THEMA: Die Eulenmuckels auf der Nordschleife
02 Feb 2019 21:16 #547160
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Ca. 60 Kilometer hinter der Stadt bogen wir nach Süden Richtung Itezi-Thezi ab. Da wir nicht wussten, welche Straße uns erwarten würde, waren wir überrascht, als wir eine breite, hervorragend beschaffene Teerstraße vorfanden. Dumm nur, dass sie noch nicht freigegeben war und wir daneben auf Sand fahren mussten. Doch auch hier kamen wir gut voran, zumindest so lange wir keinen Gegenverkehr durchlassen mussten.







An einem Kontrollposten hielten wir an einer Schranke. Der Ranger, der unser Kennzeichen notierte, strahlte über das ganze Gesicht, fragte uns nach unserer Reise und wünschte uns einen wunderschönen Aufenthalt in Sambia. Er verbreitete so gute Laune, dass wir noch Kilometer später grinsen mussten.
Zur KaingU-Lodge bogen wir nach Westen ab und fuhren auf einer schmalen, aber sehr schönen Straße durch Wald.





Der Weg war gut, die Bäume gaben Schatten, und wir näherten uns dem Tagesziel. Lediglich ein Haufen Tsetses begleitete uns. Kurz vor der Lodge stand ein Schild, das uns aufforderte anzuhalten und fünf Minuten zu warten. Die Fliegen seien dann verschwunden. Wir waren skeptisch, befolgten aber die Anweisung. Und tatsächlich entfernten sich die meisten Tsetses, nachdem wir uns nicht mehr bewegten.

von Karin:


Mit Insekten-Gift präparierte Falle für Tsetse-Fliegen, die von blau und schwarz angezogen werden.



Die KaingU-Lodge liegt direkt am Fluss. Wir checkten ein und tranken etwas. Im Souvenirshop erstanden wir ein schönes T-Shirt für unseren Neffen. Die Campsite liegt ebenfalls sehr schön grün am Fluss, und jeder Stellplatz besitzt eine eigene Freiluft-Dusche. Wir klappten das Zelt auf einer Wiese auf, lüfteten die Schlafsäcke und aßen ein paar Leberwurstbrote. Aus dem Wasserhahn purzelte ein winziger Frosch, als Ruth den Hahn aufdrehte.



Hartlaubschnäpper (Ashy Flycatcher)







Nach unserer späten Brotzeit wanderten wir ein kleines Stück zu den flussabwärts gelegenen Stromschnellen, während sich Karin und Peter ein wenig ausruhten. Dabei nahmen wir uns entsprechend gewarnt vor wilden Tieren in Acht.



Tatsächlich begegneten uns wilde Klippschliefer, wilde Kakteen, eine wilde Herde Buschböcke und wilde Warzenschweine. Letzteres schaute tatsächlich ziemlich grimmig und war bereits kampferprobt, wie man bei genauerem Hinsehen erkennen konnte.









Daher kamen wir ihm lieber nicht zu nahe und folgten weiter den aufgemalten Pfeilen zu den kleinen Fällen. An einer Stelle verliefen wir uns und mussten ein kleines Stück zurück. Wir sahen ein paar Brillenvögel, die jedoch so weit weg und hoch in den Zweigen turnten, dass wir sie nicht ordentlich erwischen konnten. Am Ende des Weges mussten wir über große Felsen klettern. Welch ein Glück, dass Ruth ihr Kletter-Crocs anhatte! Gerade rechtzeitig kamen wir zum Sonnenuntergang. Das Wasser rauschte und war ganz klar.







Wir blieben nur eine Weile und machten uns dann auf den Rückweg, weil wir nicht in die Dunkelheit kommen wollten.
Zurück an der Campsite duschten wir und liefen dann zur Lodge. Wir waren die einzigen Gäste und setzten uns auf das Holzdeck am Fluss, tranken etwas und nutzten das WLAN. Im Dunkeln kehrten wir zu den Autos zurück und machten Feuer, was mit dem noch etwas feuchten Holz nicht so einfach war. Es qualmte fürchterlich. Als es jedoch brannte, war es sehr heiß und wärmte uns. Hunger hatten wir eigentlich keinen mehr, und so aßen wir nur noch ein paar Kekse. Als wir im Zelt lagen, brüllte mehrfach ein Löwe von Osten her.



