THEMA: Eine Reise wird zum Alptraum
27 Apr 2015 20:13 #383268
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Chyulu Campsite - Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 14. Januar 2015
Das Campen wird für Toni langsam zur Qual :( . Er, der doch früher vor Kraft und Energie strotzte, ist kaum mehr fähig, auch nur leichte Gewichte zu heben :( . Er verspürt auch überhaupt keinen Hunger mehr und hat schon seit einigen Tagen fast nichts mehr gegessen. Als Frühstück trinkt er heute nur eine Tasse Kaffee, welchen er aber postwendend wieder hergibt. :dry:






Gefiederte Freunde auf dem Chyulu Campingplatz

Wir packen gemeinsam zusammen und verstauen alles im Fahrzeug. Toni ist anschliessend dermaßen erschöpft, dass er sich für eine halbe Stunde auf die Wiese legt. Besorgt frag ich ihn, ob er denn Schmerzen habe. Nein nein, er wolle sich nur ein wenig ausruhen. Langsam wird mir immer unheimlicher :huh: .

Um 10.30 Uhr sind wir dann endlich soweit, dass wir losfahren können. Die Sache wegen der Aufenthaltsverlängerung im Park ist mit dem Ranger schnell geregelt. Er hat den Zettel für uns bereits vorbereitet.

Im Severin Safari Camp angekommen sind wir froh, dass uns die Massais helfen, das Gepäck ins Bungalow zu tragen.



Unser Bungalow mit Veranda :cheer:






Innenansicht :)




Das Nachbar-Bungalow für „Flitterwöchner“ B)




In der Ferne der Kilimanjaro in der flimmernden Mittagshitze



Aussicht von unserem Bungalow auf den Kili

Um 14 Uhr gibt‘s Lunch. Toni kriegt eine Suppe, Kamillentee und hausgemachtes Jogurt :( . Er würgt die Sachen lustlos runter.

Nach dem Essen legt sich Toni hin und ich setze mich auf die Veranda. Da wir ja eh ein Wasserloch vor der Haustür haben, fahren wir heute nicht mehr raus. Von morgens um 6 Uhr bis 16 Uhr und von 18 Uhr bis 22 Uhr läuft der ca. 1,5 km entfernte Generator und dann gibt‘s Internetempfang. So kann ich wieder mal Kontakt mit daheim aufnehmen, aber über Tonis Gesundheitszustand verliere ich vorläufig noch kein Wort :blush: . Ich melde nur, dass er keine Rückenschmerzen hat, was nämlich stimmt :dry: .

Fürs Abendessen wähle ich für mich Avocado mit Crevetten und Red Snapper mit Kokosnussmilch-Reis aus. Ein absoluter Hit :) . Toni wünscht sich wieder eine Suppe, Kamillentee und hausgemachtes Jogurt :( . Ausser uns sind noch fünf andere Gäste hier, was nicht gerade viel ist. Diese Lodge könnte locker 70 Gäste beherbergen.

Wir unterhalten uns noch eine Weile mit der sympatischen Managerin Manja. Leider muss sie sich von uns verabschieden, da sie ab morgen für drei Tage als Helferin mit deutschen Ärzten und einer fahrbaren Klinik bei den Massai unterwegs sein wird.

Gut, dass wir nun hier in dieser schönen Unterkunft sind. Obwohl wir sonst leidenschaftlich gerne campen, wäre das momentan bestimmt nicht sehr angenehm, denn in Tonis Bauch rumort es wieder :evil: und übel ist‘s ihm auch :sick: .

Die Temperaturen in dieser Gegend sind tagsüber immer so um 30 Grad, aber nachts kühlt es jeweils auf angenehme 22 Grad ab.

Gefahrene Kilometer: 20

Fortsetzung folgt…..
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
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2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
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30 Apr 2015 00:02 #383477
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Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 15. Januar 2015

Teil 1

Naja, ich wiederhole mich nicht gerne und es ist mir auch bald peinlich :blush: , davon zu berichten, aber Toni hat den grössten Teil der Nacht nicht im Bett verbracht, sondern im Raum dahinter... :side:

Der Massai Harrison, welcher Wache hält, damit wir nicht von den wilden Tieren angefallen werden ;) , kommt am Morgen mit besorgter Miene auf Toni zu und fragt ihn, ob alles in Ordnung sei, er habe nämlich zur nächtlichen Stunde aus unserem Bungalow seltsame Geräusche gehört :blush: . Toni antwortet, dass das schon möglich sei, er habe mehrere SMS in die Toilettenschüssel verschickt :blink: . Da haut‘s den Harrison fast aus den Sandalen vor lachen :ohmy: . Er führt einen Freudentanz auf und wiehert dazu wie ein Pferd .… :woohoo: Nun ist Toni Mister SMS und Harrisons neuer Freund, und Harrison versichert Toni, dass er ihn nie mehr im Leben vergessen werde….. den Mister SMS :lol: .




