marimari schrieb:
BikeAfrica schrieb:
Es waren ungewöhnliche Erlebnisse dabei und ich erinnere mich noch an viele Details, aber ich kann Dir rein gar nichts zu irgendwelchen Sehenswürdigkeiten oder Nationalparks sagen. Du wirst aber ein ganz anderes Afrika als im Süden Afrikas erleben. Zumindest ging es mir als Radreisender so ...
Gruß
Wolfgang
Danke Wolfgang für Deine spannenden Schilderungen - ich glaube es sind genau die ungewöhnlichen Erlebnisse an die man sich ewig erinnert und eben nicht die 10 Lodge oder das 7. Hotel. Mir gefällt Ostafrika auch besser wie Südafrika und als nächstes wollen wir Westafrika näher kennen lernen - wie intensiv wird sich zeigen...wir haben keinen Stress.
Welches Land hat Dir in der Ecke am besten gefallen und warum?
... wir entfernen uns zwar immer weiter vom ursprünglichen Thema des Threads, aber da Du selbst mit dazu beiträgst, ist das offensichtlich ok.
Für mich waren die Begegnungen mit den Menschen sehr wichtig und daher hängt mein Urteil natürlich sehr von Zufällen ab und davon, welche Leute ich zufällig getroffen habe.
Gambia - landschaftlich eher öde und flach. Die Menschen waren extrem freundlich und es war gerade Ramadan (Gambia ist zu 95% islamisch). Ich wurde jeden Abend zum Essen und Tee und Übernachten eingeladen. Die Polizei war dafür nervend. Jeden Tag zum Teil mehrfach lange Polizeikontrollen (die längste dauerte 1,5 Stunden). Es ging immer um Schmiergeld, aber ich habe nie irgendwas gezahlt. Möglicherweise war der Staat mit der Bezahlung der Beamten im Rückstand und sie mussten selbst nach Verdienstquellen Ausschau halten. Die Piste nördlich des Gambia River war ok, die Asphaltstraße südlich davon die schlimmste Straße, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe.
Senegal - war nur einen Tag nördlich von Gambia und sonst in der Casamance. Den ganz anderen Norden kenne ich also quasi nicht.
Landschaftlich auch nicht der Knaller, Leute freundlich, damals viel Militärpräsenz wegen der MFDC. Habe mehr Infrastruktur bzgl. Übernachtungsmöglichkeiten in Erinnerung un französischen Einfluss. Es gab z.B. überall Baguettes.
Guinea-Bissau - ebenfalls sehr freundliche Menschen, damals praktisch kein Tourismus, sprachlich bisschen schwierig. Die offizielle Landessprache ist Portugiesisch, aber das spricht über die Hälfte der Bevölkerung nicht. War also nicht schlimm, dass ich es auch nicht konnte.
Zustand der Asphaltstraßen überraschend gut.
Sierra Leone - in den Städten freundliche Leute, auf dem Land oft aggressive Bettelei (merkt man natürlich nicht, wenn man mit dem Auto vorbeifährt). Schlechte Infrastruktur, selbst in der Hauptstadt oft kein Strom oder Wasser. Der größte Supermarkt in der Hauptstadt Freetown (Millionenstadt) war ungefähr ein Drittel so groß wie der Edeka in meinem Nachbarort (2.000 Einwohner).
Absolute Fußballbegeisterung im Land. Wenn ich auf die Frage nach meiner Herkunft Deutschland genannt habe, hat man mir regelmäßig die Ergebnisse auf Bundesliga oder DFB-Pokal vom letzten Spieltag aufgezählt.
Asphaltstraßen meist ok, Pisten oft sehr sehr schlecht.
Kamerun - für mich persönlich das Highlight meiner Reisen, aber das lag an den vielen zufälligen und völlig abgedrehten Begegnungen und Erlebnissen. Die Regenzeit ging gerade dem Ende zu und die Pisten waren einfach nur Morast. Einmal haben wir über zwei Tage nur ein fahrendes Auto gesehen, alle anderen steckten verlassen im Schlamm fest.
Das fahrende Auto war ein Landrover, den wir über die 27 km in zehn Stunden Fahrt zweimal eingeholt hatten. Am Ende hatte er uns aber dreimal überholt.
Ich habe dort in der Seemannsmission, bei 'nem Entwicklungshelfer, 'nem König, 'nem Pfarrer, einem Farmer, einer Lehrerin, bei der Polizei, im Krankenhaus und direkt zwischen Gräbern geschlafen, Gottesdienst und Totenfeiern besucht, wurde ständig zum Essen und Übernachten eingeladen.
Asphaltstraßen in gutem Zustand, aber der Verkehr streckenweise gefährlich, auch wegen des Zustand vieler Autos. Douala zur Hauptverkehrszeit mit dem Auto ist kein Spaß. Mit dem Fahrrad auch nicht, aber damit kommt man immerhin noch voran. Hat aber Spaß gemacht, den freundlichen Verkehrspolizisten zuzuwinken und nach ihrer winkenden Antwort zuzusehen, wie jeder Autofahrer die unbekannten Handzeichen des Polizisten zu seinem Vorteil zu deuten versuchte und im Handumdrehen (oh, ein Wortspiel
) ein riesiges Chaos auf der Kreuzung entstand.
In der ehemaligen deutschen Kolonie lernen mehr Kinder in der Schule Deutsch als in Namibia.
Das Essen ist ein bisschen schärfer als anderswo und ich fand es sehr lecker.
Ghana - auch sehr freundliche Menschen und gutes Essen. Die Infrastruktur ist besser und der Straßenverkehr ist auch ok mit der Ausnahme der Strecke Accra-Kumasi. Dort gibt es viele Unfälle. Landschaftlich gemeinsam mit Kamerun etwas abwechslungsreicher als die anderen Länder.
Der Markt in Kumasi gilt nach dem in Addis Abeba als größter Markt Afrikas. Praktisch die gesamte Innenstadt ist Markt.
Nach diesem Überblick mein Fazit: 1. Kamerun, 2. Ghana
... und mein nächstes Reiseland in Westafrika soll Burkina Faso werden.
Gruß
Wolfgang