THEMA: Namibia März ´18 – Hin und (leider wieder) weg
08 Jul 2018 22:27 #525529
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Um 16.30 Uhr starten wir den evening drive mit Stanley im Ongava-Reservat. Ongavas Fokus liegt auf dem Schutz der Spitzmaulnashörner, natürlich hoffen wir, einen Blick auf ein solches Tier erhaschen zu können. Doch zunächst möchte Stanley uns Löwen zeigen, denn das Reservat beherbergt drei Rudel und er hat erst vorhin noch von einem Kollegen einen Tipp bekommen, wo sich eins der Rudel aktuell aufhalten soll.

Aufgrund der Regenzeit sind die Pisten nicht die besten und es kommt schließlich, wie es kommen musste: Wir haben uns festgefahren. Nix geht mehr. Alle mal bitte aussteigen… oookay… Wir waten ums Vehikel herum und sammeln Steine und Äste, um die Spur zu befestigen.

Entschuldigung, wo sind noch mal genau die Löwen, bitte?


Schließlich können wir die Fahrt fortsetzen, wir hopsen flink wie die Wiesel zurück in den Jeep.. nur um festzustellen, dass sich 80 Meter weiter was im Gebüsch regt. Vier erwachsene Löwen und zwei Junge liegen gut versteckt im Dickicht. Wir halten an, die Faulis stören sich kein bisschen an unserer Anwesenheit. Und so schauen wir das erste Mal einem Löwen in freier Wildbahn direkt in die Augen. Der Blick geht gefühlt durch Mark und Bein.



Ich mache wieder nur wenige Fotos und schaue lieber zu, wie vor allem die beiden jüngsten Muskelprotze fröhlich durch die Gegend kugeln.



Der Chef im Ring, etwa 9-10 Jahre alt. Er ist lt. Stanley durch einen Warzenschweintunnel unterm Grenzzaun aus Etosha reingekommen und hat dieses Rudel übernommen, nachdem sein Vorgänger durch ein Brüderpaar, ebenfalls aus Etosha, getötet wurde. Die Brüder sind offenbar bereits bekannt dafür, Rivalen aus dem Weg zu räumen, ohne dann jedoch das Rudel zu übernehmen. Auch ihn haben sie attackiert, aber er konnte sich erfolgreich zur Wehr setzen.






Ganz klar einer meiner lucky shots ^^


Zusätzlich kann Steffi am Abend noch folgende Sichtungen vermerken:
Springbock
Helmperlhuhn
black-faced impala
kori bustard
Frankolin

Auf der Rückfahrt ist schon sehr duster, Blitze und Donnergrollen in der Ferne. Und plötzlich mittendrin vor uns drei Spitzmaulnashörner an einem Wasserloch. Ein aufgeregter Bulle scheucht eine Kuh mit Kalb umher. Alter Falter, sind DIE imposant. Stanley erklärt uns noch ein wenig zu den eher betrüblichen Fakten. Spitzmaulnashörner sind wegen ihrer beiden annähernd gleich langen Hörner besonders gefährdet durch Wilderer. Die genaue Zahl der vor Ort lebenden Tiere darf nicht genannt werden, und wir sind gleich noch mal ein Stückchen dankbarer für diese Sichtung.

Das Abendessen um 20 Uhr wird etwa eine viertel Stunde später durch einen besonderen Gast am Wasserloch unterbrochen. Wir gehen zur Brüstung und sehen einen Nashornbullen, vielleicht ja der von vorhin.. Macht auf jeden Fall den gleichen hibbeligen Eindruck. ALTER FALTER, dass die imposant sind hab ich schon erwähnt?

