@ Tourismusboykott:
Ich persönlich wähle auch (aber nicht immer konsequent) Reiseziele nach „Sympathiewert“ aus. Im vorliegenden Zusammenhang halte ich aber einen Boykott von beispielsweise Kenya für kontraproduktiv, weil der touristische Wert der Elefanten und (anderer Wildtiere) letztlich ein -wenn nicht DAS- Argument für ihre Erhaltung ist und bleiben wird, wenn sie denn überhaupt langfristig erhalten werden können.
@ Petitionen und dergleichen:
Wenn man 40 bis 50 Jahre zurückschaut wird man m. E. sehen, dass viele, ursprünglich für die Mehrheit undenkbare Forderungen und Anliegen einer engagierten Minderheit der Zivilgesellschaft letztlich umgesetzt wurden und heute unangefochtener Standard sind. Es kommt also nicht nur auf die Eingreiftruppen an, die als „Gutmenschen“ punzierten Aktivisten der Zivilgesellschaft können auch etwas ausrichten. Erstere können vor Ort als Feuerwehr agieren, letztere in der Öffentlichkeit, auf den Märkten und den Endverbrauchern, allerdings dauert das. Das ist für mich auch keine Frage von Entweder/Oder. Beides muss sein, und noch mehr.
@ Öffentlichkeit, Image und Prestige
Ob Nashorn, Elefant, richtige oder falsche Tiger (sprich Löwe), Wal oder Thunfisch, es sind immer die gleichen Akteure, die sich keinen Deut um internationale Vereinbarungen oder eigene nationale Gesetze scheren. Aber wie dagegen angehen? Zumal die politischen Systeme und Gesellschaften in den Ursprungs- und Endverbaucherländern mehr oder weniger starke korrupte Elemente haben und China noch dazu auch mächtig ist.
Ich bin ein Dinosaurier mit den modernen Medien und kann nicht beurteilen ob die weiter oben verlinkte Petition gut organisiert ist oder bloß irgendwo im IT-Universum verglühen wird. Aber von einem bin ich (so wie Marina) überzeugt:
Die Herstellung eines möglichst breiten öffentlichen Interesses und Informationsstandes, international sowie in den Ursprungs- und Endverbraucherländern, ist unverzichtbar und alternativlos. Ein effektiver Ansatzpunkt ist beim internationalen Image und Prestige der Endverbraucher. Sie müssen in diesem Belang als „Schurkenstaat“ wahrgenommen werden, nur das schmerzt*). Die NGOs zur Durchführung derartiger Kampagnen (nicht nur elektronischer sondern auch auf Papier) gibt es ja schon. Manche Mitglieder dieses Forums sind informiert, aber in Wirklichkeit ist das Thema leider ein „Minderheitenprogramm“. Es müssen Infos und Kampagnen über die konventionellen und sozialen Medien sowie die nationalen „Samisdats“ verbreitet werden; aber auch im öffentlichen Raum, auf Pressekonferenzen und mit Infoständen vor den chinesischen, vietnamesischen etc. Botschaften usw. Auch unsere Behörden und bilaterale Gesellschaften müssen aufgefordert werden, sich bilateral und international stärker für die Durchsetzung bestehender Verträge einzubringen.
*)Einen Einwand betr. China gleich vorweg genommen: Dass man bei Tibet und Grundsatzthemen auf Granit beißt, heißt nicht, dass das bei jedem Thema so sein muss. Sie überlegen sich schon, wo ein Ignorieren der Weltmeinung dafür steht und wo nicht.
@ Was sonst noch?
Ich glaube schon (zumindest will ich das glauben), dass es auch in diesen Ländern engagierte und kompetente Personen in den Behörden gibt, von den GRs und NPS bis zu Polizei und Zoll, deren Arbeit von uns materiell und immateriell stärker unterstützt werden sollte. Aus den Medien habe ich schon den Eindruck, dass die größten Erfolge gegen diese Pest durch solide Ermittlungsarbeit von Behörden und NGOs sowie durch „Auspacken“ überführter Wilderer und Schmuggler zustande kamen.
Grüße Werner
Und wenn die örtliche Bevölkerung keine Überlebensalternative zum Wildern oder Vertreiben der Wildtiere hat, ist das Alles sowieso hinfällig.