Nach 2 Nächten an der Spitzkoppe ging es dann weiter zum Sossusvlei. Dort waren wir zwar vor zwei Jahren schon mal, Linnéa und ich wollten aber unbedingt mal zum Sonnenaufgang auf Big Daddy hoch, was wir beim letzten Mal zeitlich nicht geschafft hatten. Außerdem ist es im Sossusvlei so schön, dass ich dort sicher noch ein Dutzend mal hinfahren könnte, ohne das ich mich langweilen würde.
Auf halben Weg zwischen Spitzkoppe und Swakopmund auf der B2 gab es dann plötzlich bei rund 100 km/h auf asphaltierter Straße ein komisches Geräusch. Kurz danach fing das Auto stark an zu schlingern. Ich habe erst gar nicht realisiert was los ist und mich stattdessen erst mal darauf konzentriert das Auto abzufangen. Unter Ausnutzung der Schotterfläche neben der asphaltierten Fahrbahn ging das auch ganz gut.
Es war dann relativ schnell klar, was passiert war:
Man konnte beim Reifen hinten links locker mal von einer Seite zur anderen durchschauen und durchgreifen.
Dass ich früher mal Rallyes gefahren bin und beruflich schon ein Dutzend Mal auf Wintertests in Skandinavien unterwegs war, hat in der Situation sicherlich geholfen ruhig zu bleiben und richtig zu reagieren.
Bei der Fahrzeugübergabe hatte ich schon den Reifen hinten links bemängelt. Das Profil war ziemlich runter (im Vergleich zu einem neuen MT). Die Aussage von Africa on Wheels war da nur: Ihr habt doch zwei Reservereifen. Eigentlich sind die Reifen, die Africa on Wheels einsetzt, auch ziemlich gut (hochwertige Hankook MT Markenreifen). Da der Landcruiser aber mit seinem 200 Liter Zusatztank + zwei Reserveräder + massiv verstärkte Stoßstangen + Campingausrüstung + Gepäck + Wasser + evtl. Dachzelt nicht gerade ein Leichtgewicht ist, ist die Belastung für die Reifen natürlich beträchtlich. Meiner Meinung ist der von Africa on Wheels bei Übergabe eingestellte und empfohlene Luftdruck für das Fahrzeuggewicht insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten auch etwas zu niedrig (wenn ich mich richtig erinnere waren es 2.0 bar). Die Reifen walken dann zu stark, überhitzen und bekommen eine Vorschädigung. Es kann natürlich auch sein, dass ein Vormieter vielleicht nach einer Druckabsenkung im Weichsand den Druck nicht wieder rechtzeitig erhöht hat und damit den Reifen geschädigt hat.
10 Minuten später war der Reifen jedenfalls gewechselt gegen einen Reservereifen, der auch schon ziemlich runter war und nicht mehr super vertrauenserweckend aussah. Da ich die restliche Reise nicht nur mit einem Reservereifen rumfahren wollte, habe ich Africa on Wheels mit meinem Satellitentelefon angerufen und kurz die Situation beschrieben. Der (gute) Lösungsansatz war dann, das AoW sich um einen neuen Ersatzreifen in Swakopmund kümmert wo wir in ca. 1 Stunde durchkommen würden. Das hat dann auch super geklappt, hat uns allerdings mit Reifen bei Händler 1 kaufen, dann zu anderer Werkstatt 2 zum Montieren fahren in Summe ca. 2 Stunden gekostet. Da man in den vorreservierten Sesriem Campground nur bis 18:30 Uhr reinkommt, wurde es jetzt zeitlich etwas eng. Hat aber am Ende noch gut funktioniert.
Die Sesriem Campsite ist ganz nett, die Stellplätze sind sehr weit auseinander, so dass man seine Ruhe hat und häufiger laufen Oryx Antilopen direkt durch den Campground. Nur wenn’s windig ist, wird’s schnell ungemütlich, da dann ziemlich viel Sand durch die Luft fliegt.
Vorteil der Campsite ist, wie die meisten sicher wissen, dass sie zwischen dem ersten und dem zweiten Gate liegt und man schon eine Stunde vor Sonnenaufgang ins Sossusvlei aufbrechen darf, während alle die draußen übernachten erst zu Sonnenaufgang reingelassen werden. Auch Abends hat man eine Stunde mehr Zeit und das ist für’s Fotografieren natürlich Gold wert.
Beim letzten Mal hatten wir sogar extra deswegen in der Sossus Dune Lodge übernachtet mit Direktzugang zum Sosssusvlei ohne durch das Gate zu müssen. Da ist man dann zeitlich noch etwas flexibler. Das war damals allerdings in der Nebensaison. In der Hauptsaison kostet sie leider das Doppelte und ist damit schlichtweg unbezahlbar für uns. Mit dem Sesriem Camp hat es aber auch ganz gut funktioniert. Wir waren am nächsten Morgen die Ersten am Gate (ca. 30 Minuten vor der Öffnung). Trotz sehr zügigem Fahrens auf der Strecke zum Deadvlei sind wir natürlich von rund einem halben Dutzend „Rennfahrern“ mit ca. 120 km/h im Stockdunkeln überholt worden. Ist schon etwas krank was da Morgens abgeht.
Trotzdem waren wir am Deadvlei-Parkplatz, die Ersten, die in Richtung Big Daddy aufgebrochen sind. Die Wanderung hoch ging erstaunlich unproblematisch. Meine Kondition ist leider ziemlich schlecht und ich hatte Schlimmstes befürchtet und Kerstin hat sich gar nicht erst getraut mit hoch zu kommen. War aber alles halb so wild. Wir haben auf der ganzen Wanderung keine anderen Menschen getroffen und waren dann auch als Erste an dem Tag auf der größten Düne der Welt und das kurz nach Sonnenaufgang. Es war ein wirklich sehr schönes Erlebnis. Der Blick von dort oben ist wirklich toll.
Zehn Minuten später trafen dann die nächsten Wanderer ein und dann wurde es nach und nach richtig voll im Deadvlei. Ich kann daher jedem nur empfehlen sehr früh zu starten, dann hat man die Wüste ganz für sich. Noch besser ist es meiner Meinung nach am Abend zum Sonnenuntergang, dass geht aber stressfrei nur mit Übernachtung in der Lodge.
Von Big Daddy sind wir dann auf direktem und steilsten Weg runter ins Deadvlei gerutscht und Linnéa hatte ein riesigen Spaß dabei.
Der Wanderung auf Big Daddy am frühen Morgen hat sich für uns absolut gelohnt.
Zum Fotografieren finde ich neben dem Deadlvei den Bereich zwischen dem 2WD und dem 4WD Parkplatz mit den vielen interessant geformten Bäumen am spannendsten. Außerdem laufen dort ziemlich viele Oryx Antilopen rum, die sich als Vordergrund in einem Landschaftsfoto auch immer ganz gut machen.
Direkt vor dem Campground haben wir dann noch eine gehörnte Zwergpuffotter (Bitis caudalis) gefunden, eher untypisch für diesen doch relativ stark von Menschen frequentierten Ort:
Und danke noch an Schlangenexperten Marco für die Identifikation der Schlange (
www.namibia-forum.ch...kation-schlange.html).
Nach zwei Nächten im Sesriem Camp ging es dann weiter zum Fish River Canyon.