Nach dem Essen werden wir von einem mit Gewehr bewaffneten Stanley die 200 Meter zu unserer Hütte begleitet. Wir sind etwas irritiert darüber, es müsse aber sein wegen der "lions"... nun gut.. wir kommen obermegasicher in unserem Zimmer an und haben das Gefühl, dass wir ganz schön tolle Momente hatten, dafür dass wir ja eigentlich lt. Fremdprognosen kaum was zu Gesicht hätten bekommen sollen. Für morgen steht dann EtoshaNP auf dem Plan. Licht aus.
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09 Jul 2018 11:05 #525556
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20. März 2018:
5.45 Uhr
Es hat regnet seit heute Nacht ununterbrochen. Kurz vor 7.00 Uhr haben wir das Frühstück beendet, aber mit dem drive soll noch gewartet werden. Die Gefahr, wieder irgendwo steckzubleiben, sei wohl nicht von der Hand zu weisen. Es sind eh nicht viele Gäste in der Lodge und offenbar hat es einen Teil bei dem Wetter eh im Bett gehalten. Stanley berät sich mit den anderen guides, deren Touris haben wohl aktuell keine Lust auf nasse Füsse. Steffi und ich sehen das anders, dann regnets halt. Aber dann doch lieber unterwegs zumindest die Chance auf Tiere. Fahren wir halt nicht die Seitenpisten, sondern bleiben auf den mainroads?!?. Mal schauen, wie die Entscheidung am Ende aussieht. Eine halbe Stunde später hat sich am Wetter nix getan, aber Stanley kommt zu uns und fragt, ob wir es wagen wollen. Klaro! Unserer kleinen Miniexpedition schließt sich dann noch Sam, eine Südafrikanerin, an. Ihre beiden Freundinnen wollen nicht mit und da wir ansonsten die Einzigen sind, die hier Tatendrang an den Tag legen, kommt sie diese Runde zu uns. Wir entscheiden uns gegen den EtoshaNP und bleiben im Ongava-Gebiet.

Eingepackt in dicke Regenponchos sehen wir alle unglaublich bescheuert aus. Sam und wir finden uns auf Anhieb sympathisch. Die Hüte tief ins Gesicht gezogen startet also die kleine Gurkentruppe unter herzlichem Auslachen untereinander in einen kalten, regnerischen Morgen. Unterwegs begegnen wir einem weiteren Fahrzeug mit wesentlich mehr Leuten drin, die ziehen aber alle einen Flunsch und sitzen missmutig in ihren Sitzen. Da wollte ich jetzt nicht drinhocken müssen. Lt. Tagebucheintrag sind wir um 8.10 Uhr noch trocken, um 9.00 Uhr gibt’s den ersten Kurzvermerk, dass es die Feuchtigkeit teilweise unter den Poncho geschafft hat – um 9.30 Uhr sind wir alle an irgendeiner Stelle durchnässt. Wir sehen Springböcke, Gnus, Gelbschnabeltokos und mehr. Stanley freut sich sichtlich, dass seine Ladung trotz miesem Wetter bei der Sache sind und auch immer wieder Fragen an ihn hat, für die er auch mal ausholen muss und sein Wissen unter Beweis stellen kann.

Meine Kamera blieb diese Runde geschützt in der Tasche, aber einen Einsatz gab es doch. Wir erspähen schließlich zwei Löwen und erfahren, dass es sich bei den stattlichen Kerlen um die beiden Krawall-Brüder handelt, von denen uns gestern berichtet wurde.



Danach machen wir uns auf den Rückweg, jetzt ist uns wirklich allen klamm und kalt zumute. Wir sind froh, uns in trockene Klamotten werfen zu können und werden beim Lunch von den Zuhausebleibern gefragt, ob wir überhaupt was zu Gesicht bekommen haben. Dass wir sogar mit Löwen aufwarten können, wollen sie fast nicht glauben. Is aber so gewesen, ätsch ;)

Dass wir dann zur späteren sundowner-tour für alle „Unbequemlichkeiten“ mehr als entschädigt werden sollten, konnten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Letzte Änderung: 10 Jul 2018 12:04 von Dissy.
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10 Jul 2018 00:24 #525636
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16.30 Uhr:
Der Regen hat aufgehört und die Wolkendecke ist aufgerissen. Sam kommt zu uns rüber und fragt, ob wir die sundowner-tour gemeinsam bestreiten wollen, sie wären jetzt zu zweit. Das geht natürlich klar. Die beiden Mädels steigen direkt hinten ein, sie kennen Flora und Fauna schon und lassen uns daher den direkten Draht zum Erklärbär Stanley auf den Sitzen hinter ihm. Los geht´s:





Grautoko (?)
Nachdem wir erfahren haben, dass es flying bananas (und flying chilis) gibt, kann ich alle Tokos fortan leider nur noch höchst unqualifiziert als Bananen in meinem Zwischenspeicher ablegen.








Steffi entdeckt einen Vogel, den wir (natürlich) nicht kennen. Doch bevor wir Stanley um Aufklärung bitten können, ist er auch schon weggeflattert. Im Tagebuch ist daher an dieser Stelle der fachmännische Sichtungsvermerk „buntes Vogerl“ zu finden… vielleicht sehen wir ja später noch welche und werden aufgeschlaut.

ehemalige Giraffe




Uiiii, ein Einhorn!


Die Piste macht plötzlich irgendwie einen unordentlichen Eindruck. Am Wegesrand häufen sich abgeknickte Sträucher und abgerissene Äste. Stanley bemerkt das natürlich auch und nuschelt irgendwas in sein Funkgerät. Namen der gegnerischen Partei muss man offenbar immer genau drei Mal wiederholen, sonst kriegt man keine Antwort

Als er sich zu uns umdreht hat er ein breites Grinsen im Gesicht: elephants in da house! Wir folgen jetzt den Spuren der Verwüstung in kleine Seitenpisten. „watch your head“ macht mehrmals die Runde im Gefährt. Während wir ordentlichst durchgeschüttelt werden, plaudert Stanley ganz entspannt über diese Tiere im Allgemeinen und Besonderen,, dass sehr alte Tiere oft eigene Wege gehen (müssen), damit sie keine Belastung für die Kollegen sind und die häufigste natürliche Todesursache die Folgen des letztmaligen Zahnwechsels sind. Plötzlich hören wir ein Rumoren und Knacken rechts von, sehen aber nüscht. Laut Stanley würden wir die Elefanten eigentlich auch gar nicht zwingend hören, weil sie sich trotz ihrer Größe unglaublich leise fortbewegen, das Knacken der Äste sie in dichter Vegetation aber verrät. Also versuchen wir das Knacken genauer zu orten und haben schließlich Erfolg:



Mehr gibt´s nicht zu sehen, zu viel Grün im Weg, wie mans auch dreht und wendet. Aber hey, wir haben immerhin ein Ohr gefunden, das ist doch schon was.

So dachten wir zumindest, hatten aber die Rechnung ohne Stanley gemacht. Er funkt hektisch mit einem Kollegen und ist irgendwie aus dem Häuschen. Als sich das Geknacke wieder in Bewegung setzt und noch tiefer zwischen den Bäumen verschwindet, gibt Stanley plötzlich Gas. Also so richtig Gas, sofern das bei den regennassen Pisten möglich war. Wir kriegen ein bisschen große Augen, aber nach einem „watch your head ALL THE TIME“ wirft er uns ein paar Brocken zu - jetzt muss er sich dann wohl auch mal konzentrieren. „very old male“… „always alone“ … „long time last contact“… „maybe I know”… jetzt sind wir auch aufgeregt. Wir sind am äußersten Rand von Ongava angekommen, an einer Grenzschneise. Und keine Sekunde zu früh und keine zu spät. Denn genau jetzt hat er seinen Auftritt.



„The retired general“, über 50 Jahre alt und riesengroß. Alle im Auto sind mucksmäuschenstill, während dieses Bollwerk in etwa 200m Entfernung auf dem Wald bricht und in unsere Richtung schwenkt.

Er biegt wieder an, och schade...


Doch nicht!