Harrison und Toni, dem es sichtlich schlecht geht



Harrison, der Sonnenschein




Eingang zum Empfangsbereich und Restaurant.



Der wartet sehnsüchtig auf ein paar Brosamen.

Das Frühstücksbuffet sieht super aus. Der Aufwand, der hier für die paar wenigen Gäste betrieben wird, ist enorm, aber Toni mag nur eine Banane und etwas Tee :( .


Nach dem Frühstück fahren wir kurz raus, aber da die Fahrerei für Toni eh eine Qual ist, kehren wir bald wieder um :( .



Im Hintergrund ein erkalteter Lavastrom.

Zum Fotografieren hab ich nun auch keine Lust mehr, deshalb hier ein paar Bilder vom Februar 2014, welche die sehr abwechslungsreiche Landschaft dieses Parks zeigen:





















Busch-Camp-Toilette eines Safari-Veranstalters B)















Brandschwarze Vulkanasche



Granitfelsen



Roter Tsavo-Elefant

Am Mittag lassen wir uns unseren Lunch auf die Veranda servieren. Toni kann nur ein paar Löffel Suppe und ein wenig Reis essen. Er hat nun auch noch Mühe beim Schlucken :( und verschluckt sich ab und zu. Das ist besonders unangenehm, da er ja eigentlich viel trinken sollte.

Fortsetzung folgt.......
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01 Mai 2015 12:35 #383623
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Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 15. Januar 2015

Teil 2

Während sich Toni nach dem Mittag hinlegt, stiefle ich ein wenig auf dem Lodge-Gelände rum. Es ist schon sehr schön hier und unter normalen Umständen hätten wir das alles wirklich sehr genossen, aber so…. :(






Der Pool






Eine Massage gefällig?

Da nun nebst dem schlechten Allgemeinzustand auch noch Schluckbeschwerden und leichtes Fieber hinzugekommen sind, entschliessen wir uns, zur 21 km entfernten Kilaguni Serena Safari Lodge zu fahren, da es dort einen Arzt gibt.



Auf dem Weg zur Kilaguni Lodge

Die sympathische Kilaguni Lodge kennen wir bereits von früher - eine sehr edle Unterkunft - trotzdem ist man als Durchgangsgast jederzeit herzlich willkommen :) . Die Lodge könnte locker 120 Gäste beherbergen, aber wie wir erfahren nächtigen gerade mal sieben Leute hier.

An der Rezeption fragen wir nach dem Arzt und nach wenigen Minuten kommt er dahergetrabt. Eigentlich hätte ich mir eher so was wie einen pensionierten englischen Doktor vorgestellt, aber stattdessen erscheint ein grosser, sehr athletisch aussehender Kenianer :) . Joel heisst er und er leitet hier eine kleine Klinik, wo er vorwiegend einheimische Arbeiter verarztet. Nachdem er sich Tonis Leidensgeschichte angehört hat, macht er - wie er augenzwinkernd sagt - Ebola-Kontrolle ;) , indem er Fieber misst. 38 Grad sind schon mal etwas zuviel. Joel meint, dass Toni sehr dehydriert sei, und folglich sein Schwächezustand eigentlich nicht aussergewöhnlich sei. Er händigt ihm ein Antibiotikum, Immodium und ein paar Packungen Elektrolyten aus und ist überzeugt, dass es ihm bis morgen wieder viel besser geht. Na, das hoffen wir auch…….. :unsure:







Agame in Kilaguni



Zebras am Kilaguni Wasserloch






Bei der Vogeltränke ist ein Kommen und Gehen

Das Nachtessen fällt für Toni wieder mehr oder weniger aus :( . Er hat schon Mühe, seine Suppe runterzuschlucken. Hoffen wir, dass dieses Antibiotikum wirkt und das Leiden endlich ein Ende hat.




Sonnenuntergang im Severin Safari Camp.

Gute Nacht.


