THEMA: 7 Wochen in der Regenzeit !? (Nam/BOT 2018/2019)
11 Okt 2019 13:56 #570057
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48.Tag (Mi. 06.02.2019)
Central Kalahari Game Reserve (Passarge Valley – Piper Pans)
169km




Über Nacht hat es wie üblich aufgeklart und wir erleben einen traumhaften Sonnenaufgang auf unserer Campsite. Bevor wir losfahren, frühstücken wir in Ruhe auf unserer Campsite und beobachten dabei eine riesige Springbockherde auf der weiten Grasebene des Passarge Valleys.



Heute ist der Weg das Ziel, sprich der Gamedrive. Mal sehen, was wir so alles entdecken werden.

Auf den ersten 15km merkt man noch deutlich den Wolkenbruch von gestern Nachmittag. Es steht noch immer jede Menge Wasser auf der Piste und auf der Ebene sind zahlreiche Pfützen. Danach ist aber alles Trocken. Die Passarge Pan ist so trocken und staubig, als wäre hier seit Tagen kein Tropfen Regen gefallen. Auch auf der weiteren Strecke des heutigen Tages wechseln immer wieder Passagen wo es kräftig geregnet hat mit staubtrockenen Bereichen ab. Die Gewitterschauer scheinen regional sehr begrenzt zu sein.

Unsere Strecke führt uns von der Passarge Pan über San Pan, Tau Pan und Phokoje Pan zu den Piper Pans.

Unterwegs sehen wir Unmengen an Herbivoren. Vor allem Springböcke, Oryxe und Gnus. Als Highlight auch eine Gruppe Giraffen. Bei den Jägern entdecken wir allerdings nur die Kleinen: Schakale und Löffelhunde.







Die Piper Pans zeigen sich ohne Grasbewuchs. Hier scheint es bislang noch nicht geregnet zu haben. Ein Blick in dem Himmel lässt aber bereits erahnen, dass sich dies in Kürze ändern wird.

Wir installieren uns auf Campsite Nummer 1 und klappen auch gleich die Markise aus, denn es kommt eine bedrohlich aussehende Regenwand auf uns zu. Keine Minute zu früh, denn kurz darauf geht es auch schon los und es zeigt sich recht schnell, dass bei diesem Wolkenbruch auch die Markise nicht weiterhilft. Zwar bekommt man den Regen nicht direkt von oben ab, aber allein das vom Boden wieder hoch spritzende Wasser reicht aus, um uns zu durchnässen. Schon bald sind wir gezwungen in die Fahrerkabine zu flüchten.

Eine Stunde lang prasselt der Starkregen aufs Fahrzeugdach. Dann ist das Gewitter genauso plötzlich vorbei, wie es begonnen hat. Als ich aussteigen will, steht der Wagen in einem kleinen See und direkt unter der Fahrertür fällt mir ein roter Gegenstand im Wasser auf. Wie ich zu meinem großen Ärger feststelle, handelt es sich um meinen E-Reader. Der muss mir unbemerkt aus der Tasche gefallen sein, als ich ins Auto geflüchtet bin. Der Tolino soll zwar spritzwasserdicht sein, für eine volle Stunde unter Wasser ist er aber anscheinend nicht ausgelegt; jedenfalls gibt er keinen Mucks mehr von sich. So ein Scheiß!!! Nach dem Fotoapparat ist der E-Reader für mich der wichtigste Gegenstand auf Reisen. Gerade hier in Afrika. Was gibt es schöneres, als mit einem guten Buch in der Natur zu sitzen. Nur hin und wieder unterbrochen von einer kurzen Fotopirsch oder Beobachtungen mit dem Fernglas.



Am besten erst einmal gar nicht drüber nachdenken und sich mit den naheliegenden Dingen beschäftigen. Als erstes brauchten wir einen neuen Stellplatz. Wir verlegen nach vorne an den Pfannenrand. Hier wurden wir beim letzten Mal von einem Ranger zurück hinter die Büsche gescheucht, aber heute hätten wir eine gute Ausrede, weshalb wir dort nicht stehen können.