Er schlendert direkt auf uns zu und strahlt dabei eine Erhabenheit aus, die fast greifbar scheint. Stanley setzt den Wagen nach einigen Minuten wohlweislich ein ganzes Stück zurück, damit der General ungestört passieren kann. Ich mache wieder nur eine Handvoll Bilder. Und während dieses wunderschöne Geschöpf so an uns vorbeizieht, staunen wir ehrfürchtig und fühlen uns ganz, ganz klein.





Den anschließenden Sonnenuntergang im Busch verpassen wir aus Versehen fast, weil wir die Begegnung durchspielen und Stanley zuhören, der ebenso verzückt ist, den alten Knaben mal wieder gesehen zu haben. Was ein Tag!


P.S. Auch wenn s/w Bilder in Namibia fast witzlos sind, so ist diese Variante Im Nachgang doch eins meiner Lieblinge geworden.

Anhang:
Letzte Änderung: 10 Jul 2018 00:33 von Dissy.
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16 Jul 2018 15:25 #526252
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21. März:
Unser letzter Morgen in Ongava schenkt uns zur Abwechslung mal wieder schönstes Wetter. Da wir erst gegen 10.00 zur nächsten Etappe aufbrechen, fragt Stanley uns während des Frühstücks, ob wir noch eine kleine Mini-Runde mit ihm drehen wollen, wir wären auch sicher wieder rechtzeitig zurück. Er hätte die Info, dass sich nicht allzu weit entfernt ein „blacky“ aufhalte. Da wir, wie die Male zuvor auch, alles schon am Vorabend gepackt hatten und im Prinzip abreisefertig waren, sagen wir gerne zu. Da wir ja für diesen Tag eigentlich nicht mehr „präsent“ sind, wurden ihm schon neue Gäste zugeteilt. Ein Paar aus Frankreich ist dieses Mal mit an Bord. Wir grüßen höflich beim Einsteigen, aber bekommen kaum Reaktion zurück. Auch recht…

Wir fahren schnurstracks zu dem Gebiet, in dem das Rhino sein soll und bewundern auf dem Weg dorthin wieder das ein oder andere black-faced impala und jede Menge Zebras. Ich stelle fest, dass Zebras wirklich extrem hübsche Tiere sind und irgendwie zu Unrecht oft ein wenig unter dem Radar laufen. Die filigrane Zeichnung ist so vielfältig, dass man die Tiere wirklich gut voneinander unterscheiden kann, wenn man mal ein wenig genauer hinschaut. Unsere Mitfahrer gehen uns zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt schon ein wenig auf den Senkel, sie fummeln unentwegt auf der Rückbank und gackern zu den ungünstigsten Momenten los, was alle Zwei- und Vierbeiner stört. Stanley versucht wiederholt verständlich zu machen, dass es sinnvoller wäre, ein wenig leiser zu sein, aber das hat immer nur eine sehr begrenzte Halbwertszeit. Sollte das „blacky“ irgendwo in der Nähe gewesen sein, dann hatte es auf so viel Getöse sicher auch keine Lust und sich wohlweislich gut versteckt. Wir können es ihm und den anderen Tieren nicht verübeln und denken uns unseren Teil. Wir bewundern lediglich Stanley, der die zwischendurch aufplöppenden Einwürfe von der Rückbank professionell beantwortet. Nur einmal ist auch er kurz sichtlich irritiert, fängt sich aber schnell wieder und beantwortet die Frage, wie genau denn Elefanten jagen, um an Fleisch zu kommen, kurz und knapp.

Nach diesem kleinen Intermezzo sind wir nicht böse, dass wir recht zügig wieder zurück im Camp sind. Wir verabschieden uns herzlich vom Team und hüpfen kurz vor 10.00 Uhr in den Geländewagen, der uns ans östliche Ende der Etosha bringen soll. Auf diesen Tag habe ich mich im Vorfeld schon irre gefreut. Steffi erzähle ich erst bei der Einfahrt in den NP, dass wir heute den ganzen Tag hier durchfahren und wohl erst gegen Nachmittag in der nächsten Lodge ankommen werden, was spontane Begeisterungsanfälle auslöst.



