THEMA: Eine Reise wird zum Alptraum
19 Mai 2015 18:43 #385355
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Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 19. Januar 2015
Neuerdings haben sich ein paar Fledermäuse dazu entschlossen, mir mit ihrer dämlichen Rumflatterei die Nachtruhe zu stören :sick: . Also wirklich, die hätten sich doch auch eines der unbewohnten Bungalows aussuchen können, die blöden Viecher :S . Wenn ich jetzt einen Tennisschläger zur Hand hätte, würde ich den mal ganz vorsichtig :) - oder auch gezielt ruckartig :evil: - in deren Flugbahn halten B) .







Es ist morgens um 02.00 Uhr als ich aufstehe und mich auf die Veranda setze. Mein Entschluss steht nun fest. Ich werde mit unserem Fahrzeug nach Arusha fahren, es dort bei unseren Bekannten in die Garage stellen und dann nach Nairobi zu Toni fliegen.

Nach dem Frühstück geh ich zu Jürgen ins Büro um ihm mein Vorhaben mitzuteilen. Gemeinsam suchen wir nach der kürzesten Strecke und kommen zum Schluss, dass es wohl diejenige quer durch den Park in Richtung Süden bis zum Maktau Gate und dann zum Grenzübergang Taveta wäre.

Da die Piste durch den Park in Richtung Süden nur sehr selten befahren wird, macht mir Jürgen den Vorschlag, seinen Mitarbeiter Paul hier her zu beordern welcher in Taveta wohnt und gerade Urlaub hat. Paul, der die Strecke durch den Busch kennt, wird mir den Weg zeigen und mir bei einer eventuellen Panne helfen :blush: - was aber hoffentlich nicht nötig sein wird :huh: . Man stelle sich vor, Paul kommt mit dem öffentlichen Bus den langen Weg aussen rum von Taveta über Voi nach Mtito Andei, wird am Parkeingang abgeholt und zur Lodge gebracht und dann fährt er mit mir quer durch den Park wieder nach Taveta :) . Die Strecke durch den Park macht mir eigentlich keine Angst, da vertraue ich voll auf unser Fahrzeug :kiss: und auch den Grenzübergang werde ich überleben, es sind eher die rasenden Verkehrsteilnehmer, welche ich ab Taveta bis Arusha fürchte. Aber ich werde das schaffen, da bin ich mir ganz sicher :cheer: .







Hier in der Lodge sind immer ein paar wenige Gäste, mal fünf, mal sieben. Der Tourismus ist 2014 um 50 % eingebrochen und für 2015 sieht es noch schlechter aus. Das ist schon bitter. In guten Zeiten beschäftigte das Severin Safari Camp sechzig Leute und heute noch fünfunddreissig.

Tonis Freund, der Massai Harrison, welcher nun auch mein Freund ist, kommt mich regelmässig besuchen. Er ist ein ganz besonders netter und mitfühlender Mensch, der mich immer abzulenken und aufzuheitern versucht. Er wohnt in der Gegend von Amboseli, hat eine Frau, vier Töchter und ein paar Kühe. Er arbeitet jeweils zwei Monate in der Lodge und darf dann für zwei Wochen nach Hause. Seine Kinder gehen alle zur Schule. Eigentlich wäre die gratis, aber wenn man den Lehrer nicht regelmäßig schmiert :( , werden die Kinder irgendwann nach Hause geschickt :angry: - bis dann wieder Geld abgedrückt wird :blink: . Am meisten bedauert es Harrison, dass seine Frau nie zur Schule gegangen ist und deshalb weder lesen, schreiben noch rechnen kann. Er selbst ging sechs Jahre zur Schule, worauf er sichtlich stolz ist.

Da ich ja immer noch einen platten Reserve-Reifen habe, fahr ich nach dem Lunch zur 1,5 km entfernten Werkstatt, wo er repariert wird. Dann wird das Fahrzeug von einem Angestellten wieder mal gewaschen. Bei der Gelegenheit zeigt mir ein Arbeiter eine bestimmte Stelle, wo es scheinbar meistens Handy-Empfang gibt.



Genau dort, wo der Arbeiter steht, gibt es meistens Handy-Empfang :woohoo: .

Ich fahre zurück zu meinem Bungalow, schnappe mein Handy und stelle mich wie empfohlen zwischen die Gitterwand und den alten Landcruiser. Und tatsächlich, es klappt :woohoo: , ich kann siebzehn Minuten mit Toni telefonieren :cheer: . Er freut sich unheimlich, als er meine Stimme hört und noch mehr freut er sich darüber, dass ich übermorgen nach Arusha fahren und dann zu ihm kommen werde. Er spricht sehr langsam und leise, aufstehen könne er noch nicht, da ihn seine Beine nicht tragen, aber er sei schmerzfrei und das Personal und die Ärzte würden sich Tag und Nacht um ihn kümmern.

Dann gelingt es mir auch noch, mit dem behandelnden Arzt, Dr. Hooker Kontakt aufzunehmen. Der Mann mit der sanften Stimme versichert mir, dass man bei Toni wirklich alle nötigen Massnahmen getroffen habe, um den Heilungsprozess zu fördern. Er verschweigt mir aber auch nicht, dass der Weg bis zur vollständigen Genesung längere Zeit in Anspruch nehmen werde.





Wie man mir mitteilt, sind auch die Ärzte des TCS laufend in Kontakt mit dem Spital und werden immer über den neusten Stand der Dinge informiert.

