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THEMA: Wie man das Kaokoveld NICHT bereisen sollte!
23 Jun 2017 17:45 #479007
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  • Olli am 23 Jun 2017 17:45
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Liebe Freunde der Wildnis Namibias,

während meiner letzten Reise mit einem russischen Fotografen durch Kaokoveld und Damaraland befuhren wir auch die seltene Strecke durch den Hoarusib Richtung Purros, jedoch von Norden kommend. Bei Position S18 34 12.2 E12 50 33.8 wollten wir zum Khumib abbiegen um auf der Hochebene zu übernachten. Man hat dann dort herrliche Aussichten zum besten Morgen- und Abendlicht.

Ich hatte an der besagten Position die alte Rampe aus dem Hoarusib heraus soeben geschafft, als wir durch die offenen Scheiben ein „Help!“ erhörten. Im ersten Augenblick dachte ich an Himbas, die genau an dieser Stelle ab und zu übernachten. Mein Blick nach links erfasste jedoch eine junge Motorradfahrerin, die unter einem Mopanebusch Schutz gesucht hatte. Abgekämpft und völlig erschöpft bat sie um Wasser und …Auskunft! Wie weit wäre es noch bis Orupembe, sie benötige einen Shop. Wie wäre denn die Straße dorthin? Könne sie es morgen bis Opuwo schaffen? Von Purros bis hierher hätte sie sage und schreibe fünf Stunden gebraucht! Nur mit der „Schubhilfe“ zweier „local people“, die zufällig des Weges kamen, hätte sie es durch den weichen Sand geschafft! Ein Fahrzeug mit Dachzelten wäre zuvor ohne anzuhalten an ihr vorbeigefahren. Sie würde hier übernachten müssen!

Mein Gast und ich waren zunächst sprachlos! Hier stand eine junge Frau vor uns, Mitte / Ende zwanzig, mit einem großen, schweren Motorrad, steinhart gepumpten Reifen, ohne technisches Wissen, ohne Werkzeug, ohne Luftpumpe (!!!), ohne Mitfahrer, ohne Verpflegung, mit nur noch 2 – 3 Litern Trinkwasser, …und das inmitten der unwirtlichsten Gegend Namibias.

Spontan bauten wir unser Lager bei ihr auf, begannen zu kochen und luden sie zum „Dinner“ ein! Bis es so weit war, versuchte ich sie darüber aufzuklären, in welcher gefährlichen Situation sie sich befände.

Ich fand heraus, daß sie sich das Motorrad, eine 750er (?) KTM, in Kenia gekauft hatte und nun mit einer Fahrt nach Kapstadt ihren Traum erfüllen würde. Hier in Namibia wäre ihr zu einem Abstecher in das Kaokoveld geraten worden…

Am nächsten Morgen war sie sichtlich erholt, entsprechend aufgeklärt, instruiert und mit einer Notrufnummer versehen. Ihre Reifen hatte ich meinem Gefühl entsprechend, …schließlich bin ich kein Motorradfahrer, etwas im Luftdruck reduziert. Sie führte damit eine kurze Probefahrt durch, dann verabschiedeten wir uns. Wir fuhren Richtung Purros weiter, sie strebte ihrem Ziel Kapstadt zu, über Orupembe, Opuwo, Epupa, Ruacana, Uis und Windhuk.

Mein Gast und ich hatten noch für ein paar Tage lang ein interessantes Gesprächsthema! Die Notrufnummer wurde von ihr nicht in Anspruch genommen.



Das Bild zeigt sie am nächsten Morgen vor Ihrer Weiterfahrt. Ihr Gesicht und das Nummernschild ihres Motorrades habe ich unkenntlich retuschiert.

Erleichterte Grüße aus Windhuk, Olli
Wer aus der Wüste zurückkommt, ist reicher, aber auch einsamer. Denn die Zahl derer, die einen verstehen können, ist kleiner geworden. Zitat nach B. Baumann
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23 Jun 2017 18:35 #479011
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  • Berg-Eule am 23 Jun 2017 18:35
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Hallo Olli,

dazu möchte ich deinen Signaturspruch etwas abgewandelt zitieren:

"Wer aus der Wüste zurückkommt, ist reicher, aber man muss zurückkommen."

