Schönen guten Tag aus Berlin,
eigentlich lese ich hier nur gelegentlich still mit, weil im Herbst die erste Namibia-Reise ansteht. Ein paar falsche Informationen möchte ich dann doch nicht so stehen lassen.
vor dem Problem steht jede Airline dieser Welt. Oder denkst Du, dass Lufthansa A380 als Reserve irgendwo parken hat
Im äußersten Notfall werden Maschinen gechartert (Wet-Lease) so wie schon mehrfach von AN in der Vergangenheit (zuletzt
www.airnamibia.com/a...340-500-for-whk-fra/).
Jede größere europäische Airline parkt Flugzeuge als Reserve ("Backup Planes"). Sicher auch die Lufthansa. Vielleicht steht nicht genau eine A380 als Ersatz bereit, aber dann eine A340 oder B747 womit Lufthansa je nach Auslastung des Fluges alle oder zumindest den größten Teil der A380-Passagiere befördert bekommt.
Ein fiktives, stark vereinfachtes Beispiel zur Erklärung: Eine langfristig geleaste A330-200 kostet um die 15.000 €/Tag. Ein um mehr als 3 Stunden verspäteter Flug mit einer A330-200 kostet die Airline wegen der EU-Entschädigungsregelungen 100.000 bis 200.000 € (je nach Bestuhlung/Auslastung/Hotelnotwendigkeit/..). Airlines haben detaillierte Statistiken zur Dispatch Reliability ihrer Flotte. Meist liegt der Wert zwischen 98,5 und 99,8%. Angenommen eine Airline hat 300 Langstreckenflüge pro Tag und eine Dispatch Reliabilty von 99,4%. Dann fallen im statistischen Mittel 2 Langstreckenmaschinen pro Tag mit technischen Problemen aus. Es wäre gegen jede wirtschaftliche Vernunft, dafür nicht zu planen und dafür keine Reservemaschinen zu "parken". Es kann dann sicherlich mal passieren, das heute gar keine Maschine ausfällt und Ersatzmaschinen umsonst bereit standen. Aber morgen ist ein Seuchentag mit 14 ausgefallenen Maschinen und die Ersatzkapazität reicht nicht, um alle Ausfälle aufzufangen.
Flugzeuge verdienen nur etwas, wenn sie fliegen. Am Boden bringen sie definitiv keinen Umsatz.
Wenn die Airline für 15.000 €/Tag eine Reservemaschine "parkt" und dadurch im Durchschnitt 150.000 €/Tag an Entschädigungszahlungen erspart, dann ist das "Parken" eine höchst profitable Maßnahme. In der Praxis werden bei vielen Airlines ältere vor der Ausmusterung stehende Maschinen als Backup vorgehalten. Die sind meist lange abgeschrieben und die Kosten für die Backup Planes dann noch niedriger.
Wenn es wirklich so wäre, dass eine Fluggesellschaft mit nur zwei Langstreckenmaschinen eine dauerhaft für einen evtl. Ausfall der anderen in Reserve stehen lassen müsste, wäre das absoluter wirtschaftlicher Selbstmord.
Keine Ersatzkapazität vorzuhalten, ist auch wirtschaftlicher Selbstmord. U.a. Small Planet Airlines ist letztes Jahr genau deshalb kollabiert. Der vermeintlich so smarte Herr Unternehmensberater, der die Airline gründete, hat die Auslastung zu sehr kostenoptimiert. Keine ausreichenden Reservekapazitäten. Kosten für Ersatzcharter und Entschädigungszahlungen durch Ausfälle/Verspätungen haben die Airline in die Insolvenz geschickt. Selbst Low Cost Carrier Easyjet, der an jeder Kostenschraube dreht, hat diesen Sommer die Zahl der Backup Planes glatt verdoppelt.
Soweit
Der Avioniker