THEMA: Was gehört in eine Notfallapotheke ...
20 Aug 2007 14:50 #46152
  • Andreas Cierpka
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  • Andreas Cierpka am 20 Aug 2007 14:50
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Und bei Schlangenbissen auch nicht die \"Wild West Methoden\" anwenden, wie aussagen oder ausbrennen. B)
Ein Gast bin ich im fremden Land geworden.
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20 Aug 2007 15:00 #46156
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  • skywalker2003 am 20 Aug 2007 15:00
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Hallo,

ich fand die Bücher \"Wo es keinen Arzt gibt\" und \"Erste Hilfe unterwegs\" vom Reise Know-How Verlag für unterwegs ganz hilfreich.
Da werden auch Notfallapotheken und Behandlungen bei Schlangenbissen vorgeschlagen.
Die beiden Bücher sind halt auch von Leuten geschrieben, die sich damit auskennen, ansonsten kommt ja schnell Halbwissen auf den Tisch.

Beste Grüße

Remo
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21 Aug 2007 02:32 #46190
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  • Bhekisisa am 21 Aug 2007 02:32
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Hallo Oribi!

Nun fragst du ja ganz gezielt nach Notfallapotheke bzw. -verhalten bei Schlangenbissen oder Skorpionstichen. Dazu kann ich erst mal eines sagen: ich bin schon sooo oft in afrikanischen Gefilden unterwegs gewesen und solche Begegnungen sind, entgegen der allgemeinen Vorstellung, wirklich selten. Kinder sind da im Allgemeinverhalten natürlich ziemlich unkalkulierbar und je jünger sie sind, desto unübersichtlicher wird das. Das mit dem Steineumdrehen, in dunkle Löcher fingern und Unbekanntes betouchen wird man ihnen nie letztendlich austreiben können, ohne dass sie dann letztendlich nicht mehr mit nach Afrika wollen. Ich kann deine Sorgen verstehen.

Das Problem ist meist nur, dass das Opfer, in diesem Falle das Kind, meist nicht wirklich eine Aussage über den Täter treffen kann. Und der Täter ist immens wichtig, was die Gegenmaßnahmen anbelangt. War es ein Skorpion, so sollte die Sachlage relativ entspannt sein, denn im südlichen Afrika sind eigentlich keine lebensgefährlichen Skorpione unterwegs. Da gibt es den Dickschwanzskorpion, der ist vorwiegend im südlichen Teil Afrikas heimisch, bei dem wiederum sind aus der Statisik bei Kindern vereinzelte Todesfälle bekannt geworden, ganz vereinzelte, singuläre.

Ich denke aber, dass all diese Informationen relativ nutzlos sind, wenn ein Notfall eintritt. Denn das ist Stress, das ist Ausnahmesituation und kaum jemand wird in der Lage sein, gerade auch, wenn Täterinfos fehlen, in alle Richtungen makellos erstversorgend zu reagieren. Deshalb: immer zum Arzt, so schnell wie möglich.

Der Weg zum Arzt kann weit oder fern sein, aber es gibt ein paar Grundregeln, gerade bei Schlangenbissen:
- die Bissstelle wird wahrscheinlich (stark) anschwellen, also alles, was beengen könnte, vorsorglich bitte entfernen. Schuhe, Klamotten, Ringe, Uhren, sonstigen Schmuck.

- Die Biss- oder Stichstelle bitte nicht ausdrücken oder sonstige Quetschereien veranstalten; das manövriert das Gift meist nur weiter ins Gewebe. Die Stelle von der Wunde weg reinigen, damit nicht mehr in die Wunde eindringen kann und überschüssiges Gift, sollte es denn da sein, von der Wunde weggetragen wird.

- Die Bissstelle nicht aufschneiden und/oder mit dem Mund aussaugen. Aufschneiden ist ganz blöd bei hämotoxischen Giften, denn bei solchen Bissen wird der Blutgerinnungsfaktor herabgesetzt und der Schnitt öffnet die Pforten erst recht. Bei allen Giften ist es ungünstig, mit einem saugenden Mund ein Leben retten zu wollen, denn kein menschlich-rettender Sauger kann sicher sein, eine völlig intakte Mundschleimhaut zu haben. Durch jeden Riss, durch jede Zahnfleischschwäche können dann die Gifte in den Körper des vermeintlichen Retters ungehindert eindringen und selbigen mitvergiften.