Das erste Mal am großen Eingangsschild vorbeizufahren, ist schon echt saucool und macht einem irgendwie noch mal so richtig bewusst, dass man echt ganz wirklich in Afrika ist. Als erstes begegnen wir wieder einer großen Horde Helmperlhühner, die völlig unkontrolliert kreuz und quer über die Straße eiern. Ich habe bisher noch kein Helmperlhuhn gesichtet, dass irgendwie den Eindruck machte, zu wissen, wo es sich grade befindet und was es in den nächsten zwei Minuten zu tun gedenkt. Auch jetzt hat man ein wenig das Gefühl, jedes dritte Huhn habe aus Versehen suizidale Tendenzen. Der Begriff „Busch-Dummie“ fällt und ist ab da für sie gesetzt.



Die nächsten zwei Stunden genießen wir meist schweigend die grenzenlose Weite und die vielen Tiere und haben das Gefühl, ewig so weiterfahren zu können.











Gegen 13.00 Uhr erreichen wir Halali und machen ein Stündchen Pause bei Burgern und Cola. Gerade als wir uns hingesetzt hatten, fängt es an, aus Eimern zu schütten und wir müssen und schnell ein neues Plätzchen suchen, da der Regen vor allem über unserem Tisch irgendwie ungehindert durchkommt. Mit vollem Bauch und leerer Blase startet dann die zweite Etappe. Wir passieren ein Fahrzeug mit Reifenschaden, aber es haben sich schon Helfer gefunden. Auf einem Fahrzeug stehen zwei Leute auf dem Dach und halten Ausschau, diese signalisieren uns auch, dass wir weiterfahren sollen und alles unter Kontrolle sei. In den kommenden drei Stunden Fahrt klart das Wetter schnell wieder herrlich auf und sorgt für beste Sicht auf jede Menge Tiere.

Angaben bei Vögeln wie immer völligst ohne Gewähr :blink:

Singhabicht


Gabelracke


Sekretär








Kurz nach 17.00 Uhr erreichen wir schließlich Onguma und stellen schnell fest, dass dies wohl das Highlight unter den Unterkünften werden dürfte. Wir essen noch eine Kleinigkeit und ziehen uns dann in unsere Hütte zurück, um den Sonnenuntergang in Ruhe von der Terrasse aus zu betrachten. Am ca. 40m entfernten Wasserloch ziehen Springböcke vorbei, während sich in der Ferne ein Gewitter zusammenbraut, was wieder einen dramatischen Himmel verheißt. Mit einem Savanna in der Hand und dem mittlerweile obligatorisch gewordenen „Zieh´s dir rein!“ schauen wir zu.



Elefant am Horizont, wir müssen natürlich sofort an den General denken ;)






Während ich dann in Ruhe Fotos sichte und sichere, widmet sich Steffi der Aktualisierung des Tagebuchs und dann ist recht früh Nachtruhe angesagt. Steffi gefällt es hier ebenfalls super, wie gut, dass wir hier sogar drei Nächte bleiben. Das erfährt sie aber erst morgen :whistle:
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17 Jul 2018 17:03 #526381
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Nu hab ich ein wenig getrödelt, dafür gibt´s jetzt direkt den nächsten Tag am Stück :whistle:

22. März 2018:
5.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Zum Wachwerden werfen wir uns auf die Terrasse. Es ist noch dunkel, Löwen brüllen in der Nähe. Guten Morgen, Namibia!

Um 6.30 Uhr starten wir den morning drive mit Abraham. Kaum losgefahren, wartet schon nach wenigen Kilometern eine süße Überraschung auf uns: in der Dämmerung erkennen wir zwei Löwen im Gras. Erst bei genauem Hinsehen sehen wir den dritten Mini-Löwen, der gierig an Mamas Milchbar hängt. Der kleine Kerl ist knapp 2 Monate alt und ein absolutes Energiebündel, wie sich schnell herausstellt.



