Tag 28 – 9. August 2019 – Bergfahrt mit Wolken
Östliches Hartmanntal – Camp Synchro
Schon beim Aufstehen umschwirrten uns die Fliegen. Genauer gesagt, saßen etwa 30 Fliegen auf Uwes schwarzer Fleece-Jacke. Alle anderen Mitreisenden wurden einigermaßen verschont. Trotz der kleinen Plage frühstückten wir im Flussbett zwischen den Autos. Die Sonne ging zwar auf, war aber hinter einer fast geschlossenen Wolkendecke nicht zu sehen. Wir vermuteten schon, dass in den Bergen Regen fallen könnte.
Noch vor neun Uhr brachen wir auf, verließen das Flussbett und fuhren über steinige und sandige Wege Richtung Südosten. Wir passierten verschiedene Himbasiedlungen, von denen viele verlassen, einige aber auch noch bewohnt waren.
Unter einem düsteren, wolkenverhangenen Himmel ging es Richtung Berge, wo uns einige fahrerische Herausforderungen erwarteten.
Wir wollten die Abkürzung vom Hartmanntal in das Marienflusstal fahren, wobei das Wort Abkürzung tatsächlich nur hinsichtlich der Wegstrecke zu verstehen ist. Die Fahrtdauer betreffend sollten wir vermutlich deutlich länger brauchen, als wären wir über die Tonnen-Route gefahren.
Gleich zu Beginn an der Einfahrt zum Shortcut lag eine extrem steile Auffahrt mit heftigen, ausgefahrenen Stufen vor uns. Wir stiegen aus und überlegten, ob und wie man die Stufen mit Steinen entschärfen könne und ob wir nicht gleich wieder umplanen und einen anderen Weg ins Marienflusstal nehmen sollten, als ein Tourfahrzeug nahte, allerdings ohne Touristen an Bord. Nun wollten wir sehr genau aufpassen, welchen Weg der sicherlich ortskundige Fahrer über die scharfen Kanten und Felsvorsprünge wählen würde. Aus unserem Plan wurde allerdings nichts, denn der nette Mensch rief uns nur von Weitem zu, dass es gleich um die Ecke eine andere Strecke gäbe, die einfacher zu fahren sei. Dieser Tipp war Gold wert, denn so konnten wir uns die Überlegungen sparen und ihm einfach folgen. Natürlich war es beruhigend, dass die geplante Strecke offensichtlich frequentiert wurde, aber das Hinterherfahren gestaltete sich doch schwieriger bzw. unmöglich. Bis wir unsere Autos gewendet hatten, war der andere Wagen längst außer Sichtweite. Wir bogen in die ein Stück weiter nördlich gelegene neue Einfahrt ein, die ein wenig rumpelig, aber nicht schwierig zu befahren war. Als es steiler wurde, verließen wir wieder die Autos, um den Weg zu Fuß zu erkunden. Dabei hörten wir noch eine Zeit lang das Rumpeln von Steinen unter den Reifen des vorausfahrenden Autos und das Quietschen der Bremsen. Zunächst ging es noch recht einfach bergab, bevor von schräg rechts oben die alte Zufahrt auf unsere Spur führte.
Nachdem Matthias und Ruth vorausgeeilt waren und sich den folgenden Streckenabschnitt angesehen hatten, überließ Ruth die Entscheidung lieber Matthias und war gespannt, wie er die Lage beurteilen würde. Er verkündete knapp „Schwierig, aber machbar“, womit er wohl Recht haben sollte, denn nirgends war ein frisch umgestürztes oder aufsitzendes Fahrzeug zu erkennen. Nun gut, dann sollten die Männer halt machen. Ruth und Bele brachten sich lieber in Sicherheit und rutschten zu Fuß die Strecke hinab.
An dieser Stelle wurde es dann ein wenig anspruchsvoller:
Es ging steil bergab, es war recht eng, überall lagen lose Felsbrocken, Geröll und Steine, und selbstverständlich hatte die Spur tiefe Absätze. Wir überlegten uns eine möglichst gute Route, legten noch ein paar Steine in die tiefsten Löcher, und Matthias fuhr als erster hinunter, während Uwe ihm Fahranweisungen gab und dabei immer wieder unter das Auto schaute.
Die Steine knirschten manchmal, wenn der schwere Wagen sich den Weg nach unten bahnte, aber er setzte nirgendwo auf, und auch die Reifen versuchten wir so gut es geht zu schonen. So gelangte das erste Auto wohlbehalten hinter die Schikane.
In der Zwischenzeit hatte sich in Gegenrichtung ein kleiner Stau gebildet. Ein Konvoi von fünf Fahrzeugen mit französischer Besatzung wartete auf uns, um den Weg nach oben zu fahren. Bele hatte den Fahrern glaubhaft versichert, dass es keine gute Idee sei, sich ausgerechnet im folgenden Abschnitt mit den Fahrzeugen zu begegnen. So wurde erst einmal Kaffee gekocht und sich darüber amüsiert, wie vorsichtig wir die Fahrzeuge über die Steine hoben. Wir waren froh, in der einfacheren Fahrtrichtung unterwegs zu sein, aber einer der Männer erklärte fachmännisch, dass er so etwas beruflich mache und zur Not eben alle fünf Autos alleine den Hügel hinauffahren würde. Ja schönen Dank auch!
Nun war aber noch unser zweites Auto dran. Matthias dirigierte Uwe im Landcruiser nach unten, der an manchen Stellen etwas weniger Bodenfreiheit hatte. Aber auch diesmal kamen wir ohne Blessuren unten an.
Im Nachhinein bedauerten wir ein wenig, dass wir uns nicht mehr angesehen und verpasst haben, wie die Hiluxe, die teilweise kein höhergelegtes Fahrwerk und normale Straßenbereifung hatten, wie auf Schienen den Berg erklommen.
Der folgende Streckenabschnitt war leicht zu meistern. Allerdings hatten die Franzosen noch ein paar schwierigere Stellen angekündigt.
Ruth überlegte bei diesen beiden Gesellen schon, ob sie nicht rein prophylaktisch gleich jetzt das Transportmittel wechseln sollte. Manchmal ist es wirklich einfacher, auf einem Esel unterwegs zu sein.
Einmal ging es nach oben,
dreimal, teilweise sehr steil nach unten.
Foto von Bele
Foto von Bele
Manchmal sah es so aus, als würden wir geradewegs durch ein Geröllfeld fahren. Während die Männer mit ihrem Geschicklichkeitsspiel (Kennt ihr den „Heißen Draht“, der nirgendwo anecken darf?) beschäftigt waren und so richtig Spaß hatten, dokumentierten Ruth und Bele das Geschehen eifrig mit Fotos und kleinen Videos.