Fortsetzung folgt…………….
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02 Mai 2015 22:28 #383740
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Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 16. Januar 2015
Heute dauert es etwas länger, bis wir frühstücken gehen, da Toni bereits beim Aufstehen Mühe hat und kaum aus dem Bett kommt.

Bei der kleinen Stufe, die von der Veranda runterführt, versagen Tonis Beine, er sackt zusammen und kann nicht mehr allein aufstehen. Nein, bitte nicht!!! Das Personal kommt sofort besorgt daher und hilft ihm. Mit Mühe und Not schafft er‘s noch bis zum Restaurant, wo er dann aber nur einen Tee möchte. Er meint, dass er vielleicht nur den Tritt verfehlt habe und dass es nun bestimmt wieder besser gehe.

Eigentlich hab ich nun auch keinen Hunger mehr, die Situation macht mir allmählich mächtig zu schaffen. Wir bleiben lange im Restaurant sitzen und schauen den Vögeln zu, die da ziemlich unverfroren über die Brotkörbli herfallen, indem sie die Servietten hochheben und Brötchen rauszupfen :blink: .






















Stillhalten zum Fotografieren tun die echt nicht gerne. :cheer:

So langsam müssen wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Bungalow machen, da sich Toni ins Bett legen möchte. Und dann passiert es wieder!!! Toni sackt bei der ersten Stufe zur Veranda zusammen und kann nicht mehr aufstehen. Das Personal hatte bereits eine Vorahnung und ist sofort zur Stelle. Mein Mann wird mit vereinten Kräften zum Bett geführt, wo er sich erschöpft hinlegt :( .

Jetzt ist aber genug :dry: . Voller Angst eile ich zu Jürgen, dem Manager ins Büro und schildere die Situation. Er setzt sich mit Joel, dem Arzt von Kilaguni in Verbindung und dieser meint, dass er nun mit seinem Latein am Ende sei und Toni nach Nairobi ins Spital gebracht werden müsse.

Um 14 Uhr setzen wir uns mit der Notrufzentrale unseres TCS (Touring Club Schweiz) in Verbindung, von welchem wir seit vielen Jahren den ETI-Schutzbrief für solche Ernstfälle besitzen. Und zum ersten Mal im Leben hatte ich dort zwei Wochen vor unserem Abflug eine Zusatzversicherung abgeschlossen, die alle anfallenden Unkosten, egal in welcher Höhe, garantiert übernimmt. Jürgen schildert dem Zuständigen Mitarbeiter das Problem und gibt ihm auch die Telefonnummer von Joel durch. Leider unterbricht die Verbindung andauernd, da der Telefonempfang im Büro denkbar schlecht ist. Am besten funktioniert er noch in der Küche, wenn man den Kopf in ein ganz bestimmtes Küchenschrank-Abteil steckt :evil: . Jedenfalls kann Jürgen dem Mitarbeiter den Namen der Lodge und seine Telefonnummer durchgeben, wir eilen in die Küche und der TCS-Mitarbeiter ruft prompt zurück. Nun wird kurz unsere Versicherungsnummer und Email-Adresse bekanntgegeben, bevor die Leitung wieder tot ist :evil: . Weitere Details werden per Email besprochen, da diese Verbindung viel stabiler ist. Man verspricht uns, sich nun unverzüglich mit dem Agenten in Nairobi - Amref - in Verbindung setzen.
de.wikipedia.org/wiki/Amref_Health_Africa

Es dauert nich lange, bis die Meldung vom TCS kommt, dass Toni - nachdem man Rücksprache mit Joel genommen hat - von den Flying Doctors auf dem Kilaguni Airstrip abgeholt werde und ein wenig später wird uns mitgeteilt, dass der Flieger bereits in Nairobi gestartet sei und ca. um 17 Uhr landen werde.

Nun bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich könnte auch mitfliegen, aber wie soll ich in der kurzen Zeit unser Bungalow ausräumen, alles ins Auto räumen und dann noch unsere Koffer packen? Und vielleicht kommt Toni ja bald wieder gesund und munter zurück zur Lodge :) ? Ich entschließe mich, vorläufig hier wohnen zu bleiben und abzuwarten. Wichtig ist ja erst mal, dass Toni in Spitalpflege kommt. Noch schnell für ihn ein paar Kleider, Toilettenartikel, Lesebrille, Pass und Handy in einen Plastiksack eingepackt und fertig, wir müssen uns beeilen.

