphone anzuschließen – ein guter Urlaub braucht Musik :) . In Nakuru bemerke ich auch das erste Mal, dass es wohl besser wäre mir knielange Hosen anzuziehen – jedenfalls würde mir das die total verwunderten Blicke ersparen. Darüber hatte ich nicht nachgedacht :( . Anpassungspanne meinerseits...
Als wir zurückkommen, zieht Regen auf. Und es ist bereits dunkel. Ziemlich blöd, dass dann erst auffällt, dass ein Frontlicht nicht funktioniert – und zwar ausgerechnet an einer „Verkehrskontrolle“. Wir unterhalten uns mit dem Herrn in Tarnfarben und versprechen es zu reparieren. Der möchte allerdings gerne einen Kaffee von uns. Total verdutzt, denke ich „Woher sollen wir denn jetzt Kaffee bekommen?“ Lars manövriert uns geschickt aus der Situation, in dem er sagt, wir hätten nun keinen Kaffee dabei, aber der Polizist könnte doch zu uns auf die Campsite kommen und dort einen Kaffee bekommen. Schließlich können wir weiterfahren. Was sollte denn das?! :ohmy: Bestechung mit Kaffee? :huh: Unglaublich…*Kopfschüttel*

Am Camp, das vorher alleine uns gehörte, ist eine große Gruppe Menschen eingetroffen. Es sind Engländer. Mit diesen verrückten Menschen verbringen wir den Abend und erzählen Geschichten. Sie haben doch tatsächlich Autos in Südafrika gemietet und fahren in 12 wöchiger Tour (!) bis Addis Abeba hoch. Von dort bringt eine zweite Gruppe die Autos wieder hinunter… Jetzt kommen sie gerade aus der Serengeti und beeindrucken mich mit einem Fernglas, das Videos abspielen kann – WAS?! Wirklich? WAU! :woohoo: Diese Bilder – ich halte das Fernglas vor die Augen und sehe Löwen vor mir als wären sie echt und nicht digital – unglaublich… Wir sind begeistert von dieser Gruppe, essen gemeinsam und trinken ein, zwei Bier. Die netten Leutchen haben sogar Rotwein dabei und geben mir ein Schlückchen ab. Ich war nämlich zu geizig mir welchen zu kaufen und irgendwie liebe ich diesen Savannah Dry Cider – den irgendwer fatalerweise zum Pfingst-Braai mitgebracht hatte :silly: , woraufhin ich eindeutig süchtig danach wurde… :whistle:
Da die Engländer unseren Platz geklaut haben, stellen wir uns etwas weiter oben hin. Heute war ein ruhiger Tag – Bis auf den Kaffee-Polizisten. :huh:
Gute Nacht!
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16 Apr 2015 00:14 #381869
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7. Tag, 30.092014:
Guten Morgen, wir sind immer noch im satgrünen Garten des Kembu Camps. Bei klarem Wetter kann ich sogar übers Rift schauen – herrlich :) Heute passiert nicht viel. Wir wollen uns mit Landrover Safaris treffen, bzw. in einer E-Mail heißt es wir treffen Dennis. Dieser soll für uns alles in Ordnung bringen. In MEINER Vorstellung ist es natürlich so, dass wir zu denen in eine Werkstatt fahren. Ich betone MEINE und ich betone VORSTELLUNG. Denn so ist es nicht. Nachdem Dennis herausgefunden hat, dass wir nochmal zum Nakumatt müssen (eine unserer Musik-Boxen funktioniert nicht :angry: grrrrrrr), macht Lars mit ihm aus, dass wir uns dort auf dem PARKPLATZ treffen :blink: . Dort soll dann das Auto repariert werden…. Aha.
Wir nutzen die Zeit bis zum Mittag um unsere Wäsche zum Waschen abzugeben und uns mit dem Besitzer der Kembu Ranch zu unterhalten. Der hat viele hilfreiche Tipps auf Lager. Wir erzählen ihm, dass wir zum Viktoriasee wollen. Da rät er uns kurzerhand ab und rät uns zu den Seen im Rift zu fahren – Bogoria oder Baringo. Er zeichnet uns eine Strecke ein, die wir danach weiterfahren können, die uns erstmal freilässt zum Viktoriasee zu fahren oder direkt in die Mara. Auch zum Amboseli und die Gegend um den Tsavo hat er einige Tipps parat.
