THEMA: Die Eulenmuckels cruisen vom KTP ins Kaokoveld
29 Mär 2020 23:31 #584827
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Tag 5 – 17. Juli 2019 – Bis zum südlichsten Punkt

Mata-Mata – Twee Rivieren

Heute Morgen begann ähnlich wie gestern. Wir standen um viertel vor sieben auf, packten alles zusammen und tranken Kaffee. Dann wollten wir noch schnell tanken, bevor wir uns auf den Weg machten. Die Kunden vor uns wurden noch abgefertigt, dann verschwand der Tankwart mit dem Versprechen, er sei gleich wieder da. Während wir warteten, kam der große Padskrapper angefahren und rangierte ebenfalls rückwärts auf die andere Seite der Zapfsäulen. Dabei machte nicht nur der Motor einen Riesenlärm, sondern im Rückwärtsgang stieß das Fahrzeug einen ohrenbetäubenden Piepton aus. Nachdem die Höllenmaschine zum Stillstand gekommen war, wurde schnell klar, dass wir mit dem Tanken zu warten hatten und erst an die Reihe kamen, nachdem 200 Liter Diesel in das Monstrum geflossen waren.
Dementsprechend brachen wir etwas verspätet auf. Von allen anderen Autos, die schon vor uns losgefahren waren, war nichts mehr zu sehen. Wir ließen uns Zeit und entdeckten, noch bevor wir ins Auob-Tal hinabfuhren, ein paar Giraffen auf den Dünen. Als wir uns dem ersten Wasserloch Sitzas näherten, sahen wir schon von einiger Entfernung, dass dort drei Löwen im Begriff waren, die Wasserstelle zu verlassen. Vorsichtig fuhren wir näher. Die drei kreuzten vor uns die Straße und liefen nach rechts eine leichte Anhöhe hinauf. Dort legten sie sich in den Sand und musterten aufmerksam die Umgebung.





Wir hätten zu gerne die Geschichte des jungen Männchens erfahren. Hatte ihm ein vorwitziger Schakal in den Schwanz gebissen, oder was sonst war ihm zugestoßen? Wir machten uns so unsere Gedanken.



Gut gelaunt fuhren wir weiter.
Bei unseren bisherigen Besuchen im KTP hatten wir schon das ein oder andere Mal eine Wildkatze gesehen. Heute kamen drei weitere hinzu. Ein lautes „Stopp, anhalten!“, und Uwe entdeckte die meist gut versteckte Katze ebenfalls. Wir wollen euch schlaflose Nächte mit Suchbildern ersparen und gehen nun lieber gleich ein bisschen näher ran. Die erste Katze war schläfrig und träge und blinzelte nur ab und an von ihrem Ast auf uns hinunter.





Auch diese hier war müde und bewegte sich kaum.



Die sonstigen Sichtungen waren wie erwartet: Oryx, Springbock, Gnu und Strauße. Wir fragten uns wiederholt, was die Tiere hier noch zu fressen finden sollten. Bei der kleinsten Bewegung staubte es sehr im völlig kahl gefressenen Tal.



Ein paar Schakale lagen in der Ebene. Bei Urikaruus stand eine Giraffenmutter mit ihrem noch sehr kleinen Nachwuchs auf dem Berg.





Wir machten unsere Frühstückspause wieder bei Kamqua. Leider war es so windig, dass wir kein Wasser kochen konnten. Bei Müsli und Nutellabrot leisteten uns Glanzstare, Siedel- und Mahaliweber Gesellschaft.



Mahaliweber



Schwalbenschwanz-Spint



Kurz hinter Kamqua entdeckten wir einen Milchuhu, der in einem Baum saß und seine Beute verspeiste. Für uns sah sie nach einem Streifeniltis aus, den wir lebendig bisher leider noch nie gesehen haben. Wir sind uns aber nicht sicher. Die große Eule rupfte Stücke aus ihrer Beute und drehte ab und zu den Kopf in unsere Richtung. Wir blieben lange dort und beobachteten den eindrucksvollen Uhu.





Die Weiterfahrt zog sich etwas dahin. Eine weitere kurze Pause legten wir bei Auchterlonie ein und vertraten uns etwas die Beine.

Kapsperling





Bei unserer letzten Wildkatzen-Sichtung hielt ein älteres Ehepaar neben uns. Wir zeigten ihnen die Katze im Baum, und sie erklärten uns im Gegenzug, wo sie in der Nähe von Twee Rivieren ein paar Erdmännchen gesehen hatten. Die fanden wir jedoch nicht.











