THEMA: Die Eulenmuckels 2016 in Namibia und Botswana
16 Mär 2017 21:10 #467838
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Tag 35 – Donnerstag, 11. August 2016 – Über Katima zum ehemaligen Mamili

Kalizo-Lodge, Katima Mulilo – Livingstone’s Camp, Nkasa Rupara NP

Heute Morgen ließen wir es ganz langsam angehen. Nachdem die einen Campnachbarn bereits ihren Wohnwagen gepackt hatten, standen wir auf und kochten Kaffee. Mit den vier Birdern von der anderen Nachbarcampsite unterhielten wir uns ein wenig. Die Männer aus Südafrika waren eine ganze Woche hier, nur um Vögel zu entdecken. Sie hatten alle Ankreuzlisten dabei und schon viel gesehen. Leider fuhren sie ebenfalls schon los, so dass wir uns nicht länger austauschen konnten.
Wir frühstückten die letzten Brötchen mit Marmelade und beobachteten lange Zeit Vögel am Flussufer. Graufischer saßen mit frischer Beute im Schnabel auf Ästen über dem Wasser, die Weißstirnspinte kamen aus ihren Bruthöhlen und setzten sich ins Morgenlicht. Streifenschwalben flogen pausenlos umher. Es waren wieder einige Wolken am Himmel, aber die Sonne kam auch immer mal wieder durch.

Gelbsteißbülbül





Graufischer











Weißstirnspinte





kleine Streifenschwalbe



Bindennektarvogel



Schmarotzermilan



Graulärmvogel







Weißbrauenrötel



Eulenmuckel



Malachit-Eisvogel





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16 Mär 2017 21:14 #467839
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Kurz vor zehn Uhr rissen wir uns los und bezahlten. Dann fuhren wir nach Katima Mulilo. Im Pick and Pay Supermarkt wurde gerade renoviert, so dass nur der halbe Markt zur Verfügung stand, aber wir bekamen dort alles, was wir für die letzten Tage zur Selbstversorgung brauchten: Wasser, Gemüse, Boerewors, Kekse, Brot, Brötchen und an der Backwaren-Theke ein paar süße Sachen. Dort gab es viele (quadratische) Nussecken und Nussstriezel. Wir wollen von jedem eines haben. Der engagierte Mitarbeiter suchte Styroporschälchen heraus sowie eine kleine Zange, um die Backwaren darauf zu legen. Dann wurden sie einzeln in Frischhaltefolie eingepackt. Nun fehlten noch die Preisschildchen. Das Problem war, die korrekte Artikelbezeichnung herauszufinden. Schnell war „Nussplunder“ gefunden, ausgedruckt und auf die Nussecke geklebt. Uwe vermutete bereits, dass dies nicht korrekt war, mischte sich aber nicht ein, denn er wollte einfach nur die beiden Teilchen bekommen. Der zweite Artikel war in der Kasse wohl nicht zu finden. Mehrere Mitarbeiter wurden geholt und befragt. Schließlich, also nach ca. fünf Minuten, erbarmte sich die Kollegin, die eigentlich nur Brot einpackte und klebte das Nussplunder-Schild auf den Striezel und druckte ein Nussknacker-Schild aus und klebte es auf die Nussecke. Fertig, noch bevor es dunkel wurde, konnten wir weiter einkaufen. Als wir zwischenzeitlich den Einkaufswagen für zwei Minuten aus den Augen ließen, war er auch schon weg. Wir beeilten uns und durchsuchten hastig den gesamten Supermarkt. Zum Glück konnten wir ihn einer übereifrigen Mitarbeiterin gerade noch aus der Hand reißen, bevor sie unsere Einkäufe wieder in die Regale sortiert hatte. Ein paar Artikel fehlten bereits, und wir mussten ein wenig nachdenken und rätseln, um welche Dinge es sich genau handelte. Die Mitarbeiter in Supermärkten sind wirklich flott. Es ist nun schon das zweite Mal, dass uns so etwas passiert. Da sollten wir bald wohl mal daraus lernen, den Einkaufswagen nicht aus der Hand zu geben.
Leider bekamen wir kein Nutella mehr, nur einen minderwertigen Ersatz. Vom Supermarkt aus ging es zum Tutwa-Cafe, wo wir jeder einen Cheeseburger mit Pommes aßen.



