THEMA: Next Level für die Eulenmuckels
18 Feb 2024 20:41 #682664
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Tag 24 – Samstag, 15. Juli – Randale und Hurra

Nata Lodge – Kukonje Island

Pämmm-Puff, Pämm-Puff-Puff!
Penetrant dringt das Geräusch in unser verschlafenes Gehirn. Was um Himmels Willen ist das? Unsanft werden wir aus dem Schlaf gerissen und reiben uns die Augen. Es ist kurz nach Mitternacht. Auf der Campsite direkt neben uns röhren Motoren, und es werden Heringe in den Boden geschlagen. Da kann man nichts machen! Irgendwo müssen unsere Nachbarn ja schließlich schlafen. Die Armen, haben sich wohl ziemlich verschätzt und müssen nun mitten in der Nacht ihr Lager errichten. Schade nur, dass sie sich ausgerechnet den Platz neben uns ausgesucht haben. Es wird geraschelt, geklappert und Türen geschlagen, alles begleitet von lautstarken Diskussionen. Wir verstehen kein Wort, es scheinen Einheimische zu sein. Wie viele Zelte haben die denn wohl? Die Hammerschläge scheinen kein Ende nehmen zu wollen. Aber die Laune ist prima. Fröhlich wird gelacht und palavert. Dann wird es sich gemütlich gemacht und ein Feuer entzündet. Die lustige Runde muss selbstverständlich auch noch etwas essen. Und Durst hat sie auch! Wir haben dafür vollstes Verständnis. Müde scheint außer uns niemand zu sein. Man scheint sich länger nicht gesehen zu haben, denn man hat sich viel zu berichten. Während Ruth noch überlegt, ob auf einer an sich schlafenden Campsite wohl der richtige Ort und die richtige Zeit dafür ist, versucht Uwe friedfertig wie er ist, in den Schlaf zu finden.
Na ja, allzu lange wird das schon nicht mehr gehen. Schließlich ist es ja schon 1:30 Uhr. Wie man sich doch täuschen kann. Jetzt geht die Party erst richtig los! Die Stimmen werden lauter, das Lachen häufiger und eine Spur hysterischer, die Stimmung immer besser – also nicht bei uns, und vor allem nicht bei Ruth! Da waren die Nächte am South Gate eine glatte Erholung dagegen. Schepper-Peng! Was zum Teufel …? Krabusch! Ruth sitzt senkrecht auf der Matratze. Beim dritten Knall hat sie in etwa erfasst, was da neben uns abgeht. Sicher ist sie sich nicht, aber es hört sich so an, als würde man versuchen, mit leeren Getränkedosen und –flaschen in einen Mülleimer zu werfen. Jeder Treffer wird von ohrenbetäubender Begeisterung und Applaus begleitet. Jetzt reichts! Wütend zieht Ruth den Reisverschluss unseres Zeltes auf, lehnt sich aus dem Dach und schreit ein paar Dinge, die hier auf keinen Fall wiedergegeben werden können. Zu ihrer grenzenlosen Frustration hört sie niemand. Der Spaß auf der anderen Seite der Büsche geht unvermindert weiter.
Was tun? Gibt es denn keine anderen Camper, die ebenso genervt sind wie wir? Sicher steht niemand so nah an der Gruppe, aber die ist so laut, dass es über die ganze Anlage schallt. Oder niemand ist so wenig tolerant wie wir und gönnt den anderen einfach ihren Spaß, egal zu welcher Uhrzeit? Camp-Personal zur Hilfe! Warum sagt denen denn nur niemand Bescheid? Um sieben Uhr wollten wir eigentlich spätestens aufstehen. Bis dahin sind es noch fünf, … noch viereinhalb, … noch vier Stunden Schlaf. Ach Scheiße! Um 3:30 Uhr hat Ruth die Faxen dicke und sich lange genug darüber aufgeregt, wie rücksichtslos man sein kann. Mit ihrer Toleranz (sollte die je dagewesen sein) ist es nun endgültig vorbei. Sie ist bereit für – egal was, und Uwe befürchtet das Schlimmste! Mit Engelszungen redet er auf sein Frauchen ein, dass es vielleicht trotz aller Entschlossenheit nicht die beste Idee ist, sich mitten in der Nacht mit einem Haufen Betrunkener anzulegen, die ganz offensichtlich in der Überzahl sein werden. Ruth ist alles egal. Sie steckt bereits in Hose und Jacke. Dann startet sie einen letzten Versuch, schaltet die Taschenlampe auf maximale Stärke und brüllt ein paar Freundlichkeiten zu den Nachbarn hinüber … Und irgendetwas scheint anzukommen. Die Gespräche verstummen kurz und werden deutlich gedämpfter fortgesetzt. Na immerhin etwas! Ruth überlegt, ob man nicht noch einen Eimer Wasser hinterherschicken sollte, Uwe ist sichtlich erleichtert und sicher, dass die Party doch schon fast beendet ist. Beendet nicht, aber zumindest so, dass Ruth sich überzeugen lässt und zurück ins Bett krabbelt. Irgendwann sind wir dann wohl doch völlig geschafft wieder eingeschlafen.
So waren wir entsprechend gerädert und unausgeschlafen, als wir um sieben Uhr von Vogelrufen geweckt wurden. Das Aufstehen fiel ein wenig schwerer als sonst. Ruths sparsame Miene sagte alles und hielt auch noch an, als wir Tisch und Stühle im Schatten neben dem Camper aufbauten.



Ob sie wohl mal kurz topfdeckelschlagend unter den Zeltschnüren unserer Nachbarn herummarschieren sollte, um neue Freundschaften zu knüpfen? Heute Vormittag ließen wir uns ein wenig mehr Zeit als sonst, da wir es bis Kukonje Island nicht sehr weit hatten. Nach dem Frühstück fasste sich Uwe ein Herz und ging zu den Nachbarn hinüber. Ruth ging lieber zum Zähneputzen. Schließlich war sie ja nicht nachtragend!
Es handelte sich um fünf Bodenzelte, und zwei Leute saßen bereits an einem morgendlichen Feuer. Uwe erläuterte ihnen, dass sie uns gestern Nacht mehrere Stunden Schlaf geraubt hatten. Man tat sehr zerknirscht und wies mit dem Finger auf die noch schlafenden Personen in den Zelten. Uwe ließ sich nicht beirren und erklärte weiter, dass die meisten Leute gegen drei Uhr nachts gerne schlafen würden. Das sah man natürlich ein und gelobte Besserung. Uwe war sehr zufrieden. Na bitte! In Zukunft würden sicher alle ihre Ruhe vor diesen rücksichtsvollen Mitmenschen haben. Bei Ruth waren dennoch leichte Zweifel vorhanden, ob die Topfdeckel-Variante nicht doch die sinnvollere gewesen wäre.
Nach dem Spülen und Zusammenpacken fuhren wir zur Rezeption und verbrachten an der Lodge noch ein paar Stunden. Uwe gelang es heute, sich mit dem Internet zu verbinden, Ruth lief mit dem Fotoapparat den Vögeln am Wassersprenger hinterher. Papageien, Bülbüls und Drosslinge saßen vor der Lodge auf einem Baum und freuten sich über die Bewässerung darunter, tranken an den Tropfen oder badeten sich in den kleinen Pfützen, die sich auf Blättern gebildet hatten.

