1. Kapitel: Rückkehr ins südliche Afrika oder „Meet the Beast“
16. und 17.7.2019
(Eine kleine Anmerkung vorneweg: Wegen erhöhter physischer und psychischer Belastung entstehen an diesem Tag kaum Fotos – daher die folgende Bleiwüste…)
Einige Tage haben wir mal wieder damit zugebracht, fleißig das Gepäck für uns vier zu schnüren. Kleidung für warme Tage und kalte Nächte, allerlei Taschen- und Stirnlampen und sonstiges Safarigeraffel, eine maximal umfassende Reiseapotheke. Spielzeuge und Bücher, damit den lieben Kleinen nicht langweilig werden wird. Zu diesem Zweck außerdem zwei mp3-Spieler – randvoll bepackt mit Hörspielen und der Lieblingsmusik des Nachwuchses (bei langen Transferfahrten Gold wert). Natürlich auch noch die umfangreiche Fotoausrüstung, die allein einen Rucksack nebst Objektivtasche füllt. Alles in allem werden drei Koffer randvoll gefüllt und zwei Rucksäcke geschultert. Trotz mehrjähriger Erfahrung ist das Packen immer wieder eine durchaus anstrengende und zeitraubende Angelegenheit, aber das Ziel vor Augen stärkt die Motivation…
Am Nachmittag des 16. Juli wird dann entspannt der Zug gen Frankfurt bestiegen – das reservierte Kinderabteil macht die Fahrt einmal mehr sehr komfortabel.
Am Flughafen angekommen, toben sich die Kinder vor dem langen Flug noch einmal auf dem Spielplatz richtig aus. Wir essen noch gemütlich zu Abend und bald geht es dann auch schon los: Um 20.45 Uhr startet unsere SAA-Maschine gen Johannesburg.
Der Nachtflug verläuft ohne große Ereignisse – so ist es gut. Die Kinder nutzen zuerst begeistert das Entertainmentprogramm und schlafen dann recht gut bis zum frühen Morgen. Mein Kopfhöreranschluss ist aber leider defekt und ich kann auch nicht wirklich gut schlafen – so dauert dieser Flug für mich eine gefühlte Ewigkeit…
In Johannesburg haben wir am frühen Morgen knapp zwei Stunden Zeit zum Umsteigen in unser Flugzeug nach Windhoek. Da unser Interkontinentalflug aber etwas verspätet landet, gestaltet sich der Transit etwas stressig, denn an der Passkontrolle im Transferbereich des O.R. Tambo ist leider eine ganze Menge los…
Zum Glück schaffen wir unseren Flieger nach Namibia nach dem ein oder anderen Schweißausbruch noch pünktlich und landen nach knapp zwei Stunden gegen 11.30 Uhr im sonnigen Windhoek. Bereits als uns der warme Wind und die trockene Luft auf der Flugzeugtreppe empfangen und sich unsere Lungenflügel füllen, fühlt sich das wie ein Heimkommen an: Schön, dass wir wieder da sind.
Wir lassen uns viel Zeit auf dem Weg zum Flughafengebäude. Nach dem Stress in Johannesburg wollen wir es ruhig angehen lassen. Die Einreisehalle ist daher sehr gut gefüllt, als wir sie schließlich betreten. In aller Ruhe füllen wir die nötigen Formulare aus und werden schließlich zu unserer Überraschung als Familie mit kleinen Kindern in eine kurze Schlange ganz am Rand des Raumes gebeten. So erfolgt die Einreise doch noch schnell und unkompliziert.
Nachdem wir das Gepäck abgeholt haben, treffen wir in der Halle des Flughafens auf Otto, einen Mitarbeiter der Mietwagenfirma Namvic, der uns freundlich willkommen heißt.
Er fährt uns zur Namvic-Zentrale, die sich zwischen dem Flughafen und Windhoek befindet. Unterwegs erklärt er uns schonmal die Mietbedingungen und einige Funktionen unseres zukünftigen Autos. Nach der langen Flugnacht finde ich das ziemlich fordernd…
Wir fahren durch die staubtrockene Landschaft und bekommen erste Eindrücke von der herrschenden Dürre. Alles ist noch karger, als wir es aus vergangenen Trockenzeiten kannten. Wir freuen uns über erste Warzenschweine und Paviane. Für Fotos fehlt aber die Energie…
In der Namvic-Zentrale werden wir gleich zu unserem Landcruiser geführt.
