THEMA: Surfen auf dem Nyiragongo
17 Jan 2021 18:02 #604109
  • Carsten Möhle
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  • Carsten Möhle am 17 Jan 2021 18:02
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Der Aufstieg
Etwas ausführlicher wieder in meinem Blog



Während wir auf die angeforderten Träger warten, erinnerte ich mich daran, wie beschwerlich es für die ersten europäischen Forscher war, diesen Platz des noch nie zuvor geschauten zu erreichen. Speke und Grant wurden die Berge als ersten Europäern 1861 gezeigt, sie schrieben dafür das Wort Mfumbiro-Berge auf; erst der deutsche Zoologe und Afrikaforscher Franz Stuhlmann erkannte 1892 als erster den vulkanischen Charakter. Kompletter Reisebericht (Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika (1894))

Ein hervorragender Film, um sich in die Zeit der europäischen Entdecker und die Karawanenökonomie hineinzuversetzen ist der Film „Land der schwarzen Sonne“, der die Suche nach den Nilquellen 1857-59 vom Weltensammler Burton und Speke überwiegend historisch korrekt in Szene setzt.


Mit der Absicht und dem Auftrag, Zentralafrika zu erforschen, brach Gustav Adolf Graf von Götzen (1866–1910) mit Georg von Prittwitz und Gaffron (1861–1936) und dem Arzt Hermann Kersting (1863–1932) im Dezember 1893 an der Küste des Indischen Ozeans von Pagani auf und erreichte nach 5 ½ Monaten am Donnerstag, 07. Juni 1894 den Fuß des Nyiragongo.


Man beachte und merke sich die Form der Zelte.

„Während wir bisher von den Eingeborenen verschiedene Namen für den Berg gehört hatten, wird er jetzt übereinstimmend Kirunga tscha gongo genannt. Auch über die Bedeutung dieses Wortes wurden uns Angaben gemacht: »Kirunga«
soll soviel als »rund« bedeuten, und, da die ganze Kette der Wilkane
»virunga« genannt wird, so sind möglicherweise die runden Krater-
formen für diesen Namen bestimmend gewesen. » Gongo » scheint einen
Ort, an dem Opfer dargebracht werden, zu bedeuten.“


Götzen macht den Namen Virunga (Plural von Kirunga) bekannt, den die Vulkankette seither trägt.

Sein kompletter Reisebericht
Durch Afrika von Ost nach West: Resultate und Begebenheiten einer Reise von der Deutsch-Ostafrikanischen Küste bis zur Kongomündung in den Jahren 1893/94



Antiquarisch von 1895 / 2. Auflage 1899 125-350 Euro - Nachdruck ab 23 Euro
Die Gräber von Stuhlmann und Graf von Götzen sind auf dem Friedhof Hamburg -Ohlsdorf.

Hier als .pdf Dokument

Dateianhang:

Dateiname: GoetzenDur...lkan.pdf
Dateigröße:359 KB

mit der Nyiragongo Besteigungs- Beschreibung und ein paar Ausschnitte zum Vergleich mit einer heutigen Beschreibung
Von Götzen 1894 S. 200: „Die Vorbereitungen für den morgigen Tag erforderten mancherlei Veränderungen in unserem Gepäck. In Folge dessen herrscht im
grossen Zelt eine malerische Unordnung: auf dem grossen Tisch liegen
in buntem Durcheinander die Tagebücher, ein Prismen-Kompas, Aneroide,
Patronen, spiritusgefüllte Gläser für Sammelzwecke, Greens englische Ge-
schichte, der »heilige Antonius« von Wilhelm Busch, eine Schachtel
Naphtalin u. s. w.

Während ich schreibe, lässt Prittwitz draussen Gewehrgriffe machen
und revidirt die Waffen; Kersting aber untersucht den Gesundheits- und
Kräftezustand von 20 Leuten, die ich ausgewählt habe, uns morgen zu
begleiten, um eines der grössten und interessantesten Räthsel im »dunkel-
sten« Afrika zu lösen.


Der Bwana 2019: Was nehme ich mit?



Wanderstöcke. Man kann für 10 US$ handgeschnitzte Wanderstöcke leihen. Tut es. Man braucht sie, um den Bewegungsapparat und vor allem die Knie zu entlasten.
Außerdem ist das schon eine gute Vorübung des Wanderlismus, wenn man später mal an Krücken gehen muss.
Ich empfehle individuell einstellbare Teleskopstöcke, um je nach Steilheit und Neigung die Stöcke um 5 bis 10 cm zu kürzen (bergauf) oder zu verlängern (bergab).
Die Richtige Länge der Wanderstöcke = Körpergröße x 0,68
Um zu testen ob Du die richtige Länge bei den Wanderstöcken eingestellt hast, stell dich aufrecht hin, nimm die Wanderstöcke an den Griffen in die Hand und stell sie auf den Boden. Jetzt sollten deine Unterarme in einem rechten Winkel (90°) zu euren Oberarmen stehen. Wenn das der Fall ist, hast Du deine Wanderstöcke auf die optimale Länge eingestellt.

Was noch?
-Um Photos zu machen mein Samsung Galaxy S7 Mobiltelefon und eine handliche Canon SX280 HS Powershot Reisezoomkamera, die ich seit Jahren wegen ihrer GPS Funktion und FullHD Videoaufnahmen für meine Recherchen nutze.



