THEMA: Auf alten Pfaden durch Südwest!
08 Nov 2017 06:52 #495957
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Hallo Fomis,
da bin ich dann doch wieder mit einem kleinen Reisebericht. ;) ;)
Da werden dann gleich einige sagen: "Ich habe es doch gewusst! Da verkündet er im Februar großspurig seinen Abschied von Namibia und im Oktober ist er schion wieder da!" Ja, ihr habt ja recht, aber dieses Mal hatte es andere Gründe. Meine Reise war jetzt ohne Etoscha, ohne KTP, ohne Sossusvlei und andere Touristenzentren. An meiner Meinung über den Massentourismus und seine Auswirkungen hat sich nichts geändert und meine Ansichten haben sich nur wieder bestätigt. Aber es sind eben inzwischen Verbindungen und Freundschaften gewachsen, die ich doch nicht missen möchte. Zum einen unterstütze ich seit 15 Jahren einige Sozialprojekte in Namibia und da kann man nicht einfach aufhören und sagen, "So jetzt reicht´s!", zum anderen habe ich liebe Freunde gewonnen und schließlich beschäftigt mich das Land auch als Historiker. Ich schreibe seit zwei jahren an einem Buch , zu dem ich noch einige Recherchen im Nationalarchiv benötigte und einige Bilder, die ich auf der Reise noch machen wollte. Beides ist gelungen.
Also, wer mit auf diese Reise gehen will, der wird weder Löwe noch Elefant oder sonst irgendwelche spektakulären Tierfotos - ein paar Vögel füge ich schon ein! ;) ;) - sehen, aber ein paar Dinge am Wegesrand finden, an denen er bisher vielleicht achtlos vorbeigefahren ist. Es gibt auch keine Kloodeckelaufnahmen zu bestaunen, trotzdem ein paar Übernachtungs- und Aktivitäten-Tipps.
Nun kann also jeder entscheiden, ob er mitfahren will oder nicht.
Am Anfang muss ich aber ein besonderes "Anreiseerlebnis" schildern:
1. Tag:
Die Anreise, eine absolute Katastrophe!
Anreise mit dem ICE von Nürnberg nach Frankfurt. Zum ersten Mal wird der Zug in Würzburg geteilt. Natürlich sitzen wir im Zugteil nach Kassel. Also in Würzburg schnell raus und nach vorne! Klappt!
In Frankfurt am Flughafen müssen wir von Terminal 1 zu Terminal 2. Wir fahren mit dem Shuttle-Bus. Plötzlich ein Ruck und ein lauter Knall! Der Bus ist auf ein vorausfahrendes Fahrzeug aufgefahren. Also aussteigen und zu Fuß mit Gepäck zum Terminal 2!
16.00 Uhr: Noch eine Stunde Warten bis zum Checkin. Neben uns am Niki-Schalter eine lange Schlange, die sich nicht bewegt. Was ist los? Fluglotsenstreik in Frankreich, der Flug nach Malle ist gecancelt, ab ins Hotel! Die Armen!
17.00 Uhr Checkin beim Air Namibia-Schalter verläuft problemlos. Beim Security-Check piepts wie wild! Der Beamte findet aber nichts, obwohl er mich gefühlte 20mal abgetastet hat. 19.20 Uhr: Pünktliches Boarding!
21.20 Uhr: Abflug? Nein, der Flieger bleibt stehen.
22.00 Uhr; Der Flieger wartet auf die Starterlaubnis aus Brüssel. Es ist ein Fluglotsenstreik in Frankreich! ??? Wir fliegen doch nicht über Frankreich!? Doch! Wir fliegen über Korsika und das gehört zum Luftraum von Frankreich! Komisch, die von Niki wussten das schon am Nachmittag!
22,30 Uhr: Wir müssen bald starten, denn der Flughafen schließt um 23.00 Uhr. Also bekommen wir schon mal die Sicherheitseinweisung in zwei Sprachen vorgeführt. Welch ein Luxus!
23.00 Uhr: Der Flughafen wird geschlossen, noch immer keine Flugfreigabe.
24.00 Uhr: Wir bekommen an Bord ein Essen serviert. Mahlzeit!

2. Tag:
0.30 Uhr: Wir verlassen den Flieger und wandern durch den ganzen Flughafen von Terminal 2 bis zum Ende von Terminal 1. Dort sind neben der automatischen Rollbahn für die Fußgänger Feldbetten für uns aufgestellt.