Wie jeden Tag, sitze ich auch heute beim Abendessen allein am Tisch. Der Kellner versucht mit strenger Miene, mich zum Essen zu nötigen, aber ich mag nur ein paar Bissen. Mit den anderen Gästen hab ich keinen Kontakt - ich such ihn auch nicht. Ich sitze in einem Schneckenhaus und unterhalte mich nur mit den Angestellten und mit Jürgen.
Nicht mal in den Pool gehe ich und auch nicht auf Gamedrive. Ich sitze nur hier und warte und warte... :dry:

Wie immer, begleitet mich Harrison nach den Abendessen zum Bungalow, da man hier nach Eintritt der Dunkelheit nicht mehr allein rumspazieren darf. Er fühlt sich als mein persönlicher Beschützer und ist immer ganz diskret irgendwo in meiner Nähe.

Dann skype ich mit Marina/Butterblume, mit der ich von unterwegs immer wieder mal Kontakt habe. Sie ist die erste Person aus unserem Freundes- und Familienkreis, die von mir über Tonis Geschichte eingeweiht wurde.

Um 22 Uhr wird der Strom abgestellt und das Licht geht aus.
Nun kommt wieder die Zeit der flatternden Fledermäuse und mein inniger Wunsch nach einem Tennisschläger. :evil:

Fortsetzung folgt............. :) :) :)
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
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21 Mai 2015 23:14 #385614
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Severin Safari Camp. Tsavo West NP, 20. Januar 2015
Nach dem Frühstück fangen Harrison und ich an, einige Dinge ins Auto zu packen, denn morgen werde ich ja diesen Ort endgültig verlassen.









Meine gefiederten Freunde warten wie immer auf ein paar Brotkrümel. :cheer:

Dem TCS melde ich, dass ich morgen nach Arusah fahren werde um dann so bald wie möglich nach Nairobi weiter zu fliegen. Die Antwort kommt postwendend. Man teilt mir mit, diesen Entschluss sehr zu begrüssen und ich solle wegen der Rückerstattung der Unkosten alle Quittungen aufbewahren.
Sobald ich in Nairobi eingetroffen sei, und der Patient von den Ärzten für „flugfähig“ befunden werde, würde man für uns beide den Rückführung in die Schweiz organisieren :) .

In der Zwischenzeit telefoniert Jürgen mit dem Chef-Ranger in Mtito Andei um ihm mitzuteilen, dass ich morgen den Park über das Maktau Gate verlassen werde. Um mir die Fahrerei zum ca. 50 km entfernten Hauptgate zu ersparen, übernimmt Jürgen das für mich und bezahlt dort die restlichen Tage Parkeintritt und kriegt eine Quittung dafür, die ich dann bei der Ausreise am Maktau-Gate vorweisen muss, wobei mir ein Tag, sowie die Fahrzeuggebühren von dem netten Ranger geschenkt werden :cheer:
Es ist schon unglaublich, wie hilfsbereit und freundlich all diese Leute sind. :kiss:

Heute haben wir hier grosse Mühe mit dem Internet und Telefonempfang. Dabei muss ich noch so vieles erledigen. Mit dem TCS korrespondieren, unsere Gastgeber in Arusha wegen eines Zimmers anfragen, Dr. Hooker mein Kommen ankündigen usw. Andauernd fahre ich zur Werkstatt, dann versuch ich‘s wieder im Küchenschrank oder per Email, aber nur nach vielen Versuchen krieg ich jeweils Verbindungen zustande, was sehr nervt :dry: .

Am Nachmittag kehrt Manja, die für ein paar Tage mit einer fahrbaren Klinik unterwegs war, ins Camp zurück. Wir ziehen uns in eine stille Ecke zurück und erzählen und erzählen….. Manja bietet mir an, für mich möglichst in der Nähe des Aga Khan Hospitals in Nairobi eine Unterkunft zu organisieren und einen Fahrer an den Flughafen zu schicken, der mich zur Unterkunft bringt. Sobald ich wisse, wann ich in Nairobi ankomme, werde sie alles in die Wege leiten. Ich bin einfach sprachlos über diese Hilfsbereitschaft.
Wie kann ich das je wieder gut machen?

Nach einigen vergeblichen Fahrten zur Werkstatt, kann ich irgendwann zwischen der Gitterwand und dem alten Landcruiser doch noch Toni telefonisch erreichen.
Ich brenne nämlich darauf ihm mitzuteilen, dass ich morgen nach Arusha fahren werde :) .
Seine Freude ist unbeschreiblich und meine natürlich auch. :silly:
Obwohl er‘s mir nicht so richtig zeigen möchte, merke ich doch sehr gut, dass er sich wegen dieser Fahrt ziemliche Sorgen macht. Wir wissen aber beide, dass das der einfachste und beste Weg ist, unser Fahrzeug nach Tansania zu bringen. Es war nämlich auch noch die Rede davon, dass ich nach Nairobi geflogen werden könnte und dann ein Fahrer unser Auto nach Arusha bringt, aber diese Variante kommt für mich überhaupt nicht in Frage.
Diesen Wagen fährt entweder Toni oder ich und sonst niemand. :huh:
Wie angeboten, in der Lodge stehen lassen geht auch nicht, da er ja laut Gesetz nur höchstens drei Monate in Kenia verbleiben darf, und man weiss ja, wie rasch drei Monate verstreichen :dry: .

Egal, ich schaffe das, bald werden wir wieder vereint sein. Ich kann es kaum erwarten. :silly:

Am Abend kommt dann noch die Meldung aus Arusha rein, dass man mir für morgen eine gute Fahrt wünsche und das Zimmer für mich bereit sei. :)

Paul, mein Copilot und Weggefährte ist auch schon eingetroffen. Eigentlich läuft alles wie am Schnürchen.

