Hallo Gisela,
wir sind im September 2004 am Ende unserer geführten Kaokoveld-Tour durch die Khowarib - Schlucht gefahren. Trotz unseres Missgeschicks war diese Strecke ein ganz phantastisches Erlebnis aber wirklich nur was für 4x4.
Hier ein kleiner Ausschnitt aus unserem Reisebericht, damit du mal eine kleine Vorstellung bekommst:
Elf Kilometer hinter Warmquell kommen wir zu der Stelle, die in die Khowarib- Schlucht führt. Rechterseits in dem Rivier haben wir letzten Sonntag die vielen Strauße gesehen. Doch unser Weg führt diesmal nach links über eine wieder mal sehr abenteuerliche Strecke erst einmal hinunter ins ausgetrocknete Flussbett, dann auf der anderen Seite wieder hinauf, dann haarscharf am rechten steilabfallenden Hang des Flussbettes entlang. Da kann einem ja fast schwindelig werden. Doch die phantastische Umgebung entschädigt für das Bauchkribbeln, dass ich schon wieder habe.
Wie auf einer Berg- und Talbahnfahrt geht es weiter. H.-D. gibt Gas um die nächste steile Anfahrt zu nehmen. Dann eine kleine Biegung und dann.... Oh Schreck. Wie aus dem Nicht steht auf einmal ein riesiger Elefant mitten im Weg. Ein Ausweichen ist unmöglich, zum Bremsen ist es zu spät. Auf direktem Kurs rollen wir dem grauen Riesen entgegen. Doch ich glaube, er ist genauso erschrocken wie wir. Total irritiert dreht er nach links ab und rennt davon. Da haben wir aber mehr als Glück gehabt. Wäre er nun genau in unsere Richtung gerannt? Darüber will ich lieber nicht nachdenken. Auch H.- D. ist der Schreck ganz schön in die Glieder gefahren. Doch im blieb nichts weiter übrig als weiterzufahren. Und das war unsere Rettung. Er stoppt und wir warten auf unser Begleitfahrzeug.
Unsere Sorge war unbegründet. Denn als G. an der Stelle vorbeikam war von dem Elefant weit und breit nichts mehr zu sehen. Kurze Zeit später nehmen wir direkten Kurs hinunter in die Khowarib- Schlucht, die hier noch ziemlich breit ist. Dadurch wirkt sie eigentlich gar nicht so richtig wie eine Schlucht, obwohl sie rechter- und linkerseits, aber eben doch in ziemlicher Entfernung von recht hohen Bergen gesäumt wird. Hier unten wirkt alles recht saftig und grün. Wir begegnen Rindern und ein paar Eseln und vielen Vögeln. An einigen Stellen kann man sogar noch ein bisschen Wasser sehen. Also muss es hier in den letzten Tagen geregnet haben, denn woher sollte sonst das Wasser kommen. Langsam wird es immer feuchter. Und dann tut sich vor uns auf einmal ein Schlammloch auf. H.-D. meistert es ohne Probleme. Wieder auf festem Boden machen wir Halt. H.-D. nimmt die feuchte Furt in Augenschein und weißt G. den Weg.
Haben wir ein wenig zu früh Beifall geklatscht? Er war doch schon fast durch und nun das. Immer tiefer arbeiten sich die Räder des schwer beladenen Nissan Hillux in den Schlamm hinein. Na ja was soll’s, wir steigen erst mal aus. Die zwei werden schon wissen, was zu tun ist. Mit der Seilwinde wird es schon klappen. Vergeblich. Der VW schafft es nicht, den Nissan aus dem Dreck zu ziehen. Und dann gibt es auf einmal einen lauten „Knall“. Nur gut, dass keiner während des Zerreisens des Stahlseils in der Nähe stand. Denn das hätte böse ausgehen können. Schnell reparieren die Beiden das Seil und starten einen zweiten Versuch. Vergeblich. Inzwischen ist der Nissan noch mehr versunken und sitzt mit dem ganzen Unterboden auf. Gemeinsam versuchen die Männer, die Räder wieder auszugraben. Doch da, wo sie graben, fließt sofort Wasser nach. Woher kommt das alles nur auf einmal? K. baut Dämme und versucht, das Wasser in eine andere Richtung zu lenken. Vergeblich. Das Wasser fließt und fließt und der Nissan droht im Schlamm zu versacken. H.-D. versucht ihn mit dem Wagenheber aufzubocken. Doch sehr viel Nutzen bringt das auch nicht.