Die Pfanne ist durch den Regen komplett geflutet. Es ist, als würden wir an einem See stehen.

Eine Gruppe Südafrikaner kommt vorbei. Sie sind auf dem Weg zur Passarge Pan 2 Campsite. Die Fahrzeuge kämpfen sich schwer durch den Schlamm, sind am schlingern und schliddern. Für uns steht fest, dass wir auf unseren abendlichen Gamedrive verzichten werden und den Wagen heute nicht mehr bewegen.

Plötzlich erschallt lautes mehrstimmiges Löwengebrüll. Das hört sich an als wären die Großkatzen ganz in der Nähe. Trotz intensiver Suche mit dem Fernglas kann ich sie aber nicht entdecken. Ich vermute, dass sie sich auf einer in der Pfanne befindlichen und mit dichtem Gebüsch bestandenen Insel befinden. Das Gebrüll wird uns bis zum Zubettgehen begleiten. Hin und wieder hören wir auch Schakale schreien.

Nur wenig später überquert eine Gruppe Gnus die Pfanne. Das Getrappel der Hufe im Wasser erscheint ohrenbetäubend laut.





Kurz vor Sonnenuntergang sehen wir einen Hilux, der sich mühsam durch den Schlamm pflügend auf uns zu bewegt. Es sind zwei junge Franzosen, die eine Reservierung für die Xade Campsite haben und denen der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aufgrund der Pistenverhältnisse waren sie deutlich langsamer unterwegs als geplant. Sie fragen, ob sie sich an den Rand der Campsite stellen dürfen. In solch einer Notsituation ist das für uns selbstverständlich. Die beiden sind dann auch so ruhig und unauffällig, dass wir sie überhaut nicht wahrnehmen.



Das Lagerfeuer und der Braai ziehen sich heute ziemlich in die Länge, denn auch unser Feuerholz ist nass geworden.

Die Gedanken an die morgigen Pistenverhältnisse lassen mich nachdenklich einschlafen. Ich bin gespannt, wie wir voran kommen und wie wir aus dem Park rauskommen.
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18 Okt 2019 15:08 #570554
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49.Tag (Do. 07.02.2019)
Central Kalahari Game Reserve (Piper Pans – Sunday Pan)
144km




Die Nacht über haben wir immer wieder die Löwen ganz in unserer Nähe brüllen gehört. Solche Nächte sind Afrika pur. Ich liebe es.

Der Tag begrüßt uns mit einem beeindruckenden Sonnenaufgang an fast freiem Himmel.



Die Franzosen starten bereits, als wir aufstehen. Auch wir machen uns gleich startklar und als es ca. eine halbe Stunde später los geht ist der Himmel leider komplett bedeckt. Dass bleibt so bis Mittag. Erst dann kann sich die Sonne wieder durch die Wolken kämpfen. Somit haben wir heute nur selten gutes Fotolicht.

Wir beginnen den Tag mit der Umrundung der Piper Pans, getrieben von der Hoffnung die Löwen zu entdecken. Besonders den Bereich, wo das Löwengebrüll unserer Meinung nach seinen Ursprung gehabt haben muss suche ich intensiv mit dem Fernglas ab. Leider ohne Erfolg.

Insgesamt ist heute Morgen nix los an den Pfannen. Dafür ist die Strecke ein wenig herausfordernd, denn es steht noch eine Menge Wasser in den Spuren. Das ist in so fern spannend, dass man nie weiß, wie tief die Spurrinnen sind und ob der Untergrund schlammig oder sandig ist.



Wir machen uns dann auch bald auf den Weg zurück ins Lethikau Valley. Unterwegs stellen wir fest, dass auch gestern der Regen nur regional gefallen ist. Immer wieder wechseln sich trockene Landstriche mit solchen ab, in denen es kräftig geregnet hat.

Die Lethikau Campsite ist gerade unbesetzt und so nutzen wir sie für unser Frühstück.