Als ich beim Kellner nur was Kleines zum Abendessen bestelle, verdreht dieser wieder die Augen :blink: und schüttelt den Kopf. Ich kann einfach kaum was runter würgen. Langsam schlottern mir meine Kleider am Leib, die Hose kann ich runterziehen, ohne sie zu öffnen :blush: . Ich falle bald aus dem Leim :blink: .

Manja hat in der Zwischenzeit eine Pension ganz in der Nähe des Aga Khan Hospitals ausfindig gemacht und bereits angefragt, ob für mich ein Zimmer frei wäre. Man wird mir eines reservieren, ich muss nur noch melden, wann ich eintreffe. Auch ein Fahrer, der mich vom Flughafen Nairobi zur Unterkunft bringen wird, ist bereits kontaktiert worden und wartet darauf, dass er mich abholen kann. Diese Leute machen mich einfach sprachlos. Ich kann gar nicht in Worte fassen, welches Glück ich habe, ihnen begegnet zu sein. :kiss:

Nach dem Abendessen sitze ich auf meiner Veranda am Internet und lese wieder über dieses Guillain-Barré-Syndrom. Ich sollte das eigentlich nicht mehr tun, denn es trägt dazu bei, dass ich mir wieder den Kopf zermartere. Wird mein Mann je wieder gehen können? Wird er einen bleibenden Schaden davon tragen? Was ist, wenn plötzlich die Atmung aussetzt, was ja bei diesem Syndrom hin und wieder vorkommt, und er einen Luftröhrenschnitt benötigt? Müssen wir wegen der vielen Treppen unser Haus verkaufen und in eine rollstuhlgängige Wohnung ziehen? Ich durchforste das Netz nach Foren und Berichten von Betroffenen, aber je länge ich lese, desto mieser fühle ich mich :( .


Fortsetzung folgt..................
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
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01 Jun 2015 10:04 #386513
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Severin Safari Camp, Tsavo West NP, Kenia - Arusha, Tansania, 21. Januar 2015
Habe schon wieder eine schlaflose Nacht hinter mir. Es ist nicht nur wegen der flatternden Fledermäuse und der bevorstehenden Fahrt nach Arusha, ich bin einfach zu unruhig, um zu schlafen und ich möchte endlich bei Toni sein.

Um sechs Uhr stehe ich auf und zwinge mich, ein wenig zu frühstücken. Ich muss etwas im Magen haben, da ich heute fit sein möchte. Dazu trinke ich eine ganze Kanne starken Kaffee.

Paul, mein Beifahrer, hilft mir, unser Fahrzeug so zu packen, dass bei Fahren nichts verrutscht. Tonis Packsystem hab ich glücklicherweise noch einigermaßen im Kopf.

Nachdem alle Rechnungen beglichen sind, verabschiede ich mich von all den lieben Menschen, die mir meinen Zwangsaufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet haben. Ich bin unendlich dankbar für die grosse Hilfe und Unterstützung und kann gar nicht in Worte fassen, wie froh ich bin, bei ihnen gelandet zu sein. Sobald Toni wieder reisen kann, möchte ich mit ihm an diesen wunderbaren Ort zu diesen aussergewöhnlich lieben Menschen zurückkehren. Wir werden uns ganz bestimmt wiedersehen, versprochen.

Jürgen schärft Paul ein, dass er sich unterwegs mit mir unterhalten müsse. Paul nickt verlegen, so ganz geheuer scheint ihm seine Beifahrerrolle nicht zu sein :S .
Wahrscheinlich ist er noch nie von einer Frau chauffiert worden :) .

Kurz vor neun Uhr marschieren wir zum Fahrzeug.
Bevor ich einsteige, schau ich dem kleinen orangen Puch lange in die Augen, bzw. Scheinwerfer.
„Du musst dir heute ganz besonders Mühe geben, mein Freund, denn ich bin nun wirklich darauf angewiesen, dass du mich heil nach Arusha bringst“.
Irgendwie hab ich das Gefühl, dass er mir zuzwinkert, was mich sehr beruhigt. :cheer:

Anfänglich ist Paul noch etwas verspannt.
„Achtung Kurve. Achtung schmale Furt, langsam fahren, die Furt über den Fluss ist wirklich schmal!“ :S :lol:
Später wird die Landschaft offener und übersichtlicher, sodass sich Paul erleichtert zurücklehnt.
„Dieses Fahrzeug hat eine wunderbare Federung“, meint er anerkennend, während er genüsslich seine Cola schlürft :) .

Dann schweigen wir wieder, bis wir in eine Gegend kommen, wo es erst kürzlich stark geregnet haben muss und die Piste ziemlich verschwemmt ist. Paul meint, dass hier seit mehreren Tagen niemand mehr gefahren sei und dass es weiter westlich eine zweite Piste gebe, wo man wegen dem Black Cotton Soil um diese Jahreszeit wohl wochenlang unentdeckt stecken bleiben könnte.

Ja, ich bin froh um Paul, der mir den richtigen Weg weist und der bei Bedarf sogar fähig wäre, einen Reifen wechseln :silly: .