- Das betroffende Glied, die Bissstelle, wenn irgend möglich, unter Herzniveau des Betroffenen lagern.

- Die Atemwege vorsorglich freihalten: kucken, ob da Kaugummi, Spange oder sonst was beim Atmen im Wege sein könnten. Immer den Kopf des Betroffenen nach hinten überstrecken, damit nicht auch noch die eigene Zunge im Weg ist. Panik, Übelkeit, Erbrechen, Angst macht die Atemwege zu!

- Trotzdem nur im äußersten Notfall dem Opfer, das nach Getränken dürstet, nachgeben. Ein bisschen Wasser vielleicht, aber nur ganz sparsam

- Die betroffene Extremität sollte durch Schienung ruhiggestellt werden

- Alles in allem ganz, ganz wichtig: positive Stimmung und Hoffnung verbreiten, Ruhe und Ist-alles-nicht-so-schlimm rüberbringen. Dazu trägt auch, eher rein psychologisch gesehen, eine Gift-Vakuum-Pumpe bei. Derartige Vakuum-Sauger schaden meist nicht, aber tun auch nicht wirklich Positives, weil sie einfach zu schwach-langsam-menschlich sind und weil sie, um wirklich wirksam zu sein, rein theoretisch der Schlange das Gift vor dem Biss absaugen müssten ;-).

- Zur positiven Stimmungs- und Hoffnungsverbreitung gehört sicher auch, Statistiken zu rezitieren, die da gar nicht so schlimm sind und einfach als Vertrauensperson dem Opfer zur Seite zu stehen, damit sich dieses so wenig wie möglich in seiner Panik bewegt. Jedes Gewedel, jedes Gezappel des Opfers bedeutet eine schnellere Verteilung des Gifts! Sei ein Fels in der Brandung und beruhige das Opfer, obwohl du selbst fast durchdrehst!

- Die Bissstelle mit Eis oder ähnlichem zu Kühlen, kann auch alles andere als schaden, denn bei Kälte wird zumindest lokal alles langsamer: das Blut, der Kreislauf und damit auch das injizierte Gift. Allerdings muss man mit der Eiskühlung vorsichtig sein, denn das geschädigte Gewebe ist äußerst empfindlich und nicht mit dem eines Normal-Gesunden zu vergleichen.

Das ist nun wirklich alles, was man machen kann, wenn man nicht explizit weiß, welche Schlange zugebissen hat. Wenn man das weiß und zudem auch noch unterscheiden kann, dann, so denke ich, fragt man auch nicht, wann man was machen soll. Cyto-, hämo-, neurotoxisch, mehr oder weniger tödlich, man oder jemand wird halt gebissen. Doch in der Super-Gau-Vorstellung des Nicht-Herpetologen ist das Situation Dr. Ratlos.

Das sind ja auch noch mehr Ratschläge: Wenn eine Schlange beißt, die ein NICHT-cytotoxisches Gift injiziert (die muss man dann auch erst mal erkennen), sollte ein Druckverband an der betroffenen Extremität des Opfers angebracht werden, von unten nach oben, die ganze Extremität einwickelnd. Niemals sollten lokale Abbindungen oberhalb der Bissstelle vorgenommen werden, außer es wäre denn eine Kapkobra oder eine Schwarze Mamba der Zubeißer gewesen. Wer kann das schon wissen? Selbst gebissen oder gar die Kinder, die da versuchen, jeden Stein umzudrehen. Keine Panik, Oribi, Stich ist Stich, Mücken, Fliegen, sonstwas. Bisse gibt es wirklich selten; doch wenn es sie gibt, dann sind es, fliegenderweise, Tseteses oder andere Stachel-Beissviecher. Doch wenn du mit Kindern eine derartige Tour machst, solltest du die Kurzen soweit vorab in den Wir-sind-nicht-daheim-Griff kriegen, dass du gar nicht in die Verlegenheit kommst, über Kinderfinger unter Steinen unbekannter Art nachzudenken.