-ein Surfbrett (siehe Vorgeschichte 2), denn man sollte immer mehr träumen, als Andere es für praktisch halten. Nur Bügelbretter sind Surfbretter, die ihren Traum aufgegeben und sich einen richtigen Job gesucht haben
Andere furzen vor dem Computer und nennen es Windsurfen.
By the way: Die social Media Dame eines anderen Reiseveranstalters meldet meine Beiträge regelmäßig mit Ihren ca. 10 Konten bei Facebook, so dass es jedes Mal ein wenig Reichweite kostet. Es werden die starken Gefühle recht gern in eine Welt ausgelagert, die sich mit der Fingerspitze kontrollieren, anhalten, wiederholen, verewigen oder löschen lässt. Und ich bin mir sicher, dass es nicht wegen meiner Brustwarzen ist.

- und ein Snickers. Ein Snickers kann einen nicht Marslos enttäuschen, es hat Nüsse, ist männlich. Ich hatte in Ruanda noch 4, aber um das Berggorilla Trekking zu überstehen habe ich bereits 3 eingeschmissen. Die Kakaobohne kommt ja von einem Baum, ist also eine Pflanze, das macht es ja auch zu so einer Art Salat. Wenn es doch nur ein Mett-Snickers geben würde, oder Haribo Goldhack, oder gar Mettella. Wieviel Berge könnte man dann besteigen.


Von Götzen 1894 S. 202: „Prittwitz und ich waren von 18 ausgesuchten Trägern begleitet — je zwei Mann für eine Traglast — , ferner von dem Gefreiten Hamis wadi
Ismaili, der einst mit Dr. Stuhlmann den Runssoro bestiegen hatte, sowie
von den Soldaten Mambo und Pesa moja. Als Führer dienten uns zwei
vom Ortschef uns zugewiesene Batwa, untersetzte kleine Kerle mit Bogen
und Pfeilen, aber ohne auffallende Merkmale, die sie von der übrigen
Wahutu-Bevölkerung streng unterschieden hätten; bemerkenswerth an
ihnen war nur der Umstand, dass sie nicht vom Ackerbau, sondern allein
von der Jagd zu leben angaben
.“



Der Bwana 2019: Wir sind wandernde Arbeitsplatzbeschaffungsmaßnahmen. Es wird zu Recht erwartet, dass man mindestens einen Träger für sein persönliches Gepäck beschäftigt. Warum sich nicht ein wenig Luxus, ja Dekadenz gönnen. Einen zweiten Schlafsack, Wechselunterwäsche, irgendeine Steinmännchenkunst-Installation, wie die Made im Speck leben, ein paar Bücher, Webers Grillbibel, Gesellschaftsspiele, wie z.B. Mett-Ärgere-Dich-Nicht, oh, da war schon wieder der Gedanke an Fleisch, der Entzug bisher war zu hart, für jemanden, der in einem Land lebt, in dem ein Lady Steak 300 Gramm hat und man sagt: „Becoming a Vegetarian is a huge missed steak“
Die Spiele, Klamotten, Bücher, lässt man nachher oben in der Rangerhütte oder schenkt sie bereits den Trägern. Das ist keine Herrenmenschen-Attitüde, sondern alles hilft, was einem zweiten Träger die Würde gibt, Geld zu verdienen, um seine Familie zu ernähren. Es ist falscher Stolz, allen zu zeigen, dass man sein Gepäck selbst tragen kann. Man sollte es nicht. Besonders nicht als alter, weißer Mann.



Vorbildlich von Götzen 1894 S. 203: Unser Gepäck bestand aus folgenden Gegenständen: ein Zelt für uns, drei kleinere Zelte für die Mannschaft, Decken, Reservekleider, eine Last Proviant, eine Kiste mit Essgeschirr, Büchern etc.; ferner wurden mitgeführt: ein grosser Photographenapparat, ein Kodak-Momentapparat, der Theodolit, das Hypsometer, ein Aneroidbarometer (das andere blieb im Lager, um von Kersting zu verabredeten Zeiten abgelesen zu werden), zwei Thermo-
meter, vier Gewehre, ein Seil, zwei Aexte, ein Fernrohr, zwei Feldstühle, eine Mappe mit Pflanzenpapier zum Sammeln. Jeder Mann führte ferner einen Mundvorrath für drei Tage und etwas Wasser bei sich.

So schafft man Arbeitsplätze!
Ein Träger erhält 25 US$, sein Trinkgeld sollte nach Ende des Trips 10 US$ betragen. Maximal zugeteiltes Gewicht ist 15kg. Die bewaffneten Park Ranger sollten jeweils 10-20 US$ Trinkgeld bekommen.
Von Götzen hatte Jäger mit und wir auch Bewaffnete, sollte der Speiseplan für heute noch was Essbares hergeben?
Erwartungsfroh ging es los. Der Aufstieg sollte 5-6 Stunden dauern.
Die Karte im Kibati – Rangerbüro zeigt die verschiedenen Rastplätze für kurze Pausen an. Start auf 1.994 Höhenmetern. Keine 1.500m Höhenunterschied bis zum Kraterrand. Der Abmarsch wurde auf 10 Uhr festgelegt.