Jürgen fährt mit seinem Fahrzeug so nah wie möglich an unser Bungalow und das Personal hilft Toni die paar Schritte zum Fahrzeug zu gehen und sich hinzusetzen. Dann brausen wir los. Bis zur Kilaguni Lodge sind es 21 km auf teilweise holperigen Pisten.

In Kilaguni angekommen, warten bereits Joel und das Management auf uns. Sie alle sind voller Anteilnahme und wünschen Toni gute Besserung. Joel erklärt mir, dass er ja gestern schon noch hätte versuchen können, Toni in seiner Klinik aufzunehmen und eine Infusion zu geben, aber falls es was Ernstes sei, wäre das nur verlorene Zeit gewesen. Danke Joel :kiss: .

Bereits drei Stunden nach unserem Notruf an den TCS, kurz nach 17 Uhr taucht der Flieger der Flying Doctors am Himmel auf und setzt zur Landung an.

Ich bin tief beeindruckt, unglaublich, wie die das alles in so kurzer Zeit organisiert haben! Das ist auch Afrika, aber jetzt mal im positiven Sinn :) .

Mir wird ganz komisch :dry: . Der Pilot und ein Arzt steigen aus der Maschine, begrüssen uns und fragen nach dem Patienten, der immer noch im Fahrzeug sitzt. Gemeinsam wird Toni aus dem Fahrzeug geholfen und die Frage, ob er die paar Stufen ins Flugzeug schaffen würde, beantwortete er mit JA :( . Es geht natürlich nicht :huh: ! Ein paar starke Männer müssen mit allen Kräften nachhelfen. Ich befürchte schon, dass sie seine Hose in Stücke reissen, so sehr müssen sie daran ziehen :sick: . Oben angekommen, kann sich der total geschwächte Mann nicht mehr aufrichten und kriecht auf allen Vieren auf die Liege :dry: .

Joel und ich steigen auch ins Flugzeug und schauen gebannt zu, wie der Arzt verzweifelt versucht, eine Vene für die Infusionsnadel zu finden. Toni sei total ausgetrocknet, deshalb sei das gar nicht so einfach, meint der Flying Doctor. Ca. nach dem zehnten Versuch klappt es dann endlich. Zusätzlich wird er noch mit Sauerstoff versorgt und an diverse Überwachungsgeräte angeschlossen. Es bleibt mir nicht viel Zeit, mich von Toni zu verabschieden :( und als er mir dann noch sagt, dass er mir den Urlaub vermiest habe, wühlt mich das total auf :( :( :( .

Eine halbe Stunde später, um 17.30 Uhr startet der Flieger in Richtung Nairobi und verschwindet langsam am Horizont. Jürgen und ich fahren zurück zur Lodge.

Nun hock ich ganz allein hier auf der Veranda und weiss nicht, wie‘s weiter geht.






Auch der Wasserbock und die Elis, die vor meinem Bungalow am Wasserloch stehen, können mich nicht aufheitern. Entsprechend mies ist auch das Eli-Foto geworden, …ist mir aber egal :whistle: .

Am Abend sitze ich alleine im Restaurant und muss mich zwingen, eine Kleinigkeit zu essen. Harrison, der Massai begleitet mich anschließend zum Bungalow und leistet mir ein wenig Gesellschaft. Er fühlt sich jetzt für mich ganz besonders verantwortlich, der Gute :cheer: .

Später starte ich meinen Laptop und starre bis 22 Uhr auf den Posteingang, dann wird der Generator abgeschaltet, der Internetempfang ist weg und das Licht geht aus. Ich sitze noch lange im Dunkeln und hoffe, dass ich irgendwann aus einem Alptraum erwache, aber nein, das alles spielt sich wirklich so ab.


Fortsetzung folgt …..
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Letzte Änderung: 02 Mai 2015 22:36 von Erika.
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04 Mai 2015 20:38 #383973
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Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 17. Januar 2015
Letzte Nacht konnte ich kaum schlafen. Zuviele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Wohin wurde Toni gebracht? Wie geht es ihm? Wie ernst ist sein Zustand? Wie gut sind die Ärzte? Kriegt er auch die richtige Pflege?

Vor dem Morgengrauen stehe ich auf, setze mich auf die Veranda und um 06.00 Uhr schalte ich meinen PC ein, da es nun wieder Internetempfang gibt.