Nun gilt es noch, ein grosses Schlammloch zu durchqueren. Und während ich es konzentriert und souverän durchfahre B) , trompetet es nebenan :blink: , sodass ich mich fast zu Tode erschrecke :sick: . Paul macht grosse Augen und fragt mich, ob ich denn den grossen Elefantenbullen nicht gesehen hätte.
„Nein, hab ich nicht.“ :blush:

Etwas später galoppiert eine riesige Büffelherde über die Piste. Es sind so unglaublich viele Tiere, dass ich anhalten und warten muss, bis sie vorbei sind. Auch die zahlreichen Giraffen, Zebras, Dikdiks usw. interessieren mich nicht. Normalerweise würde mich ja der Anblick der vielen Tiere sehr verzücken, aber momentan hab ich nur ein Ziel, nämlich nach Arusha zu fahren und zwar heute noch. Deshalb bin ich auch froh, dass nun die Piste zum Gate hin wieder trockener und besser befahrbar ist.

Irgendwann kommt mir in den Sinn, dass ich heute trotz der schönen Motive noch gar kein Foto geschossen habe und da ich ja trotz der widrigen Umstände ein Fotoalbum vom unserer Reise machen möchte, frag ich Paul, ob ich von ihm ein Erinnerungsfoto machen dürfe.
Er willigt natürlich ein - es bleibt ihm ja auch gar nichts anderes übrig. :kiss:



Darf ich vorstellen? Mein Copilot Paul. :) :) :)



Und hier das letzte Stück der Piste vor dem Maktau Gate.

Die 65 km bis zum Maktau Gate schaffen wir in 1 ¾ Stunden. Kurz vor dem Gate lasse ich Paul ans Steuer. Er zeigt im Office mein Permit mit den Quittungen für die bezahlten Eintrittsgebühren vor und erzählt der Dame meine Leidensgeschichte und dass ich in meinem Zustand nicht Auto fahren könne :unsure: , weshalb er das für mich übernommen habe. Ich weiss ja nicht, was er ihr alles erzählt und ob er mich als alte, tatterige Tante hinstellt :whistle: , ist mir auch egal :huh: . Die Ranger in Mtito Andei hatten das so vorgeschlagen, damit mir die Gebühren fürs Fahrzeug geschenkt werden. Die Dame zeigt grosses Verständnis und bemitleidet mich sehr :blush: , was mir fast peinlich ist, da wir ja nun ein wenig geschummelt haben B) .

Weiter geht‘s. Bald darauf biegen wir rechts auf die Hauptpiste nach Taveta ab. Paul ist immer noch am Steuer und möchte es gar nicht mehr aus der Hand geben :angry: . Erst als er über eine Eisenstange fährt :evil: , weil er sie für einen Holzstock hält, und es unter dem Auto einen lauten Knall gibt :sick: , hält er erschrocken an. Gemeinsam schauen wir unter‘s Fahrzeug, aber es scheint alles in Ordnung zu sein :) .

So, nun bin ich wieder die Chefin :P . Vom Maktau Gate bis zur Grenzstation Taveta sind es noch 50 km auf löcheriger und staubiger Piste. Anfänglich ist der Verkehr noch sehr minim, nimmt jedoch zur Grenze hin mehr und mehr zu. Nun erteilt mir Paul Fahrunterricht :woohoo: . Ich müsse ganz langsam fahren und immer in die Seitenspiegel schauen und falls mich einer überhole müsse ich zur Seite fahren und ihn vorbei lassen. Zudem müsse ich auf die Motorradfahrer achten, das seien nämlich die Schlimmsten, da sie keine Ahnung davon hätten, wie lang und wie breit sie seien und dass ich auf jeden Fall schuldig sei :S , wenn einer in mich rein fahre. Paul schaut ganz verkrampft in den Seitenspiegel und rapportiert mir jedes hinter uns fahrende Fahrzeug mit Automarke und Farbe :laugh: .

Um 12 Uhr, nach drei Std. Fahrzeit ab dem Severin Camp erreichen wir Taveta. Paul besorgt mir für 2‘000 KS Safaricom Rubbelkarten, welche er leider nur in Einheiten von 100 KS kriegt, was heisst, dass ich zwanzig Mal rubbeln und Telefon aufladen muss :huh: . Dann zeigt er mir noch, wo ich Benzin kriege und wartet, bis ich aufgetankt habe.

Nun verabschiede ich mich von meinem Wegbegleiter, Fahrlehrer und Copiloten Paul, bezahle ihm den zuvor vereinbarten Betrag, den ich noch ein wenig aufrunde und schenke ihm etwas Telefonguthaben.

Da ich nicht sicher bin, ob ich in Tansania kenianische Telefonkarten aufladen kann, such ich mir noch vor der Grenzstation einen Parkplatz und rubble und rubble :evil: bei brütender Hitze an der prallen Sonne :evil: die kleinen Einheiten ab und lade auf und lade auf. Echt mühsam und zeitraubend das Ganze :( .
Natürlich rufe ich auch noch Toni an um ihm mitzuteilen, dass ich bereits an der Grenze sei und die Hälfte der Strecke bereits hinter mir habe :) :) :) .

Die Abwicklung am Kenia-Zoll geht echt entspannt und zügig voran. Strassengebühr wird nicht verlangt, die wäre eigentlich 40 U$ pro Monat gewesen, aber aufdrängen tu ich mich natürlich nicht :P .

Auf der Tansania-Seite muss ich einen Zettel ausfüllen, aber mein Visum ist immer noch gültig, da es jeweils für drei Monate ausgestellt wird. Der Customs-Mann erkennt mich wieder und fragt, wo denn mein Mann sei. Ich erzähl ihm Tonis Geschichte, was ihn aber nicht daran hindert, 25 U$ für die Strassengebühr zu verlangen (20 U$ + 5 U$ für irgendwas), aber natürlich alles mit Quittung.