Grey-backed Cameroptera



Gelbbauchammer



Braundrossling



Goldbugpapagei



Maskenbülbül



Gelbbrustbülbül



Uwe unterhielt sich noch mit einem Tourguide, dessen Landcruiser neben unserem parkte. Er führte Reisegruppen auf sehr langen Touren von Südafrika bis nach Uganda und hatte spannende Dinge zu berichten.
Es war schon nach elf Uhr, als wir endlich aufbrachen. Zirka vierzig Kilometer fuhren wir auf der A3 nach Süden, am Nata Bird Sanctuary vorbei. Andere Gäste an der Lodge hatten uns gesagt, dass es sich momentan nicht lohne, dort vorbeizuschauen, weil es weder Wasser noch Vögel gebe.
Wir bogen rechts auf eine unscheinbare Piste ab, die uns lange Zeit durch Mopanewald nach Südwesten führte. Kurz nach dem ersten auf unserer Karte markierten Veterinär-Gate überquerten wir eine Bahnlinie.



Dann fuhren wir immer weiter an einem Zaun entlang auf einer typischen Cutline auf festem Untergrund und kamen sehr gut voran. Nachdem wir ein trockenes Flussbett durchquert hatten







(Ruth hatte nach dem Fotografieren ihre liebe Mühe, alle spitzen Grasteilchen aus ihren Crocs wieder loszuwerden), kamen uns drei Autos mit südafrikanischem Kennzeichen und zugehörigem Anhänger entgegen. Sonst begegnete uns lediglich ein Mann mit einem Fahrrad, der etwas Ried transportierte.





Die in der Karte eingezeichneten Veterinär-Gatter waren alle unbesetzt und machten einen verfallenen Eindruck. Besonders bei dem letzten Kwadiba Gate standen noch ein paar verfallene Rundhäuser, und überall lagen Scherben, Müll und Überreste verlassener Behausungen herum. Zusammen mit den düsteren Wolken am Himmel machte alles einen sehr trostlosen Eindruck.



Die letzten Kilometer nach Kukonje Island fuhren wir auf einfacher Pad quer über die trockene Salzpfanne entlang des Zaunes. Die Insel ist größer als Kubu Island und ragt dunkel als von weitem erkennbare Erhebung aus dem Salzsee heraus. Wir erreichten einige windschiefe, verfallene Holzhütten, die einst als Rezeption gedient hatten und nun wohl nur noch von abreisenden Campern als Müllhalde genutzt wurden. Schade, dass Menschen, die sich so viel Mühe machen, an abgelegene, naturbelassene Fleckchen Erde zu reisen, so engstirnig sind und ihren Müll dorthin werfen, wo Wind und wilde Tiere so viel Schaden mit ihm anrichten können. Es sah wirklich schlimm aus.







Kein Mensch weit und breit war zu sehen. Anmelden musste man sich hier sicher nirgendwo mehr. So fuhren wir auf den Hügel zum Aussichtspunkt und blickten über die Grasränder und Bäume der Insel in die Pfanne. Wir waren mutterseelenallein, und die Aussicht war himmlisch. Auch heute waren wieder viele Wolken am Himmel und ließen die Sonne nur an einigen Stellen hell auf die Salzpfanne scheinen.







Dann wollten wir uns eine Campsite suchen. Dafür ging es vorbei an zwei mächtigen Baobabs, an denen wir wieder kurz hielten. Die Bäume waren schön, aber die Aussicht nicht berauschend.





So folgten wir der Spur zunächst wieder eine Abfahrt hinunter und rechts um die Insel herum. In der Tinkers Map hatten wir gelesen, dass die Nummern 1 bis 3 mit Blick auf die Pfanne am schönsten sein sollten. Wir starteten mit der eins, die uns ausgesprochen gut gefiel. Sie lag etwas erhöht mit Blick nach Nordwesten. Es gab einen mittelgroßen Baobab und einen Steintisch mit Bänken. Wir malten uns schon aus, wie traumhaft es sein würde, hier später mit Blick über die Ebene den Sonnenuntergang zu erleben. Uwe richtete in Gedanken bereits sein Stativ für eine Zeitraffer-Aufnahme ein. Unser Entschluss stand eigentlich schon fest. Hier würden wir bleiben.



Da wir noch Zeit hatten, wollten wir uns auch die beiden noch verbleibenden Stellplätze anschauen. Eine doofe Idee. Eine wirklich sehr, sehr doofe Idee. Denn als wir gerade wieder eingestiegen waren und die langgezogene Anfahrt zur Campsite hinunterfuhren, sahen wir, dass sich über die Ebene ein Auto näherte. Nein, es waren sogar zwei, nein drei Autos, die zielstrebig auf uns zu steuerten. Rasch wendete Uwe unseren Camper, und wir fuhren den Hügel, den wir gerade hinuntergerollt waren, wieder hoch. Diesen Platz wollten wir nicht aufgeben. Es dauerte nicht lange und die anderen Fahrzeuge erreichten ebenfalls den Ort der Begierde. Es handelte sich um drei deutsche Pärchen mit ihren Kindern, die bei der Botschaft und in der Entwicklungshilfe in Gaborone arbeiteten.

Hier wäre es ja sehr schön …
– Mmmh!
Und ob wir uns denn schon entschieden hätten, auf welcher Campsite wir denn bleiben wollten?
– Ja, auf dieser hier!
Ob wir denn schon die gesamte Insel erkundet hätten?
– Nee, das wollten wir eigentlich gerade tun.
Denn die anderen Campsites seien auch sehr schön!
– Ja dann nur zu …!
Das wäre ja jetzt wirklich blöd, weil wir stünden eigentlich auf ihrer Campsite.
– Ach so, hätten sie denn eine Buchung mit Nummer vorzuweisen?
Natürlich nicht, aber sie wären häufiger hier und hätten quasi immer genau diese Campsite. Außerdem würden sie auch gleich drei Tage hier bleiben.
– Kein Problem. Wir sind nur eine Nacht hier und morgen wieder fort, dann könnten sie den Platz gerne übernehmen.

