THEMA: Kleinode in Malawi
25 Apr 2019 14:06 #554680
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  • Rehema am 25 Apr 2019 14:06
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Picco, Du bist goldig!
Jaja, da bin ich auch, und das mit gutem Internet...
...denn ich lebe ja beinahe am See...die Ausrede mit dem schlechten Internet kannst Du also vergessen!
Ich behaupte nicht, dass es am Bodensee nur schlechtes Internet gäbe. Ich habe nur das Problem, dass mir in dem Hause, in dem ich bin, keines zur Verfügung steht (ich bin darüber zwar etwas irritiert hier in deutschen Landen, aber dann gibt es Bilder eben erst wieder wenn ich zu Hause bin) Nur ein Telekom Hotspot wurde uns genannt - der aber nicht wirklich funktioniert. Also verbrate ich jetzt meine letzten mobilen Daten über mein Phone-Hotspot.
Aber weißte, was mir gerade aufgefallen ist? Meine nächste Fortsetzung, die ich schon fast fertig geschrieben hatte, enthält kaum Bilder, und deshalb stelle ich die jetzt doch noch ein! B)
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25 Apr 2019 14:09 #554681
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seitenumbruch?
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25 Apr 2019 14:18 #554685
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  • Rehema am 25 Apr 2019 14:06
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Fortsetzung des von freshy zähneknirschend benannten „Cliff-Hanger“s:

Nun bin ich Euch ja noch eine Fortsetzung schuldig:
Von dem Tag, an dem mein Nervenkostüm bis auf’s Äußerste strapaziert wurde!

Sunga Moyo – „Die Geschichte von….“ – nee, dann wäre ja die Hälfte schon verraten.
Nennen wir sie einfach nur:
„BIG Eye“

Da muss ich Euch aber bitten, von Eurem Anspruch an „hübschen Bildergeschichten“ hier im Forum abzusehen, denn das wird einfach eine GESCHICHTE. (Fast) Ohne Bilder. Die müsst Ihr Euch im Kopf dazu malen!!! (wie bei einem anständigen Buch eben….)

Also, da fuhren wir nach dem Schock von Tabeas Gehirnerschütterung also endlich vom schönen Kuti los weiter gen Norden. Alles beruhigte sich unterwegs zunehmend. Sie erbrach anfangs, wie gesagt, zweimal etwas, war noch sehr schlapp aber im Verlauf des Tages doch zunehmend wieder sie selbst.

Da wir ja keine so weite Etappe hatten, rollten wir schon gegen 3 Uhr nachmittags auf dem CampingPlatz in Sunga Moyo ein. Wunderbar! Dachte ich. Endlich mal Zeit, um so richtig gemütlich anzukommen!
Deshalb drehten wir es heute auch ausnahmsweise mal um: erst das Vergnügen, dann die Arbeit! Das Zelte Aufbauen konnte auch noch später geschehen, jetzt durften sich die Kinder erst mal ein Stunde am Strand austoben, und Clix und ich leisteten uns einen Kaffee im Restaurant, damit wir den Gaskocher nicht aus dem Auto zerren mussten (mein Essen war diesmal so geplant, dass wir den erst am nächsten Abend in Livingstonia brauchen würden).
Wie herrlich das war, hier auf der Terrasse zu sitzen und über den See zu blicken, in dieser Stille!

Der See zog Clix dann aber auch bald in seinen „spürbaren“ Bann, und auch ich folgte kurz danach. Ich debattierte noch mit mir, ob ich das Auto offen lassen sollte, aber das war mir dann doch nicht sicher genug denn außer uns war nur ein Franzose mit seinen Enkeln und seinem Landrover auf dem weitläufigen CampingPlatz.
(Stella behauptet, es wäre sicher, hier könne man alle Autos offen lassen. Aber ich behalte eben meine Prägung, in „Nairobbery“ aufgewachsen zu sein…. Und Vorsicht bleibt nun mal die Mutter der Porzellankiste!)

So zog ich, wie alle anderen auch, meinen Badeanzug an, steckte den Autoschlüssel in die (leider nur knöpfbare) Beintasche meiner Safarihose, wickelte diese mit meinem T-shirt etwas zusammen und trug das Päckchen runter zum See.
Die Kinder spielten vergnügt, buddelten im Sand oder jagten einander im See herum



Ich legte mein Päckchen auf den Felsen ab und wanderte etwas am See entlang. Ich springe hier gerne von Stein zu Stein – es vermittelt mir ein Gefühl völliger Freiheit und Naturverbundenheit!

