THEMA: 7 Wochen in der Regenzeit !? (Nam/BOT 2018/2019)
07 Mär 2019 17:54 #550428
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6.Tag (Mi. 26.12.2018)
Twee Revieren – Kalahari Game Lodge
137km





Wie meist, wenn es morgens auf Gamedrive geht, starten wir ohne Frühstück. Seit Kathrin sich am Vorabend für diese Frühstarts immer eine Thermoskanne Kaffee kocht ist das für uns beide viel entspannter. B) :whistle:

Im südlichen Auob-Tal ist ziemlich tote Hose. Erste nennenswerte Sichtung ist eine Löwin im Gebüsch bei Auchterlonie. Sie liegt sehr versteckt und zeigt null Aktivität. Absoluter Tiefschlaf. Da ist der Blick zum alten Farmhaus Auchterlonie, oben am Hang schöner.



Später sehen wir einige der wenigen Giraffen des KTP. Diese scheinen sich überwiegend im Auob-Tal aufzuhalten. Im weiteren Verlauf zeigt sich dann allerlei Kleinvieh. Besonders freuen wir und über die Erdmännchen, die wir fast übersehen hätten, da sie sich unter eine Gruppe Borstenhörnchen gemischt hatten.




Wenig später treffen wir Susi (Susi65) & Michael, die uns entgegenkommen. Die beiden hatten uns schon gestern gesehen, aber wir hatten unseren Focus anscheinend nur auf die Tiere gerichtet und nichts mitbekommen – peinlich. :blush: Ein kurzer Plausch auf der Piste, aber mehr ist nicht drin, da wir für alle anderen Fahrzeuge ein Verkehrshindernis sind. Unsere Ziele liegen in entgegengesetzten Richtungen und so müssen wir uns schon bald wieder voneinander verabschieden. Zum Glück sehen wir uns am kommenden Wochenende in Hamburg, dann haben wir mehr Zeit.

Zwischen dem Dertiende Boorgat und dem Veertiende Boorgat liegen zwei Geparde im Schatten unter einem großen Baum. Ich kann ja verstehen, dass die Tiere bei den herrschenden Temperaturen den Schatten aufsuchen, aber aus meiner Sicht als Fotograf kann ich das nicht gutheißen. Gerade jetzt kurz vor Mittag sind die Unterschiede zwischen dem gleißenden Sonnenlicht und dem dunklen Schatten fotografisch kaum beherrschbar. Zumindest für mich.
Aus den prallen Bäuchen und dem zum Teil noch blutverschmierten Fell können wir entnehmen, dass die beiden heute schon erfolgreich waren und wir nicht mehr mit weiteren Aktivitäten rechnen dürfen.



Mittagspause machen wir in Mata-Mata, bevor es dann dort über die Grenze nach Namibia geht. Am Grenzposten ist nix los und wir sind ruckzuck wieder auf der Piste. Roadtax für Namibia: 295N$

Fazit KTP:
Der Park hat mir deutlich besser gefallen, als bei unserem ersten Besuch. Von meinen Lieblingsparks ist er aber trotzdem noch weit entfernt. Der große Pluspunkt waren natürlich die vielen Katzen, die einem hier über den Weg laufen, ohne das man groß danach suchen muss.
Mit den Wilderness Camps haben wir jetzt auch eine sehr schöne Übernachtungsalternative zu den staatlichen Restcamps gefunden. Selbst Bitterpan ist noch um Längen besser als die staatlichen Restcamps. Die Campsites Polentswa und Rooiputs sind in der Hochsaison aber anscheinend nur noch mit Vitamin B zu bekommen.
Die Landschaft im Park ist ganz nett, haut mich aber auch nicht vom Hocker. Da finden sich deutlich ansprechendere Ziele.
Was mich nach wie vor am meisten stört sind die eingeschränkten Gamedrivemöglichkeiten. Immer nur die beiden Flusstäler hoch- und runterjuckeln ist schon recht eintönig.
Wir werden den Park sicherlich immer mal wieder besuchen, aber 3 Nächte sind für uns vollkommen ausreichend.
Ich weiß, dass viele von Euch den KTP lieben, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Aus dem Einkauf im Kalahari Farmstall wird nichts, da wegen Weihnachten geschlossen.

Nach wenigen Kilometern ist dann auch schon unser Tagesziel erreicht – die Kalahari Game Lodge.
Die Campsites liegen rund 1km flußaufwärts im Auobtal und sind extrem gut ausgestattet. Jede Campsite verfügt über ein eigenes Schattendach, Spüle und Dusche/WC. Alles in Topzustand und sehr sauber.




Das Gelände der Lodge ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Zum einen der allgemeine Gamedrivebereich, auf dem man als Selbstfahrer zu jeder Tag- und Nachtzeit unterwegs sein darf. Die große Runde in diesem Bereich sind ca. 23km. Dann gibt es noch das Löwenareal, in das man nur im Rahmen eines geführten Gamedrives kommt.

Wir lassen es ruhig angehen und beschließen auf der Campsite zu bleiben. Für mich bedeutet das Hängematte, Vogelpirsch und Training.

Ich muss zugeben, dass ich die meiste Zeit lesend in der Hängematte verbracht habe, da man diese hier perfekt unter dem Schattendach aufhängen konnte.



Zwischendurch habe ich mich aber auch in die Sonne gewagt und bin ein wenig den Vögeln hinterhergeschlichen. Auffällig für mich waren dabei die Bienenfresser, von denen ich 2 Arten auch recht passabel auf dem Chip bannen konnte.

