THEMA: Ungewöhnliche Übernachtungsplätze ...
28 Mär 2020 18:01 #584667
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  • Dillinger am 28 Mär 2020 18:01
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Hallo,

Wolfgang hatte ja in seinem Anfangspost bereits die Bundeswehr angesprochen. Da habe ich zwei lustige Übernachtungen erlebt.

Einmal sind wir nachts mit einem Panzer, bei einem Manöver, quer Feld ein gefahren und hatten im Dunkeln etwas die Orientierung verloren. Auf einer großen Wiese gab es einen etwas helleren Fleck, den suchte sich mein Kommandant zum Übernachten aus. Also meinen Panzer dort schnell geparkt und mit einem Tarnnetz überspannt. Danach habe wir uns alle verkrochen und haben versucht zu schlafen. Etwas habe ich mich bereits beim Einschlafen über den merkwürdigen Geruch gewundert, war aber zu müde um der Sache auf den Grund zu gehen.
Am Morgen hat sich gezeigt was los war. Unerträglicher Gestank in Panzer, LKW und Geländewagen. Unser Übernachtungsplatz, der helle Fleck auf der Wiese, war ein gigantischer abgeflachter, verteilter, Hühnermisthaufen.
Trotz gründlicher Reinigung, hatte ich den Geruch noch Wochen in der Nase.

Ein anderes Mal haben wir uns bei einem Gewaltmarsch, zum Schlafen bei extremen Regen, in ein Fichtendickicht verkrochen. Ich hatte keine Lust unter meiner Zeltplane zu übernachten und legte mich kurzerhand, in eine mit Heu ausgelegte Wildfütterung. Dort hatte ich es warm und trocken. Als ich am Morgen meine Augen öffnete, beäugte mich aus etwa 2 Meter Entfernung ein Muffelwidder. Wahrscheinlich habe ich sogar blöder aus der Wäsche geschaut als er. Dies Geschichte ist kein Jägerlatein, sonder wirklich so passiert.

Liebe Grüße
Markus
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28 Mär 2020 21:25 #584693
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  • austria am 28 Mär 2020 21:25
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Sehr witzig erzählt Bernd. Toll. Musste echt lachen.
Super.
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28 Mär 2020 23:04 #584713
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  • toumtoum am 28 Mär 2020 23:04
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Meine Übernachtungsplätze waren schon vielfältig, sehr unter schiedliche Orte, Menschen oder nächtliche Begegnungen. Da waren unter anderem der Bischof von Uganda dabei, bei dem ich übernachten durfte und mit dem ich abends lebende Termiten gegessen habe, Armeelager usw. Einige werden mir wohl länger im Gedächtnis bleiben.

In Eritrea war ich in einem verminten Landstrich unterwegs. Ich hatte mich vorher bei den UN-Truppen über die Minenfelder informiert. Klare Maßgabe, verlasse nie die Strasse, auch nicht zum Sch.., und wenn du übernachten mußt, dann nur auf der Piste. Ok, also losgeradelt und ich kam auch gut voran. Eigentlich sollte ich den nächsten größeren Ort zum Übernachten erreichen. Schon ein komisches Gefühl, durch Gegenden zu fahren, wo links und rechts Schilder stehen „Beware of mines“ und dort leben einige Leute. Dann begann das Malheur. Ein sandiger Abschnitt, wo im Sand zahlreiche Akazienzweige waren und so hatte ich bestimmt 20++ platte Reifen und die Zeit lief mir davon. Ich freundete mich schon damit an, auf der Strasse zu übernachten, dann am Horizont neben der Strasse irgendetwas – es stellte sich als UN-Militär-Lager heraus – ein jordanisches. Gott sei Dank – ich bekam Essen und durfte sogar duschen und neben dem Lager mein Zelt aufbauen. Die Soldaten freuten sich, daß ich etwas arabisch sprach. Mir fiel etwas ein Stein vom Herzen. Übrigens zurück im UN-Office in Asmara im Minenbüro, dann die Nachricht, daß während ich auf der Piste dort lang geradelt bin, neue Minen auf der Strasse vergraben worden sind (äthopisch-eritreischer Grenzkonflikt). Da ist mir nachträglich das Herz in die Hose gerutscht.

Danach durch die Danakilwüste geradelt. Dabei in einen Sandsturm gekommen. Zum Glück eine Krankenstation in der Wüste erreicht und dort sehr herzlich aufgenommen worden und durfte dort übernachten. Ich bin dann zusammen mit den Leuten in die nächsten Tage in die Wüste gefahren, um den Afar (Nomaden) Polio und Tetanusimpfungen zu verpassen und konnte die Menschen hautnah kennenlernen. Mit dem Mann von der Station verbindet mich jetzt eine jahrelange Brieffreundschaft.

