THEMA: Die Eulenmuckels auf der Nordschleife
23 Feb 2019 22:58 #549218
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Wir tankten an der Hauptstraße und fuhren dann um die Ecke zu einem kleinen Laden. Andy von Kasabushi hatte uns einen Bäcker empfohlen. Leider gab es nur ein Restaurant und einen kleinen Laden, der zwar Brot und Brötchen hatte, aber nichts sonderlich Frisches. So kauften wir nur eine Cola und wollten weiterfahren. Beim rückwärts Ausparken passierte es: Uwe fuhr – Peng! – mit dem Landcruiser gegen ein Hindernis. Im Rückspiegel war nichts zu sehen. Im toten Winkel stand ein anderes, zwischenzeitlich geparktes Fahrzeug. Ach du Schreck!

von Karin:


Wir stiegen aus und schauten uns die Bescherung an. Zum Glück war nichts Schlimmes passiert. Mit unserer Anhängerkupplung hatte Uwe eine kleine Delle in die Stoßstange des sambischen Fahrzeugs gefahren. Für dieses war es ungefähr Delle Nummer 793. Trotzdem kam uns sofort die Geschichte von Antje (Rehema) in den Sinn, deren Familie an einer Tankstelle in Maun etwas ähnlich Harmloses passiert war und die riesige Scherereien und endlose Diskussionen hatte, bis sie sich schließlich zähneknirschend mit einem überhöhten Geldbetrag freikaufte.
Der Fahrer des Wagens kam sofort angelaufen, und Uwe entschuldigte sich für das Missgeschick. Der Mann meinte, die kleine Delle sei kein Problem. Uwes Angebot, ihm etwas Geld für den Schaden zu geben, lehnte er ab. Er war wirklich sehr entspannt, gab uns die Hand und ließ uns fahren, ohne etwas von uns anzunehmen, geschweige denn zu verlangen. Da waren wir zum Glück noch einmal mit einem Schrecken davon gekommen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es sich nicht um ein Auto, sondern um einen Radfahrer gehandelt hätte, der plötzlich hinter uns gestanden hätte!

von Karin:


Die Straße auf dem verbleibenden Abschnitt bis kurz vor Mongu war deutlich besser. Nur noch wenige Schlaglöcher mussten umfahren werden.



Am Straßenrand tobte wie immer das Leben: An vielen Stellen wurden die großen Kohlesäcke, Lebensmittel oder Süßigkeiten verkauft. Viele Radfahrer waren unterwegs.





Wo immer ein kleiner Fluss die Fahrbahn unterlief, fand sich eine Siedlung. Um die Mittagszeit suchten viele Menschen im Schatten Schutz vor der Sonne.







Kurz vor Mongu schickte uns das GPS auf eine Gravelroad nach Norden. Unser Ziel war das Ikithe Luxury Resort. Leider überschätzte das Navi den Zustand der Piste erheblich. Und leider ging es uns ähnlich wie vor drei Jahren bei unserer Suche nach einem Campingplatz in Mongu: Anstatt über die Teerstraße via Mongu einen kleinen Umweg zu nehmen, kurvten wir plötzlich wieder im Nirgendwo herum. Hatten wir das nicht erst vor ein paar Tagen im Kafue? GPS an, Gehirn aus. Wir schlängelten uns von Dorf zu Dorf und von dort zur nächsten Hüttenansammlung.

von Karin:


Die Spur wurde schmaler und staubiger, und schließlich waren wir mal wieder sicher, dass hier schon seit Ewigkeiten kein Auto mehr gefahren war. Die ungefähre Richtung stimmte, aber dieser in Lehm gestanzte Trampelpfad konnte unmöglich noch ein offizieller Weg sein. Leise machten sich erste Zweifel breit. Auch Karin und Peter, die vor uns fuhren, waren unsicher, meldeten aber tapfer, dass der Weg auch bei ihnen eingezeichnet sei. Kunststück, wenn man dasselbe Kartenmaterial verwendet! Vielleicht doch umdrehen? Ach was, das wird schon wieder, das ärgste Stück sei bestimmt schon geschafft. Uwe beruhigte, dass man zur Not ja auch in irgendeinem Dorf um Erlaubnis fragen und die Nacht in der Nähe verbringen könne.
Als wir bei ein paar Hütten um eine Kurve bogen, lag am Wegrand ein Mann im Gras. In der Nähe standen drei Frauen. Ruth witzelte über das Funkgerät: „Guckt mal, der hat auch schon keine Lust mehr. Der liegt da wie tot.“ Peters Antwort folgte prompt: „Du hast Recht, der ist wirklich tot.“ – Wie bitte!? Ruth machte große Augen. Nach Scherzen stand ihr plötzlich gar nicht mehr der Sinn. Ein leichtes Gruseln überkam uns, und die Idee, zur Not nach einem Übernachtungsplatz zu fragen, wurde ganz schnell wieder verworfen. Schließlich trifft man nicht alle Nase lang auf einen Toten am Straßenrand. Nach weiteren 50 Metern war der Entschluss gefasst, dass uns die Pad nicht noch die verbleibenden 12 Kilometer begleiten würde. Wir zogen die Reißleine, kehrten um und kamen somit nochmals an dem liegenden Mann vorbei. Jetzt erkannten wir alle, dass er tot war. Er trug einen Anzug und lag etwas unnatürlich mit verdrehten Gliedmaßen auf dem Rücken. Das war uns unheimlich. Was machte dieser Tote da am Wegesrand? Peter tippte auf Herzinfarkt. Wir fuhren lieber schnell weiter.
Über eine weitere Nebenstrecke, auf der wir kilometerlang hinter einem kriechenden, staubenden LKW herfahren mussten, kamen wir nach Limulunga.



Dort endete die Teerstraße mit einer hohen Kante. Nun ging es durch Tiefsand noch einige Kilometer weiter.





Unsere Spannung stieg immer weiter. Was würde uns am Ende der Pad erwarten?
Schließlich gelangten wir an das Ikithe Resort.



An der Rezeption begrüßte man uns freundlich und zeigte uns die Campingplätze. Als einzige Gäste hatten wir die große Auswahl. Am Ende gelangten wir zu Fuß an einen weißen Sandstrand. Das Resort liegt unmittelbar am Lake Makakaela. Wir stellten unsere Autos auf die Stellplätze, was im Tiefsand gar nicht so einfach war. Beim allabendlichen Wie-stellen-wir-das-Auto-damit-wir-nicht-mit-dem-Kopf-nach-unten-schlafen-Gezirkele bekamen wir uns etwas in die Haare. Ruth war der Auffassung, dass Uwe das Auto genau andersherum hinstellte, als es zuvor besprochen worden war. Komisch nur, dass er sich dann wundern musste, dass wir ja völlig schief standen. Uwe hingegen fand Ruths ganz einfache Anweisungen nicht ganz so eindeutig und war sich sicher, dass er das Auto exakt so wie geplant abgestellt hatte. Das konnte doch nur daran liegen, dass er mal wieder nicht richtig zugehört hatte. Wie auch schon am Abend davor und davor und irgendwann anders bestimmt auch (eigentlich immer!) … Warum fragte er überhaupt vorher, wenn er letztendlich doch alle gut gemeinten Ratschläge ignorierte und völlig alleine entschied. Ruth war plötzlich nicht mehr bereit, sich an der Wahl des Stellplatzes zu beteiligen und rauschte schmollend mit der Kamera ins Gestrüpp davon. Sollte Uwe, der schließlich eh alles besser wusste, das Auto doch alleine positionieren.

Priritschnäpper



Nachdem Ruth sich wieder eingekriegt hatte, spazierten wir noch ein wenig am Strand und im Camp umher.





Es dauerte nicht mehr lange, bis die Sonne unterging.



Wir duschten und machten Abendessen. Es gab die aufgewärmten Nudeln von vorgestern und dazu einen Rote-Beete-Salat. Als wir den Abwasch erledigen wollten, entdeckten wir im tiefen Spülbecken eine Agame. Sie war wohl abgerutscht und hineingefallen und konnte an den glatten Wänden nicht mehr alleine hinausklettern.