Ähnlich wie im Passarge Valley, finden sich auch in Lethikau und Deception Valley viele Tiere. Die Löffelhunde sind leider wieder sehr scheu und verschwinden sowie sie uns sehen. Die Schakale lassen sich dagegen überhaupt nicht von uns aus der Ruhe bringen. Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich das Verhalten dieser nahen Verwandten ist.







Als wir die Leopard Pan erreichen, haben sich bereits wieder große Gewitterwolken aufgetürmt. Tiere sehen wir nicht, weshalb es schon bald weiter zur Sunday Pan geht. Hier stehen viele Oryx in der Pfanne.

Wir haben die Campsite Sunday Nr.2, welche am Südrand der Pfanne liegt und einen schönen Blick über diese bietet. Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Campsites ist diese allerdings ziemlich vermüllt. Ich frage mich, was die Leute denken, wenn Sie die Campsite so hinterlassen. Ob sie überhaupt denken?

Wir sind kaum angekommen, da erwischt uns schon der erste Schauer.

Obwohl erst Nachmittag hören wir von der Pfanne her Löwengebrüll. Das ist ungewöhnlich früh. Das schlechte Wetter macht die Katzen anscheinend zu Frühaufstehern. Waren wir uns vorher noch unsicher, gibt das Gebrüll für uns den Ausschlag, am späten Nachmittag noch einmal auf Gamedrive zu starten.

Bei der nächsten Regenpause starten wir. Was sehr schade ist, ist der Umstand dass die Wege durch die Pfannen sowohl bei der Sunday Pan, als auch bei der Leopard Pan inzwischen gesperrt sind. Man kann die Pfannen nur noch am Rand umrunden. Das war beim letzten Mal noch anders und man kommt jetzt häufig nicht mehr so nah an die Tiere ran, wie früher.

Wir fahren in die Richtung aus der wir das Brüllen gehört haben und finden schon bald einen einsamen Löwen auf der Wanderschaft. Ich bin immer ganz happy, wenn ich Löwen bei anderen Aktivitäten als schlafen beobachten kann. Passiert bei den Pennern selten genug. Der Löwe hat einen echten Charakterkopf mit sehr schöner Mähne. Ansonsten macht er aber einen recht mageren Eindruck. Die Haut am Bauch ist schon ganz faltig. Sieht aus als hätter er schon längere Zeit nichts mehr zu futtern bekommen. Da wird es wohl morgen früh ein Oryx weniger geben. Wir fahren längere Zeit parallel zu Ihm am Rand der Pfanne entlang. Er legt sich dann ins Gras und beginnt sich zu putzen. Sieht genauso niedlich, wie bei unserer Hauskatze aus. Nebenbei ist er am posen, wie ein professionelles Fotomodel.








Zurück auf der Campsite bietet sich am Himmel wieder eine spektakuläre Szenerie. Überall gewaltige schwarze Gewitterzellen und dazwischen Bereiche mit blauem Himmel, durch die die Sonne die Gewitterwolken dramatisch ausleuchtet. Die Tage im CKGR hätten sich allein schon für den Blick in den Himmel gelohnt. Wetter kann sehr interessant sein.




Da immer wieder Schauer über der Campsite niedergehen, versuche ich erst gar nicht zu grillen. Heute wird mal wieder gekocht. Bei einer längeren Regenpause lege ich los, aber das nächste Gewitter beginnt bevor ich fertig bin. Da sind wir froh, dass wir den Bushcamper haben, in dem man zur Not auch recht gut drinnen sitzen und essen kann. Dafür muss Kathrin aber erst einmal aufräumen und Platz schaffen, währen ich beim Kochen immer nasser werde. Zum Glück ist es aber immer recht warm, so dass es nicht all zu sehr stört. Außerdem schafft es die Markise zumindest den Bereich des Kochers durchgehend trocken zu halten.
Das Essen im Bushcamper ist dann nicht unbedingt bequem, dafür aber recht gemütlich. Kathrin nutzt eine weitere Regenpause für den Abwasch, danach regnet es sich ein.