Um 14 Uhr bin ich endlich durch. Nun haben der Puch und ich für die restliche Strecke bis Arusha nur noch Teerstrasse vor uns. Der Motor schnurrt zufrieden, wir zwei kommen gut voran :cheer: . Bald erreichen wir Moshi. Dann geht‘s am Flughafen entlang, wo ich bei einem Shoppingcenter anhalte und ein paar Nüsschen kaufe, da mein Magen langsam rebelliert. Ich bin hellwach und funktioniere prima :cheer: . Die zahlreichen Lastwagen, die sich mühsam nach Arusha hochquälen, überhole ich einen nach dem anderen :woohoo: . Meine Bedenken wegen dem höllischen Verkehr sind wie weggeblasen. Die können mich alle, ich hab‘s voll im Griff. Auch das übliche, zeitraubende Verkehrschaos durch Arusha beeindruckt mich überhaupt nicht. Ich fahre wie sie, quetsche mich überall rein und überhole links und rechts.

Kurz vor 17 Uhr erreiche ich endlich nach acht Stunden das Tor zur Farm meiner Gastgeber, welches von einem Sicherheitsmann geöffnet wird.
Ich fahre aufs Gelände…..und lande prompt vor dem falschen Haus :sick: . Jetzt hab ich doch zum Schluss noch nachgelassen :angry: ! Vor lauter Erleichterung, endlich am Ziel angekommen zu sein, fang ich an zu schlampen und lass mich gehen :dry: .
Schnell umdrehen, hoffentlich hat‘s niemand gesehen :blush: .



Schlussendlich finde ich dann doch noch das Gästehäuschen, wo ich von meiner Gastgeberin herzlich begrüsst werde. Sie hat mir ein paar Brötchen gestrichen :kiss: , da sie annimmt, dass ich nach der langen Fahrt fast am Verhungern sein muss.

Nun telefoniere ich mit Toni um ihm mitzuteilen, dass ich gut in Arusha angekommen sei.
Es tönt fast, wie wenn er vor Freude weint und auch ich muss ein paar Tränen der Erleichterung verdrücken :) .

Monas, der Angestellte, hilft mir beim Auto entladen und dann geh ich zu meinen Gastgebern rüber, da sie mich netterweise zum Essen eingeladen haben :) .

Anschliessend schreibe ich stundenlang E-Mails, skype mit Manja und trinke literweise Wasser.

Nach dem Duschen leg ich mich um 22 Uhr ins Bett.
Welch ein denkwürdiger Tag! Ein wenig stolz bin ich ja schon, dass ich das so gut gemeistert habe :silly: .

Nun muss ich nur noch so bald wie möglich ein Flugticket nach Nairobi kriegen. Toni, ich komme!!! :kiss: :woohoo: :cheer:


Gefahrene Kilometer: 249

Fortsetzung folgt…..
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07 Jun 2015 21:33 #387265
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Arusha, 22. Januar 2015
Nachdem ich letzte Nacht keine Sekunde geschlafen habe, stehe ich noch vor der Morgendämmerung auf. Ich frage mich, welcher Motor mich antreibt, der mich seit vielen Tagen ohne Schlaf und ohne ausreichend zu essen immer noch voll funktionieren lässt.

Mit einer Tasse starkem Kaffee setze ich mich auf die Veranda. Hoffentlich kriege ich schon morgen einen Flug nach Nairobi. Mein Gastgeber wird sich gleich telefonisch am Flughafen erkundigen, ob das möglich ist und wenn ja, einen Fahrer schicken, der mir das Ticket besorgt.
Auch hier muss ich sagen, dass ich sehr dankbar für diese Hilfe bin. :)

Von Dr. Hooker erfahre ich per E-Mail, dass Toni nun ins CCU verlegt wurde.
Was ist CCU? :unsure:
Google erklärt mir, dass das Coronary Care Unit heisst, und dass dort Patienten mit akuten Herzproblemen eingeliefert werden. :(
Mein Herz steht fast still vor lauter Schreck. :S
Da mir Dr. Hooker auch gleich noch die Direktwahl mitgeteilt hat, versuche ich sofort, Toni anzurufen. Erst nimmt aber eine fremde Person das Telefon ab und die behauptet, dass hier kein Toni liege, oh Schreck. :huh:
Erst nach mehreren Versuchen klappt es dann doch noch, uff. :)
Toni versichert mir, dass es ihm nicht schlecht gehe und er in einem schönen Zimmer liege und sogar einen Fernseher habe.



Tonis Fernseher :cheer:
Er werde nun sogar ab und zu mit Hilfe von ein paar starken Leuten aufgenommen, die mit ihm einige Schritte hin und her gehen.




Dieses Bild wurde am 18.1.15 auf der Intensivstation mit Tonis Handy aufgenommen. Es ist sein ausdrücklicher Wunsch, dass ich es hier zeige.

Falls ich schon morgen nach Nairobi fliegen kann, muss ich noch heute unseren Koffer packen. Was bleibt im Fahrzeug? Was kommt mit nach Hause? Was ins Handgepäck? Was in den Koffer? Ich muss ganz genau überlegen, darf ja nichts vergessen und keinen Fehler machen. Man glaubt ja gar nicht, woran man alles denken muss.

Zum Mittagessen bin ich wieder eingeladen. Es gibt Ente mit Kartoffelbrei und Salat und schmeckt so prima, dass ich heute sogar ein wenig mehr esse, als in den letzten Tagen.