Erst wenn er ein wenig älter und kräftiger ist, wird er ins Rudel integriert, bis dahin bekommt er Einzelbetreuung. Er ist ein richtiger Springinsfeld und seine Mama hat ihre liebe Not, ihn zu bändigen. Da er keine Geschwister hat, spielt er mit allem, was ihm vor die Nase kommt und geht damit seiner Umwelt ganz offensichtlich gewaltig auf den Zeiger. Sei es der vorbeilaufenden Koritrappe, der er auflauert oder seinem Papa, in dessen Schwanz er mehrfach beherzt reinbeißt. Als der Filius dann aber die Toleranzgrenze des männlichen Löwen überschreitet und von diesem kurz gemaßregelt wird, ist in Sekundenbruchteilen seine Mama zur Stelle, die dem Vater eine saftige Ohrfeige verpasst und ganz schnell klar macht, wer hier die Erziehungsberechtigung hat. Ganz schön giftig, die Gute. Zum Zuschauen ist es allerdings die reinste Freude.



Für Fotos war eine ganze Weile noch zu dunkel, aber dann reicht es für ein paar Schnappschüsse. Und als persönliches Sahnestückchen gelingen mir tolle Videos von einem überaus knuffigen Löwenbaby, dass popowackelnd im Gras lauert, ausgelassen durch die Gegend tobt und einer Löwin, die ihr durchdringendes Gebrüll zum Besten gibt. Sie haben wir wohl auch heute früh gehört. Die Mama ist wirklich fürsorglich und spielt geduldig mit ihrem Nachwuchs, Steffi hätte dem kleinen Kerlchen trotzdem gerne einen Tennisball geschenkt, wenn er schon keine Geschwister hat :side: . Dem Kater wird das Ganze irgendwann zu lästig und er macht sich auf zu seiner Revierrunde - und auch wir trennen uns schweren Herzens von dem Anblick und starten in Richtung EtoshaNP.



Wir sehen wieder riesige Springbockherden, Oryx, Gnus, Zebras und Strausse. Zwei Tüpfelhyänen kreuzen unseren Weg, sie haben es aber sehr eilig und daher verplempere ich erst gar keine Zeit damit, unbedingt ein Foto machen zu wollen. Ich versuche mich dafür mal wieder an Vogelbildern, aber die Ausbeute ist bekannt mager :huh:





Gabelracke ( ist übrigens das "bunte Vogerl", das wir vor ein paar Tagen noch unbekannterweise als solches vermerkten)


Bienenfresser


junger Singhabicht (?)


Ein einzelner Giraffenbulle ist das zweite und letzte s/w-Motiv der Reise.


Es ist zwar recht frisch an diesem Morgen, aber die Zeit vergeht trotzdem wie im Flug. Gegen Ende des drives stolpern wir dann sogar noch über drei Geparden. Laut Abraham muss man dafür schon ein Quäntchen Glück mitbringen, denn nur ein geringer Prozentsatz der gesamten Population befindet sich wohl tatsächlich im NP. Eine Mutter mit ihren beiden fast erwachsenen Jungtieren streift über die Ebene und wir bewundern die schiere Eleganz in jeder Bewegung. Die beiden Halbstarken sind zum Raufen aufgelegt und belauern sich abwechselnd im Gras. Unglaublich, wie sie selbst bei einem spielerischen Spurt gewaltig Strecke machen. Ein einzelnes Gnu schaut völlig unbeeindruckt zu, während das Trio an ihm vorbeischlendert.



Als sie sich in einem dichten Gestrüpp niederlassen, machen wir uns ebenfalls vom Acker und zuckeln zurück in die Lodge.

Den Rest des Tages haben wir uns mal wieder komplett freigehalten, verbringen fast den ganzen Nachmittag auf unserer Terrasse und schauen den verschiedensten vierbeinigen Gästen zu, die auf ihrem Weg zum Wasserloch direkt an uns vorbeiziehen, während wir Reisetagebuch und Fotoarchiv auf dem aktuellsten Stand bringen.



