THEMA: Über das Kaokoveld in den Caprivi
05 Dez 2022 12:56 #656858
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27.07. Marienflusstal über die ungewollte Abkürzung

Manchmal muss man sich wundern. Wir dachten hier komplett alleine zu sein, mitten in der Nacht kam ein Auto an gerumpelt und zwei freundlich winkende Einheimische sind an uns vorbeigefahren. Sie hatten sich noch vergewissert, ob bei uns alles ok ist.
Am Morgen bereiten wir uns noch ein leckeres Frühstück, packen unsere Sachen und starten in den Tag. Auch hier merken wir, dass wir nicht so einsam waren wie gedacht. Einige Meter weiter gibt es einen sehr großen, jedoch zurzeit unbewohnten, Himba Kraal.





Wir fahren um die nächste Ecke und eine winkende Himba Familie springt auf die Piste. Wir halten an und verteilen noch etwas Obst an die Kleinen. Die Mutter zerrt jedoch Ihre Kinder sehr unsanft zur Seite und fragt extrem unhöflich nach Tabak. Den haben wir nicht dabei und so verlassen wir diese unfreundliche Frau.



Mein Sohn übernimmt heute die Navigation und ich zeige Ihm die Strecke die wir nehmen möchten. Es soll zurück über die rote Tonne in das Marienflusstal gehen. Hier haben wir vor, im Camp Syncro zu übernachten. Den Shortcut ins Marienflusstal möchte ich bewusst nicht fahren, da mich einige Berichte der letzten Jahre abgeschreckt haben. Nach kurzer Fahrzeit wundere ich mich jedoch über den Zustand des Weges und die seitlich in die Höhe wachsenden Berge. Hier stimmt was nicht, wir müssten eigentlich langsam in das „Tonnental“ zurückkommen. Eine kurze Überprüfung zeigt, dass wir uns doch im Shrortcut befinden. Moritz meint nur, es wäre doch der wesentlich kürzere Weg. Damit hat er natürlich recht. Der Weg wird immer schlimmer und schlängelt sich die Berge hoch.



Irgendwann geht es auch wieder Bergab und wir erreichen eine kleine Ebene.



Ich freue mich etwas zu früh und sage noch, der Shortcut ist nicht schlimm und das Marienflusstal nicht so schön wie ich es mir vorgestellt habe. Fünf Minuten später vergeht uns das Lachen, denn nun geht es erst richtig los. Auf einer Anhöhe biege ich um eine Kehre und es geht Bergab. Hier bleibe ich kurz stehen und schaue mir den Hang an. Kopfschüttelnd denke ich, hier kann man nicht runterfahren. Zurück geht es aber auch nicht mehr, also vorsichtig die Stufen und Absätze mit unserem Dicken runter gekraxelt.







Dies verläuft nur ohne Aufsetzen und Anecken, wegen der sehr guten Einweisung meiner Frau. Silke muss die halbe Strecke rückwärts durch dieses Geröll bewältigen und mir zeigen, wie ich fahren muss.
Hier in einer Schlucht entdecken wir zahlreiche ausgetrocknete Zebragerippe mit Fell. Warum ausgerechnet in dieser Schlucht so viele liegen ist mir ein Rätsel.



Auch ein Steinmännchen können wir entdecken.



Vom Stress und der Anspannung durchgeschwitzt erreichen wir einen Aussichtspunkt in das Marienflusstal. Es ist ein Traum. Dieses Tal, eingebettet durch Berge, mit rötlich schimmerndem Sand und dem goldenen Gras, durchsetzt von grünen Bäumen ist einfach nur schön. Wir stehen eine ganze Weile an diesem Platz und bewundern den Ort.







Die weitere Fahrt nach Norden zum Grenzfluss Kunene ist ein Genuss und wir cruisen auf dieser herrlichen Sandpiste dahin. Hier gibt es ein wenig mehr Leben und die hier heimischen Himba ziehen mit Ihren Herden, meist Rinder, durch das Tal.





Nach etwa einer Stunde fahrt durch das Tal, erreichen wir den Kunene und somit den nördlichsten Rand Namibias. Auf der anderen Flussseite liegt Angola. Wir checken im Camp Syncro ein und sind von diesem Ort sofort begeistert. Hübsche Stellplätze unter schattigen Bäumen mit sauberen Duschen und einem schönen Blick auf den Fluss.





Die sehr nette Betreiberin Maria zeigt uns das Camp und den Spielgefährten Ihrer Tochter, einen putzigen Hundewelpen.



Bei einem kleinen Spaziergang am Fluss entlang, können wir ein noch sehr kleines Krokodil entdecken. Es soll hier aber auch wesentlich größere Exemplare geben, weshalb am Ufer Vorsicht und etwas Abstand zum Wasser angebracht ist.









Wir nutzen die hübschen Duschen und beenden den Tag mit Lagerfeuer, Abendessen und einem tollen HTHHP-Phänomen.



Anfänglich sind wir die einzigen Gäste hier. Darüber sind wir recht froh, da die Stellplätze sehr nahe aneinander liegen. Später kommt noch eine südafrikanische Familie, mit der wir uns nett unterhalten und wir bekommen Ihr Campinggefährt gezeigt. Ein Wahnsinn was da alles verbaut ist und wie super dieser Wagen ausgestattet ist. Leider kommt am Abend auch noch eine größere Truppe älterer Camper an, die sofort mit dem Aufbau einer kleinen Zeltstadt mitten im Camp beginnen. Warum man abends am Lagerfeuer unter Flutlichtstrahlern sitzen muss, die das gesamte Areal mehr beleuchten, als das heimische Fußballstadion meiner Eintracht, ist mir schleierhaft. Abgesehen von einigen Bellattacken der Camp Hunde haben wir eine sehr entspannte Nacht. Morgens beim Frühstück müssen scheinbar einige Wagen der Seniorencamper unbedingt geladen werden, den die Motoren laufen über eine Stunde. Ich bin kurz vorm Platzen. :evil:

