THEMA: Leben mit den Maasais
05 Feb 2015 08:48 #372130
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Maasailand Besuch - Schule, Bäume und Vogel

Es zieht mich einfach immer wieder nach Enkusero Sampu. Die Landschaft, die Ruhe und das Leben der Maasais mit all seinen Problemen faszinieren mich immer wieder neu. Und dennoch sie tun ihr bestes in dem nicht einfachen Umfeld zu leben und sich auch zu verbessern.

Montag, 26.1. Nachdem das Essen nun auch eingeladen ist, fahre ich um 9.00 Uhr los und treffe mich mit meinem Fahrer Joseph entlang des Wayaki Way in Nairobi. Nun mal erst ein paar Bürobesuche, bevor wir entlang der Ngong Hills nach Kiserian fahren. Dort laden wir den Maasai Joseph und “tall man” Daniel ein. Weiter gehts über die Ngong Hills und in Richtung Magadi See. Doch wir biegen nach ein paar Kilometern rechts (westlich) ab und erreichen nach einer Stunde Enkusero Sampu.

Erst das Auto ausladen und Zelte aufbauen. Meines kommt unter eine Akazie. Auch meine private Toilette wird gebastelt, das heisst zwischen Leleshwa Büschen ein Loch mit Sitz drauf. Den Luxus lass ich mir nicht nehmen, auch wenn mein Fahrer mich zuhause komisch ansah. Ich wolle ja zu den Maasais, also soll ich mich auch so benehmen und mich hinter die Büsche hocken. Nein,..... ich will den Komfort. Sobald ich mein Zelt hingestellt habe, fasse ich die Kamera und gehe auf Vogeljad.



Ein Ziel meines Besuches ist es, die Vogelliste zu erweitern. Wenn ich auch noch keine neue Art für hier finde, so gelingt mir wenigstens ein gutes Bild des Diademhaarbärtlings. Dies ein Vogel, den man oft hört, aber sich gerne im Blätterwerk der Bäume versteckt.



Als ich zurückkomme haben es sich die Herren schon mit Tee bequem gemacht.



Die Sonne färbt nun die Gegend golden und ich folge noch dem Ruf eines Ohrenfleckbartvogels bevor ich mich in meinem Zelt wärmer anziehe und die Taschenlampe hole. Es windet heftig und somit wird die Plane, die eigentlich für die Toilette gedacht war, als Windschutz um den Gaskocher aufgebaut. Ansonsten wären unsere vorgekochten Spaghettis nie warm geworden, da der Wind die Flamme ins Weite rausgetragen hätte.



Das Sternbild des Orion steht nun über uns und es ist toll Sterne ohne Streulicht einer Stadt sehen zu dürfen. Schlafen wird nun etwas schwierig, da heftige Windböen am Zelt rütteln, ja, es reisst mir auch immer wieder die dünnen Heringe aus dem sandigen Boden. Was solls, irgendwann schlafe auch ich ein.

27.1. Mit zu wenigen Stunden Schlaf, wache ich kurz nach 6 Uhr auf und wandere zu meiner Toilette. Dies für mich immer etwas herrliches, Toilette mit Fernblick und Vogelstimmen rundrum. Die Kamera ist natürlich mit dabei und so kann ich dann auch gleich den Weissbauchgirlitz aufnehmen, der sich in den Dornenbüschen, die der Abgrenzung dient, einen Samen zum Frühstück geholt hat. Diese Dornbüsche bilden eigene Biotope. Sie halten Feuchtigkeit, lassen Ziegen nicht rein, die alles ratzekahl fressen und ziehen Insekten an. Also ein idealer Ort, um Vögel zu finden.



Weissbauchgirlitz / White-bellied Canary

Gleich nach dem Frühstück tigere ich los und spaziere durch Büsche und unter Akazien vorbei an Wasserlöchern bis runter zum ausgetrockneten Fluss. Dort setze ich mich auf einen Stein und lausche den Stimmen. Grünflecktaube, Schieferwürger, Graubülbul und Schmetterlinge, angezogen von einem blühenden Busch kommen in mein Blickfeld. Obwohl die Dürre wirklich hart ist, schaffen es einige Pflanzen dennoch, Blüten zu produzieren. Als ich weiter durch die Büsche schlich, fliegt was weg - siehe da, ein Afrikanischer Wiedehopf. Dieser ist dunkler als der europäische.