Der abendliche sundowner ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern und so ganz anders als gestern mit den recht bedrohlich wirkenden Gewitterfronten in der Ferne. Heute bekommen wir ein Farbspektakel geboten, dass auf seine Art dem Schauspiel in Mowani Konkurrenz macht. Zieh´s dir rein! :woohoo:












Nach einem leckeren Kudusteak fallen wir müde ins Bett und stellen den Wecker für den morgen früh anstehenden bush-walk.
Letzte Änderung: 17 Jul 2018 17:39 von Dissy.
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31 Jul 2018 13:49 #527721
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23. März 2018:
5.00 Uhr
Wir sind inzwischen geübte Frühaufsteher. Ganz im Gegensatz zu den qualvollen Momenten zuhause, hüpfe sogar ich halbwegs elegant und nur mit minimaler Verzögerung aus den Federn. Aber booten auf der Terrasse muss ich trotzdem. Ich kann morgens einfach nix. Gar nix. Aber hier geht der Prozess trotzdem deutlich schneller vonstatten *g. Eine Stunde später sitzen wir gestriegelt und gebürstet beim Frühstück und haben den Essbereich quasi für uns alleine. Um 6.30 Uhr erwartet uns Abraham zum bush-walk. Mal wieder sind wir die einzigen, die unternehmungslustig sind - und so starten wir als gut gelauntes Trio gen Sonnenaufgang. Abraham ist mit einem Jagdgewehr bewaffnet (das er zum Glück noch nie benutzt hat und was hoffentlich auch so bleibt), wir mit Fernglas. Die Kamera habe ich zuhause gelassen, damit ich gar nicht erst von potentieller Motivsuche abgelenkt werde und alle meine Sinne beisammen habe.

Die nächsten 2,5 Stunden sind gefüllt mit interessanten Details zu Flora und Fauna und vielen kleinen und großen Tieren, die man ganz anders wahrnimmt, wenn man selbst auch zu Fuß unterwegs ist. Wir könnten jetzt einen dreiseitigen Aufsatz über Termitenhügel und ihre Bewohner verfassen, auch über jene, die gar keine Termiten sind. Deswegen immer schon auf Extra-Abstand bleiben, wenn ein solcher Hügel Löcher hat, dann hat sich womöglich eine Schlange dort häuslich eingerichtet. Und ich weiß ganz sicher, dass ich im nächsten Leben auf gar keinen Fall Termitenkönigin werden möchte, auch wenn ich von meinen Arbeitern bei Umzug getragen werde.

Ein Schabrackenschakal guckt uns noch etwas verschlafen zu, während wir eifrig wilde Kartoffeln und Aloe-Pflanzen identifizieren und über deren Einsatz unterrichtet werden. Theoretisch könnten wir jetzt auch Fische fangen, denn wir erfahren, dass man mit den geschälten Wurzeln des fish poison tree Fische betäuben kann, so man denn einen Fluss zur Hand hat. Ein Marabu fliegt über unsere Köpfe hinweg, Springböcke ziehen in der Ferne vorbei und wir passieren in sicherem Abstand eine Herde Zebras mit Fohlen, die nur mäßig Notiz von uns nehmen.

Abraham lässt uns Fährten suchen und diverse Hinterlassenschaften analysieren im Hinblick auf zugehöriges Tier, Marschrichtung und die Information, ob eben jenes Tier viel oder wenig Wasser zu sich genommen hat. Am einfachsten sind Giraffenköttel zu erkennen, da sind wir uns einig. Dann hören wir in der Nähe das typische Husten von Gnus, umrunden vorsichtig einen kleinen Hügel und sehen eine stattliche Herde vor uns. Alle Köpfe heben sich synchron und glotzen uns an. Wir ziehen uns wieder etwas zurück… die Gnus setzen sich ebenfalls in Bewegung. Es ist noch immer viel Platz zwischen uns und alle Beteiligten machen einen entspannten Eindruck. Während wir langsam wieder das Fahrzeug erreichen, dackeln uns die Gnus noch etwas hinterher, wollen dann letztendlich aber doch nicht mit zurück in die Lodge fahren.