Am Nachmittag hab ich dann endlich das heiß ersehnte, von einem Fahrer besorgte Flugticket nach Nairobi in der Hand. Der Flug mit Kenya Airways startet morgen um 11 Uhr vom Kilimanjaro Airport. Morgen Mittag werde ich endlich nach vielen Tagen der Trennung bei Toni sein :) .
Der Koffer ist gepackt, ich bin bereit. :silly:

Nun kann ich auch Manja vom Severin Safari Camp mitteilen, dass ich morgen nach Nairobi fliegen werde. Sie verspricht mir, mein Kommen umgehend im nahe des Spitals gelegenen Azee Gästehaus zu melden und somit mein bereits vorreserviertes Zimmer definitiv zu buchen. Zudem wird sie einen Fahrer namens Julius an den Flughafen schicken, der mich abholt und zu meiner Unterkunft bringt.
Manja, du bist einfach einzigartig! :kiss:

Die Drähte laufen nun heiß. Endlich wird Tonis ahnungslose Schwester über das Vorgefallene unterrichtet. Die fällt natürlich aus allen Wolken und behauptet, schon lange geahnt zu haben, dass etwas nicht stimmt. Kann ja schon sein.
Geschwister sollen ja manchmal so ne spezielle Antenne haben. ;)

Auch dem TCS melde ich, dass ich morgen Mittag in Nairobi eintreffen werde, was postwendend sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen wird, da ja von nun an die Kommunikation sehr viel einfacher sein wird. Man teilt mir auch mit, dass sobald die für Toni so wichtige Immunglobulin-Therapie beendet sei, über eine Rückführung in die Schweiz nachgedacht werde :) :cheer: .
Zudem erinnert man mich daran, alle Quittungen aufzubewahren, da mir die gesamten Unkosten zurückerstattet werden.

Am Abend esse ich auf der Veranda ein Käsebrötchen. Dann skype ich lange mit Manja vom Severin Safari Camp, welche für mich momentan die wichtigste Bezugsperson ist. Schade, dass ich die letzte Nacht in Arusha nicht recht geniessen kann, aber ich hab nur noch einen innigen Wunsch, nämlich das Wiedersehen mit meinem Mann.

Wenigstens sind heute wieder einige Probleme aus dem Weg geräumt. Ich weiss, wann ich nach Nairobi fliege, wer mich abholt und dass ich eine Unterkunft in der Nähe des Spitals habe :cheer: .

Fortsetzung folgt….
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Arusha, Tansania - Azee Gästehaus, Nairobi, Kenia, 23. Januar 2015
Um 6 Uhr sitze ich bereits frisch geduscht bei einem starken Kaffee auf der Veranda. Die Vorfreude ist riesig. In ein paar Stunden werde ich endlich nach sieben endlos langen Tagen der Trennung bei Toni sein. :woohoo:

Der Koffer steht fertig gepackt vor der Tür und ich hoffe sehr, dass ich die richtigen Sachen mitgenommen und nichts vergessen habe. Noch schnell einige Dinge im Fahrzeug verstauen, meinem treuen Freund auf Wiedersehen sagen und in die Garage stellen, fertig.
Ich bin zum Abholen bereit. :)

Meine lieben Gastgeber kommen vorbei, um sich von mir zu verabschieden und warten, bis mein Fahrer Hamsa eintrifft. Um 7.15 Uhr ist dieser pünktlich zur Stelle.

Der Verkehr durch Arusha ist wie immer ziemlich heftig und chaotisch, aber wir haben genügend Zeit eingeplant. Nach 1 ½ Stunden Fahrzeit erreichen wir um 8.45 Uhr den Flughafen. Hamsa trägt mir mein Gepäck ins Flughafengebäude und wünscht mir guten Flug und für Papa alles Gute und baldige Genesung.

Einchecken und Passkontrolle gehen sehr zügig voran, aber zum ersten Mal seit vielen Jahren muss ich meinen Impfausweis vorweisen :ohmy: .
Kein Problem, den hab ich natürlich dabei und die Gelbfieberimpfung ist noch keine zehn Jahre her :cheer: .



Überpünktlich, das heisst 5 Minuten zu früh, um 10.55 Uhr hebt der Embraer 190 von Kenya Airways ab. Der Flieger ist nur schwach besetzt, alle Passagiere haben einen Fensterplatz und manche Sitzreihen sind ganz leer.



Kurz nach dem Start






Über der Wolkendecke ist der Kilimanjaro wunderschön zu sehen. :cheer:



Von oben sieht man auch gut, wie unglaublich trocken und staubig es in Kenia ist.

30 Minuten später, um 11.25 Uhr landen wir bereits auf dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi :) .
Auf den Koffer muss ich nicht lange warten und auch bei der Passkontrolle bin ich rasch durch. Um 11.50 Uhr stehe ich bereits am Ausgang und halte nach meinem Fahrer Julius Ausschau, der auch gleich mit einem Erika-Täfeli in der Hand daherkommt. Er schiebt mein Gepäckwägelchen über die Strasse und schärft mir ein, mich ja nicht von der Stelle zu bewegen :huh: , er gehe nun sein Fahrzeug holen. Es dauert eine ganze Weile, bis er endlich daher gefahren kommt. Scheinbar muss er sein Auto ziemlich weit weg parkiert haben.

Durch den Stossverkehr geht‘s nun unendlich langsam und stockend nach Nairobi :( . Julius fährt mit mir durch viele enge Schleichwege :blink: , die manchmal so verlöchert sind, dass ich schon bald Schiss um sein Fahrzeug kriege :S . Er mein aber, dass es so schneller gehe, da ihm ein Kollege telefoniert habe, dass die Hauptstrasse total verstopft sei.