„It is not a competition“ Der gerne gehörte Satz, von dem wir wussten, es ist nur eine Floskel. Ein Hoffnungswort. Ein Potemkinsches Dorf, hinter dem sich ein Wettlauf zum Kraterrand verbarg. Dort gibt es Essen.
Und ein Großteil der Träger, auch Frauen, die Verpflegungs- und Wasserrationen zu einem permanentes Rangercamp auf ca. 2.700m Höhe brachten, wollten abends wieder zu Hause sein. Die Ablösung für das permanente Rangercamp kam auch noch mit und wollte schnell oben sein, denn dort gibt es Essen. Und man wollte den Kameraden ermöglichen, abends wieder zu Hause zu sein, zum Essen.

Der Untergrund war glitschig. Kein Wunder-Regenzeit und Regenwald.
Mich erinnerte es an die wunderbare Konsistenz von Hackfleisch, vermischt mit Ei, Sonnenblumenöl, Semmelbröseln und einigen Teelöffeln extra scharfen Senf. Frikadelle, B(o)ulette, Fleischpflanzerl, Fleischlaberl, Fleischküchle oder Faschiertes Laibchen
Frisch Zusammengemischt. Hackfleisch kneten ist ja auch wie Tiere streicheln – nur später. So, jetzt fehlt nur noch ein kleiner Lavastrom und es wird ein Bratklops.


Es ging vorwärts

Immer weiter vorwärts. Ich wirke jetzt kleiner, weil ich optisch weiter weg bin.


Notiz an Bwana: Es geht noch schneller vorwärts, wenn man Gewicht delegiert. Der Träger wollte sein Geld wert sein. Also bekommt er das Surfboard für unser nächstes board-meeting kurzzeitig überlassen.



Warum er mir so sympathisch war? Nun, er hatte Verpflegung mit dabei. Einen lebenden Hahn. Ich vermutete, dass er dort oben nicht als Wecker gebraucht würde, der Hahn vermutete, dass er wenigstens den ganzen Weg nicht mehr zurück müsste.

Für die paranoide Veganerin von der Lodge geht wahrscheinlich nicht einmal Wasser aus einem Hahn zu trinken. Wenn Veganer überhaupt kein Ei essen, wie panieren die dann ihr Schnitzel?
Wenn man Veganer wenigstens aus Pflanzenhass statt aus Tierliebe ist. Veganismus ist nämlich auch nicht das Gelbe vom Ei, sie sind grausam. Ich meine, so ein Hühnchen kann ja wegrennen, aber ein Bohnensalat?

Man kann an diesen beiden Photos auch die Geheimnisse guter Kameraeinstellungen erahnen. Während beim Querformat mehr Darsteller nebeneinander ins Bild passen, kriegt man beim Hochformat mehr Leute übereinander drauf. Ein Vorteil, der vor allem Giraffen- und Pornofilmer interessieren dürfte und Freunde, die mich mit einem Surfbrett auf Wanderung durch den Regenwald photographieren mussten.



Je nachdem, nach der Entdeckung des Hühnchens und Abgabe des Surfbretts an den Träger ging es fröhlich und zuversichtlich weiter. Aus dem Tag kann was werden. Ich sehe ein wenig frischer aus als Heiko und Erika, da ich ja in Windhoek fast ständig auf 1.700 Höhenmeter lebe und meine roten Blutkörperchen daher mehr Sauerstoff aufnehmen können. Außerdem kann ich in unmöglichen Lagen und in den unterschiedlichsten Betten gut schlafen.





Ich konzentriere mich darauf, mich an grün satt zu sehen. Einen Farbton, den wir in Namibia ja nicht so häufig zu sehen bekommen. Herrlicher Miombo-Mischwald und ein paar Flechten und Farne.


Nach 1 ½ Stunden floss der Schweiß in Strömen. Ich überlegte mir, aus meinem Hut eine Vorrichtung zu bauen, die meinen Schweiß systematisch aufsaugt und sammelt. Alle halben Stündchen müsste dann ein Süppchen zusammenkommen, das so wertvoll wie ein kleines Steak ist.
Heiko ist in seinen Rhythmus reingekommen und zog gut durch. Erika und Ferdo hatten überhaupt keine Probleme
Ich gönnte mir Marscherleichterungen am ersten Rastplatz auf 2.254 Höhe. Die ersten 250 Höhenmeter von 1.500 waren geschafft.
Ich ebenfalls.










Und hungrig. Man hat die ganze Zeit überdimensionierte Essstäbchen dabei und nicht zu Essen. Unser Koch sagt, dass es am nächsten Rastplatz etwas Marschverpflegung zum Mittagessen geben wird.

Ich bin die Krone der Erschöpfung. Mein Körper besteht zu 30% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.
Letzte Änderung: 17 Jan 2021 18:11 von Carsten Möhle. Begründung: wieder mal Videos
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19 Jan 2021 17:14 #604313
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An den Kraterrand
Im Blog wieder etwas ausführlicher, do dort keine Photoanzahlbeschränkung.

