25.03.2021 - Tag 2
Ein unglaubliches Vogelgezwitscher weckt mich schon kurz vor unserem gestellten Wecker. Leider habe ich aber trotzdem schon den Sonnenaufgang verpasst. Schnell in die Hose gehüpft und schon die erste Runde um das Haus gedreht – sehr ungewöhnlich von mir als eigentlicher Langschläfer. Aber hier ist alles anders. Wie von Ariane angekündigt, gibt es schon einen Early Morning Kaffee auf der Terrasse – ein super Service.
Wir haben uns auf 9 Uhr Frühstück geeinigt, da den anderen Gäste 8 Uhr zu früh war. Unsere Tour geht ja heute bis zur Blutkuppe-Campsite, für die ich mit Pausen und Fotografieren maximal 6 Std. Fahrtzeit einkalkuliert habe. Ich habe mir so vorgestellt, dass wir bis spätestens 16 Uhr da sein sollten, um das noch uns ungewohnte Dachzelt aufzuklappen, uns campingmäßig einzurichten, Essen vorzubereiten, und das alles noch vor dem Sonnenuntergang, der um diese Jahreszeit um 19 Uhr ist. Eigentlich wollte ich ja schon bei Ariane ausprobieren, ob das mit dem Dachzelt alles klappt, aber mein Partner meinte, das reicht dann wenn wir es brauchen
.
Nachdem wir uns mit Ariane noch super gut und sehr informativ über Auswandern, Rentner in Namibia etc. unterhalten haben, war es dann tatsächlich bereits 11 Uhr als wir starteten. Das machte mich da schon nervös – ich hätte doch auf früher Frühstücken beharren sollen.
Die C28 war aber gut zu fahren – wir waren eher vorsichtig unterwegs, da immer wieder zu erkennen war, wie sehr es im Februar geregnet hat und die Straße darunter litt. Nach Neuheusis wurde immer noch gearbeitet und das Ausmaß der kaputten Straße noch deutlich zu sehen. Aber was für eine Kulisse – am liebsten wären wir alle paar Meter stehen geblieben:
Man beachte hier die Toilette am Rastplatz - Aussichtspunkt
Nachdem wir so herumgetrödelt haben und es auch mega heiß war, machten wir doch keine längere Pause am Aussichtspunkt, da wir nicht einschätzen konnten wie lange wir noch unterwegs sein werden und was noch auf uns zu kommt.
Aber die vermeidlich steilste Stelle, die gepflastert ist, fanden wir dann doch weniger spektakulär als so manch andere Stellen vorher. Irgendwann (nachdem wir vorher schon mindestens 5x meinten die Blutkuppe zu sehen) kam dann das Schild und der Abzweig.
Um überhaupt in das Gebiet fahren zu dürfen, braucht man ein Permit, welches wir uns vorab schon von Kalahari Care Hire besorgen haben lassen, damit wir uns am Ankunftstag nicht mehr kümmern mussten. Das Permit mit der Campinggebühr-Bestätigung hatten wir also dabei.
Die Zufahrt war vorerst einfach aber holprig. Plötzlich war kein Weg mehr zu sehen. Ich dachte mir nur zum Glück haben wir einen Hilux und keinen Duster (wie vorher mal angedacht – aber da war noch nicht Camping auf dem Plan). Wir schafften es ein Stück weiter und hatten wieder einen Weg. Wir kamen an einem Toilettenhäuschen und an Abfallkübel vorbei dachten nun da zu sein. Aber es wurde immer sandiger. Noch bei der Überlegung wie wir das Auto stellen, war es passiert – die Räder drehten durch. Nach einer Schrecksekunde fiel uns aber ein, dass wir ja Allrad haben
. Diesen rein und schon ging es ohne Probleme aus dem Sandbereich raus. Nun, hier im Nichts stecken zu bleiben, wäre echt blöd gewesen – wir wussten ja nicht mal sicher ob wir nun wirklich an der Blutkuppe sind.
Nachdem ich gelesen habe, dass man links weiter fahren soll und es hinter der Blutkuppe besser ist, fuhren wir noch ein Stück den Weg links herum und hier haben wir uns dann niedergelassen – eine Feuerstelle war schon vorhanden.
Und frage nun an euch: Wo waren wir?
Wir waren jedenfalls nun der Meinung hinter der Blutkuppe zu sein und waren begeistert nun gut, nach genau 6 Std. angekommen zu sein. Wenn ich jetzt aber die Fotos mit Fotos aus dem Internet vergleiche, bin ich mir nicht mehr sicher wo wir überhaupt waren
.
Aber eigentlich ist es egal, es war ein wunderschönes Fleckchen Erde – einsam und alleine – genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten das Dachzelt aufzuklappen – vielleicht hätte sich mein Partner doch mal ein Youtube-Video anschauen sollen – haben wir es dann natürlich doch geschafft – Männer können so etwas ohne Betriebsanleitung
.
Ted war für das Feuer zuständig – ich hatte derweilen „die Betten gemacht“ und schon saßen wir gemütlich am Tisch. Ariane hatte uns vorgeschlagen, dass wir auch schon fertige Rouladen von ihr mitnehmen können. Das war natürlich eine super Idee, gerade für den ersten Abend im Nichts und ihre vorzüglichen Rouladen sind ihren Ruf ja schon vorausgeeilt. So war das mit dem Kochen kein großer Aufwand und wir konnten uns ihre wirklich klasse bereiteten Oryx-Rouladen mit einem Salat und selbstgebackenen Brot von ihr schmecken lassen. Dazu ein Windhoek Lager – was will man mehr
. Wir haben den Sonnenuntergang und die sich farblich veränderten Landschaft in vollen Zügen genossen, um dann noch den unglaublichen Sternenhimmel zu bestaunen. Wir hatten fast Vollmond und die Gegend war gespenstisch hell. Die erste Nacht im Nirgendwo im Dachzelt in Namibia – wie schön – wie aufregend – wie einzigartig!
Leise war es allerdings nicht – ein Nachtvogel (leider keine Ahnung was das war) war lauthals um uns unterwegs und erschreckte uns noch ein paar Mal beim Einschlafen, in dem er laut gefühlt direkt neben dem Zelt krächzte. Nun, da ich die Matratze bei erstem Begutachten ok fand und meinte, dass wir unsere zusätzlich mitgenommenen aufblasbaren Matratzen nicht benötigen, hatten wir dann doch eine etwas unruhige Nacht. Ich war gefühlt 100 x wach und hörte meinen Partner ziemlich laut schnarchen. Das wird hoffentlich sämtliche Tiere vertreiben, dachte ich mir. Immer wieder habe ich mir eingebildet, dass irgend etwas um das Auto schlich. „Lass es bitte keinen Menschen sein“ schoss es mir durch den Kopf, beruhigte mich aber wieder, dass wohl kaum jemand die 12 km von der Straße aus mal eben vorbei kommen würde um nachzuschauen ob sich eventuell hier Touristen befinden, die man bestehlen könnte. Am Morgen meinte allerdings Ted, dass er auch fast nichts geschlafen hätte – nun so können die Wahrnehmungen unterschiedlich sein, immer wenn ich wach war schnarchte er
.