??? junger Schwalbenschwanz-Spint (Dank an fidel und Uwe)


Schwalbenschwanz-Spint / Swallow-Tailed Beeater


…und dann war da noch die Sache mit dem Training.
Wie einige von Euch vielleicht schon mitbekommen haben ist meine zweite große Leidenschaft neben dem Reisen das Klettern. In dieser Sportart bin ich im Norddeutschen Landesverband recht engagiert und nur 10 Tage nach Rückkehr aus dem Urlaub würden die Norddeutschen Bouldermeisterschaften stattfinden, wo ich zum Routenbau eingeteilt war. Dazu muss man fit sein und so konnte ich nicht über 7 Wochen lang in Afrika auf der faulen Haut liegen. Unser Unterstand bot gute Trainingsmöglichkeiten und die galt es zu nutzen. Bei den herrschenden Temperaturen leistete der innere Schweinehund beträchtlichen Wiederstand, aber letztendlich raffte ich mich auf.



Heute blieb der Grill kalt, denn wir gingen in die Lodge zum Dinner. Der Weg von der Campsite bot sich als netter Spaziergang an. Man bewegt sich auf dieser Art von Reisen viel zu wenig und da bin ich immer für jeden kleinen Weg dankbar, den man zu Fuß gehen kann. Bei diesem Spaziergang konnten wir auch den Sonnenuntergang genießen.



Zum Abendessen gab es vorweg einen leckeren Salat und als Hauptgericht Springbockkeule. Das war sehr passend für die Region, denn in den letzten Tagen konnten wir abertausende dieser Antilopen sehen.

Pappsatt ging es dann im Dunkeln zurück zur Campsite. Der Spaziergang war besser als so mancher Night-Gamedrive. Im Schein unserer Taschenlampen konnten wir Genets, Springhasen und Löffelhunde ausmachen.

Beim allabendlichen Tagebuchschreiben nerven dann die vielen Insekten, die sich von meiner Stirnlampe angezogen fühlen und mir um den Kopf schwirren. Inzwischen hat es auch zugezogen, weshalb es in dieser Nacht kaum abkühlt.
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13 Mär 2019 16:18 #551152
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7.Tag (Do. 27.12.2018)
Kalahari Game Lodge – Namibrand Family Hideout
499km





Heute stand in erster Linie Fahren und Einkaufen auf der Agenda. Somit brauchten wir nicht schon in aller Frühe aufzubrechen. Zwar sind wir wie immer kurz vor Sonnenaufgang aufgestanden, haben es dann aber beim Frühstück gemütlich angehen lassen. Kathrin hatte sich beim letzten Einkauf anscheinend mit den Tomaten verrechnet, denn es waren noch jede Menge übrig. Da wir heute frisches Obst & Gemüse einkaufen würden, bestand Ihr Frühstück somit in erster Linie aus Tomaten.

Die C15 durch das Auob Tal war wie glatt gebügelt und lies sich sehr angenehm fahren. War das Tal zu Anfang noch in üppiges Grün gekleidet, waren vor Gochas auf vielen Kilometern alle Bäume im Tal gerodet und die Baumstümpfe verkohlt. Es tut in der Seele weh, diesen Raubbau an der Natur mit anzusehen.




Von Gochas bis Maltahöhe führt die Strecke durch absolut langweilige und öde Landschaft. Alles topfeben mit kargem Buschland. Zu meiner Überraschung gibt es aber selbst hier Touristen-Lodges.

In Mariental dann der erste Einkauf seit einer Woche. Der Spar ist sehr gut sortiert und was noch wichtiger ist: Auf dem Parkplatz kann man ungestört und in aller Ruhe den Wagen packen, ohne belästigt zu werden. Den Tank haben wir ebenfalls gefüllt.

Weiter geht es nach Maltahöhe und ab diesem kleinen Dorf wird die Landschaft sehr, sehr schön. Alle schwärmen immer von der D707. Die D830 von Maltahöhe zum Namibrand kann da locker mithalten. Anscheinend eine noch recht unbekannte Strecke, an der es auch keinerlei Unterkünfte gibt und die deshalb vielleicht nicht so im Fokus steht.



Die D830 beginnt im Osten noch auf der Hochebene, und schlängelt sich schon bald durch ein schmales tief eingeschnittenes Tal hinunter ins Tiefland. Dort weitet sich die Landschaft zu prächtigen Ebenen, welche von hohen Bergen durchsetzt sind. Am Ende fährt man auf die Weiten der Namib zu.



Vom Ende der D830 sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Namibrand Reserve und dem darin liegenden Namibrand Family Hideout, zu dem auch 2 Campsites gehören. Wir bekommen die Campsite „Orion“. Die liegt im Gegensatz zur Campsite „Venus“ zwar etwas offener, hat dafür aber ein Wasserloch in Sichtweite.
Die Campsite ist sehr gut ausgestattet. Zum einen gibt es einen Sanitärbereich mit allem, was das Herz begehrt und zum anderen einen Unterstand, der vor Sonne und Wind schützt. Alles aus Canvas.

Die Lage ist traumhaft. Ein weiter Blick über die Grasebenen und gleich hinter der Campsite beginnen die ersten Dünen.




Leider geht ein heftiger Wind, der sich im Laufe des Nachmittags bis zum Abend zu einem veritablen Sturm entwickelt. Dem ist dann auch der Unterstand nicht mehr gewachsen. Überall ist Sand in der Luft und alles knirscht. Auch die Tiere scheinen sich alle verkrochen zu haben, denn nicht ein einziges lässt sich an der Wasserstelle blicken.

Zum Sonnenuntergang verschafft uns der Sandsturm ganz besondere Lichtverhältnisse.