Kurze Bewertung:
Der Shortcut ist eine echte Herausforderung und das übelste Gelände durch das ich bisher gefahren bin. Hier kann man sich seinen Wagen ruinieren und ich habe keine Ahnung was man macht, wenn man sich in einem solch steilen Gelände den Reifen fetzt oder auf einem Felsen so richtig aufsitzt. Der Blick von oben in das Marienflusstal ist unbeschreiblich schön. Man könnte jedoch auch von der Talseite bis zum Aussichtspunkt fahren um den herrlichen Blick zu genießen.
Camp Syncro ist sehr schön und sauber. Maria ist freundlich und hilfsbereit.
Letzte Änderung: 05 Dez 2022 13:09 von Dillinger.
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06 Dez 2022 16:07 #656993
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28. und 29.07. Etambura und ein wenig Alfred Hitchcock

Während wir noch unseren Kaffee trinken und ich versuche das Treiben unserer Platznachbarn zu ignorieren, bauen zwei Himba Frauen einen kleinen Verkaufsstand auf. Etliche Schmuckstücke werden hier angeboten. Silke verliebt sich in eine Halskette die von einer der Beiden getragen wird. Nach kurzer Verhandlung wechselt die Kette den Besitzer und ziert nun den wesentlich käsigeren Hals meiner Frau. Ein kleines Baby ist mit dabei und ich bewundere die Windeltechnik. Der kleine Zwerg hat einfach einen groben Müllsack umgebunden. Sicher nicht bequem und auch nicht hygienisch. Auch seine mega coole Frisur kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er sich nicht ganz wohl fühlt.





Nach dem erfolgreichen Einkaufsbummel starten wir zu unserer Fahrt nach Etambura. Hierzu dürfen wir nochmals durch das schöne Marienflusstal fahren und werden über die rote Tonne und den Jouberts Pass hoffentlich Etambura erreichen.





Das Straußen Ei habe ich so gefunden und nicht platt gefahren. B)
Es ist witzig, dass einem die Strecke, nur in die andere Richtung gefahren, völlig neu vorkommt. Wir sind erneut von der grandiosen Landschaft und der gut zu fahrenden Piste begeistert. Leider werden hier so viele neue Spuren gefahren, dass die Pisten breiter als unsere Autobahnen sind. Vor Ort wird versucht, durch auslegen großer Steinbrocken, ein Verbreitern der Strecke zu verhindern. Schade, dass es so viele Menschen gibt, die bedenkenlos die Natur der Art kaputtfahren.
Wir erreichen die rote Tonne und ich bin gar nicht begeistert den Jouberts Pass nun in die andere Richtung fahren zu müssen. Wir erhöhen unseren Reifendruck um die Reifenflanken zu schützen und stellen hierbei fest, dass unserer Batterie sich gelöst hat und locker im Motorraum herumrutsch. Endlich kommt mein mitgebrachtes Werkzeug und meine diversen Kabelbinder zum Einsatz. Die marode Batteriehalterung, ein viel zu großer verrotteter Metallbügel mit einem Holzbrett und nicht mehr bewegbarer Schrauben, wird durch Kabelbinder und kleiner Holzkeile ersetzt. Leider werde ich in den kommenden Tagen meine provisorische Befestigung noch öfters nachjustieren müssen.
Irgendwo am Jouberts Pass entdecken wir doch tatsächlich ein Steinmännlein, welches wir bei unserer ersten Überfahrt übersehen haben.



Sicherlich fahren wir nun etwas abgebrühter und könnten so den ein oder anderen Blick in die Landschaft riskieren. Auf einer mit sehr spitzen und scharfen Steinen gespickten Stelle, begegnet uns eine Himba Frau mit Ihrem Sohn. Sie lässt sich von einem Esel tragen und er läuft ohne besondere Vorsicht über diesen Boden. Ich würde mir beim ersten Schritt beide Fußsohlen zerfetzen.



Nach dem wir nun zum zweiten Mal diese Strecke ohne Reifenpanne geschafft haben, da bin ich echt ein wenig stolz darauf, machen wir einen kurzen Stopp, an unserer neuen Lieblings-Tankstellen-Shopping-Mall. Hier werden unsere Getränke Vorräte aufgestockt und wir nehmen die Auffahrt nach Etambura in Angriff.





Diesen Ort kennen wir bereits von unserer Reise 2018 und wollten Ihne unbedingt nochmals besuchen. Wir haben diesmal zwei Übernachtungen eingeplant um uns ein wenig, von der vielen Fahrerei, zu erholen.
Die Etambura Lodge hat seit unserem letzten Besuch nichts von Ihrem Charm eingebüßt. Wir fühlen uns hier sofort wohl und werden von den beiden Lodge Betreibern herzlich begrüßt. Uns wird alles gezeigt und wir beziehen unsere Bungalows.











Heute haben wir die kleine Lodge für uns alleine und können uns auf der fantastischen Aussichtsterrasse breit machen. Duschen, kochen, essen und in die Landschaft schauen. Mehr möchte man hier nicht machen.













Nach einem spektakulären Sonnenuntergang mit tollem HTHHP begeben wir uns auf unsere Zimmer. Der Schlafraum hat zwar eine Scheibe zum Balkon, ist jedoch zum Dach völlig offen. Wir machen das Licht an und die Birder- und Hitchcock-Fans unter euch, hätten einen riesen Spaß gehabt. Die Stange sitzt voller schwarzer Vögel, ich vermute es handelt sich um eine Staren Art.



Geblendet von unserem Licht und sicher Tagaktiv, haben sie überhaupt keine Lust unsere Zimmer zu verlassen. Da ich aber auch nicht gerne ihre Hinterlassenschaften in meinem Bett habe und mir das dauernde Geflattere den Nerv raubt, werden sie von mir in die Dunkelheit befördert. Wir haben dieses Problem in beiden Zimmern. Der Vogelkot trägt nicht zur Sauberkeit der Räume bei und ich hätte, den etwas 10cm breiten Spalt unter dem Dach, längst abgedichtet.
Die Vögel und einige summende Blutsauger sind schuld an einer etwas unruhigen Nacht.





Den neuen Tag verbringen wir komplett auf dem Lodge Gelände und bewegen unseren Dicken keinen Meter. Sonnenaufgang aus dem Bett anschauen, auf der herrlichen Terrasse frühstücken, etwas Wäsche waschen, ein Schachspiel aus Steinen und Hölzern bauen, die Gegend mit dem Fernglas absuchen, Vögel und Klippschliefer beobachten und ansonsten, mit einem etwas verträumten Blick, in die Ferne starren. Mittags unternehmen wir einen kleinen Spaziergang in die Umgebung und können uns an dieser Landschaft nicht satt sehen.