Ruth schnappte sich den Feuerhandschuh, um sie zu retten, aber immer wenn wir uns näherten, wurde die Agame hektisch und versuchte verzweifelt und wild zappelnd zu fliehen. Ruth traute sich aber nicht, sie zu packen. Peter war da weniger zimperlich. Mit einem beherzten Griff schnappte er das Tier und setzte es auf den Boden.
Nach der langen Fahrt waren wir wieder mal ziemlich erschöpft, und nachdem Ruth und Karin sich per Satphone zu Hause gemeldet hatten, gingen wir sehr bald ins Zelt.

Kilometer: 375
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27 Feb 2019 22:37 #549577
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Tag 23 – 5. August 2018 – Markttag

Ikithe Luxury Resort, Mongu – Whispering Sands, Sioma

Gefrühstückt wurde heute Morgen am Meer.



Nun ja, fast. Die kleinen Wellen, die unaufhörlich an den Strand schlugen und der weiße Sand ließen dieses Gefühl ein wenig aufkommen, als wir unseren Tisch und die Stühle ans Ufer des Sees schleppten. Der Sand war übrigens nur oberflächlich weiß. Unter dieser dünnen Schicht befand sich ziemlich dunkler, fast schwarzer Staub, der sich in alle Poren der Füße setzte. Seit dem Duschen gestern Abend liefen wir nicht mehr mit offenen Schuhen.





von Karin:


Der Morgen war warm, und so frühstückten wir gemütlich. Nach Brot und Müsli spülten wir und packten zusammen.

Weißbauch-Nektarvogel



Amethystglanzstar







Alle Fotoapparate und Taschen räumten wir in den Laderaum des Bushcampers, damit vorne nichts mehr sichtbar herumlag, denn wir hatten heute Großes vor. Ruth freute sich schon den ganzen Urlaub auf die vor uns liegende Strecke, denn in Mongu waren wir vor drei Jahren an einem Markt vorübergefahren, den sie zu gerne besucht hätte. Uwe wollte das Auto mit sämtlichem Krempel damals aber nicht unbeaufsichtigt irgendwo herumstehen und Ruth auch nicht mutterseelenallein über den Markt laufen lassen. So waren wir damals einfach weitergefahren, und Ruth hatte der verpassten Gelegenheit ewig hinterher getrauert. Mit Unterstützung von Karin war Uwe diesmal weichgekocht worden. Dem Marktbesuch stand nichts mehr im Wege. Außerdem hatten wir ja einen Plan.
Vor der Abfahrt schauten wir uns noch kurz den Rest der Lodge an. Das Haupthaus war großzügig angelegt und schick eingerichtet. Dann fuhren wir endlich nach Mongu. Da wir die Strecke nun kannten und auch keine vermeintliche Abkürzung nahmen, kamen wir zügig in die Stadt. Zunächst ging es die sandige Piste zurück, dann fuhren wir ab Limulunga weiter auf der Teerstraße.





Je näher wir kamen, desto mehr Betrieb gab es auf und neben der Straße.













Sogar Türen, Sofas und Betten hätten wir erstehen können.





Auch hier fielen uns wieder die allgegenwärtigen Billardtische auf, die vor den kleinen Pubs und Shops im Freien standen.

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27 Feb 2019 22:40 #549579
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Ruth zappelte wie ein kleines Kind an Weihnachten die ganze Zeit aufgeregt auf ihrem Sitz herum. Auf Anhieb fanden wir den Markt, der uns seit drei Jahren nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. Diesmal parkten wir die Autos auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit den Rückwänden des Canopys so nah gegeneinander, dass sich die beiden hinteren Türen beim besten Willen nicht mehr öffnen ließen. Unsere Wertsachen waren also sicher verstaut. Dann konnte es losgehen. Ruth war eh nicht länger zu halten. Wir stürzten uns ins Gewühl.
Die Waren, Geräusche, Gerüche – die gesamte Atmosphäre lässt sich nur schwer beschreiben. Der Großteil des Platzes bestand aus schwarzem Tiefsand. Obwohl er fast vollständig mit kleinen Ständen belegt war, fuhren auf zwei Spuren regelmäßig PKWs hindurch. Da sie im Sand schlecht anhalten konnten, ohne sich evtl. festzufahren, kamen sie in zügiger Fahrt und notfalls hupend dicht an den Leuten vorbeigerauscht. Dann musste man wie herumlaufende Ziegen oder Hühner zügig zur Seite springen und Platz machen.





