26.01.2019 (Di. 15.01.2019) „Bergfest“
Olifantrus – Etosha Safari Village
256km
Die ganze Nacht über haben wir Löwen brüllen gehört. Zum Teil ganz nah, so dass man den Eindruck hatte, das die Tiere direkt an der Umzäunung des Camps waren.
Mit Beginn der Dämmerung stehen wir auf und sind schon kurz nach Gateöffnung auf der Piste. Frühstück haben wir ausgelassen. Das wird sollte später nachgeholt werden.
Anfangs ist noch ein wenig Schichtbewölkung am Himmel, aber es klart im Laufe des Vormittags auf und wir haben eine Zeit lang blauen Himmel.
Unser vormittäglicher Gamedrive führte uns über die Wasserlöcher Tobiroen, Teespoed, Bitterwater, Sonderkop, Ozonjuitji m’Bari, Charl Marais Dam und Grunewald zum Picknickplatz Phantom Forrest. Teespoed, Bitterwasser, Charl Marais Dam und Grunewald waren trocken. Das war vor allem beim Wasserloch Grunewald ärgerlich, da man im Gegensatz zu den anderen Wasserlöchern, an denen man automatisch vorbei kommt, dieses Wasserloch nur über einen 6km langen Stichweg erreicht. Auf diesem Stichweg und am Wasserloch war absolut nix los.
Der Anfang der oben genannten Strecke führt wieder durch dichten Mopanebusch. Entsprechend gab es dort kaum etwas zu entdecken. Da ist man schon froh über eine Gackeltrappe am Wegrand. Die Hähne dieser Vögel markieren immer sehr lautstark Ihr Revier. Häufig steigen sie dabei noch wie ein Senkrechtstarter in die Luft. Das habe ich aber leider nie auf ein Foto bannen können.
Ab Sonderkop öffnet sich dann die Landschaft und wir sahen viele Tiere.
An einem der ersten intakten Wasserlöcher standen jede Menge Kuhantilopen; die Hälfte davon Kälber.
Bald darauf stand ein einzelner Elefantenbulle direkt neben der Piste. Insgesamt machten sich die Dickhäuter im Etosha Nationalpark aber ziemlich rar.
Kurz vor Ozonjuitji m’Bari entdeckt Kathrin ein Rudel Löwen, welches sich auf die Piste zubewegt. Sie sind anscheinend auf der Suche nach einem schattigen Schlafplatz und suchen sich dafür einen Busch direkt neben unserem Auto aus. Es handelt sich um eine Gruppe Junglöwen. Zwei Weibchen und zwei Männchen. Die soziale Bindung in dieser Gruppe scheint sehr stark zu sein, denn sie schmusen sehr intensiv miteinander und suchen ständig Körperkontakt zueinander. Sie sind auch noch nicht so abgeklärt, wie ältere Löwen, die uns sicherlich komplett ignoriert hätten. Die Junglöwen beobachten uns jedoch fast die ganze Zeit mit der für Katzen typischen Mischung aus Neugier und Vorsicht.
Die Löwen scheinen satt zu sein, denn sie zeigen keinerlei Interesse an einer vorbei ziehenden Gruppe Oryx.
Am in der Nähe liegenden Wasserloch Ozonjuitji m’Bari stehen jede Menge Gnus und Zebras. Da haben sich die Junglöwen anscheinend ein gutes Revier ausgesucht.
Am Picknickplatz Phantom Forrest nimmt dann eine der schlimmsten Pausen, die wir je in Afrika hatten, ihren Lauf. Das die Picknicksite hässlich und heruntergekommen ist, spielt dabei keine Rolle. Kurz nachdem wir den Frühstückstisch gedeckt haben und mit dem Essen begonnen haben tauchen die ersten Bienen auf. Da sie sich nicht für unser Essen, sondern aus unerfindlichen Gründen für den Geschirrschrank interessieren, nehmen wir dass zunächst noch nicht für voll. Innerhalb der nächsten 10 Minutenschwirren dann aber einige hundert Bienen um uns herum und auch wenn unser Tisch nicht deren primäres Ziel ist, sind wir mitten im Schwarm. Sie sind auch nicht wirklich aggressiv, aber bei der Menge verirrt sich schon mal eine Biene in die Kleidung und sticht zu. In Afrika ist ja bekanntlich alles etwas extremer und so ist auch der Bienenstich um einiges heftiger, als ich es von unseren europäischen Bienen kenne. Wir versuchen so schnell wie möglich zusammenzupacken, um zu verschwinden, was inmitten der umherschwirrenden Bienen nicht leicht ist, will man doch auch weitere Stiche so gut wie möglich verhindern.
Nach dieser Episode überlegen wir, wie es weitergehen soll. Da wir aufgrund unserer Flucht vor unserem Zeitplan sind, beschließen wir Okaukuejo nicht direkt anzusteuern, sondern über die Wasserlöcher Natco, Adamax, Okondeka, Wolfsnes und Leeubron zu fahren. Von den genannten Wasserlöchern ist nur Okondeka gefüllt und wie immer Anziehungspunkt sehr vieler Tiere. Schon auf der Anfahrt sieht man, wie aus allen Himmelsrichtungen die Tiere dem Wasserloch entgegenstreben.
1996 hatten wir an diesem Wasserloch unseren ersten Löwen in freier Wildbahn gesehen. Diesmal sind keine Katzen zu entdecken.