Ansonsten vermiest uns der Sturm den Abend aber sehr. Man kann es einfach nicht genießen. Beim Abendessen schmeißt er einem die Getränke um und weht das Essen vom Teller. Wir machen Lammkottelets mit frischem Salat, denn der muss gegessen werden, solange er noch frisch ist. Den Salat muss man ständig wieder einfangen und durch das Balsamico-Dressing sehe ich aus wie ein Schwein. Das es beim Essen kräftig zwischen den Zähnen knirschst, bräuchte eigentlich nicht mehr extra erwähnt werden.

Es ist sternenklar. Die geplanten Nachtaufnahmen fallen aber ebenfalls dem Sturm zum Opfer.
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15 Mär 2019 15:30 #551391
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8.Tag (Fr. 28.12.2018)
Namibrand Familiy Hideout
21km




Nachts hat der Wind nachgelassen und als wir aufstehen ist es fast windstill. Noch vor Sonnenaufgang werden wir von Andrew zu einem Education Walk durch die Dünen abgeholt. Der hat sich voll gelohnt und ich kann den Walk nur empfehlen. Wir lernen viel über das Ökosystem der Namib im Allgemeinen und im Namibrand Reserve im Speziellen. Gemeinsam lesen wir die Spuren der Nacht



Der Sand hat noch eine angenehme Temperatur und so verschwinden die Schuhe für den Rest der Wanderung im Rucksack.






Das auffälligste Tier im Namibrand Reserve ist ganz klar der Oryx, von denen es hier jede Menge Exemplare zu sehen gibt. Auch über diese Tiere können wir noch einiges Neues lernen. Jetzt wissen wir zum Beispiel woran man als Jäger, der den Spuren eines Oryx folgt, erkennen kann, ob es sich um einen Bullen oder eine Kuh handelt und ob es ein altes oder junges Tier ist.
Während die Bullen beim kötteln anhalten und somit alle Droppings auf einem Haufen liegen, gehen die Weibchen einfach weiter und verteilen ihre Hinterlassenschaften in der Fläche. Alte Oryx fangen an zu schlurfen. Man sieht vom Hufabdruck aus eine Schleifspur im Sand, da sie die Hufe nicht mehr richtig anheben und die Hufspitze durch den Sand ziehen.



Interessant sind auch die Informationen über den Kameldorn. Dieser Baum prägt die Landschaft des Namibrand Reserves ganz besonders. Die Wurzeln reichen bis zu 60m in die Tiefe und dehnen sich im gleichen Maße auch horizontal aus. Um zu keimen benötigen die Samen über einen Zeitraum von rund 40 Tagen ein gewisses Maß an Feuchtigkeit. Durch die zunehmende Dürre fehlen solche Perioden hier im Reserve schon seit langem und so gibt es seit mehreren Jahrzehnten keine neuen Schösslinge des Kameldorns in der Region. Damit der Kameldorn hier nicht ausstirbt, hat man im Namibrand Reserve jetzt mit der künstlichen Aufforstung dieser Bäume begonnen.
Da es im Namibrand Reserve keine Termiten gibt, sieht man auch noch die Skelette von Kameldornbäumen, die bereits vor Jahrzehnten abgestorben sind.




Noch während wir unterwegs sind, setzt der Sandsturm wieder ein. Bis zum Mittag befinden wir uns in einem Sandstrahlgebläse, dem wir nicht entkommen können. Selten hat ein Frühstück so zwischen den Zähnen geknirscht und wir sehen aus wie paniert.
Da möchte man gerne mal zwischendurch duschen, aber damit haben wir leider ein kleines Problem. Ausgerechnet in der Dusche funktioniert das kalte Wasser nicht. An allen anderen Wasserhähnen funktioniert es. Zu einer anderen Jahreszeit könnte man das ignorieren, aber jetzt im Sommer ist das mittels Sonnenkollektoren erzeugte Warmwasser kochend heiß. Da bleibt nur eine Eimerdusche am Wasserhahn im Freien, nachdem der Wind endlich nachgelassen hat.

Auch unsere Campsite wird im Übrigen von einem mächtigen Kameldorn beschattet.




Am frühen Nachmittag lässt dann der Sturm endlich nach und wir können endlich die Ruhe und Einsamkeit dieser wunderschönen Campsite genießen. Die Temperaturen sind deutlich angenehmer als im KTP.

Jetzt verlassen auch die Tiere die Plätze an denen sie Schutz vor dem Sturm gesucht haben und es setzt ein richtiger Run auf unser Wasserloch ein. Über Stunden folgt eine Gruppe Oryx der anderen. So lange und intensiv haben wir Oryx noch nie beobachten können. So wissen wir jetzt auch, was für Laute Oryx von sich geben, bzw. dass sie überhaupt Laute von sich geben. Bislang hatten wir diese Antilopen immer nur sehr still erlebt. Jetzt erlebten wir aber, wie ein Bulle hinter einer Kuh her war und sich dabei ganz ähnlich anhörte, wie ein röhrender Hirsch.






Vereinzelt kamen auch Springböcke vorbei und auch von Vögeln war das Wasserloch gut besucht. Zum fotografieren der Vögel war mir das Wasserloch aber zu weit entfernt, bzw. konnte ich mich nicht aufraffen meinen bequemen Schattenplatz unter dem Kameldorn zu verlassen.

Am Abend fahren wir noch die Selfdrive-Runde, welche durch eine traumhafte Halbwüstenlandschaft führt. Über den Bergen im Hinterland haben sich im Laufe des Tages beeindruckende Gewitterwolken gebildet und es sieht so aus, als würde es dort jetzt kräftig regnen. Andrew hatte bei unserer Wanderung auch gesagt, dass dort in den Bergen noch genug Regen fallen würde, um erfolgreich Landwirtschaft betreiben zu können.







