THEMA: Wüstenelefanten
28 Mär 2024 18:10 #684591
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  • tacitus am 28 Mär 2024 18:10
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Andre008 schrieb:
... Stimmt, es werden mehr und mehr Besucher. "Früher" musste man.....
Ja früher ;) und guten Abend Andre008,
seit 13 Jahren des Lesens hier verblüfft mich das parodoxe Verhalten mancher Afrikaverrückten, dass nämlich einerseits und GsD „unberührte“ Natur, Alleinsein und Ruhe (noch) gesucht und geschätzt werden, dieses Erlebnis und Tipps dazu aber andererseits öffentlich geteilt werden. Was natürlich in Zeiten des www total kontraproduktiv ist und der sichere Untergang schöner Gegenden (das war die Kurzfassung ;) )

Ist also ein klassischer Fall von „You can't have your cake and eat it“.

Weil allerdings der Drang zur (Mit)Teilung von schönen Erlebnissen ein menschliches Bedürfnis ist, weil immer neuer (Nach-)Erlebniswert generiert wird, wird das wohl so weiter gehen (müssen). Vielleicht wäre es eine Lösung zur Verlangsamung dieser Entwicklung, den Erfahrungsaustausch über die „last frontiers“ ins darknet (oder wie immer das heißt) zu verlegen. B)
Letzte Änderung: 28 Mär 2024 18:37 von tacitus.
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28 Mär 2024 19:19 #684593
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  • Andre008 am 28 Mär 2024 19:19
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Hi tacitus,

ja, früher war alles besser ... ;) Nee, aber ich denke, dass der Austausch hier im Forum die Touristenzahlen nicht all zu signifikant vergrößert.

Das ist m.E. eher der starke Ausbau der touristischen Infrastruktur in Namibia sowie das Marketing der größeren Reiseveranstalter. Als es, wie geschrieben, noch keine Lodges im Hoanib gab, waren dort einfach deutlich weniger Touristen, weil die ja nicht wussten wo sie pennen sollen...

Oder als wir z.B. im Jahr 2001 das erste mal in Sesriem waren, gab es da den Campingplatz von NWR und die Lodge direkt vor'm Gate sowie möglicherweise noch die Kulula Lodge drinnen im Park falls die schon am Start waren + wenige private ausserhalb, und das war es. Nun ist alles im Großraum Sesriem mit Lodges & CO zugepflastert. Wir sind im Februar auf dem Weg nach NamibRand bei Sesriem vorbeigefahren und waren entsetzt wie viele Kleinbusse, Chicken Boxen und gar große Reisebusse wir dort gesehen haben. Keine Selbstfahrer, alles Pauschalreisende... Und das war in der Nebensaison...

Darüber hinaus wird es vielen Selbstfahrern, welche die "Rund-um-Sorglos Angebote" wie z.B. von Gondwana, buchen auch deutlich einfacher gemacht eine Selbstfahrer Tour durchzuführen, da man ja alles vorgeplant auf "dem Tablett serviert" bekommt und sich um nix mehr selber kümmern muss...

Btw., bin mal gespannt wie lange es noch dauert bis Gondwana ganz Namibia übernommen hat, auf einem gutem Weg sind sie ja... Joke...

Das Ganze hat, wie gesagt, nichts mit dem Austausch hier im Forum oder in den südafrikanischen Foren zu tun, sondern eher mit dem zunehmenden Angebot an Unterkünften und dem daraus resultierenden Massentourismus, der m.E. von dem Pull Effekt der größeren Reiseunternehmen ausgeht...

BG
André
Letzte Änderung: 28 Mär 2024 19:26 von Andre008.
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28 Mär 2024 20:26 #684595
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Die Meldung war von EHRA. Die beackern primär das Gebiet um den Ugab. Am Hoanib sind die normal nicht aktiv. Das Problem ist aber dasselbe.

Ein Stück weit verschärft wird das Problem möglicherweise noch dadurch, dass durch Dürre und teils ausufernde Jagd die Tierbestände reduziert wurden. Insbesondere von den ikonischen Arten wie (Wüsten-)Löwen und (Wüsten-)Elefanten gibt es weniger. Das trägt dann dazu bei, dass es bei Sichtungen teils Mara-typische Fahrzeugaufläufe gibt.