Denkt dran, noch bis Ende des Monats kann einfach hier gespendet werden:
www.betterplace.me/k...hinya-primary-school

Durch die Rast gestärkt konnte es weitergehen. Aber "No waves no glory”
Nur nichts anmerken lassen, wie Spock: außen Vulkanier, aber innen Klingone.


Die Bodenkrumme bestand jetzt aus breitgetretenem Basaltgestein. Meine „Ge-Hilfen“ Allwetterganzjahresüberallstiefel steckten das ständige Auftreten auf die Legosteine gut weg.



Notiz an Bwana: Vielleicht sollte man sich für die nächste Tour noch eine weitere Sohle als Einlage mitnehmen.
Großhirn an Bwana: Nächste Tour? Zuerst musst du noch diesen Katzenkalender fertigmachen…
Achselhaare an Bwana: Vorher noch Achselhaarextensions gegen den Schweiß.
Magen an Bwana: BÖKLUNDER! GUTFRIED! REDLEFSEN! MEICA! BIFI!
Enddarm an Bwana: Seitenbacher Müsli!





So, aus dem Bild verschwunden. Das Surfbrett kann wieder an den Träger übergeben werden.
Alle paar Minuten eine kurze Pause, unter dem Vorwand die Landschaft auch mal zu genießen.
Unser Koch- links im schweinchenrosa Tshirt- schaute schon skeptisch in meine Richtung. Ob er das richtige dabeihat, um mich zu ernähren?



Da oben müssen wir irgendwo hin.





Ferdo und Erika hatten mittlerweile die Führung übernommen, aber nicht als Schwächste, sondern als Stärkste in der Gruppe.
„Wenn Du hier bist wer kocht dann im Himmel gerade Gulasch?“ Rief ich ihr zu und nutzte ihre Verwirrung darüber, schnell im Turbogang an ihr vorbeizuziehen.



Endlich erreichten wir um 15:10 Uhr den zweiten Rastplatz auf 2.525m.



Für die nur 275 Höhenmeter seit dem letzten Rastplatz haben wir 3 1/2 lange Stunden gebraucht. Mehr als 5 Stunden für die ersten 4 km und drei noch viel Steilere „lagen“ noch vor uns. Wenn wir in diesem Tempo weiterkommen erreichen wir den Krater erst bei Dunkelheit.

Irgendwie müssen wir jetzt den Turbo anwerfen.
Ich könnte schwören, dass das Snickers gerade nach mir gerufen hat. Ich habe es dann aber nur noch kurz gesehen. Huch! Snickers in den Mund gefallen.
Unser Koch verteilte uns jetzt seine mitgebrachten Schätze: Gurkenstücken, die Salami für Vegetarier, 2 Bananen- Ein Affensnickers! Dazu Eierpfannkuchen- soll ich crepieren?
Ich meine, man sollte Glutenunverträgliche Menschen auch nicht in Getreidefeldern aussetzen.
Wieso jetzt das? Eine ernährungstechnische Kraterstrophe!

Da ist man nun beim größten Grillfeuer der Welt, und dann gibt’s kein Fleisch!

Das Erfolgsrezept der Menschen ist der erhöhte Fleischkonsum, sonst wären wir vegetarische Affen geblieben. Sie grillten Fleisch, panierten es, steckten es auf Spieße, tunkten es in dicke Soßen und leckten sich die Lippen. So wurden wir zum Menschen. Warum sollte man ohne Not den sicheren Platz am Ende der Nahrungskette aufgeben?

Was würde ich jetzt für eine Yogumette, der längsten Praline der Welt, geben!



Also Tempo-Tempo. Noch schnell von den Trägern und Ablöse-Rangern verabschieden, die zum Außenlager weitergehen und durch die Wolkenzone zum nächsten Rastlager, als Sprungbrett zum Kraterrand.

Um 16:15 Uhr haben wir bereits den letzten Rastplatz auf 2.755m erreicht, sensationelle 45 Minuten für 230 Höhenmeter. Danke, Snickers!



Nein, kein Erschöpfungsschlaf. Hinfallen ist ja wie anlehnen, nur später.
Ich versuche nur, meine Augen vor dem einfallenden Abendsonnenlicht zu schützen. Und träume von Mettflix-Serien wie Mett Gyver, Donald Hack und Kermett aus der Sesamstraße oder den Filmen Jurassic Pork, Mettgeflüster mit Rock Hudson und Doris Day sowie Disneys The Loin King. Eine Ham-Let Aufführung in der Shakesbier Arena und dazu eine Tafel Ritter Sport Gulasch oder ein Hacknuta mit einer Dose Sprühjehacktes für Clemettinen.
Als Getränk dazu eine Diet Coke mit Schinkengeschmack oder einer Bacon-Soda.

Nicht zu verwechseln ist Nordic Walking mit der ebenfalls weltbekannten Extremsportart Southern Creeping. Daher ging es für den Endspurt wieder aufrecht weiter.



Als wenn man auf einer riesigen Raucherlunge wandert.



Seit Jahrzehnten als „Erikalager“ bekannt wegen des baumhohen Riesen-Heidekrauts auf 2.900m.



Vulkan Karisimbi (4506 m) in der Virungakette. Man kann jetzt auch erahnen, wie steil der Weg nach oben in diesem Teil ist. Aber keine Zeit zum Abhängen.