Nach ca. 2 Stunden erreichen wir endlich meine Unterkunft, das Azee Gästehaus, wo ich kurz einchecke und zwei Nächte à 60 U$ bezahle. Frühstück im Preis inbegriffen.
Julius hilft mir, mein Gepäck ins Zimmer zu tragen. Es ist naja :unsure: …., zum Schlafen ganz passabel. Wenigstens ist die Dusche schön gross und das Wichtigste, es gibt WLAN, denn das brauch ich wirklich unbedingt.

Dann zeigt mir Julius den Weg zum Aga Khan University Hospital. Wir gehen zu Fuss, damit ich mir den Weg besser merken kann. Das Spital gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Man wird am Eingang wie auf einem Flughafen kontrolliert. Das Gebäude ist so riesig, dass wir ziemlich lange brauchen, bis wir endlich die richtige Abteilung finden. Julius verabschiedet sich von mir. Ich geb ihm zusätzlich zum vereinbarten Preis ein schönes Trinkgeld, denn der nette Mensch hat sich doch sehr um mich bemüht :) .

Endlich betrete ich Tonis Zimmer :woohoo: und da sitzt er - mein Mann - in einem grossen Lehnstuhl :woohoo: .
Die Wiedersehensfreude ist einfach unbeschreiblich :) :) :) .
Wir sind beide sehr aufgewühlt und unendlich glücklich, dass wir nun wieder beisammen sind. Weitere Details verschweige ich euch :cheer: :whistle: … das ist eher Privatsache. Eine riesige Last fällt von uns ab. Nun wird alles gut.

Toni sitzt nun seit sechs Stunden in diesem Lehnstuhl. Es war sein Wunsch, dass ich ihn nicht im Bett liegend vorfinde. Nun kommt aber das Pflegepersonal und legt ihn wieder ins Bett. Andauernd wird an ihm rumgemessen und rumhantiert :dry: . Er ist nun nicht mehr verkabelt, aber unterhalb seines Schlüsselbeins ist immer noch ne richtige Verteilerstation befestigt :pinch: . Privatsphäre haben wir nicht wirklich. In Afrika ist es ja auch nicht üblich dass man seine Gefühle in der Öffentlichkeit zeigt und sich umarmt :blush: .

Zwischendurch hab ich noch einen Termin bei Dr. Hooker. Der sympathische Mann mit der sanften Stimme nimmt sich sehr viel Zeit für mich. Er meint, wenn Tonis Zustand stabil bleibe, dürfe er in einigen Tagen nach Hause. Dann begleitet er mich noch zum Chefarzt, welcher ebenfalls sehr nett ist und sogar ein paar Worte Deutsch spricht.

Nachdem ich mich von Toni verabschiedet habe, mach ich mich auf den Fussweg zu meiner Unterkunft.
Oh Mann, ist das ein mieses Weglein :angry: .
Überall liegen Glasscherben, Zementbrocken und Plastikmüll rum :blink: .
Auf der Fahrbahn kann ich nicht gehen, da ich Angst haben muss, überfahren zu werden :evil: .
Es sind ja nur ein paar hundert Meter, aber unangenehmer geht‘s wirklich nicht mehr :sick: .

Den Abend verbringe ich in meinem Zimmer vor dem Laptop, skype mit Manja und schreibe E-Mails und zwischendurch geh ich auf die kleine Veranda um Luft zu schnappen. Ausserdem ruft eine nette Person vom TCS an um sich zu erkundigen, ob ich gut in Nairobi angekommen sei und wie‘s mir geht.

Mein Nachbar ist ein Pakistani, welcher bis gegen 23 Uhr mit seinen Kindern über Skype inbrünstig und lautstark Lieder singt :woohoo: und ab und zu zum Rauchen auf die Veranda kommt.

Beim Duschen kommt mir in den Sinn, dass ich ja heute außer den Nüsschen im Flugzeug noch gar nichts gegessen habe :huh: .
Ist ja egal, mein Magen hat sich vermutlich bereits ans Nichtstun gewöhnt.

Gute Nacht.

Fortsetzung folgt….
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
Letzte Änderung: 09 Jun 2015 20:19 von Erika.
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  • Erika am 19 Mai 2015 18:43
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Azee Gästehaus, Nairobi, 24. Januar 2015
Endlich konnte ich seit Langem wieder mal sieben Stunden durchschlafen. Das hat mir echt gut getan.

Das Frühstück hier im Gästehaus ist sehr reichhaltig, aber halt typisch indisch mit vielen Süssigkeiten usw., aber es gibt auch Toast, Marmelade und Eier. Beim Stichwort „Eier“ erinnere ich mich voller Entsetzen daran, dass ich in unserem Fahrzeug ein gekochtes Ei vergessen habe :woohoo: .
Oh du meine Güte, das wird jetzt bis Dezember so richtig heftig vor sich her stinken :sick: .

Im Innenhof der Pension steht ein Käfig, dessen Bewohner ein gesprächiger Graupapagei ist. :)
Er plappert, miaut und pfeift in allen Tonlagen, aber leider hustet er auch ab und zu ganz komisch :S .
Das Rätsel wegen des Hustens löst sich aber bald :lol: , denn nun beobachte ich, wie eine Pflegerin die uralte, hustende Mutter der Chefin mit einem Rollstuhl in den Hof schiebt.
Nun husten sie beide um die Wette :woohoo: .
Irgendwie peinlich und respektlos, dieses Vieh….. B)



Der Innenhof der Pension

Nun muss ich wieder diesen unangenehmen Weg zum Spital unter die Füsse nehmen.
Ich hasse ihn :evil: .
Nicht, dass ich irgendwie angequatscht werde oder so - man beachtet mich nicht mal, obwohl ich weit und breit die einzige Weisse bin - aber es liegt einfach zuviel Unrat rum :angry: .