Die Kinder begannen, aus den Autos zu klettern und in der näheren Umgebung zu spielen, während man uns erneut freundlich darauf hinwies, dass die anderen Plätze genauso schön seien. Irgendwo ganz tief in unserem Inneren machte sich bereits jetzt eine leise Ahnung breit, dass wir dieses Spiel vielleicht nicht gewinnen würden. Ruth versuchte es trotzdem. Wenn alle Plätze gleichermaßen schön seien, könnte die ganze Truppe ja auch dort übernachten. Das sei aber nur schwer möglich. Schließlich brauche man eine große, ebene Fläche für das riesige Bodenzelt. Alle anderen Plätze seien dafür völlig ungeeignet, wohingegen wir mit unserem Camper doch viel flexibler seien. Außerdem sei das Spiel der Kinder unten am Pfannenrand von hier oben mit dem tollen Blick über die Ebene prima zu beaufsichtigen. Das war nun schlecht zu beurteilen, denn wir kannten die anderen Plätze nicht. Eigentlich konnte uns das alles auch egal sein. Nur eine ganz leise Stimme rief bereits jetzt: Seid nicht so stur, wenn die Kinder sonst keinen Platz für ihr Zelt finden können …
Mist! Uns gingen die Argumente aus. Außer dem einen: WIR WAREN ZUERST HIER!
Och, das ist gar kein Problem. Wir könnten uns den Platz gerne mit der Gruppe teilen. Wie zuvorkommend! Vor Uwes innerem Auge zerplatzten die Zeitrafferaufnahmen im Taschenlampenschein der Kinder, während Ruth ausflippte. Drei Tage und Nächte nervige, rücksichtslose und laute Nachbarn am South Gate, eine Partynacht bis 3:30 Uhr an der Nata Lodge und nun die Aussicht auf eine gesellige Runde mit der Kinderschar im und um ein riesiges Bodenzelt waren zu viel für sie: Nein, nein, NEIN! Sie würde sich keine Campsite mit fremder Leuts Kinder teilen, sie würde keine Rücksicht nehmen, sie wollte nicht gemeinsam beratschlagen, wer wo sein Auto parken würde, wollte niemanden durchs Bild latschen haben, kein gemeinsames Braai veranstalten und auch kein Bierchen trinken. Und so langsam wäre es ganz schön, wenn mit der ganzen Rücksichtsnahme auch mal die anderen dran wären. Es folgten betretenes Schweigen und mitleidige Blicke in Uwes Richtung. Ach Gottchen, der arme Mann! Der musste mit der Furie ganz allein in der Wildnis zurechtkommen. Warum tat der sich das an?
Ruth wollte ganz einfach nur ihre Ruhe haben, denn dafür war sie den ganzen Tag durch die Einöde gefahren. Weil man hier in völliger Einsamkeit die Stille und den Sternenhimmel genießen konnte. Und genau das würde sie auch tun. Nur wahrscheinlich nicht hier, denn in dem Moment, in dem sie es ausgesprochen hatte, war klar, dass wir bereits verloren hatten. Während niemand Anstalten machte, sich zu bewegen, sprang sie wieder ins Auto und zischte, dass wir uns die anderen Campsites ja mal anschauen könnten. Noch während wir losfuhren, hörten wir, wie die anderen beschlossen, zuerst mal ihr Zelt aufzubauen und sich dann einen Sundowner zu genehmigen.
Mit dem sehr bitteren Geschmack der Niederlage machten wir uns völlig überrumpelt an die Abfahrt und an die weitere Umrundung der Insel. Es ging über die Salzspur Richtung Camp 2, nördlich dan der Pfanne entlang. An einer Stelle wurde die Spur weicher, und Uwe hatte das ungute Gefühl, ein wenig einzusinken. Das würde uns jetzt noch fehlen. Also fuhren wir schnell weiter. Der zweite Stellplatz war rasch erforscht. Ein Baobab, aber nicht erhöht, ohne jegliche Aussicht. Hier wollten wir nicht bleiben. Warum er aber keinen ausreichenden Platz für ein Bodenzelt bieten sollte, erschloss sich uns nicht. Was sollten wir tun, wenn das so weiter ging? Wir waren uns sicher, dass die Campbesetzer ihren bzw. unseren Platz nicht wieder räumen würden. Nach Aufbau ihres Zeltes ohnehin nicht. Uwe überlegte schon, dass es vielleicht auch ganz nett und vor allem interessant sein könnte, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ein wenig über ihre Arbeit zu erfahren. Aber Ruth war bedient. Interessant? Was denn bitte? Campräuber! Pah!
Wir fuhren weiter um die Insel herum und gelangten schließlich zur nicht weit entfernt gelegenen Nummer drei. Diese überzeugte uns auf Anhieb. Ein wunderschöner, breiter Baobab stand sehr präsent in der Mitte und reckte seine Äste in tausend Verästelungen gen Himmel. Sein Stamm war gigantisch. Ruth war auf Anhieb schockverliebt.



Was für ein Baum! Was für ein Glück! Unsere Suche war beendet. Hier würden wir bleiben. Zwar hatten wir keinen direkten Blick auf den Sonnenuntergang und die Pfanne, dafür gab es aber keine lästige Rückfahrt, keine Diskussionen und vor allem keinen Lärm. Auch hier waren eine steinerne Bank und etwas entfernt sogar ein Plumpsklo. Wir parkten unser Auto zwischen Bank und Baum, schlugen unser Dachzelt auf und deckten den Tisch. Der Ärger war wie weggeblasen. Was für ein toller, toller Ort. In völliger Stille aßen wir die Reste des Jumbo-Sandwichs von gestern sowie die Nudeln mit Soße von vorgestern. In den kahlen Zweigen hüpften ein paar Vögel, und wir waren sehr zufrieden.



Danach waren wir so satt, dass wir beschlossen, heute Abend nicht mehr zu kochen. Schließlich war es ja auch schon kurz vor fünf. Stattdessen liefen wir an unserem Stellplatz sowie auf der Zufahrt zur Pfanne hin und her und fotografierten den Sonnenuntergang und ein paar Halme.













Die Einsamkeit in dieser wunderbaren Lichtstimmung war einmalig. Es war die richtige Entscheidung gewesen, diesen Platz ganz alleine für sich haben und mit niemandem teilen zu wollen. Als Ruth ihren Blick von der Sonne abwandte, entdeckte sie in weiter Entfernung ein Tier, das am Rand der Pfanne in unsere Richtung lief. Schande! Unser Fernglas hatten wir nicht mitgenommen, das große Teleobjektiv auch nicht. Ruth tippte auf eine Hyäne, Uwe vermutete eher einen Schakal, weil das Tier für eine Hyäne zu klein war. Ruth machte ein Foto und vergrößerte es soweit möglich. Sehr eindeutig erkannten wir zu unserer großen Freude einen Erdwolf. Den hatten wir schon sehr lange nicht mehr gesehen.



Uwe sprintete sogleich los, um das große Objektiv aus dem Auto zu holen. Sich zügig zu entfernen, war kein Problem. Der Erdwolf setzte seinen Weg in gleicher Richtung fort.





Doch als sich Uwe mit der großen Kamera rasch wieder näherte, beschleunigte auch der Erdwolf und lief quer über die Pfanne davon. Trotzdem waren wir total begeistert. Auf dem Rückweg sahen wir noch die Silhouette einer Schleiereule. Erst durch ihren markanten Ruf konnten wir sie bestimmen.





Nachdem es dunkel war, setzten wir uns an und später in unseren Camper. Uwe sicherte Fotos, und wir hatten einen schönen Abend. Dann starteten wir noch eine Serie von Nachtaufnahmen. Während wir draußen an der Kamera waren und Uwe herumhantierte, um alles einzustellen, entdeckte Ruth ein Bushbaby. Es saß im Baum direkt neben uns. Wir holten zwar einen größeren Fotoapparat, aber leider gelang es uns nicht, auch nur ein Foto von ihm zu machen. Mit riesigen Sätzen sprang das kleine Äffchen so flink in dem großen Baum herum, dass wir es immer wieder aus den Augen verloren. Zwischendurch landete der Galago auf dem Boden, und Uwe fürchtete schon, er sei aus dem Baum gefallen. Wahrscheinlicher war jedoch, dass er sich ein Insekt aus dem Gras geschnappt hatte, denn nach zwei Sekunden schnellte er mit einem enormen Sprung von dort wieder zurück auf einen ca. anderthalb Meter hohen Ast. Welch beachtliche Sprungkraft bei einer Körperlänge von vielleicht 20 Zentimetern. Wir waren schwer beeindruckt.
Nach ein paar lauten Abenden verbrachten wir hier nun einen ganz herrlich ruhigen, an dem wir friedlich von Salzpfannen, riesigen Baobabs, Erdwölfen und Buschbabys träumten.

Letzte Änderung: 18 Feb 2024 20:49 von Eulenmuckel.
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03 Mär 2024 21:07 #683439
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Tag 25 – Sonntag, 16. Juli – Besser wird’s nicht.

Kukonje Island – Kubu Island

Auch die Nacht war herrlich leise. Draußen war es mucksmäuschenstill. Wir schliefen aus und standen mit Sonnenaufgang auf.