Bei einem der Dämme verweile ich nun ein bisschen und schaue, wer so alles vorbeikommt. Ein paar Vögel, grosse Wespen und durstige Esel. Einen Vogel erwische ich nur von hinten. Da ich aber nur echt miese Bilder lösche, konnte ich zuhause rausdüfteln, dass es ein Steinrötel war, ein Zugvogel aus Eurer Gegend.



Wieder zurück im Camp können wir am gegenüberliegenden Hügel 4 Zebras und eine Ellenantilope ausmachen. Durch starke Fernglas sieht man sie sehr gut. Nun kurz das Mittagessen zubereiten, bevor es heisst, zur Schule zu spazieren, um pünktlich um 14.00 Uhr dort anzukommen. Es sind ja nur 500 m, aber wer weiss denn, welche Vögel mich da aufhalten könnten.

Als ich in der Schule ankam, war grade der Vorsitzende des Elternkommitees sowie der Schulleiter anwesend. Die Diskussion brachte einige der Probleme auf. Der Schulleiter ist selber kein Maasai und sieht natürlich alles von einer anderen Perspektive, was auch gut ist. Die Schule hat wenig Bäume, was ein Resultat vom Feuerholz holen, Esel, Ziegen usw. ist. Die Eltern meinen, dass die Akazien mit ihren Dornen die Fuss- und Volleybälle kaputt machen, was ja auch stimmt. Und klar, die beiden Spielfelder sollten auch zum Spielen frei bleiben. 3 neue Bäume stehen da, doch leider die vor langer Zeit aus Australien eingeführte Silbereiche. Die Schule will auch Bäume, hat aber das Geld für einen Zaun nicht und derzeit auch nicht genügend Wasser, da sie die Wasserrechnung nicht bezahlt haben. Und ohne diese beiden Dinge hat kein junger Baum eine Chance hoch zu kommen, da die Sonne unerbärmlich runterbrennt. Auf dem Weg von Kiserian nach Enkusero hat mich Joseph auf das Problem aufmerksam gemacht, dass Mädchen durch zu frühe und ungeplante Schwangerschaften aus der Schule fallen. Und dieses Thema schneide ich an, als ich im Klassenzimmer stand. Ich habe den Schülern auch erklärt, dass die Stämme früher eine sehr hohe Moral hatten und eine Schwangerschaft ausserhalb verheirateten Paaren Konsequenzen nach sich zog. Der Junge wurde vor den Aelterenrat gezogen und er oder seine Eltern mussten kompensieren, oder das Mädchen aufnehmen. Doch die Moral schwindet und mit ihr das Verantwortungsbewusstsein. Auch sagte ich den Kindern, dass sie sich doch mal mit den Familienplanungsintituten in Verbindung setzen sollen, die in Kenia gratis sind. Ich hoffe, dass ich streng genug redete, um wenigstens diesen Kindern die Augen zu öffnen. Einer der Lehrer hat mit Uebersetzen meinen Worten Nachdruck verleiht und auch betont, dass sie dieses Thema kürzlich auch besprochen hätten und sie es nun von einer anderen Seite nochmals zu hören bekamen.

Auf dem Weg zurück zum Camp entdecke ich einen Steinschmätzer. Ob das der gleiche ist, den ich vor 1 Jahr an der gleichen Stelle fand? Eine Agave ist in voller Blüte und 5 verschiedene Nektarvögel verköstigen sich gleichzeitig mit dem Nektar. Ein Spektakel da diese, aber auch die Männchen von der gleichen Art sich jagen.



Rotbrustnektarvogel / Scarlet-chested Sunbird



Binden-Nektarvogel / Marico Sunbird

Fortsetzung folgt....
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05 Feb 2015 08:49 #372131
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Es ist nun schon zu spät, um weitere Vögel aufzustöbern. Doch der Sonnenuntergang ist toll. Eigentlich sollten die Maasais mit der Ziege kommen. Joseph und ich entscheiden nun, unser mitgebrachtes Essen zu verspeisen. Als wir schon assen, kamen die Maasais, aber ohne Ziege. Das Elternmeeting hat zu lange gedauert. Kein Problem, morgen ist auch noch ein Tag. Also geniessen wir den Abend mit den Sternen und Mond am Himmel.