Gegen frühen Mittag laufen wir so auf dem Camp rum (langsam wird mir langweilig, ich bin schließlich nicht nach Afrika geflogen, um mir das Kembu Camp aus nem 360 Grad Blickwinkel anzugucken :huh: ) und treffen eine Horde einheimischer Kinder. Den Uniformen nach zu urteilen eine Schulklasse. Sie hören gar nicht auf freundlich zu winken und mit dem Finger auf uns zu zeigen. Gut, gehen wir doch mal rüber und sagen Hallo, irgendwie scheinen die ja nur darauf zu warten, dass wir rüberkommen. Kurzerhand wird also der Zaun bewältigt, der die Campsite von den Ländereien der Ranch abgrenzt und schwups, stehen wir mitten in der Horde Kinder. Ich bei den Mädels, Lars bei den Jungs. Verlegen bin ich dann doch etwas, was soll ich denn nu sagen :blush: ? Kein Problem, das nehmen mir die Mädels schon ab – unter großem Gekicher werde ich gefragt, wie ich heiße und woher ich komme. Meine Haare werden inspiziert, genauso wie meiner Haut und ganz besonders meine quietsch-bunter Brille. Schnell sind alle Berührungsängste vergessen und ich höre mich selber giggeln, als ginge ich wieder in die sechste Klasse :whistle: . Die Mädels haben ganz viele Fragen, über mich, über Deutschland, wie ich Kenia sehe, ob es mir gefällt, über Lars natürlich auch. Also lasse ich es mir nicht nehmen – ich muss ihn wenigstens einmal rufen –nur damit er sich umdreht und das Gekichere sofort von Neuem beginnt…. Ein wenig unangenehm ist es mir schon so mitten in der Menge zu stehen. Ich scheine für die Mädchen etwas ganz Besonderes zu sein, doch eigentlich wäre es mir viel lieber, wenn sie aufhören würden mich so auf „einen Thron zu setzen“ und meine helle Haut und meine blonden Haare zu bewundern. Dafür kann ich doch nix :huh: und ich will doch auch alle meine Fragen stellen.... Als die Lehrerin kommt und sagt, die Mädchen müssen mit dem Schulbus weiterfahren, nutze ich nochmal die Gelegenheit, um den Mädchen zu sagen, was ich am wichtigsten finde: So viel wie möglich im Leben zu lernen und mitzunehmen, in der Schule, im Leben, in Freundschaften. Lernen und Erfahrung sind alles – sie prägen unser Denken und unser Denken setzt unserem Leben seine Grenzen.
Gut, die Armen, müssen sich auch noch eine Standpauke von mir anhören und in dem Alter hat man doch gar nix dafür übrig. Zumindest bei uns in Deutschland ist das so. Vielleicht ist es hier anders? Egal, mir war es wichtig das zu sagen - vielleicht denkt ja eine von den Mädchen mal an unsere Begegnung zurück. Danach unterhalte ich mich noch mit dem Lehrer der Jungs über Gott und die Welt, er scheint vor allem an Politik interessiert – naja, nicht gerade mein Fachgebiet. Als auch die Jungs in den Bus müssen, verabschieden wir uns. Das war eine schöne Erfahrung. Die Kinder lachen und Lars und ich kriegen das Grinsen auch nicht mehr aus dem Gesicht.
Dann fahren wir nach Nakuru zum Nakumatt, um dort unser Auto reparieren zu lassen… Jetzt, hier in Deutschland, erscheint mir das ziemlich abwegig. Aber als wir noch in Kenia waren, passte es doch irgendwie ins Bild. Auf dem Supermarktparkplatz schließlich treffen wir Dennis. Schließlich stehen er, zwei kenianische Handwerker, eine kenianische Handwerkerin, Lars und obedn drein noch ich ums Auto herum und versuchen, alles in Schuss zu bringen. Faszinierender Weise ist es immer nur einer, der arbeitet und alle anderen gucken zu. Eine Tatsache, die wir noch öfter beobachten werden. Schade, dass ich davon kein Foto hab. Aber irgendwie wäre es doch unhöflich gewesen von dem ganzen Chaos auch noch fröhlich von allen Seiten Fotos zu machen….So wird also der Gurt vom Rücksitz kurzerhand abgeschraubt und nach vorne gebaut :( ( das ist bestimmt nicht normgerecht :laugh: )Der Seitenspiegel kann allerdings nicht repariert werden. Es fehlen die nötigen Schraubenschlüssel in der Handwerker-Tasche :pinch: Leider fehlt auch der versprochene Kühlschrank :pinch: :pinch: .
Dennis beteuert am nächsten Tag zu uns ins Camp zu kommen und ihn zu bringen. Dann wird auch der Seitenspiegel und das Licht repariert.Jaja, kennen wir schon. Also noch einen Tag Kembu Camp. Immerhin hat Lars nun einen Sicherheitsgurt, der es sogar tut. Licht, Seitenspiegel und Kühlscrank Fehlanzeige. Eine von Vier Reparaturen ereldigt innerhalb von zwei Tagen - besser als gar nix.... Langsam frage ich mich, ob ich mich darüber jetzt wirklich ärgern oder wundern soll, daran wie es ist und wie es morgen auch wieder laufen wird, wird es auch nix ändern. Slow Down in Afrika pur.... :laugh: :angry: :sick:
Abends gibt’s dafür Gril-Süßkartoffeln – in Alufolie eingewickelt ans Feuer gelehnt und gegart schmecken die herrlich. Auch die gesalzene Butter dazu ist sehr lecker – in die hatten wir uns an der Bar des Camps verliebt und haben sie prompt nachgekauft =). Wir machen mit Dennis für den nächsten Tag aus, dass das Auto am Abend repariert werden soll, denn Morgen haben wir was vor…. :)
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