Rotschopftrappe



Nach der kurvigen Fahrt durch die Dünen erreichten wir Twee Rivieren gegen halb fünf. Wir kauften Brot und Brennholz und suchten uns einen Stellplatz auf dem Campingplatz. In aller Ruhe richteten wir bei noch 26 Grad und Sonnenschein unser Lager ein und duschten. Als Ruth die Autoscheiben sauber machte, erschien unser Campnachbar und bot ihr seinen Wagen als weiteres Betätigungsfeld an. Sie lehnte lachend ab und machte noch ein wenig Ordnung in unserem Camper.



Zu Fuß liefen wir eine Runde über das Campgelände und zum Picknickplatz und suchten nach Vögeln. Leider waren Rotbauchwürger und Sichelhopf (Scimitarbill) zwar laut, aber entweder unkooperativ im Geäst versteckt oder hyperaktiv und außerdem schneller als wir.
Zum Abendessen grillten wir Springbock. Ruth fand, dass das aufgetaute Fleisch ziemlich fies roch. Auch gegrillt konnte sie sich nicht dazu durchringen. Fies hin oder her, Springbock wird nicht weggeworfen. So aß Uwe die gesamte Portion alleine. Zumindest ihm schmeckte es gut, und wir hofften, dass er sich damit nicht den Magen verdorben hatte.



Heute kühlte es recht schnell ab, und bei 11 Grad kletterten wir schon um viertel vor neun ins Zelt. Morgen haben wir mit über 220 Kilometern eine lange Etappe vor uns. Den ganzen Abend über hörten wir Löwengebrüll aus verschiedenen Richtungen. Hoffentlich sehen wir morgen früh noch ein paar der Verursacher.

Kilometer: 120
Letzte Änderung: 29 Mär 2020 23:33 von Eulenmuckel.
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31 Mär 2020 00:04 #584931
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Tag 6 – 18. Juli 2019 – De Nossob eraf

Twee Rivieren – Polentswa

Heute Morgen war es wieder ein bisschen kälter, nur noch knapp über null Grad.



Als wir gegen halb acht unser Park-Permit am Grenzhäuschen zu Südafrika abholen wollten und in einer kleinen Schlange standen, „wunderte“ sich eine Schwedin lautstark darüber, dass jemand hinter uns über 10 Minuten seinen Motor laufen ließ. So etwas wäre in Schweden undenkbar, da würde man sofort Bescheid kriegen. Uwe freute sich darüber, weil auch wir uns schon immer fragen, warum einige Leute minutenlang den Motor laufen lassen, nur weil sie es können und dabei nicht merken, dass es andere stört.
In einem staubigen Fahrzeug-Pulk verließen wir Twee Rivieren nach Norden ins Nossob-Tal. Die meisten fuhren Richtung Mata Mata, und so löste sich der Konvoi schnell auf. Schon bald waren wir alleine unterwegs. Verfahren konnten wir uns heute nicht. Wir mussten einfach nur 220 Kilometer geradeaus fahren. Als wir am ersten Wasserloch Leeuwdril eintrafen, hatten wir ein kleines Déjà-vu, denn dort machte sich gerade eine braune Hyäne aus dem Staub. Leider war sie noch schneller verschwunden als gestern die Löwen.



Hätten wir uns doch besser nicht so vertrödelt, obwohl die beiden Autos, die vor uns gefahren waren, weit und breit nicht zu sehen waren. Vielleicht halten die aber auch nicht für Hyänen.

Lannerfalke



Die ganze Nacht über und auch am Morgen noch hatten wir Löwengebrüll gehört. Aber entlang der Straße war noch nicht einmal eine Schwanzspitze zu entdecken. Auffällig waren die vielen Greifvögel im Nossob-Tal, während wir im Auob fast keine gesehen hatten. Am häufigsten saßen Weißbürzel-Singhabichte in den Bäumen, ab und an ein Raubadler. Auch heute entdeckte Ruth eine Wildkatze, die diesmal nicht in einem Baum, sondern in der Ebene lag.
Ansonsten sahen wir viel Sand, viele trockene Büsche, viel Nichts und noch mehr Staub.



Eine kleine Herde Springböcke war bereits eine willkommene Abwechslung. Zwei Böckchen schoben sich gelangweilt ein wenig hin und her.