Wie aus dem Nichts tauchen auf einmal zwei Herero auf. Sie wechseln ein paar Worte mit G., dann verschwindet der Jüngere von den beiden auf einer ca. 10 Meter über uns liegenden Ebene. Wir hören Geräusche, die an Holzhacken erinnern. Und wenig später fliegen auch schon die ersten dicken Baumzweige und Büsche zu uns herunter. Der Ältere hat inzwischen mit graben angefangen. Es sieht fast so aus, als seien die Beiden ein eingespieltes Team. Bekommen hier etwa des Öfteren mal Touris Probleme? Inzwischen haben sich auch die Frauen der Beiden zu uns gesellt. Ganz interessiert verfolgen sie das Treiben mit einem Grinsen im Gesicht. Was werden die wohl über uns denken? „Die Verrückten haben es nicht anders verdient. Warum müssen sie auch hier herumfahren.“ So oder ähnlich werden sicher ihre Gedanken oder Gespräche sein.
In Deutschland schaut man im TV nachmittags Talk-Shows
und hier vergnügt man sich an Touris, die in einem Schlammloch festsitzen. Doch wir können heilfroh sein, dass die Vier aufgetaucht sind. Denn die beiden Männer leisten volle Arbeit. Bis zu den Knien stehen sie schon im Schlamm und schaufeln und schaufeln und schaufeln.
Nach mehreren Versuchen mit Ziehen und Schieben und immer wieder Büsche unter die Räder legen ist der Nissan ca. 1 ½ Stunden später endlich wieder frei. So richtig habe ich nicht mehr daran geglaubt. Aber manchmal gibt es eben doch noch Wunder. Ohne die Zwei hätten wir das sicher nie geschafft. Jeder bekommt ein ordentliches Trinkgeld, dann trennen sich unsere Wege. Weiter flussaufwärts ist es dann total trocken. Schon komisch, durchs ganze Kaokoveld und über den Van Zyls Pass sind wir ohne Probleme gekommen und dann wurde uns das einzige Schlammloch weit und breit zum Verhängnis....
Die Sonne steht schon ziemlich tief. Die beste Zeit zum Fotografieren. Und auch Tiere laufen uns reichlich über den Weg. Elefanten, Giraffen, Springböcke, Oryxe.... Doch zum Anhalten bleibt keine Zeit. Bis die Sonne untergeht wollen wir noch einen geeigneten Rastplatz finden. Denn die ursprünglich geplante Stelle werden wir durch unsere Zwangspause vorm Dunkelwerden nicht mehr erreichen.
Doch plötzlich bringt uns ein kleines Tier dann doch noch auf Abwege. Direkt vor uns kreuzt ein Honigdachs unsere Pad. Total erschrocken nimmt er Reißaus. Eine Herausforderung für H.-D., der im ganz spontan folgt. Mit Schwung nimmt er die Uferböschung, die hier wieder mal etwas flacher ist. Doch da ist von dem flinken Honigdachs schon längst nichts mehr zu sehen. Beim Zurückrollen wird uns auf einmal ein im Weg stehender Holzstucken fast noch zum Verhängnis. Nur gut, dass unsere Seilwinde wieder in Ordnung ist. Ruckzuck haben G. und der Nissan das für uns unüberwindliche Hindernis beiseite gezerrt. Nur gut, dass wir mit zwei Fahrzeugen unterwegs sind. Denn hier im abgelegenen Teil der Khowarib- Schlucht wären sicher nicht gleich wieder zwei hilfreiche Herero zur Stelle gewesen. Im recht sandigen Flussbett geht es weiter Richtung Osten.
Kurz vorm Dunkelwerden haben wir dann eine geeignete Stelle für unser Nachtlager gefunden.....
Und hier ein Bericht, den ich bei Google gefunden habe:
http://www.savannasunset.com/stuck_in_khowarib.htm
Viel Spaß beim Lesen
Uschi
Am nächsten Morgen auf unserer Weiterfahrt haben wir dann das Fotografieren und Filmen aber noch reichlich nachgeholt.
[bild: 3487]<br><br>Post geändert von: KUPo, am: 09/04/2006 19:08