Die Luft war noch frisch und würzig, und so liefen wir erst mal ein bisschen herum und fotografierten. Ruth spazierte bis weit auf die Pfanne hinaus. Hier konnte sich zumindest kein Leo im Gras verbergen, der sich plötzlich aufgeschreckt davonmachte. Trotzdem war es ein merkwürdiges Gefühl, sich so mutterseelenallein auf der Salzpfanne zu bewegen. Ruth brauchte ein Ziel und peilte einen etwas erhöhten Lehm-Salzbuckel an.



Dort angekommen war sie überrascht, wie weit die Campsite mit dem Auto entfernt war. Endlich wieder so ein kleiner Mir-gehört-die Welt-Moment! Das sollte heute noch ganz anders werden, aber davon ahnte sie zum Glück noch nichts. Bevor Uwe die Suchmeldung losschicken konnte, machte sie sich wieder auf den Rückweg. Während sie lief und lief, bereitete Uwe schon mal das Frühstück vor.



Die Sonne war schon höher und wärmte, als wir Müsli, Marmeladenbrötchen und Brote aßen.



Wir ließen uns mit allem sehr viel Zeit, denn der Ort war wirklich wunderschön und ganz besonders. Eigentlich hätten wir hier noch gut eine weitere Nacht verbringen können. Nachdem wir gespült, geräumt und alles eingepackt hatten, fuhren wir weiter am Pfannenrand bis zur Einfahrt auf die Insel. Es war bereits nach elf Uhr, als es über die Salzpfanne zurück auf das „Festland“ und dann weiter nach Süden ging. Meistens ließ sich die Strecke sehr gut fahren, an manchen Stellen gab es kleine Schikanen wie eine krumme Metallbrücke oder eine ausgefahrene Auffahrt. An einer Stelle musste sogar die Untersetzung helfen. Aber alles in allem kamen wir gut voran.
An der Teerstraße gab es eine Polizeikontrolle, bei der wir ein paar nette Worte mit dem Polizisten wechselten. Dann spielte uns das Navi einen Streich, weil es uns ständig zu früh abbiegen lassen wollte. Fast wären wir darauf hereingefallen. Kurz vor Orapa bogen wir nach Norden ab und fuhren auf einer fast neuen Teerstraße bis Mmatshumo. Ein Stück dahinter wechselten wir auf Schotter, Sand und Staub, mal eben, mal wellig, mal tief. Ab und zu rumpelte es. An einer Aussichtsplattform, von der aus man die Makgadikgadi Pans bereits erahnen konnte, machten wir einen kurzen Stopp.





Parallele Spuren führten teils eng bewachsen in die ungefähr angestrebte Richtung. Selten waren wir uns sicher, dass wir die richtige erwischt hatten, wenn es wieder besonders staubig wurde. Uwe bemühte sich, immer den befahreneren Weg zu wählen. Trotzdem kratzten die Zweige mit unschönem Geräusch am Lack unseres Autos.

Termitenschmätzer



Gegen Ende dieser Strecke fuhren wir wie auf einer Art Autobahn über eine ebene Salzpfanne. Vereinzelt standen Büschel von trockenem, gelbem Gras. Immer wieder wuchsen Hoodia-Pflanzen, und hier und da sprang ein Steinböckchen auf.





Viel später als geplant oder erwartet erreichten wir Kubu Island. Im Gegensatz zu unserem Besuch in 2007, bei welchem wir Kubu als magischen Ort mit ständig wechselnden Lichtstimmungen zum Sonnenauf- und -untergang erlebt hatten, hatte sich hier viel verändert. Es gab eine Verkehrsführung, die die direkte Zufahrt zur Felseninsel sperrte und die Besucher zu einem Tor mit Rezeption führte, das vor drei Jahren gebaut worden war.



Darauf waren wir vorbereitet. Unter einem großen Schild mit allerlei Regeln



checkten wir ein und fuhren bis zu den Campingplätzen. Die meisten waren bereits belegt, und wir entschieden uns für Nummer 2. Worauf wir nicht vorbereitet waren, das waren die Menschenmassen. Naiv waren wir davon ausgegangen, zwar nicht allein auf der Insel zu sein, aber zumindest in der Abgeschiedenheit etwas Ruhe zu finden. Daran war nicht zu denken. Nebenan war ein riesiges Lager mit vielen Zelten und Fahnen aufgebaut.



Musik wehte zu uns herüber, und überall in den Büschen um unsere Campsite herum waren junge Menschen auf der Suche nach einem sicheren Plätzchen für ihre Erleichterung unterwegs. Wie viele Leute mochten wohl heute hier auf Lekhubu sein? Eindeutig zu viele. Wir waren geschockt. Für solche Menschenmassen waren die Camps nicht ausgelegt. Toilettenpapier flatterte in den Büschen, und permanent lief jemand unmittelbar an unserem Tisch vorbei. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass wir keine Menschen leiden können, aber bitte nicht falsch verstehen! Hier hatten wir mit einem solchen Auflauf einfach nicht gerechnet.
Und es war tatsächlich ein Auflauf. Eine Dame, die zum Zeltcamp gehörte, erklärte uns, dass aktuell ein Charity-Lauf stattfinde, bei dem alle Teilnehmer zu Fuß 57 Kilometer über die Salzpfanne liefen.



Morgen gehe es den gleichen Weg wieder zurück. Wir hatten ausgerechnet einen der beiden Tage im Jahr erwischt, an dem alle geschätzten 100 Teilnehmer nach einem anstrengenden Tagesmarsch auf der Insel rasteten und übernachteten. Na großartig! Die Stimmung unter den überwiegend jungen Leuten war gut, also beschlossen wir, uns unsere Laune nicht verderben zu lassen. Außerdem hatten wir auch erwünschte Gäste auf unserer Campsite.

Granatstrild



Rotstirn-Bartvogel



Als die Schatten länger wurden, schnappten wir uns die Fotoapparate und marschierten um die Insel herum zu den wunderschönen Baobabs und Felsen.



Die Bäume, das Abendlicht und die Landschaft waren wie damals phänomenal.





Wir konnten uns nicht sattsehen an den bizarren Affenbrotbäumen und fanden auch den Baum wieder, den wir vor 16 Jahren fotografiert hatten und dessen Bild schon immer unser Avatar im Namibia-Forum ist.



Er sah zum Glück noch genauso aus wie damals. Allerdings war es heute deutlich schwieriger, ein Foto von ihm ohne Autos im Hintergrund zu bekommen. Ständig trafen neue Autogrüppchen ein, die mit hohem Tempo an uns vorbeifuhren, um sich dann mitten auf der Pfanne einen geeigneten Platz für den Sundowner zu suchen. Das war jetzt für den Foto-Plan „Baobab mit Sonne und Pfanne im Hintergrund“ nur so mittel gut. Und es wurde auch nicht besser.





Ein wenig später traf noch eine Gruppe Südafrikaner mit vier Autos ein. Sie brüllten uns über das Motorengeräusch ihrer Autos hinweg an, ob wir ihnen weiterhelfen könnten, denn sie hatten die Rezeption nicht gefunden. Ob das möglicherweise daran gelegen haben könnte, dass sie einfach quer über die Pfanne eine ganz eigene Spur gezogen hatten und aus der entgegengesetzten Richtung eingetroffen waren? Nachdem wir ihnen erklärt hatten, wo die Rezeption war, schienen sie sich aber nicht weiter dafür zu interessieren und fuhren ebenfalls mitten auf die Pfanne, stellten ihre Fahrzeuge ab und feierten lautstark den Geburtstag eines Kindes. Ruth überlegte kurz, ob sie unsere Töpfe zum Topfschlagen zur Verfügung stellen sollte.