Nachdem die Sicherheitskontrolle am Eingang bei mir nichts Verdächtiges gefunden hat, lässt man mich das Spital betreten. Es ist ein relativ weiter Weg bis zu Tonis Zimmer. Auch auf jeder Etage sitzen Leute, die genau schauen, wer da ein- und aus geht und dann einen Knopf drücken, bevor sich die Abteilungstür öffnet.

Toni erwartet mich schon sehnsüchtig. Er ist schon sehr schwach und hat keine Chance, ohne Hilfe das Bett zu verlassen - und was mich am meisten beelendet - er kann nicht mal den Kopf heben, wenn er ganz flach liegt :( :( :( .
Glücklicherweise ist sein Bett elektrisch verstellbar, sodass er sich aufsetzen kann. Ach, was ist nur aus meinem Mann geworden. Zu einem Häufchen Elend und völlig hilflos hat ihn diese Krankheit gemacht :( .










Tonis Zimmer mit dem Handy aufgenommen

Da Toni ja nun nicht mehr künstlich ernährt wird, darf er jeweils aus einer sehr langen Liste sein Menue selbst zusammenstellen. Erstaunlich, wie gut das Essen schmeckt.
Da mein Mann nämlich fast keinen Hunger hat, ess ich ihm den ganzen Rest weg :laugh: :P .

Toni hat eine persönliche Betreuerin zugeteilt gekriegt, die nur für ihn da ist. Welch ein Luxus! Sie hat ihm sogar seine Kleider gewaschen :kiss: ! Unglaublich :) ! Überhaupt ist hier alles sehr persönlich. Zweimal pro Tag kommen Ärzte um sich nach dem Befinden des Patienten zu erkundigen und um diverse Tests zu machen und Doktor Hooker misst jeden Tag mit einem Hämmerchen die Reflexe. Ganz zu schweigen von den vielen zusätzlichen Messungen und Untersuchungen, die man täglich zum Teil mehrmals an ihm vornimmt. Auch wird er zweimal täglich mit dem Rollstuhl von einem Therapeuten zwecks Muskeltraining in den Kraftraum gebracht :cheer: .

Da ich mir bei der Packerei in Arusha mehrere Fingernägel abgebrochen habe, werden dieselben für mich nun richtig zum Problem :angry: , da ich nämlich mit den ausgefransten Dingern überall hängen bleibe und da Toni am Nachmittag eh zur Therapie abgeholt wird, entschließe ich mich, per Taxi in den nächsten Supermarkt zu fahren, um mir eine Nagelfeile zu besorgen.

Am Spitaleingang steht ein Tisch mit einem Taxi-Täfelchen drauf. Kaum nachgefragt, bietet sich Albert für eine Fahrt an. Nachdem er sein Taxi vor den Eingang geholt hat, steige ich ein und er bringt mich zu einem kleinen Nakumatt ganz in der Nähe. Leider finde ich im ganzen Gebäudekomplex keine Nagelfeile :evil: :evil: :evil: .
So fährt mich Albert zu einem grösseren Nakumatt, wo ich dann endlich nach langem Suchen zu der verflixten Nagelfeile komme :silly: . Da der sehr nette Albert eh nicht viel zu tun hat, fährt er mit mir noch etwas in Nairobi rum und zeigt mir auch das Westgate Shoppingcenter, welches vor nicht allzu langer Zeit von Terroristen gestürmt und teilweise zerstört wurde. Man ist fleißig am Wiederaufbau, sodass es gemäß Albert in Bälde fertig gestellt sein wird.

Zurück in Tonis Zimmer, möchte ich ihm gleich die Nagelfeile zeigen, aber das Ding ist unauffindbar :ohmy: , wahrscheinlich im Taxi verloren :sick: .
So ein Mist :angry: . Die Feile ist weg :evil: .
Zwei Stunden für nichts verplempert und Albert ist natürlich schon längst über alle Berge :sick: .

Den Rest des Nachmittags verplaudern wir, bis Toni müde wird und einschläft. Ich schlendere noch ein wenig durch die wunderschöne und sehr gepflegte Spitalanlage und bestaune die liebevoll angelegten Blumengärten und die lauschigen, schattigen Sitzgelegenheiten.

Dann marschiere ich wieder mit Todesverachtung auf dem verhassten Sch….weglein :angry: zu meiner Unterkunft. Kaum im Zimmer angekommen, ruft eine Ärztin vom TCS an. Sie teilt mir mit, dass wir in drei Tagen von einem Ambulanzjet der Schweizerischen Rettungsflugwacht Rega nach Hause geholt werden :) :) :) . Ich dürfe natürlich auch mit :silly: . Um die Kosten müsse ich mir keine Sorgen machen, die werden von der Versicherung übernommen. Das muss ich natürlich gleich Toni mitteilen. Er freut sich unbeschreiblich über diese Nachricht.

Pünktlich um 18.00 Uhr, wenn der Generator im Severin Safari Camp eingeschaltet wird, ruft wie jeden Tag Manja per Skype an :kiss: . Sie ist auch sehr erleichtert, dass wir bald ausgeflogen werden und freut sich riesig über die gute Nachricht.

Mit diesem Lichtblick ist nun für mich das Alleinsein in der Pension einigermaßen erträglich geworden :) :cheer: .

Fortsetzung folgt………………….
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
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2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
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2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
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2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
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2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
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Letzte Änderung: 11 Jun 2015 17:23 von Erika.
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