Gabarhabicht



Selbst die Kröte war – wenn wahrscheinlich auch nicht ganz freiwillig – ausgewandert und hatte ihren Schild an diesem einsamen Ort zurückgelassen.



Ohne nennenswerte Sichtungen ging es weiter bis Melkvlei, wo wir nur eine kurze Toilettenpause einlegten. Ein verdientes, längeres Mittagspicknick gab es dann nach einer spektakulären Gnu-



und einer noch besonderereren
Oryxerstsichtung



in Dikbaardskolk. Lieber @Zugvogel-Dani, warst du es nicht, der von weniger, dafür aber von Sichtungen mit mehr Qualität gesprochen hatte? Irgendwie waren wir da wohl falsch unterwegs. Sobald wir den Tisch mit Brötchen, Marmelade, Nutella usw. gedeckt hatten, kam eine Horde Webervögel und Glanzstare angeflogen und spekulierte auf Krümel.





Während Ruth ihr Brötchen nur halbherzig gegen das Webergeschwader verteidigte, ging der Schakal, der im Schatten ebenfalls darauf wartete, etwas Essbares zu ergattern, leer aus. Wahrscheinlich hatte er längst alle Streifenmäuse verspeist, die sonst immer munter hier in den Büschen umhergeklettert waren. Davon entdeckten wir nämlich keine einzige.



Als wir unsere Teller unter dem Wasserhahn am Auto abwuschen, stürzten die Webers aus allen Richtungen herbei. Obwohl es bis zur nächsten Wasserstelle gar nicht so weit war, ließen wir den Hahn ein wenig geöffnet und gönnten den sympathischen Gesellen den ein oder anderen Tropfen zum Duschen oder Trinken.

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31 Mär 2020 00:08 #584932
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Um die lange Tagesetappe zu schaffen, fuhren wir meist zwischen 40 und den erlaubten 50 km/h. Es gab aber auch weiter nicht viele Tiere, wegen denen wir hätten anhalten müssen. An den Wasserlöchern standen meist Springböcke, seltener Gnus und Oryx. Einmal sahen wir auch ein paar Elandantilopen, und ein einzelnes junges Gnu blökte herzzerreißend nach seiner Mutter.







Kurz vor Nossob lief ein einzelner Gepard über die Straße. Als wir die Stelle erreicht hatten, an der er zwischen den Sträuchern verschwunden war, konnten wir noch einen schnellen Blick erhaschen.



In Nossob machten wir wieder Pause, kauften Feuerholz, benutzten die vorletztes Jahr neu gebauten Toiletten für Camper und schauten kurz im Hide vorbei. Beim Verlassen des Camps fielen uns die nun fertiggestellten Chalets auf, durch die sich das Camp stark vergrößert hat.
Die letzten 60 Kilometer bis Polentswa legten wir im schönen Nachmittagslicht zurück. Auch an den Wasserlöchern entlang des Weges war nicht viel Betrieb.

Eine mittlerweile vielleicht Fünftsichtung?!



Beim Polentswa Wasserloch saß ein schöner Gaukler im Wasser, wusch sein Gefieder und trank. Dabei ließ er sich viel Zeit und kühlte sich die Füße.



Wir ließen uns auch viel Zeit, verzichteten aber auf das Füße-Kühlen. Außer uns stand noch ein Fahrzeug dort. Wie wir später feststellten, belegte das Paar aus diesem Auto auf Polentswa den Stellplatz Nummer 1. Wir standen auf Nummer 2, die 3 blieb leer.



Auf der Campsite dauerte es heute etwas länger, bis wir das Auto gerade aufgestellt hatten. Wir mussten erst ein Loch für das linke Vorderrad schaufeln, damit Ruth nicht kopfüber während der Nacht aus der Koje gerutscht wäre. (Bele hat an dieser Stelle Schreibverbot!) Schließlich hatten wir es geschafft, und das Bett war geebnet. Wir bauten das Zelt auf und sagten dem Platz „Hallo“, denn Polentswa gehört zu unseren absoluten Favoriten.





Brustbandprinie





Als das Feuer brannte und die Sonne glutrot untergegangen war, leuchtete der Horizont noch einmal dunkelrot auf. Man konnte die Stille hören. Es war herrlich.