Der Burger schmeckte ganz ausgezeichnet, aber besonders gefielen uns die vielen kleinen gefiederten Freunde. Überall im Garten standen kleine Futterschalen und ein Becken mit Wasser herum. Es zwitscherte und piepste, flatterte und wuselte. Neben Angola-Schmetterlingsfinken, Spatzen und Senegal-Amaranten hüpfte versteckt im Geäst eine Schar kleiner Mannikins umher.





In einem Busch turnte noch ein uns unbekannter Vogel mit einem weißen Kopf herum. Er war fast nicht zu erwischen, aber wir hoffen auf eure Hilfe bei der Bestimmung.



Ruth war ganz aufgeregt und holte den Fotoapparat. Nach dem Essen nutzten wir das kostenlose WLAN und meldeten uns bei der Verwandtschaft und bei Freunden. Danach ging es noch zur Tankstelle, wo wir außer Diesel auch Feuerholz bekamen.



Kurz hinter Katima bogen wir Richtung Südwesten auf die C49 ab. Die Teerstraße war in hervorragendem Zustand, und wir kamen gut voran. Die Strecke führte an vielen Dörfern vorbei, Schulkinder kamen in ihren Uniformen mit lila Hemden gerade vom Unterricht, und die halbe Bevölkerung schien auf den Beinen zu sein.









Uns fiel auf, dass ungewöhnlich viele Radfahrer unterwegs waren. Bei einem Dort hing ein gerade frisch geschlachtetes Tier in Einzelteilen vom Baum.
Nach einer guten Stunde Fahrt bogen wir nach Süden zum Nkasa Rupara Nationalpark ab. Unser Ziel war das Livingstone‘s Camp, das gut ausgeschildert war. Unsere Reservierung war dort zwar nicht bekannt, aber zum Glück gab es ein paar freie Campingplätze. Wir erhielten Nummer 4, einen sehr großen Platz mit eigener Dusche, Toilette, Spüle und überdachter Sitzfläche. Der Campsite ist wirklich luxuriös und hat sogar elektrisches Licht.

Zwergspint



Streifenliest-Paar



Wir blieben nicht lange, sondern fuhren am Nachmittag noch in den Park. Am Office bezahlten wir bei einer Rangerin das Permit, auch bereits für den morgigen Tag.
Der Park liegt sehr einsam, und wir begegneten nur zwei weiteren Safari-Fahrzeugen mit Touristen. Wir sahen Impalas, viele Warzenschweine und drei Hornraben, die Elefantendung auseinandernahmen und kleine Käfer in ihren Schlund warfen.









Da es dieses Jahr nicht viel geregnet hat, ist der Park weitestgehend trocken. Dadurch können fast alle Wege befahren werden. Wir schafften es an diesem Nachmittag nicht, bis zum Linyanti-Fluss zu fahren, sondern mussten vorher umkehren. Immerhin kamen wir bis zu einem kleinen Wasserlauf, bei dem auch ein Hippo stand. Viele Flächen im Park sind vor einiger Zeit verbrannt. Aus der schwarzen, verkohlten Erde sprießt hartes, grünes Gras.



Auf dem Rückweg fuhren wir an einer kleinen Elefantenherde vorbei. Zurück im Camp war zwischenzeitlich der Platz gesäubert und gefegt worden. Außerdem hatten wir Brennholz bekommen.



Wir duschten, machten Feuer und bereiteten das Abendessen. Es gab Möhrengemüse mit Blumenkohl und Broccoli im Potije, dazu Boerewors vom Grill und Grillbrote mit Knoblauchbutter.



Es war super lecker. Besonders schön waren die Abend- und Nachtgeräusche der Umgebung: Mehrere Arten Nachtschwalben stimmten ihre speziellen Rufe an, Scops Owls riefen durch die Dunkelheit, und ein paar Flughunde fiepten. Einer saß sogar ganz nah in einem Baum. Ruth entdeckte ihn schnell.



An der Wand in unserem Häuschen saß ein kleiner Skorpion. Er war vielleicht drei Zentimeter lang. Wir probierten unsere UV-Taschenlampe aus, und er reflektierte tatsächlich hell. Leider fiel er sofort von der Wand ins Waschbecken, und wir mussten eine kleine Rettungsaktion für ihn starten.





Nach dem Essen spülten wir, kochten den Potije aus und lauschten bei angenehmen Temperaturen dem Konzert der Nacht.