Kilometer: 263
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08 Feb 2019 23:29 #547908
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Tag 20 – 2. August 2018 – Stromschnellen und rough road

KaingU-Lodge – Hippo-Bay, Kafue-Süd

Heute schliefen wir aus und standen erst kurz vor halb acht auf, als die Sonne bereits schien. Peter hatte gestern Abend bei der Lodge ein frisches Brot bestellt, das um acht Uhr fertig sein sollte. Wir kochten Kaffee und fotografierten ein paar Brillenvögel und Bienenfresser an unserem Platz. Peter kam mit der Nachricht zurück, dass das Brot wohl doch erst um neun Uhr fertig wäre. Sie hatten es also vergessen. So packten wir alle Sachen wieder ins Auto und machten uns zu Fuß nochmal auf zu den Stromschnellen. Mit richtigem Schuhwerk taten wir uns etwas leichter als gestern.



Senegalbrillenvogel











Wir kletterten bis an den Rand der überschaubaren, aber schönen Rapids. Das Wasser war recht warm. Dort blieben wir ein bisschen und machten uns dann auf den Rückweg. Entlang der Route wuchsen viele beeindruckende Kakteen, die Stämme wie Bäume hatten. Ein paar interessante Vögel flogen an uns vorbei, ließen sich aber nicht lange genug nieder, um sie zu bestimmen.

Afrika in Afrika ;)



von Karin:




Zurück an der Campsite frühstückten wir. Wir machten Obazda, der auf dem frischen, noch warmen, braunen Brot sehr gut schmeckte.





Trompeterhornvogel – Das Foto ist nicht gut, aber der Vogel für uns selten.



Waldnektarvogel



In den Bäumen um uns saßen viele kleine Meerkatzen, die uns sehr genau beobachteten. Eine Unaufmerksamkeit, und sie hätten uns etwas geklaut. Aber wir passten gut auf.



Nach dem Abwasch packten wir die Autos und liefen zur Lodge, um unsere Rechnung zu bezahlen. Es war sehr heiß. Ein Angestellter wässerte mit einem enormen Schlauch die Rasenflächen um die Chalets. Kein Wunder, dass die komplette Anlage so schön grün war.



Wir unterhielten uns noch ein wenig mit Lynda, der Managerin, die aus Australien stammt. Wir fragten sie nach der heutigen Strecke, und sie riet uns dringend, NICHT den Weg entlang des Flusses zu nehmen, sondern den Umweg zurück über die Hauptstraße zu fahren. Das sollte ca. 2,5 Stunden dauern. Die andere Route sei „rough“ mit sehr vielen Abzweigungen, die in jedes einzelne kleine Dorf führten. Dort könnten wir sehr gut verloren gehen. Wir stimmten ihr zu und nahmen uns vor, über die Hauptstraße zu fahren.
Zurück auf der Campsite stellten wir fest, dass die Meerkatzen unser Auto während unserer Abwesenheit genauestens inspiziert hatten. Wir hatten eine Seitenklappe am Aufbau offen gelassen, um unsere Handtücher daran zum Trocknen aufzuhängen. In dem Seitenfach befanden sich lediglich Brennholz und Kohle. Doch die neugierigen Affen hatten es sich nicht nehmen lassen, den Kohlesack aufzureißen, zu überprüfen, ob sich nicht doch etwas Essbares finden ließe und aus lauter Frust ein paar Stücke Kohlen über die Wiese zu verteilen.
Nachdem wir das Lodge-Gelände verlassen hatten, bogen wir rechts ab in der Annahme, auf der richtigen Spur zu sein. Unsere GPS-Karte schlug ebenfalls diesen Weg vor – vielleicht als den kürzesten und nicht als den schnellsten. Zunächst fuhren wir wieder durch Wald und kamen gut vorwärts. Immer wenn sich der Weg gabelte, folgten wir der Richtung, die der auf der T4A-Karte am nächsten kam. Denn dort waren tatsächlich nicht alle Wege verzeichnet. Meist hielten wir nur die ungefähre Richtung und fuhren querfeldein durch Niemandsland. Erstaunlicherweise dauerte es recht lange, bis uns dämmerte, dass wir auf der get-lost-Strecke gelandet waren. Das war nach kurzer Überlegung auch recht offensichtlich, da wir unmittelbar nach der KaingU-Lodge nach rechts in Richtung des Flusses abgebogen waren. Mal wieder der klassische Fall von: GPS ein- und Gehirn ausgeschaltet. :pinch:
Die Spur wurde immer unwegsamer. In einem Dorf gab es plötzlich drei Möglichkeiten zur Weiterfahrt. Wir wählten eine aus, aber ein paar Einwohner kamen angelaufen und zeigten uns den richtigen Weg. Wir passierten viele kleine Dörfer oder Ansammlungen von Hütten. Oft waren einzelne Leute unterwegs. Alle winkten uns freundlich zurück und sahen uns meist strahlend entgegen.