Blick nach Goma und Lake Kivu. Zu sehen ist aber nur der Shaheru Krater im Nebel



Um 16:35 Uhr sehen wir bereits die Hütten unseres Nachtlagers 10m unterhalb des Kraterrandes.



Ein brutaler Endspurt. Um uns abzulenken und zu motivieren, denken wir uns Vulkanbeschimpfungen aus:

• Blas Dich nicht so auf, Nyiragongo !
• Verschwinde oder ich schlag dir den Gipfel ein !
• Ich kannte Dich schon, als Du noch flüssig warst !
• Du hinterlässt ja sowieso nur verbrannte Erde !
• Hast Du Glatze oder ist das ein Gletscher, wie bei Herrn Kilimanjaro !
• Spuck hier nicht so rum !
• Dir werden wir einheizen !
• Du hast ja einen Schatten, kleiner als der vom Bwana !
• Deine Mutter war doch ein Canyon ! Dein Vater war ein Tal !
• Auf Dir würde Jesus keine Bergpredigt halten !
• Du lässt ja jeden rauf !
• Du bist so vertrocknet, Du bekommst nicht mal ne Lawine hin !
• An dir hat sich doch noch nie ne Wolke abgeregnet !
• Dein Gipfelkreuz steht ja im Loch !
• Der dümmste Berg hat die dicksten Brocken !
• Deine Mutter hatte Hängegipfel !
• Ich hetze dir gleich Goldsucher auf deine Krampfadern !








Und endlich, endlich oben. Handyempfang!



Unverbaute Sicht aufs Klo, aber Stoffwechsel kann warten. Schnell die Sachen in die zugewiesene Schlafhütte gebracht und dann noch 10m rauf zum Kraterrand, um einen Blick auf den Lavasee zu werfen. Noch 5m, noch 3m, jetzt sind wir am Kraterrand und schauen rüber:

Und verdammt, wir sehen nichts.

Dampfwolken.

Und dafür die Anstrengung?



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22 Jan 2021 20:01 #604633
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Tanz an dem Vulkan
etwas ausführlicher und mehr Videos in meinem Blog



Wir stehen am Kraterrand und schauen hinunter. Ein wenig ist es, als wenn man den Geschirrspüler öffnet und einem der heiße Dampf ins Gesicht knallt.



Die obere Wand besteht halb aus verfestigten hellen Lavaschichten, halb aus rotem Explosions-Tuffgestein.
Der leichte Nieselregen regnet rein. Fein, dann gibt es bestimmt einen Whirlpool. Dafür hatte picco also die Schnorchelmaske mit, für Passivdampf.


Von Götzen hatte das genauso 1894 S. 210: „ Wie eine riesige Arena, ein verzehnfachtes Kolosseum, liegt ein Kraterkessel zu meinen Füssen. Fast senkrecht stürzt sich die Wand, auf deren äusserstem Rande wir stehen, in die Tiefe hinab; der Grundton ihrer Farbe ist tiefstes Schwarz; nur die Ränder der unzähligen Risse, von denen sie durchzogen ist, sind rosaroth gefärbt.

Im ersten Augenblick ist die ganze Arena mit Wolken und Dampf angefüllt, gleich als befürchte die Natur, dass Sinn und Augen der ersten Menschen, denen es vergönnt war, eines ihrer grossartigsten Geheimnisse zu schauen, nicht auf einmal den ganzen mächtigen Eindruck zu fassen vermöchten.
Aber ein Windstoss fegt die Wolken rasch hinweg, so dass auch der jenseitige Rand des Kraters sichtbar wird. Dann blicken wir
hinab, aber nicht in einen dunkelen, unergründlichen Schlund, sondern auf eine helle, völlig eben erscheinende Fläche, die wie marmorirt in den verschiedensten Farbentönen heraufschillert.“






Aber eigentlich könnte der Vulkan jetzt auch mal so langsam abdampfen.
Tatsächlich wurde der Regen stärker, prasselnder, ein richtiger Wolkenguss.
Wir flüchten uns in unsere Festzelthütten, die Aussehen, wie die Zelte von Graf Götzen. Zeitloses Afrika.





Erschöpfungsschlaf bis zum Abendessen. Schnell war ich wieder agil wie ein Springbok.
Ein alter Springbok.
Mit Arthrose.
Neben einer Pad liegend.
Überfahren.
Vor 5 Tagen.
Dieser Moment, wenn das Power-Napping wieder mal eskaliert und man wacht auf und weiß nicht, in welchem Jahr man ist. Die Matratze ist eine Zeitmaschine. Legt man sich für nur 5 Minuten rein, springt die Uhr 2 Stunden vor. Ich phantasierte bereits von einem leichten Barbie-cue Kannibalismus.
Dabei hätte ich nicht gedacht, dass ich mal etwas mit einem Heidi-Klum-Model gemeinsam haben werde - Hunger.

Ich ging zur Küchenhütte. Erika und Heiko hatten schon gegessen. Mein Erschöpfungsschlaf war ausdauernder als ihrer.
Mein erster Blick fiel auf die Kochstelle. Hmm, wenn schon was in Töpfen hergestellt wird.