Die Läufer, die zu ihrer Versorgung anscheinend von Quadbikes begleitet wurden, hatten ebenfalls eine Menge Spaß. Mit einem Affenzahn jagten sie mit Vollgas immer zu zweit über die Pfanne, zogen eine lange Staubfahne hinter sich her und lieferten sich ein Rennen nach dem anderen. Es herrschte ein wahnsinniger Rummel, und das Knattern und Röhren der Motoren und Auspuffe war eine wahre Freude. Am Autobahndreieck Heumar hätte es nicht himmlischer sein können!





Während die Sonne auch keine so richtig große Lust mehr hatte, diesem Spektakel noch länger zuzusehen und sich langsam verabschiedete, waren wir mit einem Knäuel an Gedanken im Kopf zu der Erkenntnis gekommen, hier besser nicht wieder hingefahren zu sein.





War dies wirklich derselbe heilige Ort der San, den wir vor sechzehn Jahren besucht hatten? Er kam uns vor wie ein großer Spielplatz, auf dem jeder tun und lassen konnte, was er gerade wollte. Von Rücksicht gegenüber anderen Besuchern fehlte jede Spur. Ob irgendjemand die Schönheit der Insel, die fantastischen Formen der Bäume und die unvergleichlichen Farben der Lichtmalerei am Himmel und auf der Pfanne überhaupt bemerkte? Wahrscheinlich tun wir all den Menschen fürchterlich Unrecht, wenn wir uns fragen, warum sie sich für ein derartiges Verhalten ausgerechnet solch einen abgelegenen Ort aussuchen. Offensichtlich scheint es bei vielen Menschen ja genau diesen Bedarf zu geben. Schade nur, dass das so gar nicht in unser bestehendes Bild von Kubu Island passte.





Nachdem die Sonne untergegangen war, liefen wir ziemlich desillusioniert zurück zum Auto, machten Feuer und kochten Kartoffeln. Dazu grillten wir Wildfilet. Wir hatten seit dem Frühstück nichts Richtiges gegessen, und so ließen wir es uns schmecken. Der Sternenhimmel sah toll aus.



Die Größe unseres Nachbarcamps hatte uns Schlimmes befürchten lassen, aber wir wurden diesmal angenehm überrascht. Das Stimmengewirr war leise, und auch die ruhige Musik aus der Ferne störte uns heute Abend nicht.
Letzte Änderung: 03 Mär 2024 21:11 von Eulenmuckel.
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10 Mär 2024 15:02 #683780
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Tag 26 – Montag, 17. Juli – Gemischte Gefühle

Kubu Island – Tree Island Campsite

Heute Morgen wurden wir durch das Lauf-Event geweckt. Die ersten Leute spazierten gegen 4:30 Uhr auf der Suche nach einer Toilette um unser Auto. Gegen halb sieben brachen die Läufer dann langsam auf. Sie wollten wahrscheinlich die angenehm kühle Luft in den frühen Morgenstunden nutzen. Gleichzeitig wurden die Quads gestartet, und mit viel Motorenlärm und Getöse wurden die Läufer begleitet. Das waren wir ja mittlerweile schon gewohnt.
Uwe stand als erster auf, kochte Kaffee und setzte sich in die erste Sonne neben das Auto. Ruth kam ein wenig später aus dem Camper, und zusammen frühstückten wir.



Kalahariheckensänger



Dann packten wir zusammen und fuhren gegen den Uhrzeigersinn um Kubu Island. Das ganze Ausmaß der Spaß-Gesellschaft offenbarte sich erst heute Morgen so richtig. Wie bereits gestern Abend schon fielen uns jetzt die unzähligen Extra-Spuren und Schleifen der Fahrzeuge noch mehr auf, die überall auf der Salzpfanne gezogen waren. Auf der ganzen Insel fand sich Müll oder wenigstens Klopapier, und viele der tollen Baobabs waren mit Namen von Besuchern verziert. Es war wirklich schockierend. Ruth blickte auf die Ebene und konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Was für ein Unterschied zu damals. Das Lauf-Event war eine Sache, das rücksichtslose Verhalten einiger Besucher eine andere. Warum setzten die Mitarbeiter am Gate ihre Regeln nicht einfach um und kassierten jeden ab, der sich nicht daran hielt? Das hier sollte der heilige Ort der San sein? Wo war der Respekt geblieben, sich über einen so schönen Platz einfach nur zu freuen? Warum muss man alles – wenn auch nur gedankenlos –kaputt machen? Ruth bekam sich gar nicht wieder ein.
Wir kletterten noch kurz in den Felsen herum, aber die gute Laune wollte einfach nicht zurückkommen. Dann verabschiedeten wir uns von der Insel







(… wohl erst mal nicht) und fuhren zurück zum Gate, wo heute Morgen niemand anwesend war. Wahrscheinlich hatten sich alle versteckt, denn Ruth war mittlerweile richtig wütend und hätte gerne mal mit jemandem gesprochen. Wir nahmen die Straße nach Nordwesten Richtung Gweta und ließen Lekhubu heute mit einem ganz anderen Gefühl als damals zurück.





Nach ein paar Kilometern kamen wir an den Vet-Zaun. Ruth öffnete das Tor, aber dann kam auch schon der Anwohner, der wohl nicht nur für das Tor, sondern auch für die dahinter liegende Campsite „Makgadikgadi Adventure Camp“ verantwortlich war. Wir wechselten ein paar Worte. Er erläuterte uns den weiteren Weg, und wir gaben ihm auf seine vorsichtige Bitte nach einer Kleinigkeit zu essen ein Paket Schwarzbrot.
Zunächst fuhren wir unmittelbar am Zaun nach Westen,



dann bog der Weg etwas nach Norden ab. Nach vielen Kilometern durch Savanne und Mopane-Wälder führte die Piste quer über eine Salzpfanne. Dort war der Untergrund meist am besten, sehr eben, und wir konnten flott fahren.





Auf halber Strecke gab es wieder einen Aussichtspunkt mit einer Plattform.









Die lange Fahrerei strengte uns beide an, so dass wir schon kurz überlegten, einfach nur bis Gweta zu fahren und im Planet Baobab zu übernachten. Ruth haderte außerdem noch immer mit den Ereignissen der letzten Tage. Da fährt man stundenlang durch die Pampa und gerät immer wieder an Reisende, die absolut keinen Sinn für Stille und Natur haben. Wie konnte man nur so viel Pech haben? Was hatten wir im zurückliegenden Jahr nur verbrochen, dass hier alles so schief laufen musste? Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste oder zumindest kurzfristig vergessen hatte, war, dass sich letztendlich viele Dinge im Leben wieder ausgleichen. Etwas später auf unserer Reise sollten wir so viel Glück brauchen, dass wir zuvor erst einmal eine ganze Menge Pech ansammeln mussten. In dieser Phase befanden wir uns bis gerade eben noch, so dass Ruth mittlerweile davon ausging, überhaupt nirgendwo mehr ihre Ruhe zu haben. Uwe musste seine ganzen Überredungskünste aufbringen, um sie weiterhin für unsere ursprüngliche Route zu begeistern, aber schließlich bogen wir doch nach Westen Richtung Makgadikgadi Pan Nationalpark ab. Es folgte eine Wasserstelle, an der viele Pferde und Rinder standen.