Gleich zu Beginn kamen wir an einem Stand mit Bohnen, Nüssen und frittierten Mopaneraupen vorbei. Die standen ja schon lange auf Ruths To-Do-Liste, bisher hatte sie sich aber noch nie dazu durchringen können. Verkauft wurden die Raupen eigentlich tassenweise, aber Ruth machte der Verkäuferin klar, dass sie nur eine einzige probieren wolle.

von Karin:


Also nicht so genau hingeschaut, wo bei dem undefinierbaren, grauen Schrumpelding vorne und hinten, wo Kopf, Haare und Füße sind, um sich nicht doch noch im letzten Moment anders zu entscheiden. Unter dem interessierten Blick der Verkäuferin biss Ruth die Hälfte ab, kaute auf dem mehligen, krümeligen Zeug herum und schluckte tapfer.



Auch der zweite Teil der Raupe wanderte in Ruths Mund, wurde dann aber als unlecker befunden. Wie ein Löffel Sand knirschte das frittierte, trockene Gebröckel zwischen den Zähnen, und Ruth fand auch Minuten später noch Krümelchen, obwohl sie eigentlich alles möglichst unauffällig in einem Taschentuch entsorgt hatte. Sie war sich relativ sicher, dass die Raupen auf diese Weise höchstens von ahnungslosen, dummen Touristen, nicht aber von Einheimischen gegessen werden. Ok, Raupe probiert. Ergebnis: Muss man jetzt auch nicht unbedingt. Haken dran.



Vorbei ging es an kleinen Lädchen, an Verkaufsständen und in der Mitte des Platzes an einem großen Haufen mit Unrat und Abfall, aus dem es an mehreren Stellen qualmte. Kinder suchten in den Resten nach Brauchbarem. In Käfigen saßen lebende Hühner und warteten auf einen Käufer – oder auch nicht.





Zu kaufen gab es Tomaten für 1, 2 und 3 Kwacha (je nach Größe und Qualität), Salate, Gewürze, diverse Früchte und Gemüseknollen, die wir nicht benennen konnten. Klamotten gab es entweder auf Kleiderbügeln oder in großen Wühlhaufen. Schuhe lagen ebenfalls auf Bergen, wobei uns nicht klar war, wie man in diesem Chaos ein passendes Paar herausfinden sollte. Man konnte Plastikbecher in allen Farben, Bottiche, Eimer und Tüten erwerben. Bunte, afrikanische Stoffe hingen gefaltet nebeneinander. Karin und Ruth schauten sich ein paar an, und sofort waren wir umringt von Verkäufern und sonstigen interessierten Leuten. Im Grunde waren wir natürlich schon aufgefallen, sobald wir den Platz betreten hatten, da wir weit und breit die einzigen Weißen waren. Selten hatten wir das Gefühl, so zu leuchten. Nachdem die ersten Stoffe erstanden waren, wurden Handyfotos mit uns gemacht, und wir wurden immer wieder mit „Hello, my friend“ angesprochen. Gleiches Recht für alle: Es wurde hin und her fotografiert. Jemand bot uns an, seinen gekochten Reis zu probieren, den er auf einem kleinen Teller bereithielt.

von Karin:




von Karin:






Irgendwann rissen wir uns los und schlenderten weiter. Es war unglaublich spannend und mit nichts zu vergleichen, was wir zuvor erlebt hatten.
Aus einem blechernen Lautsprecher erschallte im Zehn-Sekunden-Takt die immer gleiche Aufforderung, für soundsoviel Kwacha irgendetwas zu kaufen. In einer angrenzenden Ladenzeile wurden in einem Barber-Shop Haarschnitte verkauft oder künstliche Haare eingeflochten. Es war bunt, es war laut.