Zum Abendessen grillten wir Springbock, der heute nicht ganz so merkwürdig roch wie gestern. Zumindest versuchte Ruth sich das einzureden. Dazu machten wir Salat mit Gurken, Zwiebeln, Feta und Tomaten. In die Glut legten wir ein paar Kartoffeln.
Ruth hatte ein paar Kerzen im Sand aufgestellt (auf dem letzten Foto kann man eine davon ein ganzes Stück rechts neben dem Baum erkennen). Als es gerade dunkel geworden war, wollte sie diese entzünden, konnte zwei Kerzen aber einfach nicht wiederfinden. Plötzlich bemerkte sie eine Tüpfelhyäne, die um das Camp schlich. Das konnte doch nicht wahr sein: Hatte das nimmersatte Vieh doch bereits zwei Kerzen gefressen! Aber nicht mit Ruth. Mit lautem Klatschen machte sie ein paar schnelle Schritte auf den Räuber zu und nahm ihm die dritte Kerze wieder ab. Na ja, nicht direkt aus dem Maul. Die Hyäne war vorher vor der wütenden Ruth getürmt und hatte ihre Beute fallen lassen. Wie gut, dass Hyänen zwar besonders starke Kiefer haben, das aber anscheinend nicht wissen. Leider war auch diese Kerze so angebissen, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Ruth hatte schimpfend ihre liebe Mühe, alle angegeiferten Wachsteilchen wieder aus dem Sand zu sammeln. Zischend warf sie sie ins Feuer, was dieses hoch auflodern ließ. Ein wenig leid tat uns die Hyäne doch, denn wie muss man sich wohl fühlen, wenn zwei Kerzen im Bauch miteinander fangen spielen. Auf jeden Fall war sie eingeschüchtert, und so bekamen wir während des Abendessens keinen weiteren Besuch.
Nach dem Spülen fanden wir unter einem Busch noch eine kleine Maus, die immer wieder neugierig ins Licht huschte und aus unserem Spülwasser ein Tomaten- oder Fetakrümelchen heraussammelte.





Kilometer: 229
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02 Apr 2020 23:41 #585202
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Tag 7 – 19. Juli 2019 – Bis Union‘s End

Polentswa

Heute Morgen zeigte das Thermometer beim Aufstehen knapp fünf Grad. Gerade in Polentswa hatten wir schon deutlich frostigere Nächte erlebt. So packten wir in aller Ruhe und gut gelaunt unsere Sachen zusammen, während wir eine Tasse Tee bzw. Kaffee schlürften und Uwe einen Rusk mümmelte. Ruth sammelte die Kerzenreste ein, die die Hyäne gestern noch übrig gelassen hatte.
Mit Sonnenaufgang fuhren wir los zum Polentswa Wasserloch.



Dort lag ein einzelner Schakal und hätte sich gerne eine der vielen Tauben geschnappt, die am Wasser landeten. Zweimal versuchte er sein Glück halbherzig, hatte aber keinen Erfolg. Dann trottete er davon.





Wir blieben auch nicht länger und fuhren zum nächstsüdlichen Wasserloch Kousant. Auch dort war nicht viel los, außer ein paar Oryx und Springböcken waren keine Tiere anwesend.





Darum drehten wir wieder um und fuhren fortan weiter nach Norden. Bei Polentswa stoppten wir erneut, da sich gerade ein schöner Kudubulle dem Wasser näherte. Hoch erhobenen Hauptes scannte er aufmerksam die Umgebung. Hier musste er keine Sorge haben, denn es lag ja eh nichts Gefährliches im Busch.







Der Schakal von vorhin oder ein anderes Tier aus seiner Familie hatte sich auch wieder eingefunden, war jedoch ebenso erfolgreich wie vor einer Stunde. Alle Tauben flogen davon, und er ging leer aus.



Glanzstar



Die ersten Gruppen an Flughühnern umkreisten mit lautem Tschu-tschu-tschuuu die Wasserstelle und verscheuchten mit ihrem Radau den Schakal. So richtig groß kann sein Hunger nicht gewesen sein, denn sein Frühstückstisch war gerade mit vielen leckeren Hühnchen reich gedeckt.

Nama- und Fleckenflughühner













Da hier nicht viel mehr zu erwarten war, fuhren wir zum Picknickplatz Lijersdraai. Kurz davor gibt es ein neues Wasserloch, heute aber auch ohne Tiere. Auf der großen Ebene vor Lijersdraai strolchte in weiter Entfernung ein Honigdachs herum, schnüffelte und grub hier und da, dass der Sand in hohem Bogen hinter ihm aufflog. Aber leider kam er uns nicht näher. So machten wir eine Picknickpause auf dem Rastplatz. Wir aßen Brötchen mit Nutella und Marmelade.