Die Strecke ist einfach zu fahren. Nur zweimal müssen Dünenpassagen bewältigt werden und die stellen auch keine große Herausforderung dar.
Die zweite Dünenquerung ist kurz vor Ende der Runde und wir beschließen hier den Sundowner zu zelebrieren. Leider verschwindet die Sonne schon früh hinter den Bergen, noch bevor sich der Himmel abendlich färbt.



Zurück auf der Campsite setzt wieder der Wind ein und wir sehen eine Wand aus Sand auf uns zukommen. Zum Glück handelt es sich nur um eine einzelne gewaltige Böe, denn danach ist gleich wieder Ruhe. Der Sand in der Luft sorgt dann noch für ein ganz besonderes Licht, bevor es dunkel wird.



Das Abendessen können wir heute bei Windstille genießen und werden dabei vom Wetterleuchten über den Bergen im Osten unterhalten.



Wirklich schade, dass unser Aufenthalt hier auf der Campsite des Namibrand Family Hideout so unter dem Sturm gelitten hat. Selbst so hat es uns noch sehr gut gefallen, aber bei guten Wetterbedingungen ist das sicher eine der schönsten Campsites im Bereich der Namib. Das ausgerechnet das kalte Wasser in der Dusche nicht ging war Pech und wäre unter anderen Bedingungen sicher nicht so nachteilig gewesen, wie ausgerechnet bei unserem Aufenthalt.

Mit Andrew hatten wir einen sehr angenehmen und kompetenten Guide.
Letzte Änderung: 15 Mär 2019 16:02 von Topobär.
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20 Mär 2019 10:00 #551799
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9.Tag (Sa. 29.12.2018)
Namibrand Family Hideout – Sesriem
246km





Frühstück bei Windstille – was für ein Genuss. Abfahrt um 8:00Uhr. Das Gebiet verabschiedet sich mit der Sichtung eines Löffelhunds. Der gibt leider gleich Fersengeld und will sich nicht fotografieren lassen.

Auf der C27 geht es auf direktem Weg nach Sesriem. Die Piste hat ordentliches Wellblech. Erst wenn der Wagen bei 80-90 km/h ins „schweben“ kommt, kann man die landschaftlich sehr schöne Strecke genießen. Abbremsen für und anfahren nach Fotostops sind natürlich trotzdem eine arge Rappelei. Das schüttelt einem fast die Plomben raus.





Wir waren fast 10 Jahre nicht mehr in Sesriem und sind erstaunt, was sich hier in den letzten Jahren getan hat. Als wir das letzten mal hier waren, gab es nur die Sossusvlei-Lodge und die NWR-Campsite. Eine weitere Campsite hinter der Tankstelle wurde gerade gebaut. Jetzt gibt es einen riesigen Rasthof und jede Menge neue Unterkünfte. Entsprechend gibt es hier Touristenmassen, wie wir sie bislang auf dieser Reise noch nicht erlebt haben.

Entsprechend sind wir froh, hier einen Stellplatz auf der NWR-Campsite reserviert zu haben. Wir bekommen den Platz Nr. 15, welcher am Rand der Anlage liegt und einen tollen Schattenbaum bietet. Es ist allerdings Milimeterarbeit, unter dem Baum einen passenden Platz zu finden, an dem wir unser Hubdach ausklappen können.
Der Campingplatz wird ja oftmals wegen seiner Größe kritisiert, aber uns gefällt es hier sehr gut. Wir würden diesen Platz noch immer den anderen Campingplätzen der Gegend vorziehen. Man hat noch immer das Gefühl in der Wüste zu übernachten.
Im Baum unserer Campsite ist auch ein kleines Siedelwebernest mit reichlich Flugverkehr und so ist für Unterhaltung während der Siesta gesorgt. Es dauert ewig, bis ich wenigstens ein einziges brauchbares Foto von diesen flinken Vögeln im Kasten habe.




Bis 14:00Uhr verbringen wir die heißesten Stunden des Tages auf unserer Campsite. Genug Bücher haben wir beide auf diese Reise mitgenommen.

Dann machen wir uns auf den Weg ins Sossusvlei. Wieder einmal frage ich mich nach dem Sinn, dass die 60km von Sesriem zum 2x4 Parkplatz asphaltiert sind, während man bis Sesriem ordentlich auf Wellblechpisten durchgeschüttelt wird. Anders herum wäre es für mich nachvollziehbarer. Auch die 60km/h sind verwunderlich, darf man auf dem Gravel doch mit bis zu 100km/h unterwegs sein. Entsprechend hält sich auch kaum jemand an die 60km/h.

Da ich auch auf Gravel mit 2,0 bar vorne und 2,5bar hinten unterwegs war und für die Strecke zum 2x4 Parkplatz nicht extra aufgepumpt habe, können wir gleich weiter nach hinten ins Sossusvlei fahren. Mit der richtigen Spurwahl und ein wenig Schwung an den tiefsandigsten Stellen lassen sich die 5km bis nach ganz hinten gut fahren.
Wieder einmal bewährt es sich antizyklisch unterwegs zu sein. Während am frühen Morgen hier die Völkermassen unterwegs sind, ist es jetzt herrlich leer. Außer uns nur ein weiteres Auto.



Weiter geht’s zum Deadvlei Parkplatz, denn der Besuch dieser Pfanne soll der Höhepunkt des heutigen Tages werden. Auch hier stehen nur wenige Fahrzeuge. Wir verzichten darauf eine der umliegenden Dünen zu besteigen und laufen direkt ins Vlei. Es weht ein angenehmer Wind und die Bedingungen sind für die Tages- und Jahreszeit sehr angenehm.