So wie Moritz schaut und den Steinen auf dem Tisch nach, habe ich sicher diese Partie verloren.



Zurück auf der Terrasse packen wir unser geliehenes Sat-Telefon aus und senden ein Lebenszeichen an unser Lieben in Deutschland.



So vergeht der Tag rasend schnell. Gegend Abend wird der Tisch für uns gedeckt und das Feuer zum kochen angeheizt. Auch für warmes Wasser wird gesorgt und das Geschirr später abgespült. Man wir hier umsorgt, nur kochen muss man selbst. Neuerdings gibt es auch eine Kühlbox mit kalten Getränken. Gegen späten Abend reist noch ein Pärchen an und wir unterhalten uns ein wenig. Sie zeigen mir Ihren Reiseplan und ich stelle fest, man kann noch mehr im Auto sitzen, als wir es tun. Ihre Reise ist sehr schlecht durchdacht und so kommen sie sehr oft, sehr spät an ihrem Übernachtungsplatz an und können selten die Schönheit eines Ortes nutzen. Auch die traumhafte Aussicht von Etambura können sie bei ihrer dies jährigen Reise nur bei Dunkelheit erleben, denn Sie wollen, wie auch wir, am nächsten Morgen bereits im Dunklen starten. Warum man sich für solch eine Übernachtung Etambura aussucht kann ich nicht nachvollziehen. Auch die Bereifung und Ihr Fahrzeug passen zum Reiseplan, jedoch nicht in diese raue Gegend.
Aber auch wir machen unvernünftige Sachen und starten im kommenden Morgengrauen in Richtung Caprivi. Eine echte Wahnsinnsetappe steht uns bevor.

Kurze Bewertung:
Etambura ist klasse. Hier kann man sich gut einen Tag erholen. Die Lodge wie auch das Marble Camp und das House on The Hill wird von der ortsansässigen Community betrieben und die machen es recht gut.
Anhang:
Letzte Änderung: 06 Dez 2022 16:25 von Dillinger.
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09 Dez 2022 15:21 #657291
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30.07. Etambura nach Ondangwa, 470km ins Owamboland

Unsere Sachen haben wir bereits am Abend vor gepackt und können so in der Dämmerung auf unsere lange Etappe starten. 2018 sind wir bereits von Etambura nach Opuwo gefahren und ich hatte diese Strecke als schlecht zu fahren und als öde Route in Erinnerung. Wie auch damals wollen wir über die südliche :whistle: Strecke, also über die D3707 nach Opuwo. Die letzten Informationen aus dem Forum, kurz vor unserer Reise, ließen nichts Gutes erwarten. Bekam ich dort die Informationen, die D3707 wären schlecht zu fahren, da es starke Ausspülungen gäbe. Wegen der längeren Fahrzeit und der abratenden Berichte, kommt die D3703 für uns als Alternative nicht in Betracht.
Kurz nach dem Start durchfahren wir, bei aufgehender Sonne, nochmals die Otjiha Plains und einigen Strauße begrüßen uns.





Nach den Plains wird es steiniger und die Landschaft weniger spektakulär. Nicht lange nach den Plains verabschiedet uns auch ein letztes Steinmänchen aus dem Kaokoveld und ich muss sagen, der Nord-Westen Namibias hat das übertroffen, was ich mir erwartet hatte. Ich liebe diese Landschaft und sie ist voll nach meinem Geschmack.



So zuckeln und ruckeln wir den Weg entlang und treffen gelegentlich Menschen, die zu Fuß Wasserkanister, Treibstoff oder sonstiges Zeug durch diese Landschaft schleppen. Mit ist nicht ganz klar, wohin hier immer gelaufen wird. Ansiedlungen können wir hier nur sehr wenige sehen.
Aus 2018 habe ich noch einige schlimme Wegabschnitte in Erinnerung und merke, dass große Teile dieser Straße erneuert wurden. Auch die Befürchtungen, der Zustand wegen der letzten Regenzeit sei sehr schlecht, erweisen sich als unnötig. Wir kommen recht gut voran und erreichen bald den Hoarusib und somit den schöneren und interessanteren Streckenabschnitt. Die Landschaft verändert sich hier erneut und wird weiter, sandiger und grüner.



Im Hoarusib gibt es Stellen mit Wasser und der Fluss ist mit Palmen bewachsen. Die Ortschaften nehmen zu und somit gibt es einiges am Rand der Straße zu sehen. Später werden wir auf einem Feld eine große Feier mit einigen hundert Menschen, kleinen Ständen, geschlachteten Rindern und Ziegen sehen. Dies hat sich durch die große Anzahl an voll besetzten, teilweise witzig beladenen Autos gezeigt, die wir auf den letzten Kilometern überholt haben. Am Straßenrand gab es auch den ein oder anderen, der eine Panne hatte oder sich festgefahren hatte. Witzigerweise haben wir unsere südafrikanischen Nachbarn von Camp Syncro getroffen, sie haben versucht einen liegengebliebenen Wagen flott zu bekommen. Immer wieder müssen wir den Hoarusib durchfahren und finden es sehr schön hier. Irgendwann erreichen wir Opuwo und besuchen als erstes eine Tankstelle.





Dank der Jungs von Etambura haben wir es mit unserem Benzin tatsächlich bis hierhergeschafft. Dies muss bei meiner nächsten Reise besser geplant werden. Opuwo mag ich nicht besonders. Hier tobt das Leben und es gibt sehr aufdringliche Straßenverkäufer und Bettler. Dies muss eine Junge Frau erfahren, die als Wache an Ihrem Fahrzeug zurückgelassen wurde und wohl einer Himba Dame etwas abgekauft hat. Ein vorher- nachher Bild zeigt deutlich den Unterschied.





