Fortsetzung
Die 200 Kilometer bis Kongola vergehen recht schnell – wir kommen gut voran und die B8 liefert uns keine nennenswerten Ablenkungen. Die Kinder hören ihre Hörbücher, wir unterhalten uns. Der Motor brummt sonor vor sich hin.
Nach einem Tankstopp in Kongola erreichen wir das nicht weit enfernte Mukolo Camp erst kurz vor 15 Uhr. Es ist also bereits höchste Zeit, sich für den Bootsausflug bereit zu machen.
Wir werden von Veronica, der Campbesitzerin und den zwei Camphunden, sehr herzlich empfangen. Für ein Beziehen unserer Hütte bleibt jedoch keine Zeit mehr.
Gemeinsam mit einem weiteren Paar werden wir von ihr und Hennie, ihrem ebenso netten Ehemann, zum Bootsanleger durch den Busch gefahren. Direkt am Camp ist der Seitenarm des Kwando gerade zu seicht, um ihn befahren zu können. Im Auto heißt es zusammenrücken, denn auch die Camphunde begleiten uns zur Freude unserer Kinder.
Nach einigen Minuten Fahrt besteigen wir eines der kleinen Boote des Camps – hier ist alles auf nur wenige Gäste ausgelegt, das gefällt uns.
Wir fahren durch enge Kanäle, die von hohem Schilf und Papyrus begrenzt sind, und erreichen bald den Hauptarm des Kwando.
Dieser ist durch die anhaltende Dürre auf ein recht enges Restbett zusammengeschrumpft. Hennie meint, dass in etwa zwei Wochen die Bootsfahren vielleicht gestrichen werden müssen, bis neues Wasser den Fluss erreicht hat. Es ist stellenweise einfach zu seicht.
Der omnipräsente African Darter begrüßt uns auf unserer dreistündigen Fahrt – bis zum Sonnenuntergang werden wir auf dem Fluss bleiben.
Durch die malerische Landschaft gleiten wir auf dem ruhigen Fluss dahin. Der Unterschied zum Okavango ist enorm. Der Fluss ist viel schmaler, der Uferbewuchs in der Regel höher. Hier geht es in erster Linie um das Beobachten von Vögeln, Großwild steht weit weniger im Fokus. Und das ist gut so.
Bald entdecken wir einen Pied Kingfisher, der sich ganz nah beobachten lässt, bevor ihm unsere Anwesenheit zu viel wird.
Kurz darauf folgt ein Höhepunkt der Ausfahrt, der jedoch nichts mit der Avifauna der Region zu tun hat. Im dichten Schilf können wir tatsächlich einen Sitatungabock ausmachen, der sich eine ganze Weile beobachten lässt, bevor er im dichten Uferbewuchs unsichtbar wird.
Es entstehen zwar keine überwältigenden Fotos, aber hey: Wir haben eine Sitatunga gesehen. Das war einer meiner großen Wünsche für die Tage im Caprivi. Bisher haben wir nur das Bellen der Antilopen einmal in Uganda hören können. Gegenseitigen Sichtkontakt gab es noch nie.
Auf der weiteren Fahrt lassen sich recht viele unterschiedliche Wasser- und Watvögel beobachten und teilweise sogar scharf ablichten: Den Anfang macht ein Little Egret.
Auch Krokodilnachwuchs lässt sich am Ufer sehen.
Ein juveniler Reed Cormorant.
White-Fronted Bee-Eater gibt es hier in großer Zahl.
Viele kleine Vögel nehmen Reißaus, bevor wir sie fotografieren können. Dieser African Stonechat hält etwas länger still.
Wir sehen Little Bee-Eater und African Jacana.
Dann lässt sich in schönem Licht ein Malachite Kingfisher sehen. Jetzt klickt die Kamera fleißig und wir freuen uns sehr.
Als wir weiterfahren, sehen wir einen Nilwaran und einen Klaffschnabel, der aber schnell das Weite sucht, als unser Boot sich nähert.
Nach der Sichtung eines Giant Kingfisher und eines weiteren Krokodils kommen wir bei einer Gruppe Flusspferde an, die wir im schönen Licht des späten Nachmittags lange beobachten.
Auf der Rückfahrt entdecken wir im goldenen Licht des endenden Tages einen weiteren Malachite Kingfisher. Toll!
Als das Licht bereits fast verloschen ist, lässt sich eine African Swamphen blicken und hält sogar für ein Foto still.
Im dichten Schilf lassen sich Lechwe sehen. Außerdem zeigen sich uns ein Goliath Heron und ein weiteres Krokodilbaby.
Als die Sonne schließlich ganz untergeht, sind wir mit der Fahrt mehr als zufrieden. Wir hatten eine ruhige und entspannte Zeit, einen sehr fähigen und interessierten Guide, nette und fokussierte Mitfahrende und eine ordentliche Ausbeute an verschiedenen Flussbewohnern.
Im Dunkeln werden wir von Hennie mit seinem Auto aufgelesen und zurück ins Camp gefahren. Es geht über enge Wege durch den dunklen Busch. Gut, dass ich nicht selbst den Weg suchen muss.
Im Camp beziehen wir schließlich unsere sehr einfache Hütte, die uns im ersten Moment schon ziemlich erschreckt. Die Möblierung ist überaus rustikal/schmucklos und die Giebelwände bestehen aus Schilfrohren, zwischen denen immer wieder recht große Lücken klaffen. So können wir zum Beispiel durch die Badezimmerwand unser Auto erblicken… Wir sehen also einmal mehr einer sehr (!) kalten Nacht entgegen und tierischem Besuch ist auch Tür und Tor geöffnet…
Wir richten uns zähneknirschend ein und gehen dann – ausgehungert wie wir nach diesem erlebnisreichen Tag sind – zum Abendessen, das wir extra dazugebucht haben, denn eigentlich ist das Mukolo Camp vor allem auf Selbstversorger eingestellt.
Das Essen in der Lapa, das wir gemeinsam mit einigen anderen Gästen einnehmen, ist bodenständig und dabei sehr schmackhaft. Hier wird viel Wert auf abwechslungsreiches Gemüse gelegt – das gefällt uns sehr und ist eine schöne Abwechslung zu anderen Unterkünften. Mit Hennie kann man sich außerdem gut unterhalten – er ist ein echt netter Kerl.
Zurück in der Hütte breiten wir die vorhandenen Moskitonetze sorgfältig aus, schließen bestehende Risse mit Klebeband und machen uns ein möglichst warmes und moskito- und spinnenfreies Lager.
Die Nacht wird trotzdem nicht die beste unseres Lebens werden…
Morgen geht es um 9 Uhr wieder auf den Fluss – und diese Tour soll mindestens (!) ebenso schön werden.