Klar ist das Licht zu dieser Zeit nicht so gut wie am frühen Morgen, aber dafür ist außer uns kaum jemand mehr hier. Die Schwächen beim Licht kann man auch gut ausgleichen, wenn man die Möglichkeiten moderner Fotoapparate etwas ausreizt.




So tot wie der Name einem weißmachen will ist das Deadvlei gar nicht. In einem der abgestorbenen Kameldornbäume hat ein Schildrabe sein Nest errichtet.



Hier im Deadvlei tobe ich mich dann erstmals so richtig mit meiner neuen Kamera aus. Letztendlich kommen dabei auch keine anderen Bilder heraus, als man sie schon tausendfach gesehen hat, aber ich habe meinen Spaß und bin glücklich, dass man hier auch tagsüber gute Aufnahmen machen kann.











Als wir das Deadvlei verlassen, wird es gerade wieder etwas voller. Wir haben wirklich den idealen Zeitpunkt erwischt. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Menschen hier morgens unterwegs sind. An sich stören mich die Menschen hier auch nicht, aber die Fotos sehen halt schon besser mit einer menschenleeren weißen Fläche aus.

Auf dem Rückweg fällt mir ein Fahrzeug auf dem Parkplatz auf, an dem das Licht brennt. Es gehört zwei Britinnen (oder Amerikanerinnen) die mit uns zusammen im Deadvlei waren. Ich rechne schon damit, den beiden Starthilfe geben zu müssen, aber der Wagen springt an. Dafür treffen wir die beiden 2km später wieder. Sie haben sich im tiefen Sand voll eingegraben. Na dann habe ich wenigstens auch dieses Mal die Winch nicht umsonst dabei, auch wenn ich sie noch nie für mich selbst gebraucht habe. Ich fahr mich immer nur mit Fahrzeugen ohne Winch fest.

Der Tag schreitet voran und das Licht in den Dünen wird immer schöner.





Zum Sundowner fahren wir zur Elim Düne, da es von dort nicht mehr weit bis zur Campsite ist. Wir sind allerdings faul und verzichten auf die Besteigung der Düne.





Zum Abendessen haben wir einen Tisch in der Sossusvlei Lodge reserviert. Das ist ein netter Spaziergang von 15min. von unserer Campsite aus. Vor allem nach dem Essen ist so ein kleiner Verdauungsspaziergang ganz angenehm. Das Buffet ist noch immer der Knaller. Dafür würden wir immer wieder hierher kommen. Allein die Vorspeisen nehmen einen ganzen Raum ein und draußen auf der Terrasse gibt es 4 verschiedene Grillstationen, wo man sich frisch etwas zubereiten lassen kann. Bei den Getränken hapert es aber ein wenig. Wein gibt es nur in Flaschen, was ein Problem ist, wenn nur einer Wein trinkt und sich nicht an dem Abend abschießen will. Dry Lemon oder Bitter Lemon waren gar nicht zu bekommen. Das war bei den bisherigen Restaurants besser. Insgesamt ist es auch ein ganz schöner Massenauflauf. Zusammen mit uns sind hier sicher an die 200 Personen am speisen. Das ist dann so ein bisschen wie bei mir in der Firmenkantine.



Zurück auf der Campsite gibt es noch den einen oder anderen GinTonic und wir lauschen den Barking Geckos, die wir erstmals auf dieser Reise hören.
Letzte Änderung: 20 Mär 2019 10:34 von Topobär.
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10.Tag (So. 30.12.2019)
Sesriem – Walvis Bay
375km





Wir frühstücken auf unserer Campsite und können danach beim Zusammenpacken sehr schön die gelebte Praxis der namibischen Mülltrennung miterleben.



Der von den Touris brav in die verschiedenen Mülleimer getrennte Abfall wird von den NWR-Mitarbeitern in einem großen schwarzen Müllsack zusammengekippt, der dann zu den anderen schwarzen Säcken auf den Pickup wandert. In meiner Naivität hatte ich tatsächlich gedacht, dass zumindest so gut recycelbaren Materialien, wie Glas und Metall auch getrennt entsorgt werden.

In Solitaire machen wir einen Versorgungsstop in der Bäckerei. Für ein zweites Frühstück nehmen wir uns Apfelkuchen mit.

Die C14 bietet noch einmal eine Steigerung in Sachen Wellbleck. Dieses ist teilweise so heftig, dass der Rollwiederstand so groß ist, dass unser schwach motorisierter Wagen im 5.Gang nicht mehr über 80km/h kommt und ich deshalb in den 4.Gang runterschalten muss.

Es geht durch den Kuiseb-Canyon.



Ein paar Kilometer hinter dem Kuiseb Canyon zweigt nach Süden ein Weg zu einem Aussichtspunkt ab, den wir nehmen. Lange Zeit fragt man sich auf der Ebene, wo den hier eine Aussicht sein soll und steht dann plötzlich an der Abbruchkante zum Kuiseb.




Hier gibt es sogar Sitzgelegenheiten mit Schattendach. Wir nutzen diese Gelegenheit, machen eine längere Pause und lassen uns den sehr leckeren Apfelkuchen aus Solitaire schmecken - ganz ausgezeichnet.

Um die Mittagszeit treffen wir in Walvis Bay ein. Zunächst fahren wir an die Lagune. Während wir die Flamingos beobachten beratschlagen wir, wie wir den Nachmittag verbringen wollen.