Hier im Forum wurden in manchen Threads die Mahner und Warner gescholten oder gar lächerlich gemacht, wenn sie Personen, die auf unkonventionelle Art Namibia bereisen wollten, davon abrieten. Natürlich kann man zu Fuß die Wüste durchqueren, per Anhalter reisen, mit dem Fahrrad oder Motorrad, wir haben hier genügend Berichte, die dies beweisen, wobei die meisten, die so etwas machen, sehr gut vorbereitet sind.

Aber ohne Wissen, ohne Ausrüstung (Karte, Navi, SAT-Phone, Notrufnummern, Werkzeug, ...) , ohne genügend Wasser etc. ist es bodenloser Leichtsinn, der tödlich enden kann. Die junge Frau hat großes Glück gehabt, man kann nur hoffen, dass sie heil ihr Ziel erreicht hat.
Liebe Grüße von Gabriele


Jeder Augenblick ist von unendlichem Wert. (Seneca)
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23 Jun 2017 18:42 #479013
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  • wombat am 23 Jun 2017 18:42
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Hallo,
Sieht bissl nach ner lc4 aus. Eigentlich,vom handling, nicht die allerschlechteste wahl für das gelände. tank und beladekapazität in der standardversion halt eingeschränkt. Wenn sie genug bizeps hat kriegt sie die sogar selbst hoch wenn sie liegt.

Ich vermute sie hatte etwas euphorie wegen der tollen reise, die sie mutig unternimmt.

Gut, dass sie dich getroffen hat. Sie wird über ihre fähigkeiten, equipment, etc. sicher nachdenken.

Vielen dank und grüsse
2x Australien, brunei, vietnam, 3x Indonesien, namibia, südafrika, mosambik, swaziland, chile, argentinien, mexiko, 2x kanada, Kalifornien, Florida, Singapur, nevada, ruanda, nepal, kambodscha, vietnam und brasilien sowie einmal durch südeuropa mit dem camper in der elternzeit
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23 Jun 2017 19:27 #479021
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  • BikeAfrica am 23 Jun 2017 19:27
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Olli schrieb:
L
Mein Gast und ich waren zunächst sprachlos! Hier stand eine junge Frau vor uns, Mitte / Ende zwanzig, mit einem großen, schweren Motorrad, steinhart gepumpten Reifen, ohne technisches Wissen, ohne Werkzeug, ohne Luftpumpe (!!!), ohne Mitfahrer, ohne Verpflegung, mit nur noch 2 – 3 Litern Trinkwasser, …und das inmitten der unwirtlichsten Gegend Namibias.

... das passt irgendwie alles zu dem chaotisch beladenen Motorrad.

Gruß
Wolfgang
Mit dem Fahrrad unterwegs in Namibia, Zambia, Zimbabwe, Malawi, Tanzania, Kenya, Uganda, Kamerun, Ghana, Guinea-Bissau, Senegal, Gambia, Sierra Leone, Rwanda, Südafrika, Eswatini (Swaziland), Jordanien, Thailand, Surinam, Französisch-Guyana, Alaska, Canada, Neuseeland, Europa ...
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23 Jun 2017 19:54 #479025
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  • wombat am 23 Jun 2017 18:42
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...und doch beneide ich auch sie um ihre Reise.
Ich wäre gerne mitgefahren.
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23 Jun 2017 20:06 #479027
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  • BikeAfrica am 23 Jun 2017 19:27
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wombat schrieb:
...und doch beneide ich auch sie um ihre Reise.

... wenn sie es überlebt hat, kann sie zumindest etwas Außergewöhnliches erzählen.
Allerdings sind es halt gerade solch chaotisch organisierte Leute, die dann dafür sorgen, dass irgendwelche Such- und Bergungstrupps ihr Leben riskieren - in Namibia oder auch beim Bergsteigen, abseits von Skipisten usw.
Wegen solcher Leute ist z.B. auch das Befahren des Kuiseb-Canyons nicht mehr erlaubt, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.

Ich wäre gerne mitgefahren.

... dann wäre es wohl auch nicht so chaotisch geworden.
Wenn ich schon das ganze mit diesen Gummiexpandern irgendwo festgefummelte Gepäck sehe - vielleicht hatte sie ja anfangs Werkzeug, Luftpumpe usw., aber unterwegs nach und nach verloren ... ;-)

Gruß
Wolfgang
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Letzte Änderung: 23 Jun 2017 20:07 von BikeAfrica.
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