Es gab Käsesandwiches, Reis und Nudeln mit Gemüseeintopf. Sehr viel, sehr üppig, für einen Vegetarier. Aber dieser Vegetarier hier braucht eine Extrawurst.
Ich erfuhr, dass das Hühnchen mit zu den richtigen Männern gegangen ist, den bewaffneten Rangern, nicht zu uns, die auf Stöcken den Berg raufwankten.
Wenn da unten nur jemand grillen würde, ahne ich jetzt, wie sich Haie fühlen müssen, wenn sie Blut im Wasser bemerken.

Ich fragte ihn, ob wir "Russisch Boulette" spielen wollen, ein gutes Fundament ist die Basis aller Beilagen! Dann erklärte ich dem Koch, dass wir uns vom Rest der Tierwelt dadurch unterscheiden, dass wir Gegrilltes essen. Das ist doch keine Artgerechte Ernährung.

Wozu Vitamine? In meinem Alter brauche ich Konservierungsstoffe!
Man kann den Salatteller übrigens auch 90 Grad nach rechts kippen. Ich brauche keine Rohkost als philosophische Befriedigung.
Ein Elephant braucht auch 250.000 Kalorien pro Tag. Vielleicht bin ich nur im falschen Körper geboren?

Da ich nicht so viel kauen musste wie bei einer richtigen Mahlzeit, konnte ich den Koch Jean ein wenig ausfragen:
Für die Einheimischen war der Krater ein Aufenthaltsort für die Seelen nach ihrem Dahinscheiden. Aber nicht wie die christliche Vorstellung als Paradies oder als Hölle der Qualen, sondern eher die Antike Vorstellung des Tartaros, eines Jenseits in der das Feuer die Seelen der Ahnen auf immer am Leben erhält.
(In der Lutherbibel seit 2017 gibt es übrigens keine Hölle mehr. Und auch die Papstkirche ging bereits vor Jahrzehnten zu ihrem Konzept der Hölle auf Abstand; 1971 geschah es verschwiegen und vage durch das Vatikanische Konzil.)

Hölle: Lieber kochen oder braten? Man hört nie von gedünstet. Auferstehung des Fleisches und nicht der Möhrchen. Wieso heißt es denn überhaupt Fort-Pflanzung?
Hätte Adam die Schlange im Paradies gegessen, statt des Apfels, wäre uns vielleicht so manches erspart geblieben.


Der Regen hatte aufgehört. Schnell ging ich vor die Kochhütte. Der purpurfarbene Schein des Vulkans war endlich gut zu sehen. Der Blick nach Goma war frei.




Voller Vorfreude stolperte ich die 10 Höhenmeter bis zum Kraterrand hinauf.

War es nur Proteinmangel bei mir oder sah der Kratersee aus wie ein riesiges Spermium?



Ein Lavasee ist eine Rarität, der eine derartige Wärmezufuhr, wie sie für die Erhaltung eines flüssigen Lavasees nötig ist, selten über länger als ein paar Wochen oder Monate erhält. Der Nyiragongo gilt als der größte der Welt, bis zu 260m lang und auch sehr beständig. Die Hitzeabstrahlung beträgt ungefähr 960 Megawatt, wenn der See ca. 13.000 m² Ausdehnung hat. Der Energieaufwand ist dafür 75-150 Kilowatt pro Quadratmeter. Die Temperaturen an der Oberfläche sind 1.020 bis 1.095 Grad Celsius.

Aktuelle Ausdehnung erhält man beim Global Vulcanism Programm der Smithonian Institution










Aufsprudeln verstreuter Fontänen aus Schwefel- und Kohlendioxidhaltige Dämpfen, weite Wellenbewegungen, ein Wogen, Pulsieren, Schwingen, ein Kräuseln, als wäre die bewegliche Haut mit dem Zinnschimmer lebendig.


Das Pfeifen und Heulen der Gase ist bis oben zu hören, unten muss es ohrenbetäubend sein.




Die spezielle Nyiragongo Lava ist sehr dünnflüssig, erreicht bis zu 100 km/h bergab.
Der See wird durch Zufluß von Lava aus einem neuen Produzenten ständig in Bewegung gehalten.








Alles muss raus! Der kleine Lavaspritzer war bereits 5 Jahre alt. Picco hatte ihn noch als Baby gesehen. Danke fürs Kommen.



Nachdem man sich erst einmal satt gesehen hat, machte ich mit Erika und Heiko einen Treffpunkt am Krater um 05:00 Uhr aus und wachse bis dahin das Surfbrett.
Und noch ein wenig Schlaf.


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29 Jan 2021 18:12 #605383
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Surfen auf dem Nyiragongo - Brettspiele

Im Bwana Blog wieder etwas ausführlicher wegen der Bilderbegrenzung:
Bwana Blog

Meine Matratze und ich verstehen uns. Wir lagen stundenlang so zusammen, ohne zu reden.
Ich bin gut im Bett. Ich schnarche nicht.
Menschen, die beim ersten Klingeln aufstehen, lieben ihr Bett gar nicht richtig.
Daher noch einen kleinen Traum, den man noch nicht kannte, schnell hinterherschieben. Aber lassen Sie mich ganz hinten beginnen, da, wo der letzte Traum zu Ende war:
Der vegane Gemüsekoch stürzt, von seinen Hassern mit einem Kartoffelpüree-Quirl zu Fall gebracht, von einem Baobab-Ast aus, in einen kolossalen, teflonbeschichteten, rotierenden Potje und wird unter dem Gejohle der räudigen Talbevölkerung zu einem leckerem Ratatouille verhackschnitzelt.
Dann drei Stunden unter leichtem Schreien köcheln lassen, ab und zu mit einem Einbaumpaddel umrühren, wenn alle Körperteile an der Oberfläche treiben, leicht abstechen, um zu sehen, ob er schon well done ist. Blutig servieren. Mit einem mundenden Doppel-Schnitzel und einem Schuss Hackfleischsoße abschmecken, fertig.


