THEMA: Savanna - extra dry: Etosha, Caprivi, Chobe 2019
21 Aug 2019 10:08 #565305
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4. Kapitel: Keine Weide
20.07.2019


Erst um 7.30 Uhr öffnet das Gate. Das hat Vor- und Nachteile für uns. Ein Vorteil ist, dass wir es recht bequem schaffen, um halb acht als Familie zu einer gemeinsamen Morgenrunde aufzubrechen. Ein Nachteil ist, dass die Morgendämmerung bereits gegen 7 Uhr einsetzt und man in der halben Stunde des erfahrungsgemäß sichtungsgünstigen Zwielichts noch im Camp gefangen ist. Dass das Frühstück nur bis halb zehn gereicht wird, limitiert den Morgendrive außerdem nach hinten heraus etwas, da wir es mit den Kindern nicht geschafft haben, schon vor Toresöffnung zu essen und auch kein Frühstückspaket schnüren wollten.

Heute beschließen wir unser Glück in Richtung Okondeka zu versuchen. Von Laura (Flash2010) haben wir im Vorfeld gehört, dass in der Gegend keine Weide mehr vorhanden sein soll. Das hat sie dann wohl gemeinsam mit den Ebenen östlich von Okaukuejo, die wir am Vortag erkundet haben. :unsure:

Ohne große Erwartungen fahren wir also los und treffen zu unserer Freude ziemlich bald auf zwei junge Tüpfelhyänen, die vor dem Eingang eines unter der Straße verlaufenden Rohres die wärmenden Strahlen der aufgehenden Sonne genießen. Wir stellen den Motor ab und verweilen bei den beiden Tieren, die immer mutiger und neugieriger werden und sich bald in ihrer ganzen Niedlichkeit zeigen.











Zufrieden mit dieser ersten Sichtung des Tages setzen wir unseren Weg gen Okondeka fort. Alles um uns herum ist weiß und völlig ausgedörrt. Entsprechend wenig lebendiges Wild lässt sich blicken.








(ein alter Bekannter aus Lauras Bericht...)

Bei Okondeka entdecken wir in einiger Entfernung dann drei Löwinnen, die sich leider im herrlichsten Gegenlicht aufhalten. Wir beobachten die drei Damen eine Weile, bis sie sich erheben und in Richtung Pfanne abziehen.







Da die Frühstückszeit drängt, drehen wir um und fahren wieder in Richtung Okaukuejo. In der Nähe des Airstrips erblicken wir in einiger Entfernung noch ein S.N., das stracks nach Norden zieht. Wir fragen uns, was der „browser“ sich in dieser blattlosen Umgebung erhofft.



Kurz vor Toresschluss um 9.30 Uhr erreichen wir das Restaurant im Rastlager. Das Personal ist freundlich und hetzt uns ob der fortgeschrittenen Uhrzeit nicht. Wir können also noch in Ruhe frühstücken und uns für den weiteren Tag stärken.
Da wir noch nicht gleich wieder mit den Kindern ins Auto steigen wollen, machen wir einen kleinen Spaziergang zum Wasserloch. Unterwegs begegnen uns wieder einige Vögel, darunter Akaziendrosseln, Rotbauchwürger und Trauerdrongos.







Eine weitere Zwischenstation machen wir an einer Borstenhörnchenkolonie, die vor allem von unserer Kleinen mit Begeisterung beobachtet wird.







Am Wasserloch selbst geht es sowohl auf Seiten der Menschen, als auch auf Seiten der Tiere recht ruhig zu. Es bieten sich uns die altbekannten und doch immer wieder schönen Blicke auf Springböcke, Zebras und Kudus, die jedoch nicht in so großen Zahlen anwesend sind, wie wir es aus „normalen“ Trockenzeiten kennen. Im „Wasserlochbaum“ thront ein Raubadler über dem Geschehen, am Boden wuselt eine Schar Namaflughühner herum.