Kilometer: 205
Letzte Änderung: 16 Mär 2017 21:16 von Eulenmuckel.
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20 Mär 2017 21:57 #468389
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Tag 36 – Freitag, 12. August 2016 – Pirschfahrt durch den Nkasa Rupara

Livingstone’s Camp, Nkasa Rupara NP

Wir wachten später auf als geplant. Egal, wir standen im Hellen auf, und Uwe wollte Wasser kochen. Nach kurzer Zeit war jedoch die Gasflasche leer. So gab es diesen Morgen keinen Kaffee.
Wir packten zusammen und fuhren in den Nkasa Rupara Park. Da wir bereits gestern das Permit bezahlt hatten, konnten wir nun unmittelbar weiterfahren. Uns kam ein Safari-Fahrzeug entgegen, und die Touristen erzählten uns etwas von ein paar Löwen, die nur wenige Kilometer entfernt im Gebüsch lägen. Wir machten uns keine großen Hoffnungen, die Raubkatzen zu finden, da die Beschreibung sehr vage war. Wie erwartet fanden wir die Löwen nicht, sahen aber einen Kuckuck auf einem Ast direkt neben der Pad.

Kupferschwanzkuckuck



Zunächst fuhren wir immer wieder am Wasser entlang, kamen dann aber an eine Wasserquerung, die wir nicht durchfahren wollten und drehten um. Bald hörte der Kanal auf, und wir überquerten staubtrockene und verbrannte Ebenen. Wir sahen Elefantenherden, Impalas und Letschwes.









Es ging immer weiter Richtung Süden, und wir begegneten keinem anderen Fahrzeug. Als wir die südliche Parkgrenze am Linyanti erreichten, gelangten wir wieder zum Fluss. Dort stand ein einsames Safarifahrzeug ohne Insassen. Vielleicht waren sie zu einem Walk aufgebrochen. Wir entdeckten am Wasser neben anderen Wasservögeln einen Goliathreiher.
Bei einem weiteren Loop zum Fluss sahen wir Hippos, Elefanten und Rötelpelikane.





Dort gefiel es uns sehr, aber es war schon nach Mittag, und wir brauchten dringend eine Pause, so dass wir umdrehten und wieder nach Norden fuhren. Die Strecken waren teilweise sehr ruppig und holperig und deckten sich nicht immer mit den Wegen in unserem GPS. Weite Teile des Parks waren verbrannt und lagen recht trostlos zu beiden Seiten der Spur.



Sobald wir uns wieder dem Wasser näherten und es ein paar trockene Halme als Vegetation gab, sahen wir auch wieder einige Tiere. Impalas und Zebras standen auf der Ebene verteilt.





Die letzten Kilometer fuhren wir zügig und erreichten am frühen Nachmittag wieder das Livingstone‘s Camp. Die Pause war dringend nötig. Während der Fahrt hatten wir lediglich von den Nussteilchen gegessen.
Uwe wollte eigentlich die beiden Gasflaschen tauschen, was aber daran scheiterte, dass zu der einen Flasche der Schlüssel zum Vorhängeschloss fehlte. Was wir auch probierten, das Schloss ließ sich nicht öffnen. Wir hätten es zerstören können, aber wir entschieden uns für die afrikanische Alternative. Wir machten Feuer und erhitzten den Rest Nudeln im Potije. Das Wasser für den Kaffee kochten wir in der Kelly. So ging es auch ohne Gas.



Dann war ein wenig „Hausputz“ angesagt. Ruth versuchte die Autoscheiben so gut es ging von der grauen Staubschicht zu befreien. Dabei wurde sie genau von den beiden Streifenliesten beobachtet.





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20 Mär 2017 22:01 #468390
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Am späten Nachmittag machten wir uns noch einmal in den Park auf. Diesmal wählten wir gleich zu Beginn einen Weg, der weiter östlich nach Süden führte. Wir kamen an einer Elefantenherde vorbei, die gerade im Wasser gewesen sein musste. Die Tiere kamen nass auf uns zu und staubten sich ordentlich ein. Ganze Rüsselladungen Staub warfen sie sich auf den Rücken und unter den Bauch.



Die Landschaft gefiel uns ausgesprochen gut. Das hohe Gras roch würzig und stark. Die Sonne tauchte alles in ihr warmes, intensives Licht. Eine kleine Herde Zebras stand auf einer Ebene und graste.





