THEMA: Die Eulenmuckels auf der Nordschleife
10 Mär 2019 19:18 #550776
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Tag 25 – 7. August 2018 – Zurück nach Namibia

Whispering Sands, Sioma – Zambezi Mubala Camp, Katima Mulilo

Für die folgenden Tage hatten wir kaum noch Reservierungen. Daher mussten wir uns um Übernachtungsmöglichkeiten kümmern. Wir standen recht früh auf, kochten Kaffee und Tee und überlegten während des Frühstücks, wie wir die nächsten Tage gestalten würden.

von Karin:


Am Vortag hatten wir bereits eine Anfrage für Nambwa abgeschickt, aber am Morgen eine Absage erhalten. Nun versuchten wir es per E-Mail beim Mukolo-Camp südlich von Kongola. Parallel versuchten wir, die Reservierung bei der Gondwana Mubala-Campsite um einen Tag nach vorne zu verschieben, also auf heute.







Nach einem kurzen Frühstück füllten wir unseren Wassertank auf und bezahlten unsere Rechnung. Für das Abendessen am ersten Abend wurden uns pro Person lediglich 100 Kwacha berechnet. Für dieses sensationelle Büffet war das geradezu geschenkt. Wir bedankten uns beim Besitzer und verabschiedeten uns.
Auf sehr guter Teerstraße fuhren wir nach Süden. Die Strecke verlief parallel zum Sambesi und ermöglichte immer wieder schöne Ausblicke auf den Fluss.





In Sesheke verfuhren wir uns, weil der Weg zur Grenze nicht ausgeschildert war und wir unserem GPS nicht vertrauten. Im Nachhinein haben wir nochmal gelesen, dass es lilytrotters genauso ergangen war. Aber nachdem wir zweimal über die Sambesibrücke gefahren und uns an LKW-Kolonnen vorbei einen Weg bis zum Grenzgebäude gebahnt hatten, konnten wir ausreisen.



Die Schlange der Wartenden reichte bis auf die Straße. Wir betraten das Gebäude, trugen unsere Fahrzeuge in ein großes Buch ein und stellten uns direkt vorne am Schalter an. Mit unseren europäischen Pässen wurden wir bevorzugt behandelt und erhielten schnell unsere Stempel.
Auf namibischer Seite wurden wir per Temperaturmessung auf Ebola kontrolliert und erhielten erst dann das Einreiseformular. Insgesamt dauerte das gesamte Grenzprozedere weniger als eine dreiviertel Stunde.



In Katima Mulilo fuhren wir zum Tutwa Café, das jedoch geschlossen hatte. Leider gibt es dieses nette, gemütliche Café mit dem schönen grünen Innenhof, der Vogeltränke und den vielen Finken nicht mehr. Zum Glück hatte direkt nebenan ein neues kleines Restaurant eröffnet. Dort empfingen wir per E-Mail die Information, dass im Mukolo-Camp ab morgen Platz für uns sei. Wir telefonierten mit Gondwana und erfuhren, dass wir auch bereits heute im Mubala-Camp bleiben können. So ging unser Plan auf, und wir stärkten uns mit Kaffee, Burger, Omelett, Salat und Gemüse.

Nektarvogel





Von der Bedienung erfuhren wir, dass das ehemalige Tutwa-Cafe zwei Gebäude weiter gezogen war. Das schauten wir uns anschließend ebenfalls nochmal an.



Wir tranken Cola und Cappuccino, und eine Portion Fritten passte natürlich auch noch. Leider ist das neue nicht mit dem alten Tutwa-Cafe zu vergleichen. Der Charme des Früheren, direkt neben der staubigen Straße in einer kleinen grünen Oase mit vielen Vögeln einen Burger zu genießen, ist verloren. Das Café ist zwar sauber, wirkt mit Blick auf Beton und Asphalt aber fast steril und war für uns wenig einladend. Vielleicht tut sich hier in nächster Zeit aber noch etwas.
Nach dieser langen weil doppelten Mittagspause tankten wir die Autos auf und verließen die Stadt nach Süden. Sowohl auf der Teerstraße als auch später auf der D3508 gab es viele Baustellen. Mit gewohnt hohem Personaleinsatz wurde der Verkehr geregelt.