Der Weg zog sich endlos durch Graslandschaften mit Büschen und Bäumen. Immer wieder tauchten einzelne Häuser und Rinder- oder Ziegenherden auf. An einer Stelle kamen wir vom Hauptweg ab und fuhren geradewegs auf eine kleine Ansiedlung zu. Ein Mann trieb seine Rinderherde vor sich her. Wir hielten und fragten nach dem Weg. Er sagte lachend, wir seien falsch abgebogen, dürften nun aber über sein Grundstück fahren. Peinlich, denn wir standen eigentlich eh schon mitten in seinem Vorgarten. Sein Name war Hafa, und er öffnete extra ein Tor, damit wir nicht umkehren mussten. Neben ihm stand seine kleine Tochter, und er fragte nach ein paar Süßigkeiten für sie. Wir gaben ihm ein paar Gummibärchen, dann fuhren wir an Hühnern und Kühen vorbei über seinen Hof. Es war eine kurze, aber nette Begegnung.
Ein paar Kilometer weiter hielten wir beim ehemaligen Chapman‘s Baobab. Dieser ehemals sicherlich sehr eindrucksvolle Baum war im Jahr 2016 zusammengebrochen. Noch immer standen dort die Monument-Tafeln, ansonsten sah man nur noch die Überreste dieses über 500 Jahre alten Baumes. Die Massen an Holzsplittern ließen aber immer noch erahnen, wie groß dieser gewesen sein musste.



Die Strecke wurde ein wenig unübersichtlich, weil auf dem GPS viele kleine Wege verzeichnet waren. Plötzlich tauchte ein Schild auf, das uns die Weiterfahrt untersagte. Es handele sich um eine private Konzession, und die Durchfahrt sei verboten. Also umfuhren wir das Gebiet nördlich, kamen dann aber auch wieder an ein künstlich angelegtes Wasserloch, an dem gerade ein paar Elefanten tranken. Sie entfernten sich schnell, als wir eintrafen.
Gegen 14:30 Uhr erreichten wir das östliche Xirexara Gate des Nationalparks, das jedoch unbesetzt war.



So fuhren wir in den Park. Die Fahrspuren waren so von Tierfährten zertrampelt, dass wir uns sicher waren, dass hier schon länger kein Wagen mehr gefahren war. Abgesehen vom unbesetzten Gate waren wir auch seit Stunden keinem anderen Fahrzeug mehr begegnet. Nichts desto trotz traute Ruth dem Braten nicht und rechnete nach den Erfahrungen der letzten Tage wieder mit einer Menschenansammlung auf unserer nächsten Campsite. Wahrscheinlich würden sie sich extra mit dem Helikopter dorthin einfliegen lassen.
Auffällig waren die vielen Palmen, die hier überall vereinzelt oder in kleinen Grüppchen wuchsen.



Außerdem sahen wir auch wieder mehr Tiere.

Doppelband-Rennvogel



Über die weiten Ebenen verteilt weideten Zebras, Springböcke und Oryx. Hörnchen wuselten auf dem Boden herum, verschwanden blitzschnell in ihren Löchern, um gleich darauf wieder zu erscheinen. Wir trafen auf Strauße und eine riesige Herde Gnus mit mehr als 200 Tieren













Die Fahrt zog sich länger als erwartet, war aber wegen der vielen Tiere abwechslungsreich. Unzählige Gackeltrappen flogen auf und davon, ein paar Falken saßen auf den wenigen Büschen, und Frankoline huschten umher.

Rebhuhnfrankolin



Ab und zu hielten wir und machten Fotos, aber die meiste Zeit drückte Uwe aufs Tempo, damit wir nicht zu spät bei der Tree Island Campsite ankamen. Denn wieder einmal saßen wir von morgens bis abends im Auto und hatten keine richtige Pause. Das zerrte schon ein wenig an unseren Nerven, und wir nahmen uns wieder einmal vor, kleinere Etappen zu planen.
Ein paar Kilometer vor dem Ziel stand sogar noch ein wenig Wasser in einer Senke, und wir überlegten kurz, ob hier ein Weiterkommen möglich war. Das wäre es jetzt so knapp vor dem Ziel noch gewesen, aber nach einer schnellen Begutachtung waren wir uns sicher, dass der Untergrund fest war, und alles ging gut. Wir erreichten das sehr abgelegene Camp gegen fünf Uhr und hatten diesen Spot tatsächlich für uns alleine. Nach der langen Autofahrt spazierten wir ein wenig herum und entschieden uns schließlich für Stellplatz Nummer 2. Dort schlugen wir das Lager auf, genossen den Sonnenuntergang und machten Feuer. So hatten wir uns das vorgestellt. Ein paar Vögelchen zirpten in den Ästen, eine Maus raschelte im Gras, und sonst war nichts zu hören.



Wir freuten uns über zwei Löffelhunde, die auf der Suche nach Nahrung langsam in unsere Richtung geschnüffelt kamen, bevor sie abdrehten und hinter einem kleinen Hügel verschwanden. Uwe testete die Außendusche an unserem Camper, und sie funktionierte prima. Die vorhandene Einrichtung auf der Campsite wollte er nicht benutzen, da es schon zu spät war.







Als die Sonne untergegangen war, saßen wir noch lange einfach nur da und genossen das Nachglühen und das Farbenspiel am Himmel. Juhu! Das Uns-gehört-die-Welt-Gefühl war zurückgekommen!





Zum Abendessen grillten wir noch einmal Wildfilet und aßen dazu griechischen Salat. An einem großen Feuer und unter vielen blinkenden Sternen war unsere kleine Afrika-Welt wieder in Ordnung.

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Tag 27 – Dienstag, 18. Juli – Makgadikgadi von Ost nach West

Tree Island Campsite – Boteti River Camp

Welch eine ruhige Nacht. In himmlischer Abgeschiedenheit – der nächste Mensch war vielleicht 20 Kilometer entfernt – schliefen wir, bis uns die ersten Vogelrufe weckten. Die Luft war recht frisch, daher frühstückten wir nicht sehr lange,



sondern machten voran und fuhren gegen halb neun Uhr los.



Die Sonne stand noch tief und goss ein warmes Licht über die weiten Grasebenen und kleinen Salzpfannen, an denen wir vorbeikamen. Sehr viele Termitenschmätzer saßen auf Büschen oder flogen durch die Luft.



Neben der Fahrbahn schreckten zwei Löffelhunde auf, die wir erst bemerkten, als sie vor uns davonliefen. Zum Glück drehten sie sich nach einigen Metern nochmal um.





Nach ein paar Kilometern machten wir einen kleinen Abstecher nach Osten und schauten uns die Njuca Hills Campsite an. Die Stellplätze lagen auf einem kleinen Hügel, hatten ebenfalls Eimerdusche und Plumpsklo und eine schöne Aussicht. Zwei Weißbürzel-Singhabichte flogen von einem Baum auf, der eine trug eine Beute. Sie verschwanden aber so rasch, dass wir nicht genau erkennen konnten, um was es sich handelte.
Dann fuhren wir Richtung Khumaga. Die Strecke verlief gerade nach Westen, die Fahrbahn wurde immer übler. Entweder bestand sie aus fiesem Wellblech oder war total tiefsandig. Wir reduzierten den Reifendruck und fuhren möglichst zügig über die Bodenwellen. Das klappte zwar einigermaßen, und das gute Fahrwerk tat seinen Teil, aber dennoch wurden das Auto und wir ordentlich durchgeschüttelt, und in den Schubladen wurde alles durcheinandergerappelt. Wir waren froh, wenn wir kurz anhalten und verschnaufen konnten. Abschnittsweise fuhren wir entlang abgebrannter Grasebenen durch trostloses schwarz-graues Ascheland. Wir sahen einige Strauße und ein paar einzelne Oryxantilopen.