Wir setzen uns und machen eine längere Pause, während der unsere Kleine auf den dicken Ästen der Campbäume „schlafender Leopard“ spielt. Den hätten wir damit auch schon mal „abgehakt“. ;)

[Fortsetzung folgt]
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25 Aug 2019 17:39 #565706
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Fortsetzung 20.7.2019

Nach der ausgiebigen Pause am Wasserloch brechen wir zu einer spätmorgendlichen Runde zu den Wasserlöchern Nebrowni, Gemsbokflakte und Olifantsbad auf. Die Ausfahrt verläuft insgesamt sehr ruhig und an den Wasserstellen lassen sich nur einige Springböcke, Oryx und Strauße sehen. Der einzige kleinere Vogel, der es auf die Speicherkarte schafft, ist auf dieser Ausfahrt ein Weißscheitelwürger. Der Zustand der Pads geht uns zunehmend auf die Nerven...











Bei Olifantsbad stehen sehr viele Kudus und auf dem Rückweg entdecken wir im nahen Mopanewald ein weiteres S.N., über dessen Anblick wir uns sehr freuen. Auch die Elefantenüberreste, die man bereits in Konnis und Lauras Bericht bewundern konnte, erblicken wir in fortgeschrittenem Verfallsstadium.









Zurück in Okaukuejo machen wir eine Mittagsrast mit Turmbesteigung und Poolbesuch. Der Blick über die kargen und weißen Ebenen ist eindrucksvoll, aber wenig idyllisch…







Am Pool spielen die Kinder fröhlich Wasserball und genießen die heiße Mittagszeit. Waffenkiebitze und Senegaltauben lassen sich auf den umgebenden Wiesen beobachten.





Natürlich suchen wir auch das Wasserloch ein weiteres Mal auf und genießen das dortige Treiben.





Am späteren Nachmittag machen wir uns dann auf den Weg auf eine weitere Ausfahrt, die uns am Schluss aus dem Park heraus zum Etosha Safari Camp führen wird.
Wir fahren in der Hoffnung, noch einmal die Löwen von heute früh zu sehen, gen Okondeka. Leider ist das eine Fehlentscheidung. Unterwegs zeigt sich quasi kein Wild und erst am Wasserloch sehen wir einige Oryxantilopen.



Dann geht es gen Süden nach Ombika und auch hier herrscht wildtechnisch Flaute. Es ist schon frustrierend, wenn man einen Nachmittag so sichtungsfrei durch den kargen Busch wackelt…
Letztendlich fotografieren wir auf dieser Ausfahrt lediglich einen Ant-Eating Chat und einen Schabrackenschakal.





Eine durchaus magere Ausbeute für so viele Kilometer. Wir stehen im schönen Spätnachmittagslicht eine ganze Zeit bei Ombika, aber es verirrt sich kein (!) Tier in unsere Nähe. Die Wasserstelle scheint also wirklich trocken zu sein. Schon etwas enttäuscht verlassen wir den Park durch das Andersson Gate.

Einige Kilometer südlich biegen wir zum Etosha Safari Camp ab, wo wir die kommende Nacht verbringen werden. Wir werden sehr geschäftsmäßig begrüßt und sehen uns im rummeligen Empfangsbereich/Shop um. Im Innenhof sitzen bestimmt dreißig Menschen, die allesamt in ihre Smartphones starren – das WLAN scheint also zu funktionieren…
Der erste Eindruck ist also kein so ganz guter. Unsere Hütte relativiert dies, denn sie ist liebevoll eingerichtet und liegt trotz vieler Hütten in der nähen Umgebung im dichten Busch abgeschirmt. Ein riesiges Doppelstock-Doppelbett dominiert das Zimmer – die Kinder lieben diesen Abenteuerspielplatz und auch das Detail des als wasserspritzenden Elefanten gefliesten Duschbereichs.