Irgendwo in der Verkäufertraube, kann man den blonden Kopf der überforderten Autowache erkennen.
Auch ich mache einen Fehler und möchte meine geschrumpften Bargeldvorräte hier auffüllen. Man kann ja nie wissen, wann der nächste funktionsfähige und nicht total überlaufende ATM auftaucht. Hier in Opuwo gibt es mehrere Anbieter zur Auswahl. Vor allen Automaten stehen jedoch lange Schlangen. Ich such mir die kürzeste aus und reihe mich ein. Nach 10 Minuten Beobachtung, muss ich feststellen, warum auch immer, es in keinen Millimeter vorwärts geht. Also wechsele ich die Bank und stelle mich in eine andere Schlange. Hier gibt es einiges zu beobachten, lustige Frisuren und diverse Varianten von Perücken und tollste Taktiken uns etwas zu verkaufen. Ein leicht oder auch ziemlich betrunkener Kerl, möchte meinem am Auto wartendem Sohn, einen Ring andrehen. Nachdem er merkt, dass Moritz zu mir gehört, habe ich Ihn, in meiner Warteschlange, am Hals. Erst ist er noch recht freundlich und ich begegne Ihm genauso. Meine Schlangennachbaren belächeln bereits seine Verkaufsversuche und meine Erwiderungen. Er wird jedoch immer aufdringlicher und nach dem er beginnt, nun auch meine Frau zu belästigen, reicht es mir und ich gebe Ihm unmissverständlich zu verstehen, dass es nun genug ist. Den Mitwartenden haben wir mit unserer Aufführung sicher die Wartezeit ein wenig interessanter gestaltet. Nach gefühlt einer Stunde sind auch wir an der Reihe und dürfen Geld ziehen. Den möglichen Höchstbetrag erfrage ich beim Wachmann und hebe ihn dreimal ab. Mit vollgestopften Hosentaschen geht es nun schnell zu unserem Wagen und wir verlassen Opuwo. So sollte man sich sicher nicht verhalten und wir werden es, so dumm auch nicht mehr machen. Wir waren eine Einladung an jeden Kleinkriminellen uns abzukassieren.
Nebenbei bemerkt, fahren wir nach Opuwo durch etliche kleinere Städte und Dörfer, alle mit ATMs ohne Warteschlangen und zweifelhaften Beobachtern.



In Opuwo zu tanken lies sich nicht umgehen, Bargeld und Einkäufe hätten wir eine halbe Stunde später bequemer und wesentlich sicherer erledigen können.
Über die C41 geht es nun für weitere 280km nach Ondangwa. Die Fahrt zieht sich und wir haben langsam für heute genug vom Autofahren. In der Dämmerung erreichen wir endlich die Ongula Village Homestead Lodge und werden mit feuchten Tüchern und einem Trink empfangen. Wir fragen nach einem freien Stellplatz und bekommen sofort das Gelände und die Lodge gezeigt. Die Mitarbeiter sind extrem freundlich und wir können noch ein Abendessen und ein Frühstück für den kommenden Morgen ordern. Hier gefällt es uns auf Anhieb. Die Stellplätze sind sauber aber sehr einfach. Es gibt nur kaltes Wasser und wir nehmen mutig eine Dusche. Schnell noch die Zelte aufgeschlagen und wir begeben uns zum Abendessen. Hier bekommen wir einen sehr hübsch gedeckten Tisch im Freien. Er steht im weißen Sand und alles wird mit Kerzen beleuchtet. Die restliche Umgebung wird vom HTHHP wunderbar angestrahlt.





Auch die Kellnerin gibt sich aller größte Mühe, uns jeden Wunsch zu erfüllen und wir sind sehr positiv von dieser Lodge überrascht. Nach dem guten Essen können wir uns am inzwischen angefachten Lagerfeuer noch einen Trink gönnen und haben mit anderen Gästen der Lodge eine nette Unterhaltung.



Später können wir nur noch müde in die Zelte krabbeln. Unseren ersten langen Transittag haben wir somit gut überstanden.

Kurze Bewertung:
Die D3707 ist sehr gut zu fahren. Opuwo nur zum tanken nutzen. Ongula Village Homestead Lodge ist ein sehr guter Übernachtungsplatz im Ovamboland.
Anhang:
Letzte Änderung: 09 Dez 2022 19:04 von Dillinger. Begründung: Norden und Süden vertauscht.
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13 Dez 2022 16:46 #657507
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31.07. Immer nach Osten, 620 Kilometer bis zur Mobola Island Lodge

Wegen des langen Fahrtages finden wir uns recht früh zum Frühstück ein. Dieses gibt es im Hauptgebäude und es ist sehr umfangreich und lecker. Hier sitzt man zwischen verschiedenen Kunstgegenständen, die hier hergestellt werden und die zum Teil käuflich erworben werden können. Nach dem Bezahlen verlassen wir diese sehr nette Unterkunft und begeben uns auf einen langen Fahrtag.
Über gut zu fahrenden Straßen geht es immer nach Osten. Über die B10 steuern wir als Zwischenziel Rundu an, danach geht es über die B8 bis kurz vor Divundu. Entlang der Strecke gibt es einiges zu sehen. Kleine Dörfer und viele Menschen, Warenstände, Felder, Schulen, Sportveranstaltungen, hier ist einiges los und die Gegend ist recht dicht besiedelt.







Als Europäer ist man hier eher der Exot und fällt doch sehr auf. Ich kann mich nicht erinnern, dass uns auf der gesamten Strecke ein anderes, als Touristen Fahrzeug erkennbares Auto, entgegengekommen ist. Wenn wir anhalten um etwas zu kaufen, werden wir immer sehr freundlich behandelt.





Zu unserer Linken, also nördlich von uns, befindet sich Angola. Wir fahren quasi entlang der Grenze die kurz vor Rundu entlang des Okavango Flusses verläuft. Der Fluss ist immer mal wieder zu sehen und auf der angolanischen Seite muss es große Feuer geben, denn immer wieder sind am Horizont, riesige Rauchsäulen zu erkennen. Fotos gibt es von diesem Fahrtag nur sehr wenige. Am späten Nachmittag erreichen wir endlich die herrlich gelegene Mobola Lodge, auf der wir einen Stellplatz reserviert haben.



Hier werden wir sehr freundlich von dem Eigentümer, einem Sachsen, empfangen und er erklärt uns alles Notwendige. Bei Ihm können wir auch leckeres Wildfleisch und einige andere benötigte Kleinigkeiten einkaufen. Danach suchen wir uns einen Stellplatz aus, denn wir sind hier fast alleine. Auf einem kleinen Damm direkt am Okavango bauen wir unsere Dachzelte auf und richten uns ein. Die Stellplätze sind toll, auf dem üppig mit exotischen Pflanzen bewachsenem Areal, verteilt und bieten genügend Abstand untereinander. Jeder Platz hat einen gepflasterten Sitzbereich, einen gemauerten Grill mit Waschbecken und zusätzlicher Wasserzapfstelle, sowie eine Außen Dusche mit kaltem Wasser.