Maricoschnäpper



In den Sträuchern rund um den Steintisch und die Bänke wuselte eine Großfamilie Streifenmäuse herum. Sie kletterten in den dünnen Ästen, manchmal wagte sich eine aus der Deckung heraus und flitzte über den Platz.



Ruth lief mit der Kamera ein paar Vögeln hinterher, als sie plötzlich ganz hektisch wurde und vorsichtig – so schnell es möglich war, ohne es zu verscheuchen – im Zickzack hinter irgendetwas herrannte. Das Tier musste ziemlich schnell unterwegs sein, denn Ruth wechselte mehrfach die Richtung, setzte die Kamera an, änderte wieder die Position, hastete ein paar Meter weiter und versuchte es erneut. Uwe beobachtete das Spektakel aus der Ferne, wurde aber zusehends neugieriger, um was es sich denn handelte. Nach einer Weile kam Ruth stolz angelaufen, um ihm ihre Beute zu präsentieren: eine kleine Elefantenspitzmaus.



Wir waren total begeistert, da diese schon lange auf unserer Wunschliste stand und schlugen uns direkt noch einmal in die Büsche, um nach dem kleinen Kerlchen Ausschau zu halten. Tatsächlich konnten wir es nach einiger Zeit wieder entdecken und dabei beobachten, wie es von Busch zu Busch huschte. Wir waren total beeindruckt, wie schnell diese Maus rennen konnte.

Hier kommt die Maus!









Letzte Änderung: 02 Apr 2020 23:43 von Eulenmuckel.
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02 Apr 2020 23:48 #585203
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Weit über eine Stunde ließen wir uns Zeit und genossen die warmen Sonnenstrahlen während unseres Frühstücks. Bis auf die verschiedenen Vögel gehörte uns die Picknicksite heute Morgen ganz alleine. es war herrlich ruhig und friedlich.



Die Weber und Glanzstare spekulierten wieder auf den ein oder anderen Brotkrumen, und wir mussten sehr aufpassen, dass sie uns das Brot nicht vom Teller schnappten.

Siedelweber



Meisensänger



Mit unseren Wasservorräten waren wir ein wenig spendabler. Wieder versammelte sich eine ganze Vogelschar unter dem tropfenden Hahn zum Trinken.





Gelbbauchgirlitz



Obwohl es wieder einige Kilometer zu fahren waren, peilten wir das obere Ende der Strecke an: Union‘s End. Bis dahin zog sich der obere Nossob dahin, Gnus, Strauße und einige Riesentrappen säumten den Weg. Ab und zu sahen wir auch ein paar Gabelracken und Gelbschnabeltokos. Bis auf diesen Zwergfalken ließ sich nichts Besonderes blicken, so dass wir schnell voran kamen.



Bei Union‘s End machten wir eine kurze Pause und hielten dann etwas weiter südlich beim gleichnamigen Rastplatz auch noch einmal.



Kalahariheckensänger



Der Rückweg am Nachmittag war bis auf ein paar schnell flüchtende Erdmännchen wenig abwechslungsreich. Dieses Jahr scheint sich kaum ein Löwe oder Leopard, keine Hyäne und erst recht kein Karakal blicken zu lassen. Im hellen Sonnenlicht und mitten am Tage waren die Voraussetzungen hierfür möglicherweise auch nicht optimal. Plötzlich fiel uns unser Daxiang-Bestechungs-Willi wieder ein. Wir hatten ihn natürlich extra von daheim mit in die Reisetasche gepackt, und dort schlummerte er noch immer. Kein Wunder, dass die spektakulären Sichtungen bisher ausgeblieben waren. Das würden wir heute Abend ändern.
Zurück bei Lijersdraai aßen wir Butterbrote und vertraten uns wieder mal die Beine.

?





Maricoschnäpper



So lange im Auto zu sitzen, strengt schon an. So lange nur wenig zu sehen, strengt noch mehr an, besonders die gute Laune. Zurück am Polentswa Wasserloch freuten wir uns daher umso mehr über eine Familie Gaukler.



Wie gestern saß ein Altvogel im Wasser, ein weiterer landete auf einem Baum. Diesmal war auch noch ein Jungvogel dabei und trank ausgiebig. Es ist wohl typisch für Gaukler, dass sie ewig am Boden bleiben und im Wasser stehen.