Hier hielten wir uns nicht lange auf und folgten ohne große Umwege den Wegweisern Richtung Boteti.



Als wir dort ankamen, sahen wir auch wieder mehr Tiere, obwohl wir feststellen mussten, dass der Boteti im Grunde kein Wasser mehr führte. Von einem Fluss war ohnehin nicht mehr zu reden. An manchen Stellen im Flussbett stand in weit auseinanderliegenden, seichten Tümpeln noch ein wenig Wasser. Dort konzentrierten sich alle Wildtiere: Unmengen an Zebras, viele Gnus, einige Elefanten, Giraffen und Hippos. Es war traurig zu sehen, wie all die vielen Tiere mit dem kleinen Rest Wasser auskommen mussten.







In den trockenen Flussauen sahen wir einen noch sehr gut erhaltenen Elefantenkadaver. Friedlich, als hätte er sich zum Schlafen niedergelegt, ragte der graue Leib neben einer Gruppe Hippos empor. Lange konnte er dort noch nicht liegen, denn es waren noch keine Geier zu entdecken. Wir fuhren an der Khumaga Campsite vorbei ein Stück nach Norden, dann kehrten wir um und verließen den Nationalpark. Am Tor bezahlten wir noch die Parkgebühr für gestern und heute.



Durch den trockenen Fluss konnten wir nun leicht selbst fahren, wo sonst die berühmte Fähre Autos auf die andere Seite bringt.



Im Ort fuhren wir zum Boteti River Camp, wo wir schon vor Mittag eintrafen. Wir waren noch die einzigen Gäste und erhielten Campsite Nummer 1. Dort machten wir eine sehr lange Mittagspause, aßen Avocado-Thunfisch-Salat, duschten und ruhten uns aus. Nach den letzten Tagen ohne Pause tat dies richtig gut.







Ruth versuchte, ein paar Vögel auf dem Gelände des Camps zu finden.

Rotbauchwürger



Camaroptera



Schieferschnäpper



Maskenbülbül und Weber



Erst kurz vor vier brachen wir zu einem letzten Gamedrive auf, fuhren nochmal in den Park





und knapp 10 Kilometer nach Norden zu den Hippo Pools. Aber auch dort war es dasselbe Bild: Totale Dürre



oder nur wenig Wasser, um das alle Tiere konkurrierten.





Ein Stück fuhren wir unten am ausgetrockneten Boteti entlang und kamen nun genau an dem nur wenige Tage alten Elefantenkadaver vorbei. Und jetzt hatten sich auch schon die ersten Gäste zum Leichenschmaus eingefunden und warteten in den Wipfeln der umliegenden Palmen darauf, dass das bevorstehende Festmahl beginnen konnte.





Bei schwindendem Licht machten wir uns zum Sonnenuntergang hin wieder langsam auf den Heimweg.

Gabelracke











Von überall her strebten die Tiere zu den letzten verbleibenden Pfützen, und es hing dichter Staub in der Luft.







Gegen sechs Uhr verließen wir am Gate wieder den Park. Uwe wollte nach zweimaligem Registrieren eigentlich direkt vorbeifahren, als ihm jemand durch Winken bedeutete, dass er ins Büro müsste. Also wurde brav angehalten und Folge geleistet. Im Büro war schon alles stockdunkel. Eine Rangerin leuchtete mit ihrer Handylampe. Uwe notierte alle für das Ausgangsregister wichtigen Daten. Lediglich die Nummer unseres Permits wusste er nicht auswendig, denn dieses lag im Auto. Das sollte aber kein Problem sein, denn diese Information fehlte mindestens bei jedem zweiten Eintrag im Buch. Aber nein: „That’s important!“ Uwes Hinweis, dass die vorherigen Einträge anscheinend auch in Ordnung gewesen waren, wurde mit einem erneuten: „But it’s important!“ quittiert. Aha! Uwe starrte die Rangerin an. Diese verzog keine Miene. Uwe musste grinsen und wandte sich mit einem „If it’s IMPORTANT, I will go to the car and bring the permit“ von der Dame ab. Hochzufrieden registrierte sie, wie er danach die gewünschte Nummer in die Liste schrieb und nun alles in bester Ordnung war.
Im Camp zurück machten wir Feuer, kochten Kartoffeln und grillen eine Boerewors. Nun ist unser Kühlschrank fast leer, wenn wir morgen wieder nach Maun kommen.

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Tag 28 – Mittwoch, 19. Juli – Zurück nach Westen

Boteti River Camp – Palm Afrique Lodge, Ghanzi

Eine weitere ruhige Nacht. Eigentlich schade, dass uns dies hier besonders auffällt. Selbst das Kleinkind auf dem Stellplatz nebenan schlief zwölf Stunden lang durch. Wir erlebten vor dem Aufstehen ein wunderbares Tierstimmen-Konzert. Hippos, Zebras, Schreiseeadler, Tokos, Frankoline, Rotbauchwürger und viele weitere Rufe drangen in unser Zelt. Da es draußen recht kühl war, blieben wir noch ein wenig in den Schlafsäcken liegen. Wir warteten, bis die ersten Sonnenstrahlen unseren Platz erreichten, bevor wir aus dem Auto stiegen. Auch die Camp-Katze hatte sich eine Stelle gesucht, an der sie die Sonne streichelte.



Es gab nicht viel zu erledigen, außer etwas Luft in die Reifen zu pumpen, da wir ab jetzt wieder hauptsächlich auf Teer unterwegs sein werden.



Dann bezahlten wir das Brennholz und schauten vom Deck der Lodge über den trockenen Boteti. Dabei unterhielten wir uns ein wenig mit unseren Campnachbarn, einem Paar – sie US-Amerikanerin, er Belgier – die nun in Sambia leben und ebenfalls Urlaub machten.
Danach brachen wir auf und fuhren entlang des Boteti nach Norden und dann auf der A3 westlich nach Maun. Beim Tanken kontrollierten wir Kühlwasser und Motoröl und fuhren dann selbstverständlich zu unserem Lieblingsrestaurant. Hilary erwartete uns bereits. Wir waren spät genug, um schon Mittagessen zu bekommen. Wir aßen mit Curry-Huhn gefüllte Avocado mit verschiedenen Salaten. Es schmeckte fantastisch.



Uwe probierte anschließend noch einen Aprikosen-Crumble mit Vanilleeis. Weil es bis zum Herbst unser letzter Besuch dort war, ließen wir uns besonders viel Zeit und genossen Kaffee und Kakao. Dann verabschiedeten wir uns von Hilary.
Nachdem wir uns ein letztes Mal durch die Innenstadt von Maun gekämpft hatten, ging es auf der A3 nach Westen. Bis Ghanzi hatten wir 300 Kilometer zu fahren. Es war nicht sehr viel Verkehr, nur die Ziegen, Kühe und Esel machten das Fahren von Zeit zu Zeit zum Abenteuer. Außerdem bemerkte Uwe am Auto ein Lastwechselverhalten, wenn er vom Gas ging, bremste oder wieder beschleunigte, das ihn beunruhigte. Das Auto machte jedes Mal einen kleinen Schlenker nach rechts oder links, so als würden wir von einem plötzlichen Windstoß getroffen. Uns fiel aber kein Grund hierfür ein, so dass uns erst mal nichts anderes übrig blieb, als dies weiter zu beobachten und bei nächster Gelegenheit fachkundigen Rat einzuholen.
Nach 16 Uhr erreichten wir hinter Ghanzi die Palm Afrique Lodge. Auf der Campsite waren außer uns noch vier deutsche Jungs, die gerade eine Art freiwilliges soziales Jahr an verschiedenen Orten in Namibia absolvierten und auf dem Rückweg von einer kleinen Ferientour nach Botswana waren.
Wir duschten und schauten auf dem Gelände ein wenig nach Vögeln. Dann setzten wir uns in den Camper und ruhten uns aus. Die Jungs nebenan beschallten uns mit Gangster-Rap und machten dazu Liegestütze. Das hatten wir auf dieser Reise auch noch nicht. Noch fanden wir es ganz amüsant. Mal schauen, wie lange sie heute Abend durchhalten.