Die Sanitärgebäude liegen zentral und sind sehr sauber und schön. Wir gönnen uns eine Dusche und frische Kleidung. So aufgehübscht erkunden wir die tolle Anlage. Vorbei an den mit Blumen bewachsenen Bugalows und einem kleinen Naturpool mit künstlichem Wasserfall und Ruhe-Terrasse geht es über eine schmale und wacklige Hängebrücke zu Mobola Island.











Hier erwartet uns, die meiner Meinung nach genialste Bar Namibias. Über weißen Sand erreicht man eine schön gebaute Bar, die Ihre Terrasse über den Ufern des Okavango hat. Hier kann man die Seele baumeln lassen und bei einem Gin Tonic, einen atemberaubenden Sonnenuntergang beobachten.





Auch das rote Nachglühen bietet uns hier nochmals ein ganz besonderes Erlebnis und wie genießen, diesen Hübschen Ort in vollen Zügen.







Georg, der Sohn des Chefs, kümmert sich hier an der Bar um das Wohl der Gäste und er erzählt uns viel über das Leben hier in Namibia. Für uns ist es sehr interessant, zu erfahren, wie er hier lebt und sich fühlt, haben wir doch auch einen Sohn in seinem Alter.
Den tollen Abend hier auf Mombola lassen wir an unserem Lagerfeuer und mit gut gegrilltem Zebra, ausklingen. Ein langer, anstrengender, aber auch sehr schöner Tag geht zu ende.





Den kommenden Morgen können wir sehr entspannt angehen lassen, da wir nur eine kurze Strecke vor uns haben. So richten wir nach einer ruhigen Nacht ein üppiges Frühstück her und lassen es uns, mit Blick auf den Fluss, in der bereits wärmenden Sonne schmecken. Wir schlendern noch ein wenig über die Anlage und schauen uns die neu gebauten Zelte auf der Insel an. Sie liegen wie die Bar direkt am, oder besser über, dem Okavango. Hier her möchten wir nochmals kommen und würden versuchen, für zwei Tage ein solches Zelt zu bekommen.







Nach unserem kleinen Spaziergang bezahlen wir noch unsere Schulden und fahren in Richtung Divundu los.

Kurze Bewertung:
Langer aber interessanter Fahrtag. Es gibt entlang der Straße immer etwas zu sehen. Mombola Island Lodge ist toll und die Eigentümer mit Ihren Mitarbeitern sind extrem nett und freundlich.
Letzte Änderung: 14 Dez 2022 14:42 von Dillinger.
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14 Dez 2022 15:21 #657563
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01.08. und 02.08. Angekommen im Caprivi, Ngepi Camp

Nach kurzer Fahrzeit erreichen wir Divundu. Hier gibt es eine große und gut ausgestattete Tankstelle. Schnell wird unser Dicker mit fast 200 Liter Super gefüllt und einige Einkäufe erledigt. Kurz hinter Bagani, etwas abseits der C48, liegt das hübsche und auf uns, ein wenig alternativ wirkende, Ngepi Camp. Hier hat es uns bereits 2018 so gut gefallen, dass wir gerne zurückgekommen sind. Die Lage direkt am Cubango ist toll. Gegenüber liegt die Buffalo- und etwas weiter Flussabwärts die Mahango - Core Area. Vom Camp aus kann man etliche Tiere beobachten. Sehr stark vertreten sind Flusspferde, etliche Arten Gazellen und auch Elefanten sowie Büffel besuchen gern das gegenüberliegende Ufer. Wir melden uns an der Rezeption und sollen zuerst zwei Tree Houses bekommen. Auf Nachfrage wird uns ein Family Treehouse angeboten und wir nehmen es erfreut an. So können wir unter einem Dach schlafen und müssen nicht zwei Häuser beziehen.



Über kleine Holzstege gelangen wir zu unserem Treehouse und sind begeistert. Die Terrasse liegt quasi über dem Fluss und alles ist offen gestaltet und mit natürlichen Baustoffen hergestellt. Geduscht wird auf der Terrasse und einschlafen sowie aufwachen kann man zur Musik Afrikas, mit Blick auf eine herrliche Natur.









Wir richten uns ein und verbringen einige Zeit auf unserer Terrasse und beobachten die Flusspferde im Wasser und am Ufer.









Ich bewundere den Mut einer Gruppe Reisender, die mit Mokoros auf dem Fluss unterwegs sind. Bei der großen Anzahl an Flusspferden, hätte ich zu viel Angst in diesen wackligen Dingern. Am Morgen unserer Abreise wird sich zeigen, dass meine Bedenken nicht ganz zu Unrecht bestehen.



Hier kann man es wirklich aushalten und wir freuen uns für zwei Tage hier zu sein.





Nachmittags erkunden wir das Camp und gönnen uns einen Gin Tonic an der witzigen Bar.













Hier gibt es viele Hinterlassenschaften und Andenken an unzählige Gäste und abenteuerliche Reisen. Im Barbereich gibt es auch ein funktionierendes W-Lan das von den Gästen kräftig genutzt wird. Später wird ein Lagerfeuer angezündet auf dem das Abendessen zubereitet wird. Heute gibt es Spareribs die über der Glut lecker brutzeln.



Auf dem Weg hier her, sind uns zahlreich Straßen Stände aufgefallen, an denen jegliche Art von Fleisch dargeboten wird. Die Fleischbrocken hängen an einem Gestell oder einem Baum im Freien und sind Sonne und Fliegen schutzlos ausgesetzt. Um zu erkennen, wie frisch das Fleisch ist, oder um Sie auch zu verkaufen, liegen die abgeschlagenen Häupter der Tiere daneben. Unsere heimischen Veterinärämter hätten ihre wahre Freude.
Das Abendessen wird gemeinsam mit anderen Gästen auf einer Kleinen Terrasse eingenommen. Man sitzt hier bei fackelndem Kerzenschein und Hippogekrunze direkt am Fluss und lässt sich das Essen schmecken. Die Atmosphäre ist wesentlich besser als das essen, man wird aber satt.