Die gute Nachricht des Tages: Mein E-Reader funktioniert wieder. Ich hatte Ihn hinter der Windschutzscheibe platziert, wo sicher der wärmste Platz im Auto ist. Meine Hoffnung war, dass die Hitze dafür sorgt, dass das Wasser im Inneren des E-Readers möglichst schnell verdunstet. Das hat anscheinend geklappt, denn als ich ihn am Abend versuchsweise einschalte, läuft er, als hätte es nie Probleme gegeben.
Letzte Änderung: 18 Okt 2019 15:27 von Topobär.
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06 Nov 2019 15:05 #572136
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50.Tag (Fr. 08.02.2019)
Central Kalahari Game Reserve – Khama Rhino Sanctuary
418km




Es hat die ganze Nacht hindurch geregnet und erst mit Beginn der Dämmerung aufgehört. Zum Sonnenaufgang hat es dann bereits soweit aufgerissen, dass der Tag wieder mit einem spektakulären Farbenspiel beginnt.

Aufgrund des der großen Regenmenge verzichten wir auf einen morgendlichen Gamedrive. Auf allen Tracks steht noch hoch das Wasser und wir wollen nicht riskieren, uns in den Matschlöchern und tiefen Spurrinnen entlang der Pfannen fest zu fahren.
Wir frühstücken auf der Campsite und machen uns dann gleich auf den Weg Richtung Zivilisation. Dabei gehen wir auf Nummer sicher und fahren nicht die attraktivere Strecke via Leopard Pan, sondern die sicherere, aller langweiligere Strecke über die Cutline. Auch hier steht reichlich Wasser auf den Tracks.



Die Durchquerung des Deception Valley hat es dann noch einmal in sich. Die Hauptpiste ist tief verschlammt und verspurt, weshalb ich eine Umfahrung wähle. Dabei werde ich vom Anblick einer großen Herde Oryx abgelenkt, so dass ich den Abzweig übersehe, der zurück auf die Hauptpiste führt. Erst einige hundert Meter später bemerke ich, dass unser eingeschlagener Weg uns immer mehr nach Süden führt, was definitiv nicht richtig sein kann. Da alles unter Wasser steht, ist es gar nicht so einfach eine Stelle zu finden, an der man unbesorgt wenden kann.



Die restliche Strecke bis zum Gate ist dann einfach zu fahren. Hier scheint es kaum geregnet zu haben.

Wer jetzt denkt, wir hätte das Schwierigste hinter uns irrt. Denn auf der Cutline Richtung Rakops geht es erst so richtig zur Sache. Mindestens die Hälfte der Strecke steht unter Wasser. Eine große und oftmals auch tiefe Pfütze folgt auf die nächste. Meist ist nur ein kurzes Stück trockener Boden dazwischen. Zum Glück besteht der Untergrund durchgehend aus Sand, so dass keine Gefahr besteht sich fest zu fahren. Allerdings kommt man auch nur sehr langsam vorwärts, denn man ist die ganzen 50km bis zur Asphaltstraße im 1. oder 2. Gang unterwegs.





Ab Rakops geht es dann nur noch auf Asphalt bis zu unserem heutigen Tagesziel.

Bei der Engen in Lethlakane tanken wir voll. Hier gibt es mal wieder ein typisch afrikanisches Erlebnis. Als ich mit VISA zahlen will, heißt es, der Kartenleser würde nicht funktionieren und ich soll beim ATM Bargeld ziehen. Als sich herausstellt, dass der ATM gerade außer Betrieb ist, ist der Kartenleser wie durch ein Wunder wieder betriebsbereit.

Um 16:00Uhr erreichen wir unser heutiges Ziel, das Khama Rhino Sanctuary. Das ist ein richtig schöner kleiner Park, den man auf keinen Fall unterschätzen sollte. Zwar ist man schnell rum, dafür gibt es aber Rhino-Garantie. Die Dickhäuter kann man hier gar nicht übersehen. Auf den beiden großen Pfannen haben wir mehr als ein Dutzend der Tiere gesehen.