Aber so sympathisch die Menschen waren, umso fieser wurde die Straße. Immer enger werdend taten sich auch noch tiefe Längsgräben und Auswaschungen auf. Wir wurden immer langsamer, und die Stellen, bei denen wir die Autos über tiefe Furchen zirkeln mussten, nahmen zu.

von Karin:






Die eine oder andere klitzekleine Wasserdurchfahrt war auch dabei. Auch wenn wir im Prinzip in der richtigen Himmelsrichtung unterwegs waren, war nicht klar, ob der Weg nicht irgendwann unpassierbar werden würde. Hier war mit Sicherheit schon lange kein – oder noch nie ein? – Auto mehr gefahren. Auf einem etwas breiteren Fahrradweg schlängelten wir uns schließlich mit einer Reifenbreite mehr neben als auf der Pad durch die Dörfer und fragten uns, ob wir wohl gerade dabei waren, auf der „Rough road“ verloren zu gehen.
Als Uwe einen parkenden PKW entdeckte, schöpfte er Hoffnung. Hier war offensichtlich doch schon mal ein anderes Auto gefahren. Das musste aber schon eine Weile her sein, denn es hatte – wie oft bei stehen gelassenen Fahrzeugen in Afrika – keine Reifen mehr.

von Karin:






An manchen Stellen fürchteten wir schon, wieder umdrehen zu müssen, kamen aber zum Glück immer noch gerade so durch. Irgendwann hatten wir die schlimmsten Kilometer gemeistert, und die Spur wurde wieder breiter. Später erfuhren wir von unseren Freunden Sarah und Philipp, dass ihnen im Vorjahr genau derselbe Fehler unterlaufen war. Sie waren genau wie wir zwischen den Dörfern herumgekurvt.
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08 Feb 2019 23:33 #547909
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Wir erreichten die Teerstraße nach Ithezi-Tezhi und den Ort 23 Kilometer später. Dort gab es wieder Vieles links und rechts entlang der Straße zu sehen. Leute waren mit dem Fahrrad und seltener mit dem Moped unterwegs.







In kleinen Häuschen wurden verschiedenste Dinge angeboten.













Lasten und Gepäck wurden transportiert









und auf Sicherheit und Ordnung geachtet.



Hinter der Stadt fuhren wir über den Kafue-Staudamm. Dort musste ein großes Fischaufkommen sein, denn in den Bäumen am Ufer saßen mindestens 20 Schreiseeadler oder flogen fischend ihre Runden.





Wir bogen in den südlichen Kafue-Nationalpark ein.



Nach kurzer Zeit kreuzte eine Herde Elefanten mit einigen Jungtieren die Fahrbahn. Wir hielten Abstand und warteten, bis alle Tiere an uns vorübergezogen waren.