Wir erstanden ein paar Tomaten, außerdem wollte Ruth gerne ein quietschbuntes afrikanisches Oberteil mit wildem Muster kaufen, das sie bisher nirgendwo entdecken konnte. Also fragte sie eine Gemüseverkäuferin, die ein solches Oberteil trug. Die erklärte sich spontan bereit, uns einen entsprechenden Laden zu zeigen und marschierte auch prompt los.





Sie führte uns in den hinteren Teil des Marktes, der aus überdachten Buden bestand und den wir zuvor noch gar nicht bemerkt hatten. Enge, dunkle Gassen führten durch dieses Labyrinth von weiteren Läden und Ständen.







Hier war es dunkel und die Gerüche noch viel intensiver. Wir mussten uns sputen, um mit der Dame Schritt zu halten. Karin und Peter hatten wir bereits nach den ersten beiden Abzweigungen im Gewirr der Gänge verloren.



Nie im Leben hatten wir geahnt, wie weit sich der Markt in diesem Teil noch verzweigte. Doch unsere Führerin kannte sich aus. Unbeirrt schritt sie immer weiter, und wir hatten schon bald völlig die Orientierung verloren. Der erste Laden, den sie uns zeigen wollte, hatte geschlossen. Aber bald fand sie einen anderen Stand, der zwei der gesuchten Oberteile hatte. Ruth entschied sich für ein lila Gewand, das ihr prima passte und immerhin auch ein klein bisschen gefiel, das heißt, nicht ganz so in den Augen brannte wie die Alternative in Orange, Gelb, Grün und Schwarz.



Zurück ging es durch das Gewirr an Gängen, und Ruth war heilfroh, dass sie nur hinterherlaufen musste. Hier hätte man sie ganz prima aussetzen und loswerden können. Ein Maislabyrinth ist ein Kinderspiel dagegen. An einer Stelle wurden getrocknete Fische verkauft, an einer anderen noch ganz frische. In großen Kübeln oder einfach auf kleinen Häufchen lagen sie auf einfachen Tischen und wurden von unzähligen Fliegen umschwirrt. Der Geruch war unvorstellbar.





In rostigen Fritteusen brieten Cassava-Stückchen, von dem man auch sehr feines, weißes Mehl kaufen konnte. Werkzeuge, Nägel und Schrauben wurden angeboten. Uwe suchte nach einer kleinen Schraube mit Mutter, um unsere große Grillzange zu reparieren, wurde aber nicht fündig.
Als wir aus den Katakomben wieder zurück ans Tageslicht traten, waren wir zum einen froh, wieder frische Luft zu atmen, zum anderen aber auch ein wenig traurig, dass dieses Abenteuer schon vorbei sein sollte.



Am Stand der Gemüseverkäuferin wurde Ruth mit ihrem neuen Oberteil, das sie natürlich angezogen hatte, gefeiert und bejubelt. Wir machten noch ein Foto von unserer sehr netten Fremdenführerin. Eine bessere hätten wir wirklich nicht haben können. Dann eilten wir zu unserem Auto, um ihr als Dankeschön das Foto auszudrucken. Während Ruth noch ein paar Zeilen auf die Rückseite schrieb, entdeckten wir auch Karin und Peter wieder. Sie hatten nichts dagegen, sich noch einmal mit uns ins Getümmel zu stürzen. Zuerst suchten wir die Stände der Gemüseverkäuferinnen und fanden unsere Freundin zum Glück wieder.









von Karin:
Letzte Änderung: 27 Feb 2019 22:44 von Eulenmuckel.
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27 Feb 2019 22:48 #549580
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Mit Karin und Peter liefen wir nochmal durch die überdachten Gassen im hinteren Teil des Marktes. Zum Glück hatte Uwe einen deutlich besseren Orientierungssinn und fand die interessanten Ecken, an denen wir zuvor auf der Suche nach dem Oberteil vorbeigeeilt waren, tatsächlich wieder. So schauten wir noch bei einer Schneiderin vorbei, die vor ihrem Laden an einer Nähmaschine saß und uns anbot, jedes beliebige Modell in jeder erdenklichen knatschgrellen Farb-Kombi passend anzufertigen.



Karin kaufte sich ebenfalls ein buntes Oberteil, und Peter blinzelte erschrocken.