Neuer Abflugtermin 4.45 Uhr.
1.30 Uhr Die Feldbetten sind aufgeschlagen, wir dürfen länger schlafen, denn Abflug ist erst um 8.00 Uhr!
5.30 Uhr Wecken! Wir bekommen 20 € Gutschein für ein Frühstück. Wir sind die ersten Gäste in einem Bistro und stopfen das Frühstück in uns rein.
7.00 Uhr wieder Security-Check und Warten bis zum Boarding um 7.30 Uhr. Denkste!
8.00 Uhr Abflug? Nein! Warten, es ist noch kein Catering an Bord und die Mannschaft muss ausgetauscht werden!


Andere Flugzeuge sind schon längst unterwegs!
8.30 Uhr Boarding und 9.00 Uhr endlich Abflug!
18.30 Uhr Landung in Windhoek; draußen ist es schon stockfinster!,
18.45 Uhr: Wir standen in der Schlange für Einreisende und werden herübergewunken, weil der Schalter für Residents keine Wartenden mehr hat. Schön! Nett, dass es jetzt schneller geht, doch als die „Dame“ mit unendlicher Langsamkeit eine Familie abgefertigt hat, schließt sie den Schalter wieder und bearbeitet erst mal einen Stoß Diplomatenpässe und lässt uns fast 45 Minuten stehen. In der anderen Schlange wären wir längst durch gewesen! Als wir endlich um 19.45 Uhr unser Gepäck haben, ist es draußen stockdunkel. Natürlich bekommen wir um diese Zeit kein Auto mehr. Ein Shuttle bringt uns zum Hotel und um 21.30 Uhr kann ich endlich 2 Tafel Lager in die raue Kehle schütten. Ich habe einen ganzen Tag verloren!
Morgen startet dann die eigentliche Reise.
Viele Grüße:
Burschi
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08 Nov 2017 16:26 #496032
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  • Burschi am 08 Nov 2017 06:52
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Oh, so viel Interesse! :woohoo: :woohoo: :woohoo:
Das freut mich und vielleicht ist ja der eine oder andere kleine Tipp für euch dabei.
Also, dann weiter zum
3. Tag:
Die erste Nacht haben wir – wie auch zwei weitere Übernachtungen in Hotel Pension Uhland verbracht. Kurz: Saubere Zimmer, netter Service, gutes Frühstück und Vorteil für mich: Nur 200 Meter vom Nationalarchiv entfernt, sowie Innenstadt zu Fuß zu erreichen.
Nun muss ich erst einmal den verlorenen Tag hereinholen, d.h. schnellstens das Auto besorgen. Ich hatte ½ Jahr vorher fast 14 Tage gebraucht, um in Namibia noch einen Hilux 4x4 zu finden. Auch mein Stamm-Vermieter war vollkommen ausgebucht. Gelandet bin ich dann bei Aloe Car Hire, einer kleinen Autovermietung in Olympia. Da stand dann mein „Wunschfahrzeug“. Leider schon auf den ersten Blick kein geschlossenes Canopy. Ich mag es nicht, wenn man hineinschauen kann, wie viele Koffer dort liegen. Auch kein Doppeltank! Die Übergabe war sehr freundlich und auf Deutsch, aber: Einen Reifen habe ich sofort abgelehnt, der hatte schon auffällig viele kleine Risse. Den habe ich umgehend wechseln lassen, wobei ich gleich einen Kurzlehrgang in Sachen Reifenwechsel machen konnte. Die Radmuttern habe ich alle selbst nochmals nachgezogen, die waren nicht gerade zu fest. Auch sonst war die Bereifung nicht der Hit. Wäre Regenzeit gewesen und hätten Wasserquerungen angestanden, hätte ich das Fahrzeug nicht genommen. Dann noch die Versicherungsbedingung: Auf Gravelroad höchstens 60 km/h, sonst Konventionalstrafe und kein Versicherungsschutz! Ich bin beileibe kein Raser, aber nur 60 km/h z.B. auf einer guten Gravelroad, das ist dann schon gefährlich! Da besteht die Gefahr des Einschlafens am Steuer! Aber ich musste die Kröte schlucken und habe unterschrieben.
Dann habe ich das Auto mit ¾ vollem Tank übernommen und sollte es auch so wieder abgeben. Vorweg: ich bin nicht schneller als …… km/h gefahren, hatte keinen Platten und habe das Auto mit Ausnahme einer kleinen Delle in einer Felge gut wieder zurück gebracht. Und der ¾ volle Tank? Sag mal einem Tankwart: „Mach bitte ¾ voll!“ Der würde vielleicht blöd schauen! Die Tankanzeige zeigte bei Abgabe etwa 1mm weniger als ¾. Also habe ich 100 N$ als Zuzahlung angeboten, der Chef wollte 150, die Chefin war dann mit 100 zufrieden. Den Grund für die kleinlichen Versicherungsbedingungen sah ich dann auf dem Hof stehen. Ein Totalschaden-Hilux 4x4, daneben vier nicht gerade gut gelaunte junge Männer. Die Chefin: „Ihr könnt von Glück sagen, dass ihr noch am Leben seid!“