Da das WLAN auch im Restaurant funktioniert, nehm ich den PC mit zum Frühstückstisch, da ich ja von unserem TCS auf neue Nachrichten hoffe. Dann geh ich andauernd in die Küche um mein Handy ins Schrankabteil zu halten :angry: , wo man am ehesten auf Empfang hoffen kann :evil: .

Dann kommt plötzlich eine SMS von Toni rein, worin er mir seine direkte Telefonnummer vom Spital mitteilt :cheer: . Natürlich rufe ich gleich zurück, aber die Verbindung unterbricht andauernd, sodass wir erst gar nicht miteinander reden können :angry: . Es ist zum Verzweifeln :dry: !

In der Zwischenzeit ist auch eine Email vom TCS angekommen. Man versichert mir, dass man in ständigem Kontakt mit dem Dienstleister Amref in Nairobi sei und ich mir keine Sorgen machen müsse. Es sei für alles gesorgt, und auch der Flug mit den Flying Doctors und die Spitalrechnung werde vollumfänglich übernommen. Ans Finanzielle hab ich eigentlich noch gar nicht gedacht :blush: . Nun bin ich aber sehr froh darüber, dass ich noch kurz vor unserem Abflug eine Zusatzversicherung abgeschlossen habe. Was sind schon Fr. 50.- Jahresbeitrag für zwei Personen für die garantierte Deckung sämtlicher Kosten - eigentlich nichts :) .

Am frühen Nachmittag fährt Jürgen mit mir zum 50 km entfernten Mtito Andei Gate, um das Finanzielle zu regeln. Eigentlich wäre ja heute unser Abreisetag gewesen und unser Park-Permit läuft somit heute ab. Der Chefranger zeigt sehr grosses Verständnis, ich kann somit im Park bleiben, solange ich möchte und darf den Rest zum Schluss bei Abreise begleichen.

Dann fährt Jürgen mit mir zu seinem Stammlokal, welches sich in Mtito Andei in einer kleinen, staubigen Gasse befindet. Er kehrt hier immer ein, wenn er im Ort ist, denn in der kleinen Bar wird seine Leibspeise, gegrilltes Ziegenfleisch mit Ugali angeboten :cheer: . Es sei das beste Ziegenfleisch von ganz Kenia, schwärmt er :laugh: .

Ich bin schon wie auf Nadeln, denn hier gibt es Handyempfang. Nachdem ich die von Toni per SMS mitgeteilte Nummer gewählt habe, hör ich endlich, endlich seine Stimme :) :) :) . Sie ist zwar sehr schwach, aber er teilt mir mit, dass er im Aga Khan University Hospital in Nairobi in einem schönen Zimmer liege und in sehr guten Händen sei. Man habe ihn bereits stundenlang untersucht und nun an viele Kabel und Schläuche inkl. Magensonde und Sauerstoff angehängt :blink: :huh: . Das Pflegepersonal und die Ärzte seien ausgesprochen nett und fürsorglich, er sei hier bestens aufgehoben.

Total erleichtert, endlich mit Toni Kontakt gehabt zu haben und zu wissen, dass er in guten Händen ist, probier ich sogar etwas von Jürgens Riesenportion Ziegenfleisch und es schmeckt mir prima. Jürgen ist auch sehr froh, er versichert mir, dass das Aga Khan University Hospital in Nairobi zu den besten des Kontinents gehöre.

Zurück beim Gate, laden wir noch den Schneider und den Maler auf, die beide in der Lodge arbeiten und einen Ranger, der in Mzima Springs stationiert ist. Langsam wird es dunkel, wir beobachten dutzende niedliche Dikdiks, die vom Scheinwerferlicht geblendet werden. Jürgen muss mächtig aufpassen, dass er keines anfährt. Erst setzen wir den Ranger bei seiner Hütte ab und dann fahren wir schlussendlich zum Severin Safari Camp. Mir fällt auf, dass Jürgen zu den hiesigen Leuten ein ausgesprochen gutes und herzliches Verhältnis hat.

In der Zwischenzeit hat sich auch wieder der Mitarbeiter des TCS per Email gemeldet. Man werde mich laufend über den Zustand des Patienten informieren, sobald man neue Nachrichten vom Spital habe, ich solle mir keine Sorgen machen, heisst es. Dass die sich so sehr um mich kümmern und sich immer wieder melden, beruhigt mich ungemein :) .

