08. 10.:
Wanderung durch den ausgetrockneten Sambesi an den Victoriafällen
Tor zur Maramba Lodge und Campsite
Frühmorgens ist was los im Camp, denn auf der anderen Seite des Wasserarms am Rand des Campingplatzes versammelt sich eine große Elefantenfamilie. Einige Camper reagieren hysterisch. Sind die sambischen Elefanten etwa bösartiger als die in Botswana? Die Wachleute schießen zur Warnung mehrmals in die Luft, was die Tiere nervös macht, so dass sie schließlich abziehen.
Elefantenherde im Anmarsch
Später hören wir heftigen Lärm aus einem nahegelegenen Dorf, wo versucht wird, die Elefanten zu verjagen. Wenn nur die Myriaden von Mücken nicht wären! Sie sind zwar harmlos, wie uns versichert wird, ihre Stiche jucken trotzdem. Trotz Doom und Peaceful Sleep fallen sie über uns her, schwirren durch den Camper, als wäre er ihr Zuhause. Wir geben schließlich auf, uns dagegen zu wehren.
In Livingstone hat die Abzockerei Hochkonjunktur. Das fängt schon an der Rezeption an, wo man uns unbedingt eine Tour anstatt einer Taxifahrt vermitteln will. Wir wollen zu einem Parkplatz in der Nähe des Wasserfalls, werden aber zu dem kleinen Nationalpark Mosi oa Tunya gebracht, der 20 US$ Eintritt pP kostet. Dort werden wir von einem Guide erwartet, der uns durch das ausgetrocknete Flussbett des Sambesi begleiten soll. Einige Zeit später gesellt sich ein zweiter Mann hinzu, den wir für einen Bekannten des Guides halten und ihm keine Beachtung schenken. Die Fußtour durch das trockene Flussbett des Sambesi ist schwierig, weil sich immer wieder tiefe Spalten und Löcher auftun. Der Blick in den Canyon des Sambesi, über dem zu dieser frühen Tageszeit ein Regenbogen liegt, ist schwindelerregend.
Blick zum NP-Board Trail in Simbabwe
Brücke zwischen Sambia und Simbabwe mit Station für Bungee Jumping
Regenbogen über dem Canyon
Wassersport im Canyon
Für 170 US$ pP wären wir dabei
Wildwasserfahrer
Der Regenbogen sinkt immer tiefer
Ich will nicht weiter wandern, weil mir in dem unwegsamen Gelände schwindelig wird. Der „Freund“ des Guides bietet an, Herbert zu begleiten, während der Guide bei mir bleibt. Ehe ich Einspruch erheben kann, sind die beiden weg und lassen sich vierzig Minuten lang nicht blicken. Ich schicke den Guide hinterher, der ebenfalls lange nicht zu sehen ist. Endlich am Horizont Herberts rote Kappe! Ich bin wütend, denn wir hatten noch einen anderen Weg laufen wollen. Nun reicht es zeitlich nur bis zum Parkplatz, wo der Taxifahrer wartet.
Hier strömt zu anderen Zeiten das Wasser des Sambesi über die Kante
Der tief zerklüftete Grund des Sambesi
Ein letzter Blick in die Schlucht
Hier erwartet uns eine Überraschung: Der „Freund“ fordert 20 US$, obwohl er weder gebucht, noch eingeladen war, uns zu begleiten. Vorgestellt hatte er sich uns auch nicht. Er habe schließlich meinen Mann allein ans andere Ufer begleitet! So ganz Unrecht hat er leider nicht. Es entwickelt sich ein handfester Streit, bei dem wir letztlich nachgeben, weil der Kerl ausgesprochen aggressiv reagiert. Der Platz, an dem wir stehen, ist geschickt ausgewählt, denn wir sind allein. Keine Ahnung, ob uns jemand geholfen hätte, der Guide ist nicht einmal bereit, uns den Namen des Halunken zu nennen. Ich bin stinksauer, dass wir uns haben hereinlegen lassen.
Nach Rückkehr ins Camp fahren wir nach Livingstone und kaufen im Shoprite Doom, Getränke und Brot ein. Dort geht es turbulent zu, weil die Mitarbeiter damit beschäftigt sind, Weihnachtsdeko aufzuhängen. Anschließend machen wir es uns am Pool gemütlich, nutzen das Wifi und ertränken abends beim Dinner im Restaurant unseren Ärger in einem Glas Wein bzw. Bier.
09. 10.: Besuch im SOS-Kinderdorf
Das Billboard erweckte unsere Aufmerksamkeit
Nein, da machen wir nicht mit: 170 US$ pP, um 15 Minuten lang über die VicFalls zu fliegen, halten wir für Wucher! Spontan beschließen wir, stattdessen ins Kinderdorf zu fahren und eine Spende zu überbringen. Als Gastgeschenk kaufen wir zwei riesige Tüten Äpfel. Ich bin seit Jahrzehnten Spenderin im SOS-Kinderdorfverein Deutschland und war noch nie in einer Einrichtung der weltweiten Organisation.
Der Herr Director in seinem Büro
Wir werden offiziell vom Herrn Director empfangen, der viel über die SOS-Kinderdörfer berichtet, wovon wir nur einen Teil verstehen. Das Dorf ist viel größer, als wir vermutet hätten. Anstatt zwei bis drei Familien leben hier insgesamt hundertfünfundvierzig Kinder, die zu dieser Tageszeit im Kindergarten oder in der Schule sind. Ich entschuldige mich wegen der zu geringen Apfelmenge. „Wir machen ganz kleine Schnitze, dann bekommt jedes Kind ein Stück“, ulkt der Director. Eine Kinderdorfmutter zeigt uns die Wohnung für ihre elf Kinder und sich selbst. Trotz Ärmlichkeit wirkt alles wohnlich und sauber, überall ist aufgeräumt, um die kleinen Doppelhäuser herum sind Hecken, Büsche und Blumen gepflanzt.
Schmucke Häuser mit viel Grün drumherum
Gemütlicher Wohnraum
Die Kinder in dieser Einrichtung haben Glück, dass sie hier aufgenommen wurden, wer weiß, was sonst aus ihnen geworden wäre. Die Mütter tot, drogensüchtig oder (AIDS-)krank, die Väter – wie fast überall in Afrika – fühlen sich nicht für sie verantwortlich. Die Kinderdorfmutter berichtet über das Leben im Kinderdorf und informiert uns nebenbei, dass die Mückenplage jedes Jahr im Oktober über Livingstone hereinbrechen würde.
Im Computerraum
Mädchen und Jungen lernen gleichermaßen
Anschließend werfen wir noch einen Blick in den Computerraum, in dem 9 – 11-Jährige zu zweit vor den Bildschirmen sitzen, und besuchen eine Grundschulklasse. Herbert bewundert einen perfekten Tafelanschrieb, während ich mich unwohl fühle, weil die Kinder der Grundschulklasse zur Begrüßung auf Kommando aufstehen.
Die Jüngsten SchülerInnen mit Lehrerinnen des Dorfs
Im Einkaufszentrum von Livingstone essen wir zu Mittag, warten 2 Stunden aufs Essen, dann fahren wir ins Camp zurück. Es ist schon wieder drückend heiß geworden, und am Nachmittag beginnt es zu regnen. Leider bringt das keine Abkühlung, und die Mückenschwärme fühlen sich ebenfalls nicht gestört. Weder Doom, noch Peaceful Sleep retten uns vor den Biestern.
Morgen werden wir Sambia verlassen und über die Grenze nach Botswana fahren. Gut, dass wir noch nicht wissen, was uns erwartet!
Fortsetzung folgt