Das Essen wird in einer im Hochglanz-Shebeen-Stil gestalteten Innenhofanlage gereicht, die auch mit einigen Infotafeln über die Shebeen-Kultur im südlichen Afrika informiert. Von einer Dreierkombo wird Livemusik gespielt und es brennen einige Feuer. Die Atmosphäre ist trotz recht vieler Tische und einiger Reisegruppen schön, die Bedienung sehr aufmerksam und das Essen in Buffetform erstaunlich lecker. Ein wenig kommt man sich jedoch wie in dem Themenrestaurant eines Freizeitparks vor…



Zufrieden marschieren wir nach dem Essen zu unserer Hütte und verbringen dort eine ruhige Nacht. Morgen geht es wieder in den Park und nach Halali. Neues Spiel, neues Glück.
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27 Aug 2019 11:08 #565867
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5. Kapitel: Habemus herbam!
21.07.2019


Heute lassen wir es morgens etwas ruhiger angehen, denn wir haben auf eine lange Autoschlange am Andersson-Gate nicht so recht Lust und sind auch durch den vergangenen Nachmittag noch etwas desillusioniert. Daher frühstücken wir erstmal gemütlich in der Lodge – das Buffet ist reichhaltig und gut, die Kinder lieben die Pancakes – und packen dann unsere Koffer.

Erst gegen 9.30 Uhr fahren wir dann erneut in den Park, um die kommenden fünf Nächte innerhalb seiner Grenzen zu verbringen. Unser heutiges Ziel heißt Halali. Bevor wir dieses ansteuern können, müssen wir jedoch noch einmal nach Okaukuejo, um dort die Eintrittsgebühren zu entrichten. Aus welchen Gründen auch immer war es nicht möglich mit einer Übernachtung außerhalb des Parks unseren gesamten Aufenthalt am Stück zu bezahlen. Daher heißt es wohl wieder: Schlange stehen… :S

Aber nicht zu schnell: Bevor wir Okaukuejo erreichen, haben wir auf der Teerstraße noch eine schöne Sichtung. Ein fünfköpfiges Löwenrudel liegt in einiger Entfernung auf der Ebene und im Schatten der spärlichen Vegetation. Typisch für die Katzen um diese Tageszeit findet keine weltbewegende Aktivität statt. Man faulenzt und steht nur auf, wenn die Sonne allzu heiß zu brennen beginnt, um sich zu den anderen Rudelmitgliedern in den Schatten zu packen. Immerhin gibt es dadurch etwas zu beobachten.











Zufrieden mit dieser ersten Tagessichtung geht es zum Zwischenstopp nach Okaukuejo, wo unser Befürchtung Realität wird: An der Rezeption hat sich eine lange Schlange gebildet und wir müssen wirklich eine Ewigkeit warten, bis wir unser Permit bezahlen können… :(

Endlich geht es weiter gen Osten. Anfangs zeigt sich erneut recht wenig Wild neben der Wellblechpiste und wir gewöhnen uns erstaunlicherweise so langsam an die schneeweiße Einöde.
Irgendwann sehen wir weit von der Pad entfernt zwei äsende S.N. Diese sind überhaupt nur wegen der fehlenden Vegetation aus der großen Entfernung aus zu erkennen. Unsere Aufmerksamkeit wird jedoch mehr durch viel näher stehende Vertreter der Avifauna gebunden: Ein Doppelbandrennvogel und eine weibliche Gackeltrappe lassen sich in der „Schneelandschaft“ beobachten.







Um die Mittagszeit (!) folgt dann ein Überraschungshöhepunkt, der Endorphine freisetzt, und ich rufe laut aus: „Honey badgers!“ Etwas abseits der Pad sind tatsächlich zwei Honigdachse auf Nahrungssuche, die sich aber ihre schnelle und bodennahe Gangart und die trotz der Dürre gute Deckung renitent einer gelungenen Aufnahme widersetzen… Irgendwann macht einer der beiden Beute und verharrt eine Zeit lang, um zu fressen: Die Gelegenheit für ein Beweisfoto wenigstens eines dieser flinken Gesellen, die wir so gern beobachten. :)



Bei Ondongab herrscht bis auf einen Dusky Sunbird Leere. Unterwegs sehen wir dann immer wieder einige Zebras, Oryx und Springböcke.