Als ich zu meinem Zelt kam, waren die Heringe wieder raus. Der Wind ist wirklich stark, hervorgerufen durch die Hitze am Tag und die dann am Abend aus dem Tal steigende Heissluft - Fallwinde. Einschlafen ist wieder nicht ganz einfach....


28.1. 6 Uhr morgens und ich bin hell wach. Ich geniesse die Ruhe und die Vögel, da noch keiner der Männer aus dem Zelt gekrochen ist. Der Taita Würger präsentiert sich toll!





Kenya Kernbeissergirlitz / Southern Grosbeak-Canary - hat nicht allzu haeufig anzutreffender Vogel

Das Licht ist super und etliche Vögel sind auch sehr kooperativ. John, der kleine Maasai, der leider kein Englisch spricht und ich halt irgendwie mit ihm kommuniziere, was dank den Uebersetzern gut klappt, ist daran, die Bäumchen, die ich zu hause gezogen habe, zu Wässern. Diese werden in die Mitte des Dornenzaunes gepflanzt, wo sie geschützt sind und bessere Wachstumsbedingungen haben. Er hat sich so über diese Bäumchen gefreut, dass es eine Freude war, in sein Gesicht zu schauen, wenn er strahlte. Das Wasser muss er aus einem der Dämme herschleppen.



Ein grosser Baum etwa 800 m entfernt sticht mir ins Auge. “Mein” Joseph und ich diskutieren, ob es wirklich eine Newtonia ist. Dies ein sehr wertvoller Hartholzbaum. Also nachdem ich etwas in meinen Magen gefüllt hatte, spazierte ich dorthin und es ist eine Newtonia. Wir sagen den Maasais nun, dass sobald dieser Baum Samen hat, sie welche holen und pflanzen sollen. Wie, das habe ich ja vorgemacht.


Gleich bei der Newtonia ist auch der grösste Damm. Der volle Damm hat eine Fläche von etwas mehr als einem Hektar und die Finanzierung wurde von einer Organisation, die Maasais unterstützt, vorgenommen. Es ist ein Kostenpunkt von etwa Euro 150.000, da ein Bagger dazu herkommen musste. Der Gemeinschaft hier hilft er aber sehr, da die kleineren Dämme schneller leer sind.



Ich spaziere nun zu einem der kleinen Dämme und treffe auf ein paar erwartete Vogelarten.



Weissbrauen-Buschroetel / White-browed Scrub Robin

Total gefunden in 2.5 Tagen: 53 Vogelarten, davon 2 Migranten. Einen Greif konnte ich nicht identifizieren. Er war zu weit und schnell weg.

Als ich ins Camp zurückkam, war die Ziege fürs Mittagessen in voller Preparierung. Erst die Leber und die schmeckt einfach gigantisch gut.



Um 14.00 Uhr bin ich wieder in der Schule und rede über das Thema “Lifestyle”, das die Kinder gestern gewünscht haben. Von einem früheren Besuch ist eine Tafel hier, die die Auswirkungen der Zivilisation aufzeigt - Luft-, Wasserverschmutzung, Lärm, Oelunfälle, Abfall und so weiter. Die Kinder hier kennen das alles nicht, höchstens die Plastiktüten, die aber in Enkusero noch nicht überall rumfliegen. Da die älteren Schüler sich nun etwas an mich gewöhnt haben, stellen sie auch Fragen. Wie werden unsere Kühe gehalten? Was passiert bei einem Oelunfall? Da es hier keinen Strom gibt, funktioniert auch kein Radio und kein Fernseher. Sie leben also mit ganz wenigen Informationen von der Aussenwelt. Mobiltelefone müssen sie in entfernten Gebieten aufladen und die Internetverbindung hier ist schwach. Man fährt also nur ca. 30 km von Kiserian weg und befindet sich in einer total anderen Welt.
John kam am Morgen mit etwelchen Wurzeln, die er säuberte. Eine Kuh hatte ein Kalb geboren, war aber sehr schwach und kam kaum mehr auf die Beine. Mein Rat, plant, dass die Kühe in der Regenzeit gebären, ansonsten besteht das Risiko Kalb und Kuh zu verlieren. Die derzeitige Dürre beisst wirklich und nicht nur die Pastoralisten.
Am Abend haben wir etliche Besucher im Camp. Darunter auch ein Junge von etwa 14 Jahren, der super Englisch spricht. Er kommt von Kajiado Stadt und hatte dort eine Privatschule besucht. Nun verbringt er einige Zeit bei der Grossmutter hier und besucht die hiesige Schule.
Die Ziege wird nun am Feuer geröstet und Ugali dazu wird auf dem Gaskocher zubereitet. Die meine Lieblingsmahlzeit und passt so richtig in die Athmosphäre hier. Leider unsere letzte Nacht...