Das neue Gondwana-Mubala-Camp (ehemalige Island View Lodge) liegt unmittelbar am Sambesi und besteht aus einigen feststehenden Zelten sowie ein paar Campingplätzen mit eigenen Duschen. Wir erhielten einen Stellplatz am Fluss. Es war wieder so heiß, dass wir uns in den Schatten setzten und uns ausruhten. Nacheinander wurde geduscht, Ruth setzte sich in die Sonne und las. Am Wasser waren zwar ein paar Eisvögel, aber sonst nicht sehr viele Vögel unterwegs.





Rieseneisvogel





Uwe rasierte sich zum ersten Mal im Urlaub und sah danach fast fünf Jahre jünger aus. Zum Abendessen grillten wir Rinderfilet, aßen Folienkartoffeln und Grillgemüse. Nach dem Sonnenuntergang leuchtete der Sambesi orange auf, und die Coucals stimmten ihr beruhigendes Lied an.







Im Dunkeln entdeckten wir einen Schmetterling, der sich in unser Badezimmer verirrt hatte.





Für morgen früh haben wir uns zu einer Vogel-Bootstour angemeldet.



Kilometer: 166
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16 Mär 2019 23:28 #551487
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Tag 26 – 8. August 2018 – Birding-Bootstour

Zambezi Mubala Camp, Katima Mulilo – Mukolo Camp, Kongola

Bevor wir zu unserer Bootstour aufbrachen, tranken wir einen gemütlichen Guten-Morgen-Kaffee, denn die Luft war nicht kalt. In den Bäumen über unserer Campsite sprangen zwei Turakos herum. Aber leider konnten wir sie mangels Licht nicht fotografieren. Gegen sieben Uhr waren wir bereits am Anleger, und kurz darauf kam auch Sylvester, unser Guide, mit dem wir unsere Tour auf dem Sambesi starteten. Zunächst fuhren wir nach Westen und später eine große Schleife, über die wir das Mubala-Camp wieder von Südosten erreichten.



Braunkopfliest



Weibliche Weber



Graufischer





Wir sahen sehr viele verschiedene Wasservögel, und Sylvester war ein aufmerksamer Guide, der das Boot sehr ruhig nahe am Ufer entlang steuerte und auf einen guten Lichteinfall zum Fotografieren achtete.

junger Purpurreiher



Langspornkiebitz



junge Riedscharbe



Rallenreiher



Mohrenralle



Weißbrustkormoran



Wassertriel





Mangrovenreiher



Braunkopfliest



Witwenenten



In respektvollem Abstand fuhren wir an einer Gruppe Flusspferde vorbei. Ruth ist in der Nähe dieser Gesellen immer ein wenig unentspannt. Sie kann sich noch zu gut an unsere Tour mit Dan vom Mavunje Camp und seine Geschichten erinnern und hat außerdem wohl zu viele gruselige Youtube-Videos geschaut. Während die anderen fotografierten, rechnete sie jederzeit mit einem Angriff, behielt die Wasseroberfläche im Auge und hielt nach verräterischen Luftbläschen Ausschau. Sicher ist sicher.
Die Hippos betrachteten uns mindestens ebenso misstrauisch. Während die einen wieder abtauchten, prusteten die anderen kleine Wasserfontänen in die Luft und wackelten mit den Öhrchen.





Auch wenn wir keine besonders ausgefallenen Sichtungen hatten, gehörte diese Bootstour sicherlich zu den besseren. Zum einen erwarteten wir nichts Spektakuläres (es wird ja mit der Zeit auch immer schwieriger, etwas wirklich Neues zu entdecken), zum anderen war jeder mit der ruhigen Morgenstimmung und den ganz alltäglichen Tieren am Fluss zufrieden. Bei der Fülle der verschiedenen Arten wäre es wohl auch vermessen gewesen, sich zu beschweren. Bald beobachteten wir den Abflug eines mächtigen Schreiseeadlers, dem unser Boot zu nahe kam, etwas später standen ein paar Seidenreiher am Ufer, und ein Graufischer hielt ein Fisch-Geschenk für seine Liebste bereit.







Vereinzelt entdeckten wir Krokodile auf dem warmen Ufersand, und hin und wieder glitt ein Mokoro mit Fischern oder Arbeitern an uns vorüber.





