leser schrieb:
Danke Emanuel für den Hinweis, du hast natürlich recht. Nach dem Ende der Diktatur in Portugal im April 1974 und der resultierenden Unabhängigkeit der „afrikanischen Provinzen“ gab es einen Zuzug von Portugiesen aus Mozambique und auch aus Angola, dort zuerst nach „Südwest“ und später wohl weiter nach SA. Ich glaube allerdings, dass die meisten Portugiesen zurück nach Portugal gingen, auch auf Umweg über SA. In der Verwaltung waren viele zwangsversetzte portugiesische Beamte, die überhaupt nicht in Afrika sein wollten…diese wollten nur nach Hause.
Nach meiner persönlichen Wahrnehmung war das Sozialprestige der Portugiesen im weißen Südafrika nicht gut. Diese waren die green grocers, cafe-Betreiber und door to door Gemüseverkäufer in den ärmeren Vierteln. In der damaligen Werteskala waren sie etwa zwischen Indern/Coulords und Weißen angesiedelt.
Als ich nach der „portugiesischen Wende“ noch 2x nach Mozambique auf Urlaub gefahren bin, haben mich die Meisten für verrückt erklärt….und ein bisschen stimmte das wohl auch, na ja, zumindest voll jugendlichen Leichtsinns.
Grüße vom leser
Was Du verniedlichend als "Zuzug" aus Angola bezeichnest, waren zehntausende Flüchtlinge, für die es Auffanglager in Tsumeb und Grootfontein gab, für deren Aufbau und Unterhalt wir mobilisiert wurden. In Tsumeb wurde das Gelände freigeschoben, worauf sich der heutige Campingplatz teilweise befindet. Alles in Militärzelten. Das waren Kriegsbedingungen, sie sind geflüchtet bei der Invasion der Kubaner. Da hat niemand der tollen Europäer geholfen, am allerwenigsten die Bundesrepublik. Das ging alles zu Lasten der Südafrikaner und der südafrikanischen Armee. In meinem Haus in Tsumeb nahmen wir wochenlang eine junge portugiesische Familie mit Kleinstkind auf, und besorgten weiteren Familien Arbeit und Unterkünfte. Das war eine andere Kategorie Mensch, als das was hier mit Smartphone aus Arabien nach Europa einströmt. Die meisten wollten und sollten nach Portugal und sind über Walvis Bay repatriiert worden. Viele bekamen aber auch Arbeit und blieben zurück und sind noch heute dort, andere kehrten in den vergangenen Jahren zurück nach Angola. Das mal zu den Tatsachen.
In den Grenzgebieten zwischen Mosambik und Südafrika sah es auch nicht anders aus.
Was Du als Sozialprestige beschreibst, das hatte etwas damit zu tun, daß die Masse keine Berufsausbildung hatte und sich somit auf Portuguese Supermarkets (Kiosks), Fish & Chips-Läden, Restaurants und als Gemüsehändler etabliert haben. Viele der Flüchtlinge aus Angola hatten jedoch handwerkliche Berufe erlernt und so haben auch viele Arbeit bekommen. Die südafrikanischen Behörden haben sich verbogen , und wer Arbeit oder Unterkunft gefunden hatte, bekam auch gleich eine Aufenthaltsgenehmigung. Im Flüchtlingslager.
Aber so wenig wie sich die Türken in Deutschland auch nach 40 Jahren integriert haben, das war bei den Portugiesen nie der Fall. Sie blieben häufig untereinander, was normal ist schon aus sprachlichen Gründen, und es gab aber einen normalen Umgang miteinander. Bis heute. Es gab und gibt auch viele Ehen primär zwischen den Portugieren und Buren. In Südafrika ist es auch nicht anders.