THEMA: Kavango, Kwando, Kalahari
10 Mai 2016 20:08 #430751
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02. Februar :

Heute haben wir nicht allzu viel Strecke zu machen, so lassen wir den Morgen ganz gemütlich angehen. Schon früh morgens hat es 25 Grad, sieht demnach nach einem weiteren heissen Tag aus.
Dafür also hätten wir kein Feuer mehr gebraucht, aber da wir ja gaslos sind, reaktivieren wir die Restglut und bereiten unseren Kaffe zu.
Dann packen wir unseren Krempel ein, und kurz nach 8.00 Uhr rumpeln wir langsam die D 854 Richtung Büllsport entlang. Es ist ziemlich bewölkt, tolle Fotos der Naukluft- Berge entstehen deshalb keine, aber ein paar Greife, die die Masten als Ansitzwarte nutzen, nehmen wir trotzdem mit.


Schlangenadler


Kampfadler

Wir finden einen Trupp Mousebirds, aber die verstehen es perfekt, sich hinter ein paar unscheinbar kleinen Ästchen zu verstecken. Nie sitzt einer frei.


White-backed Mousebird


Bokmakierie, der lauthals sein Lied trällert.

Wir passieren den Abdreh zum Naukluft NP, und kurz überlegen wir, ob wir den schönen Olive Trail laufen sollen, aber wegen den mittlerweile schon wieder knapp 40 Grad verwerfen wir diesen Gedanken ganz schnell wieder.
Bei Büllsport hat es wieder einen Zwergfalken, der seine Beute in einem Dornbusch kröpft. Ein grosses Wasserloch dient vier verschiedenen Schwalben- und drei Seglerarten als Trinkgelegenheit.
Wir biegen ab auf die Strasse Richtung Solitaire, die sich landschaftlich sehr schön zwischen den Bergen durchwindet. Diese Route habe ich gewählt, um vielleicht noch die Felsenadler ins Portefolio zu bekommen. Und wir haben Glück. Neben zwei Habichtsadlern finden wir tatsächlich erst einen jüngeren, noch braunen, später dann zwei adulte, tief schwarze Felsenadler über einem Berg kreisend, leider etwas weit weg.
Dann wird die Landschaft wieder offener, und die C 14 leitet uns nach Solitaire, wo wir eine Pause einlegen und in Moose´s Bakery einen Tee und dazu einen Muffin zu uns nehmen.
Ein Blick auf die Tafel am Shop, wo die Regenmengen der letzten Jahre aufgeschrieben stehen, zeigt, dass diese Ecke hier bislang noch überhaupt keinen nennenswerten Niederschlag gesehen hat. Und so sieht die Landschaft auch aus. Trocken, verbrannt, das Gras bis auf die Wurzeln abgeweidet.
Weiter geht es auf der C 14, die gerade frisch gegradet wird und sich deshalb halbseitig schon in bestem Zustand befindet.
Dann nehmen wir den Abdreh auf die D 1275 und erreichen schon bald unser Tagesziel Camp Gecko.
Wieder sind wir die einzigen Gäste, und wir können uns unseren Platz frei wählen.
Es ist wieder brüllheiss, wie am Vortag zeigt das Thermometer 44 Grad. Wir setzen uns unters Schattendach, trinken kalte Säfte und lassen den Blick weit über die vor uns liegende Namib- Wüste schweifen.
Dann gehen wir das kurze Stück den Hang hinab und zurück zur Farm, wo wir uns längere Zeit in den herrlich erfrischenden Pool legen, bis unsere Haut ganz schrumpelig ist. Dann sitzen wir eine Weile mit René zusammen und schnacken über den ausbleibenden Regen und seine Messer, die er aus Damaszenerstahl in Handarbeit fertigt. Schöne Stücke, aber nichts für meinen Geldbeutel.
Langsam wird das Nachmittagslicht weicher und die Temperatur dank einer frischen Brise erträglich, und so widmen wir uns den Vögeln, die hier rund um unseren Platz zu finden sind.