Lange Zeit standen wir in der Nähe einiger Sandbänke, auf denen sich mehrere Graukopfmöwen und Afrikanische Scherenschnäbel niedergelassen hatten. Wir finden ja, dass letztere an Land ein wenig unproportioniert wirken und wundern uns, warum sie mit ihrem großen Kopf und dem langen Schnabel nicht ständig nach vorne überkippen. In der Luft bewegten sie sich aber umso geschickter. Wir beobachteten ihre Flug- und Wendemanöver, wenn sie sich in großen Schleifen jagten oder mit geöffnetem Schnabel direkt an der Wasseroberfläche nach Fischen jagten.











Riedscharbe





Hammerkopf

Letzte Änderung: 16 Mär 2019 23:30 von Eulenmuckel.
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16 Mär 2019 23:33 #551488
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Als wir Sylvester nach den Karminspinten fragten, erklärte er, dass diese erst im Herbst zur Brutzeit in der Gegend seien. Das hatten wir leider schon geahnt. Trotzdem tat er uns den Gefallen, nach ihnen zu sehen. Wie erwartet war die riesige Kolonie der roten Bienenfresser noch leer, aber ein paar Dutzend Vögel saßen bereits in den Bäumen und flogen ihre Runden. Wir waren begeistert, da wir noch nie so viele dieser Spinte gesehen hatten. Sylvester hingegen winkte ab und meinte, dass er ja gesagt habe, dass sie noch nicht da seien. So freuten wir uns eben über die, die noch nicht da waren! ;)





Danach ging es rasch zurück ins Camp, denn statt der vereinbarten drei Stunden waren wir mittlerweile fast vier Stunden unterwegs.



Diese Schwalbe können wir nicht eindeutig zuordnen. Matthias aber schon: Braunkehl-Uferschwalbe (Brown-throated Martin)



Zurück am Camp fragten wir die Angestellten nach dem Nistplatz der Turakos. Sie zeigten uns das Nest, die Vögel waren jedoch nicht anwesend. Einmal sahen wir sie noch ganz kurz im höchsten Wipfel eines Baumes, bevor sie zwischen dichtem Geäst verschwanden. Einige Schmetterlinge waren zwar nicht weniger flatterhaft, zeigten sich aber deutlich kooperativer.

Common Grass Yellow (Danke an Matthias)


African Common White (dito)


Wir packten unsere Autos und machten uns auf den Weg nach Katima Mulilo.



Bei Pick and Pay hielten wir auf dem Parkplatz, holten Bargeld und gingen einkaufen. Viel brauchten wir nicht und waren auch recht schnell im Supermarkt fertig. An der Kasse dauerte es jedoch deutlich länger. Jedes Teil wurde mit Bedacht über den Scanner gezogen und dann einzeln von der Kassiererin in einer Plastiktüte verstaut. Dabei vergewisserte sie sich mehrfach, dass die Ware auch in der richtigen Tüte gelandet war. Evtl. wurde die eine noch gegen eine andere Ware ausgetauscht oder ein wenig hin und her gedreht, um eine optimalere Lage zu haben. So ging es mit jedem gekauften Stück, und wir wurden bald verrückt. Während die Kassiererin angeregt mit der Kundin schnackte und weiter eifrig ein Teil nach dem anderen in die Tüte bettete, bekamen wir Atemnot und hätten gerne mit angefasst. Ungeduldig trippelten wir von einem Fuß auf den anderen und sahen uns schon nach einer anderen Kasse um, da Karin und Peter, die sich deutlich nach uns angestellt hatten, den Laden bereits verlassen hatten. Irgendwann mussten wir aber über die ganze Situation lachen und mal wieder feststellen, dass die Uhren in Afrika eben manchmal anders ticken. Wir ergaben uns in unser Schicksal und sahen zu, wie innerhalb der nächsten 5 Minuten auch noch die letzten beiden Artikel an den richtigen Platz in der Einkaufstüte wanderten. Trotzdem übernahm Ruth das Verstauen unseres Einkaufs selbst, denn wir wollten heute noch das Mukolo Camp erreichen.
Nach dem Einkauf setzten wir uns nochmal in das kleine Restaurant, wo wir bereits gestern gewesen waren. Nach einem Mittagsimbiss waren wir gestärkt und begaben uns auf den Weg aus der Stadt. Richtung Westen fuhren wir eine gute Stunde bis Kongola.