Auf den Ebenen um Sueda, Charitsaub und Salvadora dann die erlösende Überraschung: Es gibt Gras in nennenswerten Mengen! Über den Anblick freuen wir uns beinahe mehr als über das Löwenrudel heute Morgen! :)
Und wo es Nahrung gibt, da gibt es auch Wild. Auf den Ebenen stehen stattliche Gnu- und Zebraherden und im Baum bei Sueda sitzen große Vögel. Wir hoffen auf Eulen, finden aber „nur“ Perlhühner vor, die wir um diese Zeit eher auf dem Boden vermutet hätten.











Gegen 14 Uhr erreichen wir schließlich Halali und steuern direkt das Wasserloch an, da es für den Bezug unserer Hütte noch zu früh ist.
(Fortsetzung folgt)
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29 Aug 2019 09:03 #566068
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Fortsetzung 21.07.2019

Als wir das Campwasserloch frohen Mutes erreichen, werden wir von gähnender Leere empfangen. Kein Tier weit und breit – und das bleibt die ganze Zeit, die wir es uns auf den Bänken gemütlich machen, so. :S
Also marschieren wir gegen 14.30 Uhr zurück ins Camp und ich hole, schwer bepackt mit Rucksack und Kamera (dieses Detail wird später noch wichtig sein), gemeinsam mit unserer Großen den Schlüssel zum gebuchten Honeymoon-Chalet ab.
Wir bekommen das Häuschen „Rhino“, das gleich am Rand des Campgrounds und somit auch nicht allzu weit vom Moringa-Wasserloch entfernt liegt. Die Lage ist also schonmal gut.
Halali ächzt unter der Dürre. Zwischen den Häuschen findet man nur noch Staub… Nur in Restaurantnähe gibt es noch etwas bewässerte Wiesen (dieses Detail wird zu einem noch späteren Zeitpunkt wichtig sein).

Das Häuschen selbst ist skurril. Es besteht aus einem Raum, der in Ringform um eine Zwischenwand gebaut ist. Auf der einen Seite der Wand befindet sich das Wohn/Schlafzimmer, auf der anderen Seite der Badezimmerbereich mit Toilette und Dusche. Eine trennende Tür gibt es nicht. Ob das dem Aufkommen einer Honeymoon-Atmosphäre zuträglich ist, sei mal dahingestellt… ;)
Leider findet sich nur ein zusätzlich eingerichteter Schlafplatz, obwohl wir die Hütte für vier Personen gebucht haben. Wir lösen das Problem, indem wir die zwei überdimensionierten Ledersessel, die sich in so vielen NWR-Hütten finden, zu einem Nest-Bett zusammenschieben. Nur um damit jedoch ein neues Problem zu erschaffen: Jetzt wollen beide Kinder in dem neuen Behelfsbett schlafen, das aber nur Platz für eines der Mädchen bietet. Es wird ein Kompromiss gefunden: Ein Kind schläft im Sesselbett, das andere mit der Mama im Doppelbett. Und der Papa wird die Matratze auf dem Fußboden beziehen. Problem gelöst. Klasse. ;)