Das ist etwas Off-Topic und Kategorie anekdotische Evidenz, aber die Satfotos vom Deadvlei-Parkplatz symbolisieren das Problem sehr schön.



Aber so läuft es im Tourismus eben immer und für Namibia ist das Mehr an Tourismus unter dem Strich positiv. Noch gibt es paar Ecken in Afrika, in denen man die Wildnis ziemlich für sich allein hat. Aber es werden laufend weniger und man hat ja auch keinen legitimen Anspruch darauf, das so zu erleben. Minimale Touristenzahlen in einer Gegend bedeuten typischerweise Ultra-Hochpreis-Tourismus oder dass es eben kein wirtschaftlich funktionierendes Betriebsmodell für eine Gegend gibt. Trotzdem stören die vielen Touristen natürlich. Also die anderen. Man selbst ja nicht... B)

Grüße
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28 Mär 2024 21:03 #684598
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Andre008 schrieb:
Hi tacitus, ja, früher war alles besser ... ;) Nee, aber ich denke, dass der Austausch hier im Forum die Touristenzahlen nicht all zu signifikant vergrößert.
Guten Abend Andre,
Erstens ist der Lodgeranteil hier nicht unerheblich,
und zweitens Jein, weil vom Beobachtungszeitraum abhängig. Du hast recht, wenn die Sache bereits "gelaufen" ist. Aber über einen langen Beobachtungszeitraum sieht man mE, dass das in der Anfangsphase (= Interessensweckung) kommunizierende Gefäße sind.
Ich sagte oben, dass das meine Kurzfassung war, die Langfassung folgt unten, unser Meinungsschnittmenge zur Vergangenheit ist groß, für Gegenwart und Ausblick??

Über 50 + Jahre habe ich folgende hundertprozentig wirksame Tipps zum Zugrundrichten schöner und (halbwegs) naturbelassener Gegenden beobachtet und zwar mittels Komfort, Bequemlichkeit und Marketing:
Gute und einfache Erreichbarkeit, auch in der Kommunikation.
Gute Wege und Straßen.
Bequeme Unterkünfte und guter Service (nichts selber machen müssen), volles Programm, bis Pool in der Wüste.
Gutes Essen und Trinken…bis „stilvolles“ Dinner mit Sonnenuntergang auf der Düne.
Rundumversorgung durch viele dienstbare Geister und Guides.
Die heute viel bequemeren Autos. Insbesondere auch die als fahrendes Wohnzimmer ausgestatteten Camper aller Arten, die diese Art des Reisens für sehr Viele attraktiv machen, die in mehr spartanischen Ausprägungen das nie in Erwägung gezogen hätten.
Digitale Information über Wege, Preise, Angebote etc., von websites bis Kommunikation, dass es wo besonders schön ist, dazu gehören auch Reiseforen.
Ständiges Wachstum bei obig.
könnte noch fortgesetzt werden.

Und wenn nur die Hälfte davon wegfällt, bliebe auch mindestens die Hälfte der Gäste weg und es herrscht wieder „Ruhe und Frieden“ im Land. Allerdings auch mit allen Nachteilen für das Land und der vom Tourismus Profitierenden. Das Dilemma dabei war immer schon, dass einerseits die von derartigem Abspecken (qualitativ) Profitierenden (bzw. damit belastbaren) Reisenden dem Gastland wenig bis gar nichts bringen und dass andererseits vom Geld der „Höher- und Hochpreistouristen“ wenig im Land bleibt.

Und oben drüber kommt noch das atemberaubende Bevölkerungswachstum in diesen Gastländern.

Neu ist die Diskussion über diese Entwicklung nicht wirklich; sie wird bloß durch immer neue Gruppen und Personen neu wahrgenommen und thematisiert. Was Rückständigkeit oder Fortschritt ist, liegt im Auge des Betrachters. Beim Betrachten der Videos und Bilder hier und anderswo kriegen Ältere das Grausen ob den in den letzten Jahrzehnten produzierten Landschaftsverschleiß, während andere aus dem ah und oh nicht heraus kommen.