Wir sind von der Größe und Anmutung des Fahrzeugs zuerst im durchaus negativen Sinn beeindruckt. Ein Gefühl der Überforderung stellt sich in unseren müden Köpfen ein, als die Ausstattung präsentiert, die teilweise sehr schwergängigen Schlösser der Gepäckklappen ausprobiert (für jedes der vier Schlösser ein anderer Schlüssel!) und die Funktionsweise des Wagenhebers erprobt werden. Nach der langen Anreise ist das gerade echt ziemlich viel Input…
Der Innenraum des Landcruisers ist schon sehr in die Jahre gekommen – die Sitze sind zerschlissen, einige Dichtungen sind durch Klebeband ersetzt worden… Es gibt keinen Drehzahlmesser oder andere Instrumente, die man aus modernen Fahrzeugen gewohnt ist. Was uns jetzt noch irritiert, wird uns in einigen Tagen aber nicht einmal mehr auffallen…
Es werden uns außerdem die Funktionsweise der zwei Tanks und des Allradgetriebes erläutert – bei diesen beiden durchaus wichtigen Aspekten werden wir jedoch leider mit fehlerhaften Informationen versorgt, was sich in den folgenden Tagen noch negativ bemerkbar machen wird…
Der obligatorische Einbau der Kindersitze ist dann mal wieder ein Abenteuer für sich. Der Sitz unserer Kleinen gibt sich erst geschlagen, als wir ihn gemeinsam mit den Namvic-Mitarbeitern mit einer großen Anzahl Kabelbindern fixieren…
Unser Gepäck findet locker Platz im riesigen Laderaum und auch wir richten uns im großzügigen (und dabei so schlichten) Doublecab häuslich ein.
Nach gut eineinhalb Stunden in der frühnachmittäglichen Hitze verlassen wir das Namvic-Gelände endlich in Richtung Windhoek. Die ersten Kilometer mit dem Cruiser sind tatsächlich gewöhnungsbedürftig, was Beschleunigung, Geräuschpegel und die Härte der Schaltung anbetrifft… Aber der Wagen bietet einen fantastischen Überblick für alle vier Insassen, den wir bald sehr zu schätzen wissen werden.
Im Checkers in Klein Windhoek machen wir unseren Grundlageneinkauf und werden dabei von einem Parkwächter ziemlich unangenehm bedrängt – er verlangt einen viel zu hohen Betrag für den Parkplatz und ist nicht amüsiert, als wir uns mit dem Supermarktpersonal absprechen, um zu klären, ob diese Gebühren wirklich von Stadtseite aus erhoben werden, wie von ihm behauptet…
Genervt und ziemlich am Ende unserer Kräfte durchfahren wir Windhoek vorbei an der Christuskirche in Richtung Norden zur Immanuel Wilderness Lodge, die wir immer wieder gern besuchen.
Am späten Nachmittag erreichen wir die Lodge nach straßenausbaubedingten Irritationen aufgrund fehlender Beschilderung. Endlich!
Wir werden wie immer sehr freundlich begrüßt und beziehen unsere Zimmer – entgegen der Reservierung haben wir zwei Doppelzimmer bekommen und nicht das von uns so geschätzte Familienzimmer. Wir arrangieren uns damit und verbrauchen dabei letzte Kraftreserven.
Das Abendessen – der Hauptgrund für unsere wiederholten Besuche dieser Lodge – setzt den überaus anstrengenden eineinhalb Tagen, die hinter uns liegen, einen sehr versöhnlichen Endpunkt. Es ist wie immer vorzüglich und die aufmerksamen Gastgeber haben uns den Tisch besonders liebevoll dekoriert – schließlich haben wir heute unseren Hochzeitstag.
Total erschöpft und wohlig gesättigt fallen wir bald in einen tiefen und erholsamen Schlaf. Die größten Anstrengungen liegen (so hoffen wir) hinter uns – jetzt kann unser elfter Afrikaurlaub richtig beginnen…