Sonntag 10.06.18
Ich muss es vermutlich gar nicht mehr erwähnen: Kurz bevor der Wecker klingeln kann, bin ich bereits wach. Trotz der kühlen Temperaturen verlassen wir das warme Bett, denn wir müssen noch die restlichen Sachen in unseren Seesäcken verstauen. Tena Tena heisst unser nächstes Ziel und ich bin schon gespannt darauf, weil wir endlich mal wieder in einem Zelt übernachten werden. Hmmm… vielleicht ist das die falsche Beschreibung. Chalet mit Zeltwänden trifft die Sache wohl besser.
Ab geht es zum Frühstück. Während wir am Flussufer Abschied von der Staff nehmen, wird unser Gepäck bereits ins Auto verladen. Die Honeymooner aus England bleiben noch einen Tag, dafür fährt ein anderes englisches Paar mit uns, die wollen auch weiter nach Norden. Nach dem Frühstück fragen wir, ob wir den kurzen Weg zum Flussufer laufen können, das ist für unseren Begleiter ok. Also laufen wir zur Sandbank, machen noch ein paar Fotos bei Sonnenaufgang und wandern am Wasser entlang, während unser Gepäck bereits verladen wird. Unser Begleiter hat ein Auge drauf, dass kein Hippo sich hinter einem Busch verbirgt, das wäre dann selbst für uns zu nahe, zumindest, wenn wir zu Fuss unterwegs sind. Kaum sitzen wir im Boot, werden wir vom Ufer aus kritisch beäugt, denn drei Elefanten sind urplötzlich aus den Büschen aufgetaucht. Sie wedeln mit den Ohren und schnauben hörbar, es ist ihnen also gar nicht recht, dass wir in ihrer Nähe sind. Dann legen wir ab und fahren zur anderen Seite.
Die Transferfahrt beginnt sehr ruhig, heute Vormittag lassen sich nicht viele Tiere blicken. Ein Hammerkop bei der Futtersuche, einige Wasserböcke und Zebras, das kleine Highlight ist ein African Harrier-Hawk (Höhlenweihe). Der Vogel lässt uns relativ nahe herankommen, bevor er davonsegelt und sich im dichten Blätterdach eines Baumes versteckt.
Gegen 09:00 nähern wir uns wieder dem Luangwa. Auf einer Grasebene vor uns entdecken wir Impalas, Pukus, Zebras und Giraffen. Die Tiere wirken beunruhigt, irgendetwas stimmt hier nicht! Plötzlich tauchen drei Wilddogs auf. Zielstrebig laufen sie auf die Antilopen zu, die wiederum spritzen auseinander und versuchen, sich mit hohen, weiten Sprüngen in Sicherheit zu bringen. Die Hunde verschwinden im hohen Gras, kurz darauf tauchen sie wieder auf. Ich bin skeptisch, denn die Impalas und Pukus wirken um einiges schneller. Jetzt rasen sie in die entgegengesetzte Richtung und verschwinden aus unserem Blickfeld. Die Zebras bewegen sich so gut wie gar nicht und fixieren nur die Hunde, auch die Giraffen sind noch an Ort und Stelle. Dann – bestimmt 30 Sekunden später – beschliessen die Langhälse, dass die Situation gefährlich ist und rennen weg. Das ist mir schon öfter aufgefallen: Giraffen benötigen oft eine lange Zeitspanne, um nachzudenken und eine Entscheidung zu fällen. Warum rennen sie jetzt weg ? Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass drei Wildhunde eine Gefahr für die Giraffen darstellen!
Wir warten noch etwas, dann tauchen die drei Wilddogs wieder auf. Ihre Jagd war nicht erfolgreich. In der Hitze hechelnd ziehen sie langsam Richtung Buschwerk, dann sind sie nicht mehr zu sehen. Jetzt verlieren auch die Zebras das Interesse und fangen wieder an zu grasen.
Wir fahren weiter, erreichen das Flussufer, schaukeln hinunter auf die sandige Fläche und kommen zum Wasser. Hier wartet ein Boot auf uns, während auf der anderen Seite zwei Safarifahrzeuge stehen. Wir verabschieden uns von Dudai, ziehen die Schwimmwesten an (das ist Pflicht) und schon geht´s los. Allerdings hat das Boot keinen Motor, sondern nur einen Poler, der uns mit der langen Holzstange fortbewegt, ganz so, wie im Okavango Delta. Meiner Frau ist das nicht ganz geheuer, denn hier am Luangwa gibt es unglaublich viele Hippos, aber es passiert nichts und wir erreichen unbeschadet das andere Ufer. Dort klettern wir hoch und werden auch schon begrüsst. Allerdings müssen wir noch etwas warten, ein zweites Fahrzeug nähert sich der Stelle, vier Insassen wechseln ins Boot und werden ebenfalls zu uns gebracht. Jetzt allerdings bleibt das Boot an einer Sandbank hängen. Furchtlos steigt der Poler ins Wasser und schiebt das Gefährt vorwärts. Am Ende gelingt ihm das Vorhaben und bald darauf haben auch diese Passagiere das Ufer erreicht. Was machen da schon die paar Krokodile, die hier verstreut ein Sonnenbad nehmen
Wir besteigen „unser“ Auto. Zwei Gäste kommen mit uns, die anderen fahren zu einem Camp weiter im Norden. Wir brauchen eine gute Viertelstunde, dann haben wir Tena Tena erreicht.