Die Hütte hält außer der beschriebenen Ringstruktur noch weitere Besonderheiten für den geneigten Honeymooner bereit. Zum einen findet sich über dem Doppelbett ein Dachfenster, das es dem verliebten Paar ermöglichen soll, des nachts den wunderbaren Sternenhimmel Namibias zu genießen. Dumm nur, dass die Scheibe aus Milchglas besteht und zusätzlich durch einen Moskitonetzhimmel verhängt ist. :silly:
Zum anderen hat die Hütte einen kleinen staubigen Privatgarten mit eigenem beheizbarem Whirlpool, der sogar sauberes Wasser enthält. (Wir hatten 2016 in Ai Ais schon einmal so etwas, damals gefüllt mit schwarzer Stinkebrühe…). Unsere Kinder freuen sich über dieses Privatplanschbecken, das sie wegen der herrschenden Wärme auch ganz wunderbar ohne Heizung zur Abkühlung nutzen können. Im Spiegel der herrschenden Dürre erscheint das Vorhalten der betriebsbereiten Becken jedoch durchaus fragwürdig.

Nachdem wir uns eine halbe Stunde akklimatisiert haben, möchte ich einen Birding-Spaziergang im Camp machen und will mir gerade die Kamera mit dem großen Tele schnappen – kann sie aber nicht finden. Ich frage meine Frau nach dem Fotoapparat und sie weiß leider auch nicht, wo er ist. Die Kinder haben ihn auch nicht gesehen. Und so viele Versteckmöglichkeiten hat ein 600er-Zoom-Objektiv dann auch nicht in dieser überschaubaren Hütte. :blink: Dann muss sie wohl im Auto liegen, aber dort: Fehlanzeige. Angst kommt auf und dann kommt die Erinnerung wie ein Hammerschlag: Ich hatte sie doch bei der Abholung des Schlüssels dabei! Ich muss sie im Eifer des Gefechts in der Rezeption auf einem Sessel liegen gelassen haben! Verflucht! Jetzt rast der Puls und ein unschöner Film läuft vor dem inneren Auge ab – der Verlust von Kamera und Objektiv nebst der bisher gemachten Aufnahmen wäre ein echter GAU. Nicht allein finanziell, sondern auch im Hinblick auf die bisherige und vor allem die noch vor uns liegende Tour. :pinch:
Ich renne wie von der Tarantel gestochen über den staubigen Platz zum Rezeptionsbereich. Eine gute halbe Stunde ist vergangen, seit wir die Hütte bezogen haben. Ich rechne mit dem Schlimmsten. Atemlos stolpere ich durch die Tür und kann erleichtert aufatmen. Die Kamera liegt tatsächlich noch auf dem Sessel, dem Ort, an dem ich sie geistesabwesend abgelegt habe. Niemand hat sie bemerkt oder als herrenlos erkannt. Sie wurde weder sichergestellt, noch wurde sie entwendet. Ich schnappe sie mir und ein ganzes Gebirge fällt mir vom Herzen. Noch jetzt beim Schreiben wird mir ganz anders, wenn ich an diese Situation zurückdenke… :ohmy:

Freudestrahlend erreiche ich die Hütte und alle sind wir ganz dankbar und erleichtert. So geht es jetzt auf den geplanten Vogelspaziergang, während die Kinder meiner Frau mit ihren Filzstiften die Nägel kunterbunt lackieren. :)
Es zeigen sich ein fressender Weißscheitelwürger, kuschelnde Kapturteltauben und einige Sichelhopfe, die gar nicht so leicht zu fotografieren sind.













Nach 16 Uhr brechen wir dann zu einer kleinen Nachmittagsausfahrt auf.
Wir steuern Rietfontein an, das Wasserloch, das uns 2017 so wunderbare Sichtungen beschert hat, und sehen schon bei der Anfahrt, dass dort ein S.N. neben dem Wasser ausruht. Fantastisch. Hier wollen wir also bleiben und das schöne Tier im immer wärmer werdenden Licht des Nachmittags beobachten. Zum Glück steht der Dickhäuter nach einigen Minuten auf und stillt seinen Durst.















Irgendwann wollen wir doch noch schauen, ob auf den Ebenen um Salvadora und Co noch etwas Spannendes zu sehen ist und wir fahren die wenigen Kilometer zu den Grasflächen. Es zeigen sich uns die großen Herden, die wir am frühen Nachtmittag bereits gesehen haben. Die Wasserstellen sind jedoch allesamt mehr oder weniger verwaist.