Das quietschrote Hemd, das sie Uwe andrehen wollten, war aber zu viel des Guten. Er weigerte sich standhaft, wollte er doch seinen Job behalten und nicht übermorgen bei der Stadtreinigung anheuern. (Hätte er doch mal! Wir haben ja schließlich Karneval …)
Wir schlenderten noch ein wenig herum, guckten hierhin und dorthinein und wurden nicht ein einziges Mal unangenehm angesprochen. Schließlich steuerten wir wieder den Ausgang an, völlig berauscht von den vielen Gerüchen, Geräuschen, Farben und Eindrücken.





Auffällig waren die vielen alten Landrover.



Dieser hatte wohl noch die Original-Bereifung. Dafür fehlten am Rad ein paar Muttern.



Nach dieser intensiven Erfahrung auf dem Markt kehrten wir zurück zu den Autos und fuhren zum nahegelegenen Shoprite. Was für ein Gegensatz! Wir holten Geld und kauften ein paar Kleinigkeiten ein.



Dann setzten wir uns nebenan zum Hungry Lion und aßen Pommes. Die schmeckten deutlich besser als Mopaneraupen.



So gestärkt machten wir uns auf den Weg nach Süden. Die Liuwa-Plains strichen wir nun endgültig aus dem Reiseplan und fuhren zu den Ngonye Falls. Die Straße war in tadellosem Zustand und ermöglichte ein gutes Vorankommen.

















Als wir einen Lastwagen überholten, wunderten wir uns noch, warum die rechte Heckklappe offen stand. Für einen kurzen Augenblick befürchteten wir, dass sie genau dann nach hinten zuschlagen könnte, wenn wir neben dem Laster wären. Nur nicht paranoid werden! Die ist vermutlich arretiert und hält schon seit zig Kilometern bombenfest. Warum sollte sie also ausgerechnet jetzt zuschlagen? Wir überholten und sahen im Rückspiegel, dass die riesige Hecktür nach außen klappte und zuschlug, kurz bevor Karin und Peter neben dem Lastwagen waren. Das war knapp! :woohoo:
Kurz vor unserem Ziel überquerten wir den Sambesi auf der neuen Brücke. Vor drei Jahren hatten wir noch mit der Fähre übergesetzt.



Bei der relativ neuen Campsite Whispering Sands checkten wir ein.



Der Besitzer zeigte uns die Stellplätze oberhalb des Flusses. Mit Sicht auf einen weißen Strand und einen Seitenarm des Sambesi suchten wir uns einen schönen Platz aus. Außerdem meldeten wir uns für das Abendessen im Restaurant an.
Zu Fuß liefen wir hinunter zum Wasser und streckten die Füße hinein. Angeblich gebe es auch Krokodile, weshalb man nicht schwimmen sollte. Wir konnten uns das in diesem kleinen See kaum vorstellen. Eine Mutter mit fünf Kindern wusch ihre Wäsche. Die Kinder saßen im Sand, halfen ihr oder spielten im Wasser. Wir sahen ihnen eine Weile bei der Arbeit und beim Spiel zu, und sie betrachteten uns ebenso neugierig.













Nach einer warmen Freiluftdusche gingen wir zum Abendessen. Es gab Büffet mit Salaten, Nudelauflauf, Bolognese, Beefstew, Kartoffeln, Reis und Nachtisch. Alles war wirklich sehr lecker, und wir genossen es, uns wieder einmal nicht selbst um das Essen kümmern zu müssen. Anschließend saßen wir noch einige Zeit im Restaurant und nutzten das WLAN. Uwe schaute sich bereits ein paar Fotos an.

Kilometer: 218
Letzte Änderung: 27 Feb 2019 22:50 von Eulenmuckel.
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04 Mär 2019 21:43 #550033
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Tag 24 – 6. August 2018 – Ngonye Falls

Whispering Sands, Sioma

Der Morgen war frisch, aber nicht kalt. Wir standen früh auf, um bei schönem Morgenlicht an den Wasserfällen zu sein. Zum Kaffee und Tee tunkten wir ein paar Rusk.