Rotbauchwürger



Kurz vor Sonnenuntergang lärmte eine Schar Elsterdrosslinge über den Platz. Auf ihre ganz eigene geschwätzige Art machten die Vögel der Musik der Jungs Konkurrenz.











Um 19 Uhr gingen wir zum Abendessen, um nicht selbst kochen zu müssen. Zusammen mit einem anderen deutschen Paar waren wir die einzigen Gäste im Restaurant. Es gab eine Möhren-Ananas-Cremesuppe und anschließend einen Riesenteller mit Rind- und Lammfleisch, Pommes und Gemüse. Diese Portion war nicht zu schaffen. Es tat uns leid, etwas liegen lassen zu müssen, aber es war einfach zu viel. Nur Uwe aß noch den Malva-Pudding zum Nachtisch. Während des Essens und auch noch danach unterhielten wir uns nett mit dem anderen Paar, welches zum ersten Mal in Namibia und Botswana unterwegs war.
Als wir vom Essen zurückkamen, war bei unseren Campnachbarn bereits alles ruhig. Wie schön!
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05 Apr 2024 21:25 #685066
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Tag 29 – Donnerstag, 20. Juli – Wieder in Namibia

Palm Afrique Lodge, Ghanzi – Casa Piccolo, Windhoek

Botswana verabschiedete uns in der Nacht mit dem Ruf der Kalahari: Ein Schakal rief, und mehrere seiner Freunde stimmten in den Chor ein. Es hörte sich herrlich an. Am Morgen standen wir erst auf, als es bereits hell war. Die Sonne ging gerade auf, und das Außenthermometer zeigte kühle 1,6 Grad.



Das Wasser im Donkey war aber schon heiß, und so stand der Morgentoilette nichts im Wege. Uwe kochte lediglich Wasser für Kaffee und Tee, und ansonsten schauten wir, dass wir alles zusammenpackten. Währenddessen fragte Uwe noch bei Stefan in Swakopmund wegen des auffälligen Fahrverhaltens unseres Autos nach. Der hatte auch keine richtige Erklärung, meinte aber, dass sich möglicherweise beim Offroad-Fahren die Spur verstellt habe. Diese Vermutung passte zwar nicht zum Lastwechsel-Verhalten, das eher auf die Hinterachse deutete, aber wir wollten das in Windhoek bei Stefans Bruder Christian prüfen lassen, der dort eine Autowerkstatt hat.



Dann ging es zurück auf die A3 und danach auf die A2. Bis zur Grenze waren es etwa 200 Kilometer. Kurz davor in Charles Hill tankten wir nochmal voll. Am Grenzübergang waren wir sehr schnell. Es war nicht viel Betrieb, und im Ausfüllen der Formulare sind wir geübt. Mit dem Fahrzeug gab es auch keine Besonderheiten, lediglich mit dem namibischen Polizisten unterhielten wir uns etwas. Und sein Kollege auf botswanischer Seite wollte mal einen Blick in den Camper werfen. Neugierig schaute er sich um und befand ihn für sehr schön und komfortabel. Test bestanden! ;)
Nach einigen Kilometern auf namibischem Boden hielten wir an einem Rastplatz. Da ein kühler Wind wehte, stellten wir uns in die Sonne und picknickten im Stehen an unserer Außenküche. Nach der bereits langen Fahrt tat es gut, sich ein wenig die Beine zu vertreten und ein Päuschen zu machen.



Akaziendrossel



Dann ging es auf die nächste, noch längere Etappe Richtung Windhoek. Wir dachten darüber nach, unseren Autohändler in Gobabis zu besuchen, ließen das jedoch, da er vermutlich beim Mittagessen sein würde und wir nicht unnötig Zeit verlieren wollten. Andererseits hätte uns dort ein Mechaniker vielleicht erklären können, was es mit unserem Auto auf sich hatte. Aber was sollte schon sein? Schließlich war das Auto neu. Es konnte ja gar nichts Schlimmes sein. Und außerdem hatten wir ja schon morgen einen Termin in Christians Werkstatt in Windhoek. Ein wenig blauäugig hatten wir uns schnell selbst beruhigt.
Und es ging weiter. Kurz vor dem Windhoeker Flughafen bogen wir links ab und erreichten nach ein paar Kilometern die Progress Farm. Dort wollten wir ab Oktober unser Auto unterstellen und uns heute ein wenig umsehen. Wir hatten zuvor mit den Besitzern Sonja und Mike Kibble Kontakt aufgenommen. Nun begrüßten uns die Farm-Verwalter Gerda und Nikkie. Die beiden waren uns sofort sympathisch. Nikkie zeigte uns die Halle, in der die Fahrzeuge sowie auch ein paar Kleinflugzeuge untergestellt waren. Alles machte auf uns einen sehr guten Eindruck. Wir bekamen Kaffee angeboten und unterhielten uns nett.



Dann verabschiedeten wir uns und fuhren Richtung Windhoek. Das Fahrverhalten unseres Autos machte Uwe immer mehr Sorgen, und er fühlte sich durch die Lastwechsel-Reaktionen sehr unsicher. Im hügeligen und kurvigen Hochland vor Windhoek schwamm das Auto bedenklich. Hier war irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung. Neues Auto hin oder her. Uwe überholte nicht mehr und klemmte sich mit knapp 80 km/h hinter einen LKW. Außerdem funktionierte unser linker Blinker nicht mehr.



Wir spulten die letzten Kilometer bis zur Pension alles andere als souverän ab und waren froh, als wir endlich gegen 17:30 Uhr das Casa Piccolo erreichten.



Kurz nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, traf auch Claudia ein. Wir setzten uns in den Hof und unterhielten uns einige Zeit. Unser Aufenthalt fühlte sich ganz anders an als sonst, da wir weder am Anfang, noch ganz am Ende unserer Reise stehen und daher auch nicht das ganze Zimmer voller Krempel stellten und Taschen aus- oder einpacken mussten. So konnten wir den Abend ganz in Ruhe genießen, duschen und uns für das Abendessen in Joe‘s Beerhouse fertig machen. Wir hatten nur noch einen Tisch für 20:30 Uhr reservieren können, was uns eigentlich zu spät war. Aber so fügten wir uns und freuten uns auf etwas Leckeres. Wir hatten uns mit Marc verabredet, einem früheren Mitarbeiter von Savanna, mit dem wir noch immer Kontakt halten. Wir hatten einen schönen Abend mit vielen persönlichen Gesprächen. Es wurde spät und kühl, bis uns der Shuttle wieder zurück brachte. Das Essen war wie immer sehr lecker.
Letzte Änderung: 05 Apr 2024 21:26 von Eulenmuckel.
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