Also fahren wir bald nach Rietfontein zurück und siehe da: Ein zweites S.N. ist eingetroffen und findet die Anwesenheit des anderen Tieres gar nicht so gut. Es wird wild geschnaubt und es kommt zu eindrucksvoll staubigen Scheinangriffen. Eine wirklich spannende Beobachtung im schönsten Fotolicht.













Kurz vor Toresschluss sind wir zurück im Camp. Heute essen wir in der Hütte zu Abend und gehen dann abwechselnd zum Wasserloch, da die Kinder lieber spielen und lesen wollen.
Die Sichtungen über den Abend sind recht spärlich. Aber immerhin zeigen sich einige S.N. und auch Tüpfelhyänen. Ich freue mich besonders darüber, dass ich auf dem Rückweg zur Hütte im Licht einer Camplaterne einem Buschhasen begegne und diesen lange beobachten kann. Ich kann sogar noch die Kinder dazu holen, die sich auch sehr über den niedlichen Gesellen freuen.













Angefüllt mit den schönen Eindrücken des Tages schlafen wir mehr oder weniger gut in den nächsten Tag hinein: Eine im Sesselnest, zwei im Doppelbett, einer auf der dünnen Matratze auf dem Steinboden.

Am kommenden Tag wird sich ein lang gehegter Fotowunsch erfüllen – aber davon wissen wir jetzt natürlich noch nichts. :)
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Letzte Änderung: 29 Aug 2019 09:05 von H.Badger.
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Hallo Sacha,
Jetzt bin ich endlich auch wieder auf dem aktuellen Stand und dann...............
Cliffhanger :evil:
Aber wie ich Dich kenne, gehts bestimmt schnell weiter :woohoo:
Es macht einfach riesig Spaß, Deinen Bericht zu lesen. Die verschiedenen Situationen und auch kleinen Komplikationen sooo schön umschrieben und in Worte gefasst - man fühlt sich so mitten drin.
Ja, und ich glaube Dir aufs Wort, wie Du Dich gefühlt hast, als die Kamera nicht auffindbar war - oje, ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie es mir ergangen wäre :S . Aber jetzt ist ja alles wieder in Butter.
Liebe Grüße auch an den restlichen Badger-Clan von der Mama Petra :)
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01 Sep 2019 16:25 #566364
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6. Kapitel: Man soll den Tag nicht vor dem Abend…
22.07.2019


Heute fahre ich allein zur Toresöffnung in den Park. Die Kinder schlafen tatsächlich noch tief und fest und meine Frau erklärt sich – liebenswürdig wie sie ist :kiss: – bereit, mit dem Nachwuchs in Halali zu bleiben, während ich eine kleine Morgenrunde in Richtung Rietfontein drehe.

Am heutigen Tag erscheint der Busch in weiten Teilen geradezu leergefegt. Auf dem Weg zur Hauptstraße zeigt sich kein Wild und erst mit Blick in Richtung Pfanne lassen sich einige weit entfernte Giraffen im Morgenlicht ausmachen.



Auf dem Weg nach Rietfontein treffe ich dann bereits auf den Höhepunkt dieser frühen Ausfahrt. Direkt neben der Pad äst ein S.N. in aller Gemütsruhe. Ich kann den Wagen gleich neben dem Tier abstellen und es in aller Ruhe beim Frühstück beobachten. Das Knacken der Äste, das Geräusch der Schritte des Dickhäuters – es ist ein tolles Erlebnis diesem Tier so nah kommen zu dürfen.





Als sich das S.N. schließlich von der Straße entfernt, steuere ich Rietfontein an, das leider auch nach einiger Aufenthaltszeit verwaist bleibt. Also setze ich den Weg gen Salvadora fort, um dort erneut auf die großen Gnu- und Zebraherden zu treffen. Auch Kuhantilogen und ein Temminckrennvogel lassen sich in der Ferne ausmachen. Das Licht ist schön, die Hoffnung bei so vielen Grasfressern auch auf deren Jäger zu treffen, erfüllt sich aber leider auch heute nicht.