Am Wasser entdeckte Ruth einen kleinen Malachiteisvogel, weitere Elefanten standen im Gebüsch. Immer wieder sahen wir kleine Herden Kudus, die besonders gerne das Grün auf Termitenhügeln fraßen.





Impalas waren allgegenwärtig, und unzählige Warzenschweinfamilien begegneten uns alle zwei Minuten. Manche kamen gerade aus ihrem Bau heraus.





Frankolinküken



Auf dem Rückweg sahen wir drei Büffel auf der Ebene stehen, die aber leider nicht näher kamen. Als die Sonne bereits unterging, entdeckten wir noch einen Specht. Bei seiner genauen Bestimmung tun wir uns ein wenig schwer, denn die Arten sehen sich doch ziemlich ähnlich. Könnte es vielleicht ein Bennettspecht sein?









Es war bereits kurz nach sechs, als wir den Park verließen und durch tiefe Staublöcher fuhren. Es wäre doch gelacht, wenn Ruth nicht noch einmal die Autoscheiben putzen müsste. Dafür hatte Uwe richtig Spaß.



Im letzten Tageslicht erreichten wir den Campingplatz und klappten das Zelt auf.



Nacheinander gingen wir duschen und machten Feuer. Wir grillten eine weitere Boerewors. Dazu gab es gemischten Salat mit Gurken, Feta und Möhren. Außerdem grillten wir Brote mit Knoblauchbutter.
In den Bäumen über der Campsite rief eine Zwergohreule. Ruth folgte ihrem Ruf und versuchte sie mit der Taschenlampe aufzuspüren. Sie war ziemlich irritiert, da der Ruf mal von der einen, mal von der anderen Seite der Campsite ertönte. Aber so ist das halt mit Vögeln. Sie sind uns in der Luft eben doch ein wenig voraus. Ruth gab nicht auf. Immer wenn sie sich sicher war, die Eule bald gefunden zu haben, ertönte ihr Ruf wieder aus der entgegengesetzten Richtung, und Ruth spazierte mit ihrer Lampe hinterher. Bis sie herausgefunden hatte, dass es sich um zwei Eulen handelte, die ihren Spaß daran hatten, sie zum Narren zu halten, hatte sie schon ein paar Ründchen auf der Campsite zurückgelegt.

Afrikanische Zwergohreule



Wir saßen noch lange draußen, sahen ins Feuer und freuten uns über die Unterhaltung der beiden Eulen. Auf einmal gab es im Baum über uns ein großes Geflatter. Als wir mit der Lampe leuchteten, waren wir uns nicht sicher, ob sich die beiden Eulen gerade gepaart hatten oder ob es sich um einen Revierkampf handelte. Wir konnten auf die Schnelle und im Dunkeln auch nicht erkennen, ob es sich bei den beiden um dieselbe Eulenart handelte oder nicht, denn unmittelbar darauf mischte sich unter den trällernden Ruf der Zwergohreulen auch die Stimme eine Kapkauzes. Auch diesen nächtlichen Besucher hatten wir bald entdeckt. Er saß ganz in der Nähe schräg über uns auf einem Ast.



Später fielen noch ein paar Nachtschwalben in unser Abendkonzert ein. Diese waren allerdings zu weit entfernt, so dass sich Ruth nicht traute, sich im Dunkeln so weit vom Camp zu entfernen. Im Gebüsch reflektierten im Taschenlampenlicht noch ein paar Augen, die wir Antilopen zuordneten.
Das Camp und die Abende, die wir dort verbracht haben, waren wirklich ausgesprochen schön. Obwohl wir keine besonders ausgefallenen Sichtungen hatten, ist uns der Besuch im ehemaligen Mamili-Park in sehr guter Erinnerung geblieben, und wir sind froh, diesmal nicht nur daran vorbeigefahren zu sein.

