travelNAMIBIA schrieb:
Hi Ebi,
dass ich den Müll geglaubt habe,
finde ich schon harsch, denn die meisten Berichte hier basieren ja genauso auf Erfahrungen (wie Dein durchweg positiver jetzt) bzw. auf simbabwischen und internationalen Agentur-/Presseberichten.
Da schließe ich mich komplett an. Seit einigen Wochen kann Simbabwe (wie jedes Jahr zu dieser Zeit) wieder die Ernten von Tabak und mehr ins Ausland verkaufen und gleichzeitig zumindest temporär den eigenen Kornbedarf decken. Ohne die genauen Zahlen für dieses Jahr zu kennen, dürfte der Tabakexport für Simbabwe ungefähr in der Größenordnung einer halben Milliarde US-Dollar liegen. Eine gigantische Summe für Simbabwe. Fließt aber immer nur einmal jährlich. Eben jetzt. Deswegen sieht die Devisensituation für Zimbabwe immer zu dieser Jahreszeit besser aus, als zu jeder anderen Zeit des Jahres. Sowas darf man als Simbabwe-Reisender auch wissen. Im Dezember, Januar, Februar sah die Situation anders aus und Stand jetzt dürfte sie im nächsten Dezember, Januar, Februar auch wieder schlechter aussehen.
Die Preise für die Einheimischen haben sich innerhalb von 3-4 Jahren ungefähr vervierfacht. Der offizielle Interbankenkurs steht bei 1:3,23 und die Schwarzmarktrate bei 1:4,8. Die hochoffizielle (und wahrscheinlich noch geschönte) Inflationsrate der Zimbabwe National Statistics Agency lag im März bei 67%. Das alles ist kein Müll sondern das sind verifizierbare Fakten. Die Gehälter in RTGS-Dollar sind ebenso verifizierbar nicht um den Faktor 4 gestiegen. Deswegen können sich einige die Medikamente für chronische Krankheiten nicht mehr leisten, andere nicht mal mehr Brot, weshalb die Regierung gerade laut überlegt, die Brotpreise zu regulieren. Es war auch keine Erfindung, dass es zwischenzeitlich keinen Sprit gab, zahlreiche Läden geschlossen und einige Grundnahrungsmittel knapp waren.
An der grundsätzlichen Lage hat sich nichts geändert: Ohne massive Liquiditätszuflüsse aus dem Ausland sind zwar hier und da graduelle Verbesserungen möglich, aber Simbabwe kann so kurz- und mittelfristig nicht auf die Beine kommen. Simbabwe hat in den letzten 8 Monaten alle in Frage kommenden Geldgeber angebettelt und ist überall abgeblitzt. Bei IMF und Worldbank ist Simbabwe nicht kreditwürdig und außerdem würden die USA bei neuen Kreditprogrammen für Simbabwe wahrscheinlich ein Veto einlegen. Afrikanische Entwicklungsbanken können das nötige Kreditvolumen nicht leisten. Russland kann und will wohl auch nicht. Südafrika kann nicht. Die Chinesen könnten, wollen aber bisher nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich eine Lösung ergibt, aber bislang ist noch nicht erkennbar, wo die herkommen soll.
Nichtsdestotrotz sind aktuelle Lageberichte immer sehr interessant. Gern mehr davon. Vielleicht nicht ganz so voreilig urteilen, dass die anderen nur Müll erzählt haben.
Viele Grüße