Dort bogen wir auf die C49 ab und erreichten das Mukolo-Camp kurz darauf.



Wir erhielten Campsite Nummer 1, die am Fluss gelegen ist und eine schöne Aussicht hat. Wir bauten unser Lager auf, sicherten Fotos und aßen Blaubeermuffins. Peter kochte leckeren Kaffee.





Trauerdrongo



Guinea Fowl



Im Schilf vor dem Camp entdeckte Ruth ein Purpurhuhn – für uns eine Erstsichtung. Daraufhin schlich sie bestimmt eine Stunde in gebückter Haltung am Ufer entlang, kauerte sich hinter dichte Halme und hoffte, dass das scheue Tier sie nicht bemerken und etwas näher ans Ufer kommen würde. Aber das blöde Huhn tat ihr den Gefallen nicht. Obwohl es ständig im Schilf herumraschelte, ganz in der Nähe mit den Flügeln schlug und merkwürdige hupende oder schnatternde Laute von sich gab (zumindest dachte Ruth, dass die Geräusche von der Henne kamen), konnte man nur durch die Bewegung der Halme schemenhaft ein Tier wahrnehmen. Ansonsten holte sich Ruth lediglich nasse Füße und ersetzte die Challenge „Purpurhuhn“ für heute kurzentschlossen durch „Purpurreiher“.



Das Licht wurde immer weicher und leuchtender.





Wir sahen zu, wie die Sonne verschwand und der Himmel etwas später noch einmal aufleuchtete.





Während die ersten Frösche ihre Stimmbänder in Betrieb nahmen, duschten wir, machten Feuer und bereiteten das Abendessen: Boerewors, Kartoffeln und Salat. Wir hörten ein paar Nightjars rufen. In einem Baum in unmittelbarer Umgebung fiepte ein Flughund. Wir machten uns auf die Suche, aber immer wenn wir uns näherten, hörte er auf, und wir standen etwas verloren zwischen den Bäumen herum. So konnten wir ihn niemals entdecken.
Auch wenn wir heute nur eine kleine Etappe zu fahren hatten, waren wir abends hundemüde. Die viele Guckerei und die ganzen Eindrücke strengen an. Trozdem genießen wir jeden einzelnen Moment.



Kilometer: 156
Letzte Änderung: 18 Mär 2019 20:51 von Eulenmuckel.
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24 Mär 2019 13:00 #552075
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Tag 27 – 9. August 2018 – Gamedrives bei Nambwa

Mukolo Camp, Kongola

Wir standen noch vor sechs Uhr auf. Wach waren wir eh, denn der Flughund hatte fast die ganze Nacht wie ein rostiges Windrad in seinem Baum gefiept. Während Karin und Peter im Camp blieben und ausschliefen, fuhren wir in den nahe gelegenen Bwabwata-Nationalpark. Als wir um sieben Uhr an der Einfahrt standen, war die Rezeption noch geschlossen. So fuhren wir zunächst ohne zu zahlen in den Park. Wir pirschten langsam voran und nahmen jeden Umweg am Fluss unter die Räder.



Viel war heute Morgen nicht los. Wir sahen einige Kudus, Impalas und verschiedene Vögel. Glanzstare, Bülbüls und Braundrosslinge hüpften durchs Geäst, und in einiger Entfernung saß eine Spatelracke im Baum.





Ein Stückchen weiter schaute uns aus einem zugewachsenen Tümpel eine Gruppe Flusspferde aus dem Spinat entgegen. (Mit Pflanzen kennen wir uns nicht so gut aus.) Verschwanden die Köpfe der Tiere wieder unter dem ganzen Grün, so fiel auf den ersten Blick gar nicht auf, dass darunter Wasser verborgen war.



Wir folgten der unteren Strecke am Fluss entlang



und entdeckten einen Steppenbaumhopf,



zwei Wiedehopfe, von denen uns der eine schließlich sogar den Gefallen tat, seine Federhaube aufzustellen



und ein Pärchen Schreiseeadler. Einer der beiden Vögel hatte einen großen Fisch gefangen, den er jedoch aufgab, als wir mit unserem Auto vorbeifuhren. Um ihn nicht weiter von seiner Beute abzuhalten, hielten wir nur für ein schnelles Foto.