O.k., dann verstehe ich auch wieder die 60 km/h.
Wir fahren los, tanken und kaufen in einem kleinen Supermarkt in Olympia ein und machen uns schnellstens auf den Weg nach Süden.
Schon mehrfach daran vorbeigefahren, doch dieses Mal stand es auf der Agenda: Die Besichtigung des „Heldenackers“ an der B1 nach Rehoboth. 100 N$ Eintritt für 2 Personen und einem Auto. Wir sind völlig allein auf dem Gelände. Ein monströser Sam Nujoma in beeindruckender (???) Kulisse in wohl bester nordkoreanischer Machart. Was hätte Adolf daran für eine Freude gehabt!




Ob der gute Sam wohl seine Handgranate auf Windhoek wirft? ;)
Nun ja, Namibia besteht nicht nur aus Landschaft und Tieren und die Selbstdarstellung seiner Bewohner - oder besser wohl seiner machthabenden Swapo-Elite - gehört eben auch zum Land. Und im Moment gibt es eben viele, die zwar gerne das Geld von Deutschland nehmen, denen aber Staaten wie China und Nordkorea anscheinend freundschaftlicher verbunden sind.
Wir fahren nach Toilettenbesuch weiter nach Rehoboth. Ich bin ja auf der Suche nach historischen Spuren der deutschen Kolonialvergangenheit hier. Ich finde auch die Pauluskirche. Sie wurde 1908 gebaut und ist heute noch in gutem Zustand und rings umher noch einige kleinere Gebäude in typisch deutschem Kolonialstil.



Am Ortsrand von Rehoboth ist im Norden ein neues Einkaufszentrum entstanden, das keine Wünsche offenlässt. Wer Windhoek schnell entfliehen möchte bekommt hier alles, was er braucht. Ansonsten gibt eine langsame Fahrt durch die Straßen von Rehoboth nichts mehr her, also begeben wir uns zum Lake Oanob Resort, um hier zwei Tage etwas auszuspannen.
Davon morgen dann mehr!
Gruß:
Burschi
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09 Nov 2017 16:24 #496212
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Hallo, da bin ich wieder.
Lake Oanob war das Stichwort. Eigentich dachte ich, hier im Forum waren die meisten schon da, doch beim letzten Rätsel von mir hat es lange gedauert, bis die "Wasserdreiräder" identifiziert waren, mit denen man dort auf dem See fahren kann.

Das Lake Oanob Resort ist eine weitläufige Anlage am Stausee.



Man kann in Chalets übernachten, von denen jeweils vier zusammengebaut sind und die in der Nähe des Seeufers liegen. Die Chalets sind geräumig und zweckmäßig eingerichtet. „Zweckmäßig“ heißt bei mir: Kleiner Schreibtisch zum Schreiben und in gleicher Höhe eine Möglichkeit zum Laden div. Geräte sowie ein Kühlschrank und eine Kofferablage, auf der man den Koffer offen lassen kann. Bei meiner Frau heißt „zweckmäßig“, dass ein Wasserkocher zum Kaffeekochen, Tassen und Kaffee vorhanden sind. :laugh:







Der saubere Pool war leider beim Restaurant, zu dem man etwa einen Kilometer fahren musste. Im Restaurant waren die Speisen sehr gut, besonders die mit „traditioneller Kost“ (Potjie)



