Sehr geehrter Herr Meinzingen,
an einigen Tankstellen in Namibia wird versucht zu betteln. Hier insbesondere in Khorixas, Kamanjab und Rundu Shell Tankstelle.
Gelegentlich im Caprivizipfel zwischen Omega 3 und Kwando.
Ein ein- bis zweifaches freundliches "No, we are not giving directly" beendet oftmals die - für BEIDE Seiten unangenehme - Situation und man wird nicht weiter verfolgt
Trotz des riesigen Armutgefälles - ca. Hartz XVI - also keine namibische Begleiterscheinung. Aggressive Bettelei, selbst von Betrunkenen, kommt kaum vor. An den Veterinärcheckpoints im Norden wird gelegentlich nach einem Cooldrink gefragt.
Aufdringliche Verkäufer - trotzdem nicht mit Kenianischen oder Mallorcinischen Strandschmuckverkäufern, Istanbuler Teppich- oder Marokkanischen Marktplätzen vergleichbar - gibt es in Uis an der Tankstelle, Otjiwarongo an den Tankstellen und in Outjo vor der Bäckerei.
Hier hilft auch kein bestimmtes Auftreten, sondern einfach nur routiniertes Verzweifeln mit freundlichem aber unverbindlichem Gespräch. Man wird nicht beklaut, aber diese Menschen haben keinerlei andere Art, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Echte 1 EURO jobs. Auch bei einem Kauf, um die Verkäufer loszuwerden, wird ja keiner betrogen.
Unser Bwanapolis ist voll von günstig abgekauften Mineralien, Schnitzereikitsch, Straußenfederstaubpuschel und "original" Elefantensackhaaren.
Man sollte grundsätzlich nichts ohne Gegenleistung weggeben. Ob die Gegenleistung angemessen oder symbolisch sein muss, ist sicher situationsabhängig.
Sinnvolle Geschenke:
Der Köder muss dem Fisch schmecken, den man fangen möchte;
also Tabak, Millipap, Zucker. Das verträgt die Einheimische Darmflora, man weiß, wie es zubereitet wird und es wird angemessen bewertet.
Einem mit 38 an einer Aidsfolgeerscheinung sterbenden Durchschnittsnamibianer das Recht auf Lungenkrebs mit 65 verwehren zu wollen, halte ich für eine typisch deutsche Erziehungsleistung. So gefährlich kann Rauchen ja auch nicht sein, schließlich - hörte ich -machen es in Deutschland sogar Frauen.
Hilfreiche kleine Geschenke:
z.B.: Kugelschreiber, Schreib- oder Notizblocks, Baseball - Kappen, Verbandsmaterial, normale Augentropfen, kleine Deutschlandkarte mit Wohnort, ( oder natürlich ein Schweizer Globus ), Waschpulver, Wäscheklammern, billigste Sonnenbrillen, englischsprachige Bücher, Polaroid Photos, Wasserhaltegefäße, aufblasbare Matratzen, kleine Taschenmesser, Taschenlampen
Geld: Vom nehmen ist noch keiner arm geworden. Auch Geld ist ein sinnvolles kleines Geschenk in einer Gegend, in der es keine formalen Möglichkeiten gibt, Bargeld zu erwerben.
Klingt jetzt komisch, aber Geld am Besten direkt den Frauen geben. Das bietet am ehesten Gewähr dafür, dass etwas sinnvolles für die Familie davon gekauft wird.
Sinnvolle Gegenleistungen:
z.B.: Müll wegräumen lassen, Geschirr spülen lassen, Auto waschen lassen, Getränke holen schicken, Feuerholz sammeln lassen und abkaufen, Wäsche zum waschen geben, kleine Redewendungen und Grußformeln in die Stammessprache übersetzten lassen, sich den Weg zeigen lassen ( auch wenn man ihn kennt ), sich mit einem Fahrrad irgendwohin fahren zu lassen,
Vorher eindeutig klar machen, was es für die Gegenleistung gibt. Dann klappts auch mit unseren Namibischen Nachbarn.
Mit sonnigen Grüßen von der Küste
Carsten Möhle