Wir folgten der schmalen Pad durch hohes Gras dem Nambwa-Camp entgegen



und stoppten noch einmal an einem kleinen Hide. Von hier aus hatte man einen guten Ausblick über die angrenzende Schwemmfläche. Etwas entfernt grasten ein paar Letschwes, ein Riesenfischer spähte nach einem lohnenswerten Schnapp, und zwei Wasserläufer stelzten am Ufer entlang.



Wir ließen das Camp links liegen und steuerten weiter Richtung Horseshoe. An einer Stelle führte der Weg direkt am Wasser vorbei. Unzählige Seerosen streckten ihre Blütenköpfe an die Oberfläche, und viele Jacanas spazierten auf ihren großen, bläulichen Füßen von Seerosenblatt zu Seerosenblatt. Wir beschlossen hier eine kleine Rast einzulegen und zu frühstücken. Im Auto aßen wir ein paar Rosinenbrötchen mit Nutella und Marmelade und freuten uns an der absoluten Stille.



Erst einige Zeit später entdeckten wir die kleinen, hübschen Zwerggänse, die zwischen den Wasserpflanzen gut getarnt umherschwammen. Eigentlich haben sie ja eine recht auffällige, bunte Färbung, verschmolzen hier aber total mit der Umgebung. Obwohl wir fast eine ganze Stunde lang an dieser Stelle standen, blieben die Vögel scheu und kamen uns nie richtig nahe.







Außer wenigen Hippos, den bereits genannten Antilopen und ein paar Riedböcken bekamen wir keine größeren Tiere zu Gesicht. Unter der gefiederten Freunden fanden sich noch ein junger Gaukler, eine Gabelracke (die werden wir jetzt immer für Robin und Casimodo einbauen) und ein Riesenglanzstar.









Ein Stück hinter dem Horseshoe kehrten wir um und nahmen die direkte Strecke zurück zur Ausfahrt. Bis dorthin brauchten wir etwa eine Stunde.
Nun wollten wir brav den Parkeintritt bezahlen. Aber der zuständige Angestellte war gerade nicht da. Ein anderer Mitarbeiter erklärte uns, dass der Herr sofort wieder zurück sei. Wir warteten. Nach ein paar Minuten erklärten wir, dass wir heute Nachmittag ohnehin wieder kommen würden und die Gebühr auch dann bezahlen könnten. Nein, wir sollten warten, der Kollege sei jetzt gleich wieder da. Wir warteten und warteten, aber niemand kam. Nach weiteren Minuten erklärten wir, dass wir uns nun in das ausliegende Registrierungsbuch eintragen und das Geld dazu legen würden. Ja, das sei wohl in Ordnung.

Letzte Änderung: 24 Mär 2019 13:01 von Eulenmuckel.
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24 Mär 2019 13:03 #552077
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Wir fuhren zurück zum Mukolo Camp und machten Mittagspause. Dort aßen wir Brot mit Blauschimmelkäse und Salami und Möhren, die wir in den Senf-Frischkäse dippten. Nichts Besonderes, aber mit genügend Hunger und auf dieser schönen Campsite hätten wir die Brotzeit nicht gegen ein Viergänge-Mittagsmenü tauschen mögen. Dann duschte Uwe und rief beim Shametu-Camp an, um nach einem freien Campingplatz für morgen zu fragen. Glücklicherweise gab es noch genau einen freien Platz, den wir reservierten. Dann liefen wir zum Hauptcamp und fragten die Besitzerin Veronica nach einer Bootstour für morgen früh. Sie werde mit ihrem Mann sprechen, und wir sollten später nochmal vorbeikommen.