Aber auch ansonsten gibt es reichlich Tiere zu sehen, darunter auch ganz kleine.




Die Campsites liegen im dichten Busch unter hohen Bäumen. Keine Aussicht, aber ansonsten sehr schön. Wenn man die versteckt liegenden Waschhäuser erst einmal gefunden hat, stellen sich diese auch als gut ausgestattet und gepflegt heraus.



Nach der vielen Selbstverpflegung wollen wir uns heute mal verpflegen lassen und fahren deshalb ins 2km entfernte Restaurant zum Abendessen. Dort ist es leider nicht sehr gemütlich. Das Restaurant hat den Charme einer Großkantine. Das Essen ist aber OK.
Letzte Änderung: 06 Nov 2019 15:24 von Topobär.
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14 Nov 2019 14:46 #572848
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51.Tag (Sa. 09.02.2019)
Khama Rhino Sanctuary – Pilanesberg National Park
553km




Die Reise neigt sich dem Ende zu. Da sind lange Fahrstrecken oftmals unvermeintlich. Trotzdem wollen wir jeden Tag auch noch etwas Schönes erleben. Aus diesem Grund ist unser heutiges Tagesziel der Pilanesberg National Park.

Vorher gilt es aber erst einmal Strecke machen und eine Grenze zu überqueren. Am Grenzübergang Martinsdrift geht es von Botswana nach Südafrika. Hier läuft alles sehr modern und effizient ab. Keine 15min. und wir haben die Grenze hinter uns. Es gibt nur eine einzige Kladde. In die müssen wir das Fahrzeug eintragen. Die Pässe werden elektronisch gescannt. Die übliche Zettelwirtschaft mit Daten zur Ein- und Ausreise gibt es hier nicht.

Um die Einhaltung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit müssen wir uns bei unserem Trecker keine Sorgen machen. Der Wagen kommt selbst auf ebener gerader Strecke nicht über 120km/h.

Gleich hinter dem Grenzübergang übersehe ich aufgrund der kilometerlangen LKW-Schlange leider einen Abzweig und bemerke es erst etliche Kilometer später. Das kostet uns einen Umweg von ca. 50km über Gravel.

Trotzdem erreichen wir bereits um 15:00Uhr den Pilanesberg National Park. Wir checken kurz im Bakglata Restcamp ein und starten dann gleich zum Gamedrive. Der beginnt sehr schleppend Es dauert eine geschlagene halbe Stunde, bis wir die ersten Tiere sehen. Es wundert sicher niemenden, dass es sich dabei um eine Herde Impalas handelt.



Danach zeigen sich dann immer mal wieder vereinzelt Tiere.

Auf einem Picknickplatz oberhalb des zentralen Staudamms machen wir Pause und stärken uns ein wenig. Seit dem Frühstück gab‘s nichts mehr zu essen.

Bei der Weiterfahrt stehen wir dann plötzlich im Stau. Dutzende Fahrzeuge vor uns und in der Gegenrichtung scheint es nicht besser zu sein. Was ist denn hier los? Nach einiger Wartezeit sind wir soweit vorgerückt, dass wir den Grund für den Stau erkennen können. Auf einem Felsen oberhalb der Piste liegt sehr dekorativ ein großer kampferprobter Leopardenkater und nimmt in aller Seelenruhe die Parade zu seinen Ehren ab.




Der hat echt die Ruhe weg. Bis ich in guter Fotoposition bin, dauert es noch eine weitere Viertelstunde. Inzwischen regeln zwei Ranger den Verkehr und sorgen dafür, dass kein Fahrzeug zu lange vor Ort stehen bleibt. Gegenüber dem, was wir hier erleben sind die häufig kritisierten Fahrzeugmassen in Massai Mara, Serengeti und an der Chobe River Front ein Witz.

Danach passiert nicht mehr viel und wir genießen wieder für uns alleine die zauberhafte Landschaft des Nationalparks. Ringsum haben sich große Gewitterwolken aufgetürmt, aber über dem Nationalpark ist weiterhin blauer Himmel.