Grüße von Barbara
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21 Aug 2007 07:54 #46195
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  • squirrel am 21 Aug 2007 07:54
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Das Injizieren eines Antiserums ist nun nicht gerade dasselbe wie das Einwerfen eines Aspirins . Da diese Lösungen stark allergen wirken können , dürfen sie nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden . Bei Eintreten eines allergischen Schocks hast Du gar nichts gewonnen .
Hauptgefahr für Deine Kids sind in Nam die Puffotter und die Skorpione , in beiden Fällen bin ich mir sicher , dass Du innert nützlicher Frist ärztliche Hilfe findest !
Vieles hat Barbara bereits erwähnt , weitere fundierte Infos gibt's hier :
www.goruma.de/tiere/giftschlangen.html
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21 Aug 2007 09:22 #46203
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  • oribi am 21 Aug 2007 09:22
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Danke Euch allen und insb. Barbara für die ausführlichen Auskünfte.
Ich habe hier auch noch mal ein wenig zu dem Thema gefunden:

http://www.goruma.de/tiere/puffotter_gewoehnliche.html#gegenserum

http://www.goruma.de/tiere/kapkobra.html

http://www.toxinfo.org/aliud/aliud.php?class=142

http://reisemedizin.wetteronline.de/Tropen/gifttiere_land.html

http://www.goruma.de/tiere/giftschlangen.html

Ich denke, die größte Gefahr - wenn man davon sprechen darf - dürfte von Skorpionen, Puffottern und Kapkobras ausgehen.
Mir ist aber schon bewusst, dass man es schon drauf anlegen müsste um sie zu sehen.

Aber gerade im letzten Urlaub (Richtersveld) krabbelte plötzlich in der Dämmerung ein kleiner Skorpion in 30 cm Abstand an meinem Fuß vorbei. Und da ich in Afrika fast ständig barfuß laufe (wie auch in diesem Moment), war ich schon ganz schön erschrocken.
Genau diese Erfahrung hat mich zu dieser Frage gebracht.

So häufig werden wir uns nicht weit weg vom Auto entfernen (insb. die Kinder nicht), aber wer weiß was unsere Kiddies in einem unbeobachteten Moment so anstellen ...
Und es kann lange dauern aus der Zentralkalahari in die nächste Stadt zu kommen oder auch von Mabuasehube bis zum nächsten Arzt.


Danke und liebe Grüße
oribi

www.oribi.de


Post geändert von: oribi.de, am: 21/08/2007 09:23<br><br>Post geändert von: oribi.de, am: 21/08/2007 09:23
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21 Aug 2007 09:39 #46206
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  • derfreed am 21 Aug 2007 09:39
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hätte da eine Buchempfehlung für Dich: Keine Angst vor Afrika
http://www.amazon.de/Afrika-giftigsten-Schlangen-Spinnen-Skorpione/dp/3788808179/ref=pd_bbs_sr_1/303-0683712-9132248?ie=UTF8&s=books&qid=1187681637&sr=8-1

Da wird das giftigste vom Giftigen beschrieben und auch die erste Hilfe Maßnahmen, die sich ja von der Art der Schlange bzw. von der Art des Giftes weit unterscheiden. Das was beim einem richtig ist, kann beim anderen verheerende Wirkung haben.

Ich fand das Buch sehr interessant, zum Glück musste ich es nie nutzen.
Obwohl ich auf meiner 4-wöchigen Tour insgesamt 7-8 Schlangen gesehen habe von denen mindestens 3 giftig waren (u.a. auch eine schwarze Mamba).

War aber immer alles \"safe\"!!!!

Gruß,
Carsten

Edit: hier ist noch ein Link, evtl. besser da eine Beschreibung dabei ist
http://www.namibiana.de/index.cfm?action=ViewDetails&itemid=1788<br><br>Post geändert von: derfreed, am: 21/08/2007 09:42
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