Wir nehmen noch einen Absacker an der Bar und einen auf unserer Terrasse und schlafen zur Musik der Hippos und diversen Nachttieren ein.
Frühstücken kann man im Ngepi Camp rund um die Uhr. So lassen wir uns am Morgen viel Zeit und beobachten erstmal die Tierwelt aus unseren Betten. Eichhörnchen und Vögel amüsieren sich auf unserer Terrasse, Flusspferde versammeln sich am gegenüber liegendem Ufer zum Sonnenbad und Gazellen verschiedenster Sorten stillen Ihren Durst am Fluss.





Auch das Frühstück nehmen wir auf der Aussichtsterrasse zu uns und genießen einen hervorragenden Kaffee. Am frühen Mittag fahren wir zurück nach Divundu und biegen nach Osten auf die B8 ab. Auf einer großen Brücke überqueren wir den Cubango, werden an einer Polizeikontrolle kontrolliert und biegen kurz danach in die Buffalo Core Area ab.



Hier zahlen wir den Parkeintritt und fahren entlang des Flusses durch den Park. An einer Stelle können wir Ngepi von der anderen Seite sehen und sind von diesem Park begeistert. Es zeigen sich etliche Tiere und eine sehr große Elefanten- sowie Büffel Herde.

























Einer der jungen Elefanten hat leider nur drei Beine. Er kommt mit seiner Situation sehr gut zurecht und der Stumpf scheint auch gut verheilt zu sein.





Lange zuckeln wir durch diese schöne Gegend und bestaunen den Tierreichtum. Nach dem doch sehr tierarmen Kaokoveld ist es hier wie im Tierparadies.
Am späten Nachmittag geht es zurück nach Ngepi, hier widmen wir uns erneut dem Abendessen und der Bar. Auch wir hinterlassen ein Andenken an einer Wand und wer dort zukünftig seinen Urlaub verbringt, kann ja mal nachschauen, ob unser 5er noch hinter dem Tresen hängt.





Den Abend lassen wir am großen Lagerfeuer ausklingen.
Morgens erwachen wir mit Vogelgezwitscher und ich beobachte im Morgengrauen mehrere Mokoros besetzt mit Fischern, die sich am Ufer entlang, Flussaufwärts bewegen. Sie scheinen vom Fischen zurück zu kehren und sind offensichtlich sehr vorsichtig wegen der Hippos. Eins dieser Einbaum Boote ist mit einem Fischer besetzt und ich beobachte Ihn mit meinem Fernglas, als plötzlich ein Hippo ca. 10m vor Ihm aus dem Wasser schießt und auf Ihn zurast. Er ist sofort aus seinem Boot gesprungen und schnell an das Ufer gerannt. Er hatte riesen Glück, dass dies an dieser Stelle möglich war. Wäre die Attacke 20m später passiert, hätte er am Steilufer sicher nicht so schnell aus dem Wasser fliehen können.
Nach dem sich das Hippo beruhigt hat, wird er von einem anderen Fischer aufgenommen und sie kreuzen den Fluss auf unsere Seite und schleichen sich am Ufer entlang, um das abgetriebene Mokoro einzusammeln und das wütende Hippo zu umgehen. Die ganze Sache geschah an der Stelle, an der ich die Touristengruppe bei Ihrem Bootsausflug beobachtet habe. Keine Ahnung wie der Flusspferdangriff, bei solch einer Gruppe, ausgegangen wäre.
Später erfahre ich, dass die Fischer illegal unterwegs sind und aus dem benachbarten Mahango Park kommen, in dem Sie unerlaubter Weise fischen und dabei hohe Risiken in kauf nehmen.
Nach einem ansonsten wunderbaren Morgen auf unserer Terrasse, packen wir unser Auto, gehen noch Frühstücken und brechen zu unserer abenteuerlichsten Unternehmung auf.

Kurze Bewertung:
Ngepi gefällt uns gut, es ist sicher nicht das sauberste und ordentlichste Camp, aber die etwas laxe Stimmung und Führung der Anlage, macht gerade den Reiz dieses Ortes aus. Die Lage ist klasse, man kann von hier zwei tolle Parks in kürzester Zeit erreichen und auch das Camp selbst liegt wunderbar im Grünen und am Flussufer. Die Buffalo Core Area ist teilweise etwas verbuscht, der hintere Bereich liegt jedoch wunderbar am Panhandle des dort beginnenden Okavango Deltas. Er hat uns sehr gut gefallen. Den Mahango werden wir später noch besuchen.
Letzte Änderung: 14 Dez 2022 15:52 von Dillinger.
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15 Dez 2022 16:42 #657635
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03. bis 05.08. Mavunje Camping oder die Frage, warum tust du mir sowas an?

Ehe ich mit dem Bericht über diese Super-Etappe beginne, möchte ich kurz etwas zur Überschrift sagen. Silke ist taff und mutig und macht ohne zu murren jegliche Abenteuer mit und hat Ihren Spaß daran. Wir haben ja bereits einige Abenteuer in Namibia und Botswana erlebt und so schnell kann Sie nichts mehr abschrecken. Nach dem ich die diesjährige Reise geplant hatte, zeigte ich Ihr vorsichtig einige Berichte und tolle Bilder von einer Tour ins Delta mit einer Übernachtung auf einer kleinen Insel, ohne jegliche Infrastruktur. Ich dachte, Sie nickt es ab und denkt nicht weiter darüber nach. Da habe ich falsch gedacht. Sie wollte absolut nicht auf einer Insel im Zelt übernachten und dabei von Elefanten, Krokodilen und Flusspferden umgeben sein.
Naja, gemeiner Weise habe ich es dennoch so gebucht. Sie war darüber, bis ca. 2 Stunde nach Bootsabfahrt und einigen Gin Tonics, nicht sehr glücklich und sagte immer wieder: „Warum tust du mir so etwas an?“ Mehr dazu gibt es später.

