THEMA: AZ von heute
14 Nov 2006 08:36 #25644
  • Savuti
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  • Savuti am 14 Nov 2006 08:36
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Dieses Interview finde ich so interessant, daß ich es euch nicht vorenthalten will:

Deutschsprachige sind besser als ihr Ruf
Der deutsche Botschafter Arne Freiherr
von Kittlitz sieht die Situation in
Namibia generell positiv, spart aber
auch nicht mit Kritik. Vergangene Woche
besuchte er die Allgemeine Zeitung und
sah sich dort die Druckerei von
Newsprint Namibia an. ,,Die AZ ist ein
wichtiges Element für den Erhalt der
deutschen Sprache und Kultur in
Namibia\", sagte er.
Foto: Wiebke Schmidt
Seit gut drei Monaten ist Arne Freiherr von Kittlitz als deutscher Botschafter in Namibia im Amt. Die Aufgabe ist spannend und interessant - ,,alles andere als ein ruhiger Posten\", meint der 63-Jährige. Zur 100-Tage-Bilanz seiner Amtszeit befragte ihn Stefan Fischer für die AZ.

AZ: Wie ist Ihr erster Eindruck von Namibia?

A.v.Kittlitz: Ich habe mir das Land nicht so schön vorgestellt. Die Menschen sind ausgesprochen nett. Auch die freundliche Art und Weise, wie wir aufgenommen wurden, ist nicht überall selbstverständlich. Als ausgesprochen positiv empfinde ich auch die Aufnahme und die offenen Türen der Regierungsmitglieder.

AZ: Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Arbeit?

A.v.Kittlitz: Es gibt verschiedene Hauptthemen. Dazu gehören die wirtschaftliche Entwicklung, die Landreform, die Lage der deutschsprachigen Namibier, die Darstellung von Namibia im Ausland und die Herero-Frage.

AZ: Fangen wir beim letzteren Thema an, das sehr umstritten ist. Welchen Eindruck haben Sie?

A.v.Kittlitz: Die Präsenz der politischen Vergangenheit als Last im politischen Alltag habe ich mir nicht so deutlich vorgestellt. Das ist ein Thema, das ich sehr ernst nehme und das uns noch lange beschäftigen wird. Ich hatte bereits erste Treffen mit Herero-Repräsentanten zum Gedankenaustausch und werde die Gespräche in den nächsten Wochen fortsetzen.

AZ: Haben Sie auch schon mit Paramount-Chief Riruako gesprochen?

A.v.Kittlitz: Ja. Ich habe ihm gesagt, dass ich seine Sprache nicht mag. Wenn er uns beleidigt, kann er nicht erwarten, dass ich auf ihn zugehe.

AZ: Wie schätzen Sie die Situation der deutschsprachigen Namibier ein?

A.v.Kittlitz: Ich weiß ganz sicher, dass das negative Image, das die Deutschsprachigen teils haben, nämlich mit der Vergangenheit verhaftet zu sein, nicht stimmt. Im Gegenteil: Die Menschen, die ich hier kennen gelernt habe, haben ein sehr ausgewogenes und differenziertes Bild über die Lage im eigenen Land und in der Welt.

AZ: Sehen Sie die deutsche Sprache in Namibia in Gefahr?

A.v.Kittlitz: Nein. Die Identifikation der Deutschsprachigen mit ihrer Sprache und Tradition bilden ein tragfähiges Fundament für den Erhalt der Sprache. Eine Gefahr sehe ich eher langfristig in der Abwanderung der Jugend. Und ich bedauere natürlich, dass es uns aus Haushaltsgründen nicht möglich ist, die deutschen Schulen und die deutsche Sprache stärker zu fördern. Denn ich weiß, dass wir langfristig leider an Terrain verlieren, wenn wir nicht mehr tun.

AZ: Kommen wir zur wirtschaftlichen Situation - welche Ansätze und Perspektiven sehen Sie?

A.v.Kittlitz: Es geht ganz klar darum, mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Chancen für mehr Beschäftigung sehe ich in erster Linie im klein- und mittelständischen Bereich. Außerdem muss sich Namibia langfristig stärker von der Importabhängigkeit befreien. Das Land hat Potenzial zu mehr, aber das ist nicht einfach. Ich frage mich auch, ob hier schon jeder erkannt hat, dass man zu Überstunden bereit sein muss, wenn man wirtschaftlich in der Welt bestehen will. Zuweilen kommt es mir so vor, als ob man nach der langen Zeit der Unterdrückung und Fremdherrschaft jetzt die Sonnenseite des Lebens genießen und das in Gesetzen festschreiben will. Ich wünsche dazu viel Glück, bin aber skeptisch.

AZ: Wie schätzen Sie das touristische Potenzial ein?

A.v.Kittlitz: Das ist meiner Meinung nach der Schlüssel für die Entwicklung von Namibia. Wir sehen das schnelle Wachstum im Tourismus, jetzt stellt sich die Frage: Wie kann man ein Konzept finden, das so vielen Menschen wie möglich dient und zugleich die Qualitätsstandards sichert? Ich denke, dass Gästefarmen und Hegegebiete ein richtiger Ansatz sind.

AZ: Sie sehen die Zukunft von Namibia also durchaus positiv?

A.v.Kittlitz: Ja. Namibia bringt dafür gute Voraussetzungen mit. Die ausgezeichnete Infrastruktur, auch die Sauberkeit, in der sich die Identifikation mit dem zivilisatorischen Standard zeigt, sind Schlüssel für die Zukunft dieses Landes.

AZ: Danke für das Gespräch.
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