Wir entscheiden uns zum Pelican Point zu fahren. Dafür geht es auf der Salzstraße D1986 zwischen Lagune und Saline entlang bis diese an den Stand zum offenen Mehr führt. Hier am Strand ist ordentlich was los. Scheint ein sehr beliebtes Wochenendausflugsziel zu sein. Zahlreiche Familien haben sich hier häuslich eingerichtet. Pavillons sind das mindeste. Viele haben auch gleich ein eigenes Dixiklo mitgenommen. Es wird geangelt, gebraait und am Strand gespielt.

Wir müssen hier die Straße verlassen. Weiter geht es durch stark verspurten Tiefsand, weshalb wir erst einmal den Reifendruck auf 1,5bar reduzieren. Mit diesem Luftdruck arbeitet sich der Landcruiser gut durch das tiefe Geläuf. Nervig ist dabei nur, dass er permanent schlingert, wie ein Betrunkener auf dem Nachhauseweg. Doch dazu später mehr.

Je weiter wir uns von der Straße entfernen, umso leerer wird es und hinter dem Leuchtturm haben wir die Landzunge, welche die Lagune vom offenen Meer trennt, ganz für uns allein. Unser Ziel ist die Robbenkolonie welche hier anscheinend so gute Lebensbedingungen hat, dass sie in den letzten Jahren immer mehr gewachsen ist.





Vor kurzem wurde die nächste Generation Robben geboren. Es wuseln jede Menge der kleinen knuffigen schwarzen Fellknäule umher. Ebenso viele liegen jedoch auch tot am Strand. Die Sterblichkeitsrate bei Jungtieren scheint sehr hoch zu sein. Man ist umgeben von einer olfaktorischen Wolke aus Fisch und Verwesung.

Ich pirsche mich gleich auf allen Vieren näher an die Tiere. Kathrin hat keine Lust durch den Sand zu kriechen und hält sich deshalb lieber im Hintergrund.








Für mich ist der Pelican Point die beste Örtlichkeit in Namibia, um Robben zu beobachten. Ich ziehe dieses Gebiet Cape Cross deutlich vor. Durch die schwierige Anfahrt mit dem verspurten Tiefsand ist hier nix los. Wir waren diesmal die ganze Zeit die einzigen Menschen nördlich des Leuchtturms. Sehr angenehm ist auch, dass es keinerlei Barrieren zwischen den Tieren und den Menschen gibt. Es bleibt Mensch und Tier überlassen, wie sehr man sich annähert. Das ist perfekt zum fotografieren, bei uns zog nur leider der Himmel zu, als wir gerade ankamen.
Von Bekannten weiß ich, dass man sogar im Meer zusammen mit den Robben schwimmen kann und die Tiere in Ihrem Element sehr zutraulich und neugierig sind. Allerdings muss man für dieses Vergnügen entweder sehr kälteresistent sein, oder einen Neoprenanzug dabei haben. Bei mir war beides nicht der Fall, weshalb ich auf dieses Vergnügen verzichten musste.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Fotostop an dem kleinen Verbindungskanal zwischen Saline und Lagune. Das scheint ein sehr fischreicher Bereich sein, denn es wimmelte von Seevögeln. Die meisten schwammen oder standen im flachen Wasser, während die Brandseeschwalben ??? darüber in der Luft schwebten.




Für den Abend hatten wir uns mit Adolf (Cruiser) und Ellen verabredet. Wir konnten unseren Wagen bei Ihnen im Garten abstellen, und dort übernachten. Das war eine super Sache, denn es sollte ein feuchtfröhlicher Abend werden. An dieser Stelle deshalb noch einmal unseren herzlichen Dank für den schönen Abend und die tolle Übernachtungsmöglichkeit.
Zum Abendessen hatten die beiden das Anchors ausgesucht. Die perfekte Wahl. In fußläufiger Entfernung, direkt im Hafen gelegen, serviert die Küche Bestes aus dem Meer. Der Service ist sehr aufmerksam. Eine willkommene Abwechslung zur ansonsten doch sehr fleischlastigen Küche auf dieser Reise.
Bei für die Küste sehr milden Temperaturen saßen wir anschließend noch lange auf der Terrasse zusammen. Der Gesprächsstoff ging uns nie aus.
Wie immer habe ich bei den Gesprächen mit Adolf auch viel über das Reisen im südlichen Afrika und vor allem über Fahr- und Fahrzeugtechnick gelernt.
So weiß ich jetzt, weshalb unser Wagen im Tiefsand so geschlingert ist. Seit in dem von uns gemieteten LandCruiser-Modell auch der V8-Motor verbaut wird, ist die Vorderachse breiter geworden. Die Hinterachse wurde aber unverändert belassen. Dadurch fahren die Hinterräder immer auf der Kante der Vorderradspur und sind immer bestrebt in die eine oder andere Spur zu rutschen, was dann zum Schlingern führt. Auch die Kippstabilität leidet unter den unterschiedlichen Achsbreiten. Inzwischen gibt es Spacer, die die Hinterachse auf die Maße der Vorderachse verbreitern. Die meisten privaten LandCruiser sind inzwischen damit ausgerüstet. Unser Mietwagen leider nicht. Ich habe Buschlore über diesen Sachverhalt informiert. Mal sehen, ob die Fahrzeuge zukünftig mit Spacern ausgestattet werden.
Ein weiterer guter Tipp, den ich hier gerne weitergebe, war bei Reifen mit gutem Flankenaufbau (BFGoodrich oder Cooper), auf unbefestigten Strecken grundsätzlich mit 1,5 bar (bei unserem schweren Aufbau hinten 2,0bar) zu fahren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Sand, Fels oder Waschbrettpiste handelt. Neben dem erhöhten Fahrkomfort wird dadurch auch das Risiko eines Platten deutlich minimiert. Wir haben uns fortan an diesen Rat gehalten und sind sehr gut damit gefahren.
Letzte Änderung: 22 Mär 2019 15:43 von Topobär.
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11.Tag (Mo. 31.12.2018)
Walvis Bay – Swakopmund
153km


Wieso braucht man von Walvis Bay nach Swakopmund 153 Kilometer? Ganz einfach indem man einen Umweg über Sandwich Harbour fährt.