Aus irgendeinem Grunde wollte ziemlich bald jemand was aus dem Auto (ich weiß schon nicht mehr, was es war), doch als ich in die Tasche meiner Hose griff, war da kein Schlüssel mehr zu finden! :ohmy:

Das konnte nicht sein – es war vielleicht doch das andere Hosenbein gewesen!? Auch nichts! :pinch:
Dann evtl. doch die normalen Hosentaschen? Rechts? Links? Nein! Nichts? Nun begann mein Herz etwas wilde Sprünge zu machen….
Dann vielleicht doch nochmal das Hosenbein rechts? Und das Bein links? Wirklich wahr jetzt???
Ich kann kaum beschreiben, wie heiß und kalt mir wurde!
Zunächst lief ich selber mehrmals den Weg vom Strand zum Auto ab. Mit geerdetem Blick:





Erst über Sand, dann Steine, und wieder Sand, dann grüner Rasen.
Der Autoschlüssel hatte ein leuchtend orangenes Bändel dran. Das musste doch in dieser Vegetation einfach zu sehen sein!?
Weit gefehlt: Nichts.

Mir ging die Düse! :sick:
Wir alle hatten lediglich unsere Badesachen an, ein paar Handtücher auf den Felsen liegen, und alles, ALLES andere Im verschlossenen Auto! Auch die noch nicht aufgebauten Zelte!!!
Das konnte doch nicht wahr sein?

Nun musste ich mir Hilfe holen und weihte Clix in das mittelprächtige Desaster ein!
So schnell gaben wir nicht auf – also liefen wir gemeinsam den Weg mehrmals auf und wieder ab. Nichts! Dieser Schlüssel inklusive des orangefarbenen Bändels blieb wie vom Erdboden verschluckt!

So langsam wurde es spät, die Sonne würde uns wohl in einer Stunde verlassen, und wir hatten nichts, wo wir schlafen konnten!!!!
IM Auto hatte ich sogar noch einen Zweitschlüssel. Also könnten wir sogar damit morgen noch weiter fahren. Aber wie um alles in der Welt sollte ich daran kommen? :S
Wir gingen zu dem freundlichen Franzosen, der ein alter Afrikavagabund war, und baten um seinem Rat. Ob er wisse, wie man in einen Toyota Landcruiser einbrechen könne, ohne was kaputt zu machen?
Oh, nein, da wüßte er auch keinen Rat! In einen alten Landrover Defender – ja! Da käme man mit jeder Scheckkarte rein! Aber in einen Toyota Landcruiser – das ginge wohl kaum…..
Er gab sich alle Mühe, suchte erst auch einmal mit, schickte seine Enkel aus (meine Kinder waren auch schon alle mehrmals die Strecke abgelaufen….) und zermarterte sich das Hirn, wie wir ohne Flurschaden in unser eigenes Auto einbrechen konnten. Aber eine richtige Lösung wollte ihm auch nicht einfallen.
Das einzige, was uns blieb, war der Versuch, an den hinteren Schiebefenstern die Gummierung zu lösen, um dann evtl. mit einem Draht an die Fensterschließer zu kommen. Sehr kompliziert, und bei diesem Mechanismus mit wenig Hoffnung auf Gelingen, aber es war unsere einzige Chance!

Er machte sich also an meinem Auto zu schaffen, während ich Stella im Restaurant aufsuchte (sie war zur Zeit In Sunga Moyoy). Ob sie vielleicht noch eine Lösung wisse? (Stella fährt auch schon ziemlich lange Toyota Landcruiser…)
„Ach du meine Güte – Schlüssel – ja, da schick ich dir mal alle meine Angestellten, die sollen ausfliegen und suchen! Und: du musste eine Belohnung aussetzen! Das funktioniert am besten!
Ich hatte hier mal einen wichtigen Schlüssel verloren, da hab ich meine Leute auf die Suche geschickt – und nachdem ich ihnen einen Finderlohn in Aussicht gestellt hatte, war der Schlüssel in wenigen Minuten da!!!!“

Einen Finderlohn! :woohoo: Auf diese Idee war ich vor lauter Sandkörnern und grünen Grashalmen vor meinen Augen irgendwie gar nicht gekommen, meine Nerven lagen inzwischen wirklich blank! Vielleicht noch eine halbe Stunde, und man würde die Sandkörner nicht mehr von Grashalmen unterscheiden können, und dann war es wohl auch mit einem orangefarbenen Bändel bald aus!
Für diese Idee war ich so dankbar! :side: Immerhin doch noch ein Hoffnungsschimmer, dass wir nicht alle in Badehose im Gras schlafen mussten und morgen – tja, morgen dann immer noch nicht weiter wußten….. Wir hatten ja „nur“ noch ca. 2000 km nach Nairobi vor uns…..

Und siehe da – Stellas Trick funktionierte! Nach weniger als 10 Minuten, in denen die Campinganlage von sämtlichen Angestellten durchkämmt wurde, rief es irgendwo „I’ve got it!“
Ich konnte es kaum fassen! Ich habe selten in meinem Leben Momente mit besseren Nachrichten erlebt!!! :woohoo: :woohoo: :woohoo:
Dieses Gefühl, es würde „doch noch alles gut werden……“!?