29.1. Aufwachen um 6.00, Frühstücken und das Camp abbrechen und einladen. Etwas später als geplant fahren wir weg und treffen gegen 10.00 auf Chris und Ibrah von Eseriani Wildlife Association in Kiserian. Nun nehmen wir die lange Strecke nach Kajiado und weiter in südwestlicher Richtung bis fast an die Tansanische Grenze unter die Räder. Das Ziel ist, dass ich einen Damm anschaue und berichte, wie die Situation vor Ort ist. Eseriani hat etwas Geld gesammelt, um einen Damm wieder zu vertiefen, damit auch die Elefanten ihr Wasser bekommen. Nun, die Gegend ist buschig, doch das Abholzen, um Holzkohle herzustellen und zu verkaufen, hat Wunden hinterlassen. Die Ueberweidung ist drastisch. Als wir am Damm ankamen, erwartete uns bereits der Chief und wir konnten beobachten, wie die verschiedenen Herden geordnet Schlange stehen, bis sie an der Reihe sind, um das kostbare Nass zu geniessen. Der Chief zeigt uns in dem kleineren, untiefen und von Algen grün gefärbten Damm daneben Elefantendung und Fussabdrücke. Auch ist ein Baum deutlich der Kratzbaum der Elefanten. Eigentlich haben die Maasais nichts dagegen, das Wasser wie seit anhin mit Elefanten zu teilen, doch da diese sich drin wälzen, wirbeln sie Schlamm auf. Auch spazieren sie nachts von Wasserloch zu Wasserloch und tun das gleiche. Kleinere Dämme werden durch das Gewicht der Dickhäuter beschädigt. Nun startet das Meeting und Chris erklärt das neue Wildtiergesetz, das nun Kompensationen im Falle von Nutztierverlusten durch Wildtiere zulassen sollte. Keiner weiss aber ganz sicher, ob es auch schon voll funtionstüchtig ist. Wichtig auf jeden Fall, innert 48 Stunden mit Fotos melden. Das Meeting ergab, dass unsere Kostenschätzung zu tief war, um die Dämme tiefer auszuheben. Also müssen wir schauen, dass andere finanzkräftige Institutionen mithelfen. Wie wir später via Facebook vernahmen, hat WWF derzeit Projekte in eben der Gegend laufen. Also rausfinden, wie das alles koordiniert werden kann, damit Wildtiere, die nach wie vor zu 70% ausserhalb geschützten Zonen leben, weiterhin mit den Pastoralisten kooexistieren können. Auch sieht es so aus, dass die ganze Zone ein Wildschutzgebiet werden soll, wobei aber die Maasais nicht vertrieben werden, sondern mit Mitteln ausgestattet werden, damit Nutztierverluste reduziert werden.
Auf der Hin- und Rückfahrt konnten wir Grant- und Thomsongazellen, sowie einen Kleinen Kudu entdecken. Es hat also Wild hier!






Kurz nach 14.00 Uhr starten wir die Heimreise und kurz vor 19.00 Uhr bin ich zu hause. Doch ach Schreck, gleich am nächsten Tag schon vor 06.00 Uhr ist der Strom weg und dies bleibt mit Ausnahme von 1 Stunde am Abend für die nächsten 30 Stunden so. Der Transformer war mal wieder defekt und betroffen sind nur 5 Häuser. Dabei wollte ich aufarbeiten......

Liebe Grüsse
Elvira
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