White-throated Canary-Weißkehlgirlitz


Black-chested Prinia-Brustbandprinie


Dusky Sunbird-Rußnektarvogel. Immer schön im Dickicht, immer schön im Schatten. Grrr.


zum Abschluss noch als Scherenschnitt gegen die tiefer stehende Sonne.




weit reicht der Blick über die Wüste


Ashy Tit, wir nennen sie a shy tit. Aschenmeise.


die allerletzten Sonnenstrahlen des Tages beleuchten den Weißkehlgirlitz, dann verschwindet die Sonne hinter den Bergen.

Wir machen mit dem für den Donkey bereit liegenden Holz ein Feuer und kochen unser letztes Abendessen. Da wir heute keine Lust auf Boerewors haben, kommt Andreas auf die geniale Idee und pellt die Wurst aus der Haut. Mit viel Zwiebeln, Paprika, Tomaten, Karotten, einer Dose Pilzen, viel Knoblauch und eben dem Hackfleisch machen wir eine deftige rote Soße zu unseren Nudeln. Da es ja unser letztes Menue sein wird, sind wir entsprechend grosszügig mit den verwendeten Mengen, auch, um die Vorräte zu dezimieren.
Zum Abschluss öffnen wir die letzte Dose Pfirsiche, und dann sind wir pappsatt. Bis das Feuer erlischt, sitzen wir und starren in die Weite und in den Sternenhimmel.


letztes Licht am letzten Abend.

Es folgt noch eine kalte Dusche, da das Holz ja zweckentfremdet schon verbrannt ist. Wir hätten aber sowieso diesen heissen Tag nicht auch noch heiss duschen wollen, und sind für die Abkühlung dankbar.

Bevor es uns zu sentimental wegen des nun direkt vor uns stehenden Endes unserer rundherum gelungenen Reise wird, verkriechen wir uns in die Zelte.

Der nächste Tag sieht uns auf der Pad zurück nach Windhoek, bietet aber sowohl ornithologisch wie landschaftlich noch ein paar Leckerlies.

Bis dahin,
liebe Grüsse,
Matthias
Letzte Änderung: 10 Mai 2016 20:36 von fotomatte.
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11 Mai 2016 20:13 #430857
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03. Februar :

Früh morgens ist es ziemlich bewölkt, im Osten über den Bergen hat es nachts ein Wetterleuchten gegeben, aber geregnet hat es nicht. Wieder nicht.
Trotz der Bewölkung hat es hier, so bergnah, abgekühlt. Es ist deutlich frischer als die letzten Tage.
Wir lassen alles etwas gemütlicher angehen, und neben dem Frühstück fotografieren wir wieder ein paar der lokalen Federtiere. Man könnte auch sagen, wir versuchen den Zeitpunkt unserer unweigerlich bevor stehenden Abfahrt immer noch ein bisschen weiter rauszuzögern.


diesen Ausblick hat man vom Freiluftklo, wahrlich "a loo with a view". Dazu höre ich balzende Rüppeltrappen und wiehernde Bergzebras unten in der Ebene. Sehen kann ich sie nicht, denn wer nimmt schon das Fernglas mit aufs Klo?


eine halbe Stunde später setzt sich doch die Sonne wieder durch.


Mountain Chat-Bergschmätzer-Männchen


Red-eyed Bulbul-Maskenbülbül


Fiscal Shrike ( Western Race )-Fiskalwürger


Acacia Pied Barbet-Rotstirnbartvogel


gegen 9.00 Uhr schiesse ich das letzte Vogelbild für heute, nein, für diese Reise: nochmals der immer zutraulicher werdende Bergschmätzer.