Wie heißt es doch in der Snickers Werbung: Du träumst nicht wie Du, wenn Du Hunger hast!

Dabei stellt der Kannibalismus eine Sonderform des Vegetariers dar.
Dieser vereinigt die Ideologien der Vegetarier und der Veganer, indem er sowohl den Verzehr pflanzlicher als auch tierischer Produkte ablehnt und sich ausschließlich von Mensch ernährt.
Im Gegensatz zu den Ideologien des Veganismus und Vegetarismus ist die Theorie des Kannibalen in sich konsequent: Er muss nicht unschuldige oder wehrlose Lebewesen töten, um sich von diesen zu ernähren, sondern bedient sich auf derselben Stufe der Nahrungskette.
Und eine Person, die man liebt, besteht ja auch aus 72,8% Wasser.
Jeder Tag ohne Fleisch ist ein Gesundheitsrisiko

Wofür steht man morgens auf? Um die Welt zu retten? Um Leute glücklich zu machen?
Oder um nicht in den Schlafsack zu pinkeln?
Nun, der “Cold Feet Club” wird verlassen, es geht an den Kraterrand. Noch ist es Dunkel, aber man kann sich schon eine geeignete Stelle aussuchen. Der Regen hat aufgehört, der Nebel sich verzogen und das ununterbrochene fauchen und Gurgeln des Kraters wird durch nichts gedämmt.





Die Innenwand ist nach dem großen Ausbruch in 1977 zusammengestürzt und fällt seitdem fast 180 m senkrecht ab bis zur ersten Stufe. Nur Mut, es ist zu dunkel, um in die Tiefe zu blicken. Wackelprobe und rauf auf das Surfboard.




Surfen ist ja auch wie meditieren, und meditieren ist ja auch besser als rumsitzen und nichts tun. Man konzentriert sich auf sein Gleichgewicht, ignoriert den Hunger, zieht das Bäuchlein ein, während die Photos gemacht werden und gibt sich sanft den Wellen hin, die diesmal nicht kamen.

Da, eine kleine Welle bringt das Bild zum Wackeln.






Herr Frodo, wir kennen ihn alle, er hatte so große Füße, das er gar kein Surfbrett brauchte, liebte das gemächlich dahinplätschernde Leben im Auenland. Ein überschaubares und vorhersehbares Leben. Bis der Hobbit eines Tages unvermittelt vor der für ihn kaum zu bewältigenden Herausforderung stand, den Einen Ring nach Mordor zu bringen und den Feuern des Schicksalsberges zu übergeben.




Es ist erstaunlich, wie akkurat Graf Goetzen 1894 bereits den Vulkan vermessen hat.
Goetzen 1894 S.210: Die Tiefe bis hinab zu der Decke des ehemaligen Lavasees suchten wir annähernd aus dem Schall hinabgeworfener Gesteinsstücke zu ermitteln und fanden die Zahlen 200 — 300 Meter. [ist heute 180m-300m]. Zu einer Taxirung des Kraterdurchmessers fehlte uns vorläufig jeglicher Vergleichspunkt, und so beschlossen wir denn, einen Rundgang zu versuchen.
Vorher jedoch wurden wiederum die erforderlichen Instrumentenbeobachtungen gemacht und eine beiläufige Seehöhe von 3475 m [ist 3.470m] festgestellt.
Nachdem dann noch einige photographische Aufnahmen bewerkstelligt worden waren, brachen wir Beide auf;


Den kleinen Vulkan auf der rechten Seite gibt es erst seit April 2014, spuckt aber schon Lava wie ein ganz großer.




Man könnte darauf einen Apel zur Ehre der Göttin Bratislava grillen. Wo bekomme ich jetzt aber ein Spanferkel als Halterung für den Apfel her?







Die dünne Abkühlungshaut, metallisch glänzend und zitternd, umhüllt die zinnober- und purpurrote Masse – zu sehen in ihren Rissen- und gab den Wellen nach, die über die Fläche des Sees liefen. Wie ein eisengraues und scharlachfarbenes Watt.






Ein Ring sie zu Knechten, sie alle zu finden, Ins Dunkle zu treiben und ewig zu binden.
Der Ring tritt beim Sinnieren deutlich hervor.



Allein hätte Herr Frodo, der Leiter der Expedition, den Einen Ring nie und nimmer zum Schicksalsberg bringen können. Zu unwägbar waren Wege und Herausforderungen. Im Zweifelsfall sollte man immer seiner Nase folgen«, rät Frodos Gefährte Gandalf und meint damit das Vertrauen darauf, die richtige Entscheidung zur rechten Zeit zu treffen.
Gegen äußere und innere Widerstände haben ihm die Gefährten beigestanden, weil sie von der Sinnhaftigkeit ihres Tuns zutiefst überzeugt waren.