Im kühlen Küstenklima hatten wir eine sehr angenehme Nacht. Nachdem wir uns von Ellen & Adolf verabschiedet haben, brechen wir um kurz vor acht auf, denn für 8:00Uhr haben wir uns mit unserem Guide JP auf einem Parkplatz an der Promenade verabredet. Als wir dort ankommen werden wir bereits von Ihm erwartet.
Da es heute richtig durch die Dünen gehen wird, lassen wir als erstes die Luft vorn bis auf 1,0bar und hinten auf 1,3bar ab.
Wir haben Glück. Aufgrund des Feiertages und der sehr ungünstig gelegenen Gezeiten sind wir heute das einzige Auto. Am Vortag war JP noch mit 8 Fahrzeugen im Schlepptau unterwegs.

Hinter den Salinen verlassen wir die Straße und es geht am tief verspurten Sandstrand in Richtung Süden weiter. Zwischendrin geht es immer mal wieder durch bewachsene Minidünen, die ein echtes Labyrinth darstellen können.



Auch hier gibt es schon einiges zu sehen. Der erste von vielen Schakalen und ein von Wind frei gelegtes Grab der Topnaar. Dieses San-Volk lebt entlang der Küste und des Kuiseb. Die Toten werden einfach im Sand begraben und so kommt es immer mal wieder vor, dass Gräber vom Wind wieder frei gelegt werden.




Dann erreichen wir die Nationalpark-Grenze und es geht erst einmal wieder am stark verspurten Strand entlang. Der Wagen ist aus bekannten Gründen kräftig am schlingern.



Bald darauf erreichen wir die tidenabhängige Passage, die am Fuße der Dünen entlang nach Sandwich Harbour führt. Bei Hochwasser reicht das Meer bis an den Fuß der Dünen und die Strecke ist unpassierbar.




Der Weg nach Sandwich Harbour führt ausschließlich über diese tidenabhängige Passage am Fuße der Dünen. Für den Rückweg können leistungsstarke Fahrzeuge auf eine Strecke im Hinterland ausweichen, die aber über hohe Dünen führt. Mit unserem untermotorisierten Wagen ist diese Strecke nicht zu machen und so müssen wir auf der tidenabhängigen Strecke auch wieder zurück.
Dummerweise liegen die Gezeiten heute sehr ungünstig. Es ist bereits wieder auflaufendes Wasser. Die Nachmittags-Tide kommt heute allerdings auch nicht in Frage, da Sylvester ist.
Auf all diese Umstände hatte uns unser Guide bereits bei der Buchung aufmerksam gemacht. Uns störte das nicht groß, denn für unseren ersten Besuch in Sandwich Harbour reichte der Erlebniswert auch so vollkommen aus.

Bevor wir uns an die tidenabhängige Passage wagen, fahren wir ein wenig in die Dünen hoch, um uns einen Überblick über die Strecke zu verschaffen. Die Dünen sind nur moderat, aber mit dem LandCruiser sind wir schon am Limit.




JP meint wir können es wagen, müssen uns aber beeilen und können uns auch nicht lange in Sandwich Harbour aufhalten. Dabei haben wir die Wahl haben, direkt an die Lagune zu fahren, oder hoch auf die Aussichtsdüne oberhalb der Lagune.

Bereits auf der Hinfahrt umspülen vereinzelt große Wellen unsere Räder. Da heißt es Ruhe bewahren und mit langsamer aber konstanter Geschwindigkeit auf Kurs bleiben. Wie mag das wohl auf der Rückfahrt werden?



Wir erreichen ohne Zwischenfall Sandwich Harbour und entscheiden uns für die Aussichtsdüne. Dafür stellen wir unseren Wagen am Fuß der Düne ab und wechseln in den Wagen von JP. Der LandCruiser hätte nicht die geringste Chance die Düne zu erklimmen.
Der Blick von der Aussichtsdüne ist unbeschreiblich. So etwas Schönes habe ich nur selten gesehen. Wir sind so hoch über die Lagune, als wären wir mit einem Rundflug unterwegs. Unter uns sehen wir die Flamingos über die Lagune fliegen.




Hier könnte ich Stunden verbringen, aber die Gezeiten nehmen keine Rücksicht darauf und so müssen wir uns schon bald schweren Herzens losreißen und den Rückweg antreten. Jetzt geht es schon deutlich häufiger durch die Brandung. Insgesamt erinnert mich dieser Streckenabschnitt stark an die Lange Wand. Es ist wirklich sehr beeindruckend, wenn mehrere hundert Meter hohe Dünen direkt ins Meer abfallen und ich kenne das in dieser Dimension auch nur in der Namib.

Als wir die Brandungszone hinter uns haben, fällt auch die Anspannung von uns ab. Jetzt können wir es wesentlich ruhiger und entspannter angehen. Der Zeitdruck ist weg. Wir machen erst einmal Frühstückspause. Dabei fällt mir leider mein Implantat raus und ich kann mich den Rest der Reise mit der Gewindestange im Mund rumärgern.

Ab hier wählen wir dann auch eine andere Strecke, als beim Hinweg. Zuerst geht es durch die Dünenausläufer der Namib und danach durch das Kuiseb-Delta zur Ostseite der Salinen.