Gelbbrustbülbül



Männlicher Senegal-Amarant



und seine Partnerin



Guinea Fowl



Kurz hielten wir noch unsere Beine in den kühlen Pool, da es schon wieder ziemlich warm war. Dann brachen wir erneut auf in den Park, diesmal mit Karin und Peter.
Das Melden im Office konnte ja nicht allzu lange dauern, schließlich waren wir vormittags ja bereits im Park gewesen und hatten uns eingetragen. So dachten wir. Aber anstelle unsere bereits fertig ausgestellte Quittung nur schnell abzuholen, mussten wir uns nun ein zweites Mal in das Registrierungsbuch eintragen. Denn erst jetzt konnte mit dem neuen Eintrag die Quittung ausgestellt werden, da diese fortlaufend nummeriert sind. Haben wir zwar mal wieder nicht verstanden, aber dazu sind wir ja auch in Afrika.
Am Aussichtspunkt bei Fort Doppies machten wir wie immer kurz halt und blickten auf die Feuchtebene. Einige Letschwes standen verstreut herum, sonst war nicht viel zu entdecken.



Auch im Park sahen wir nicht allzu viele Tiere: ein einzelner Elefant kam zielstrebig zum Wasser gelaufen um zu trinken. Was hatten wir hier schon riesige Herden gesehen, manchmal waren wir von Elefanten geradezu eingekesselt gewesen, und es gab weder ein Vor noch Zurück. Wir sahen noch einmal nach den Zwerggänsen. Jetzt wussten wir ja, an welcher Stelle sie zu finden waren.



Etwas weiter sahen wir eine große Herde Säbelantilopen am Ufer stehen und trinken. Als wir uns näherten, wurden die scheuen Tiere allerdings unruhig und zogen bald darauf vor unserem Auto über die Sandpiste. Ehe sie im trockenen Gras verschwanden, warfen sie noch rasch einen Blick zurück, um sicher zu gehen, dass wir sie auch nicht weiter verfolgten.





Ein Coucal hatte seine liebe Mühe mit der Größe seiner Beute. Wie auch immer er sie drehte und wendete, immer passte irgendetwas nicht. Bei uns waren es die Grashalme, die störten.



An den verschiedenen Hides hatten diverse Safariautos geparkt, und viel zu viele Gäste standen in der Gegend herum. So fuhren wir lieber noch ein Stück am Horseshoe vorbei. Im brakigen Wasser stocherte ein Hammerkopf herum. Auch er war erfolgreich und zog mit seinem kräftigen Schnabel einen kleinen schlammigen Frosch nach dem anderen aus dem Boden. Bevor er ihn mit einer ruckartigen Bewegung in seinen aufgesperrten Schlund schleuderte, befreite er seinen Fang durch Schütteln des Kopfes im Wasser vom Dreck.





Wir kehrten wieder um, da noch ein langer Rückweg vor uns lag. Karin und Peter hatten wir unmittelbar nach Einfahrt in den Park aus den Augen verloren und hofften, sie nun auf der Rückfahrt irgendwo wiederzufinden.





An der langen Lagune standen wir dann aber doch noch einige Zeit, denn eine große Familie Paviane hatte sich dort versammelt, und es war mächtig was los. Besonders die kleinen Affen stritten, zankten und jagten sich, übten sich im Hangeln und Klettern und turnten auf ihren älteren Familienmitgliedern herum.



















Man widmete sich der gegenseitigen Fellpflege und intensivierte soziale Kontakte. Dazwischen jagten sich einige Impalaböcke, und auch ein paar Kudus kamen zum Trinken.