Dann setzten wir unseren Weg fort. Die Straße führte direkt am Stausee entlang. Rechts ragten viele tote Bäume aus dem Wasser und boten Kormoranen Nistplätze und Schreiseeadlern Ansitze. Zur Linken waren Bäume und Büsche. Wir sahen viele Wasservögel: Sattelstörche, Reiher, Hammerköpfe und andere. Pukus, Hippos und Elefanten ließen sich ebenfalls blicken.



Silberreiher









Braunkopfliest





Termitenschmätzer



Hammerkopf





Nach diesem Gamedrive erreichten wir die Hippo Bay Campsite. Bis zur Rezeption bei der nahegelegenen Lodge, wo wir uns anmeldeten, waren es nochmal ein paar Minuten. Mit Karin und Peter suchten wir uns einen Stellplatz. Mit uns trafen noch vier Autos einer italienischen Reisegruppe ein. Außerdem waren noch zwei einzelne Fahrzeuge auf dem Platz. Für unseren Geschmack waren das schon viel zu viele andere Leute. Durch die bisherigen Campingplätze, die wir immer für uns alleine hatten, waren wir ziemlich verwöhnt. :S



Und so beobachteten wir leicht skeptisch und natürlich völlig vorurteilsfrei, wie die Italiener zuerst alle Bänke des Platzes zusammenklaubten, zwischen ihren Autos platzierten und danach das unisex Waschhäuschen in Beschlag nahmen. Und zwar so richtig, denn aus jeder Dusche kam uns fröhlich ein nasser, mehr oder weniger behaarter Mensch mit knapp um die Hüfte geschlungenem Handtuch entgegen. Huh! Es machte ihnen auch wenig aus, ihre Waschsachen praktischerweise gleich neben den Waschbecken zu verstauen. Außerdem war ganz erstaunlich, wie viel Lärm man bei der Essenszubereitung veranstalten kann, wie oft Autotüren zugeschlagen und Gegenstände gegeneinander gehauen werden können, oder auf welche Entfernung man sich immer noch laut schreiend miteinander zu unterhalten vermag.
Vielleicht lag es daran, dass wir etwas genervt waren, vielleicht auch daran, dass Ruth ein wenig unwohl im Magen war. So richtig konnten wir den eigentlich schönen Platz nicht genießen.
Zum Abendessen kochten wir auf einem riesigen Feuer Nudeln mit Tomatensoße, Bohnen und Gemüse. Nicht allzu spät krochen wir in unsere Zelte und versuchten die bis in die Nacht andauernden Unterhaltungen und das permanente Geplapper in Zimmerlautstärke zu ignorieren. Zumindest Uwe ignorierte, und Ruth vermittelte irgendwann schreiend, dass es doch jetzt langsam mal gut wäre … :evil:

Kilometer: 93
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15 Feb 2019 23:19 #548606
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Tag 21 – 3. August 2018 – Rund um den Itezhi-Tezhi-See

Hippo-Bay – Kasabushi-Camp, Süd-Kafue

Im Gegensatz zu unseren italienischen Nachbarn standen wir schon zeitig auf und fotografierten das erste Morgenlicht über dem See.









Wir fuhren ein ganzes Stück östlich am Seeufer entlang, also den Weg, den wir gestern gekommen waren. Einige Hippos dümpelten träge im Wasser vor sich hin, und die Vögel wärmten ihr Gefieder in den ersten Sonnenstrahlen.

Rotbauchschwalbe



Senegalkiebitz



An vielen Stellen hatten wir einen guten Blick auf den See. In Ufernähe gab es kleine Inselchen mit einzelnen Bäumen – Matthias würde sie, wie wir gelernt haben, Dürrständer nennen (aber kann man von Dürre reden, wenn sich das Gestrüpp mitten im Wasser befindet? :dry:). Es ragten also ein paar Baumgerippe aus dem Wasser, auf denen häufig Wasservögel wie Schreiseeadler, Nimmersatt-Störche und verschiedene Reiher saßen.



Graureiher



Mangrovenreiher



Ganz kurz sahen wir ein paar Büffel, die aber schnell im Gebüsch verschwanden. Fischer holten von einem kleinen Boot aus ihr Netz ein, und wir schauten ihnen eine Weile dabei zu. Wieder entdeckten wir einen Trompeterhornvogel. Die scheint es hier häufiger zu geben.