Unsere Campnachbarn aus Polentswa kamen auch wieder, und gemeinsam harrten wir weiterer Sichtungen.
Da die leider ausblieben, fuhren wir um kurz nach fünf hoch zu unserer Campsite. Uwe duschte, und wir genossen den eindrucksvollen Sonnenuntergang.



Wir grillten Eland-Filet und machten gemischtes Gemüse in Alufolie. Dazu brauchten wir viel Glut, dementsprechend dauerten die Vorbereitung für unser Abendessen etwas länger.



Bevor der Vollmond aufging, machte Uwe ein paar Sternenaufnahmen.



Heute Abend kam keine Hyäne zu Besuch. Stattdessen schaute während unseres Abendessens ein kleiner Kapfuchs im Dunkeln vorbei.





Die Aussicht und Stille in Polentswa hat uns wieder mal gut gefallen. Für uns ist dies schon ein besonderer Platz. Morgen geht es wieder nach Süden bis Rooiputs.

Kilometer: 168
Letzte Änderung: 02 Apr 2020 23:50 von Eulenmuckel.
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Tag 8 – 20. Juli 2019 – De Nossob erop

Polentswa – Rooiputs

Nachts hörten wir immer wieder Hyänen rufen. Es waren mindestens zwei, die abwechselnd ihren Singsang anstimmten. Nachdem um halb sieben der Wecker ging, standen wir auf und packten zusammen. Uwe trank noch die letzten Schlucke Kaffee, als Löwengebrüll einsetzte. Es hörte sich nicht allzu weit entfernt an, und so beeilten wir uns noch mehr mit dem Losfahren. Anstelle hinunter in die Pfanne zu starten, fuhren wir ein kleines Stück in Richtung der Polentswa-Lodge, weil man auf dieser Strecke eine bessere Aussicht auf die Pfanne hatte.



Und tatsächlich sahen wir dort in weiter Entfernung stecknadelkopfgroß zwei Löwinnen. Wir spekulierten auf das Wasserloch und fuhren nun doch hinunter. Obwohl wir einige Zeit warteten, ließ sich außer ein paar Vögeln nichts weiter blicken. Daher kehrten wir noch einmal um und schauten wieder von oben auf die Pfanne. Von den Löwinnen war nichts mehr zu sehen. Dafür waren drei Tüpfelhyänen und ein Dutzend Schakale unterwegs. Wir vermuteten, dass die Löwen nachts ganz in der Nähe ein Tier gerissen hatten, dessen Reste nun unter Tüpfeln und Schabracken aufgeteilt wurden. Mit dem Fernglas konnten wir erkennen, dass eine Hyäne den Lauf eines Tieres davonschleppte. Einige Schakale folgten ihr, die anderen schnüffelten oder fraßen an unterschiedlichen Stellen ein paar übrig gebliebene Reste.
Nachdem nichts mehr zu erwarten war, fuhren wir erneut an den Campsites vorbei hinunter Richtung Wasserloch. Ein junger Gaukler saß mit einem abgenagten Knochen auf der Erde und zupfte daran herum. Dieser Knochen war wohl mehr Spiel und Zeitvertreib als Mahlzeit. Er wurde als Balancierunterlage verwendet, erklommen, aufgestellt und kippte dann mitsamt dem Adler wieder um.







Wir blieben nur noch kurz bei Polentswa, dann machten wir uns auf den langen Rückweg nach Süden durch das Nossobtal. Bei Cubitje Quap blieben wir etwas länger und beobachteten einen Schakal bei seiner Jagd auf Flughühner. Er hatte sich in der Nähe der Wasserstelle niedergelassen und schaute unbeteiligt, während eine Hühnchenschar nach der anderen ihre Runden drehte.



Anders als vor ein paar Jahren, als wir hier gleich mehrere erfolgreiche Jagdszenen miterleben durften, war unser Schakal heute nicht sehr geschickt. Er schlich sich an, sprang so flink in das Hühnergetümmel, dass wir die Übersicht verloren und konnte letztendlich doch nur der davonfliegenden Beute nachsehen.







Wir waren uns nicht ganz einig, ob wir mit dem hungrigen Schakal Mitleid haben oder uns für die glücklichen Hühner freuen sollten. Die nächsten Versuche liefen ebenso erfolglos ab.