Bleibt die Frage: Hat Herr Frodo den Einen Ring nun dem Feuer übergeben, oder nicht – erinnern Sie sich?

Ein letzter Blick auf den Lavasee, sieht er nicht aus wie ein Mettbrötchen?









Ich ging erwartungsfroh herunter zum Frühstück, wo wir uns für den Abstieg stärken wollen.
Es ist schön, wenn der Kaffee morgens schon vor einem aufsteht.
Morgenstund hat Fleisch im Mund! Der frühe Vogel fängt die Wurst!
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04 Feb 2021 17:16 #606131
  • Carsten Möhle
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  • Carsten Möhle am 17 Jan 2021 18:02
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Was hat sich unser Koch für das Frühstück Tolles ausgedacht? Wird er Metta, die Halbmettmargarine auffahren? Ein Proteinomelette vielleicht? Liebe Veganer, wenn man ein Hühnerei aus Freilandhaltung statt aus dem Hühnerlockdown isst, isst man ja kein Hühnchen. Einige werden es vielleicht kennen, aber wenn man Sperma schluckt, verschlingt man auch keine ganzen Menschen.
Ich würde ja auch Tiere aus Massentierhaltung essen. Für mich sollen keine glücklichen Tiere sterben.
Make Wurst not war, Wurst für die Welt.

Aber es gab dann wieder nur reichlich Toastbrote, Tomaten, Bohnen in schwerer Sauce und dazu guten Kaffee.

Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, bei den Aufnahmen zu dieser Tour sind keine Tiere zu Schaden gekommen.



Die Sachen werden zusammengepackt und dann kann es ja schon fast losgehen mit dem Abstieg. Unten gibt es bestimmt ein kleines Restaurant am Rande des Universums. Ich spüre schon einen Hahn-Drang.



Der Schatten des Surfbrettes fällt auf das Klo.

„Ich bin kurz noch für kleine Affen!“ Heiko: „Wie bitte?“ „Makaken“.

Wenn man auf einem normalen Klo sitzt, schließt man seinen Hintern an ein gigantisches Netzwerk miteinander verbundener Ärsche an. Ich weiß, das ist für viele jetzt eine ganz neue Sichtweise. Aber hier scheint der Ursprung selbst des Fecal Distancing zu sein.
Dazu ein wenig Klo - Poesie

sich ausdrücken
dem gestaltlosen gestalt geben
formen prägen
zeichen setzen
erkennen, was in mir steckt
zu dem stehen, was ich gemacht habe
hinter sich lassen
abschied nehmen
aufrichten
nicht mehr nach hinten sehen
aufbrechen
türen öffnen
fenster aufreißen
frischen wind spüren
aufatmen


Mensch, was hätten wir aus diesem Klo, und vor allem das an der Rangerstation am Vulkan unten hätten alles machen können, wenn Annick mit dabei gewesen wäre. Annick, wenn Du das liest, isst Du Fleisch?

Der Abstieg geht wieder durch alle Klimazonen Zentralafrikas, von der Hochgebirgswüste am Gipfel bis in den tropischen Regenwald am Hang.










Man geht runter wie ein speckiges Kind auf der Wippe. Denkste. Einen vorsichtigen Schritt vor den Anderen, damit man im Morgennebel nicht feuchtfüssig ausgleitet und Tatütata, Krankenträger, Congo Krankenhaus.







Wir machen beim Abstieg noch einen kleinen Abstecher zum Vulkanausbruchsloch von 2002. Unscheinbar, verwachsen.

Man sinniert, welche Karrieren außerhalb des Tourismus mit meinen Fähigkeiten angestrebt werden könnten. Ich könnte zum Beispiel den Fleischgeruch in die Verpackung von Veggie-Freakadellen rülpsen, falls der Tourismus nicht schnell genug anläuft. So eine Vulkankraterbesteigung trainiert sicher auch für Pakete austragen, einen Beruf mit Zukunft, bei dem sich einem auch alle Türen öffnen.

Eine Ameisenstraße kreuzt unseren Weg.



Aber letztlich ging die Zeit des Runterkommens schneller vorbei als der Bwana am Salatbuffet.



Abschiedsphoto mit Koch und Ranger



Dann Marscherleichterung und verpacken des Surfbretts und Fahrt zurück nach Goma.











Genzübergang nach Gisenyi in Ruanda.
Und wieder einmal das Afrika-Abitur, den Congo-Stempel geschafft.



Das nächste Surfziel mit den Gefährten war am Lake Kivu auf der Ruanda Seite und dann auf den Nilquellen in Burundi auf der Suche nach dem verschollenen Boot "Bodelschwingh" bis an den Lake Tanganjika bei Kigoma.

Aber das ist sicher eine andere Geschichte am virtuellen Lagerfeuer.





Und die Spendenseite der Congo-Grundschule ist auch immer noch geöffnet:
www.betterplace.me/k...hinya-primary-school

Und wer diese und ander Geschichten in meinem Blog nachlesen möchte, hat hier dazu Gelegenheit.
Letzte Änderung: 04 Feb 2021 17:21 von Carsten Möhle.
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