Wir blieben viel zu lange. Karin und Peter waren sicherlich schon längst wieder aus dem Park heraus, und wir mussten nun auch zusehen, dass wir vor Schrankenschluss zurückkämen. Am späten Nachmittag machte uns bzw. dem Auto der weichere Tiefsand deutlich mehr zu schaffen als am Morgen. Wir hatten aus Faulheit aber auch keine Luft aus den Reifen gelassen. An manchen Stellen mussten wir beim Wiederanfahren im Sand die Untersetzung bemühen.
An einer besonders tiefsandigen Stelle kam uns ein Auto entgegen, und wir wichen auf eine weniger befahrene Spur aus. Dort wurden wir immer langsamer, bis wir stehen bleiben mussten. Auch mit der Untersetzung ging es nicht weiter, glücklicherweise aber noch rückwärts. Die Sonne war schon fast untergegangen, als unsere Spur von Elefanten blockiert wurde. Den ganzen Tag über hatten wir kaum einen Dickhäuter zu Gesicht bekommen. Nun waren es dafür umso mehr, und das auch noch ganz nah. Mehrere Tiere standen unmittelbar neben der Sandpiste und fraßen in aller Seelenruhe. Was konnten wir also tun, außer zu warten? Nach 10 Minuten hatte sich nicht sonderlich viel an unserer Situation verändert, und es sah auch nicht so aus, als würde in nächster Zeit viel geschehen. Mit Ruths Seelenruhe war es mittlerweile vorbei, uns lief die Zeit davon. Uwe war dafür, einfach vorsichtig weiterzufahren. Ruth fand die Vorstellung, mindestens einen Elefanten mit dem Auto von der Straße zu schubsen, nur wenig reizvoll. In der Herde befanden sich einige Jungtiere, und wer weiß, wie die Mütter reagieren würden, wenn wir einfach quer durch die Herde fahren. Außerdem standen wir immer noch im Tiefsand und waren nicht sonderlich beweglich. Weitere Minuten verstrichen, und die Gesichter wurden immer länger. Schließlich blieb uns nichts anderes übrig als umzudrehen und einen Umweg zu nehmen. Doch auch das war kompliziert genug. Zuerst fuhr Uwe ein Stück rückwärts, dann musste er aus der schmalen Rinne heraus und im Gestrüpp wenden. Auch hier waren wir wieder nahe daran, uns festzufahren. Wie konnten wir auch nur so dämlich sein, keine Luft aus den Reifen zu lassen? Vermutlich eine Mischung aus Überheblichkeit und Faulheit.
Doch alles ging gut. Nach ein bisschen Hin und Her stand unser Auto nun wieder mit der Schnauze nach Süden. Ein tolles Gefühl, ohnehin spät dran und nun auch noch in die falsche Richtung unterwegs zu sein! Es wurde immer ruhiger in unserem Auto. Wir nahmen die nächstmögliche Abzweigung und kehrten in einem großen Bogen zurück. Hier begegneten uns Gott sein Dank keine weiteren Elefanten. Die Herde war anscheinend wirklich nicht weitergezogen. Nun ging es schnurstracks Richtung Parkausgang. Wir hätten nur noch für einen Leoparden angehalten und malten uns schon das genervte Gesicht des Officers an der Schranke aus. In Erwartung einer gehörigen Standpauke erreichten wir schließlich das Gate erst deutlich nach Sonnenuntergang. Zum Glück war das aber kein Problem. Die Schranke war geöffnet. Weit und breit war niemand zu sehen, und keiner schien sich für uns zu interessieren. Wir atmeten erleichtert auf. Da hatten wir ja doch noch mal Glück gehabt. Auf Teer und im Dunkeln ging es über den Kwando und die letzten 20 km zurück zum Mukolo Camp. Karin und Peter würden sich sicherlich schon Sorgen machen. Als wir endlich die Campsite erreichten, mussten wir jedoch mit Schrecken feststellen, dass die beiden noch gar nicht da waren. Das durfte doch nicht wahr sein! Nun waren wir es, die sich Sorgen machten. Wir sahen uns schon umkehren und die beiden nachts im Park zwischen aufgescheuchten Elefanten suchen. Nur nichts überstürzen. Ruth beschloss erst einmal zu duschen. Danach wollten wir weiter überlegen. Zum Glück schimmerte etwa 20 Minuten später der Lichtkegel eines Scheinwerfers durch die Büsche, und die beiden stiegen ähnlich angespannt wie wir zuvor erschöpft aus ihrem Auto. Es war nichts weiter geschehen, aber irgendwie hatten sie sich in der Zeit verschätzt. Wie das nur passieren konnte!
Zum Abendessen kochten wir Nudeln mit einer Soße aus Thunfisch, Frischkäse und Zwiebeln. Zum Nachtisch bekamen wir von unseren Freunden Dosenananas mit Amarula. Wieder war ein langer Safaritag zu Ende.