Als schließlich keine weiteren Flughühner mehr landeten, um ihren Durst zu stillen und sich auch der Schakal verzogen hatte, fuhren wir weiter nach Nossob. Unsere restlichen Tiersichtungen des Tages lassen sich schnell zusammenfassen: Oryx, Gnus, Springböcke und Strauße und auch nur sehr wenige davon.
Bei Nossob machten wir eine längere Pause mit Duschen, Frühstück, Tanken und Einkaufen.

Glanzstar



Nachdem wir noch ein paar Worte mit unseren Campnachbarn aus Polentswa gewechselt hatten, brachen wir wieder auf. Die meiste Zeit fuhren wir ohne anzuhalten unserem Tagesziel Rooiputs entgegen.

Weißbürzel-Singhabicht



Bei Dikbaardskolk gab es eine weitere Pause.



Eigentlich wollten wir eine Avocado zu einem leckeren Salat verarbeiten. Aber sie war noch zu hart, und so aßen wir die bereits geschnittenen Zwiebeln auf Leberwurstbroten. Glanzstare und Webervögel leisteten uns Gesellschaft. Außerdem hörten wir das laute Hupen eines Rotstirn-Bartvogels.



Im schönen Nachmittagslicht und mit kaum anderem Verkehr steuerten wir weiter nach Süden.



Mit der Zeit wurde es ganz schön frustrierend, kilometerlang keine Tiere zu sehen. Die eine oder andere Sichtung wäre schon nett gewesen. Vor lauter Verzweiflung hielten wir schon mit großer Begeisterung bei fast jedem Springböckchen.



wieder ein junger Gaukler



Gegen halb sechs erreichten wir Rooiputs und fanden unsere Campsite Nummer 2 frei. Alle anderen Stellplätze waren schon belegt. Wir stellten den Buschcamper auf, machten Feuer und bereiteten das Abendessen vor.







Heute gab es zur Abwechslung mal kein Fleisch, sondern Nudeln mit gemischter Tomaten-Chakalaka-Soße, die wir im Potije über dem Feuer kochten. Das schmeckte uns sehr gut, und Ruth rieb noch etwas Käse dazu.



Nach dem Essen kochten wir den Potije aus und spülten. Bevor der Mond aufging, machten wir wieder ein paar Sternenfotos. Von der Nachbarcampsite strahlte eine helle Lampe zu uns herüber und beleuchtete unser Foto. Daher gingen wir hinüber und baten die Südafrikaner, für ein paar Minuten ihre Lampe auszumachen. Den Gefallen wollten sie uns gerne tun, warnten uns aber gleichzeitig, dass es sehr leichtsinnig von uns sei, so weit durch die Dunkelheit zu laufen. Heute Morgen seien Löwen und Hyänen durch das Camp gelaufen, und schließlich gebe es ja keine Zäune. Wir versprachen ihnen, vorsichtig zu sein und machten uns auf den Rückweg. Unter uns fanden wir ihre Sorge ein wenig übertrieben. Wir waren ja schon an vielen Stellen ohne Zaun unterwegs gewesen. Solange sich ein Lichtschein bewegt, hatte uns mal ein Guide erzählt, würden Löwen nicht näher kommen. Außerdem waren wir doch gar nicht weit vom Auto entfernt. Wir befanden uns zwischen den beiden Sites etwa auf gleicher Höhe der Holzvorrichtung mit dem Plumpsklo. Frohen Mutes baute Uwe seine Kamera auf,





als plötzlich Löwengebrüll einsetzte. Und dieses klang nicht sehr weit entfernt. Uiuiui! Schnell das gesamte Fotogeraffel geschnappt und ins Auto geworfen und ab ins Zelt. Klarer Fall von Fehleinschätzung, die Südafrikaner sollten Recht behalten. Wir waren doch ein wenig leichtsinnig gewesen. Mittlerweile bewegen wir uns zwar aufmerksam, aber deutlich selbstverständlicher als bei unseren ersten nicht-umzäunten Campingübernachtungen im Dunkeln. Das nahe Löwengebrüll hat uns ein wenig die Augen geöffnet, doch wieder vorsichtiger unterwegs zu sein.
Als wir in unseren Schlafsäcken lagen, vernahmen wir das an- und abschwellende Rooooaaarrr, das uns durch Mark und Bein ging. Es war fantastisch. Die ganze Nacht über wachten wir immer wieder auf und lauschten dem Spektakel um uns herum.

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