Nach ein paar Kilometern drehten wir um und fuhren zurück. Karin und Peter wollten an der Campsite frühstücken und fuhren vor. Wir trödelten bei diversen Vögeln herum und kamen etwas später nach.

Senegal Coucal



Nach einem flotten Müsli ging es weiter um den See herum.



Wir kamen jedoch nicht allzu weit, denn an einer Stelle, bei der zu beiden Seiten der Straße Wasser stand, waren besonders viele Vögel zu beobachten. Graueisvögel saßen vor ihrer Bruthöhle, und ein paar Nimersatt-Störche fischten ganz in unserer Nähe. Leider schienen nicht sehr viele Fische unterwegs zu sein, denn ihre Versuche blieben erfolglos



Weidelandpieper? (! Danke an Maddy)



Einer hat sich dazugemogelt:



Was für ein Wasserläufer ist das wohl? – Bruchwasserläufer (Danke an Maddy!)



Auf einmal landeten vor uns auf der Fahrspur zwei Vögel. Wir wollten unseren Augen nicht trauen, als wir erkannten, dass es sich um zwei Brachschwalben handelte. Bisher hatten wir sie nur weit entfernt gesehen, und nun kamen sie uns quasi besuchen. Wir freuten uns sehr darüber und fuhren nach und nach, ein Beweisfoto nach dem anderen machend, vorsichtig näher, bis wir schließlich anhielten, um sie nicht zu verscheuchen.



So vorsichtig hätten wir wohl gar nicht zu sein brauchen, denn die beiden waren ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Man verbeugte sich nach allen Seiten, tänzelte umeinander und breitete die Flügel aus.







Ab und zu flog einer der beiden Vögel auf, um kurz darauf mit einem kleinen Geschenk für den Partner zurückzukehren. Dann wurde ein Mückchen oder ein anderes Flatterinsekt überreicht, und das Kopf-Nicken und Verbeugen begann von Neuem. Wir waren völlig gebannt und konnten uns nicht losreißen.





Fast anderthalb Stunden standen wir bei dem balzenden Pärchen und beobachteten seine Bemühungen. Wir waren froh, dass hier keine anderen Autos unterwegs waren, denn wir standen quer auf der Pad und versperrten den Weg. Das Spektakel vor uns hätten wir nur sehr ungerne unterbrochen, denn wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit, bei der Brachschwalbenproduktion live dabei zu sein?

von Karin:








So standen wir ewig am gleichen Fleck, auch dann noch, als die beiden Hauptgefiederten den Schauplatz schon längst verlassen hatten.
Neben uns im Wasser lag ein Hippo, das immer mal wieder misstrauisch zu uns hoch schaute. Ein kleiner Malachit-Eisvogel landete auf einem Halm.



Irgendein Gesummse, aber hübsch anzusehen.





Erstaunlich, dass Karin und Peter so viel Geduld mit uns hatten und sehr brav nicht einmal drängelten weiterzufahren. Danke!
Letzte Änderung: 17 Feb 2019 21:45 von Eulenmuckel.
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Schließlich machten wir uns doch auf, denn wir konnten ja schlecht auf dem Damm übernachten. Ein Stückchen weiter schauten kleine Krokodile aus dem Wasser, und gar nicht mehr so kleine lagen beim Sonnenbad am Ufer.



Ein großes Hippo mit Madenhackern auf dem Rücken stand nur wenige Meter neben der Straße, lief aber ins Wasser, als wir vorsichtig näher fuhren.



Hammerkopf



Da wir noch die gesamte Tagesetappe vor uns hatten und es bereits nach 12 Uhr war, beeilten wir uns etwas. Wir beschlossen, nicht mehr für jedes Vögelchen zu halten.
Nun gut, einmal noch:

Strichelracke



Die Strecke war sehr gut zu fahren und führte hauptsächlich durch Wald.