Dann verlassen wir unseren luftigen Übernachtungsplatz. Hier hat es uns sehr gut gefallen.
Beim Haupthaus verabschieden wir uns von René, und den Arbeitern überreichen wir unsere übrig gebliebenen Lebensmittel.
Kaum zurück auf der Strasse, balzen hier mitten auf Selbiger zwei Rüppeltrappen. Da es voll gegenlichtig ist, begnüge ich mich mit Beobachten.
Dann steigt die Strasse an, und wir fahren den Spreetshoogte Pass hinauf. Mittlerweile ist es wärmer geworden, und in der beginnenden Thermik sehen wir einen europäischen Wespenbussard kreisen.
Als wir um eine der engen Kurven kommen, sitzt auf einem Telegrafenmasten, der abhangs steht, quasi auf unserer Augenhöhe, ein Felsenadler. Es sind nur gute zehn Meter bis zu dem Tier, und er scheint zu überlegen, ob ihm das was ausmacht oder nicht. Er entscheidet sich dann aber doch, Luft unter die Schwingen zu nehmen und segelt in engen Kurven immer höher davon.Leider ging das Alles zu schnell für uns, und so gibt es keine Bilder, aber das Erlebnis war top.

Oben auf dem Pass halten wir, machen die letzten Fotos und glasen nochmals über das weite Land. Weit entfernt segeln zwei weitere Felsenadler. Wir sind happy.


Blick vom Spreetshoogte Pass nach Westen.

Dann fahren wir via D1261 und D1265 beständig auf Windhoek zu. Eine Pause unter einem schattenspendenden Baum nutzen wir, um unseren letzten Joghurt und die letzte Dose Ananas zu verspeisen, und über den Kupferberg Pass erreichen wir gegen Mittag die Hauptstadt. Wir fahren direkt nach Klein-Windhoek, um ein paar Sachen einzukaufen. Leider gibt es kein Rauchfleisch bei Biltong-and-bites.
Dann suchen wir einen Carwash, den wir dank Navi ohne Probleme finden, und hier lassen wir das Auto für 150.- Nam$ wieder auf Hochglanz bringen, denn der anghängliche Dreck aus dem Moremi ist bis hierher mitgefahren.
Wir tanken voll, und dann verlassen wir die ungewohnt hektische Stadt in Richtung Flughafen.
Bei unserem Vermieter werden wir freudig begrüsst, und noch freudiger zeigt sich Vincent über das blitzblanke und ohne Macken zurück gebrachte Auto. Denn das ist nicht selbstverständlich, wie er mit einer Handbewegung auf einen Suzuki Jimny zeigt, der gestern aus der Etosha zurück gebracht wurde. Mit Totalschaden. Wenige Monate alt, kaum der Rede wert die gefahrenen Kilometer. Nun nur noch ein Haufen Schrott.
Während wir unsere Taschen ausräumen, erfolgt parallel schon der Check des Fahrzeugs, ohne Beanstandung.
Kim gibt den Selbstbehalt wieder frei, und wir trinken ein Bierchen, bis unser Shuttle zum Flughafen kommt.
Dann heisst es Abschied nehmen.

Am Airport geben wir unsere Taschen auf, und dann sitzen wir noch eine ganze Weile draussen und schauen den Vögeln zu. Hier bekommen wir auch den letzten Neuen für die Liste, irgend ein Webervogel, ich weiss nicht mehr welcher.
Und schlussendlich landen wir bei dreihundertzweiundzwanzig Arten, die wir zweifelsfrei bestimmt haben. Dazu kommen noch ein paar ziemlich sichere Kandidaten sowie einige Wahrscheinliche obendrauf. Wir sind mehr als zufrieden mit unserer Ausbeute.
Dann gehen wir ins Restaurant, essen einen Burger mit Fritten, trinken ein Bier dazu und als Abschluss noch einen Kaffee.
Irgendwann hat das leidige Warten ein Ende, und wir können über das Rollfeld zur Maschine gehen. Ein letztes mal schnuppern wir die warme, würzige Luft, dann nehmen wir in der Blechhülse Platz. Wenigstens haben wir wieder Plätze am Notausgang bekommen.

Der Rest ist wie immer und nicht der weiteren Rede wert. Wir landen pünktlich, in Deutschland ist es trüb, grau, dunkel, kalt, kurz: zum Abgewöhnen.
Mit dem Zug fahre ich nach Hause, und hier liegt Schnee. Was für ein Kontrast.