Auf dem Rückweg nach Asmara dann zum Kloster Debre Bizen aufgestiegen. Oben war ich dann total geschwächt. Einen Abstieg hätte ich wohl nicht geschafft. Ein Mönch bekam meine Situation mit, räumte seine Zelle, damit ich dann drin schlafen kann. Ich habe die ganze Nacht immer wieder pinkeln müssen und wie verrückt geschwitzt, am nächsten Morgen war ich wieder voll hergestellt – keine Ahnung, was es war. Egal, ich war froh, daß mir der Mönch seine Schlafstatt zur Verfügung gestellt hatte.

In Tunesien mit dem Rad in der Halbwüste unterwegs. Wind kam auf, bis es immer stärker wurde und mir klar wurde, daß sich ein Wüstensturm zusammenbraut – wohin jetzt? Dann sah ich etwas Gemauertes. Es stellte sich als Zisterne im Wüstenboden heraus. Sie war zum Glück ausgetrocknet und eine Leiter führte zum Zisternenboden. Also mit Schlafzeug und Kochzeug dort runter und dort die Nacht verbracht, während oben der Sturm heulte. So konnte ich eine ruhige Nacht verbringen – nur das Kratzen der Beine der Skarabäen auf meiner Isomatte war etwas gewöhnungsbedürftig.

Es gibt noch eine Menge andere Erlebnisse, Flußpferde, welche um mein Zelt herum grasen (man gewöhnt sich dran), übernachten in Gletscherspalten, um dem Sturm zu entgehen, Übernachten in heruntergekommenen Funducs im Jemen, wo jeder seine Waffen abgeben muß (von Panzerfaust über AK47 alles dabei), damit es nicht zu Mord und Totschlag kommt. An manche erinnert man sich gerne, manche braucht man nicht ein zweites Mal.
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30 Mär 2020 16:36 #584895
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… dazu passt 'ne Geschichte einer Radtour, die in Gambia begann und ich glaube, dass Rucksack- und Radreisende dazu prädestiniert sind, seltsame Übernachtungsmöglichkeiten zu finden.

Ich fuhr zunächst auch ins nördliche Senegal und dann auch ins südliche (die Casamance). In der Casamance ist die MFDC seit Jahrzehnten bemüht, diesen Landesteil zu einem unabhängigen Land zu machen und es wurden immer wieder mal Anschläge verübt (wobei Touristen in der Regel verschont wurden, da man auch künftig auf Tourismus setzen wollte). Ich habe mich beim Grenzübertritt erkundigt, wie die Lage ist. Was ich nicht wusste, war, dass im nächsten Land (Guinea-Bissau) gerade ein Militärputsch stattfand …

Ich radelte also durch die Casamance und kam bei Sao Domingos nach Guinea-Bissau. Von Norden kommend hielt ich mich rechts und radelte nach Varela an der Küste.
Es war bekannt, dass die MFDC sich entlang der Strecke nach Varela immer wieder mal zurückzog und die Gegend auch vermint hatte. Musste man mal aus der Hose, musste man auf der Piste bleiben. Hin und wieder gab es wohl auch mal Überfälle auf die Dörfer in der Grenzregion.

In Varela durfte ich dann vor einem einfachen Haus zelten.
Mitten in der Dunkelheit einer mondlosen Nacht weckte mich plötzlich ein Schuss.
Ich wachte völlig erschrocken und verängstigt auf und horchte in die dunkle Nacht. Nichts war zu hören. Ich habe mich kaum zu atmen getraut.
Es dauerte Minuten, bis ich erkannte, dass aus heiterem Himmel mein Zeltgestänge gebrochen war. Nein, es war kein Schuss. Ich hatte mir fast in die Hose gemacht und dabei war nur das Zeltgestänge zerbröselt. So sah das am nächsten Tag aus …




Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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30 Mär 2020 18:26 #584901
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Hoi zämä