Immer wieder waren kleine Senken in die Fahrspur eingebaut, damit in der Regenzeit das Wasser abfließen kann. Zum Glück stand meistens ein Warnschild davor, so dass wir rechtzeitig abbremsen konnten. Bei einem plötzlich auftauchenden tiefen Loch bremste Peter zu spät, und die beiden wurden aus ihren Sitzen nach oben gegen das Dach geschleudert. Zum Glück passierte ihnen nichts Ernsthaftes. Wir wurden netterweise über Funk vorgewarnt und konnten das Auto und uns vorsichtig über die kritische Stelle heben.



Ein Stück ging es durch sehr hohes Gras. Es waren wieder viele Tsetses unterwegs, und wir mussten uns von einigen trennen, die es ins Wageninnere geschafft hatten. Außer ihnen hatten wir noch einen weiteren stillen Begleiter, der bereits irgendwo auf seiner bisherigen Reise ein Bein eingebüßt hatte und so bei uns die praktische Mitfahrgelegenheit nutzte.





Am späten Nachmittag erreichten wir das Kasabushi-Camp und taten, wie es von uns verlangt wurde.





Libby, die Besitzerin, begrüßte uns und wies uns einen Stellplatz am Fluss zu. Die Aussicht war prima, die Toiletten sauber und die Duschen ausgesprochen schön. Alles war hell und sehr großzügig angelegt. Es gab mehr Ablageflächen und Haken an den Wänden, als wir mit Krempel belegen konnten, und drehte man den Hahn auf, ergoss sich das Wasser wie ein kleiner Wasserfall ringförmig aus der Decke.



Das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Also duschten wir zuerst und schauten uns danach den Rest der Lodge an.

Schneeballwürger







Auch die Lapa ist wunderschön gebaut und bietet einen tollen Ausblick über eine kleine Flussschleife.







Zurück an unseren Autos machten wir ein großes Feuer.



Der Plan war, zum Abendessen Pizza zu backen. Dafür brauchten wir ordentlich Glut. Es wurde fleißig geschnibbelt und Teig geknetet.
Peter und Karin hatten Auberginen gekauft, und Peter briet sie an. Währenddessen spielte Ruth ein wenig mit der Taschenlampe.



Auch Karin versuchte sich bald in der Lichtmalerei. Die einbeinige Giraffe war für den allerersten Versuch schon gar nicht schlecht, insbesondere auch, weil der Timer der Kamera nicht unbedingt zu ihren Gunsten arbeitete.



Und hier war das zufriedene Krokodil schuld, das bereits Kopf und Schwanz gefressen hatte. Da kann man ja nun auch nichts machen!



Das Meisterstück der beiden Damen war schließlich das Werk: „Hornrabe mit Mopanewurm“



Nach getaner Arbeit hatten sie sich die Pizza nun wirklich verdient, und die schmeckte ganz hervorragend.



Bis wir die Pizzen gebacken und gegessen, gespült und aufgeräumt hatten, war es schon elf Uhr. Zwischendurch beratschlagten wir immer wieder, wie wir die kommenden Tage gestalten wollen.



Im Grunde hatten wir bereits entschieden, nicht wie ursprünglich geplant, von Mongu aus in die Liuwa Plains zu fahren. Die gewonnenen zwei Tage können wir nun irgendwo einbauen. Nur wo? Eine Möglichkeit wäre, hier in Kasabushi eine weitere Nacht zu bleiben. Am Ende entschieden wir uns jedoch dagegen und hoffen, dass sich noch eine bessere Gelegenheit ergeben wird.



Kilometer: 149
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23 Feb 2019 22:53 #549217
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Tag 22 – 4. August 2018 – Weiter nach Westen

Kasabushi-Camp, Süd-Kafue – Ikithe Luxury Resort, Mongu

Wir standen um halb sieben Uhr auf. Am frühen Morgen hatten wir Löwengebrüll gehört. Sonst waren noch einige Hippos lautstark aktiv. Uwe kochte Kaffee und Tee und aß Müsli. Über dem Kafue hing etwas Nebel, durch den sich die Sonne langsam hindurchkämpfte.