Bis zum Lunch verbringen wir herrlich entspannte Stunden in und um die Lodge herum, heute haben es uns die (Masken?-)Webervögel angetan, die einen Baum ganz in der Nähe des Haupthauses mit ihren kunstvollen Nestern dekorieren. Ein Weibchen ist wohl ganz und gar nicht zufrieden mit dem handwerklichen Geschick ihres Göttergatten und macht sich lautstark schimpfend daran, das ganze Gebilde wieder einzureißen. Er sitzt bedröppelt einen Ast weiter und macht sich wohl Gedanken, wie er ihr im nächsten Versuch ein Schöner-Wohnen-Erlebnis hinzaubern kann.





Nach dem Essen wollten wir eigentlich nur eine kleine Ruhepause auf der Veranda einlegen, doch dann sind wir da tatsächlich eine ganze Weile kleben geblieben, weil es so viel zu gucken gab. Eine Truppe Springböcke graste friedlich in unmittelbarer Nähe und ein einsames Gnu zog zunächst total unentschlossen von Bäumchen zu Bäumchen, um sich dann mit einem tiefen Seufzer unter einen winzigen Busch zu zwängen.



Dann hörten wir in der Ferne ein Grollen, dass nicht so recht zuzuordnen war. Doch das Geräusch kam näher und entpuppte sich als ganze Gnuherde, die auf einmal durch unseren Vorgarten galoppierte. Es gab für uns also keinen Grund woanders zu sein ^^^. An diesem Tag zogen wir übrigens ein Fazit: Springböcke sollten nicht Springböcke heißen, sondern Geh- oder Stehböcke. Von diesem wunderhübschen Tier hatten wir inzwischen rein numerisch die meisten Exemplare gesehen, hunderte… und davon sind drei oder so gesprungen. Gehüpft. Ganz kurz. :dry:

Schließlich war es Zeit für die sundowner Tour mit Abraham, dieses Mal wieder innerhalb Ongumas. Fotos gibt es nicht von jedem Tier, aber laut Tagebuch war das hier die genaue Abfolge:

1. Grey Go-Away-Bird
2. Sattelstorch



3. Weißrückengeier



4. Impalas



5. Steenbok
6. Nilgansfamilie mit 8 Küken
7. Zebras
8. Giraffenbulle
9. Noch mal
10. Warzenschwein mit Nachwuchs
11. Tawny Eagle
12. Schabrackenschakal
13. Gnuherde, Springböcke, Giraffen
14. Mehr Giraffen



15. Alles voll mit Giraffen




Schließlich erreichen wir den Platz, den sich Abraham für den sundowner ausgesucht hat. Wolkenberge türmen sich recht schnell auf.



Im Norden zieht eine gewaltige Regenfront vorbei, im Osten und Süden blitzt es wie verrückt. Doch auf unserem Fleckchen bleibt alles trocken und während wir zwischen drei Wetterfronten stehen, reißt der Himmel im Westen auf. Total verrückt.






Die Heimfahrt wird dann allerdings sehr schnell sehr nass. Bis wir die Planen überall runtergefrimmelt haben, sind wir alle schon komplett geduscht. Und als wir endlich alles dicht haben, hört es so schnell wieder auf wie es angefangen hat. Nach einem leckeren Abendessen packen wir gegen 21 Uhr unsere Sachen zusammen für die morgige Weiterfahrt zu unserer nächsten und letzten Station der Reise: Okonjima. Steffi weiß nur, dass wir jetzt wieder Richtung Süden aufbrechen. Draußen gibt ein Gewitter alles, die Blitze blenden uns richtig, aber es fällt kein Tropfen Regen mehr.

Gute Nacht, Onguma!
Letzte Änderung: 31 Jul 2018 14:02 von Dissy.
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