Am Morgen starten wir in Richtung Kongola und unser Ziel ist das Mavunje Camp. Erneut geht es über die Brücke nach Osten und wir durchfahren, die bereits bekannte, Polizeikontrolle. Einer der Wachleute, ein hünenhafter Kerl mit Uniform, Schirmmütze und goldener Fliegerbrille, winkt uns lässig durch. Er hätte in jedem James Bond Film den Fiesling spielen können.
Einige Kilometer nach Divundu entdecken wir etwas großes Graues im Busch am Straßenrand. Wir halten an und sehen viele Elefanten die den Plan haben die Straße zu überqueren. Wir befinden uns hier ja auch im großen Bwata National Park und man sollte hier immer mit solchen Begegnungen rechnen.



Der Leitbulle begibt sich zögernd auf die Straße und alle anderen Elefanten warten geduldig im Wald und am Fahrbahnrand. Nachdem das große Leittier die Verkehrssituation gecheckt hat und wir ein wenig zurückgesetzt haben, scheint er ein unsichtbares Zeichen zu geben und alle setzen sich in Bewegung. Nun staunen wir nicht schlecht, da die Elefantenkolonne kein Ende zu nehmen scheint. Sicher über 100 dieser beeindruckenden Tiere kreuzen vor uns die B8. Wir filmen und fotografieren dieses Schauspiel und sind begeistert. Als die letzten Elefanten auftauchen kehrt ein altes Tier zurück, rüsselt (so nenne ich das Rüssel umschlingen und abtasten) die letzten 3 oder 4 Elefanten ab und scheint diese zu fragen, ob Sie wirklich die Letzten der Truppe sind. Danach läuft er noch einmal am Waldrand hin und her und überprüft ob wirklich alle die Straße überquert haben und keiner im Wald vergessen wurde. Erst nach dieser gründlichen Überprüfung eilt er der Herde nach. Dieses Verhalten beindruckt mich immer wieder aufs Neue und daher sind Elefanten für mich die beeindruckendsten Tiere die ich kenne. Ich bin fasziniert von Ihnen.





Die restlichen 200 Kilometer bis Kongola sind langweilig und ereignislos. Hier gibt es wegen des Nationalparks keine Bewohner, oder nur sehr wenige und daher auch nichts zu sehen. Auch die Landschaft ist unspektakulär und man fährt durch endlose Wälder. Ab und an brennt es entlang der Strecke, auch größere Flächen sind verbrannt, doch dies scheint keinen zu stören und hier normal zu sein.
Gegen Mittag erreichen wir Kongola und entschließen uns die Kwando Core Area mit dem berühmten Horseshoe zu besuchen. Am Eingang entrichten wir den Eintritt und erhalten eine kleine Karte mit den möglichen Wegen. Zuerst geht es recht unspektakulär durch dichten Wald und die Strecke wird immer tiefsandiger.



Einige Passagen sind recht knifflig und ich überlege den Reifendruck abzusenken. Der Wald wird nun lichter und man hat immer häufiger einen wunderbaren Blick auf die tieferliegenden Sumpf- und Wasserflächen des Kwando. Der Weg schlängelt sich bald am Wasser entlang und wir erreichen den ein oder anderen Pausen bzw. Aussichtspunkt. So vergeht die Zeit und wir finden diesen Park landschaftlich wunderbar und auch Tiersichtungen sind keine Mangelware.





Zebras, Giraffen, Elefanten und etliche Antilopen zeigen sich uns und wir können uns kaum satt sehen.

















Kurz nach dem, heute jedoch recht unspektakulärem, Horseshoe müssen wir drehen und uns Richtung Ausgang bewegen. Heute hätten wir hier noch Stunden umherfahren können, so gut hat es uns gefallen. An einer üblen Tiefsandstelle blockieren uns zwei festgefahrene Defender, mit einer größeren Touristengruppe den Weg. Der erste Wagen steckt übel fest, erst auf mein Zuraten wird der Reifendruck abgesenkt und ich staune, mit welch abgefahrenem Profil, sich manche in solch tiefen Sand trauen.
Auch wir senken nun unseren Reifendruck und hängen an ein Bergeseil den festgefahrenen Defender an. Locker zieht unser Bolide im Rückwärtsgang die andere Karre aus dem Sand. Nachdem wir nun den Weg freigeräumt haben, wünschen wir der Gruppe noch eine gute Weiterfahrt und begeben uns Richtung Ausgang. Kurz vor diesem werden wir erneut gestoppt, ein entgegen kommendes Fahrzeug bittet uns anzuhalten und wir werden gefragt, ob wir ein ipad auf der Piste gesehen hätten. Er hat es wohl bei einem Foto stopp auf dem Dach liegen gelassen und es irgendwo im Park verloren. Wir können Ihm leider nicht helfen, hoffen jedoch es nicht im Sand plattgefahren zu haben und setzten unsere Reise nach Mavunje fort.
Das Camp ist schnell gefunden und wir werden von einer netten Dame zu unserem Stellplatz gebracht. Wir bekommen Nr.3 und es gefällt uns hier auf Anhieb.





Schnell sind die Zelte aufgeschlagen, das Feuer entfacht und mit dem Abendessen begonnen. Unter dem Dach des Toilettenhauses hängen zwei kleine Fledermäuse und beobachten jeden Toilettengänger skeptisch.



Dan, der Campbetreiber, erzählt uns später, dass es sich um eine sehr seltene Art handeln soll, wegen der bereits Wissenschaftler sein Camp besucht hätten. Es wird dunkel und wir sitzen noch am Lagerfeuer als Dan aus der Dunkelheit auftaucht und sich vorstellt. Er ist ein sehr sympathischer Kerl und er leistet uns bei einem Bier noch länger Gesellschaft. Zum Abschied verabreden wir uns für den morgigen Bootstripp und legen uns müde schlafen.
Nach einer erholsamen Nacht, einige Hippos haben uns in den Schlaf gegrunzt, macht uns Moritz Rührei und wir lassen uns ein leckeres Frühstück schmecken. Etwas später werden wir von Dan abgeholt. Wir schnappen unsere Schlafsäcke und besteigen mit Ihm und seinem Freund und Helfer Clemens, das Boot und starten in unser Abenteuer auf dem Kwando.



Es geht durch herrliche Papyrus- und Schilfwälder, über fast zugewachsene Flussarme und kleine Seen, immer weiter und tiefer in die Natur.





Es ist ein Traum und wir sehen unfassbar viele Tiere.









