Du hast den Farbfilm vergessen...
Wir haben ein Faible für den Etosha-Nationalpark. Zweimal waren wir schon hier und kennen uns immerhin ein bisschen aus. Nun folgt der dritte Streich. Ich mag die Landschaft, die weiß leuchtende Pfanne, vor allem aber war der Park für uns bislang ein Garant für tolle Tierbeobachtungen.
Die rund 350 Kilometer von der Grootberg Lodge zum Andersson Gate sind keine Herausforderung, wir haben uns gegen eine rumplige Fahrt vom Galton Gate zum Okaukuejo Restcamp entschieden, dessen Standort einst Okakwiya hieß: "die Frau, die jedes Jahr ein Kind gebärt". Was in meinem Fall glücklicherweise auch nicht nur ansatzweise zutrifft.
Der weiße Staub im Park ist legendär und kein unvertrautes Bild. Aber diesmal sind wir platt. Trotz aller Vorwarnungen und Bilder, die wir von der Dürre gesehen haben. "Du hast den Farbfilm vergessen, nun glaubt uns kein Mensch, wie schön's hier war, ha-ha, ha-ha" - mir geht's wie weiland Nina Hagen. Und wo ist eigentlich Scotty, wenn man ihn braucht? There's no life on this planet! Denke ich, doch das Gefühl trügt - ein Glück!
Farbtupfer mit Seltenheitswert
Die Elefanten, obwohl nur wenige Meter von uns entfernt, übersehe ich diesem Grau in Grau um ein Haar. Sie sind ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Tagen erwarten wird. Elefanten noch und nöcher.
Immer schön dran bleiben!
Zur tristen Landschaft gesellt sich tristes Wetter. Es braut sich was zusammen, die Wolken hängen tief. In Hamburg würde ich die Beine in die Hand nehmen. Doch hier passiert nichts, und die Einheimischen winken ab. Alles leere Versprechen, seit Wochen geht es so. Ich verstehe ihren Frust. So ein blödes Wetter, erst sagen und dann nicht machen; das kann ich überhaupt nicht leiden.
Zweimal haben wir im Bush Chalet gewohnt, diesmal ziehen wir ins Waterhole Chalet. Klingt fancy, ist es aber nicht. Ja, es liegt nah beim Wasserloch, doch auch nicht viel näher als unser Bush Chalet 2015. Das war dafür deutlich größer mit noch einem Extraraum und einer kleinen Küchenzeile. Größtes Manko sind die Untermieter. Heerscharen von Mücken - die einzigen der gesamten Reise - belagern unser Quartier. Hinter unserem Häuschen ist ein Kanaldeckel zerbrochen, wohl die Brutstätte der fiesen Viecher, die durch unser geöffnetes Badezimmer hineingelangt sind. Fortan lüften wir nach vorne und werden zu Serienkillern. Wat mutt, dat mutt...
Der erste Gang zum Wasserloch versöhnt, eine große Gruppe Elefanten biegt ums Eck. Ein toller Auftakt mit viel Geplantsche und auch einigem Nachwuchs.
Als die Herde schließlich weiterzieht, verliert eins der Elefantenkinder die Orientierung. Rennt erst der einen vermeintlichen Mutter hinterher,...
...bemerkt dann seinen Irrtum...
...und sprintet mit wehenden Ohren zurück zur echten Mama.
Es ist heiß, als wir am Nachmittag einen ersten kleinen Gamedrive rund um Okaukuejo starten.
Bei Nebrownii, immer eine gute Adresse für Löwen, schnarcht ein Prachtexemplar im spärlichen Schatten eines schütteren Baumes. Wir fahren weiter. Später kehrt die Sonne zurück, und wir auch. Zur rechten Zeit, denn der Löwe rafft sich auf, ...
...schaut beim Wasserloch kurz nach dem Rechten und verschwindet schließlich in der Ferne.
Kurz vor Toreschluss sind wir zurück im Camp. Im Restaurant herrscht Ausnahmezustand. Die Bedienung ist heillos überlastet und genervt, das Essen gehaltlos und fade. Bei unseren vorangegangenen Besuchen rangierte es unter "okay". Doch diesmal sind wir raus und werden uns am nächsten Abend anders behelfen.
Das Wasserloch führt uns allerdings einmal mehr eindrücklich vor Augen, was wir an Okaukuejo schätzen.
Wieder gibt's Elefantenbesuch, eine richtig große Gruppe mit echten Entertainment-Qualitäten.
Wir erleben schöne, ruhige Stunden, was tatsächlich eine besondere Erwähnung wert ist: Alle Anwesenden sind konsequent still. Das haben wir hier auch schon anders erlebt.
Screenshot aus einem Filmchen, das später noch folgt
Den Elefanten folgen die Spitzmäuler, und wie immer können wir uns nur schwer trennen. Doch die Schonzeit ist vorbei, am nächsten Morgen geht es wieder früh raus. Gegen 22 Uhr reißen wir uns los, entledigen uns der restlichen Mücken und schlafen dann beide schnell ein. Ich bin im Safarimodus - dann gelingt das sogar mir.