Mit dem Fortuner bei der Namibdurchquerung hätten wir diese kleineren Dünen am Rand der Namib gar nicht mehr richtig wahrgenommen. Mit dem Landcruiser befand ich mich aber fast permanent am Limit. Gar nicht mal so sehr wegen der schwachen Motorleistung, als vielmehr aufgrund des hohen Gewichts und des hohen Schwerpunkts. Vor allem Schräglagen und Querbelastungen waren echt gruselig, da man immer wieder das Gefühl hatte, dass die Kiste gleich umfällt. Auch die Slipfaces mussten sehr konzentriert angegangen werden, damit man nicht in Schräglage gerät.

Mit erreichen des Kuiseb-Deltas wird die Fahrt sehr entspannt. Jetzt gibt es nur noch Minidünen. Zu unserer Überraschung drückt hier an mehreren Stellen Wasser an die Oberfläche und bildet kleine Teiche auf denen Wasservögel schwimmen.



Auch ansonsten nimmt die Tierwelt zu. Wir sehen u.a. Springböcke und Schakale.



Bei den Salinen endet unsere Tour und wir erreichen wieder die Straße



Kathrin & JP


JP war ein hervorragender Guide. Er war die ganze Zeit über sehr um uns bemüht und auch in seinem ganzen Wesen ein ausgesprochen netter Typ. Ich hatte den Eindruck, er macht sich große Sorgen, dass wir unzufrieden sein könnten, da wir aufgrund unseres Fahrzeuges und der Gezeitenlage nur sehr eingeschränkt unterwegs waren. Mehrfach versichere ich Ihm deshalb, dass wir mit der Tour absolut zufrieden sind und es uns von vornherein klar war, nicht das volle Programm machen zu können. Für uns haben wir das Maximum erlebt, was an diesem Tag und mit unserem Auto möglich war. Was will man mehr?
Als JP mir zum Abschied sagt, dass er sehr beeindruckt war, was ich mit dem Bushcamper alles gefahren bin und dass ich mich kein einziges Mal festgefahren habe, geht das runter wie Honig.

Ich werde die Tour auch mit einem Bushcamper wieder fahren. Mir geht es bei dieser Tour nicht darum, die höchsten Dünen zu befahren. Diesen Spaß werde ich mir lieber in Form einer erneuten Namibdurchquerung gönnen. Vielmehr möchte ich die Landschaft genießen, weshalb ich beim nächsten Mal einen Tag auswählen werde, an dem die Gezeiten so günstig liegen, dass man die maximale Zeit zwischen ablaufendem und auflaufendem Wasser nutzen kann.

Inzwischen ist es kurz nach Mittag und wir machen uns auf zum Großeinkauf für die nächsten 2 Wochen im Damaraland und Kaokovelt. In der neuen Dune Mall bekommen wir alles was wir benötigen.
Die Dune Mall könnte auch in jeder europäischen Großstadt stehen und würde selbst dort zu den besseren Adressen zählen. Wirklich beeindruckend, wie sich Walvis Bay in den letzten Jahren entwickelt hat. Man hat den deutlichen Eindruck, dass die Stadt boomt. Auch der Hafen expandiert; dort stehen jetzt zwei nagelneue und riesige Containerbrücken. Die sind jetzt das erste, was man von Walvis Bay sieht, wenn man sich aus der Wüste der Stadt nähert.
Ich glaube hier könnte ich auch gut leben. Es gibt alles, was sich der verwöhnte Mitteleuropäer wünscht und der Freizeitwert der Stadt ist echt hoch.

Zwischen Walvis Bay und Swakopmund ist Highlive am Strand. Wie es aussieht, wollen hier Tausende ins neue Jahr feiern und haben dafür gefühlt Ihren halben Hausstand mitgebracht. Vor allem der Bereich um Düne 7 ist zur Partymeile geworden.
Der Verkehr zwischen den beiden Städten hat auch enorm zugenommen.

In Swakopmund wollen wir uns nicht lange aufhalten. Lediglich der Jetty statten wir einen Besuch ab. Es ist bei uns inzwischen lieb gewonnene Tradition, hier für die überbackenen Austern mit Weißwein einzukehren und dabei Blick über die Strandpromenade schweifen zu lassen.




Was deutlich auffällt ist, dass in Namibia inzwischen auch eine schwarze Mittelschicht entsteht. An Orten, wo man früher nur Weiße traf, sind inzwischen im gleichen Maße auch Schwarze unterwegs. Eine Entwicklung die positiv stimmt.

Noch kurz tanken und dann ab nach Sophia Dale. Bei Manfred haben wir 12kg gefrorenes Grillfleisch und einiges an Wurstwaren bestellt. Es liegt schon alles bereit, als wir ankommen. Für den abendlichen Braai nehmen wir noch Rinderfilet dazu. Jetzt zeigt sich der Vorteil des als Gefrierschrank genutzten zweiten Kühlschranks im Buschcamper. In früheren Zeiten hätte es bei der anstehenden Tour in der zweiten Woche nur noch Dosenfutter gegeben.




Zum Rinderfilet gibt es frischen Salat. Ohne Sturm gleich viel einfacher zu essen.

Leider hat es heute Abend viele Mücken, so dass wir ziemlich zerstochen sind. Das ist aber nicht der Grund, dass wir wie fast immer in Afrika Mitternacht nicht erleben und Sylvester verschlafen. Es passt hier nur einfach nicht in den Lebensrhythmus so lange wach zu bleiben.

Jetzt sind Kathrin und ich schon 32 Jahre zusammen. :kiss:
Letzte Änderung: 27 Mär 2019 12:13 von Topobär.
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