Kilometer: 160
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Tag 28 – 10. August 2018 – Hennie und Henne

Mukolo Camp, Kongola – Shametu Lodge, Divundu

Der Morgen im Mukolo-Camp war sehr entspannt. Wir hatten die Bootstour für 7.30 Uhr vereinbart, und so blieb genügend Zeit, die Fotoausrüstung zusammen zu stellen, eine Tasse Kaffee zu trinken und einige Rusks zu essen. Hennie, der Mann von Veronica und Besitzer des Camps, reparierte noch etwas an der Schiffsschraube, und wir unterhielten uns mit anderen Gästen des Camps.
Dann ging es los. Außer uns gab es keine weiteren Teilnehmer, so dass wir das Boot wieder für uns alleine hatten.



von Karin:


Hennie erwies sich als ein sehr aufmerksamer Fahrer und entdeckte viele Vögel, auch wenn er sie nicht alle einwandfrei zu bestimmen wusste. Wir genossen die Fahrt in vollen Zügen. Die Luft war bereits morgens nicht mehr kalt. Die Landschaft war ganz anders als bei den bisherigen Bootstouren dieser Reise. Anfangs fuhren wir durch schmale Kanäle an hohem Schilf vorbei, dann öffnete sich der Blick, und wir schipperten in seichtem Wasser über die endlosen Flutebenen.



Außer einigen Letschwes und ein paar Hippos gab es natürlich sehr viele Vögel zu entdecken.

Rahmbrustprinie (Danke an Matthias)



Schwarzkehlchen



Bindenschwalbe



Wassertriel



Kapturteltaube



Ruhig glitten wir an einer Uferböschung vorüber, in deren Lehmboden die Weißstirnspinte ihre Bruthöhlen gegraben hatten. Viele dieser bunten Vögel saßen auf dem umliegenden Wurzelwerk und im Geäst und spähten nach Insekten. Sie waren nicht sehr scheu und störten sich kaum an unserer Anwesenheit.







Einige Malachit-Eisvögel hielten uns auf Trab, indem sie pfeilschnell zwischen den Riedhalmen hindurchsausten und sich dann nur kurz niederließen. Wieder und wieder wendete Hennie sein Boot, um uns in eine gute Position zu bringen, aber die Bilder waren meist unscharf und rauschig. Obwohl die blitzeblauen Vögel mit dem knallroten Schnabel so auffällig aussehen, verschmelzen sie mit den eng stehenden Papyrushalmen gut. Oft versuchte uns Hennie schon von Weitem auf den nächsten kleinen Kerl aufmerksam zu machen, doch bevor ihn auch der letzte erblickt hatte, war er meist schon wieder davongeflogen. Zu entdecken gab es trotzdem genug.
Einige verlassene Webervogelnester baumelten über dem Wasser.



Zur Abwechslung mal ein Farbtupfer aus der Flora. Wären wir hier bei uns zu Hause, würden wir behaupten, dass die Blüte wie eine Winde aussieht, dort unten haben wir keine Ahnung, worum es sich handelt.



Ein Stückchen weiter saß ein Rieseneisvogel ganz entspannt auf einem Ast, als wir nur zwei Meter entfernt vorbeifuhren.





Graufischer



Zwergspinte schaukelten auf Halmen und dünnen Ästen.







Und dann erwischten wir doch noch einen Malachit.



Bei einer Hippo-Familie hielten wir am gegenüberliegenden Ufer und beobachteten die Tiere, während sie immer wieder kurz auftauchten, mit ihren kleinen Ohren wedelten, Luft holten und wieder unter der Wasseroberfläche verschwanden.





Wir sahen einen brütenden Langzehenkiebitz und sogar einige Brachschwalben, die wir auf dem dunklen Boden kaum erkennen konnten.





Zwei Klunkerkraniche standen weit entfernt im Gras, Kormorane flogen vorbei, und ein großer Wasserwaren sonnte sich auf seinem Liegestuhl.



Die Fahrt verlief äußerst entspannt und ruhig und war zu keinem Zeitpunkt langweilig, obwohl wir viele Arten schon an anderer Stelle gesehen hatten.
Am Ende kamen wir unmittelbar vor unserer Campsite im Kanal zurück, wo kurz vor Schluss unseres Trips dann doch noch eine ganz besondere Überraschung auf uns wartete. Das Purpurhuhn, von dem wir bereits vorgestern lediglich ein paar Schwanzfedern erblicken konnten und welches Ruth nicht viel mehr als nasse Füße eingebracht und etliche Schimpfwörter entlockt hatte, stand nun parat. Und es war nicht allein, sondern hatte gleich noch eine Partnerin mitgebracht. Vom Boot aus leicht erhöhter Position ließen sie sich bereitwillig beobachten und bestaunen.



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