5. Tag (4.7.2017) Klein Aus II - Ausflug Lüderitz / Kolmanskop
Unsere heutigen Ausflugsziele: das Hafenstädtchen Lüderitz und die verlassene Siedlung Kolmanskop. Klein Aus Vista ist hierfür der perfekte Ausgangspunkt. Eine gute Stunde auf der asphaltierten B4 und man ist an der Küste in Lüderitz.
Lüderitz, benannt nach einem Bremer Tabakhändler, der hier 1883 landete, einen Handelsposten errichtete und von dem örtlichen Stammesführer Josef Frederik II ein ca. 40 x 20 Meilen großes Gebiet abkaufte. Erst nach Vertragsunterzeichnung wurde diesem eröffnet, dass Lüderitz nicht die englische Meile (1,6 km), sondern die preußische Meile (7,4 km) als Vertragsgrundlage ansehe und damit das verkaufte Gebiet 300 x 150 Kilometer groß ist. Diese Täuschung ging als 'Meilenschwindel' in die Geschichte ein, Lüderitz bekam den Spottnamen Lügenfritz. An der Landnahme durch den Deutschen, der das Gebiet zwei Jahre später auf die 'Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika' übertrug, änderte sich allerdings nichts mehr. Ausgehend vom Lüderitzland breitete sich die Kolonie Deutsch-Südwest auf das gesamte Gebiet des heutigen Namibias aus. Und noch heute bestimmen viele zwischenzeitlich renovierte Bauten aus der deutschen Kolonialzeit das architektonische Bild der Innenstadt von Lüderitz.
Der Name 'Lüderitz' bzw. Lüderitzbucht besteht bis heute, der Versuch der namibische Regierung die Stadt in ǃNamiǂNûs umzubenennen, wurde von der örtlichen (weißen) Bevölkerung (den 'Buchtern') nicht akzeptiert und stößt - nicht nur in der Aussprache - auf große Schwierigkeiten. Die Umbenennung hat sich bis heute jedenfalls nicht durchgesetzt.
Kolmanskuppe (afrikaans Kolmanskop) ist eine heute aufgegebene Siedlung zehn Kilometer östlich von Lüderitz. Das als Diamantensucher-Camp entstandene Örtchen erlebte eine kurze und berauschende Blüte zwischen 1905 und 1925. Bis zu 400 Menschen lebten in hochherrschaftlichen Steinhäusern nach deutschem Vorbild mit einer beneidenswerten Infrastruktur (Elektrizitätswerk, Krankenhaus mit Röntgenstation, Eisfabrik, Ballsaal, Theater, Kegelbahn). Mit dem Ende der Diamantenfelder endete verwandelte sich Kolmanskop in eine Geisterstadt, die heute nur noch als Museums-Ort genutzt wird.
Während die Geisterstadt recht spannend zu besichtigen war, hat uns Lüderitz ein wenig enttäuscht. Das Wetter war perfekt, aber die Sehenswürdigkeiten doch sehr begrenzt. Immerhin haben wir das Auto vollgetankt (110 Liter für 1200 km) und etwas eingekauft.
Das Spannendste für Sarah waren aber auf dem Rückweg die Wildpferde etwa 15 km von Aus entfernt. In der dortigen Wüste leben seit der Jahrhundertwende ausgewilderte Pferde (zurückgelassen von den deutschen Schutztruppen, entlaufenen von den englischen Einheiten nach einem Luftangriff oder aus einem Gestüt südlich der Wüste). Die größte Population waren über 300 Tiere, heute sind aufgrund von Hyänenangriffen und vier Jahren ohne Wasser (und damit ohne Nachwuchs) nur noch 41 Stuten und 72 Hengste übrig. Um die Touristenattraktion zu erhalten werden inzwischen die Pferde mit Heuspenden gefüttert und die Hyänen ebenfalls. Beides keine Dauerlösung, es muss Regen her!
Genau zu unserem Besuch kamen zwei Pferde zum Wasserloch (erst nur per Teleobjektiv zu sehen), tranken und gingen wieder. Später entdeckten wir mit dem Fernglas am Horizont die größere Herde mit über 40 Tieren. Fotogen natürlich auch der Mini-Bahnhof Garub kurz vorher.
Zurück an der Lodge haben wir uns statt des gebuchten Diners ein Grillpaket mitgenommen, da wir abends nicht mehr zur Lodge zurückfahren wollten. Das Paket bestand aus Rumpsteak, Oryx-Filet, Wildwürstchen und Lamm. Nach klassischer Art auf der Holzkohle von vorher verbranntem Holz gegrillt war das ein Gedicht. Dazu reichlich Salat, spannende Gewürze und Nachtisch - alles im Preis inbegriffen.