Aber eines ist auch sicher: Was für Viele schon Überentwicklung ist, ist für die Einheimischen meistens Fortschrift. Deswegen sollten auch die Bürger des Gastlandes dabei das Sagen haben (und PS: nicht z. B. Branson und Co. in BW) Also und trotzdem, angehen tut es uns nicht wirklich was, außer in der eigenen Heimat.... aber man macht sich halt seine Gedanken ;) .

Man Fazit zum eigentlichen Thema: Gib niemals „Geheimtipps“ über noch halbwegs unbeleckte Plätze…
Letzte Änderung: 28 Mär 2024 21:24 von tacitus.
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28 Mär 2024 23:17 #684602
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So , jetzt gebe ich meinen "Senf" auch noch dazu.
Als ich 2016 dieses Forum entdeckte und kurz vor unserer 1. Namibiareise stand , las ich auch über das Kaokoveld . Nie allein fahren , Autovermieter fragen, ob überhaupt erlaubt, Sprit. Lebensmittel, Wasser und Bergungsmaterial in unzähliger Menge einpacken usw.
Die wenigen RB klangen seeeehr abenteuerlich .
2018 kamen immer mehr RB über diese Region , so dass wir uns nach unserer Reise durch Nam / Botsw. in 2018 für 2020 auch das Kaokoveld zutrauten ( es hatte da schon den Eindruck , daß es mit der Himbakultur nur noch eine Frage der Zeit wäre . ) Gerne wollten wir diese in ihrer ursprünglichen Kultur erleben , Wüstenelefanten sichten und und und ...
Doch wir stellten uns auch die Frage , was es für die Menschen und Tiere bedeutet , wenn immer mehr Touristen kommen . Bringt es ihnen etwas , wenn wir dort sind , weckt es Begehrlichkeiten, stören wir sie ?Machen wir dort nicht alles kaputt ?
Egal, wir wollten hin.
Dann die Berichte - Ölbohungen im Caprivi :sick: Wie lange existiert dieses wunderschöne Gebiet in seiner Ursprünglichkeit ? Sollten wir nicht lieber dort nochmals hin ?
Letztendlich hat CORONA uns die Entscheidung abgenommen :sick:
2023 sind wir dann endlich wieder in unser geliebtes Land gefahren - da unser Sohn uns begleitet hat , wurde es die klassische Einsteigerrunde - kein Kaokoveld, kein Caprivi :evil:
Doch dieses Jahr werde ich , leider ohne meinen Mann , ins Kaokoveld fahren , in der Hoffnung, unberührte Natur zu finden , gerne Himbas zu treffen , die ihre traditionelle Lebensweise beibehalten können. Tiere möchte ich natürlich auch sehen - mit Abstand und Respekt für ihren kargen Lebensraum.
Es ist immer eine Gratwanderung - tolle Orte zu erleben , sie in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren und dennoch ein Erreichen und Überleben an diesen Orten zu ermöglichen . Luxus und totale Infrastruktur machen auf lange Sicht diese Besonderheiten kaputt. Und ich denke auch, daß der "kleine Mann " nicht daran verdient .

LG Conny
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29 Mär 2024 07:50 #684603
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Conny schrieb: " ... in der Hoffnung, unberührte Natur zu finden , gerne Himbas zu treffen , die ihre traditionelle Lebensweise beibehalten können. Tiere möchte ich natürlich auch sehen - "

Das wird schwierig im Damaraland/Kaokoveld. Über Himbas will ich nicht reden, wir haben die immer gemieden, ich finde diese Kral-Besuche mit Zucker- und Tabakverteilung unmöglich.

Tiere: das wurde hier im Forum vielleicht nicht so intensiv diskutiert, aber das "Löwenfutter" ist dort überall praktisch weggeschossen. Die sog. "Conservancies", die zur sinnvollen Wildnutzung für die lokale Bevölkerung gedacht waren, sind völlig falsch abgebogen. Greed and corruption. Ich war jetzt länger nicht in der Palmwag Concession, wie es dort aussieht weiß ich nicht. Aber im communal land ist das meiste weg. Deswegen müssen die Löwen mehr auf Rinder gehen, ein Teufelskreis.

Wir sind noch mit den handgemalten Karten von Jan Joubert ohne GPS durchs Kaokoveld gefahren. Aber das ist Nostalgie.
Südliches Afrika seit 1992: 47 Reisen, 1.321 Tage, 169.178 km, 492 Vogelarten
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