Tatsächlich, einer der Angestellten drückte mir MEINEN Schlüssel in die Hand:
TOYOTA. Mit orangefarbenem Bändel.

Und noch besser: der Franzose hatte das Fenstergummi auch NOCH NICHT zerstört!!!! (ein bisschen musste ich es wieder zurechtquetschen, aber das zählt nicht!)
Und wieso war ich so eine blinde Kuh gewesen? Mamas, die zu Hause so ziemlich ALLES finden, wenn keiner in der Familie es mehr findet? (meine Kinder schauen mich dann immer unglaubwürdig an, so als wäre ich ein Wesen aus einer anderen Welt, dass ich DAS finden konnte!?)
Nun, ich hatte mich tatsächlich in dem Weg, den ich MIT Hose im Arm herumspaziert war, geirrt. Ich war felsenfest überzeugt gewesen, ich wäre nur die eine direkte Strecke MIT Hose langgelaufen, und hätte sie dann gleich unten am Strand abgelegt. Aber ich muss wohl doch den einen Schlenker an einer anderen Stelle noch mit Hose in der Hand gemacht haben, denn der Schlüssel wurde woanders gefunden, als ich gesucht hatte. Da war ich aber bei meinem Strandspaziergang auch langgelaufen gewesen…. Es war zwar zunächst verwirrend für mich, aber immerhin doch plausibel.
Also, wer hatte heute nun die Gehirnerschütterung gehabt???? :whistle:

Alle Angestellten freuten sich, und zeigten ihre Hochachtung ihrem Kollegen gegenüber – und von nun an nannten sie ihn „BIG Eye“!!!
Ich gab ihm die 10.000 versprochenen Malawi Kwacha (ca. 12 Euro – klingt wenig. Aber wenn man bedenkt, dass das wahrscheinlich ca. ein fünftel seines Monatslohnes war, vielleicht auch schon wieder zu viel???), und wir strahlten einander glücklich an!
Nun war also der Abend gerettet, die Nacht gerettet, und die Weiterfahrt auch!
Clix schonte mich und baute die Zelte mit den Kindern heute ohne mich auf. Ich genehmigte mir auf Stellas Terrasse ein kühles Bier, aber heute schien nichts mehr zu helfen. Ich habe mich selten nervlich so ausgelaugt gefühlt, und war einfach nur froh, als ich IM ZELT (im Nachthemd, nicht im Badeanzug!!!) endlich in einen unruhigen Schlaf fallen konnte!

Am nächsten Morgen, bevor wir abfuhren, kam „BIG Eye zu mir, und erzählte mir strahlend, dass er gestern seiner Mutter gesagt habe, dass er jetzt endlich die lange versprochenen Stromkabel in ihre Hütte verlegen könne – dank des Finderlohnes!
Sie wäre SO glücklich und ließe mir Danke ausrichten!

Ich habe selten in solche dankbaren und ehrlichen malawischen Augen geblickt.
Ich weiß nicht, was sich an dieser Begebenheit tiefer in mein Gedächtnis gegraben hat:
Meine innere Panik an diesem Tag, oder die Begegnung mit BIG Eye.
Dankbarkeit kam uns in Malawi sehr selten entgegen. Immer wieder Forderungen, Forderungen. Dies hier war so anders! Dass er überhaupt nochmal zu mir kam und mir erzählte, wofür er das Geld nun benutzen würde!
Und dazu diese zutiefst strahlenden, dankbaren Augen dabei - ich werde das nie vergessen!
Letzte Änderung: 25 Apr 2019 14:49 von Rehema.
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26 Apr 2019 09:06 #554720
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  • Kathi1963 am 26 Apr 2019 09:06
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Hallo Antje,
auch wenn der Schlüsselverlust für dich verständlicherweise extremen Stress hervorgerufen hat ist es dennoch eine sehr schöne Geschichte mit einem Happy End für alle Beteiligten. Die dankbaren und ehrlichen Augen von BigEye wirst du wahrscheinlich niemals mehr vergessen und die Stromkabel in der Hütte seiner Familie werden über lange Jahre für Freude sorgen. Wie schön, dass es Menschen wie BigEye gibt....
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09 Mai 2019 22:28 #555893
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  • Rehema am 25 Apr 2019 14:06
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Hallo Ihr Lieben,
will nur kurz die lange Pause erklären. Ich hänge aktuell drin mit einem blöden Bandscheibenvorfall (okey, schlechte Formulierung - gibt es nette Bandscheibenvorfälle? :blink: )
Wenn ich wieder besser am Stück sitzen kann, geht es weiter....
Antje
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10 Mai 2019 08:00 #555914
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  • picco am 10 Mai 2019 08:00
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Hoi Antje

Na dann schieb das Teil vor den Vorfall zurück!
Wofür bist Du Ärztin? B) ;) :evil:

Nein, im Ernst: Gute Besserung!!!
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