Obwohl wir heute die Campsite nicht wechseln mussten, fuhren wir bereits um viertel nach sieben los. Bis zum Ngonye Falls National Park waren es nur eine Handvoll Kilometer. Das Tor konnten wir selbst öffnen, aber am Büro war noch niemand. Wir warteten und schauten uns ein wenig nach Vögeln um. Ein paar waren bereits unterwegs, wollten sich aber nicht so recht fotografieren lassen. Stattdessen krabbelten wir durch die Botanik und lichteten ein paar hübsche Halme ab, die wenigstens nicht wegflogen.





Nach fast einer Stunde wurde uns die Warterei auf einen Führer zu lange, und wir liefen auf eigene Faust los. In der Nachbarschaft fanden wir ein paar Kinder, die wir nach dem richtigen Weg fragten. Sie zeigten uns nicht nur die Richtung, sondern kamen spontan mit. Wie vor drei Jahren wanderten wir die Aussichtspunkte auf die verschiedenen Wasserfälle ab. Im Sand sahen wir eine noch recht frische Leopardenfährte. So gerne wir natürlich einen Leo gesichtet hätten, so unpassend war es nun. Man muss ihm ja nicht gerade in die Augen blicken, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Wir kletterten über dunkles, ausgewaschenes, teils scharfkantiges Gestein und querten kleinere Sandfelder. Auch hier quietschte der Sand beim Hinüberlaufen.



Da wir erst so spät losgelaufen waren, stand die Sonne nun schon sehr hoch, und das Licht war nicht mehr das Beste zum Fotografieren. Dennoch waren die Fälle wieder beeindruckend. Wir liefen die komplette linke Seite ab, immer hinter den Kindern her, die in Flip-Flops und Badelatschen so sicher wie die Bergziegen vor uns hersprangen und konnten das tosende Wasser bestaunen.





Zwischendurch erschien dann doch ein Guide und entschuldigte sich, dass er nicht eher bei uns gewesen sei. Er erzählte etwas von einem Leoparden, der ein paar Impalas gejagt habe und ratterte dann einen Kurzvortrag über die Wasserfälle herunter, dem wir bei diesem enormen Tempo selbst auf Deutsch kaum hätten folgen können. Als er merkte, dass wir mit der Begleitung der Kinder sehr zufrieden waren und ihm seine Verspätung nicht übel nahmen, verabschiedete er sich schnell wieder von uns, weil er noch von einer anderen Gruppe gebraucht wurde. Wir liefen daraufhin mit unseren kleinen Führern weiter. Sie hatten Spaß daran, einen Blick durch unser Fernglas zu werfen.







Später schauten wir ihnen beim Weitwurf mit Steinen zu, die sie zwischen den Felsen gesammelt hatten. Es war wirklich beeindruckend, wie weit die kleinen Jungen werfen konnten.



Um allen eine Freude zu machen, spielte Uwe mit. Hier muss man vielleicht erwähnen, dass er mit Links genauso weit werfen kann wie mit Rechts. Und dies leider nicht im positiven Sinne. Sein Trauma aus der Jugendzeit längst überwunden (denn sein persönlicher Rekord mit einem kleinen Ball liegt bei 21 Metern) beteiligte er sich zur großen Belustigung der Kinder an ihrer Challenge, warf ein paar Steine und schaffte es mit Mühe gerade eben bis zum Wasser.

von Karin:


Die Temperatur stieg schnell, und wir fingen an zu schwitzen. Nachdem wir lange bei den verschiedenen Aussichtspunkten gestanden waren, liefen wir zurück zu den Autos. Dort tranken wir gemeinsam mit den Kindern etwas und druckten ihnen ein paar Fotos aus.

von Karin:


Letzte Änderung: 10 Mär 2019 18:53 von Eulenmuckel.
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04 Mär 2019 21:45 #550034
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Zurück auf der Campsite vereinbarten wir mit dem Besitzer eine Sundownertour auf die andere Seite des Flusses und ließen uns ein wenig über seine Manketti-Öl-Produktion erzählen.