Das also war der Bericht meiner diesjährigen Afrika-Orni-Tour, die mir, ich glaube man konnte es herauslesen, mehr als nur Gefallen hat. Nein, ich war begeistert.
Und der Ausblick? Mit ein paar sehr bekannten und ebenso vogelnärrischen Fomis zeichnet sich eine Orni-Special-Tour für den Sommer 2017 ab. Und das ist gleichzeitig der Haken daran. Denn ich spreche von unserem Sommer, also der kalten Jahreszeit, und nicht meiner so geliebten Regenzeit. Nun, wir werden sehen. Ich freue mich jedenfalls sehr auf diese schöne Runde durch Namibia und Botswana.

Es wird noch ein Fazit geben, aber der Bericht ist hier zu Ende.
Ich bedanke mich für alle Kommentare, Klicks und PMs und freue mich, wenn der Eine oder die Andere etwas Kurzweil beim Lesen gefunden hat.

Viele Grüsse,
Matthias
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11 Mai 2016 20:34 #430858
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:woohoo: Huch, das Ende kam jetzt aber irgendwie sehr schnell..... :blink:

fotomatte schrieb:
Man könnte auch sagen, wir versuchen den Zeitpunkt unserer unweigerlich bevor stehenden Abfahrt immer noch ein bisschen weiter rauszuzögern.
Ohhh, ich glaube dieses Verhalten kennen hier ganz viele - ich kann's zumindest gut nachvollziehen :(

Und schlussendlich landen wir bei dreihundertzweiundzwanzig Arten, die wir zweifelsfrei bestimmt haben.
Echt jetzt???? Oh Mann, da bin ich echt ein Waisenmädchen daneben :blush:

Und der Ausblick? Mit ein paar sehr bekannten und ebenso vogelnärrischen Fomis zeichnet sich eine Orni-Special-Tour für den Sommer 2017 ab. Und das ist gleichzeitig der Haken daran. Denn ich spreche von unserem Sommer, also der kalten Jahreszeit, und nicht meiner so geliebten Regenzeit. Nun, wir werden sehen.
Matte, ich sag nur TU!!!! :laugh: :P :whistle:

Ich freue mich jedenfalls sehr auf diese schöne Runde durch Namibia und Botswana.
Da bisch ned alloi ;) !


Freu mich auch noch aufs Fazit - ansonsten hier schon mal ein dickes fettes Dankeschön für deinen mal wieder sehr interessanten und auch lehrreichen Bericht! Weiter so ;)

Liebes Grüßle von Bele
Letzte Änderung: 11 Mai 2016 20:36 von Champagner.
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12 Mai 2016 08:49 #430882
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  • Applegreen am 12 Mai 2016 08:49
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Guten Morgen Matthias,

vielen Dank für den interessanten Reisebericht und die Tour in eine mir noch unbekannte Gegend und Vogelwelt :)

Ich bin gerne bei Dir mitgefahren und freue mich jetzt schon auf den Bericht der "Orni-Special-Tour" im Sommer 2017 B)

Liebe Grüße

Sabine
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12 Mai 2016 09:26 #430883
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  • ANNICK am 12 Mai 2016 09:26
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Coucou Matthias,

Danke für's Mitnehmen. B)

Ueber Vögel weiss ich ein bisschen mehr Bescheid. Ist aber nicht unbedingt my cup of tea. Gebe mir viel Mühe aber irgendwie wollen diese Viecher nicht in mein Gedächtnis bleiben..... :whistle:

Kannst du mir ein gutes Bestimmungsbuch über Vögel empfehlen? :) Habe mich endlich entschlossen Eins zu kaufen. :lol:

Es grüsst
Annick
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12 Mai 2016 09:39 #430885
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  • freshy am 12 Mai 2016 09:39
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322 Federlinge! Ich wusste gar nicht, dass es so viele gibt. ;)
Danke, Matthias, für diese Biologiestunde, sie war sehr kurzweilig. :) Meinem Raubadler werde ich jetzt die richtige Unterschrift verpassen. Bei meiner Bestimmungsanfrage gab es nämlich unterschiedliche Meinungen :unsure: .
Ein sonniges Pfingstfest wünscht dir trotz der anderslautenden Vorhersagen,
freshy
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