Währenddessen wird in der Hütte fleißig und fröhlich mit dem mitgebrachten Playmobil gespielt. :)



Ich beschließe zum Camp zurückzukehren, um den Rest der Familie abzuholen. Bevor es aber gemeinsam losgeht, besuchen wir das Moringa Wasserloch und haben dort mit Impalas, Kudus und Kuhantilopen einige gewöhnliche, aber nicht weniger schöne Sichtungen außerhalb des Autos.













Die gemeinsame Ausfahrt führt uns dann über Goas und Nuamses und ist mit einem Wort – frustrierend. :( Abseits der Wasserlöcher zeigt sich im zumeist vorherrschenden Mopanebusch überhaupt kein Wild. Und auch an den Wasserlöchern sind neben den üblichen Verdächtigen, die wir auch ohne Kilometerfresserei am Campwasserloch beobachten konnten, kaum andere Tiere sind vertreten. Einzig Zebras zeigen sich zusätzlich in wirklich großer Zahl. Auch lässt sich eine weibliche Rotschopftrappe sehen.





Erst nach dem Mittag sind wir zurück im Camp und machen eine lange Pause, die die Kinder im kleinen Pool im Privatgarten planschend verbringen.
Auch ist es Zeit, große Wäsche zu machen. Was weiß man doch den für uns so normalen Luxus einer Waschmaschine zu schätzen, wenn man eine gefühlte Ewigkeit den omnipräsenten Staub per Hand aus der Kleidung gewaschen hat.



Während die Wäsche in der heißen Sonne vor sich hin trocknet, gehen wir einmal mehr im Camp auf Vogelsuche. Heute sind es vor allem einige Rotschnabeltokos, die wir beobachten können.



Um 15.30 Uhr geht es gemeinsam los auf eine Nachmittagstour, die uns über Rietfontein nach Salvadora und Co führen soll. Leider verläuft auch diese Tour ähnlich wie der Rest des heutigen Tages.
Auf dem Weg nach Rietfontein zeigt sich uns als Höhepunkt ein Elefantenbulle, nachdem wir uns gerade darüber unterhalten haben, dass Elefanten in diesem Jahr wirklich Mangelware sind und wir uns eine Sichtung wünschen würden. Unsere Sichtungsfee erfüllt diesen Wunsch dann wirklich stehenden Fußes.



Dass wir uns im Anschluss eine Löwen- oder eine Leopardensichtung wünschen, da vor allem letztere in diesem Jahr schließlich auch Mangelware seien, bleibt unbeachtet. So leicht lässt sich die Sichtungsfee dann doch nicht hinters Licht führen…
;)

Rietfontein ist noch immer wildfrei und auf den Grasebenen am Rand der Pfanne bieten sich uns die gleichen Bilder wie am Morgen und am Vortag. Als stets wiederkehrender Vertreter der Vogelwelt ist auch heute der Trauerdrongo gleich in mehrfacher Besetzung vorhanden.












Ganz zum Schluss freuen wir uns über ein Steinböckchen, das wir auf dieser Tour bisher noch nicht unverbuscht gesehen haben.



Etwas enttäuscht von der Ausbeute des Nachmittags kehren wir nach Halali zurück. Der heutige Tag war ein gutes Beispiel dafür, dass Sichtungen nicht auf Bestellung erfolgen (wenn man den Elefantenbullen einmal ausnimmt…) und stets eine große Portion Glück dazugehört, in der freien Wildbahn Tiere zu entdecken. Jedenfalls solche, die über das „normale“ Plainsgame hinausgehen.
Aber man soll den Tag ja nicht vor dem Abend - abschreiben... :whistle:
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