Kilometer: 106
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03 Apr 2017 22:38 #470011
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Tag 37 – Samstag, 13. August 2016 – Geschichtsstunde

Livingstone’s Camp, Nkasa Rupara NP – Nambwa Campsite

Auch an diesem Morgen wurden wir von unzähligen Vogelstimmen geweckt. Es war ein bisschen kühler geworden, aber gut auszuhalten. Uwe stand zuerst auf und befeuerte den Kelly-Wasserkocher. Wir frühstückten Müsli mit Joghurt und aßen Brötchen mit Nutella-Ersatz :sick: und Marmelade. Der Camp-Besitzer Adolf Waidelich kam vorbei, und wir unterhielten uns sehr nett. Er ist ein älterer Herr, der sein halbes Leben in Afrika verbracht und dementsprechend viel erlebt hat. Seit vielen Jahren ist er ein großer Fan von David Livingstone und betreut auch das – allerdings nur räumlich gesehen – winzige Livingstone Museum. Wir verabredeten uns für eine kleine Führung.
Während wir spülten und unsere Sachen zusammenpackten, sah Ruth weit entfernt auf der Ebene eine Tüpfelhyäne rennen. Außerdem flog ein Geier in die gleiche Richtung. Für uns war das ein sicheres Zeichen dafür, dass es dort etwas Interessantes zu sehen gab. Also beeilten wir uns und fuhren in diese Richtung, fanden aber leider weder die Hyäne noch etwas anderes.
Hinter der schmalen Brücke über den Linyanti war ein Stand, an dem Holzschnitzereien verkauft wurden.



Wir hielten und fragen den Verkäufer nach dem Weg zum Museum. Dann suchten wir uns eine schöne Holzschale aus und verhandelten ein wenig. Der Verkäufer fragte nach alten Schuhen, und Uwe schenkte ihm seine alten Caterpillar-Schuhe, die er schon viele Jahre in Afrika getragen, aber seit einiger Zeit schon nicht mehr benutzt hatte.



Beim Museum wartete Adolf schon auf uns.



Er führte uns in den kleinen Raum, in dem große, handgemalte, wunderschöne Karten an der Wand hingen. Mit so etwas hatten wir nicht gerechnet und waren erst einmal sprachlos.





Allein die Karten waren schon beeindruckend. Aber Adolfs Geschichtsstunde, die er über die spannende Lebensgeschichte von David Livingstone aus dem Ärmel schüttelte, war der Oberknaller. Schnell war klar, dass wir hier an jemanden geraten waren, der voller Leidenschaft sehr anschaulich und ausführlich bis ins letzte Detail sein Interesse so vermitteln konnte, dass wir gespannt an seinen Lippen hingen und begeistert jede Information aufnahmen. Es war nicht eine Sekunde langweilig. Wir erfuhren, dass Livingstone etwa neun Monate an diesem Ort verbracht hatte, verfolgten verschiedene Reisen und vollzogen seine Bemühungen nach, die Menschen zu missionieren. Wir bekamen Informationen zu seiner Familie, seinen Ideen und seinem Tod. Adolf war ein fantastischer Erzähler, und es war ebenfalls interessant zu erfahren, unter welchen Umständen und mit welch großen Anstrengungen er an sein umfassendes Wissen und seine beeindruckende Sammlung gelangt ist. So unterhielten wir uns nach dem Vortrag im Museum noch lange mit ihm.
Adolf engagiert sich nicht nur für das Camp, den Nationalpark und das Museum, sondern auch für die lokale Bevölkerung. Sein aktuelles Projekt sind kleine Gewächshäuser, in denen die Dortbewohner selbst Gemüse anbauen können, ohne dass es von Tieren angefressen wird. Wir waren von allem sehr beeindruckt und machten uns voller neuer Eindrücke deutlich später als geplant auf den Weg. Die Begegnung mit Adolf Waidelich und sein geschichtlicher Vortrag bleiben uns im Nachhinein als eines der eindrücklichsten Erlebnisse im Gedächtnis. Wir wundern uns, dass wir bisher von diesem Geheimtipp noch gar nichts gehört hatten. Er ist wohl tatsächlich noch sehr geheim. Auch Adolf selbst machte kein großes Aufsehen um seine Führung. In nicht viel mehr als einem Nebensatz hatte er am Vortag erwähnt, dass wir ja mal vorbeischauen könnten. Welch ein Glück, dass wir uns diese Zeit genommen hatten, denn sonst hätten wir hier einiges verpasst.
Vorbei an einer Elefantenherde ging es zurück zur Teerstraße Richtung Kongola.
Heute stand nur eine kurze Etappe auf dem Programm. Bei Kongola bogen wir nach Westen ab und erreichten hinter der Brücke über den Kwando den Abzweig zum Nambwa Camp. Beim neuen Park Office bezahlten wir die Gebühr für den Bwabwata Nationalpark. Dann fuhren wir nach Süden parallel zum Fluss. Wir nahmen ein paar Umwege, um immer möglichst nah am Wasser zu fahren. Wir sahen Marabus, Reiher und viele Geier aufsteigen. Ein Waran kletterte an einem Baum hoch. Auf einem Ast über dem Wasser saß ein Giant Kingfisher. Letschwes lagen im Gras.