Unser Plan war, gegen acht Uhr abzufahren. Nachdem wir gespült, die Morgentoilette erledigt, das Zelt eingeklappt und auch sonst alles verstaut hatten, liefen wir zur Lodge, um dort zu bezahlen. Libby war aber nicht zu finden. Erst zurück an der Campsite sahen wir sie mit ihrem Mann Andy. Wir unterhielten uns ein wenig mit ihnen. Sie haben viele Gäste aus Deutschland und Holland. Bislang gibt es zwei Chalets. Sie möchten aber noch weitere bauen. Während wir quatschten und die Übernachtung von 200 Kwacha pro Person bezahlten, spülte ein aufmerksamer Caretaker Peters Frühstücks-Geschirr, das er an der Spüle hatte stehen lassen.
Ruth schaute noch ein wenig nach Vögeln und erwischte ein Goldbrust-Glanzköpfchen an der Blüte eines Leberwurstbaumes (mit Besucher).



Schließlich war es bereits neun Uhr, als wir uns auf den Weg machten. Die Spinal-Road war wie auch am Vortag in einem sehr guten Zustand und ließ sich einfach fahren. Wir sahen noch ein paar Letschwes und Wasserböcke, die auf dem größtenteils abgebrannten Waldboden sehr gut getarnt waren. Auch einige Warzenschweine liefen über die Ebenen.





Am Abzweig zur Hauptstraße hielten wir am Gate des Kafue-Nationalparks und bezahlten die Parkgebühr für den südlichen Teil. Da wir mit Hippo Bay und Kasabushi zwei Nächte im Park verbracht hatten, bezahlten wir die gleichen Gebühren wie für die beiden Tage bei McBride’s: 130 US-Dollar je Paar. Bis das Formular und die Quittung ausgefüllt waren, verging eine Viertelstunde. Während Peter und Uwe im Häuschen den Papierkram erledigten, reinigten Karin und Ruth die Scheiben an den Autos.





Auf einer zunächst guten Teerstraße fuhren wir Richtung Kaoma. Bald jedoch begann die Straße sich aufzulösen. Immer größere Schlaglöcher taten sich auf, bis die Fahrbahn nur noch aus einer Aneinanderreihung von Teerlücken bestand. Wir fuhren Schlangenlinien bzw. neben der Fahrbahn.





Wieder sammelten wir (wie Frederick) Farben, Bilder und Eindrücke für die grauen Tage daheim. Und tatsächlich erinnern wir uns mit Hilfe der Fotos an so manch kleine Situation, an der man im Urlaub so schnell vorbeigefahren ist.











Besonders das Betrachten der Bilder von Menschen entschleunigt doch sehr in unserem hektischen Alltag, in welchem man zeitweise kaum ein Stündchen findet, um zum Beispiel diesen Bericht fortzusetzen.







Oft diskutieren wir ein wenig neidisch über den Spruch „Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit“, obwohl uns natürlich klar ist, dass man das nicht schwarz-weiß sehen kann. Jemand, der kilometerweit sein Brennholz, Lebensmittel oder Wasser auf dem Kopf oder Fahrrad transportiert, ist vielleicht nicht ganz so glücklich über die Entschleunigung in seinem Leben. Er hat nur vielleicht gerade keine Alternative. Trotzdem haben wir bisher nie die Erfahrung gemacht, dass sich Einheimische über ihre Lebenssituation beschweren und herumjammern, wie man es bei uns wegen vieler Kleinigkeiten manchmal mitbekommt.











An der einen oder anderen Stelle bemühte man sich, unsere Fahrt komfortabler zu gestalten. Die größten Löcher im Straßenbelag wurden notdürftig mit Steinen und Sand aufgefüllt.







An der Kreuzung von Kaoma stand eine Gruppe von Nonnen, die für irgendetwas sammelten. Sie hatten Musik dabei und tanzten auf der Straße. Wir beteiligten uns mit einer kleinen Spende. Als wir angefahren kamen, machten sie uns Platz und sangen und schunkelten uns über die Kreuzung. Sie verbreiteten äußerst gute Laune.
Letzte Änderung: 24 Feb 2019 11:30 von Eulenmuckel.
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