Inzwischen haben sich mehrere Gewitterzellen gebildet, die sich aber noch weit entfernt im Osten befinden.
In Okaukuejo wollen wir dann erst einmal unser Permit bezahlen und erleben mal wieder ein Musterbeispiel afrikanischer Bürokratie, welche hier im Etosha Nationalpark bekanntermaßen besonders ausgeprägt ist. Obwohl wir wie gesagt ein Permit für 4 Tage haben, welches wir in bar auch schon am Galton Gate hätten bezahlen können, ist es hier in Okaukuejo nur möglich für den gestrigen und heutigen Tag zu zahlen. Wir sollen morgen wiederkommen und dann für die restlichen beiden Tage zahlen. Das ist aber für uns keine Option, da wir nicht in Okaukuejo übernachten und morgen auch nicht über dieses Rastlager fahren wollen. Zumindest ist es alternativ auch möglich, morgen in Namutoni zu bezahlen. Was die Nummer soll, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Wir machen eine längere Mittagspause auf der Campsite und nehmen eine erfrischende Dusche. Wir haben auch noch einiges an Gamefilet übrig. Damit uns dass nicht am Gate abgenommen wird, mache ich aus dem Fleisch leckeres Geschnetzeltes mit Zwiebeln und Kräutern, was sich ganz vorzüglich als kalter Snack für zwischendurch eignet. Es muss nicht immer Biltong sein. Eine Portion kommt in den Kühlschrank, der Rest wird für später eingefroren.
Bevor wir weiterfahren geht es noch auf den Aussichtsturm. Inzwischen haben sich rings um uns Gewitterzellen gebildet aus denen es zum Teil heftig regnet.
Die letzte Etappe des Tages führt uns über die Wasserstellen Pan, Nebrownii, Gemsbokvlakte, Gaseb und Ombika zum Anderson Gate. Nur Nebrownii und Gemsbokvlakte führen Wasser.
Bei Pan stehen wir, wie es der Name schon andeutet, direkt an der Pfanne und haben einen beeindruckenden Blick auf die sich über der Pfanne austobenden Gewitter.
Auf dieser Strecke erwischt uns dann auch der erste Gewitterguss und entsprechend ist auch an den gefüllten Wasserlöchern kein Betrieb.
Wir haben den Nachmittag schon als ergebnislos abgehakt, da müssen wir eines der größten Dramen miterleben, dass wir je in Afrika mit angesehen haben. Kurz vor dem Gate steht ein noch sehr kleines Gnukalb allein in der Ebene. Von der Mutter weit und breit keine Spur. Das hat auch ein Schakal mitbekommen. Wäre die Mutter in der Nähe, würde sich der Schakal niemals an das kleine Gnu heran trauen, aber so sieht er die Chance, seine Verpflegung für längere Zeit zu sichern. Der viel kleinere Schakal hat dabei natürlich nicht die Möglichkeit das Gnu sofort zu töten, sondern muss es erst schwächen, um an sein Ziel zu kommen. Immer wieder attackiert der Schakal das Gnu, welches sich dann direkt vor die Motorhaube unseres Wagens flüchtet und ganz herzzerreißend „gnöht“. Rein emotional würden wir das kleine Gnu am liebsten auf den Schoß nehmen und retten, der Verstand sagt uns aber, dass dies nun einmal der Lauf der Natur ist und der Schakal vielleicht auch Nachwuchs hat, deren Überleben er damit sichert. (Am nächsten Tag sehen wir auch in der Tat junge Schakale in diesem Gebiet.) Der Schakal lässt sich durch unsere Anwesenheit nicht beirren und attackiert das Gnu weiter. Man sieht, wie es auf der Flucht schwächer wird. Immer häufiger gerät es ins Straucheln und bleibt in den Büschen hängen. Der Schakal nutzt jede Gelegenheit um zuzuschnappen. Den letzten Akt des Dramas erleben wir nicht mehr mit, da die beiden im dichten Gebüsch verschwinden und nicht wieder auftauchen.
Nur wenige Kilometer hinter dem Anderson Gate erreichen wir das Etosha Safari Village, unser bevorzugtes Domizil für den mittleren Etosha Nationalpark. Die Campsite ist sehr schön auf einer Wiese. Kein Vergleich zu der staubigen Fläche in Okaukuejo. Auch die Waschhäuser sind in einem Top Zustand. Als Haustiere gibt es Perlhühner und Warzenschweine auf der Campsite. Eigentlich schade, dass man den Platz nur zum schlafen nutzt.
Das Shebeen-Restaurant im Village ist geschlossen, da Nebensaison ist. Wir können aber problemlos in der Lodge zu Abend essen. Das stellt sich als sehr gute Wahl heraus.
Zu unserer Überraschung reißt der Himmel kurz vor Sonnenuntergang ein wenig auf und lässt die Sonne ein wenig hindurchblinzeln. So können wir auf der fantastisch gelegenen Restaurant-Terrasse, bei Livemusik, einen standesgemäßen Sundowner genießen.
Zum Abendessen sitzen wir draußen auf der Veranda. Das Buffet ist sehr abwechslungsreich und lecker. Eine schöne Abwechslung zum doch recht häufigen Braai. Auf der Lodge gibt es auch mehrere sehr, sehr niedliche Katzen, die sich über jede Streicheleinheit freuen.