Marabu



Rotschnabeldrossel





Meckergrasmücke



Wir erreichten das Nambwa Camp, das wir seit dem Bau der Lodge noch nicht besucht hatten. Die Einfahrt zur Campsite befindet sich nun am Ende der Insel. Zunächst war die Rezeption nicht besetzt, und wir liefen ein wenig planlos umher. Dann stellten wir uns einfach auf die freie Nummer 1. Als ein Angestellter kam und die Reservierungen durchsah, stellte sich heraus, dass wir genau den richtigen Stellplatz ausgesucht hatten. Dieser liegt ganz am Rand des Geländes direkt am Fluss unter einem hohen Baum. Es ist ein Jackalberry-Tree, an dessen Stamm eine Feige hochgewachsen ist. Die beiden Bäume sehen sehr eindrucksvoll aus.
Wir machten Picknick mit Obadzda, Gurken, Schinken, Möhren und Frischkäse. Wir genossen die Ruhe und ließen es uns schmecken.

Letzte Änderung: 04 Apr 2017 08:03 von Eulenmuckel.
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03 Apr 2017 22:40 #470012
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Nachdem wir noch ein paar Vögeln hinterher gepirscht waren, brachen wir zu einem nachmittäglichen Gamedrive auf.

Senegal-Amarant



Schneeballwürger





Hartlaub's babbler



Rotscheitel-Cistensänger (rattling cisticola)



Eigentlich wollten wir bis zum Horseshoe fahren, aber wir kamen nicht weit. Immer wieder kreuzten große Elefantenherden unseren Weg, und wir mussten abwarten oder ein wenig zurückfahren. Schließlich ging es überhaupt nicht mehr weiter, denn mehrere Herden blockierten die Fahrspur. Hatte sich ein Elefant ein wenig zur Seite bewegt, rückte sofort der nächste nach. Es war ein Kommen und Gehen, und der Strom an Dickhäutern riss einfach nicht ab. Es waren mehrere große Herden, zusammen bestimmt über zweihundert Tiere. Fasziniert beobachteten wir das Gewusel und drehten wieder um, als uns einige Tiere zu nah kamen.









Kurz vor Sonnenuntergang hielten wir an einem Busch und fotografierten Vögel.

Trauerdrongo







Auf der Campsite klappten wir das Zelt auf und gingen duschen. Anschließend machten wir zwar ein Feuer, aber auf Abendessen hatten wir gar keinen Hunger. Also verschoben wir die Pizza auf morgen und sahen nur so noch ein wenig in die Flammen. Unmittelbar neben dem Stellplatz raschelte es im hohen Gras. Was hatte sich da denn unbemerkt angeschlichen? Immer wieder leuchteten wir mit der Taschenlampe. Den Geräuschen nach zu urteilen tippten wir auf ein kleines Tier. Ruth lief dem Klopfgeräusch ein wenig hinterher, traute sich im Dunkeln aber auch nicht, weiter im teils hüfthohen Gras umher zu laufen. Mit dem ausgefahrenen Einbeinstativ teilte sie die hohen Grashalme an der Stelle, an der sie den Klopfer vermutete und sah – nichts. Es war zum verrückt werden. Das Tierchen saß keine zwei Meter von uns entfernt und raschelte und klopfte, aber wir konnten in den dichten Halmen rein gar nichts erkennen. Obwohl Ruths Ehrgeiz herauszufinden, um was es sich hier handelte, geweckt war, gab sie nach zig erfolglosen Versuchen schließlich auf. Wir entschieden uns schlussendlich einfach dafür, dass uns wohl eine Buschratte so lange an der Nase herumgeführt hatte. Im Fluss grunzten Hippos, und eines schnaufte und platschte in unmittelbarer Nähe. Als es kühler wurde, gingen wir ins Zelt.

Kilometer: 114
Letzte Änderung: 12 Apr 2017 13:29 von Eulenmuckel.
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