Ruth wanderte noch ein bisschen um den Platz herum, entdeckte aber außer ein paar Schmetterlingen und einem etwas bedröppelt dreinschauenden Brillenwürger nichts Außergewöhnliches mehr.





Während wir ein spätes Frühstück oder einen Brunch zubereiteten, nutzten wir den Stromanschluss an unserem Stellplatz und stöpselten alle Geräte an, die wir fanden.



Dann fuhren wir zum ersten Mal die Markise am Auto aus und setzten uns in den Schatten. Es war so heiß, dass wir uns kaum noch bewegten. Uwe briet Speck mit Spiegeleiern und toastete Brot.



Anschließend machte Karin leckere Pfannkuchen für alle, die wir mit Marmelade und Nutella aßen.



Danach waren wir pappsatt und konnten uns erst recht nicht mehr bewegen. Na gut, ein bisschen fotografieren und spülen klappte noch.

Guinea Fowl







In den nächsten Stunden passierte nicht mehr viel. Wir lungerten den ganzen Nachmittag im Schatten herum, lasen oder unterhielten uns.
Zum Spaß legten wir das Thermometer in die Sonne, wo es innerhalb weniger Minuten auf über 50 Grad kletterte.



So gerne hätten wir uns im Wasser abgekühlt, wie es die einheimischen Kinder taten, während sie auf ihre Kühe aufpassten.



Und im Grunde waren wir uns auch sicher, dass es in dem Teich keine Krokodile gab. Aber stellt euch folgendes vor: Wir springen ins Wasser, und ein Krokodil beißt einem von uns ein Bein ab. Zu Hause ist man entsetzt, und wir werden gefragt: „Wie konnte das passieren? Wurdet ihr nicht gewarnt?“ Und dann müssten wir zugeben: „Doch, der Besitzer der Campsite hatte uns gesagt, dass es dort Krokodile gibt.“ — Dann steht man doch irgendwie blöd da. Also verkniffen wir uns ein Bad, und Ruth suchte lediglich regelmäßig Abkühlung unter dem Wasserhahn.









Gegen 17.00 Uhr fuhren wir mit dem Besitzer von Whispering Sands auf die Ostseite des Sambesi. Er zeigte uns zwei Aussichtspunkte auf die Hauptfälle. Die Aussicht war ein wenig zugewachsen und nicht sonderlich spektakulär, aber trotzdem schön. Wie sich herausstellte, hatte er das gesamte Gebiet gekauft und plante, in den kommenden Jahren eine Lodge sowie zur besseren Besichtigung eine Seilbahn über die Fälle hinweg zu bauen. Es fiel uns ein wenig schwer, seine Begeisterung für sein einmaliges Projekt zu teilen, denn gerade die Einsamkeit und der fehlende Rummel machen die Ngonye Falls im Vergleich zu den Viktoriafällen aus unser Sicht zu etwas ganz Besonderem. Es wird wohl in Zukunft schwer werden, ein naturbelassenes, unverbautes Foto von den Fällen ohne Gondel zu bekommen. Aber warten wir es ab.









Auf dem Rückweg fuhren wir noch bei seinem Bekannten am Sioma Camp vorbei, weil er uns gerne eine Eule zeigen wollte, die dort lebt. Die war aber leider nicht zu Hause, und so warfen wir im Dunkeln nur einen kurzen Blick auf das Camp.
Zurück an unserer Campsite duschten wir. Der Besitzer hatte uns gefragt, ob wir ein Feuer benötigten. Nachdem wir bejaht hatten, zündete ein Angestellter auf dem gemeinschaftlichen Grillplatz vor dem Restaurant ein Feuer an. Eigentlich hatten wir auf unserem Stellplatz bei den Autos grillen wollen. So marinierten wir das Fleisch, Karin machte Salat, und wir marschierten mit Geschirr und Getränken nach vorne zum Feuer. Das letzte Stück Eland von der Klein-Windhoek-Schlachterei schmeckte so gut wie das erste. Wir haben nun drei Wochen von diesem fantastischen Fleisch gegessen.
Wir saßen noch einige Zeit beisammen und unterhielten uns. Mit Karin und Peter ist es herrlich entspannt und schön gemeinsam zu reisen.

Kilometer: 10
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