Dieser Ausflug gestaltet sich locker und entspannt und man kann sich völlig der Natur hingeben. Spannung kommt immer nur dann auf, wenn Hippoverbände den Weg blockieren oder unverhofft vor dem Boot auftauchen. Clemens hat hier einen sehr geschulten Blick und zeigt Dan des Öfteren den richtigen Weg, um diese Kolosse sicher zu umfahren.







Manchmal macht der Wasserstand es notwendig, dass wir mithelfen, mit langen Stangen, anstelle des Motors, durch flache Passagen zu kommen.



Gegen Mittag richten die beiden uns einen Salat mit einigen Zutaten her und wir lassen es uns auf dem Bötchen schmecken.



Kurz danach startet auch die gemeinsame Aktion von Dan und mir, Silke mit einigen Gin Tonics auf die kommende Nacht einzustimmen.
Moritz bekommt eine Angel in die Hand gedrückt und versucht erfolgreich einige Tigerfische zu fangen. Auch ich versuch mein Glück und erwische einen Kleinen.







Die Beißerchen dieser Fische sind beeindruckend. Dan sagt, sie würden nicht gut schmecken und so dürfen die hübschen Kerle zurück in Ihr Wasser.



Am späten Nachmittag finden wir eine große Gruppe Elefanten, die es sich im flachen Wasser gut gehen lassen. Wir legen an einer steilen Böschung an und gehen einige Meter am Ufer entlang um die Elefanten besser beobachten zu können. So setzten wir uns ans Ufer und genießen den Anblick. Plötzlich taucht ein Elefant kurz vor uns aus den Büschen auf und wir sind genauso erschrocken wie er. Die Situation ist nicht ganz ungefährlich und wir gehen langsam Rückwärts um etwas Distanz zwischen Ihn und uns zu bekommen. Jetzt wird es noch lustiger, da unverhofft noch mehr Elefanten oberhalb der kleinen Böschung auftauchen und zum Wasser wollen. Blöd nur, dass wir dazwischenstehen. Der Herzschlag von uns allen beschleunigt sich enorm und Dan und ich gehen auf einen nahen Elefanten zu um Ihn von uns wegzudrängen. Dies funktioniert auch und der Rückweg zu unserem Boot ist frei. Auf dem Boot fühlen wir uns wieder sicher und ich benötige schnell ein kaltes Bier.





















Lange beobachten wir noch die Elefantentruppe und cruisen langsam in Richtung Sonnenuntergang.















Im letzten Licht erreichen wir eine sandige Insel und laden gemeinsam das Boot aus. Wir sammeln Feuerholz, treten vorher immer dagegen, um nicht von einem Skorpion oder Schlange überrascht zu werden und schichten es zum Lagerfeuer auf.







Dan und Clemens bauen zwei Zelte auf und beginnen mit dem kochen des Abendessens. Wir legen unsere Schlafsäcke in unser Zelt und setzten uns mit einem Bier und einem Gin Tonic, Silke trinkt den mittlerweile aus einem Kaffeebecher, an das bereits prasselnde Lagerfeuer. Moritz versucht noch einen Tigerfisch am Ufer zu fangen und kommt kurze Zeit später zu uns ans Feuer.





Wir sind alle gut gelaunt und es gefällt uns hier sehr gut. Meine Familie ist wirklich mutig, hier zu übernachten. Der gesamte Sand der Insel ist mit Elefantenspuren, Hippoabdrücken und den Schleifspuren großer Krokodil-Schwänze übersäht. Hier gibt es keinen Quadratmeter ohne Spuren. Das einsetzende Konzert der Klingelfrösche ist einzigartig und wird nur durch gelegentliches Elefantentröten und Hippo gegrunze unterbrochen. Immer wieder hört man auch das sehr nahe platschen von ins Wasser rennenden Flusspferden.
Clemens bereitet uns ein leckeres Hähnchen mit allerlei Zutaten im Potje zu.







Wir lassen es uns schmecken und haben mit Dan und Clemens noch einen langen und unterhaltsamen Abend am Feuer. Später verkriecht sich Clemens in das eine Bodenzelt und wir uns in das Zweite. Dan legt sich in den Sand am Feuer und übernachtet im Freien. Wir haben eine unerwartet ruhige Nacht und nur Silke wird von dem Schnarchen, der Sie umgebenden Männer, kurz geweckt. Morgens, noch vor Sonnenaufgang bricht ein wenig Hektik aus. Wir können Löwengebrüll hören und wollen uns beeilen die Verursacher mit dem Boot zu suchen. Wir schnappen uns schnell einen heißen Kaffee und packen alles auf das Boot. Hier wird die Landschaft so verlassen, wie wir sie vorgefunden haben. Selbst die verkohlten Holzstücke werden beseitigt. Später als wir nochmals an Land gehen, werden sogar die Fußabdrücke verwischt, um nicht von den Wildhütern, als von Wilderen hinterlassen, gedeutet zu werden. Dan steht mit Ihnen in Kontakt und tauscht Sichtungen und Informationen mit Ihnen aus.
So brechen wir im Morgengrauen auf und begeben uns auf die Suche nach den Löwen. Leider können wir Sie nur noch einige Male hören, im sehr hohen Gras und dem an dieser Stelle unübersichtlichen Gelände, jedoch nicht finden. Auf unserem Rückweg in Dans Camp legen wir nochmal an einer hübschen Stelle an und lassen uns ein Frühstück, an diesem traumhaften Ort, schmecken.





Danach geht es langsam zurück und wir sind uns einig, dass dies einer der besten Ausflüge war. Auch Silke ist restlos begeistert und würde so Etwas jeder Zeit erneut machen.









Zurück im Camp spazieren wir noch ein wenig herum, ich erstehe von Clemens noch einen speziellen Kochlöffel und ansonsten chillen wir den Rest vom Tag.



Nach einer ruhigen Nacht, geht es für uns zurück nach Divundu.

Kurze Bewertung:
Die Kwando Core Area ist landschaftlich und vom Tierreichtum ein Traum. Die Wege sind jedoch teilweise sehr tiefsandig und sicher an manchen Stellen nicht einfach zu fahren.
Mavunje und die Inselübernachtung mit Dan und Clemens haben uns begeistert. Einfach einmalig.
Letzte Änderung: 15 Dez 2022 17:27 von Dillinger.
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