Also alles bestens? Nicht ganz, Lake Oanob ist ein recht idyllischer Ort, aber am Wochenende ist es das Freizeitgebiet der Windhoeker. Dann rasen ohne Unterbrechung Schnellboote über den See und Pool und Restaurant sind oftmals Partymeile. Also ich empfehle die Unterkunft von Montag bis Freitag. Aber wer kann es den Windhoekern verdenken, es ist die nächste Möglichkeit mal an ein größeres Gewässer zu fahren. Das nächste wäre der Hardap Dam.
Aber unter der Woche ist es eher ruhig und man kann auch wandern oder an einem Gamedrive teilnehmen oder eben auch eine Bootsfahrt unternehmen.
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09 Nov 2017 16:32 #496214
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Stichwort: Gamedrive:
Überrascht hat mich der Gamedrive, den wir unternommen haben. Es gab erstaunlich viel zu sehen: Eland, Nyala, Springböcke, Black und Blue Wildebeest (Gnu), Oryx, Impala, Blessböcke (darunter ein Albino), Warzenschweine und Rote Zebras! :woohoo: :woohoo:




Wieder eine neue Unterart? :woohoo: Beileibe nicht! Die Zebras haben nur in einer Staubbadewanne gebadet und dabei mit etrwas Puder den Teint aufpoliert. :laugh: :laugh:
Da wir allein mit dem Guide unterwegs waren, war es ein sehr angenehmer und entspannter halber Tag. Schon hier ist mir aufgefallen, dass die „Game Lodges“ zueinander wohl stark in Konkurrenz treten und versuchen durch Zukauf möglichst interessanter Wildarten – mögen sie nun je mal heimisch gewesen sein oder nicht – möglichst viel Interessantes bieten wollen, um die Attraktivität zu erhöhen. Dadurch mag manchmal ein zooartiger Eindruck entstehen. Andererseits verstehe ich natürlich, dass man heute, wenn man nur die heimischen Arten wie Kudu, Oryx, Springbock und Kudu vorzuweisen hat, nur wenig neue Interessenten anlockt.
Mir genügen oft schon die ganz kleinen Tierattraktivitäten:


Bergschmützer


Weißrückenmausvögel beim Frühstück


juveniler Elfenastrild im Morgenlicht


Das letzte ist wohl ein Ölkäfer - genaue Art weiß ich nicht - aber mit der Blume zusammen bietet er ein schönes Farbenspiel.
So, nun könnt ihr euch vorstellen, dass da noch viel mehr dtin iost, z.B. Dreibandregenpfeifer, Flussuferläufer, Weißbrustkormoran, Pelikan, Graureiher usw. usw. ich möchte nicht alle Bilder hier einstellen.
Am Lake Oanob waren wir zwei Nächte.
Morgen geht es dann weiter.
gruß:
Burschi
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10 Nov 2017 07:01 #496281
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Guten Morgen,
dann wollen wir mal weiter fahren. Ich starte gerne am frühen Morgen, sodass ich um die Mittagszeit schon am Ziel bin.
Wir verlassen den Lake Oanob und fahren bei Rehoboth auf die Gravelroad C25. Ein kleiner Schlenker über die D1223 führt uns zum „Hindenburgturm“. Manchmal wird er auch „Bismarckturm“ genannt, doch hat er mit den Verehrungstürmen, die vor oder nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland entstanden sind, nichts zu tun. Er ist das letzte koloniale Bauwerk der Deutschen in Namibia und wurde 1915 als Verteidigungsturm gegen die Rehobother Baster, von denen die Farmer annahmen, dass sie zu den Südafrikanern überlaufen würden, errichtet. Da er etwas abseits der Route in den KTP liegt, fährt kaum jemand an ihm vorbei.


In Uhlenhorst wechseln wir dann auf die C15, die nun im Auobtal entlang führt. Es ist für mich eine der reizvollsten und abwechslungsreichsten Strecken in Namibia. Erster Stopp ist in Hoachanas. Hier suche ich nach der Kirche und finde sie auch etwas abseits der Straße. Es ist eine sehr alte Kirche, die schon 1857, also vor der deutschen Kolonialzeit, von der Rheinischen Mission erbaut wurde. Sie wurde 1901 und 1989 renoviert, doch trotzdem finden heute hier keine Gottesdienste mehr statt, sondern in einem kleinen Bau daneben, der ebenfalls noch aus der Kolonialzeit stammen dürfte. Ein netter Mann von nebenan öffnet uns die Kirche, die im Innern bis auf die zusammengeschobenen Kirchenbänke und einer hölzernen Kanzel völlig leer ist. 1905 waren hier die Verwundeten des bekannten Gefechtes von Groß Nabas (Abteilung Meister gegen die Witboois) untergebracht.


