Yoda911 schrieb:
Hallo ALM,
die juristische Richtigkeit Deiner Antwort in allen Ehren, aber Marianne hat nicht juristisch sondern pragmatisch argumentiert. Wenn ALLE Gläubiger auf 100 % Rückzahlung bestehen, kann es durchaus sein, dass sie ALLE juristisch Recht haben und vor Gericht wahrscheinlich auch Recht bekommen (Deine Argumentation), aber am Ende leider ALLE kein Geld bekommen und sogar noch auf ihren Gerichtskosten sitzenbleiben, weil der Gegegenüber pleite / insolvent / zahlungsunfähig ist.
WENN viele einen Gutschein akzeptieren, KANN es sein, dass die Gesellschaft dadurch überlebt und man dann entweder zukünftig den Gutschein einlösen oder doch noch zu Geld machen kann (Mariannes Argumentation).
Das Gläubiger zeitweise oder teilweise auf Ansprüche verzichten, um wenigstens irgendetwas zu bekommen, ist im Insolvenzrecht nicht nur zulässig sondern sogar ausdrücklich so vorgesehen. Da müssen wir uns nicht alle gleich am nächsten Baum aufhängen, sonst gäbe es schon heute tausende von dort Hängenden.
Yoda911,
bei aller Liebe... Pragmatisch zu argumentieren in diesen Zeiten ist, wie mir einmal ein Oberbürgermeister schnodderig an den Kopf warf,
das Thema betrachten aus Sicht des Idealisten, der in der Regel nicht unmittelbar betroffen ist.
Im Gesamtkontext der derzeitigen Praxis, auf die eigene Verpflichtung von Kostenrückerstattungen einfach...jetzt mal salopp ausgedrückt... zu scheißen und machen was man ausschließlich für sich als opportun erachtet, ist Pragmatismus der kleine Bruder der großen Schwester Namens Naivität. Dann gibt es noch in der Großfamilie die elitäre 68er Tante Namens "Solidarität" und die mittellose und bedürftige Ommma mit kleiner Rente, die "Notwendigkeit" zum Namen hat.
Ich habe im persönlichen Umfeld zwei Hände voller Paare bzw. Familien, die Eurobeträge mit vielen Nullen im Voraus ganz gemäß Wunsch der Fluggesellschaften beglichen haben und die jetzt, von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen sind. Deren wirtschaftlichen Verhältnisse beim Erwerb der Flugtickets waren rundum andere als die derzeitigen und jetzt sollen diese armen Schweine pragmatisches Verhalten an den Tag legen und Gutscheine akzeptieren, um dann im Solidaritätsrausch den Kitt von den Fenstern zu nagen. Na dann Guten Appetit und Prost Mahlzeit !
Und im Übrigen... Das Insolvenzrecht verpflichtet in explizit aufgeführten Fällen sogar den/die Gläubiger, Antrag auf Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht zu stellen. Tut man das nicht, hat das Insolvenzrecht gar den Passus der Insolvenzverschleppung im Register. Und da wird selbst der Gläubiger schnell vor den Kadi gezogen werden können.
Ich für meine Fälle verlange schlicht und ergreifend lediglich das, was mir rechtlich zusteht.
Denn ich preise keine knackigen, saftigen, roten Äpfel an, um dann verwestes Fallobst zu liefern.
Das, was KLM & friends derzeit machen, ist purer Machiavellismus.
Und ja, auch ich habe pragmatische Seiten... ja, was Sozialkompetenz anbelangt, ja. Da schon.
Gruß vom Alm