Bei uns war weniger der Übernachtungsplatz speziell als der Grund weshalb wir überhaupt übernachtet haben!
Wir waren 1984 mit unseren Mofas (Puch Maxi, 1,2PS, 30km/h...theoretisch...) zu viert in Chioggia/Sottomarina unterhalb von Venedig und irgendwann mussten wir natürlich wieder mal zurück.
Schon auf dem Hinweg haben Andy und ich bemerkt dass wir zwei die einzigen sind die eine Strassenkarte lesen können und es gab da schon Spannungen weil wir Erich nicht den Weg bestimmen lassen wollten.
Auf dem Rückweg haben Andy und ich dann kurz nach Meran gedacht dass man jetzt ja nicht mehr falsch fahren könnte und haben die Karte endlich dem Erich gegeben.
So kurz vor dem Abzweig zum Ofenpass würde er ja nichts mehr falsch machen können...haben wir gedacht...
Unser Ziel war durch die Nacht nach Hause zu fahren.
Erich also voraus, wir hinterher...
So sind wir dann durch die Abenddämmerung in die Nacht hinein gefahren.
Bei einer Kreuzung ist er dann links abgebogen und Andy wie auch ich dachten dass das schon die Abzweigung in Richtung Ofenpass wäre.
Kurz darauf hab ich meinen Schlafsack aus dem Rucksack geholt, bin reingestiegen und so im Schlafsack weitergefahren, denn es war arschkalt und wir hatten nur T-Shirt und ungefütterte Jeansjacken dabei.
Wir fuhren und fuhren und die Strasse führte uns immer weiter in die Höhe bis Andy stutzig wurde weil er ein Ortsschild sah, das ihn an einen südtiroler Skirennfahrer erinnerte, irgendwas mit Gustaf Toni odrr so.
Er hielt Erich an, wir namen ihm die Karte weg und suchten den Ort, der da angeschrieben war in der Nähe des Ofenpasses...und wurden nicht fündig!
Erst als ich mehr zufällig deutlich weiter unten auf die Karte sah hab ich den Ort gefunden!
Nun wussten wir dass Erich es wider Erwarten doch noch geschafft hat dass wir uns verfahren. :woohoo:
Da es nun nichts mehr werden konnte mit nach Hause fahren haben wir uns einen Übernachtungsplatz gesucht und diesen hinter der Strassensperre Gomagoi gefunden.
Dort haben wir uns zu viert unter meinem Schlafsack zusammengekauert (die Anderen haben den Schlafsack unter allem Anderen inkl. des Werkzeuges und der Ersatzteile gepackt) und die Nacht durchgebibbert! :S
Geschätzt wars minus 50°C, das Wasser in der Pfütze unweit von uns war schon beinahe gefroren... :whistle:
Bis etwa 05:00 Uhr schlotterten wir so vor uns hin statt zu schlafen, besprachen dass wir nicht mehr genügend Lire hätten um das Benzin im Südtirol zu bezahlen (wir hatten nur noch schweizer Franken) und darum weiter in Richtung dieses Passes namens Stilfser Joch fahren mussten, da kurz danach die schweizer Grenze wäre...
Unwissend was das bedeutet bestiegen wir wieder unsere Mofas...
Etwa 9 Stunden später stand ich als letzter der Gruppe auf der Passhöhe...die damals noch mit 2772m.ü.M. angegeben war!
Ohne Benzin, ohne Lire und erst recht ohne Puste!
Aber die rettende Tankstelle in der Schweiz war nicht mehr weit!
Vom Stilfser Joch her konnten wir die Mofas rollen lassen und der Schwung reichte beinahe um die Passhöhe des Umbrail-Passes und somit den Zoll sowie eben die erste schweizer Tankstelle zu erreichen!
Danach mussten wir natürlich noch über den Ofenpass und den Flüälapass bevor wir am Abend endlich wieder zuhause waren.
Ich werds nie vergessen dass ich mein Mofa die letzten vielleicht 200 Höhenmeter raufgeschoben habe weil ich dem Erich, der uns das Ganze ja eingebrockt hat, Benzin gegeben habe...und durch einen Defekt am Tankhahn kurz darauf selber ohne Benzin stehen blieb...
OK, die Puch Maxi haben uns nicht wirklich raufgetragen, ihre Kraft reichte gerade knapp damit wir sie nicht schieben müssten...viel mehr als nicht nach hinten wegrollen konnten sie mit den 1,2PS und den 27kg Gepäck nicht machen. :laugh:
Jahre später hab ich die Strecke dann mal mit dem Motorrad gemacht...fühlt sich zwar besser an wenn das Motorrad den Fahrer als wenn der Fahrer das Mofa hochschiebt, bleibt aber weniger in Erinnerung! :laugh: :laugh: :laugh:
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30 Mär 2020 20:16 #584912
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  • BikeAfrica am 30 Mär 2020 16:36
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… spannende Übernachtungsplätze setzen keine Fernreisen voraus, wie man hier sieht. Aber genau solche Dinge bleiben in Erinnerung.
Danke, Picco!

Gruß
Wolfgang
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