Nach Hoachanas geht es weiter nach Stampriet, hier tanke ich sicherheitshalber mal nach, und am Ortsende strahlt von einem Hügel eine auffallend weiße Kirche. Ich halte wieder. Meine Frau, die sonst in Europa in jede Kirche rein muss, fragt jetzt schon: „Seit wann interessierst du dich für Kirchen?“ Nun, sie gehören eben auch zur Kultur Namibias wie die Tierwelt auch. Diese Kirche ist architektonisch nicht uninteressant und wurde erst 1972 von einem südafrikanischen Architekten errichtet.
Vor der Kirche liegt auf dem Boden eine große Sonnenuhr, die gerade 5 vor 12 Uhr anzeigt. Nun, zu spät ist es für uns nicht, wir haben für die weiteren Reiseabschnitte ausreichend viel Zeit, denn die nächsten fünf Tage werden wir auf der Auob Country Lodge verbringen, die kurz vor Gochas im Auobtal liegt.


Doch vorher halte ich noch einmal für eine weitere Kirche. Es ist die Römisch Katholische Kirche in Witkrans, die ebenfalls neueren Datums ist. Auf dem Gelände befindet sich auch eine größere Schule, in welche die meisten Kinder des Auobtales gehen.


So, keine Angst, das wird jetzt nicht "kirchenlastig". Aber bei vielen Reiseveranstaltern in Europa muss oft auch noch der Letzte kirchliche Rokokoschnörksel besichtigt werden und hier in Namibia fährt man völlig achtlos daran vorbei. Ich möchte einfach mal dazu anregen, von dem schönen Land mehr zu erfassen als nur die Dünen und die Big Five.
Gruß:
Burschi
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Letzte Änderung: 10 Nov 2017 07:03 von Burschi.
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10 Nov 2017 14:11 #496344
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  • Burschi am 08 Nov 2017 06:52
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Hallo,
da es draußen regnet und mir das Grau schon auf die Nerven geht, kann ich gleich weiter fahren in namibischer Oktobersonne. ;) :)
Diese Zeit verbringen wir auf der Auob Country Lodge. An der Lodge fahren sicher viele vorbei, die in den KTP wollen. Sie ist beim Vorbeifahren eigentlich nicht zu übersehen. Sie eignet sich gut als Zwischenübernachtung und scheint bei Reiseveranstaltern schon zum Geheimtipp geworden zu sein.



Wir haben hier fünf Tage verbracht und das gesamte Angebotsspektrum erlebt.
Man wohnt in geräumigen Zimmern, die zweckmäßig eingerichtet sind - man hat natürlich inzwischen auch überall Wlan und die sich dreiseitig um einen großen sauberen Pool gruppieren. Der Pool ist groß und sauber und wird mehrmals am Tag gereinigt.





Einige Zimmer liegen davon abseits und sind etwas dunkel, dafür ruhiger. Wir haben hier einen perfekten Service erlebt, das Managerpaar gibt sich alle erdenkliche Mühe alle Problemchen zu lösen. Mir haben sie bei meiner Arbeit sehr geholfen.
Das Essen ist ausgezeichnet und sehr abwechslungsreich. Wir haben in den fünf Tagen nicht einmal ein gleiches Essen serviert bekommen.
Es werden drei Varianten des Abendessens angeboten:
1. Bei wenigen Gästen wird das Menü am Abend im Restaurant serviert.
2. Bei einer größeren Reisegruppe findet das Essen in der Lappa als Büfett statt; nach dem Essen bietet der Lodgechor noch einige Lieder und Tänze (sehr nett!) Lappa und Innenhof und Pool sind mit vielen Lichtern illuminiert.



3. Auf Wunsch wird bei einer größeren Reisegruppe das Abendessen in den Dünen (1. u. 3. Gang werden serviert, Hauptgang als Büfett) serviert. Man wird bei Dunkelheit mit dem Wagen in die Halbwüste gefahren, wo man durch einen Laternenkorridor zu festlich gedeckten Tischen auf eine Düne geht. Die Tische sind mit Kerzen illuminiert, über allem stahlt der afrikanische Sternenhimmel. Eine tolle einmalige Atmosphäre! Dieses „Event“ muss aber vorher bestellt werden. Ganz ehrlich: Es war ein einmaliges Erlebnis!




Die anwesende Gruppe hätte ruhig etwas kleiner sein dürfen und ich wäre gerne noch ein wenig länger draußen auf der Düne mit einem schönen Weinchen geblieben. :whistle: :whistle:
Anhang:
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Letzte Änderung: 10 Nov 2017 14:16 von Burschi.
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