Kurz vor Toresschluss sind wir wieder zurück im Restcamp. Das Campinggelände ist riesig und auch sehr gut besucht.
Da wir am letzten Abend noch einiges an Arbeit vor uns haben, wollen wir nicht auch noch kochen und entscheiden uns für den Besuch des Restaurants. Das hat leider den Charme einer Werkskantine, das Essen ist aber sehr lecker.

Danach ist packen angesagt. Wir haben das bis zum letztmöglichen Zeitpunkt herausgezögert, aber jetzt kommen wir nicht mehr drum herum.
Letzte Änderung: 14 Nov 2019 14:57 von Topobär.
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26 Nov 2019 16:28 #573791
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52.Tag (So. 10.02.2019)
Pilanesberg National Park – Johannesburg
222km




In der Nacht geht mindestens 10 Mal die Autoalarmanlage unserer Campnachbarn los. Die haben den Camper-Mietwagen anscheinend erst gestern übernommen und beherrschen die Technik noch nicht. Kathrin schläft wie eine Tote und bekommt mal wieder von alldem nichts mit. Ich bin jedes Mal wach.

Der Himmel ist bedeckt. Kurz vor dem Aufstehen hat es sogar kurz geregnet. Kein schönes Fotolicht.

Auch wenn das heute unser letzte Tag ist, wollen wir noch einen finalen Gamedrive unternehmen. Zunächst sehr wir „nur“ Vögel, dafür aber jede Menge.

Ein Perlhuhn läuft bei unserem Erscheinen ausnahmsweise mal nicht panisch davon. Aus der Nähe betrachtet sind diese komischen Hühner ganz schön hässlich. Vielleicht laufen Sie deshalb meist davon, wenn man ihnen zu nahe kommt.





An einen Stausee steht ein Hide zur Vogelbeobachtung und es gibt reichlich was zu sehen.

Auf dem Wasser ist eine Familie Nilgänse unterwegs.



Im der Ufervegetation schwirren mir unbekannte Webervögel umher. Sie scheinen in der Balz zu sein, denn Sie plustern immer wieder die auffälligen gelben Bereiche im Gefieder auf. Dann fliegen jede Menge hübscher gelber Federbälle durch die Gegend.





Ihre Nester haben diese Webervögel sehr sicher errichtet.



Nachdem ich noch einen Graulärmvogel aus nächster Nähe ablichten konnte, fahren wir zu einem hoch in den Bergen gelegenen Aussichtspunkt.




Bei klarer Luft und blauem Himmel muss das hier oben ein Traum sein.

Abschließend kommen uns dann auch noch ein paar Vierbeiner vor die Linse. Im hohen Gras steht eine kleine Elefantenfamilie und etwas später steht eine Giraffe mit Baby neben dem Weg.




Als krönenden Abschluss entdecken wir sogar noch ein Löwenrudel.



Dann müssen wir uns losreißen und auf den Weg nach Johannesburg machen.

Kathrin nutzt die Zeit um unsere Sichtungsliste auszuwerten. Es ist kaum zu glauben, aber nach 7 Wochen in der Wildnis kommen wir zu einem glatten Unentschieden. Wir können aber ganz klar verschiedene Schwächen und Stärken ausmachen. Während ich sehr sensibel auf Bewegungen reagiere entdeckt Kathrin sehr gut getarnte und versteckte Tiere. Das ergänzt sich perfekt.
Wenn ich unserem kleinen Wettstreit allerdings berücksichtige, dass ich nebenbei auch noch den Wagen fahre, sehe ich mich ganz eindeutig als Gewinner. B)

Um 16:00Uhr sind wir zurück bei Bushlore auf dem Hof. Die Rückgabe ist schnell erledigt. Wir müssen dann jedoch noch einige Zeit auf unseren Shuttle warten, da die Rückgeber vor uns Verspätung hatten und dadurch der Zeitplan bei den Shuttles durcheinander geraten ist. Zum Glück haben wir einen großen zeitliche Puffer eingeplant, so dass das für uns kein Problem darstellt.

