Freitag 15.06.18
Heute früh werden wir tatsächlich das erste Mal vom Reisewecker aus dem Schlaf gerissen. Kein Wunder, die Uhr zeigt 04:10, das ist auch ganz schön früh! Fünf Minuten später hören wir schon einen zaghaften Ruf vor unserer Tür, man weckt uns also auf die Minute pünktlich. That´s Africa
Wir brauchen nicht lange, denn wir haben schon alles vorbereitet. Ein Wächter steht bereits in der Nähe und führt uns zur Main Area. Guide Julius ist erwartet uns und bietet Kaffee oder Tee an, Beate und Jens lassen auch nicht lange auf sich warten. Kurz darauf sitzen wir im Fahrzeug und starten unsere Tour. Julius hat sich in eine dicke Jacke „verkrochen“, er trägt Handschuhe, genau wie unser guter alter Bekannter, der Parkranger. Er fährt heute mit, vermutlich weil wir an den Hot Springs für längere Zeit das Fahrzeug verlassen wollen. Es ist saukalt im offenen Fahrzeug, aber wir sind für diese winterlichen Temperaturen gut vorbereitet.
Kurz nach 05:30 erreichen wir eine ziemlich kahle Ebene. Fast genau in der Mitte zieht weisser Dampf in den Himmel. Wir haben die Chichele Hot Springs erreicht. Am Horizont zeigt sich die erste Morgenröte. Julius erklärt: „ In der Trockenzeit ist das Wasser hier, nachdem es sich abgekühlt hat, eine wichtige Station für viele Tiere.“ Heute früh allerdings macht die Gegend eher einen unbelebten Eindruck.
Während wir die unmittelbare Umgebung erkunden, bereitet Julius unser Frühstück vor. Er zaubert Campingstühle, einen Tisch, einen Grillrost, Pfannen, und jede Menge Lebensmittel hervor und startet ein kleines Lagerfeuer. Währenddessen lugt die Sonne über die weit entfernten Bäume und beginnt – wie in den Tropen üblich – sehr schnell ihren täglichen Rundlauf am Himmel. Dabei sorgt sie für eindrucksvolle Lichtstimmungen, die uns regelrecht verzaubern. Ein Stück entfernt sehen wir zwei Kronenkraniche. Ich gestehe: In der Vergangenheit hatte ich schon mal ein Witzchen über die von mir angedachte Yogaübung „Der Kranich begrüsst tanzend den Sonnenaufgang“ gemacht. Und was machen diese beiden Vögel? Sie bewegen sich im Kreis und führen tatsächlich kleine Tanzschritte vor. Ich glaub´s doch nicht! Und ich schwöre: Ich mache mich nie mehr über die Namen von bestimmten Yogaübungen lustig!
Bald darauf sind die Eier, die Würstchen, das Gemüse und die anderen Zutaten fertig gebraten, wir packen unsere Teller voll, setzen uns auf die Stühle, die Julius selbstverständlich genau in Richtung des Sonnenaufgangs aufgestellt hat und seufzen kurz. Was für ein perfektes Frühstück in einer aussergewöhnlichen Umgebung. Das ist kaum zu toppen. Vielleicht, wenn jetzt eine Elefantenherde auftauchen würde? Stopp! Da ist er wieder, mein ewig ratternder Hinterkopf, der sich perfekte Bilder vorstellt. Ich lösche die Vorstellung aus meinem Gedächtnis und geniesse lieber unsere einzigartige Situation.
Nach dem ausgiebigen Frühstück helfen wir alle beim Zusammenpacken, dann fahren wir zum Ursprung der Quelle. Hier hat sich ein dampfender kleiner See gebildet. Wir steigen aus, testen die Quelle, die ist ganz schön heiss, genauso wie das Wasser dieses kleinen Sees. Trotzdem hält sich in Ufernähe ein einzelnes Hippo auf, das uns misstrauisch beäugt. Naja, vielleicht hat es ja ein Zipperlein und braucht die Wärme
Gegen 08:00 treten wir die Rückfahrt an. Ein paar Vögel, ein weiteres einsames Hippo in einer Lagune, noch ein Hippo unter einem Leberwurstbaum. Julius erklärt uns, dass die Tiere die Früchte mögen und nachts gerne von Baum zu Baum wandern, um genau diese Früchte zu fressen.
Langsam cruisen wir weiter, plötzlich schallen die eindringlichen Rufe eines Vervet Monkeys durch den Wald. Was will er uns sagen? Julius folgt dem Ruf und bald finden wir ihn. Er sitzt in einem Baum, starrt angestrengt in eine bestimmte Richtung und hört nicht auf, sich zu beschweren. Wir halten an und warten ab. Es dauert nicht lange, da erscheint ein Leopard auf der Bildfläche. Er betrachtet kurz den Affen im Baum, die Katze scheint etwas genervt zu sein, dass sie entdeckt wurde. Sie überquert das offene Gelände und ist sofort wieder im dichten Busch verschwunden. Vielen Dank, liebe Meerkatze, das war noch mal ein schöner Abschluss des heutigen Vormittags!
Etwa zwanzig Minuten später erreichen wir das Camp. Wir ziehen uns um, dann laufen wir zum Ufer und beobachten die Hippos. Kurz darauf ist das Lunch fertig. Zufrieden sitzen wir am Tisch und erzählen unseren Tischnachbarn von unseren Erlebnissen. Als wir die Leopardensichtung erwähnen, werden wir neidisch angeschaut. Das Paar aus den USA ist extra nach Nsefu gekommen, weil es in dieser Region eine hohe Dichte an Leoparden gibt und sie wollen unbedingt welche sehen. Das hat bisher aber nicht geklappt. Mir fällt sofort wieder mein Leitsatz ein: Wenn du nichts erwartest, dann wirst du oft belohnt. Der heutige Vormittag hat das wieder bestätigt.
Nach dem Lunch wir Körperpflege betrieben und dann etwas geschlafen. Schliesslich wollen wir fit für den Gamedrive am Nachmittag sein. Natürlich ohne irgendwelche Erwartungen, auch wenn unsere Mitfahrerin Beate das ab und zu etwas anders sieht … (sorry Beate, diese kleine Spitze musste sein)
... wird fortgesetzt ...