Wir befinden uns – wie bereits erwähnt – in einem Zeltcamp. Insgesamt können hier 12 Gäste in 6 Zelten übernachten. Unsere Unterkunft liegt mit gut 200 m von der Main Area relativ weit entfernt, dafür beginnt vor, hinter und neben uns der Busch. Wir lieben diese Lage. Interessant ist auch, dass dieses Camp ein sogenanntes saisonales Zeltcamp ist. Während der Regenzeit wird es abgebaut und eingelagert, nur die Fundamente bleiben stehen.
Wir werden von Manager Michael begrüsst, erhalten die nötigen Informationen, trinken noch etwas und beziehen das Zelt. Wir sind rundherum happy, denn es ist genauso eingerichtet, wie wir es mögen. Vom Bett aus können wir bis zum Luangwa schauen, der Innenraum sieht nett aus und auch die sanitären Anlagen sind ganz in unserem Sinne. Leider, leider werden wir wieder nur zwei Nächte hier verbringen, das ist die einzige Kröte, die wir schlucken müssen.
Wir geniessen die Aussendusche, ziehen uns etwas luftiger an, dann ist schon wieder das Lunch angesagt. Jetzt treffen wir auch die anderen Gäste. Waren die bisher überwiegend aus England und den USA, überwiegt zumindest heute die deutschsprachige Abteilung. Ich muss sagen, es ist schon ganz nett, mal wieder in der Muttersprache zu reden, auch wenn das für die englischsprachigen Anwesenden vielleicht etwas unhöflich wirkt. Mit Manager Michael haben wir uns schnell angefreundet und als er auch noch einen richtig guten südafrikanischen Rose´ aus dem Kühlschrank zaubert, da hat er bei uns sowieso einen grossen Stein im Brett
Nach dem Lunch stellt sich Jason vor, er wird unser Guide für die nächsten zwei Tage sein. Eigentlich ist er auf die mehrtägigen Bushwalks spezialisiert, aber bis diese mobile Safaris anfangen, hilft er hier im Camp aus.
Wir entspannen noch ein wenig, gegen 15:30 treffen wir uns in der Main Area zur ersten Pirsch. Jason informiert uns vorab, dass er nicht unbedingt so viel Tiere wie möglich zeigen will, sondern eher einmal rausfährt, stoppt und schaut, welche Tiere zu uns kommen. Das hört sich zwar nicht schlecht an, erweist sich aber später als eher langweilig. Wir kurven also „slowly, slowly“ durch die Gegend, stoppen öfter und harren der Dinge, die da kommen mögen. Scheinbar haben „die Dinge“ aber heute keine Lust, zu uns zu kommen. So bleibt es bei Giraffen, einem Büffel, einigen Pavianen und Vögeln.
Zumindest der Platz für den Sundowner ist aber sehr schön, da kann Jason bei meiner Frau wieder ein paar Pluspunkte sammeln.
Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, fahren wir weiter. Bald darauf können wir einen Leoparden hören, aber nicht sehen. Jason fährt hin und fährt her, mal hören wir den Leo, mal wieder nicht, mal sehen wir nervöse Antilopen, aber so richtig erfolgreich sind wir nicht. Dann, nach einer Stunde, auf der Rückfahrt zum Camp, können wir den nächtlichen Jäger für eine Sekunde erspähen, schon ist er wieder verschwunden. Während wir noch ein Glas Rose´ geniessen, kommen die anderen Gäste zurück. Sie waren zwar etwas schneller unterwegs als wir, dafür haben sie einen Leoparden mit Beute gesehen, der von einigen Hyänen bedrängt wurde
Nein, natürlich wollen wir nicht undankbar sein, denn wir haben ja schon einige nette Situationen auf dieser Tour erlebt.
Bald darauf wird das Dinner serviert, am Tisch kann man ein deutsch / englisches Sprachgewirr hören, alle lachen und haben ihren Spass. Wie immer lassen wir uns gegen 21:30 zur Unterkunft bringen, bald darauf liegen wir im Bett und schauen in Richtung Luangwa. Ach, ist das schön hier! Nicht weit entfern hören wir Tierlaute, die wir aber nicht zuordnen können. Etwas später sind wir auch schon eingeschlafen.
... wird fortgesetzt ...