Der Rückflug mit Swiss ist völlig unspektakulär und pünktlich. Um 9:00Uhr landen wir in Hannover und um 11:00Uhr sitze ich im Büro. Wären ich noch von Afrika träume, hat der Alltag bereits wieder begonnen.
Letzte Änderung: 26 Nov 2019 16:43 von Topobär.
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06 Dez 2019 15:48 #574644
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Fazit

Wenn eine Reise so gut gelaufen ist, ist es gar nicht so einfach ein Fazit zu schreiben.

Dauer:
Es war die bislang längste Reise, die wir je unternommen haben. Daran kann man sich schon gewöhnen. Unsere Erkenntnis daraus ist, dass wir zukünftig seltener und dafür länger nach Afrika reisen werden.

Fahrzeug:
Der LC Bushcamper war für uns das ideale Fahrzeug für die Tour. Die Ausstattung lässt keinerlei Wünsche offen. Ganz besonders hervorheben möchte ich den 2.Kühlschrank, den wir als Freezer genutzt haben und die Markise, die uns sowohl bei Regen, als auch bei Sonnenschein gute Dienste geleistet hat. Die Winch haben wir wieder nur für andere benötigt. Das Hubdach ist wesentlich bedienungsfreundlicher als ein Dachzelt. Allerdings muss man sich bei nur 120cm cm Breite schon gut verstehen, um eine entspannte Nacht zu haben. Mit seiner LKW-Technik steckt der LC auch das hohe Gewicht des Buschcamper-Aufbaus gut weg. Auch im schwersten Gelände war man mit dem Wagen immer Herr der Lage. Lediglich im Tiefsand war das Heck aufgrund der fehlenden Spacer etwas unruhig. Mit nur 130PS aus einem 4,2l Saugdiesel darf man leistungsmäßig nicht viel erwarten. Auch in dieser Hinsicht ist der LC ein LKW. Außer bei Dünen reicht die Leistung aber für jedes Gelände vollkommen aus. Mit dem sehr guten Fahrverhalten bei niedrigen Drehzahlen ist der Motor ideal für Gamedrives.
Leider hat uns die defekte Batteriesteuerung die Tour in den äußersten Nordwesten des Kaokovelds gekostet. Ob wir einfach nur Pech hatten, oder ob es sich um eine Schwachstelle des Fahrzeuges handelt, kann ich nicht sagen, denn es war das erste Mal, dass wir ein Fahrzeug mit 3-fach Batteriesystem hatten. Bei den bisherigen Doppelbatterien hatten wir jedenfalls nie Probleme.

Vermieter/Buchungsagentur:
Seit gut 10 Jahren mieten wir über Kwenda Europe bei Bushlore. Es gab wieder einmal nicht das Geringste zu beanstanden. Von den Schäden am Reifen, der Windschutzscheibe und dem Außenwasserhahn wurde uns lediglich der Reifen in Rechnung gestellt. Die Auslagen für die Batterie haben wir anstandslos ersetzt bekommen, obwohl der Beleg aus Thermopapier nicht mehr lesbar war.
Wir haben wieder viele Unterkünfte von Kwenda vorbuchen lassen. Hat wunderbar geklappt. Wir haben fast alle unsere Wunschunterkünfte bekommen.

Campsites:
Wir hatten viele sehr schöne Campsites. Ein Ranking würde mir da sehr schwer fallen. Hier nur ein paar ganz spontane Eingebungen zu dem Thema.
Die großen Restcamps im KTP gefallen mir überhaupt nicht. Staubig, kaum Schatten und keinerlei Privatsphäre.
Wildcampen macht mit dem Bushcamper noch mehr Spaß. Da muss man noch nicht einmal auf die Dusche verzichten.
Wir lieben Campsites auf denen uns Wildtiere besuchen.
Wir würden immer wieder die Campsites außerhalb von Etosha, den großen Restcamps im Park vorziehen.
Die häufig gescholtene NWR Campsite bei Sesriem hat uns wieder sehr gut gefallen.