Das Abendessen ist zwar sehr gut und das fürsorgliche Personal nötigt mich fast, alles schön aufzuessen, aber allein macht es einfach keinen Spass :( .






Impalas am Wasserloch vor meiner Veranda

Den Rest des Abends verbringe ich wieder auf der Veranda und hänge meinen Gedanken nach. Noch hoffe ich ja, dass Toni nur dehydriert ist und bald wieder zur Lodge zurückkehren kann.

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Severin Safari Camp. Tsavo West NP, 18. Januar 2015
Im Laufe des Vormittags ist es mir möglich, von der Küche aus drei Mal mit Toni zu telefonieren. Die Verbindung im Küchenschrank-Abteil ist zwar echt nerventötend, da sie andauernd unterbricht :evil: und die Leute mit den Töpfen rumklappern, aber immerhin haben wir ein wenig Kontakt. Toni tönt sehr schwach, trotzdem bin ich dankbar, dass er überhaupt ansprechbar ist. Diese Hin- und Herrennerei zwischen meinem Bungalow und der Küche macht mich ganz fertig. Ich finde keine Ruhe, kaum im Bungalow angekommen, zieht‘s mich wieder zurück in die Küche. Und kaum in der Küche angekommen, ziehts mich wieder zum Bungalow, in der Hoffnung auf Email-Nachrichten von irgendwem :( .

Nach dem Mittag kommt dann eine Email von Dr. Hooker, dem behandelnden Arzt rein:
Hi, your husband has Guillain-Barré-Syndrome wich is a post-infectious complication of infectious diarrhea causing a nerve Problem resulting in profound muscle weakness. He is being moved to ICU. It is very likely that he will make a good recovery. Please contact us for further informations. Warm regards Dr. Juzar Hooker.

Nachdem ich erst mal ergoogelt habe, was ein Guillain-Barré-Syndrom ist, bin ich total am Anschlag. Dann geh ich zu Jürgen ins Büro. Ich möchte von ihm wissen, was ICU ist. ICU sei „intensive care unit“ = Intensivstation, sagt er. Toni liegt also auf der Intensivstation :( .

Gemeinsam durchforsten wir das Netz und lesen über diese Krankheit, von der wir bis anhin nicht mal gewusst haben, dass es sie gibt.

de.wikipedia.org/wik...n-Barr%C3%A9-Syndrom

oder

www.dr-gumpert.de/ht...n-barre-syndrom.html

Definition
Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung die auf einer Entmarkung (Demyelinisierung) von Nervenfasern beruht.
Um das 25. und um das 60. Lebensjahr liegen zwei Erkrankungsgipfel. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Die Häufigkeit des Guillain-Barré-Syndrom liegt bei 1-2/100.000/ Jahr.


Bitte googelt selbst, falls ihr mehr über diese fiese neurologische Erkrankung, die schwere Lähmungen hervorruft, erfahren wollt. Jedenfalls wird sie oft durch Durchfall oder Impfungen gegen Grippe oder auch Tollwut usw. ausgelöst.
Ich mag schon gar nicht mehr darüber lesen. :(

Und - versteht ihr nun, weshalb ich euch nicht vor Tonis Durchfallproblemen verschonen konnte? Sie gehören einfach zu der Krankheitsgeschichte, denn dadurch wurde dieses Syndrom ja schlussendlich erst ausgelöst. Das könnte euch übrigens auch passieren!

Im Moment weiss ich nicht weiter. Eigentlich hab ich nur zwei Optionen:
1. Ich lasse wie von Jürgen angeboten unser Fahrzeug hier im Camp stehen und fahre mitsamt unserem Gepäck per Bus oder Taxi nach Nairobi ins Spital.
Nachteil: Das Fahrzeug müsste gemäß kenianischen Vorschriften spätestens nach drei Monaten außer Landes gebracht werden und wer weiss, wie‘s um Toni in drei Monaten steht.

Oder

2. Ich fahre unser Fahrzeug nach Arusha in den Heimathafen und fliege von dort nach Nairobi.
Vorteil: In Tansania darf unser Fahrzeug ein volles Jahr stehen.
Nachteil: Ich müsste die ganze Strecke bis Arusha allein zurücklegen.

Am Abend kann ich fast nichts essen. Ich zermartere mir den Kopf, wie‘s nun weiter gehen soll. Eines ist aber ganz klar geworden - Toni wird nicht mehr ins Severin Safari Camp zurückkehren können.

Bilder gibt’s heute leider keine.

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