Reisezeit:
Ende Dezember bis Anfang Februar war für uns die ideale Reisezeit. Würden wir immer wieder machen. Warum wir das so empfinden? Nach dem ersten Januarwochenende herrscht schlagartig absolute Nebensaison. Es ist stets angenehm warm, wobei ich sagen muss, dass wir mit großer Hitze gut klar kommen. Ist mir wesentlich lieber als Kälte. Es ist wesentlich angenehmer noch im Dunkeln mit T-Shirt und kurzer Hose seinen GT zu trinken, als morgens mit Handschuhen seinen heißen Kaffee zum auftauen nach der frostigen Nacht zu schlürfen. Das Land ist in weiten Bereichen frisch grün anstatt verbrannt und verdorrt. Der Himmel ist nicht jeden Tag langweilig wolkenlos blau, sondern bietet immer wieder spektakuläre Wolkenstimmungen und Sonnenuntergänge.

Rhythmus:
Hier im Forum wird ja meistens empfohlen, an jedem Ort mindestens 2 Nächte zu verbringen. Als Lodgehopper ist das sicherlich eine gute Sache, aber es entspricht nicht unserem Rhythmus. Als Camper muss man sowieso jeden Tag alles zusammenräumen. Wenn man dann nicht den ganzen Tag in der Umgebung der Campsite verbringt, gibt es für mich keinen Grund nicht noch ein bisschen weiter zu fahren. Jeden Tag eine Kombination aus kurzer Etappe und Aktivitäten ist für uns ideal.

Nationalparks:
Mit Etosha und KTP werde ich einfach nicht warm. Ich bin jetzt mal in mich gegangen um zu analysieren, woran das liegt. An den Sichtungen kann es nicht liegen, denn die waren auch in diesen Parks super. Ich denke es liegt daran, dass ich mich in diesen Parks zu eingeschränkt fühle. Man darf das Auto nicht verlassen und es gibt auch keine kleinen Nebenwege zu erkunden. Da fehlt mir als Mensch und Autofahrer die Bewegungsfreiheit. Tiere sehen allein ist halt nicht alles. Dafür war ich einfach schon zu oft in Afrika.

Sichtungen:
Herausragend waren diesmal die Leopardensichtungen. Noch nie haben wir im südlichen Afrika so viele Leoparden gesehen. Auch ansonsten können wir uns nicht beschweren. Höchstens, dass es mit Pangolin und Erdwolf wieder nicht geklappt hat. Dafür haben wir erstmals Eulen selbst entdeckt. Häufig wird von der grünen Jahreszeit aufgrund angeblich schlechterer Tierbeobachtung abgeraten. Kann ich nicht nachvollziehen. Wir hatten zumindest nie den Eindruck etwas zu verpassen. Häufig ist für mich das Suchen und Entdecken auch spannender als das Beobachten. Deshalb bin ich auch lieber auf eigene Faust unterwegs, als mit einem Guide.

Begegnungen:
Auf dieser Reise hatten wir sehr schöne Begegnungen mit anderen Reisenden. Besonders zwischen Kasane und Maun waren wir eine klasse Gruppe. Ich bin jedes Mal erneut erstaunt, wenn mich andere Menschen bereits aus dem Forum kennen. Wenn man so abgeschieden und allein unterwegs ist, ist eine Lagerfeuerrunde mit anderen Reisenden immer wieder eine schöne Abwechslung.

Würden wir bei der nächsten Reise im südlichen Afrika etwas anders machen – auf gar keinen Fall.

Ideen für die nächste Reise durch das südliche Afrika gibt es reichlich. Ich will beim nächsten Mal noch einmal die Namib durchqueren und die verpasste Fahrt durch das Hartmannstal bis zu den Dünen am Kunene nachholen

Turnusgemäß ist vorher aber erst einmal wieder Ostafrika angesagt. Ende Dezember 2020 wir es für 6 Wochen nach Kenia gehen.
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